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Where they are just and loyal

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hellooo,
hier kommt endlich das nächste Kapitel! Leider lag es jetzt schon eine ganze Weile auf meiner Festplatte, bis ich endlich die Zeit und nötige Motivation gefunden habe, um es Korrektur zu lesen.... und dennoch hab ich wahrscheinlich wieder etliche Fehler übersehen. =w='

Ich wünsche euch trotzdem viel Freude beim Lesen! <3 Komplett anzeigen

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Provokation

Als Yuuri das erste Mal den Namen Viktor Nikiforov gehört hatte, war er in seinem zweiten Schuljahr an der Hogwarts-Akademie für Hexerei und Zauberei. Er und sein bester Freund Phichit - ebenfalls ein Hufflepuff - waren seit ihrem ersten Jahr begeisterte Quidditch-Fans.
 

Während in ihrem zweiten Schuljahr die Quidditch-Weltmeisterschaften stattfanden, hatten sie also kein anderes Thema mehr. Hinzu kam das Viktor Nikiforov, mit gerade mal 15 Jahren, als jüngster Sucher der Geschichte für das russische Team spielte und dieses zum Sieg führte.

Fasziniert von dem Jungen mit dem langen, silbernen Haar, probierten sich die beiden Hufflepuffs selbst an Quidditch. Angefixt von ihrem neuen Idol trainierten sie hart und schafften es Mitglieder in ihrer Hausmannschaft zu werden. Phichit schaffte es bereits im dritten Schuljahr und wurde Hüter. Yuuri hingegen schaffte es erst im vierten Jahr. Seine Nervosität kam ihm bei seinem ersten Auswahlverfahren in die Quere, doch nach seinem Zweiten, machte man ihn zum Sucher für Hufflepuff.

Talent hatte der junge Japaner, leider kam er mit Leistungsdruck nicht gut zurecht. Umso mehr bewunderte er Viktor. Den jüngsten Spieler der Geschichte in einer Nationalmannschaft, Kapitän seiner Schulmannschaft, bei allen beliebt, charmant und gutaussehend. Yuuri beneidete und vergötterte ihn gleichermaßen.
 

Deshalb konnte er auch kaum glauben was Phichit ihm gerade beim Frühstück in der großen Halle erzählt hatte. Er betrachtete seinen besten Freund ungläubig und starrte ihn mit offenem Mund an, ohne einen Ton rauszukriegen.
 

"D-Du... machst Scherze, richtig?", stammelte er, doch Phichit schüttelte wild mit dem Kopf.
 

"Nein, Yuuri, ich sage die Wahrheit! Ich habe es gerade von Guang Hong Ji erfahren, der es von Professor Celestino gehört hat und der wiederum hat es von Professor Okukawa. Das trigmagische Turnier findet dieses Jahr in Hogwarts statt!", verkündete der Hufflepuff-Schüler so laut, dass die anderen Schüler von dem Gryffindor - und dem Ravenclaw-Tischen sich zu ihnen drehten. Neugierige Blicke musterten sie.
 

"Wirklich? Bist du dir sicher?", fragte Minami, ein junger Gryffindor im ersten Schuljahr.
 

"Niemals! Das hätte man doch schon vor Beginn des Schuljahres angekündigt, oder?", mischte sich nun auch ein Ravenclaw Schüler ein, welchen Yuuri aber nicht namentlich kannte, er vermutete nur, dass er ein Jahrgang unter ihm sein musste.
 

Michele Crispino, welcher neben Minami am Tisch saß und im sechsten Jahr seiner magischen Ausbildung war, bestätigte Phichits Aussage.
 

"Es stimmt, meine Zwillingsschwester ist eine Schülerin an der Beauxbatons, welche eine der Gastschulen ist. Die Andere müsste-"
 

"Durmstrang sein!", fiel Phichit ihm ins Wort und betrachtete Yuuri eindringlich, welcher langsam begriff, was das bedeuten würde. Viktor Nikiforov war Schüler an Durmstrang. Viktor Nikiforov war Jahrgangsbester. Viktor Nikiforov was das Aushängeschild der Schule. Wenn ein Schüler Durmstrang repräsentieren sollte, dann mit Sicherheit er.

Yuuri wurde schwindlig. Er malte sich bereits aus wie er mit seinem langjährigen Idol über die gleichen Korridore laufen würde und wenn er Glück hatte wohlmöglich mit ihm an einen Tisch sitzen würde.
 

"Unmöglich...", murmelte er, während um ihn herum alle aufgeregt durcheinander sprachen.
 

"Guten Morgen, Schüler.", ertönte es plötzlich vom Lehrertisch. Professor Minako Okukawa, Schulleiterin von Hogwarts, stand am Rednerpult und wartete darauf, dass Ruhe einkehrte. Respektvoll setzten sich die Schüler wieder an ihre Tische und schwiegen nacheinander.
 

"Wie ich höre, haben die Neuigkeiten bereits die Runde gemacht.", begann sie ihre Rede. "Und ich bestätige euch hiermit, dass diese wahr sind: Hogwarts ist diesjähriger Gastgeber des trimagischen Turniers. Für diejenigen unter euch, die nicht wissen worum es sich handelt, hier eine kleine Erklärung: Bei dem Turnier handelt es sich um einen magischen Wettkampf, bei der die drei größten Zauberschulen in Europa gegeneinander antreten. Darunter die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, aber auch das Durmstrang-Institut und die Beauxbatons-Akademie für Zauberei. Die Schulen entsenden ausgewählte Schüler, die das gesamte Jahr über in Hogwarts zu Gast sein werden."
 

Yuuris Magen verkrampfte sich. Viktor Nikiforov würde es ganzes Schuljahr in Hogwarts verbringen. Der Japaner konnte sein Glück kaum fassen. Anderseits hämmerte sein Herz so ungesund stark gegen seien Brustkorb, dass er Sorge hatte, dieses Jahr noch zu erleben.
 

"In einem Auswahlverfahren wird bestimmt welcher Schüler als Champion seiner Schule antreten wird. Nehmt das nicht auf die leichte Schulter und überlegt euch gut ob ihr euren Namen später in den Feuerkelch tun werdet. Dieses Turnier ist nichts für schwache Nerven und seid ihr einmal ausgewählt ist dies bindend.", erklärte die Schulleiterin.
 

Nervös kaute Yuuri auf seiner Unterlippe herum. Eine schlechte Angewohnheit die er leider nie ablegen konnte, wenn er sich in einer Stresssituation befand. Nichts für schwache Nerven - also sicher nichts für ihn.

Seine Mitschüler hingegen schienen es gar nicht erwarten zu können ihren Namen in diesen Kelch zu werfen. Als Professor Okukawa dann aber eine Altersbegrenzung ab 16 Jahren hinzufügte, verstummte die Hälfte der Schülerschaft nur um sich einige Sekunden später darüber zu beschweren.
 

"Das ist nicht fair!", protestierte der wohl mutigste Erstklässler den Yuuri jemals gesehen hatte. Aber Minami war schließlich auch nicht umsonst ein Gryffindor.

Rein vom Alter her, hatte Yuuri mit seinen 16 Jahren also die Voraussetzung erfüllt um teilnehmen zu dürfen. Nervlich hingegen würde er wohl bereits beim Ausruf seines Namens zusammenbrechen.
 

"Die Aufgaben erfordern Mut, Geschick und Können und sind zu gefährlich um die ersten Jahrgänge antreten zu lassen. Tut mir sehr Leid, aber das ist zu eurem Schutz, denn auch kamen bereits Todesfälle vor bei einem solchen Turnier."
 

Die Augen des Japaners weiteten sich. Ihm drängte sich die Frage auf, weshalb dieses Turnier überhaupt noch stattfand und wieso die Aufgaben so gefährlich waren, wenn es bereits Todesopfer gab.
 

"Den Gewinner hingegen wird nie endender Ruhm zu teilwerden, sowie ein großes Preisgeld.", verkündete die Schulleiterin. "Und nun geht in euch und nutzt die Zeit zur Entscheidung einer Teilnahme oder nicht. Unsere Gäste werden in einer Woche anreisen, einen Tag später werden die Namen der Champions gezogen."
 

Und mit diesen Worten beendete sie ihre Rede und gesellte sich wieder zu den Anderen an den Lehrertisch, welche wahrscheinlich gerade dabei waren, herauszufinden welcher ihrer Schüler in Frage kommen würde. Plötzlich trafen sich Yuuris und Professor Celestinos - Hauslehrer von Hufflepuff - Blick und Yuuri meinte darin sehr viel Sorge sehen zu können. Demotiviert und seufzend wendete er sich wieder zu seinen Freunden.
 

"Und? Wer möchte antreten?", fragte Yuuko, ein Mädchen aus Hufflepuff, welches im gleichen Jahrgang war und gut mit ihm befreundet war.
 

"Nein, danke, ich glaube, dass ist nichts für mich.", antwortete er mit einem halbherzigen Lächeln.
 

"Da hast du wohl Recht, Yuuri. Überlass das lieber Schülern die als Representant der Schule auch würdig sind.", spotette ein Schüler plötzlich hinter ihnen. Jean-Jacques Leroy, genannt JJ, war ein Slytherin Schüler und machte seinem Haus alle Ehre. Auch wenn seine arrogante und herablassende Art nicht auf jeden Slytherin zutrafen, so waren es doch immer die Schüler dieses Hauses die Freude daran hatten sich über Mitschüler lustig zu machen. Und seitdem Yuuri beim letzten Match gegen Slytherin den Schnatz vor JJ schnappen konnte, hatte er ihn besonders auf dem Kieker.
 

Yuuri versuchte ihn zu ignorieren, aber natürlich reichte ihm die Äußerung allein nicht. Er erhob sich von seinem Tisch und legte einen Arm um Yuuris Schulter.
 

"Schließlich wollen wir ein Spektabel erleben und nicht ständig um dein Leben bangen, nicht wahr? Du machst dich eh besser auf der Tribüne um mich anzufeuern."
 

Yuuri versuchte sich von ihm abzuwenden, auf gar keinen Fall wollte er sich die Blöße gebe und vor diesem aufgeblasenem Kerl weinen.
 

"Was ist los, Yuuri? Du siehst gar nicht gut aus.", spottete JJ weiter, doch wurde von einem Ravenclaw im letzten Schuljahr unterbrochen.
 

"Wieso lässt du ihn nicht einfach in Frieden, JJ?", fragte ein Ravenclaw, mit einem ausgeglichenen Lächeln und zog ihm am Arm von Yuuri weg.
 

Bereits dafür dankbar drehte er sich zu dem Schüler. Yuuri kannte ihn. Sein Name war Christophe Giacometti. Er war im siebnten Schuljahr, was bedeutete, dass er nur noch Wahlfächer belegt hatte indenen er ein Ohnegleichen bekommen hatte. Die reguläre Schulzeit endete nach dem fünften Jahr, aber wer es mal zu etwas bringen möchte, der sollte ein großartiges Ergebnis in der Abschlussprüfung der Oberklassen-Fächer erreichen.

Soweit Yuuri es mitbekommen hatte wollte Chris einmal Auror werden, dafür benötigte er in Zaubertränke, Verwandlung, Zauberkunst und Verteidigung gegen die dunklen Künste den höchsten Zauberergrad. Ein Auror war übrings vom Zaubereiministerum angestellt und sollte die magische Gesellschaft vor Bedrohungen oder Angriffen schützen.
 

Kommentarlos, was merkwürdig für JJ war, befreite er sich aus Chris' Griff, warf Yuuri einen verächtlichen Blick zu und setzte sich wieder an den Slytherin-Tisch.
 

"Lass dir sowas nicht gefallen, Yuuri. Der Typ kann sich auch nur aufspielen und mehr nicht.", meinte Chris und ging weiter seines Weges. Er machte vor einer rothaarigen Slytherin halt. Yuuri war sich nicht sicher, aber er glaubte ihr Name war Mila. Auf jeden Fall schienen die Beiden befreundet, denn sie verließen gemeinsam die große Halle.
 

Mit gedrückter Stimmung verließ auch Yuuri einige Minuten später die Halle. Phichit fragte ihn, ob er ihn begleiten sollte, aber Yuuri lehnte dankend ab, er wollte ein paar Minuten alleine sein. Der Unterricht würde in 30 Minuten losgehen, also machte er sich auf dem Weg zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum um seine Schulbücher zu holen. Kräuterkunde stand auf dem Plan, glücklicherweise eins von Yuuris Lieblingsfächern.

Zwar trainierte er wirklich hart auf dem Quidditch-Feld und träumte auch gelegendlich von einer großen Karriere als gefeierter Sucher, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Traum wirklich wahr werden würde. Statdessen befasste er sich mit einem seiner Meinung nach realistischen Ziel.
 

Yuuri besaß Begabungen in der Heilkunst. Wenn er fleißig lernte und einen UTZ-Abschluss - Unheimlich toller Zauberer-Grad - ereichen würde, dann könte er zum Heiler ausgebildet werden. Professor Ceslestino, welcher dieses Fach unterrichtete förderte Yuuri mit Zusatzaufgaben und zusätzlichem Unterricht, weil auch er der Meinung war, dass sein Schüler sehr begabt war.
 

Während der junge Hufflepuff das Passwort seines Gemeinschaftsraums klopfte- denn hier gab es kein Wort, sondern ein spezielles Fass und ein spzieller Klopf-Rythmus - versuchte er sich mit dem Gedanken an Viktors Ankunft in Hogwarts aufzumuntern. Es war unwahrscheinlich, dass sie jemals ein Wort wechseln würden, aber so hatte Yuuri die Möglichkeit ihn zumindest aus nächster Nähe zu sehen. Vielleicht würde er Phichit bitten ihm ein Autogramm zu besorgen.
 

