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Mr. Svensson

von

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Neunzehnter Teil

[RIGHT]Unheil und Kummer folg' Euch auf dem Fuß![/RIGHT][RIGHT]Und Herzeleid und bitterste Bedrängnis[/RIGHT][RIGHT]Sei'n die Gespielen, die sich Euch gesellen![/RIGHT][RIGHT]Sind Euer zwei, der Teufel sei der dritte![/RIGHT][RIGHT]Dreifache Rache laur' auf Eure Wege![/RIGHT][RIGHT]-          Shakespeare, König Heinrich VI., II. Teil[/RIGHT]

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[JUSTIFY]„Nicht hier Arn.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Owens Hand legt sich warnend auf meinen Unterarm. Er muss bemerkt haben, dass ich stehen geblieben bin und hat Starrick jetzt wohl auch an der Bank entdeckt. „Komm“, raunt er mir eindringlich gegen die Schulter, „lass dich nicht provozieren, lass uns gehen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich atme aus und habe das Gefühl, dass es klingt wie das wütende Schnauben eines Stiers. Starrick hat sich an der Bank weiter aufgerichtet. Er scheint zu erwarten, dass er sich gleich einer körperlichen Auseinandersetzung zu stellen hat und irgendwie glaube ich, dass uns beiden das verdammt gut tun würde. Mir, weil ich ihm endlich das Grinsen aus dem Gesicht wischen will und ihm, weil er sicher seine ganz eigenen Gründe hat, mich zu hassen. Trotzdem hat Owen recht: Das hier ist nicht der Ort und nicht die Zeit.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ruckartig wende ich mich ab und folge Alexander, der bereits den Hauptweg erreicht hat. Er scheint vollkommen in Gedanken versunken und sagt nichts, als wir zu ihm aufschließen. An seiner Schweigsamkeit ändert sich auch nichts, als wir schließlich wieder im Flieger sitzen.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Es ist früher Nachmittag, als die Maschine zum zweiten Mal an diesem Tag in den Himmel steigt, um uns zurück nach Toronto zu bringen. Owen hat sich in den hinteren Teil der kleinen Maschine verzogen, um ungestört telefonieren zu können, während ich einfach nur aus dem kleinen Fenster starre. Bedingt durch den Kater und die Medikamente, die ich dagegen eingeworfen habe, macht sich langsam aber sicher Erschöpfung in mir breit. Immer häufiger fallen mir die Augen zu. Schließlich greife ich mir eines der weichen Kissen, klemme es zwischen meinem Kopf und der Wand ein und lasse mich von Owens leise herüberdringendem Gemurmel und dem brummen der Triebwerke einlullen.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]„Hey, ihr Schlafmützen! Ihr verpasst ja das Beste!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Kissen, das mir unsanft ins Gesicht geworfen wird, weckt mich. Eine warme Hand verschwindet unter meinem Pullover und greift nach dem Kissen, das auf meine Brust gerutscht ist. Ein Ruck geht durch den Körper, der bis eben noch halb auf mir gelegen hat, als das Kissen zurück zum Absender fliegt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Au! Verdammt!“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Logans tiefes amüsiertes Brummen lässt seinen Brustkorb an meinem Oberarm vibrieren. Ich zwinge mich, die Augen zu öffnen und schließe sie dann gleich wieder, weil gleißende Helligkeit durch das kleine Flugzeugfenster fällt. In der Sitzreihe vor mir klebt Calvin jetzt mit der Nase an dem doppelten Glas. Ich gähne herzhaft und versuche mich dann etwas weiter aufzurichten, ohne Logan zu sehr zu stören. Wenigstens haben wir Platz in diesem Flieger. Der Flug von Toronto nach Stockholm mit Zwischenstopp war wirklich eine Qual, obwohl wir Businessclass geflogen sind. Normale Flugzeuge sind für Männer wie Alexander und mich wohl einfach nicht gemacht.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Die Propellermaschine, die uns jetzt von Stockholm nach Gällivare bringt, hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, aber auch wesentlich mehr Platz im Passagierraum. Der ist nicht wirklich groß, denn die kleine Maschine ist so umgebaut, dass sie zusätzliche Fracht transportieren kann. Am Steuer sitzt einer meiner Cousins aus Schweden, mit dem ich über die Jahre Kontakt gehalten habe. Seine Familie – die Schwester meiner Mutter, deren Mann und ihre Kinder – leben im Norden Schwedens, in unmittelbarer Nähe des Sarek Nationalparks. Ich erinnere mich an unzählige Sommer und Winter in den Blockhütten am Fluss, schöne und idyllische Kindheitserinnerungen. Vielleicht bin ich deswegen so nervös, meine Freunde mit hier her zu bringen. Logan mit hier her zu bringen.