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Der Waldläufer Nousagi

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen
hier ist nun da zweite Kapitel unseres lieben Nousagis..
Er hat es wirklich nicht leicht, doch lest selbst :-)
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen

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Apfel

Kapitel 2
 

Als sich der dichte Schleier meiner Bewusstlosigkeit langsam öffnete, konnte ich meiner Umwelt, zunächst nur lauschen. Mein Kopf war so voller Schmerz, dass ich es kaum beschreiben konnte. Wie in einem Schraubstock eingezwängt, brannten die Wunden an meiner Stirn und meinen Augen. Keuchend versuchte ich mich irgendwie zu bewegen, doch es war einfach nicht möglich. Vielleicht sollte ich einfach hier liegen und auf den Tod warten. Warum hatte er mich nicht sofort heimgesucht? Warum musste ich so sehnlichst und fast bittend darauf warten?
 

„Oh man! Auch dieses Haus ist völlig zerstört.“, Hörte ich eine männliche tiefe Stimme unweit von mir. Ob das die Banditen waren, die uns alle überfallen hatten? Waren sie zurückgekommen, um nachzusehen ob wir auch wirklich tot waren?
 

Schweigend stellte ich mich einfach tot, konnte mich ja eh kaum bewegen, so eingezwängt unter dem ehemaligen Dach dieses Hauses, welches ich mein Zuhause nannte.
 

„Zieht die Leichen heraus und begrabt sie wie die anderen“, sprach nun eine andere männliche Stimme und ich hörte wie sich Schritte näherten. Polternd gingen einige Dinge zu Boden oder wurden schleifend über diesen gezogen, bis die Schritte genau neben mir endeten. Sahen sie etwa das Elend, welches ich nun war? Ein Häufchen elend in Form eines Kindes, welches hier eingeklemmt und totgeglaubt lag?
 

Die Person hob den Balken an, unter dem ich gemeinsam mit meiner Mutter lag und warf ihn zur Seite. Krachend barsten die Überreste, auf dem er aufkam. „Hier liegen ein Weib und ihr halbwüchsiger“, gab er seine Beobachtung kund. Seine Hände ergriffen meine schmerzende Haut und als er an meinen Armen zog, entglitt mir ein schmerzerfülltes keuchen. Sofort wurde ich in einem einzigen Ruck hinaufgezogen und dicht an den Körper des Mannes gezogen. „Der Bursche lebt noch“, brummte der Mann und sein stinkender Atem traf meine empfindliche Nase.
 

„Das Weib ist tot. Wahrscheinlich schon vor dem Feuer gestorben“, vernahm ich nun noch eine dritte stimme, welche ich direkt an meiner Mutter wahrnahm. „Nicht!“, keuchte ich mit aller Kraft und wurde mit einem Lachen bedacht. Ohne ein weiteres Wort, wurde ich hinausgebracht und in den Dreck geworfen. Meine Krallen bildeten kleine Furchen in der Erde, als ich sie hindurchfahren lies. Das man solch starke Schmerzen überhaupt fühlen konnte, war mir niemals auch nur in den Sinn gekommen. Warum war das alles nur passiert!?
 

„Seine Wunden sehen schlimm aus“, sprach es neben meinem Ohr und ich spürte wie eine winzige Person auf meiner verbrannten Haut auf und ab sprang. Knurrend gab ich ihm zu verstehen, mich in Ruhe zu lassen. Die Person verschwand und langsam auch mein Bewusstsein. Vernebelt hörte ich das scharren in der Erde und erst als ich einen dumpfen laut vernahm, so als wenn jemand einen Körper auf den Boden warf, öffnete ich wieder meine Augen.
 

Meine Wunden rissen dabei wieder auf und nahmen mir fast gänzlich die Sicht. Ein Mann, der in eine schwarze Rüstung gekleidet war und ein Schwert an seiner Hüfte trug, schob gerade den restlichen Haufen Erde auf das Loch, indem wohl meine Mutter nun ruhte. Ironischer Weise lag es unweit von dem Grab meines Vaters. Ob sie es wohl bemerkt hatten und eins und eins zusammengezählt hatten?
 