"Hallo Yuuri, wie geht's dir?", fragte ihn ein Mitschüler mit Namen Emil Nekola, welcher gemütlich auf einem Sessel saß und die heutige Ausgabe des Tagespropheten laß.
 

"Gut, danke.", antwortete er Emil. "Und dir?"
 

Der Angesprochene rollte mit den Augen. "Könnte besser sein, hab' gleich Zaubertränke."
 

Yuuri verzog anteilnehmend die Mine. Zaubertränke war nicht gerade ein beliebtes Fach, außer vielleicht bei den Slytherin-Schülern. Schließlich wurde es von deren Hauslehrer und hinzukommen JJs Vater unterrichtet. Wann immer Hufflepuff und Slytherin gemeinsam dieses Unterrichtsfach hatten, hätte Yuuri am liebsten geschwänzt.
 

"Oh man, dann viel Erfolg. Ich geh' jetzt zu Kräuterkunde.", verabschiedete er sich.
 

"Du bekommst den netten Celestino und ich den fiesen Leroy. Unfair.", beschwerte sich Emil aber lächelte eine Sekunde später.
 

Ein wenig Mitleid hatte er schon mit Emil, aber jetzt auch noch Zaubertränke zu haben, hätte ihm den Tag komplett verdorben.
 

Am Nachmittag besserte sich Yuuris Laune. Er hatte in Kräuterkunde 10 Punkte für Hufflepuff ergattern können, es gab sein Lieblingsgericht zu Mittagessen, Pflege magischer Geschöpfe fiel aus, da ein Billywig, ein magisches Insekt, den Lehrer gestochen hatte und kurz darauf so benebelt war, dass er in den Krankenflügel musste und nun stand das Quidditsch-Training auf dem Plan.

Doch die Freude sollte nicht lange anhalten, denn obwohl Hufflepuff den Platz für den heutigen Tag reserviert hatte, trat Slytherin vor sie mit einem Schreiben.
 

"Sorry Leute, aber wir haben heute eine Sondergenehmigung, da wir einen neuen Hüter ausbilden.", erklärte Mila dem in gelb gekleideten Team. Sie war zwar eine Slytherin, aber entgegen der allgemeinen Meinung über dieses Haus war sie echt in Ordnung. Sie war ehrgeizig und wusste ihre Interessen durchzusetzen, aber sie war ebenso loyal und freundlich wie man es einem Huffelpuff nachsagte.
 

Yuuko seufzte. Als Kapitän des Hufflepuff-Teams blieb ihr nichts anderes übrig als das Training für ihr Team zu verschieben. Mila bot ihr an Morgen den Platz zu lassen, wenn dieser eigentlich für Syltherin reserviert war und sie nahm an. Ein wenig resegniert aber verständnissvoll zog Hufflepuff von dannen.
 

"Seid nicht traurig, aber man sollte sowieso eher Talente fördern, als seine Zeit zu verschwenden.", meinte JJ plötzlich und grinste frech in Yuuris Gesicht.

Langsam reichte es ihm. Wütend ballten sich seine Fäuste, aber nachdem er tief eingeatmet hatte, übermannte ihn wieder die Vernunft.
 

"Komm schon Yuuri, willst du etwa ein zweiter Viktor Nikiforov werden? Geh lieber ein paar Pflänzchen gießen."
 

Nach diesem Spott glühte Yuuris Gesicht. Er war gleichermaßen beschämt wie wütend. Die anderen Slytherin-Schüler konnten sich ein Lachen nicht mehr verkneifen, außer Mila die nur genervt von dem Theater die Augen rollte und ein weiterer Schüler mit schwarzen Haaren und dunkeln Augen, welcher dem Ganzen keine Beachtung schenkte.
 

"Halt deinen Mund, JJ. Wenn ich mich nicht irre, habe ich dir beim letzten Match den Schnatz vor der Nase weggeschnappt, oder?", verteidigte sich Yuuri nun endlich und die Augen seiner Mitschüler richteten sich alle auf ihn.
 

"Auch ein Loser kann mal Glück haben."
 

JJs Stimme wurde ruhig und tief, er wollte Yuuri einschüchtern aber dieser war im Moment viel zu wütend und wollte sich nicht noch mehr von ihm gefallen lassen. Er hat JJ viel zu lange spotten lassen, irgendwann war auch mal gut.
 

"Das war kein Glück, das war Können!"
 

"Ach meinst du?"
 

"Ja, meine ich."
 

"Vielleicht hatte ich auch einfach nur Mitleid mit dir und wollte dich mal gewinnen lassen."
 

Yuuri riss endgültig der Geduldsfaden. "Ich beweise dir, was ich drauf habe. Ich werfe meinen Namen in den verdammten Kelch und ich werde das Tunier gewinnen! Anders als du schwinge ich nicht nur große Reden!"
 

JJ grinste auf ihn hinab. "Der Kelch wird dich nichtmal in Betracht ziehen und du sprichst hier davon das Tunier zu gewinnen. Du bist echt niedlich."
 

Der noch junge Hufflepuff war viel zu wütend um an die Konsequenzen seiner Aussage zu denken. Eine Teilnahme bei dem trimagischnen Tunier war gefährlich und wie die Schulleiterin schon angemerkt hatte, nichts für schwache Nerven.

Phichit zog vorsichtig an dem Ärmel seines besten Freundes um ihn wieder zur Vernuft zu bringen, doch Yuuri nahm kaum Notiz davon. Alles worauf er sich fokussieren konnte war JJs Spott und das Gelächter dessen Teamkollegen.
 

"Du wirfst deinen Namen einfach auch in den Kelch. Wir werden sehen, ob er einen von uns aussucht.", meinte Yuuri mit düsterer Mine.
 

Sein Gegenüber grinste. "Abgemacht.", stimmte JJ zu und reichte Yuuri die Hand, worauf hin er einschlug.

Ankunft

Nervös kauerte Yuuri auf seinem Bett. Es war mitten in der Nacht, doch er und fünf seiner Mitschüler, mit welchen er sich den Schlafsaal teilte, waren viel zu aufgeregt, um zu schlafen. Morgen war es soweit. Die Schüler der Beauxbatons und die von Durmstrang würden endlich anreisen und am Abend darauf würden alle die Möglichkeit bekommen ihre Namen in den Feuerkelch zu werfen.
 

"Warum hast du mich das nur sagen lassen?!", murmelte Yuuri und sah Phichit vorwurfsvoll an.
 

"Hey, ich hab's versucht, aber du hast gar nicht mehr aufgehört mit deinen Herausforderungen.", verteidigte sich dieser und warf seinem besten Freund ein Kissen an den Kopf.
 

"Ich kann das nicht. Was wenn der Kelch mich tatsächlich auswählt?
 

"Dann wird das schon seinen Grund haben."
 

"Ich werde sterben."
 

"Nein, wirst du nicht, Yuuri! Außerdem wie hoch sind die Chancen, dass er dich tatsächlich auswählt.", erklärte ihm Phichit.
 

Das beruhigte den verängstigten Hufflepuff ein wenig. Die Wahrscheinlichkeit war bei der Anzahl an Schülern glücklicherweise sehr gering. Allein der gesamte Gryffindor-Jahrgang sprach schon die ganze Woche begeistert davon, endlich ihren Namen in den Kelch werfen zu können, um ihrer Schule Ruhm und Ehre zu bringen.

Natürlich könnte Yuuri auch Lügen und einfach vor JJ behaupten, er hätte seinen Namen hineingetan, aber er könnte darauf wetten, dass dieser dabei neben ihm stehen wird. Leider war er auch ein sehr schlechter Lügner. Seufzend ließ er sich in sein Bett fallen. Was hatte ihn denn nur geritten, so den Mund aufzureißen?
 

"Ich weiß, dass ist wahrscheinlich das Letzte was du hören möchtest, aber ich denke du wärst ein guter Kandidat, Yuuri.", sagte Emil.
 

"Was lässt dich sowas glauben? Ich hab‘ meinen Namen noch nicht einmal eingeworfen und zerbreche mir den Kopf darüber."
 

"Ja genau. Du bist gewissenhaft und vorausschauend."
 

"Außer vielleicht als er JJ herausgefordert hatte.", warf Phichit ein und entschuldigte sich sofort danach, mit einem verlegenen Kratzen am Hinterkopf.
 

"Abgesehen davon, ja. Aber es war auch sehr mutig. Außerdem bist du sehr belastbar und ausdauernd. Ich denke du wärst ein sehr würdiger Champion, also mach dich nicht so fertig."
 

Phichit und Emil schafften es ihn wieder zum Lächeln zu bringen. Ihre Worte halfen seine Unsicherheiten und Ängste für einige Zeit aus seinen Gedanken zu verbannen. Yuuri war leider schon immer sehr anfällig für Angstattacken gewesen und es wunderte ihn damals in seinem ersten Jahr nicht, dass er nach Hufflepuff gekommen war. Er besaß keinen besonderen Mut wie ein Gryffindor, keine besondere Intelligenz wie ein Ravenclaw und war nicht so ehrgeizig, dass man ihn in Slytherin stecken konnte. Was blieb dem Hut also anderes übrig?
 

Heute allerdings war er dankbar und ein stolzer Hufflepuff. Fleiß und Loyalität waren großartige Attribute. Sie bedeuteten, dass man sich nicht zu fein war hart zu arbeiten. Freundlich, gerecht und ehrlich wären alle gerne, doch es war gar nicht so einfach wie es klang.

Das Haus der Dachse hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, doch das völlig zu Unrecht. Auch ein Hufflepuff kann mutig, schlau und gerissen sein. Genau wie ein Gryffindor mal Angst haben kann, ein Ravenclaw mal nicht weiter wissen kann und ein Slytherin kann genauso gut freundlich und liebenswürdig sein. Jedes Haus hatte also seine Vor- und Nachteile. Yuuri fand diesen Ansatz sehr zutreffen, denn auch jeder Mensch hatte seine Ecken und Kanten.
 

"Meint ihr Viktor Nikiforov wird hier her geschickt?", fragte ein weiterer Hufflepuff und Yuuris Aufmerksamkeit wand sich wieder seinen Freunden zu.
 

"Auf jeden Fall. Er ist so beliebt, dass sein Name an fast allen Zauberschulen bekannt ist. Wen sollten sie schicken wenn nicht ihn?", meinte Phichit aufgeregt. Yuuris Augen leuchteten. Er sollte sich lieber darauf konzentrieren, als auf etwas was sowieso niemals eintreten würde. Als ob der Kelch ihn auswählen würde...
 

Am nächsten Morgen schleppten sich die Hufflepuffs zum Klassenraum für Verwandlungen. Anscheinend war es keine gute Idee gewesen, die halbe Nacht auf zu bleiben und über den heutigen Tag zu reden.

Müde und gelangweilt versuchte Yuuri den Worten seiner Schwester Mari Katsuki - welche ganz nebenbei Hauslehrerin von Gryffindor und Lehrerin für Vernwandlungen war - zu folgen, doch seine Augenlider wurden mit jeder Minute schwerer. Es war aber auch gemein, dass sie heute ganz normalen Unterricht hatten.
 

"Katsuki, wären sie so freundlich zu Wiederholen was ich gerade gesagt habe?", foderte Mari mit verschränkten Armen und stand wie aus dem Nichts plötzlich genau vor ihm.
 

"Eh... Verzeihung, ich habe gerade an etwas Anderes gedacht.", entschuldigte sich Yuuri doch Mari schüttelte nur den Kopf und seufzte.
 

"Also, wie ich schon sagte: Möchten sie Verwandlungen auch im sechsten Jahr freiwillig belegen, benötigen sie bestimmte Voraussetzungen an Fähigkeiten für ihre ZAG-Zwischenprüfung. Lebewesen verschwinden zu lassen ist dabei essentiell.", wiederholte sich die Ältere Katsuki.
 

Yuuri seufzte und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass es Recht peinlich war von seiner großen Schwester unterrichtet und auch noch zurechtgewiesen zu werden. Allerdings fand er es auch gut, nicht von ihr bevorzugt zu werden. Das war glücklicherweise nicht ihre Art.

Mari war 30 Jahre alt und lebte seit einigen Jahren in London. Zuerst besuchte sie die Mahoutokoro Zauberschule in Japan, doch sie wechselte kurz vor ihrem Abschluss nach Hogwarts und wurde eine Gryffindor. Yuuri hätte seine kluge und kreative Schwester, mit ihrer gelassenen und manchmal distanzierten Art eher nach Ravenclaw gesteckt, aber der Hut hatte wohl andere Pläne.
 

Nachdem Mari einen perfekten Schulabschluss in der Tasche hatte, suchte sie sich eine Wohnung in London um fortan als Lehrerin in Hogwarts zu unterrichten. Sie hätte ebenfalls die Möglichkeit gehabt in der Schule zu wohnen, doch Yuuri zu liebe, welcher ebenfalls wechseln wollte, suchte sie sich eine Wohnung, damit dieser den Sommer über bei ihr wohnen konnte.

Die Mahoutokoro war eine ausgezeichnete Schule, doch der Leistungsdruck war enorm. Schüler trugen Uniformen die je nach Noten und Leistungen die Farbe änderten. Etwas was sich der gebürtige Japaner nicht antun wollte. Seine Eltern erlaubten ihm einwandslos Hogwarts zu besuchen, da er in der Obhut seiner verantwortungsbewussten, großen Schwester war, welche ihn heute auch noch unterrichtete.
 

"Also gut, das war es dann für heute. Es hört ja eh keiner zu wegen des anstehenden Besuchs.", verkündete Mari und entließ ihre Schüler in die Mittagspause.

