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Dämonische Geburtstagsgrüße

von

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„Ich versteh einfach nicht wieso er mitkommen muss“, erklang eine nörgelnde, weibliche Stimme. Nicht zum ersten Mal an diesem trüben Abend beschwerte sich seine Freundin über die Abendplanung. Mittlerweile ging ihm ihr ewiges Gejammer nur noch auf die Nerven. Er hatte ihr zwar versprochen, dass sie den Abend im Kino, so hatte sie es sich zu ihrem Geburtstag gewünscht, verbringen würden aber nicht, dass sie nur zu zweit sein würden. Dass Sean seit seiner Kindheit sein bester Freund war musste Katherine endlich akzeptieren. Daran würde sich schließlich niemals etwas ändern. Es störte ihn die meiste Zeit über nicht sehr, dass die beiden keine Freunde waren. Es gab ihm ein gutes Gefühl, dass sie dennoch so viel Zeit miteinander verbrachten, obwohl sie einander nicht ausstehen konnten. Sie taten es für ihn. Aiden stand gerne im Mittelpunkt, er genoss das in vollen Zügen. Es war schon immer so gewesen, dass er die verschiedensten Leute zusammengebracht hatte. Aus irgendeinem Grund war er jemand, den die Menschen mochten. Selbst den Zirkel hatte im Endeffekt er zusammengeführt. Das war sein Verdienst. Katherine und Sean hatten beide nur einen klitzekleinen Teil dazu beigesteuert, doch er ließ sie gerne in dem Glauben dabei wichtiger gewesen zu sein als sie es waren. Gerade Katherine brauchte das für ihr schwaches Ego, um sich nicht minderwertig zu fühlen. Es kam vor, dass er genervt davon war wie viel Zuwendung seine Freundin brauchte. Aber sie war eine Hexe aus einer mächtigen Hexenfamilie und damit wertvoll. Ach ja, außerdem war er in sie verliebt.

„Weil ich ihn dabei haben will. Das wird lustig“, besänftigte er die Dunkelhaarige, die daraufhin die Mundwinkel hängen ließ und mit den Schultern zuckte. Jetzt war sie schlecht gelaunt aber das, da war Aiden sich sicher, würde nicht lange anhalten. Damit wusste der Hexer inzwischen nämlich gut umzugehen. Alles was er tun musste war ihr einen Arm um die Taille zu legen, sie an sich zu ziehen und ihr ein „Ich liebe dich“, ins Ohr zu hauchen. Natürlich zeigte diese Geste Wirkung. Sekundenlang versuchte sie sich gegen seinen Charme zu wehren, doch dann begann sie zu lächeln und gab das Liebesgeständnis gleich zurück. Natürlich liebte sie ihn, das war für seinen Plan essenziell. Was Katherine nämlich noch nicht ahnte war, dass es auch keinen Kinobesuch geben würde. Diese Information hatte er sich, in der Hoffnung, dass sie vor Sean keine riesengroße Katherine-Szene abziehen würde, noch aufgespart. Er lenkte sie die Straße entlang und bog dann mit ihr auf einen dunklen Parkplatz ab. Er brauchte seine Freundin nicht anzusehen um zu wissen, dass sie ihre Stirn kraus zog und ihn fragend ansah.