Hinter dem Mann, erblickte ich noch eine weitere Person. Das musste wohl die zweite Person sein, die, die dem Befehl zur Beerdigung gab. Sein Haupt glänzte in der aufgehenden Sonne, wie die Sonne selbst. Gleißend stach das silberne Haar in meinen Augen, die ohnehin so sehr schmerzen, dass ich sie bald schließen musste. Doch ich wollte meine Beobachtung noch etwas fortführen und glitt zu dem Gesicht des Mannes, der eine noch prächtigere Rüstung trug wie der erste und ich sah die blauen Yokaimahle und goldenen Augen. Ob er wohl sein Herr war? Zumindest sah er sehr erhaben aus und starrte in den anliegenden Wald, anstatt dem Totengräber dabei zuzusehen, wie er die Erde fest trat.
 

Wieder vernahm ich die dritte Stimme und sah in der Ferne nur einen schwarzen Punkt, welcher auf der breiten Schulter dieses Yokai herumhüpfte. „Was passiert jetzt mit dem Burschen, Oyakata-Sama?“, fragte er und ich schloss nun endgültig, gepeinigt durch den Schmerz, meine Augen. „Er ist vollkommen ungeeignet um rekrutiert zu werden. Vielleicht sogar blind, bei diesen Verletzungen“, hörte ich den Gräber sagen, gefolgt von dem klappern der beiden Rüstungen, welche ich zuvor etwas mustern konnte. Die beiden Personen setzen sich wohl in Bewegung und würden mich hier zurücklassen. Sollten sie nur. Sobald die Wunden geheilt waren, würde ich mich schon selbst versorgen können.
 


 

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnen konnte, bemerkte ich den starken Regen der sich über meinem Körper ergoss. Ich war schon komplett durchnässt und spürte wie sich die einzelnen Tropfen ihren Weg über meine Haut bahnten. Flatternd schlug ich die Augen auf und blinzelte kurz, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Mit aller Kraft schob ich die Hände nah an meine Brust und stemmte mich schmerzerfüllt auf.
 

Zischend presste ich die Luft durch meine zusammengebissenen Zähne und schaffte es, mich auf die Knie zu setzen. Völlig außer Atem verweilte ich erst einmal so und der Schwindel erfasste immer wieder kurz meinen Geist. Ich musste unheimlich viel Blut verloren haben und auch jetzt flossen an manchen Stellen noch immer warme Bächlein aus meinen Wunden. Nachdem ich mich einigermaßen gefasst hatte, kroch ich über den nassen und matschigen Boden zu der Stelle, an der dieser Mann meine Mutter begraben hatte.
 

Ich legte meine Handflächen flach auf den durchnässten Boden. „Mutter“, hauchte ich und Tränen brachen sich durch meine Augen auf meine Wangen. Wie dumm war ich nur gewesen, sie ganz allein in der Hütte zu lassen. Ich hätte bei ihr bleiben müssen, sie schützen müssen. So wie ich es Vater versprochen hatte. Ich war schwach.
 

Unzählige Bilder, derjenigen die mich immerzu so beschimpft hatten. Die, die mich wie einen Aussätzigen behandelten und ausgegrenzt hatten. All diejenigen die mich verspottet hatten und auch meine Mutter damit belasteten. All diese Personen tauchten vor meinen inneren Augen auf und ehe ich mich versah, wuchs meine Wut über diese Schwäche. Diese Schwäche, mit der sie alle recht gehabt hatten. Ich war schwach und würde es immer bleiben.
 

Die Wut wuchs ins unermessliche und mein Körper begann zu kochen. Knurrende laute entflohen meiner Kehle und mein Körper veränderte sich. Meine Hände wurden zu krallenbesetzten Pfoten. Mein Körper krümmte sich und ich wurde zu dem, was meine Natur war. Ohne jeglichen Geist lief ich los und irrte ziellos umher.
 

Ich weiß nicht genau, wie lange es war. Ob es Tage, Monde oder sogar Jahre waren, doch ich wurde zu einer Plage für alle, die mir über den Weg liefen. Nicht das ich je jemanden etwas antat, doch meine Erscheinung war so furchteinflößend, dass sie alle davonliefen.
 