Gerade als Yuuri gemeinsam mit seinen Freunden den Raum verlassen wollte, bat seine Schwester ihn zu sich. Er schickte Phichit schon einmal vor in die große Halle.
 

"Was gibt es denn?", fragte er.
 

"Ich habe von einem Professor gehört, dass du deinen Namen in den Feuerkelch werfen möchtest. Hast du dir das auch gut überlegt?", wollte sie wissen, während sie sich gegen ihren Tisch lehnte.
 

Yuuri zuckte mit den Schultern. Er fühlte sich ertappt und fragte sich wie soetwas die Runde bis zu ihren Ohren machen konnte.
 

"Ich denke schon...", murmelte er.
 

"Weißt du, dass ist kein normaler sportlicher Wettbewerb. Du musst dir in echten Gefahrensituationen mit Zaubern, Geschicklichkeit und Schnelligkeit zu helfen wissen.", erklärte sie ihm.
 

"Ich weiß, ich hab mich die vergangene Woche mit nichts Anderem beschäftigt."
 

"Und wieso willst du mitmachen?"
 

Yuuri wusste, dass seine große Schwester sich nur Sorgen um ihn machte und ihn schützen wollte, aber es fühlte sich an, als würde sie ihm nicht zutrauen, dass er das hinbekommen würde; und das verletzte ihn.
 

"Bestimmt werde ich gar nicht ausgewählt, also müssen wir auch gar nicht darüber reden.", sagte er mit einem Lächeln um seine Schwester zu beruhigen. Damit gab sie sich fürs erste Zufrieden und Yuuri verließ das Klassenzimmer bevor sie noch etwas sagen konnte. Er liebte seine Schwester zwar, aber er hatte oft das Gefühl sie würde ihn nicht verstehen. Viel gemeinsam hatten sie nicht - bis auf ihr Blut.
 

Beim Mittagessen wurde sich gespannt über die baldige Ankunft der Gäste unterhalten. Yuuri war so aufgeregt, dass er nichts runterbekam. Zwar sagten alle das Viktor zu 100 Prozent dabei sein musste, aber wenn nicht wäre die Entäuschung groß. Zwar war Viktor ein mehr als würdiger Representant seiner Schule, aber schließlich hatte er auch noch eine eigne Meinung und wenn er keine Lust darauf hatte, würde er sicher auch nicht dabei sein.

Nach allem was Yuuri über die Jahre so rausbekommen hatte durch Zeitungsartikel und Interviews des russischen Durmstrangschülers und Sucher der Nationalmannschaft, hatte er neben seiner charmanten und extrovertierten Art auch einen ziemlichen Dickschädel. Die Herzen der Frauen lagen ihm zu Füßen und trotzdem hatte er noch nie länger eine feste Freundin gehabt.
 

Auf einmal trat ein aufgeregter Erstklässer durch die Türen der große Halle und schnappte angestrengt nach Luft.
 

„Leute… sie… kommen. Sie kommen!“, schnaufte er und als die Schüler seine Worte registriert hatten, standen alle auf und stürmten durch die Tür, drängten den hilflosen kleinen Erstklässler wieder mit raus.
 

Auch Yuuri und Phichit beeilten sich um einen guten Platz zu ergattern. Im Hof angekommen überrannten sich die Schüler fast, aber die beiden Hufflepuffs fanden eine uneingenommene, kleine Stelle an der Seite, von welcher man aus einen guten Blick auf den See vor Hogwarts hatte.
 

Eine fliegende Kutsche brach durch die Wolken und reflektierte das Sonnenlicht. Gezogen wurde sie von pferdeartigen Wesen, sogenannten Palominos wenn Yuuri sich nicht irrte. Sie waren unheimlich stark und hatten feuerrote Augen. Als die Kutsche die Landebahn unter ihnen ansteuerte, erkannte man bereits das Wappen der Beauxbatons Akademie.

Ein Raunen zog durch die Schülerschaft von Hogwarts als die Schulleiterin, gefolgt von ihren ausgewählten Schülern austraten. Die Kutsche sah ein wenig klein aus um über zehn Schüler darin reisen zu lassen, deshalb musste sie wohl mit einem Zauber ausgestattet sein.
 

Man hatte nicht übertrieben als man von der Schönheit und Anmut dieser Schüler berichtet hatte. Eine Schwarzhaarige junge Frau mit so großen, strahlenden Augen, dass man sie selbst vom Aussichtspunkt erkennen konnte, drehte sich zu den Studenten von Hogwarts und winkte mit einem fröhlichen Lächeln. Die Jungen, aber auch viele Mädchen, waren augenblicklich verzaubert.
 

„Hört auf zu gaffen! Das ist meine Schwester!“, schimpfte Michele Crispino aus der vordersten Reihe.
 

Im selben Moment erschien ein kleines Boot am Horizont des Sees. Als es jedoch näher kam erkannte man, dass es sich um eine Art Ausguck – ein Krähennest – handelte und tatsächlich stieg das Schiff, wie ein plötzlich gebrogendes Wrack auf. Die Segel öffneten sich und das Durmstrang-Wappen erschien.

Yuuri hielt den Atem an. Viktor war vielleicht auf diesem Schiff. Das Spektakel endete damit, dass das Schiff angelegt hatte und auch hier einige Schüler von Bord gingen. Von Viktor aber fehlte bis jetzt jede Spur.
 

Im Gegensatz zu den in blau gekleideten Damen der Beauxbatons, trugen die Herren von Durmstrang dickes Fell und rote Umhänge. Yuuri fand ihr Aussehen beeindruckend.

Mehr Zeit blieb ihnen nicht um zu schauen, denn die Hauslehrer sammelten ihre Jahrgänge zusammen und bestanden darauf, dass die Schüler für die Willkommensfeier sich in der großen Halle versammelten. Immer wieder wurde erwähnt, dass sich alle benehmen und Hogwarts keine Schande machen sollten.
 

„Hast du Viktor sehen können?“, fragte Phichit, während sie auf dem Weg in die Halle waren, doch dieser schüttelte nur entäuscht den Kopf. Als sie sich alle hingesetzt hatten, waren die Lehrer bereits vorne versammelt und auch die Schulleiterin stand bereit für eine Ansprache am Pult.
 

„Liebe Schüler, wie ihr bereits wisst, wird dieses Schloß nicht nur euch dieses Jahr ein zu Hause sein, sondern auch unseren besonderen Gästen. Also bitte begrüßt mit mir die zauberhaften Damen der Beauxbatons Akademie für Zauberei und ihre Schulleiterin Lilia Baranovskaya!“
 

Kaum hatte die Schulleiterin ihr letztes Wort gesprochen öffneten sich die Türen der großen Halle und hinein traten die Schönheiten aus Frankreich. Wohin Yuuri auch sah, ein Mädchen war wirklich schöner als das Andere. Sie demonstrierten eine Art Tanz und zogen ihr Publikum in ihren Bann. Als letztes betrat die Schulleiterin der Beauxbatons die Halle. Sie war elegant gekleidet, ihr Haar war streng zurückgebunden und sie bewegte sich grazil durch den Gang.
 

Sie verbeugte sich höflich, aber ohne ein Lächeln im Gesicht vor der Hogwarts Leiterin welche die Geste erwiderte. Danach stellte sie sich zu ihren Mädchen und sie bekamen einen großen Applaus, vorallem von den Jungen.
 

„Und nun zu unseren Freunden im Norden! Bitte begrüßt die stolzen Schüler von Durmstrang und ihren Schulleiter Yakov Feltsmen!“, kündigte die Professorin an.
 

Im Kontrast zu dem eben gezeigten zauberhaften Schauspiel, boten diese Schüler ein sehr maskulines Spektakel. Sie schlugen in einem Rhythmus gewaltige Stäbe zu Boden, welche Funken entzündeten und machten animalische Laute. Ein wenig einschüchternd, aber genauso beeindruckend. Das Schlusslicht bildeten der Schulleiter Yakov Feltsmen und...
 

"Oh mein Gott.", hauchte Phichit ungläubig neben seinem besten Freund.
 

"Ich glaub‘ ich träume. Das ist Viktor Nikiforov!", rief ein weiterer verblüffter Hufflepuff neben ihnen.
 

"Viktor.", murmelte Yuuri ganz leise, während dieser mit schnellen Schritt an ihm vorbei lief und neben den Schülern der Beauxbatons mit einer Verbeugung halt machte.
 

Die Bilder aus den Zeitungen, welche Yuuri gesammelt hatte, wurde diesem jungen Mann nicht gerecht. Viktor war mehr als gutaussehend. Er hatte kurzes, grau-silbernes Haar und einen seitlichen Pony welcher sein linkes Auge leicht verdeckte. Dennoch sah man deutlich seine großen, hellblau schimmernden Augen. Er war einen guten Kopf größer als Yuuri, schlank und muskulös, eingekleidet in typischer, brauner Durmstrang Uniform. Er war noch keine Minute im Raum und schon tuschelten die Mädchen darüber wie sie ihm am besten näher kommen könnten.
 

"Er wird wirklich ein ganzes Jahr in Hogwarts leben!", sagte Phichit aufgeregt. Yuuri war unfähig etwas zu erwidern, also nickte er nur kurz.
 

Zwar war das Mittagessen noch nicht lange her, doch zur Feier des Tages wurden von der Schulleiterin Hogwarts die Tische mit Kuchen und heißer Schokolade gedeckt. Dazu reichte ihrerseits eine simple Handbewegung und schon waren alle vier Tische reich gedeckt an Leckereien. Die Gäste verteilten sich an den Tischen. Eine Mehrheit an Durmstrang Schülern gesellte sich an den Tisch der Slytherins, während die Damen der Beauxbatons sich zahlreich zu den Ravenclaws setzten, was wohl großteils an der blauen Frabe lag, welche beide Seiten trugen.
 

Yuuris Augen folgten Viktor durch den Raum. Er unterhielt sich mit einem blonden Jungen, welcher jünger aussah als er selbst, während sie sich gemeinsam an den Gryffindor-Tisch setzten. Der blonde Junge schaute ziemlich grimmig, aber seine Miene erhellte sich als er das Wappen mit einem prächtigen Löwen darauf erblickte. Da konnte ein Dachs wohl nicht mithalten.
 

"Also wann wollen wir ihn ansprechen?", fragte Phichit und riss Yuuri aus seinen Gedanken.
 

Mit großen Augen betrachtete er seinen besten Freund. "Ansprechen?", wiederholte er mit hoher Stimme, als wäre es völlig undenkbar.
 

"Klar, wieso nicht? Wie soll man denn sonst eine Unterhaltung beginnen?"
 

"Willst du ihn etwa das ganze Jahr nur anstarren?", mischte sich nun auch Emil ein. Der Japaner fühlte sich ertappt und spürte wie seine Wangen anfingen zu glühen.
 

Sein Blick wanderte wieder zum Gryffindor-Tisch und er beneidete die Schüler und Schülerinnen, die das Glück hatten sich mit ihm zu unterhalten. Yuuri würde zu gerne hören über was sie sprachen. Er kam sich jetzt schon vor wie ein Stalker.
 

Nach einer Stunde der angeregten Unterhaltungen zwischen den Hogwarts Schülern und den Gästen erhob sich Professor Okukawa um eine weitere Ansprache zu halten. Vor dem Lehrerpult befand sich ein menschengroßes, goldenes Objekt. Es war pyramidenähnlich aufgebaut. Mit einer geschmeidigen Bewegung ihres Zauberstabs verflüssigte sich das Gold langsam und machte den Anschein zu Boden zu sickern. In Wahrheit sorgte die Magie aber dafür, dass es sich langsam nach unten auflöste und zum Vorschein kam ein gewaltiger Kelch aus schwarzem Stein. Eine blau schimmernde Flamme entfachte sich plötzlich von selbst. Die Schüler schauten gebannt nach vorn.
 

"Das ist der Feuerkelch.", erklärte die Leiterin. "Wer sich für das Tunier bewerben möchte, brauch bloß seinen Namen auf ein Stück Pergament zu schreiben und es bis Morgen Nachmittag um diese Zeit in die Flammen zu werfen. Tut das aber keines Falls unbedacht. Seid ihr erst ausgewählt, gibt es kein zurück mehr. Jetzt in diesem Moment hat das trimagische Tunier begonnen."
 

Die Schüler jubelten in Vorfreude doch Yuuri sah nervös zu JJ am Slytherin-Tisch, welcher ihn angrinste. Der junge Huffelpuff verstand nicht ganz den Reiz an diesem Tunier. Ruhm und Preisgeld, schön und gut, aber er war doch verwirrt, dass es anscheinend allen egal war, dass sie dabei ihr Leben riskierten. War er vielleicht einfach nur zu feige?

Sich darüber Gedanken zu machen wie gefährlich es werden könnte, war eh sinnlos, schließlich hatte er bereits verkündet, dass er seinen Namen in diesen Kelch werfen würde.
 

"Ich geh' schonmal vor. Irgendwie bin ich ziemlich erschöpft.", murmelte Yuuri.
 

Gerade als er loslaufen wollte, rief Phichit ihm nach und Yuuri drehte sich um, lief aber weiter.
 

"Warte, ich komm gleich mit dir mit.", sagte sein bester Freund. Plötzlich weiteten sich dessen Augen und er zeigte mit dem Zeigerfinger nach vorn in Yuuris Richtung. "Pass auf! Du-"
 

Doch bevor er seine Warnung aussprechen konnte, lief Yuuri volle Wucht in jemand Anderen rein. Ein klirrendes Geräusch ertönte als Geschirr zu Boden dabei fiel. Als Yuuri sich wieder umdrehte, um sich zu entschuldigen, erkannte er den blonden Jungen, welcher sich vorhin mit Viktor unterhalten hatte. In diesem Moment bemerkte er wie still es in der großen Halle geworden war und das sie von allen Seiten angestarrt wurden. Er wollte im Erdboden versinken.
 