„Was machen wir hier?“, wollte sie von ihm wissen. Doch bevor Aiden dazu kam ihr eine Antwort zu geben, er hatte gerade ein leises Seufzen hervorgebracht, trat Sean aus dem Schatten heraus und brachte Katherine dazu heftig zusammen zu zucken. „Friedhofparty, Miss Privatschule“, antwortete ihr Sean mit einem gewissen spöttischem Unterton. Sie machte sich sofort von Aiden los und verschränkte wütend ihre Arme vor der Brust. „Das wird lustig, Babe“, versuchte er sie zu überzeugen, aber er wusste, dass das nicht funktionieren würde. Katherine hasste solche Überraschungen. Oder Überraschungen im Allgemeinen. Sie wollte immer vorher wissen was er geplant oder was für ein Geschenk er ihr gekauft hatte. „Ich dachte wir gehen ins Kino. Wir zwei, alleine. Du hast es mir versprochen.“ Eigentlich war klar gewesen, dass sie darauf beharren würde. So war sie einfach. Das Problem war nur, dass sie auch nicht zugestimmt hätte stattdessen auf den Friedhof zu gehen wenn er sie gefragt hätte. „Wie gemein von dir“, stichelte Sean, der sich ein Grinsen entweder nicht verkneifen konnte oder wollte. Katherine hatte die Augen verengt und starrte seinen besten Freund bitterböse an. Die beiden hatten von Anfang an nicht viel füreinander übrig gehabt. „Ach komm, wir bleiben eine Stunde und danach gehen wir ins Kino“, schlug Aiden vor, obwohl ganz klar war, dass sie länger bleiben würde. Katherine zuckte unglücklich mit den Schultern, offenbar hatte sie sich sehr auf das Date gefreut. Irgendwie war das ja süß. Süß war auch wie sie unbewusst einen kleinen Schmollmund zog und unentschlossen auf den Boden starrte. Er konnte nicht anders als zu grinsen. „Komm schon“, forderte er sie erneut auf. Dieses Mal stellte er sich vor sie, legte beide Arme um ihren zierlichen Körper und stupste ihre kleine Nase mit seiner an. Katherine versuchte ernst zu bleiben und drehte ihren Kopf zur Seite, woraufhin er ein paar Küsse auf ihre Wange hauchte. Als sie leise zu kichern begann wusste er, dass er gewonnen hatte. „Nehmt euch ein Zimmer“, hörte er Sean grunzen. Der Junge brauchte auch dringend mal eine Freundin. Dann hätte Aiden viel weniger Probleme, denn die Mädels könnten miteinander quatschen und die Jungs könnten sich wieder öfter sehen. Es war kein Geheimnis, dass er seinen besten Freund vernachlässigte seit er mit Katherine zusammen war.

Die drei Teenager kletterten über das geschlossene Friedhofstor und gingen den wenig beleuchteten Weg an einigen Gräbern vorbei. Nachdem sie einige Schritte gegangen waren, kam Katherine näher und hakte sich bei ihm ein. „Ich höre gar keine Musik“, merkte sie irritiert an, woraufhin Sean spöttisch lachte. „Wieso hast du ihr nicht erzählt was wir vorhaben?“ Aiden zuckte mit den Schultern. „Ich dachte so wäre es lustiger.“ Er spürte wie sich die Fingernägel seiner Freundin in sein Arm durch die Jacke bohrten. „Aiden! Was soll das? Ich will jetzt sofort wissen was hier los ist!“ Sie war stehen geblieben. Sean blieb einige Schritte von ihnen entfernt ebenfalls stehen und zündete sich eine Zigarette an. Bevor Aiden in die Verlegenheit kam ihr eine Erklärung abliefern zu müssen kam Rosie hinter einem Grabstein hervor gesprungen und erschreckte alle drei fast zu Tode. „Überraschung!“, rief sie grinsend. Als sie die entsetzten Gesichter ihrer Freunde sah musste sie lachen. Katherine starrte sie fassungslos und völlig entgeistert an. „Überraschung?“, wiederholte sie langsam. Sie verstand nichts. Rein gar nichts. Dabei war sie doch diejenige mit den guten Noten. Weil sie bisher nichts verstand neigte er sich zu ihr vor, sie stand mit dem Rücken zu ihm, und hauchte ihr ein sanftes „Happy Birthday“ ins Ohr.

Katherine erstarrte. Ganz langsam drehte sie sich zu Aiden, der mit einem Lächeln auf die Lippen ihre Reaktion abwartete, herum. Sie schien nicht glücklich über diese Überraschung zu sein. „Du glaubst doch nicht allen Ernstes… Du kannst doch nicht wirklich annehmen, dass ich...“, begann sie ganz ruhig und mit gesenkter Stimme. Dann jedoch explodierte sie, ihr Gesicht errötete, was er selbst bei der schlechten Beleuchtung wahrnehmen konnte und sein Lächeln verschwand schlagartig. Rosies Astralprojektion löste sich in Luft aus und Sean ging schon mal zum Treffpunkt vor. Ihren Wutausbruch wollte niemand miterleben. „...meinen Geburtstag auf dem Friedhof feiern will! Es ist kalt und nass und ich wollte einfach nur mit dir ins Kino gehen!“, schrie sie ihn an. Aiden hob beide Augenbrauen an und trat einen Schritt zurück, betrachtete sie und hob leicht die Hände. Es dauerte beinahe zehn Minuten um sie zu besänftigen und sie zu überreden auf der kleinen privaten Zirkel-Geburtstagsparty zu bleiben.