Als ich einmal an einen Fluss vorbeikam um zu trinken, erblickte ich selbst mein Gesicht. Der Hund der mir da entgegenblickte, mit seinem schwarzen Fell und den bronzenen Augen, war fürchterlich entstellt. Eine riesige Narbe zog sich über die gesamte Stirn, fast bis hinunter zu den Augen. Fiepend lies ich mich ins Gras sinken und leckte mir die letzten Tropfen vom Maul. Was war nur aus mir geworden? Alle Wunden waren verheilt, nur diese eine Narbe war geblieben. War das meine Strafe für die Unfähigkeit, meine Mutter zu schützen? Ich wusste es nicht, doch ich begann damit zu leben. Vor allem auch deshalb, weil ich es nicht mehr ändern konnte.
 


 

~
 


 

An einem heißen Sommertag schaffte ich es seit langem, mich zurück zu verwandeln. Dieser Akt passierte meist unwillkürlich und wenn es passierte, fiel ich meistens in eine Art Ohnmacht. Wenn ich dann erwachte, lief ich sofort ins nächste Dorf. Da ich als Hund nichts anbauen konnte, hatte ich nichts um mir etwas zu verdienen. Also stand wie immer in diesen Situationen, klauen auf dem Plan.
 

Ich schämte mich dafür, gerade weil Mutter mich dafür verachten würde, doch es blieb mir nichts anderes übrig. Als Hund jagte ich mir wild, welches im Wald lebte, doch durch den großen massigen Körper verwertete ich diese Mahlzeiten immer komplett.
 

Nun saß ich also hier, zwischen zwei Häusern und beobachtete den Markt. Dieses Dorf war eines der größeren, hatte sogar mehrere Wege und es herrschte ein reges Treiben. Es galt als Handelsplatz und somit bot sich mir hier eine große Auswahl an Lebensmitteln. Gierig lief mir das Wasser im Mund zusammen, als ich die verschiedenen Früchte sah.
 

Ich musste allerdings Vorsicht walten lassen. War ich doch schon öfter hier gewesen und hatte für einiges Aufsehen gesorgt. Hätte ich gewusst, dass ich längst unter Beobachtung stand, dann wäre ich wahrscheinlich weit weggelaufen. Weit weit weg.
 

Doch ich wusste es nicht und so plante ich, wie ich mich wohl an die glänzenden reifen Früchte wagen konnte. Ich musste schnell sein, sehr schnell. Und so setze ich mich leicht in die Hocke, um mich bestmöglich abzustoßen. Kurz ging ich noch einmal in mich und Atmete ruhig aus. Im nächsten Moment presste ich mich vom Boden weg und lief in unsagbarer Geschwindigkeit auf den Marktstand zu, griff mir einen Apfel und lief zurück in mein Versteck.
 

Ohne lange zu warten, biss ich in den roten saftigen Apfel und genoss den süßen Geschmack. „Hmmm“, stöhnte ich und biss noch einmal ab. Schnell war alles Fruchtfleisch abgenagt. Mein Magen war aber noch immer nicht gefüllt und knurrte jetzt nur noch mehr. Ich müsste mir noch einen holen, was riskant war, denn es würde sicherlich auffallen. Bei einem sagte niemand etwas, doch bei zwei oder mehr, fiel es einfach auf, dass der Haufen des Händlers weniger wurde, obwohl niemand etwas kaufte. Sollte ich es also tun? Oder lieber hungrig versuchen etwas anderes zu fangen?
 

Ich war, seit der letzten zurück-Verwandlung, wirklich gewachsen, stellte ich in diesem Moment fest. War schon fast ein Mann in heiratsfähigem Alter. Wenn sie mich also erwischten, würden die Kulleraugen eines Kindes nicht mehr ziehen. Also, was tun?
 

„Was überlegst du so lange, Bursche?“ sprach mich eine Stimme an, welche von oben zu mir sprach. Zögernd sah ich hinauf und wurde von dem gleißenden Licht der Mittagsonne geblendet. Dort saß jemand auf dem Dach und sah, emotionslos und desinteressiert zum Markt hinunter. Warum sprach er mich überhaupt an?
 