"Hast du keine Augen im Kopf, du Trottel?!", fauchte sein Gegenüber. Seine grünen Augen funkelten ihn wütend an, denn als wäre das zerbrochene Geschirr und die neugierigen Blicke der Anderen nicht genug gewesen, hatte er anscheinend auch noch dafür gesorgt, dass sein Getränk jetzt über seiner ganzen Uniform verteilt war. Zurecht war der junge Durmstrang zornig.
 

"T-Tut mir schrecklich Leid, ich-"
 

"Kannst du dir sparen, Idiot. Guck einfach wo du hinläufst!"
 

Mit diesen Worten ließ er Yuuri stehen und setzten sich wieder zu Viktor. Erst jetzt bemerkte er wie sein großes und jahrelanges Idol ihn ansah. Er spürte ein Stechen in seinem Brustkorb, als sich die Blicke kreuzten.

Gespräch

„Sieh es mal postiv: Von allen Schülern in Hogwarts bist du Viktor sicherlich am meisten im Gedächtnis geblieben.“
 

Yuuris beste Freundin Yuuko, ein braunhaariges Mädchen in seinem Alter, saß mit ihm auf einer Wiese vor dem Schloss und versuchte ihn aufzumuntern, nach seinem kleinen Missgeschick in der großen Halle. Nicht nur die gesamte Schülerschaft von Hogwarts, auch Beauxbatons und Durmstrang hatten mitbekommen, wie er in einen der Gastschüler unachtsam reingerannt war und dafür gesorgt hatte, dass dieser sein Getränk auf seiner Kleidung verschüttet hatte. Das Schlimmste daran war aber, dass es der blonde Junge war, der sich den ganzen gestrigen Abend mit Viktor unterhalten hatte und auch mit ihm gemeinsam an einem Tisch saß. Viktor hatte natürlich alles gesehen und Yuuri konnte sich schon vorstellen, was der blonde Junge ihm erzählt haben musste, nachdem dieser sich fürchterlich aufgeregt hatte, trotz einer Entschuldigung.
 

Seufzend ließ Yuuri den Kopf hängen. Er hatte das Frühstück geschwänzt, nachdem bereits in den Gängen über ihn getuschelt wurde. Er beschloss das milde Herbstwetter und den morgendlichen Sonnenschein für ein paar Minuten zu genießen, bevor der Unterricht losging. Yuuko hatte seine Abwesenheit bemerkt, erkundigte sich bei Phichit und beschloss Yuuri einen Toast und eine heiße Schokolade nach draußen zu bringen.
 

„Nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte, aber vermutlich hast du Recht.“, stimmte Yuuri ihr mit einem halbherzigen Lächeln zu.
 

"Ich habe immer Recht!", bestätigte sie mit einem breiten Grinsen.
 

Sie stand auf, klopfte das Gras von ihrem schwarzen Rock und zog Yuuri mit sich hoch. Er hing unmotiviert an ihrem Arm, während sie das Schloss betraten und zum nächsten Unterricht liefen. Als wäre der Tag nicht schlimm genug mit dem bevorstehenden Ereignis seinen Namen in den Feuerkelch zu werfen, hatten sie jetzt auch noch Zaubertränke mit einem der unsympathischstenLehrer der ganzen Schule.
 

"Können wir nicht schwänzen? Bitte?", flehte der Schwarzhaarige doch Yuuko schüttelte energisch den Kopf.
 

"Yuuri Katsuki. Du hast noch nie in deinem Leben geschwänzt, da fängst du jetzt auch nicht damit an. Ein Hufflepuff steckt den Kopf nicht in den Sand!"
 

Ihre Ansprache klang wie die einer besorgten Mutter, was ein durchaus passender Vergleich mit Yuuko wäre. Nun bildete sich auf Yuuris Lippen doch ein ehrliches, kleines Lächeln und er fügte sich seinem Schicksal.

Wie erwartet jedoch war der Unterricht die reinste Tortur. Gemeinsam mit den Slytherin-Schülern seines Jahrgangs hatten sie die Aufgabe einen Trank der lebenden Toten zu brauen. Dies war ein extrem starkes Schlafmittel. Wer ihn zu sich nahm, würde stundenlang schlafen und wäre durch nichts zu wecken. Obwohl Yuuri der festen Überzeugung war alles nach Anleitung hinzugefügt zu haben, hatte der Trunk nicht wie ihm Lehrbuch angegeben eine bläuliche Farbe, sondern vielmehr eine Grüne. Yuuko erklärte ihm er habe zu viel Saft einer Schlafbohne hinzugegeben.

Natürlich blieb es von Professor Leroy nicht unbemerkt und er tadelte Yuuri vor der Klasse, wieso er seine wertvollen Zutaten verschwendete. JJ kicherte hinter ihm.
 

"Hoffentlich kommen keine Zaubertränke in den Tunieraufgaben vor, nicht wahr Yuuri?", sagte er hämisch.
 

Den Tag über war Yuui ungewöhnlich ruhig. Er besuchte den Unterricht, schenkte JJ und seinen dummen Bemerkungen keinerlei Beachtung. Das Mittagessen schwänzte er diesmal nicht. Er verzog auch keine Mine als er Viktor zwei Tische weiter mit dem blonden Jungen, dessen Namen er noch nicht kannte, sah. Phichit beäugte ihn besorgt.
 

"Alles klar?", fragte er vorsichtig und sein Freund nickte, während er einen Bissen von seinem Mittagessen nahm. Es gab Kartoffelauflauf mit frischem Brokkoli und Möhren. Zumindest eine gute Sache heute.

Obwohl er sich fest vorgenommen hatte den Blick auf seinen Teller zu fixieren, wanderten seine Augen gelegendlich zum Slytherin-Tisch und zu dem Jungen den er verehrte und vor welchem er sich lächerlich gemacht hatte. Zwar versuchte er sich immer wieder Yuukos Worte ins Gedächtnis zu rufen, doch er war einfach nicht selbstbwusst genug, um sie so postiv wie sie klingen zu lassen.
 

Plötzlich passierte etwas womit Yuuri niemals gerechnet hätte. Viktor welcher heute nicht mit dem Rücken zu ihm saß, sondern auf der anderen Seite des Tisches, hob den Kopf an und schaute Yuuri direkt in die Augen. Sein Herz machte einen kräftigen Satz und war wie elektrisiert. Normalerweise hätte er schnell zur Seite geschaut oder auf seinen Teller aber seltsamerweise hielt er den Blickkontakt, genau wie Viktor. Und dann lächelte er Yuuri an.
 

Einen kurzen Moment später boxte ihm ein weiterer Schüler von Durmstrang gegen die Schulter und erlangte damit seine Aufmerksamkeit. Ihr Blickkontakt und dieses warme, aufrichtige Lächeln endete. Erst jetzt bemerkte Yuuri wie er den Atem angehalten hatte und schnappte nach Luft.

Phichit zog eine Augenbraue nach oben, während sein bester Freund nach Luft rang, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Anscheinend konnte der Tag doch noch gut werden.
 

Am Abend war es dann soweit. Die Schüler versammelten sich nach und nach in der großen Halle, umden Feuerkelch mit seinen prächtigen blauen Flammen. Um den Kelch war von der Schulleiterin eine Altersline gezogen, sodass die Jüngeren nicht in Versuchung kamen. Beleidigt hockte Minami davor. Er war dennoch gekommen, um dabei zu sein wenn Yuuri seinen Namen hinein warf.Warum auch immer hing der junge Gryffindoran seinem Rockzippfel. Nach dem letzten Qudditch-Match war er so beeindruckt von ihm, dass er sogar nach einem Autogramm gefragt hatte.
 

Yuuri stand neben Phichit und Yuuko, seitlich vom Kelch.Zu seiner rechten stand JJ mit einigen seiner Klassenkameraden. Links von ihm standen drei Schülerinnen der Beauxbatons, welche gerade dabei waren ihre Namen auf ein kleines Stück Papier zu schreiben. Sie warfen diese hinein und kicherten aufgeregt.
 

"Mit Sicherheit wirst du ausgewählt, Sara.", meinte ein schwarzhaariges Mädchen und warf einen Blick zu JJ vor ihr, welcher ganz untypisch für ihn rote Wangen bekam.
 

"Vielleicht auch du, Isabella.", erwiderte Sara mit einem Zwinkern.
 

Als nächstes traten die Slytherin vor und taten ihren Namen hinein. JJ tat dies extra dramatisch und schenkte Yuuri einen letzten herausfordernden Blick. Er schüttelte den Kopf, ballte das Stückchen Papier mit seinem Namen zu Fäusten. Gerade als er vorlaufen wollte, betraten die Durmstrang-Schüler die große Halle. Ganz vorne lief Viktor.

Als er seinen Namen hineingeworfen hatte und das Papier in den Flammen verschwand, drehte er sich zu Yuuri und schien ihn erst jetzt bemerkt zu haben. Er schenkte ihm erneut ein Lächeln, während der blonde Junge ihn grimmig betrachtete. Anscheinend war er sehr nachtragend.
 

"Yuri, du bist an der Reihe.", sagte Viktor plötzlich.
 

Yuuris Augen weiteten sich ungläubig. Zum ersten Mal hörte er dessen Stimme live, welche nebenbei bemerkt genauso schön war wie alles Andere an ihm war und dann war es auch noch sein Name den er sagte. Doch woher kannte er überhaupt seinen Namen? Kurz bevor Yuuri reagieren konnte keifte der blonde Junge ihn an.
 

"Hör auf zu drängeln, alter Mann.", maulte er und warf seinen Namen mit einer lieblosen Bewegung in den Kelch.
 

Yuuri wurde nun klar, dass Viktor nicht ihn gemeint hatte, sondern die blonden Durmstrang, welcher anscheinend den gleichen Namen trug. Ein wenig entäuscht schaute er verstohlen zu Viktor. Doch die Entäuschung löste sich in Luft auf, als dieser ihm zuzwinkerte, während er gemeinsam mit den anderen Durmstrang-Schülern den Raum wieder verließ.
 

"Hat Viktor Nikiforov dir gerade zugezwinkert?!", fragte Phichit erschrocken.
 

"Und hat der blonde, niedliche Junge etwa den gleichen Namen wie du?", fügte Yuuko belustigt hinzu.
 

Das alles kam Yuuri so unwirklich vor. Ohne weiter groß darüber nachzudenken, trat er endlich nach vorne, durchquerte die Alterslinse und warf nach einem kurzen Moment seinen Namen in den Kelch. Er hatte es tatsächlich getan. Alles was nun folgen wird, sollte Schicksal sein.
 

Auch am nächsten Tag wurde der Unterricht normal fortgeführt in Hogwarts. Erst am späten Nachmittag würde die Ziehung der Champions stattfinden. Yuuri war glücklicherweise nicht mehr ganz so nervös wie die vergangene Woche über. Nachdem er die Anzahl der Schüler gesehen hatte, war es doch relativ unwahrscheinlich ausgewäht zu werden. Außerdem schien das Universum auf seiner Seite zu sein, nachdem Viktor Nikiforov ihn angelächelt und ihm sogar zugezwinkert hatte gestern Abend. Kurz kamen ihm Gedanken wie, dass der Durmstrang vielleicht Mitleid mit ihm hatte, oder ihn vielleicht an der Nase herum führen wollte, aber dann wiederrum passte dies nicht zu Viktor und Yuuri schob es auf seine Unsicherheit. Er beschloss die Ereignisse postiv zu werten.
 

"Bist du gar nicht mehr aufgeregt?", fragte Yuuko eine Bank hinter ihm. "Du wirkst so entspannt im Vergleich zu gestern."
 

"Woran das wohl liegen mag.", warf Phichit mit einem Grinsen ein.
 

"Ich denke einfach, es ist wirklich unwahrscheinlich, dass ich ausgewählt werde.", erklärte Yuuri ihnen zuversichtlich.
 

Während Phichit es unterlassen hatte sich zu bewerben, warf Yuuko ihren Namen ebenfalls in den Kelch.Sie war der perfekte Beweis dafür, dass Hufflepuffs auch mutig sein konnten. Würde sie ausgewählt werden, hätte Yuuri vollstes Vertrauen in ihr Können. Sie wusste sich in Notsituationen zu helfen und war in der Lage einen kühlen Kopf zu bewahren.
 

"Als Hausaufgabe lest euch bitte die Seiten 378 bis 390 durch und schreibt eine kurz Zusammenfassung. Ihr dürft gehen.", verkündete die Lehrerin und die Schüler stürmten nach draußen. Es war wunderschönes Wetter und so gut wie jeder befand sich während der Pause außerhalb des Schlosses. Yuuri und die Anderen hatten nun eine Freistunde, welche sie für ihre Hausaufgaben nutzen wollten. Sie setzten sich draußen auf die Bänke in den Schatten.
 

"Oh Mist, ich hab mein Buch im Klassenraum vergessen. Ich geh‘ es schnell holen.", meinte Yuuri. Er stand wieder auf und lief mit schnellem Schritt ins Gebäude, gerade als er um die Ecke gehen wollte, rannte ihm jemand entgegn und direkt in ihn rein. Um das Déjà-vu abzurunden war es auch noch Durmstrang-Yuri. Dadurch das dieser rannte, tackelte er Yuuri förmlich zu Boden und auch selbst fiel er bei dem Rückstoss zu Boden.
 

Yuuri sah ihn erschrocken an, sein Gesicht war ganz rot, ebenso wie seine Augen. Anscheinend hatte es einen Grund gehabt, wieso er so gerannt war. Unglücklicherweise schien sich sein Zorn jetzt auf Yuuri zu projizieren.
 

