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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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Ich sehe zu, wie er mir meinen Mantel auszieht und ihn zurück auf den Hocker wirft.

„Ich muss los, Lucifer. Eigentlich war ich nur wegen einem Drink hier und jetzt waren es 3. Das reicht für heute. Es ist schon spät.“ Eigentlich ist es erst halb 8, aber ich sollte besser gehen, bevor ich noch mehr trinke und einen Fehler begehe.

„Ein weiteres Glas Wein, wird dich nicht umbringen.“

Natürlich wird es das nicht, aber ab dem vierten Glas, bin ich schon fast betrunken. Im angetrunkenen Zustand, bin ich wenigstens noch ich selbst. Naja, wenn ich bei ihm bin, bin ich nicht wirklich ich. Irgendwie aber auch schon. Das ist alles so unfassbar komisch, zwischen ihn und mir. Er weckt in mir ein Gefühl, wenn er mich so ansieht und mich berührt, welches ich nie zuvor gespürt habe. Es ist kein verliebt sein, sondern eher ein Verlangen. Ich kann dieses Verlangen nicht definieren und ich kann es nur gerade so verdrängen.

Er legt eine Hand an meinen Arm und das sendet Stromstöße durch meinen Körper. Aus Angst, er könnte merken, was er damit in mir verursacht, gehe ich einen Schritt zur Seite. So sitze ich wenigstens nicht ganz in seiner Falle und habe Platz, mich von ihm wegzudrängen, sollte er er mir wieder so nahe kommen, wie gerade eben, als wir getanzt haben.

„Wann hattest du das letzte mal so richtig Spaß?“, fragt er mich und durchbohrt mich schon wieder mit seinen tiefblauen Augen.

Es ist komisch, denn das Erste, was mir auf seine Frage einfällt, ist der Tanz gerade eben. Und um ehrlich zu mir selbst zu sein, Samstag war irgendwie spaßig, als wir rumgemacht haben. Ich fühlte mich dort lebendig und jung. Es ist komisch, mit 21 Jahren zu sagen, dass man sich in einer bestimmten Situation jung fühlt. Ich bin jung, das weiß ich, aber durch meine Arbeit und den Mangel an Sozialenkontakten, fühle ich mich älter. Und obwohl ich freunde habe, fühle ich mich oft etwas allein. Warum weiß ich nicht. Es ist einfach so.

„Wie meinst du das?“, frage ich nach, obwohl ich seine Frage vollkommen verstanden habe. Ich verstehe nur nicht, wieso er mich das fragt.

„Ich will wissen, wann du das letzte Mal wirklich Spaß hattest. Wann warst du das letzte Mal vollkommen unbeschwert?“

„Samstag.“, lüge ich und er glaubt mir nicht. Das sehe ich an seinem Gesichtsausdruck.

„Bevor oder nachdem wir es beinahe auf der Toilette getrieben haben?“

„Davor.“ Wieder eine Lüge.

„Du bist eine schlechte Lügnerin, weißt du das?“

Ich hasse es, dass er mich durchschaut. Ich bin keine schlechte Lügnerin, jedenfalls nicht immer. Aber er scheint einfach immer zu wissen, wann ich Lüge und wann ich die Wahrheit sage. Ist das vielleicht seine Gabe? Hat er überhaupt Gaben und nennt man die auch so?

„Hör auf, mich so was zu fragen. Wieso interessiert dich, wann ich das Letzte mal Spaß hatte?“

„Es interessiert mich, weil ich mich nun mal für dich interessiere. Und nenn mir einen Moment, in welchen du Spaß hattest, dann höre ich auf, dich zu bedrängen.“

Scheißkerl.

Ich verdrehe die Augen und setze mich auf einen der Hocker. Dann nippe ich an meinem Weinglas.

Am liebsten würde ich ihn verfluchen, denn mir fällt einfach kein Moment ein, außer der gerade. Wieso fängt er mit so etwas an? Bis gerade eben, war noch alles ok, und jetzt das. Ich wusste, ich hätte nein sagen sollen, aber jetzt ist es zu Spät dafür.

„Mir fällt keiner ein. Zufrieden?“ Ich schnaube genervt. Obwohl ich ihn nicht ansehe, weiß ich, dass er ein selbstgefälliges grinsen im Gesicht trägt, welches ich ab sofort hasse.

