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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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Drei Wochen später
 

Frustriert stöhnt Mike auf und ich schiebe ihm einen weiteren Tequilashot rüber. Dieses Spiel macht wirklich verdammt Spaß. Auch wenn es mich an die letzte Nacht mit Lucifer erinnert, aber ich bin bereits angetrunken und ich habe das erste mal seit drei Wochen wieder richtig viel Spaß mit meinen Freundin. Deshalb schiebe ich alle negativen Gedanken bei Seite und konzentriere mich auf die Menschen, die mir gut tun und es tatsächlich geschafft haben, mich aus diesem einengenden Apartment zu bekommen. Noch einen Tag mehr und ich hätte angefangen es auseinander zu nehmen.

„Das ist unfair.“, murmelt er, streut sich Salz auf die feuchte Stelle an seinem Handrücken, leckt es ab, trinkt den Shot und beißt in die Zitrone.

„Wir können nichts dafür, dass du so ein grauenhafter Lügner bist.“, lacht Mell.

„Halt die Klappe, du musstest bereits mehr trinken als ich.“, mault er rum und Mell verdreht ihre Augen.

„Schon gut. Kein Grund ausfallend zu werden, Michael.“

Er stützt sich mit dem Ellenbogen am Tisch ab, streckt seinen Zeigefinger nach ihr aus und wirft ihr einen Todesblick zu. Er hasst es, mit seinem vollen Namen angesprochen zu werden.

„Wenn du so weiter machst, bewerfe ich dich mit von mir abgeleckten Erdnüssen, Mellanie.“

„Wenn du so weiter machst, bewerfe ich dich mit...“, will sie ihn nachäffen, doch Mike schnappt sich mehrere Erdnüsse, steckt sie sich in den Mund und Mell geht bereits in Deckung und krallt sich an Taylor fest, der sich die Getränkekarte schnappt und schützend vor Mell richtet.

„Scheiße Taylor, wir Männer sollten zusammenhalten!“

Er zuckt mit den Schultern. „Sorry Bro“

Ehe er erneut etwas zu den beiden werfen kann, schlage ich ihm auf die Schulter. „Hör auf damit, Michael!“

Er wirft mir den selben Blick zu, denn er Mell vor wenigen Augenblicken zugeworfen hat und kaut auf den Erdnüssen herum, bevor er sie runter schluckt und ich grinse frech in mich hinein.

„Ihr beide habt es doch heute auf mich abgesehen!“

„Nein, Michael, haben wir nicht.“

Dieses mal spricht sie seinen Namen auch noch vollkommen falsch aus und wir beide prosten los vor lachen, bevor er erst sie mit Erdnüssen bewirft und mir durch die Haare wuschelt. Ich schlage lachend nach seiner Hand.

„Hör auf damit!“, protestiere ich lachend.
 

Einige Drinks später beschließen Mike und ich uns ein Taxi zu ihm zu nehmen. Das Apartment engt mich nur ein und brauche Abstand. Keine Ahnung, wieso ich dort weiterhin wohne.

Du hast deine Privatsphäre, Lilith.

Das Apartment ist wunderschön.

Du hast eine Dusche und eine Badewanne.

Du bist 21 Jahre alt und würdest sonst wieder bei deinen Eltern leben müssen. Oder bei Mike.

Obwohl mir die Vorstellung, wieder bei Mike zu wohnen, nicht schlecht vorkommt. Er hat es mir bereits mehrmals erneut angeboten.

Doch dann erinnere ich mich wieder daran, wieso ich überhaupt ausgezogen bin. Den Gedanken habe ich eigentlich verdrängt, bis ich darüber hinweg war und das hat etwas gedauert.

Es hat eindeutig an meinen Gefühlen für Mike gelegen. Ich war eine Zeit lang verschossen in ihn.

Ich betrachte Mike einen Augenblick. Er tippt auf seinem Handy herum.

Seine dunkelblonden Haare und frisch geschnitten, sein Gesicht ist glattrasiert. Er trägt ein schlichtes weißes Shirt und eine dunkelblaue Jeans. Das Shirt sitzt ziemlich eng an seinem Oberkörper und bringt seine muskulösen Oberarme zur Geltung, sowie sein Sixpack lässt sich darunter erahnen. Er ist nicht so muskulös wie Lucifer, aber dennoch würde man sich nicht mit ihm anlegen wollen. Auch wenn ich nichts mehr für Michael empfinde...- aber er ist wirklich unfassbar heiß. Wirklich, wirklich heiß.