"Du willst mich wohl verarschen, du Idiot.", keifte er bedrohlich, doch diesmal war es nicht Yuuris Schuld. Er war nur zu falschen Zeit am falschen Ort, dennoch versuchte er die Situation abzuschwächen.
 

"Tut mir Leid, ich hab dich nicht gesehen."
 

"Wie oft willst du Trottel eigentlich noch in mich reinrennen?!", schimpfte er. Anscheinend machte ihn Yuuris ruhige Art noch wütender. Als er ihm eine Hand zum aufstehen anbieten wollte, schlug Yuri diese zur Seite.
 

Plötzlich hörte Yuuri eine bekannte Stimme hinter dem blonden Durmstrang. "Yuri, wieso rennst du einfach weg? Kannst du nicht normal mit mir reden?", fragte er, etwas genervt und Yuuris Augen weiteten sich, als Viktor hinter ihm erschien.
 

"Lass mich in Ruhe und verschwinde, Viktor!", fuhr er den Älteren an. Er rannte weiter und ließ Yuuri und Viktor zurück im Innenhof stehen.
 

Eigentlich wollte er nur sein Lehrbuch aus dem Klassenraum holen und nun stand er plötzlich Viktor Nikiforov gegenüber, dem Jungen den er eine gefühlte Ewigkeit anhimmelte. So überrumpelt wie er war durch den erneuten Zusammenstoß und das Streitgespräch zwischen den beiden Durmstrang-Schülern, hatte er gar keine Zeit gehabt um nervös zu werden.
 

"Hast du dir wehgetan? Tut mir Leid, es war meine Schuld, dass er so gerannt ist.", erklärte Viktor ihm entschuldigend. Yuuri wusste nicht was er sagen sollte. Als dieses Schuljahr angefangen hatte, hätte er niemals damit gerechnet Viktor jemals zu begegnen, geschweige denn sich mit ihm zu unterhalten. Er schien so unerreichbar für Yuuri, durch seine Berühmtheit und seinen Erfolg, dass er völlig vergaß, dass Viktor auch… nur ein Schüler war.
 

"A-Alles okay, ich hoffe er hat sich nicht wehgetan.", antworte Yuuri.
 

Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie eingeschüchtert er durch die Anwesenheit seines großen Idols war, doch der Versuch ging wohl daneben. Viktor neigte den Kopf und musterte ihn mit einem breiten Lächeln.
 

"Mache ich dich nervös?", fragte er so direkt, dass der junge Hufflepuff sich fühlte, als wäre er schon wieder mit dem Boden zusammengestossen.
 

"W-Was?!"
 

"Du wirkst so."
 

"N-Nein, gar nicht. Das wäre doch Unsinn, oder?"
 

Yuuri zuckte zusammen. Es war kein Unsinn. Auch wenn Viktor ebenso ein Schüler war, so ganz nebenbei war er schließlich der jüngste Spieler der Welt in einer Quidditch-Nationalmannschaft und man feierte ihn für sein Talent weltweit.
 

"Wenn das bedeuten würde, dass wir uns nicht unterhalten könnten, wäre es Unsinn.", stimmte ihm Viktor lachend zu und Yuuri war überrascht. Keine Spur von Arroganz - obwohl er es sich hätte leisten können.
 

"Ist alles okay zwischen dir und ihm?", fragte Yuuri. Ihm fiel nichts anderes ein zu fragen und auch wenn die Frage ziemlich persönlich war, wollte er das Gespräch zwischen ihm und Viktor noch nicht enden lassen.
 

Viktors Mine wurde ernster. Yuuri hatte Sorge, dass seine Frage zu weit ging, für jemanden den Viktor gerade erst kennengelernt hatte.
 

"Er ist wütend über eine Entscheidung die ich getroffen habe.", erklärte Viktor ihm, mit einem traurigen kleinen Lächeln. Der Hufflepuff überlegte wie weit er gehen konnte, um den jungen Mann nicht zu Nahe zu treten. Doch während Yuuri sich über Privatsphäre den Kopf zerbrach, spürte er plötzlich wie Viktor sich bei ihm einhakte und ihn in die völlig entgegengesetzte Richtung, als es sein Ausgangsziel war, führte.

Anscheinend war Privatsphäre dem jungen Russen kein Begriff, ganz im Gegenteil zu Yuuri, welcher völlig überrumpelt dadurch war. Zwar ließ er sich mitschleifen, aber war dabei steif wie ein Besenstiel. Das schien Viktor nicht entgangen zu sein, er grinste ihn breit an.
 

"Zeig mir doch ein wenig das Schloss. Bisher hatte ich noch nicht viel Gelegenheit mich umzusehen oder jemanden aus Hogwarts kennen zu lernen.", schlug er vor.
 

Von den vielen Schülern hier an Hogwarts, traf er gerade auf Yuuri und wollte ihn besser kennen lernen. Anscheinend war ihm das Schicksal wirklich wohl gesonnen.
 

"Wie ist überhaupt dein Name?"
 

"Yuuri. Yuuri Katsuki.", murmelte er kleinlaut.
 

"Wirklich?! Was für ein lustiger Zufall! Du heißt genau wie wie der Junge von eben. Sein Name ist Yuri Plisetsky.", stellte Viktor lachend fest. "Dein Nachname klingt japanisch. Stammst du aus Japan?"
 

Yuuri konnte immer noch nicht glauben, dass er sich mit dem jüngsten Sucher der Geschichte unterhielt. Noch dazu kam, dass er sich wahrhaftig für Yuuri zu interessieren schien. Seine Neugier und sein Interesse waren auf keinen Fall geheuchelt. Der junge Hufflepuff wusste aus den vielen Zeitungsartikeln die er gesammelt hatte und die vielen Interviews die er verfolgt hatte, dass Viktor trotz seiner Berühmtheit weder eingebildet, noch herablassend war. Er war offen, charismatischund eine Frohnatur. Aber ihn nun vor sich und in Natur zu erleben war ganz Anders - viel Besser.

Für einen Schüler des Durmstrang Institutes war das allerdings eher untypisch. Auch wenn Yuuri Schubladendenkn nicht leiden konnte, so hörte man öfter, dass in dieser Schule ein strenger Ton herrschte. Sie war überaus leistungsorientiert und wer keine Erfolge erzielte, der konnte sich gleich verabschieden. Außerdem nahmen sie nur Reinblüter an. Yuuri hatte als muggelstämmiger dort also keine Chancen gehabt. Sonst wusste man nicht viel von der Schule, außer dass man dort wohl auch in Berührung mit den dunklen Künsten kommen würde. Das war allerdings nur ein Gerücht. Der SchulleiterYakov Feltsman bevorzugte Verschwiegenheit.
 

"Ich, ehm... ja, ich stamme aus Japan.", antworte Yuuri ihm. "Meine Eltern leben noch dort, aber ich bin mit meiner Schwester, nach London gezogen um auf die Hogwarts-Schule gehen zu können."
 

"Verstehe. Warst du anfangs auf der Mahoutokoro?"
 

"Nein, aber meine Schwester."
 

"Du bist wirklich nicht sehr gesprächig, Yuuri."
 

Der Angesprochene lachte einfach verlegen, weil er keine Ahnung hatte, was er erwidern konnte. Er konnte wirklich sehr wortkarg sein, aber nicht aus Desinteresse, sondern aus Verunsicherung. Aus Angst etwas falsches zu sagen, schwieg er lieber. Seine Freunde, vorallem Yuuko versuchten ihn deswegen immer wieder zu ermutigen, einfach er selbst zu bleiben, denn so liebten sie ihn und so würden auch Menschen die neu in sein Leben traten es tun.
 

Viktor, welcher in der Zwischenzeit endlich von seinem Arm abgelassen hatte, lief entspannt neben ihm her. Er schaute geradeaus, was Yuuri die Möglichkeit schenkte, ab und zu seinen Blick auf seine sanften Züge zu werfen. Er war wirklich atemberaubend schön. Wüsste Yuuri es nicht besser, hätte er auch annehmen können Viktor war ein Schüler der Beauxbatons mit seinem perfekten Gesicht und seinem perfekten Körper und seiner perfekten Ausstrahlung.
 

"Möchtest du denn gar nichts über mich wissen?", fragte der Durmstrang mit einem sanften Lächeln.
 

Nicht nötig. Ich weiß schon alles über dich, hätte Yuuri ihm beinahe geantwortet, konnte sich glücklicherweise zurückhalten. Würde es nach ihm gehen, hätte er ihm schon längst eine Flut an Fragen gestellt, aber er wollte nicht wie ein nerviger und oberflächlicher Fan auf Viktor wirken. Er hatte hier die einmalige Chance sich wirklich mit ihm anzufreunden.
 

"Ehm, in einem Artikel habe ich mal gelesen du magst Hunde sehr gerne, vorallem Pudel. Stimmt das?"
 

Viktor stoppte kurz, sah Yuuri an, blinzelte und musste Lachen, bevor er schließlich wieder langsam weiterlief. Der Hufflepuff-Schüler fragte sich ob er etwas falsches gesagt hatte.
 

"Von den meisten Leuten höre ich nur Fragen zur kommenden Qudditchseason, ob sie ein Autogramm haben dürfen, oder ob ich ihnen nicht Tickets besorgen könnte. Du bist wirklich... erfrischend."
 

Ein wenig stolz über diese überaus begeisterte Reaktion von Viktor, lief Yuuri nun ein Stück aufrechter. Anderseits schien Viktor gar nicht so begeistert, was seine Berühmtheit anging. Anscheinend wurde er von der Magierwelt nur noch auf sein Können im Qudditch reduziert.
 

"Und ja! Ich liebe Pudel! Ich habe selbst einen, aber ich durfte sie nicht mitnehmen. Yakov hat es mir verboten.", erklärte er grimmig.
 

"Professor Feltsman? Du nennst ihm bei seinem Vornamen?"
 

"Ja, er ist gar nicht so streng wie er nach außen hin wirkt. Wenn er dich gern hat, darfst du dir statt einer Eule auch einen Hund zulegen."
 

"Das hat sicher auch nichts damit zu tun, dass du Durmstrangs Goldschüler bist."
 

Viktor lachte. "Vielleicht auch ein wenig daran."
 

Aufeinmal hörte Yuuri hinter sich seinen Namen. Yuuko erschien hinter ihnen, welche zunächst fragend zwischen Viktor und ihm hin und her sah, dann aber wieder in der Realität ankam.
 

"Yuuri, Yuuri! Die Ziehung der Champions beginnt gleich. Beeilt euch und kommt in die große Halle!", sagte sich aufgeregt.
 

Das hatte Yuuri durch das Gespräch mit Viktor völlig vergessen. Die Auslosung der trimagischen Champions würde gleich losgehen.

Auswahlverfahren

Die große Halle war brechend voll. Alle Schüler der Hogwarts-Schule, sowie die Gäste der Beauxbatons und Durmstrang versammelten sich und versuchten die besten Plätze, mit guter Sicht auf den Feuerkelch, zu ergattern. Um dem Spektakel einen dramatischen Touch zu geben, dimmte die Schulleiterin mit einer gleitenden Handbewegung durch den Raum die Lichter. Die Schüler wurden ruhiger und schwiegen schließlich, als die Professorin die Ziehung beginnen wollte.

Yuuri schlug das Herz bis zum Hals. Er hörte ein Dröhnen im Ohr und konnte spüren wie das Blut in seinen Adern pulsierte. Er musste wirklich verrückt gewesen sein, dass er auf die Idee gekommen war, sich für dieses Tunier zu bewerben.
 

"Hier ist nun der Moment auf den ihr alle gewartet habt, meine Lieben.", verkündete die Schulleiterin.
 

Die bläulichen Flammen loderten auf, erhellten den Raum bis sie sich plötzlich rot färbten und damit das erste Stück Papier ausgespruckt wurde. Nachdem es kurz im Raum herumschwebte, fing die Schulleiterin es auf.
 

"Champion für Beauxbatons ist... Sara Crispino!"
 

Die Hälse der Schüler reckten sich nach der wunderschönen Italinerin in ihrer seidigen blauen Uniform. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht sprang sie auf, während ihre Mitschüler ihr applaudierten und zujubelten. Michele Crispino, ein Schüler der Hogwarts-Schule, hingegen erlitt fast eine Herzattacke, als er mitansehen musste, wie seine Zwillingsschwester Professor Okukawa die Hand schüttelte und sich als erster trigamischer Champion präsentirte. Sie winkte ihrem Publikum fröhlich zu und schien sehr stolz über ihre Ziehung zu sein.
 

In erster Linie war es ein Wettbewerb. Ein sportliches Tunier, welches die Schüler prüfen sollte und welches die Bande zwischen den europäischen Schulen stärken sollte. Doch Yuuris Gedanken drehten sich immer wieder um die Gefahren und die tausend Zuschauer, die ihn genaustens beobachten würden. Nicht ohne Grund war die Teilnahme mit Altersbeschränkung und nicht umsonst gab es in früheren Turnieren Todesfälle. Wer dieses Turnier mit einem Sportfest verglich, der würde spätestens zur ersten Aufgabe ein böses Erwachen erleben.
 

"Nur die Ruhe Yuuri, sieh dir an wie voll die Halle ist. Nie und nimmer wird dein Name gezogen, wenn etliche Andere total versessen darauf sind teilzunehmen.", flüsterte Phichit hinter ihm. Der Hufflepuff knetete nervös seine eiskalten Hände. Er nickte zustimmend.
 

Wieder färbten sich die Flammen des Feuers rot und ein weiterer Zettel wurde in die Luft geschossen. Nachdem die Schulleiterin ihn auffing verkündete sie den zweiten Champion.
 