„Würdest du mich an dich heran lassen, könnte ich dir zeigen, wie man Spaß hat.“

Er legt eine Hand auf meinen Oberschenkel und mit der anderen, dreht er den Hocker zu sich. Da er so groß ist, sind wir genau auf Augenhöhe und ich fühle mich nicht mehr ganz so eingeschüchtert von ihm.

„Was denn zum Beispiel?“

Er grinst und sieht unfassbar sexy dabei aus. Seine Hand auf meinem Oberschenkel, lässt er auf und abgleiten. Ich merke, wie meine Atmung schneller wird, als er sie weiter in meine Innenschenkel gleiten lässt. Nun ist der Moment gekommen, um einen Abgang zu machen. Jetzt sollte ich meine Jacke anziehen, meine Tasche nehmen und gehen. Doch ich bleibe sitzen, weil meine Neugier die Oberhand hat.

„Das vorhin, in deinem Büro, hat dir doch sicherlich Spaß gemacht?“

Ich schlucke. Bei dem Gedanken daran, steigt mir Hitze ins Gesicht, denn ich weiß noch genau, wie gut sich das angefühlt hat.

„Du denkst daran, nicht wahr? Wie es sich angefühlt hat, als ich dich dort unten berührt habe.“

Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, aber ich bekomme keinen Ton raus. Stattdessen nehme ich seine Hand von meinem Oberschenkel und stehe auf, weil ich nicht möchte, dass er mich dort anfasst. Eigentlich möchte ich tief im inneren schon, dass er mich berührt, und ich hasse mich selbst dafür, aber ich besitze noch ein Gewisses Maß an Selbstbeherrschung.

„Tue ich nicht.“, lüge ich zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Abend.

Er geht einen Schritt zurück und ich glaube, er gibt für diesen Moment auf, also drehe ich mich in Richtung Bar und betrachte das riesige, beleuchtete Regal, mit den verschiedensten Alkoholsorten.

Plötzlich spüre ich, wie er hinter mir steht und sich an mich presst. Mir bleibt für einen kurzen Moment die Luft weg und ich versuche herumzufahren, um ihn ansehen zu können, während ich ihm sage, er soll aufhören, mich ständig anzufassen, aber er ist deutlich zu stark für mich, deshalb lasse ich es über mich ergehen.

„Ich weiß, dass du daran denkst, genauso wie ich an die ganzen versauten Sachen denken muss, die ich noch mit dir anstellen könnte, würdest du mich lassen.“

Haucht er dicht an meinem Ohr. Ich bekomme Gänsehaut, reiße mich aber zusammen und drehe mich zu ihn um.

„Ich gehe jetzt.“, sage ich ich und möchte meine Jacke nehmen, aber er hält mich davon ab, indem er sie nimmt und über die Bar wirft. „Was soll das?“ Ich sehe ihn wütend an. Seine Hände umfassen rechts und links von mir, die Kante des Tresens und ich stecke schon wieder mitten in der Falle. Er lässt mich also nicht gehen.

„Du ziehst dich nicht nur an wie eine langweilerin, sondern bist auch noch eine.“

Ich schnappe nach Luft. Was hat er eben gesagt?

„Naja, abgesehen von dem Kleid hier.“

Er mustert mich ungeniert und ich würde ihn am liebsten von mir wegstoßen, aber ich bin wie erstarrt.

„Was?“, bringe ich nur heraus und er ignoriert mich und berührt meine Hüfte. Ich nehme seine Hand weg und versuche, ihn nun doch von mir zustoßen, aber er bewegt sich nicht.

Scheiße!

Ich bekomme Panik. Was hat er verdammt nochmal mit mir vor?

„Du hast einen tollen Körper und ziehst dich sonst immer an, als würdest du dich für deinen Körper schämen.“

Wie bitte?

Erst beleidigt er mich und dann macht er mir ein Kompliment?

„Lass mich sofort gehen!“, zische ich ihn an. Er schüttelt den Kopf.

„Du weißt, dass ich recht habe.“

„Recht mit was?“, frage ich.

„Das du eine Langweilerin bist. Jedenfalls benimmst du dich wie eine.“

„Du weißt rein gar nichts über mich!“, fahre ich ihn an, blicke ihn dabei fest in die Augen.