Ich warf den Apfelrest in eine Ecke und wollte mich davon machen. „Los, hol dir noch einen“, befahl die Stimme des Mannes auf dem Dache und ich sah verwirrt hinauf. Irgendwie kam mir seine Stimme bekannt vor. Mein Geist spielte mir sicher einen Streich. „Warum sollte ich eure Befehle befolgen?“, fragte ich und hörte meine Stimme seit Jahren das erste Mal wieder sprechen. Sie war tiefer und die eines Mannes ähnlicher geworden.
 

„Ja warum solltest du“, bekam ich Antwort und hörte wie sich der Mann erhob und über das Dach in die andere Richtung schlenderte. Mein Beobachter war also fort und würde keine Gefahr mehr darstellen, oder? Mein Magen knurrte noch einmal heftig und mein Entschluss, es sein zu lassen, schwand. Somit stellte ich mich nochmal in Position und visierte den Stand an. Schneller als zuvor, lief ich an ihm vorbei, schnappte mir ein paar Äpfel auf einmal und lief weiter. Leider entglitt mir einer und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich.
 

„Da ist er wieder!“ rief einer der Männer und weitere rufe folgten. In Panik lief ich los und wollte in den Wald, übersah dabei allerdings den Mann, der sich vor mir abstellte und seine Hand ausstreckte. Ich versuchte auszuweichen und wollte über ihn hinwegspringen. Dabei packte er meinen Fuß und riss mich zu Boden. Hart knallte ich auf den trockenen Boden und spürte meine Rippen brechen. Die Luft entwich schlagartig aus meinen Lungen und ich japste nach Luft.
 

„Ich habe ihn Oyakata-sama“, hörte ich die Person sagen und erkannte auch diese Stimme, sowie die höfliche Anrede wieder. Das waren die Männer, die mich damals aus meinem verbannten zuhause zogen. Er war der Gräber und der Mann auf dem Dach, musste der Anführer sein.
 

Ich rappelte mich auf und spürte im nächsten Moment einen harten Tritt in meinen Rücken. „Schön hier geblieben Bürschchen“, befahl er mit ekligem Ton und lies sich schlussendlich komplett auf mir nieder.
 

„Runter von mir“, zischte ich und versuchte mich hinaus zu winden. Der Mann war allerdings sehr schwer, was wohl an der wuchtigen Rüstung lag, die der ähnelte die er bei unserer ersten Begegnung getragen hatte. Als ich kurz verschnaufte, um mir einen Plan zu machen, wie ich aus dieser misslichen Lage fliehen könnte, traten zwei paar schwarze Schuhe direkt vor mich.
 

Ich hielt die Luft an und hob langsam meine Augen, um denjenigen anzusehen, den ich damals gemustert hatte. Die blauen Yokaimahle auf jeder Wange und das Gold in seinen strengen Augen, stachen mir direkt in die Augen. Er trug einen hochwertigen Suikan und an seiner Rüstung war ein prächtiger Pelz angebracht, der sich über den Rücken, bis hinab zum Boden erstreckte. Dieser Mann war ohne Zweifel von hohem Rang, das stand fest. Doch wer war er und was wollte er verdammt nochmal von mir?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na? eine idee was nun passieren könnte?
Was wollen die beiden Yokai wohl von Nousagi?

Nächste Woche Mittwoch geht es weiter! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissVegeta
2019-06-04T05:00:06+00:00 04.06.2019 07:00
Das war bisher eine harte Zeit für Nousagi.
Aber so ergeht es leider Waisen...hätte aber schon gedacht, dass sich der Taishou um Hundedämonen kümmert, die alleine sind. Vor allem um Kinder. Aber das wäre zu schnell gegangen hehe
Antwort von:  Dudisliebling
04.06.2019 08:20
Nousagi wird leider immer wieder harte zeiten durch machen.. Sorry!!!
Es wird sich noch aufklären warum Taisho hier noch nicht hilft.. ;-)


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