"Für Durmstrang tritt an... Viktor Nikiforov!"
 

Der Ausruf seines Namens versetzte Yuuri einen Stich. Bis jetzt war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass wenn Viktor ausgewählt werden würde, er sich auch um ihn Sorgen würde. Alle gingen davon aus, dass der Kelch Viktor auswählen würde - was nun auch geschehen war.

Yuuri sah mit an wie Viktor mit einem breiten Lächeln aufstand, während seine Mitschüler ihm laut zujubelten und seinen Namen riefen. Nachdem Gespräch heute Nachmittag, mit den jetzigen Champion, fiel Yuuri auf, dass sein Lächeln nicht echt war. Er hatte Yuuri vorhin mit leuchtenden Augen und einem warmen, breiten Lächeln angesehen. Seine Gesichtszüge waren sanft und zufrieden, während er nun erkennen konnte, wie Viktor ein Lächeln für seine Fans trug.

Yuuri hatte einen Kloß im Hals. Hatte man von Viktor gegen seinen Willen erwartet, dass er an diesem Tunier teilnehmen sollte?
 

"Und der Hogwarts Champion ist...", die Schulleiterin fing den letzten Zettel auf, den der Kelch ausgespuckt hatte. "Yuuri Katsuki!"
 

Der Großteil der Halle applaudierte, doch die Schüler die um Yuuri herum saßen verstummten. Der Hufflepuff erstarte nach dem Ausruf seines Namens und er bekam eine Gänsehaut die sich über seinen gesamten Körper erstreckte. Aus dem Augenwinkel sah er wie seine Freundin Yuuko erschrocken die Hände vor den Mund schlug. Phichit hinter ihm hielt den Atem an.

Andere Hufflepuffs kamen auf ihn zu und jubelten ihm zu, gratulierten ihm und zogen ihn von der Bank hoch. Man erwartete nun von ihm, dass er mit einem glücklichen und stolzen Gesicht nach vorne lief, obwohl er sich vorkam als würde man ihn zur Schlachtbank führen. Bevor er seinen erstarten Körper in Bewegung setzte, drehte er sich zu seinen Freunden, welche nun nach dem ersten Schock auch klatschten und ihn voller Ermutigung ansahen. Sie riefen seinen Namen und feuerten ihn an.
 

Ein Blick zum Slytherin-Tisch und JJ‘s besonders starker Applaus ließen Yuuri auftauen. Das selbstgefällige Grinsen ließ erneut Feuer durch seine Adern fließen. Er würde nicht zusammenbrechen und er würde auch nicht weinen, sondern jetzt nach vorne laufen und diesem Angeber zeigen, wieso der Kelch ihn ausgewählt hatte und nicht JJ.

Irgendwo her musste Yuuri den Antrieb nehmen, nach vorne zu gehen und nicht wegzurennen, also ließ er seinen Stolz die Oberhand gewinnen. Mit langsamen Schritten und einem sehr halbherzigen Lächeln schüttelte er der Schulleiterin die Hand. Sie klopfte ihm ermutigend auf die Schuler. Man sah in ihrem Gesicht kein Grund zur Sorge, was den Huffelpuff etwas beruhigte.
 

Yuuri stellte sich neben Viktor, welcher ihn genau musterte. Er fragte sich nach was der Durmstrang suchte, doch bevor er ihn fragen konnte, sprach die Professorin weiter.
 

"Fantastisch! Hier stehen sie nun, unsere trigmagischen Champions. Aber am Ende wird es nur einer schaffen, den trimagischen Pokal in den Händen zu halten. Nur einer von ihnen wird in den Geschichtsbüchern erscheinen und nur einer wird der Sieger dieses Turniers sein."
 

Der Pokal wurde enthüllt und der Beifall wurde noch energischer. Der trigmagische Pokal bestand zum größten Teil aus magischem Glas, auf welchem sich Namen wiederspiegelten, eventuell von vergangenen Champions, Yuuri wusste es nicht. Er schimmerte bläulich, mit so starker Intensität, das er den halben Raum erhellen konnte. Verziert war er mit Silber, woraus auch die Griffe bestanden. Er war wirklich beeindruckend.
 

Sara, Viktor und Yuuri wurden von den Hauslehrern in einem Raum hinter der großen Halle geführt, welchen der junge Hufflepuff noch nie betreten hatte. Hinter sich hörte er wie das Jubeln und die Zurufe immer leiser wurden. Sein Herzschlag wurde leider umso lauter. Wie war es möglich, dass ausgerechnet er unter den ganzen Bewerbern ausgewählt wurde, seine Schule zu vertreten? Was hatte sich der verdammte Kelch bloß dabei gedacht?

Vorsichtig lief Yuuri die Treppenstufen hinunter, um sich dann wieder neben den zwei anderen Champions einzureihen. Sara sah sehr glücklich, richtig stolz, aus für ihre Schule anzutreten, Viktor hingegen wirkte mehr oder weniger gleichgültig. Dennoch war keiner der beiden kreidebleich geworden und drohte zusammenzubrechen – sowie Yuuri.
 

Die Schulleiter der verschiedenen Akademien versammelten sich vor ihnen, gratulierten ihnen erneut und verloren keine Zeit damit sie umgehend einzuweisen. Die nächste Woche waren die drei vom kompletten Unterricht freigestellt. Auf sie warteten Fototermine, Interviews und Gespräche mit der magischen Presse. Körperliches Training stand von nun an auf dem Tagesprogramm, gesunde Ernährung und privater Zusatzunterricht. Die drei Ausgewählten durften sich ihren Zeitplan und die Lehrinhalte selbst zusammenstellen.

Yuuri war froh, wenn er Morgens rechtzeitig aufstand und zum Unterricht erschien, nun musste er selbst entscheiden welche Fächer und welche Inhalte er für besonders wichtig empfand. Hilfe von Freunden vor Beginn einer Prüfung erlaubten die Lehrer. Während einer Prüfung waren die Champions auf sich allein gestellt. Insgesamt würden drei Prüfungen auf sie zu kommen, für welche sie von Schulleitern und dem Ministerium bewertet werden würden. Wer das meiste Geschick, Können und Schnelligkeit unter Beweis stellen würde, wäre am Ende der Sieger.
 

Ohne das die Champions die Möglichkeit bekamen noch einmal miteinander zu reden, wurden sie nach der Unterweisung auf ihre Zimmer geschickt um sich vor ihrem ersten Termin Morgen eine Mütze Schlaf zu holen. Als Yuuri aber im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs ankam, wurde er praktisch von den Schülern überfallen. Er kam keinen Schritt vorwärts als man ihn mit neugierigen Fragen löcherte und ihm wieder und wieder gratulierte. Phichit befreite ihn dann schlussendlich aus dieser unangenehmen Situation und zerrte ihn mit sich in den Schlafsaal.
 

„Wie geht’s dir?“, fragte der Thailänder vorsichtig.
 

Yuuri sank auf sein Bett und erlaubte sich endlich die Anspannung abfallen zu lassen. Er hatte damit gerechnet augenblicklich in Tränen auszubrechen, aber er saß nur da und schaute auf den Boden. Er schüttelte leicht den Kopf.
 

„Ich weiß nicht. Es bringt mir eh nichts mehr mir darüber den Kopf zu zerbechen. Der Vertrag mit dem Feuerkelch ist bindend. Entweder ich sterbe durch das Brechen des Vertrags oder ich versuche zumindest zu überleben während der Prüfungen.“, antwortete er seinem besten Freund mit einem Galgenhumor wie dieser es noch nie erlebt hatte.
 

„Ach komm schon, Yuuri. Die werden natürlich Vorsichtsmaßnahmen treffen. Diese erwähnten Todesfälle sollten doch nur die Jüngeren von einer Teilnahme abhalten und einen dazu bringen genau darüber nachzudenken, ob man sich bewirbt.“
 

„Ja klar, dennoch will ich unsere Schule nicht blamieren.“
 

„Wirst du nicht. Du bist gut.“, versuchte Pichit dem verunsicherten Hufflepuff zu erklären, doch Yuuri seufzte nur.
 

„Nicht so gut wie Sara und mit Sicherheit nicht so gut wie Viktor.“
 

Am nächsten Morgen hieß es für Yuuri, kurz nach Sonnenaufgang für ein Interview parat zu stehen. Unglücklicherweiße traf es ihn zuerst und er wurde von einer aufgeregten Reporterin in einen kleinen Raum geführt. Ihre hohe Stimme und die Schnelligkeit in der sie sprach, machten den trimagischen Champion noch nervöser.

Yuuri saß auf einem schlichten Holzstuhl. Er beobachtete die schwebende Feder, welche durch Magie ganz von selbst mitschrieb, was die Reporterin und er sagten.
 

„Bitte ignoriere die Feder einfach, mein Kleiner. Konzentriere dich nur auf unser Gespräch.“, sagte sie mit einem Zwinkern. Yuuri fühlte sich furchtbar unwohl in ihrer Gegenwart. „Bezüglich meiner Quellen stammst du aus Japan. Es heißt, die Mahoutokoro wäre zu hart für dich gewesen und du wärst deshalb nach Hogwarts gewechselt. Wie stellst du dir dann vor, die harten Prüfungen des Tuniers zu bewältigen?“
 

Der Schwarzhaarige blinzelte verwirrt. Er fragte sich von welchen Quellen die Frau sprach. „Ich… ehm, ich bin gemeinsam mit meiner Schwester nach London gezogen. Das war vor meiner Einschulung.“, versuchte er zu erklären, doch das ergab anscheinend direkt neues Futter für die sensationshungrige Reporterin.
 

„Gab es Probleme mit den Eltern? Als Muggelstämmiger hat man es nicht leicht, oder?“
 

„Nein… doch… ich-„
 

„Hattest du auf Grund deiner Herkunft schon Probleme mit Mitschülern gehabt?“
 

„Verzeihen sie, aber was hat das mit dem Tunier zu tun?“, fragte Yuuri. Die Feder stoppte abrupt und die Reporterin lehnte sich entspannt zurück. Während sie ihre Brille richtete räusperte sie sich kurz. Anscheinend fühlte sie sich ertappt durch Yuuris Skepsis, denn die kommenden Fragen bezogen sich ausschließlich auf das Tunier.

Nach Yuuri wurde Viktor in das Zimmer gebeten, welcher mit einem strahlenden Lächeln an ihm vorbei lief. Das Herz des jungen Hufflepuffs machte eine Satz. Mit einem kleinen Lächeln setzte er sich neben Sara, die italienische Schönheit der Beauxbatons. Yuuri spürte ganz deutlich ihren Blick auf sich, doch er schaffte es nicht ihn zu erwidern, stattdessen brach sie das Eis.
 

„Wir hatten noch gar keine Gelegenheit uns einmal richtig zu unterhalten, Yuuri.“, leitete sie munter und ohne Hemmung das Gespräch ein. Fröhlich reichte sie ihrem Gegenüber die Hand. Sie trug weiße Handschuhe aus Seide und eine hellblaue Schuluniform mit passendem Hut. „Mein Name ist Sara Crispino. Mein Bruder Mickey ist auch in Hogwarts und im Haus Gryffindor, ihr müsstet sogar im selben Jahrgang sein, wenn ich mich nicht irre.“
 

„Mickey ist Micheles Spitzname?“, fragte Yuuri vorsichtig und Sara nickte.
 

„Oh stimmt, ich bin anscheinend die Einzige die ihn so nennen darf.“, antwortete sie mit einem Lachen.
 

Ihre offene Art machte es dem Jungen leichter sich auf das Gespräch einzulassen. Natürlich knüpfte Yuuri gerne neue Kontakte und Freundschaften, doch oft hatte er Schwierigkeiten dabei die Intention seines Gesprächspartner einzuschätzen. Sara und Yuuri waren in erster Line Gegner, doch diese Sichtweise machte auch Viktor zum Gegener und Yuuri schaffte es nicht die Beiden als Feinde anzusehen, so freundlich wie sie zu ihm waren. Er fragte sich wie lange sie sich noch gegenseitig anlächeln würden und Smalltak führen würden. Bald würde Viktor sicher kein Wort mehr mit ihm wechseln.
 

„Hast du dich eigentlich freiwillig beworben? Du wirkst so, als wäre dir das alles unangenehm.“, fragte sie neugierig und völlig unverblümt.
 

„Naja, schon, aber…“
 

Yuuri kam ins Schwitzen. Freiwillig nicht, aber dennoch aus freien Stücken, schließlich hatte er JJ herausgefodert, nachdem dieser ihn provoziert hatte. Er wusste nicht, ob es klug gewesen wäre Sara diese Information anzutrauen, denn auch wenn sie wie ein nettes Mädchen wirkte, kannte Yuuri sie nicht. Er entschied sich dazu, seine Karten verdeckt zu halten.
 

„…es ist doch überwältigender als erwartet nach dem man als Champion ausgewählt wurde.“
 

Die Beauxbatons-Schülerin stimmte ihm zu. „Da hast du Recht, aber ich freue mich dennoch sehr darüber. Den Titel für meine Schule zu gewinnen wäre großartig, außerdem würde ich gerne mein Können testen.“, erklärte sie. „Ruhm und Reichtum sind natürlich ebenfalls reizvoll.“
 

Yuuri schätzte ihre Offenheit und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Sie schien wirklich eine freundliche Person zu sein, was das Konkurenzdenken aber nur noch schwerer machte. Wenig später öffnete sich die Tür und Viktor trat hinaus. Sara wurde hineingebeten und der Durmstrang nahm neben Yuuri Platz.
 