Sie gab sich keine Mühe ein freundliches Gesicht zu machen als sie nach ihrem Streit zu den anderen Zirkelmitgliedern stieß. Sie hatten es sich auf einer Lichtung auf einer Decke gemütlich gemacht. Um sie herum standen Kerzen, es gab Knabberzeug und sie hatten ihre Hexenbücher und Zauberutensilien mitgebracht. „Alles Gute zum Geburtstag, Kat“, wurde sie freudig von ihren Freunden begrüßt. Sie wurde umarmt und auf die Wange geküsst. Besonders laut seufzend ließ sie sich schließlich neben Vanessa auf die Decke sinken. Eine Zeit lang hatte Sean sie gedatet. Aiden hatte die Hoffnung gehabt sie würden zusammen kommen, doch es hatte nicht gefunkt. „Was jetzt? Beschwören wir jetzt zur Feier des Tages einen Geist?“, witzelte Katherine bitter. Sie ahnte nicht, dass sie gar nicht so falsch mit ihrer Vermutung lag. „Besser“, versprach Aiden ihr und den anderen deshalb verheißungsvoll. Alle hatten es sich inzwischen auf der Decke gemütlich gemacht. Alle, außer er selbst. Er stellte sich vor ihnen auf, zog eine alte Pergamentrolle aus der Innenseite seiner Tasche und achtete darauf jedes Zirkelmitglied einmal direkt anzusehen. „Viel besser. Wir beschwören Sammael.“

Wirr redeten die Hexen und Hexer durcheinander aufeinander ein. Aiden stand immer noch an der selben Stelle und beobachtete seine Freunde wie sie miteinander diskutierten. Sean schüttelte den Kopf und sah seinen Freund an. Er war dagegen einen Dämon zu beschwören. Er war von Anfang an dagegen gewesen. Sie hatten sich darüber schon mehrfach gestritten, weil Sean einfach nicht seinen Standpunkt teilte. „Ist das denn sicher?“, wollte Justin wissen. Sein Blick galt jedoch nicht Aiden sondern Katherine. Natürlich fragte er sie. Es war ein offenes Geheimnis, dass der Jüngere auf seine Freundin stand. Eine Chance hatte er natürlich nicht. Katherine zögerte, nickte dann jedoch langsam. Sie war auch nicht von Anfang an begeistert von seinem Plan gewesen Sammael zu beschwören. Anders als Sean hatte er sie jedoch von seiner Idee überzeugen können. Auch mit den anderen hatte er in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder über den Dämon, der ihnen sämtliche Wünsche erfüllen konnte, gesprochen. Sie waren sich, mehr oder weniger, einig gewesen. Ein Rückzieher kam also nicht in Frage. „Das ist sicher. Wir haben alles da was wir brauchen. Wir können es heute Abend tun“, sprach er an seine Freunde, die daraufhin verstummten und ihn allesamt ansahen. Sean stand auf und kam auf ihn zu. „Lass das sein, man. Wir können das nicht machen. Einen Dämon beschwören… Aiden, das ist nicht sicher“, versuchte er eindringlich in sein Gewissen zu reden. Aiden runzelte die Stirn. Wieso konnte Sean nicht einfach mal cool sein? Es gab nichts auf der Welt, dass er mehr wollte als diesen Dämon zu beschwören. Er hatte immer zu Sean gehalten, ihm immer geholfen. War es jetzt wirklich zu viel verlangt, dass Sean den Gefallen erwiderte? Nur ein einziges Mal? „Das ist sicher. Kat, komm schon. Sag es ihm“, forderte er seine Freundin auf. Katherine zögerte bevor sie ebenfalls aufstand und langsam zu den beiden jungen Männern herüber kam. Sie war selbst nicht komplett überzeugt, das sah er in ihren Augen. Sean hingegen würde es nicht sehen können und Katherine mochte Sean so wenig, dass sie schon aus Trotz ihm gegenüber auf Aidens Seite stehen würde. Sie griff nach seiner Hand als sie neben ihm zum stehen kam und sah fest und entschlossen zu Sean hinauf. „Wir wissen was wir tun, Sean. Wir sind stark genug, wir haben die Mittel und die Fähigkeiten um den Zauber zu wirken. Wenn du dir das nicht zutraust dann solltest du besser gehen“, sagte sie eindringlich, Arroganz und Überheblichkeit schwang in ihrer Stimme mit. Sean erwiderte ihren Blick, sah dann in die Augen seines besten Freundes und drehte sich zu dem restlichen Zirkel um. Sie wichen seinem Blick alle aus und sagten kein Wort. „Ihr wollt das durchziehen? Dann viel Spaß dabei, ich bin raus!“

Enttäuscht sah er seinem Freund nach, die anderen taten es ihm gleich. Es war ein Fehler zu glauben, dass sie den Dämon ohne Sean, der Teil des Zirkels war, beschwören und kontrollieren könnten. Ein törichter Fehler, der ihnen allen das Leben kosten sollte. Allen, bis auf Katherine.



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