Verdammt, ich bin wirklich betrunken.

Er ist immer noch super heiß, wenn ich nüchtern bin, doch dann denke ich nicht so stark darüber nach.

„Alles in Ordnung?“

Ertappt räuspere ich mich.

„Ja, alles gut. Ich musste eben nur an etwas denken.“

„An was?“, will er wissen.

Ich lache. „Nein, das ist lächerlich.“

Das Taxi hält vor dem großen Gebäude, in dem Mike lebt. Er reicht dem Fahrer das Geld und wir steigen aus. Er beschleunigt sein Tempo, um zu mir zu kommen, einen Arm um meine Schulter zu legen und mich an sich zu drücken, während wir hinein gehen, als uns die Tür aufgehalten wird.

„Guten Abend Miss Grey und Mr Mikelson.“

„Guten Abend Trevor.“, begrüße ich den alten Mann und schenke ihm ein fröhliches Lächeln.

Sobald wir im Fahrstuhl sind, will Mike erneut wissen, über was ich nachgedacht habe und ich verdrehe meine Augen.

„Nur darüber, dich zu vernaschen, sobald wir oben sind.“, scherze ich.

„Ok“, erwidert er, als hätte ich ihm gerade erzählt, wie das Wetter morgen wird. Deshalb ist er mein bester Freund. Ich lächle und der Fahrstuhl hält. Während wir den Flur entlang gehen, holt er seine Schlüssel aus seiner Hosentasche.

„Wie läuft es eigentlich mit Lucifer? Seht ihr euch noch?“

Er schließt die Wohnung auf und lässt mich voran gehen.

Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet.

„Ich treffe mich bereits seit drei Wochen nicht mehr mit ihm.“, erwidere ich gleichgültig, dabei ist mir das alles andere als egal.

Nachdem ich vor drei Wochen das Luce verlassen habe und in diesem Apartment war, wo mich einfach alles an ihn erinnert, konnte ich nur sehr schwer meine Tränen zurück halten. Sein Geruch haftete noch an mir und obwohl mich das nur noch mehr geqäult hat, habe ich bis zum nächsten morgen gewartet mit dem Duschen. Und nachdem ich fertig war mit dem Duschen, ging es mir leider nicht besser. Ich habe mich wieder ins Bett gelegt und bin tatsächlich zu der Art Frau geworden, die ihren Ex Lover im Internet googeln. Lucifer ist so etwas wie ein Berühmtheit in New York. Das Luce ist einer der exklusivsten und beliebtesten Clubs in ganz New York. Und dann bin ich auf Bilder gegangen. Dort gab es tatsächlich viele Fotos von ihm. Und auf manchen war er natürlich nicht allein. Er hatte oft eine Frau an seiner Seite, doch nie dieselbe. Es war jedes mal eine andere und keine von ihnen hatte starke Ähnlichkeiten mit der anderen. Manche von ihnen waren Blond und sehr schlank. Einige Brünett, mit wohlgeformten Kurven. Einige hatten eine wirklich üppige Oberweite, manche von ihnen eher weniger. Doch eine Sache hatten sie alle gemeinsam: Sie waren allesamt wunderschön. Und nachdem ich mich mit den ganzen Fotos gequält habe, kamen doch die Tränen. Dann verspürte ich Wut gegen mich selbst. Weil ich viel zu schnell so starke Gefühle für ihn entwickelt habe.

So ging das eine ganze Woche, bis Mell es nicht mehr ertragen hat. Sie hat alles probiert, um mich abzulenken. Wir waren ein paar mal Shoppen, einige male haben wir uns in meinem Apartment volllaufen lassen und haben zusammen Game of Thrones und Jane the Virgin geschaut, ein anderes mal waren wir im Kino und haben uns einen Actionfilm angeschaut... Und irgendwann habe ich nicht mehr nur an ihn gedacht.

„Willst du darüber sprechen?“, fragt er. Ich habe mich auf die Couch gesetzt und er setzt sich zu mir.