Viktor schwieg, was seltsam für den charismatischen, jungen Mann war, doch Yuuri wagte es nicht ihn darauf anzusprechen. Einige verstohlene Blicke zu seinem großen Idol verrieten ihm jedoch, dass Viktor etwas zu beschäftigen schien.
 

„Ihre Fragen… sind ziemlich unverschämt, oder?“, rutschte es dem Hufflepuff schließlich raus.
 

„Klar, schließlich will sie eine gute Story.“
 

Yuuri war erleichtert, dass Viktor ihm antwortete, aber glücklich schien er ganz und gar nicht. Als Berühmtheit in der magischen Welt war der Durmstrang es gewohnt in der Öffentlichkeit zu stehen. Beinahe schuldbewusst ebenfalls einer der Menschen zu sein die gerne mehr über Viktors Privatleben erfahren würden, lehnte er sich zurück und schwieg. Es war mit Sicherheit nicht einfach, ständig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Es bedeutete Leistungsdruck ohne Ende.
 

„Ich bin mir sicher, du hast dich gut geschlagen.“, murmelte der Hogwarts-Schüler.
 

Viktor drehte sich zu ihm und Yuuris Herz begann stärker zu schlagen als vorher. Das schlichte braun der Durmstrang-Uniform wurde diesem jungen Mann eindeutig nicht gerecht. Seine blauen Augen musterten den Hufflepuff von oben bis unten, bis sich schließlich ihre Blicke trafen.
 

„Möchtest du das Tunier gewinnen, Yuuri?“
 

Die Frage traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Wie sollte er Viktor die Antwort auf eine Frage geben, welche er selbst nicht kannte. Er tat sein Bestes die Frage in seinem Kopf zu vermeiden, doch nun hatte er keine andere Wahl als darüber nachzudenken.
 

„Ja.“, platzte es plötzlich aus ihm heraus und er hätte sich am Liebsten geohrfeigt für diese Direktheit.
 

Viktor legte den Kopf leicht schief, aber sah dennoch zufrieden aus. „Sehr gut. Dann gib alles, okay?“
 

Während sich der Durmstrang wieder gemütlich zurück lehnte, schaute Yuuri ihn verwirrt an. Manchmal stellte Viktor Fragen einfach aus dem Nichts und Yuuri wusste damit nicht umzugehen. Nervös knete er seine Hände, sein Gegenüber hingegen war die Ruhe selbst.

Die erste Aufgabe

Am Morgen des 24. November war es soweit. Der Tag der ersten Prüfung war angebrochen. Während sich die komplette Schülerschaft samt Lehrer darauf freuten und vorbereiteten, saß Yuuri noch in seinem Bett. Als Champion für Hogwarts erwartete man wahrscheinlich von ihm als erstes beim Frühstück zu erscheinen und voller Motivation und Tatendrang zu strotzen. Das ganze Turnier wurde aufgezogen wie eine unterhaltsame Fernsehsendung und Yuuri kam sich vor wie ein bemitleidenswerter Kandidat, über welchen man sich lustig machen würde, während Viktor und Sara die Stars sein würden.

Die Schüler zeichneten sich die Wappen ihrer Schulen und der Champions, die sie unterstützten ins Gesicht, kleideten sich in Fahnen ein und steckten sich magische Buttons an ihre Kleidung. Yuuri hatte so etwas zuvor nur bei einer Fußball Weltmeisterschaft erlebt und fand es dort schon überzogen.
 

Der letzte Monat zog an ihm vorbei, ohne dass er das Gefühl hatte sich groß vorbereiten zu können. Zwar zerrte Phichit ihn ständig in die Bibliothek, um nach hilfreichen Zaubersprüchen zu recherchieren und Yuuko auf das Quidditchfeld, um etwas für seine Kondition zu tun, dennoch fühlte er sich nicht bereit. Wie konnte man sich auf etwas vorbereiten, ohne zu wissen was einen erwarten würde? Recherchen über frühere Turniere brachten nur eine Erkenntnis, dass sich jedes Mal neue und gefährliche Prüfungen überlegt wurden.
 

Mit Viktor und Sara hatte er nur wenig gesprochen im vergangenen Monat. Die Beiden schienen sich ebenfalls auf Recherche und Training zu konzentrieren, denn jedes Mal, wenn Yuuri einen von ihnen auf dem Flur sah, wurden sie direkt von ihren Schulleitern abgefangen und zurück zum Lernen verdonnert.

Zumindest konnte Yuuri Viktor gelegentlich beim Abendessen beobachten, was sozusagen das Highlight seines Tages war. Ab und zu trafen sich ihre Blicke dabei. Viktor schenkte ihm jedes Mal ein grüßendes Lächeln, doch dabei blieb es auch. Verunsichert und auch traurig darüber keine Chance zu sehen dem Durmstrang näher zu kommen, akzeptierte er sein Schicksal und versuchte sich auf das Turnier zu konzentrieren. Eine solide Leistung würde seinen Mitschülern nicht genügen, man erwartete einen Sieg.
 

„Du bist ja noch nicht mal angezogen?! Wir müssen gleich unten sein.“, sagte Phichit aufgeregt und riss Yuuri aus seinen Gedanken. Es kam ihm vor, als wäre sein bester Freund nach Bekanntgabe der Champions zu seinem Manager geworden. Er kümmerte sich unermüdlich darum, dass die anderen Schüler ihn zufriedenließen, dass er genug schlief und sich nicht verrückt machte, sich aber trotzdem vorbereitete. Yuuri hätte nicht gewusst, was er ohne seine Freunde tun würde.
 

„Ich mach mich gleich fertig.“, murmelte der Japaner.
 

Als er das Bett endlich verlassen hatte, dauerte es keine 30 Minuten bis er bereit war in die große Halle zu gehen. Auf dem Weg dort hin bekam er immer Mal wieder Zuspruch oder einen freundlichen Schulterklopfer, insgeheim konnte er sich aber gut vorstellen, dass die Hogwarts-Schüler eher an Viktors Sieg glaubten als an seinen.

Yuuri und Phichit setzten sich an den Tisch der Hufflepuffs und unterhielten sich mit Mitschülern, während vorne am Lehrertisch eifrig diskutiert wurde. Es wurde für das Frühstück aufgedeckt, ohne das es eine Rede der Schulleiterin gab, was seltsam war für den ersten Turniertag.
 

„Ist es nicht eigenartig das niemand etwas sagt?“, fragte Yuuri skeptisch.
 

Phichit zuckte mit den Schultern. „Iss erstmal etwas bevor du dir Gedanken über den Anpfiff machst.“
 

In letzter Zeit nutzte der Thailänder andauernd Fußballbegriffe, da Yuuri diesen Wettbewerb öfter mit einem Fußballspiel verglich. Zwar hatte sein bester Freund Recht, er sollte unbedingt vor Beginn der ersten Aufgabe etwas im Magen haben, doch Yuuri wurde übel sobald er die Spiegeleier vor sich nur ansah. Stattdessen nahm er einen kräftigen Schluck Wasser aus seinem Glas, welches sich an den Tischen von selbst auffüllte.
 

„Ein bisschen Wasser lassen wir nicht als Frühstück durchgehen, verstanden?“, ermahnte Yuuko ihn. Der Angesprochene seufzte und würgte sich mit Mühe und Not ein wenig Toast mit Ei herunter.
 

Plötzlich erhob sich Hogwarts Schulleiterin vom Tisch und stellte sich an das Pult. Bereit eine Ansprache zu halten, wartete sie geduldig bis auch der letzte Schüler schwieg und die Aufmerksamkeit nach vorne richtete.
 

„Guten Morgen, meine Lieben. Der Moment, auf den ihr alle gewartet habt, ist hier: Die erste Prüfung des trimagischen Turniers hat begonnen.“, verkündete Professor Okukawa. Unter einander wurden fragende Blicke ausgetauscht und auch Yuuri drehte sich zunächst zu Phichit und dann hinter sich zu Viktor, welcher ebenfalls ratlos aussah.
 

„In die Gläser unserer Champions wurden einige Tropfen Gift geträufelt, bevor sie sich mit Wasser füllten.“
 

Die Farbe wich aus Yuuris Gesicht und er war innerhalb von zwei Sekunden kreidebleich geworden, ähnlich ging es auch seinen Freunden, als er diesen in die Augen blickte. Wenn er die Schulleiterin richtig verstanden hatte, wurden Viktor, Sara und er selbst gerade vergiftet.

Die anderen Schüler stießen geschockte Laute aus und wendeten sich den Champions zu, um live und bei bester Platzierung einen Blick in deren entsetzte Gesichter zu erhaschen.
 

Sara schnappte zunächst erschrocken nach Luft, doch fasste sich schnell wieder. Sie setzte ein souveränes Pokerface auf, ganz im Gegensatz zu Yuuri, welcher wie versteinert war. Viktor gab keinen Mucks von sich, doch sein ungläubiger Blick sprach für sich. Jedoch sah er weniger ängstlich als wütend aus.
 

„Die erste Prüfung besteht darin ein Gegenmittel zu finden und testet euer Können in der Braukunst von Zaubertränken und Heilmitteln. Dafür müsst ihr aber natürlich zunächst anhand von Symptomen herausfinden, was euch verabreicht wurde und das bis Sonnenuntergang. Professor Leroy gewährt euch heute freien und grenzenlosen Zutritt zu seinen Vorräten. Wir wünschen euch viel Erfolg und erwarten eure Ergebnisse bis zum Abendessen.“
 

Yuuri hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer hinterhältigen Verabreichung eines tödlichen Mittels in seinem Wasserglas. Er hatte nicht einmal die Chance gehabt sich zu entscheiden, ob er antreten wollte oder nicht.
 

„Was zum Teufel passiert, wenn ihr das bis Sonnenuntergang nicht rausbekommen habt?!“, fragte Yuuko. Ihre Stimme bebte vor Zorn. Wahrscheinlich hätte Yuuri wütend sein sollen, aber er konnte noch immer nicht fassen, was ihm hier wiederfuhr.
 

„Wie war das noch gleich? Die erwähnten Todesfälle dienten nur zur Abschreckung?“, fragte er an Phichit gewandt, welcher ebenso blass wie sein bester Freund war.
 

„Okay, okay, keine Panik, wir haben den ganzen Tag Zeit. Das kriegen wir hin.“, verkündete das entschlossene, braunhaarige Mädchen neben ihm und stand auf.
 

„Wir?“, fragte Yuuri.
 

„Denkst du wir überlassen dich deinem Schicksal? Lasst uns in die Bibliothek gehen und erst mal die in Frage kommenden Gifte zusammentragen.“
 

„Aber Yuuko… ihr dürft mir nicht helfen.“
 

„Tut mir leid, Yuuri. Ich sehe dich lieber disqualifiziert als tot!“
 

„Sie hat Recht.“, mischte sich nun auch der Thailänder ein. „Außerdem müssen wir dir ja nicht beim Brauen helfen. Vielleicht wollen wir ganz unabhängig von dir nur gerade heute etwas mehr über Gifte erfahren.“
 

Yuuri hätte gerne gelächelt und seine Wertschätzung ausgedrückt aber in ihm begann sich ein lähmendes Gefühl der Angst breit zu machen. Nicht nur er war in Gefahr, auch Sara und Viktor. Als er aufstand, zog es ihn zunächst zu Viktor. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte, wollte er nach ihm sehen. Am Tisch der Slytherins riss man keine dämlichen Sprüche, anscheinend hatten die Schüler zumindest heute etwas Mitgefühl für ihn übrig.
 

Der russische Yuri saß neben Viktor und sah den Hufflepuff mit verächtlichem Blick an. Er war also nachtragend und noch immer wütend, doch Yuuri hatte wirklich andere Sorgen.
 

„Viktor… alles okay?“, fragte er vorsichtig.
 

„Wie es aussieht nicht. Wir wurden gerade vergiftet.“, antworte er mit einem kleinen Lachen und seine Mitschüler betrachten ihn mit Ehrfurcht über seine Unbeschwertheit. Viktor musste sich seiner Sache also dementsprechend sicher sein. Dann musste sich Yuuri zumindest keine Sorgen um ihn machen.
 

„V-Viel Erfolg.“, murmelte Yuuri und wollte sich gerade umdrehen, als der Durmstrang ihn festhielt.
 

„Warte Yuuri!“, rief er. „Ich möchte dir Yurio vorstellen.“
 

Yuuris Blick richtete sich zu dem blonden Jungen neben Viktor, welcher bereits vor Wut überschäumte, nach dessen Äußerung.
 

„Du sollst mich so nicht nennen, verdammt!!“, schimpfte er und schlug mit einer Faust auf den Tisch.
 

„Ihr heißt beide Yuri, das ist so verwirrend. Ab jetzt nenne ich dich einfach Yurio.“
 

Viktors Unbekümmertheit war irgendwo verunsichernd für Yuuri aber auch faszinierend. Anstatt sich Gedanken um sein Leben, die Aufgabe und das Turnier zu machen, machte er Späße.
 

„Ihr seid so oft gegeneinander geraten, da dachte ich ihr solltet euch mal richtig kennenlernen.“, meinte Viktor und trotz guter Intention fragte Yuuri sich ob dies der richtige Zeitpunkt war.
 

„Konzentrier dich lieber auf die dämliche Aufgabe, du Idiot, anstatt hier den Lässigen zu heucheln.“, maulte Yurio.
 

„Machst du dir etwa Sorgen um mich?“
 

„Kratz ruhig ab. Dann werde ich noch schneller Russlands neuer Sucher.“, antworte der Blonde mit einem Grinsen. Anschließend erhob er sich und verließ die Halle. Zu Yuuris Überraschung wünschte er den Beiden Glück für die Aufgabe bevor er verschwand.
 