„Ich weiß mehr über dich, als du dir vorstellen kannst, Baby, das ich habe ich dir vorhin schon gesagt.“ Seine Stimme leise und seine Worte lassen mich nachdenken. Aber ich versuche trotzdem, bei der Sache zu bleiben und mich nicht von dem Baby ablenken zu lassen.

„Hast du mich nur mit hier her genommen, um mich zu beleidigen?“ Meine Stimme ist mitten im Satz lauter geworden, bevor ich mich bremsen konnte. Lucifer schüttelt mit ernstem Gesichtsausdruck seinen Kopf, wobei ihn eine kleine Strähne auf die Stirn fällt, die er sich mit seiner Hand wegwischt, wobei ich meine Chance sehe, aus seiner Falle zu entkommen. Mit einer raschen Bewegung, dränge ich mich an ihn vorbei, rechne vorher aber nicht damit, dass er meinen Oberarm packt, und mich zu sich zurück zieht. Mit voller Wucht, drängt er mich gegen den Tresen und ich keuche vor Schreck auf.

„Wir spielen hier nach meinen Regeln, Lilith!“, knurrt er.

Jetzt verliere ich die Fassung. Keine Ahnung, welches Spiel er hier spielt, aber so lasse ich nicht mit mir umgehen. Schon gar nicht von ihm.

„Dieses Spiel, kannst du allein Spielen, denn deine Regeln, interessieren mich einen scheiß!“, sage ich, sehe ihm dabei direkt in die Augen. Ich fühle mich dabei unglaublich mutig, dem Teufel so gegenüberzustehen und das zu sagen.

Er funkelt mich an. Fast schon aggressiv. „Wie viel Mut hat es gebraucht, mir das ins Gesicht zu sagen?“

Ich erwidere nichts, woraufhin er wieder beginnt zu grinsen. Es ist ein boshaftes grinsen, welches mir durchs Mark geht.

„Hat dich dein Mut etwa schon wieder verlassen, oder warum bist du plötzlich so still?“

Wieder erwidere ich nichts. Er ist es nicht Wert. Wieso sollte ich mich noch weiter mit ihm streiten, es führt zu nichts, außer dass er mich weiter beleidigt und mir sagt, wie unglaublich langweilig ich bin. Es kotzt mich an, dass er recht hat. Wieso durchschaut er mich und wieso ist er dagegen so undurchschaubar?

„Ich erwarte eine Antwort.“, sagt er. Seine Stimme ist rau und er ist mir so nahe, dass ich seinen Atem spüren kann. Sein teures Duschgel steigt mir dabei in die Nase.

„Darauf kannst du lange warten!“Ich versuche an meine Tasche heran zu kommen, um jemanden zu schreiben, doch er erwischt mich dabei, nimmt meine Tasche und lässt sie auf den Boden fallen.

„Du bist unglaublich sexy, wenn du versuchst, mutig zu sein.“

Er berührt meinen Hals. Mit seinen langen Fingern, streicht er zärtlich meine Kehle entlang und Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus, ohne das ich es verhindern kann.

Gerade erst, nennt er mich langweilig, dann findet er mich unglaublich sexy. Dieser Mann verwirrt mich.

„Von langweilig zu sexy? Sehr interessant.“ Ich bin nach wie vor wütend und möchte gehen. Ich wusste, ich würde es bereuen, mit ihm zu gehen. Ich hätte umkehren sollen, als ich noch konnte.

Er kommt meinem Gesicht noch näher und ich halte den Atem an. Werde ich ihn erlauben, mich zu küssen, nachdem was er gerade gesagt hat?

Bevor ich darüber nachdenke, küsst er mich. Und zwar grob, wild und voller Verlangen. Er versucht seine Zunge in meinen Mund zu drängen, aber in diesem Moment trete ich ihn mit voller Wucht in seinen Schritt und er lässt augenblicklich von mir ab, um vor Schmerz aufzustöhnen.

„Obwohl ich langweilig bin, war das ein sehr interessanter Abend. Danke dafür“, zische ich, und er muss sich mit einer Hand am Bartresen festhalten. „Du elendes...“ Er gibt einen komischen Laut von sich. Es hört sich an wie ein lachen. Schnell schnappe ich mir meine Tasche vom Boden, gehe hinter die Bar, schnappe mir meine Jacke und verschwinde so schnell ich kann. Zum Glück hat er nicht abgeschlossen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sundy
2017-05-25T20:55:21+00:00 25.05.2017 22:55
Interessant 🤔


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