„Kennst du noch Alice?“

Er nickt. „Ich weiß genau, wer Alice ist.“

Ich dränge den Gedanken bei Seite, ihn zu fragen, woher, denn das habe ich bereits versucht, doch er sagt immer wieder nur das gleiche, wovon ich der Überzeugung bin, dass es gelogen ist. Angeblich war er eine Zeit lang fast jedes Wochenende im Luce und kennt sie daher, ebenso wie Lucifer. Deshalb weiß er auch, wie er mit Frauen umgeht, denn er hat bereits einige von seinen hübschen Damen persönlich kennengelernt.

„Sie hat Lucifer dazu gebracht, es zu beenden, weil es für alle das beste wäre.“, erkläre ich knapp.

„Und er hat tatsächlich das getan, was man ihm sagt? Wow. Das klingt so gar nicht nach Lucifer.“

Ich lehne meinen Kopf zurück und erwidere nichts, da ich es selbst nicht verstehe.

„Bist du auch so betrunken wie ich?“, erkundigt er sich und ich nicke.

„Ich vermisse die Highschool“, sage ich.

„Wegen Jack?“, fragt er. Auch ihm habe ich davon erzählt. Natürlich war ich betrunken zu diesem Zeitpunkt.

„Nein“ Auch „Ich wäre jetzt einfach nur gerne bekifft.“

Er lacht auf und ich lache leise mit. „Du hast mir nie erzählt, dass du eine von dieser Sorte warst.“

Ich schaue ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Eine von dieser Sorte?“

„Na ja, ich hätte dich nie eingeschätzt, dass du je mit so was zu tun hattest. Aber ich bin beeindruckt. Du bist wohl doch nicht so unschuldig, wie du immer tust.“ Er zwinkert mir zu und gibt mir einen leichten Klaps auf meinen nackten Oberschenkel und ich klimpere unschuldig mit den Wimpern. „Wenn du wüsstest...“

Er grinst. Dann schaut er mich von oben bis unten an und ich frage nur „Was?“

Etwa wegen dem Kleid? Es ist Weinrot, sitzt oben eng und an Hüften wird es lockerer. Außerdem reicht es mir bis knapp über die Knie.

Er zuckt mit den Achseln und ändert seine Sitzposition, indem er einen Arm hinter mich auf die Rückenlehne legt und sich mir voll und ganz zuwendet.

„Lucifer ist einfach nur verdammt dumm.“

Ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. „Er ist ein Arschloch“

Er nickt und schweigt. Schaut auf seine Hände, bevor er seinen Blick wieder anhebt. „Kann ich dir eine komische Frage stellen, ganz ohne Hintergedanken?“

„Klar“

„Ich weiß, dass du denkst, dass ich wie Lucifer bin, wenn es um Frauen geht...“

Ich schüttle sofort meinen Kopf. „Das denke ich nicht. So ein großes Arschloch wie er bist du nun auch wieder nicht.“

Jetzt schüttelt er seinen Kopf. „Doch, bin ich. Ich glaube, ich war früher sogar noch dümmer als er.“

„Was meinst du?“, will ich wissen.

„Bitte verstehe mich nicht falsch... aber wäre ich schlau gewesen, hätte ich mich niemals mit dir angefreundet.“

Wie bitte?

Das habe ich versehentlich laut ausgesprochen.

„Du warst die einzige Frau, für ich die ich alle anderen abgeschrieben hätte. Doch stattdessen präsentierte ich dir sogar jede einzelne meiner Eroberungen. Ist das der Grund, wieso aus uns beiden Freunde wurde, statt ein... Paar?“

Damit habe ich nicht gerechnet. So ganz und gar nicht. Aber es ist mir nicht unangenehm. Irgendwie... bin ich einfach nur überrascht.

„Willst du eine ehrliche Antwort?“

„Lüg mich lieber an“, bittet er mich und lächelt schief. Er hat ein sehr attraktives Lächeln.

„Gut, dann Lüge ich.“ Ich mache eine kurze Pause. „Aus uns wäre auch kein Paar geworden, hättest du nicht jedes Wochenende eine andere Frau mit nach Hause gebracht, da ich nie etwas für dich empfunden habe. Ich hatte nie andere Absichten, als nur mit dir befreundet zu sein.“

Und all das ist tatsächlich gelogen. Hätte Mike damals anders gehandelt, wären wir vermutlich heute ein Paar.