„Was meint er mit noch schneller?“, wunderte sich der Hufflepuff. Er konnte schwören, dass Viktor für den Bruchteil einer Sekunde erschrocken aussah. Doch er war nicht dafür bekannt seine Fassung zu verlieren, also zuckte er ratlos mit den Schultern.
 

„Yuuri, jetzt komm schon, wir müssen los!“, schimpfte das braunhaarige Hufflepuff-Mädchen und griff nach Yuuris Arm, um ihn mit sich zu ziehen. Mit einem schnellen Blick über die Schulter wünschte er Viktor viel Erfolg und verabschiedete sich. Dieser nickte mit einem Lächeln.
 

In der Bibliothek wälzten sie alle ihnen zugänglichen Bücher nach existierenden Giften und Gegengiften. Die Zahl war groß. Dabei gab es eine große Auswahl an Tier-, Drachen- und angerührten Gifttränken. Die drei versuchten die Gifte zu begrenzen indem sie sich auf langsam wirkende konzentrierten.

Seufzend schob Yuuri das Buch der Zaubertränke beiseite und seufzte. Seit der Verkündung der ersten Aufgabe waren zwei Stunden vergangen und bisher hatten sich noch keine Symptome bei ihm gezeigt. Er hatte weder körperliche Auffälligkeiten noch Änderung im Verhalten gezeigt. Doch was ihn seltsamerweise im Moment mehr beschäftigte, als die Tatsache das sich in seinem Körper ein undefinierbares Gift befand, welches ihn wohlmöglich im schlimmsten Fall töten würde, waren Yurios Worte nach dem Frühstück.
 

„Was ist los, Yuuri? Brauchst du eine Pause?“, fragte Phichit besorgt, welcher bereits dabei war im dritten Buch zu blättern.
 

„Ich glaube, Viktor wird als Sucher zurücktreten.“, murmelte er.
 

Yuuko schaute ihn entgeistert an. „Das beschäftigt dich gerade? Du veralberst mich wohl! Konzentriere dich lieber auf die Bücher! Ist dir schon irgendetwas aufgefallen? Fühlst du dich anders?“
 

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein.“
 

„Vielleicht bluffen sie auch nur.“, kam es dem Thailänder in den Sinn. „Vielleicht wurde niemand vergiftet.“
 

„Aber was hätte die Aufgabe denn dann für einen Sinn?“, stellte Yuuko in den Raum.
 

„Bewältigung von Druck oder extremen Stresssituationen?“
 

„Wenn ich mir unseren Champion so ansehe, sieht er nicht wirklich gestresst aus.“, bemerkte das Mädchen.
 

Yuuko hatte Recht. Für jemanden der seit zwei Stunden keinen einzigen Anhaltspunkt hatte, welches Gegenmittel ihn vor dem Gifttod bewahren könnte – geschweige denn das Wissen und das Geschick darum das Gegenmittel herzustellen – war Yuuri verdächtig gelassen. Wenn nicht sogar träge. Es war noch nicht einmal Zeit für das Mittagessen und er hätte sich am liebsten hingelegt und geschlafen.
 

„Ich gehe mal kurz an die frische Luft.“, murmelte der Japaner. Seine Freunde schauten ihm verständnislos nach, als er die Bibliothek verließ und beide ermahnten ihn, sich nicht zu viel Zeit zu lassen.

Für Ende November war es ein recht milder Tag. Yuuri sog soviel Luft in seine Lungen wie möglich, um hinterher langsam auszuatmen. Für eine Sekunde fühlte er sich dadurch besser, doch schnell traf ihn wieder die Realität. Was würde passieren, wenn er die Aufgabe nicht meistern würde? Hatten die Lehrer ein Gegenmittel parat? Konnte er nicht einfach zu einem Lehrer gehen und aus der ganzen Sache aussteigen. Doch er wollte auch nicht nach nur zwei Stunden im Wettkampf das Handtuch werfen. Laut der Schulleiterin hatte er bis zum Sonnenuntergang Zeit.
 

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich zu der Person und war überrascht in Viktors Gesicht zu blicken. Er war ganz blass und sein sonst so breites Lächeln war eher schwach.
 

„Wie geht es dir Yuuri? Bist du schon weitergekommen?“, fragte er und der Hufflepuff meinte Sorge in seiner Stimme zu hören.
 

„Nein… ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich tun soll. Es zeigen sich keine Symptome und ich habe keinen einzigen Anhaltspunkt.“, murmelte Yuuri. Seine Zunge fühlte sich trocken an als er antwortete. Er versuchte aus jeder noch so kleinen Abweichung so etwas wie ein Symptom zu finden, doch am Ende redete er sich diese nur ein. „Was ist mit dir, Viktor?“
 

„Er hat’s raus.“, antworte jemand für den Durmstrang. Yurio tauchte hinter ihm auf und klopfte ihm kräftig gegen die Schulter. „Ist doch so, oder?“
 

Viktor kniff die Augen zusammen. Man sah deutlich, dass er Schmerzen hatte, doch er gab keinen Mucks von sich. Berührungen schienen ihm wehzutun und Yuuri wusste sofort, was man ihm eingeflößt haben musste.
 

Tausend Stiche.“, murmelte er. Viktor nickte.
 

Es gab nur einen einzigen Trank auf der Welt, der Berührungsschmerz auslöste. Mit voranschreitender Zeit würde er ein Stechen am Körper spüren. Dieses Gefühl würde sich ausbreiten und immer stärker werden, bis er irgendwann das Gefühl haben würde immer und immer wieder erstochen zu werden. Wenn dieser Trank seinen Höhepunkt erreicht hatte, würde Viktor vor Schmerzen ohnmächtig werden und nicht mehr aufwachen.

Yuuris Augen weiteten sich und ihm wurde so eiskalt, dass sein Körper anfing zu zittern. Viktor bemerkte es und sah ihn zunächst verwundert an. Daraufhin streichelte er seine Schulter ein wenig, als wolle er ihn beruhigen.
 

„Du kennst aber ein Gegenmittel, oder?“, fragte Yuuri mit brüchiger Stimme.
 

„Sagen wir, ich weiß wo es steht. Der Trank ist aber nicht gerade einfach. Wir gehen in den Kerker, um das Gegengift zu brauen. Ich hatte gehofft, du hast es auch raus und würdest mitkommen.“
 

Es klang beinahe wie eine Bitte. Auch wenn Yuuri den starken Drang hatte bei ihm zu bleiben, er musste zunächst einmal herausfinden, was man ihm verabreicht hatte. Plötzlich fühlte er sich schwer und träge, er hatte erneut den Impuls einfach aufzugeben damit alles vorbei war. Doch dann hätte es gar nicht erst begonnen.
 

„Ich komme gleich nach.“, antwortete er seinem Kontrahenten, welcher mit einem kleinen Lächeln nickte und von ihm abließ. Der Blonde pfiff verächtlich.
 

„Dafür musst du erstmal rauskriegen, was du Intus hast. Beeil dich lieber, anstatt hier ein Pläuschchen zu halten.“
 

Auf dem Weg in die Bibliothek hingen seine Gedanken weiterhin bei Viktor. Die Schmerzen würden immer weiter zunehmen und er wollte nicht sehen wie er leiden musste. Dabei wusste er ganz genau, dass er sich lieber Sorgen um sich selbst machen sollte. Yuuko und Phichit hielten ihm nach seiner Rückkehr sofort eine Standpauke.

Nach der vierten Stunde ohne Symptome schloss Yuuri erschöpft die Augen und legte den Kopf in seine Hände. Sie hatten jedes einzelne Buch durch gewälzt. Kein Einziges gab ihnen einen Hinweis zu seinem Zustand. Es gab auch kein Gift welche keinerlei Auswirkungen auf die Psyche oder den Körper hatte.
 

„Möchtest du etwas essen, Yuuri? Möchtest du mitkommen oder soll ich dir etwas bringen?“, fragte sein bester Freund, doch er schüttelte nur den Kopf.
 

„Nein Danke, geht schon mal vor. Ich lese noch das letzte Kapitel und komme dann nach.“
 

Noch während die Beiden mit sorgevollem Blick die Bibliothek verließen, schob Yuuri den Stuhl ein Stück zurück und legte seinen Kopf auf seine Arme. Er fühlte sich schrecklich gerädert und wollte einfach nur in sein Bett, unter seine warme und schützende Decke kriechen. Er wollte sich verbieten an Viktor zu denken, doch egal was er tat, seine Gedanken kehrten immer wieder zum Durmstrang zurück. Während Yuuri einfach nur schrecklich müde war, litt Viktor unter höllischen Schmerzen.
 

Sein Körper wurde leichter und seine Gedanken verschwammen langsam vor seinem inneren Auge. Gerade als er dabei war sein Bewusstsein an eine Traumwelt zu verlieren, riss er die Augen auf. Er richtete sich erschrocken auf als ihm endlich klar war, was ihm verabreicht wurde.
 

Grund für seine anfängliche Trägheit und die anschließende Müdigkeit waren nicht der wenige Schlaf, sondern Folgen des Giftes. Die Erinnerungen an eine Passage aus einem der ersten Bücher kamen ihm wieder in den Sinn, also nutzte er den kleinen Adrenalinschub, um nach dieser zu suchen. Kurze Zeit später wurde er fündig.
 

Dornröschen Trunk – nicht zu verwechseln mit dem Trank der lebenden Toten – ist ein Nervengift, durch welches man zunächst eine starke Trägheit verspürt. In einem Zeitraum von 12 – 16 Stunden, je nach körperlicher Verfassung, erfährt man physische Einschränkungen. Sekundenschlaf führt schließlich zur Bewusstlosigkeit, bis man irgendwann nicht mehr aufwacht.“, las Yuuri leise für sich selbst vor. Auch wenn die Bibliothek dank der Mittagszeit leer war, flüsterte er.
 

Die Woge der Freude über die Erkenntnis verflog jedoch schnell, denn nun hieß es ein Gegenmittel zu brauchen und dieses Gegenmittel war nicht gerade einfach herzustellen.
 

„Lenkpflaumen, gedünstete Alraune, Mistelbeeren... zu feinem Pulver zermahlen... im Uhrzeigersinn drehen... fünf Sekunden auf mittlere Temperatur erhitzen..."
 

Yuuri ging die Brauanleitung mehrmals sorgfältig durch, bis er sich sicher war alles verstanden zu haben. Er klemmte sich zur Sicherheit das Lehrbuch unter die Arme. Doch als er aufstand, wurde ihm plötzlich schwindlig. Sein Blickfeld verengte sich zunehmend, während er ein monotones Rauschen im Ohr hatte.
 

"Oh nein...", murmelte er atemlos.
 

Der junge Hufflepuff wusste, dass er im Begriff war das Bewusstsein zu verlieren, doch er konnte sich nicht dagegen wehren. Er fiel zu Boden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls jetzt der ein oder andere Harry Potter Fan verwirrt sein sollte: die Gifte für die erste Aufgabe sind frei erfunden und existieren so nicht. Ich hab' Wikipediaseiten durchgewälzt und mich mit meiner besten Freundin - einen riesigen Harry Potter Fan - darüber unterhalten, welche Gifte es gibt und welche sich für die Geschichte eignen könnten, aber keines passte so recht. Also hab ich mir jetzt einfach welche ausgedacht.

Was man Sara verabreicht hat, wie es Viktor ergeht und wie es mit Yuuri weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Kapitel. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MorganMidnight
2019-09-18T19:18:47+00:00 18.09.2019 21:18
Super Geschichte!!!!!!!!
Ich bin gespannt, wie es weiter geht!!!!!!!!
Schreib schnell weiter!!!!!!!!!
Antwort von:  KeksFanxXx
01.10.2019 15:59
Vielen Dank für deinen Kommentar! <3
Ich hoffe, das nächste Kapitel gefällt dir. ^-^
Von:  PhoenixAkito
2019-06-30T14:39:45+00:00 30.06.2019 16:39
Na geht doch Yuuri. Am Anfang ein bisschen stockend im gespräch aber dann lief es doch. :D
Bin schon gespannt wie es zwischen den 2 weiter geht.
Mach weiter so 👍
Antwort von:  KeksFanxXx
02.07.2019 10:45
Der Arme muss erstmal etwas auftauen, haha. :D
Danke dir!
Von:  PhoenixAkito
2019-06-26T22:12:09+00:00 27.06.2019 00:12
Ich frag mich was das für ein stechen ist was Yuuri da spürt.
Ich find die Geschichte toll bin schon gespannt wie es weiter geht. Aber den JJ mag ich jetzt schon nicht. Ich kann solche Leute nicht ausstehen. Aber vielleicht bekommt er ja noch sein fett weg. Wie man so schön sagt. :)
Antwort von:  KeksFanxXx
27.06.2019 11:06
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich freu mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt! :D
Das Stechen rührt "nur" daher, dass er sich erschrocken hatte, dass sein jahrelanges Idol ihn ausgerechnet in so einem peinlichen Moment das erste Mal bemerkt.
Ja, der JJ ist schon ein 'besonderer' Mensch. Vielleicht ändert er sich im Verlauf der FF ja noch etwas. :D
LG <3
Antwort von:  PhoenixAkito
30.06.2019 16:07
Gut ich dachte es wäre was schlimmeres. Noch mal Glück gehabt. Naja für ihn war es wahrscheinlich der Horror pur.
Von: Hinata_Shouyou
2019-06-12T20:04:13+00:00 12.06.2019 22:04
oh lala Harry Potter meets Yuri on Ice
Eine echt klasse Ideé
bin mal gespannt wie es weiter geht ^^
Antwort von:  KeksFanxXx
13.06.2019 08:55
Vielen Dank!
Ich hoffe, ich erfülle deine Erwartungen! :D


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