Er wirkt nachdenklich. „Schade dass man die Zeit nicht zurück drehen kann.“, murmelt er.

Ich nicke zustimmend, ändere meine Position, wende mich ihm voll und ganz zu und lege meinen Arm direkt neben seinem auf die Rückenlehne.

„Du warst dumm.“, flüstere ich grinsend und er erwidert zustimmend: „War ich“

So verharren wir eine Weile. Wir schauen uns an. Und irgendwas ändert sich gerade zwischen uns. Vielleicht liegt es am Alkohol, doch ich verspüre den Drang, meine Lippen auf seine zu pressen.

Und er denkt genau das gleiche, denn im nächsten Moment, stürzen wir uns gleichzeitig aufeinander. Seine Lippen pressen sich gegen meine und ich lasse mich rittlings auf seinem Schoß nieder. Er vergräbt seine Hände in meinen Haaren und ich nehme sein Gesicht in meine Hände. Mikes Lippen sind weich, pressen sich aber fest gegen meine. Hitze breitet sich in meinem Magen aus. Seine Zunge umspielt meine und seine Hände bahnen sich ihren Weg zu meiner Taille voran. Doch dann löse ich meine Lippen von seinen, halte aber weiterhin sein Gesicht in meinen Händen. Wir schauen einander ganz genau an. Sein Blick fragt mich, ob er etwas falsch gemacht hat und ich stehe auf und küsse ihn erneut und er steht ebenfalls auf, während unsere Lippen sich voneinander lösen.. Jetzt denke ich nicht nach, ich handle einfach.

Ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn in Richtung Schlafzimmer, doch direkt bei der Tür wirbelt er mich herum und drückt mich gegen den Türrahmen, sodass wir uns erneut stürmisch küssen. Er berührt meine Brüste, lässt seine Hand an meine Hüfte gleiten, bis hinunter zu meinem Oberschenkel, um meine Kleid nach oben zuschieben. Erneut lösen wir unsere Lippen voneinander, damit er mir das Kleid ausziehen kann, und er wirft es in irgend eine Ecke. Unter mehreren Küssen, ziehe ich ihm sein Shirt aus und er öffnet die Schlafzimmertür. Wir lassen uns ins Bett fallen, er überhäuft mich mit küssen an meinem Hals, an meiner Schulter... Ich stöhne, doch dann begreife ich, was hier gerade passiert und ich kann nicht weiter gehen.

Fuck, fuck FUCK!

„Michael...“, sage ich. Seine Lippen erreichen meinen Bauch. Er ignoriert mich.

„Mike hör auf!“ Dieses mal spreche ich lauter und er hört auf mich. Er kommt wieder zu mir hoch und schaut mich an.

„Was ist los?“, will er besorgt wissen und dann fange ich an zu weinen.

Was zur Hölle stimmt mit mir nicht?

Ich weine und ich weiß nicht wieso.

Natürlich weißt du wieso!

Er geht runter von mir und setze mich schlagartig aufrecht hin.

Was habe ich mir dabei gedacht?

„Es tut mir so leid, Mike!“, schluchze ich leise und vergrabe mein Gesicht in meine Hände.

„Brauch es nicht. Komm her“

Er setzt sich ebenfalls hin, zieht mich an seine Brust und weine immer noch. Ich weine, weine und weine. So lange habe ich seit Jahren nicht mehr geweint.

Und ich bin ihm so unfassbar dankbar, dass er mich einfach nur hält und keine Fragen mehr stellt.

Ich bin ein schlechter Mensch. Er hat es nicht verdient, so behandelt zu werden von mir. Hätte ich mit ihm geschlafen, hätte das nichts an meinen Gefühlen für Lucifer geändert, genauso wie meine Gefühle für ihn. Ich bin nicht mehr in Mike verliebt. Doch ich schätze, er in mich schon. Ich liebe ihn, wie man einen besten Freund liebt, doch Freunde tun so etwas nicht. Sie spielen nicht mit den Gefühlen anderer.

Es vergeht einige Zeit. Irgendwann habe ich mich hingelegt und er hat mich zugedeckt, bevor er aufgestanden ist, um zu gehen. Ich murmelte leise, dass es mir leid tut und erwidert, dass es das nicht braucht. Doch ich wusste, dass er verletzt ist. Irgendwann schlief ich ein.



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