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Der hat sich inzwischen auch weiter aufgerichtet und linst an mir vorbei aus dem Fenster der Maschine. Beim Anblick der schneebedeckten Berge und Täler unter uns, fangen seine Augen an zu glänzen. „Du hast wirklich nicht zu viel versprochen“, vermeldet Cal von vorn und ich räuspere mich, um meiner verschlafenen Stimme mehr Kraft zu geben. „Warte ab, bis du dich eine Woche nur von Rentier ernährt hast. Dann wirst du mich verfluchen.“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Calvins Gesicht taucht über der Lehne des Sitzes auf und er grinst frech. „Ich hab da auch was von Lachs gehört. Du wolltest uns doch Eisfischen beibringen, hast du das schon vergessen?“ Er hat wieder das Kissen in der Hand, das er vorhin schon in meine Richtung gefeuert hat und wirft es jetzt wieder auf Logan. Der fängt es mit einem katzengleichen Reflex auf und feuert es erneut zurück. „Du liebes Brüderchen würgest doch schon, wenn du ein rohes Fischfilet anfassen musst. Wenns noch zappelt nimmst du doch Reißaus.“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Cal zieht einen Schmollmund, kommt aber nicht mehr zu einer Antwort, weil Tjalves Stimme über den Bordfunk darauf hinweist, dass wir uns dem Flughafen nähern. Calvin dreht sich wieder um und Logan löst sich langsam von mir, aber nicht ohne mir vorher einen langen und für Logan untypisch sinnlichen Kuss auf die Lippen zu drücken. Als wir uns voneinander lösen, beiße ich mir leicht auf die Unterlippe. Logan grinst nur und streicht mir mit dem Daumen über die Wange, ehe er sich aufrichtet und anschnallt. Mein Blick bleibt noch für einen Moment an ihm haften. Fünf Jahre kennen wir uns nun schon. Ich bin 24, Logan ist gerade 28 geworden. Fünf Jahre und noch immer kann ich ihn nicht wirklich einschätzen.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]„… sicher nicht so bequem wie in Stockholm, aber ich bringe uns sicher heil nach unten. Das heißt, wenn euer Kumpel hier wirklich ein so guter Pilot ist, wie er behauptet. Also – Rückenlehne in eine aufrechte Position, anschnallen…“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]„… anschnallen und Tische zurückklappen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Stimme aus dem Lautsprecher über meinem Kopf bringt mich blinzelnd zurück in die Realität. Mir gegenüber richtet sich Alexander weiter im Sitz auf und schließt den Sicherheitsgurt. Ich seufze leise und sehe mich nach Owen um, der just in diesem Moment neben mir in den Sitz fällt. Ohne darauf zu achten, dass ich gerade erst aufgewacht bin, legt er direkt los. Ich bin ihm dankbar dafür, dass seine Worte mich von der Erinnerung ablenken, die mich im Traum eingeholt hat.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich habe nicht wirklich viel herausfinden können, aber offenbar hat er einen Privatermittler auf euch angesetzt. Mein Kontakt war allerdings nicht besonders gesprächig.“ Owen schürzt die Lippen und schiebt das Handy in seine Hosentasche.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dafür hat er mir etwas anderes erzählt, was wir ja im Grunde schon wussten: Starricks Kopf wird in den nächsten Wochen rollen. Er hat sich für diesen Fall zu weit aus dem Fenster gelehnt und seine Befugnisse definitiv über den Rand des Möglichen gedehnt. Das war solange kein Problem, wie der Fall noch vor Gericht verhandelt wurde. Nach dem die Staatsanwaltschaft angesichts der neuen Beweise keine andere Wahl hatte, als das Verfahren einzustellen, kommen all diese Verfehlungen auf Starrick zurück.“ Owen schließt seinen Sicherheitsgurt und ich lehne den Kopf nach hinten. Meine Erinnerung schweift zurück zu jenem Abend im Gefängnis, in dem Starrick mir diesen unwillkommenen Besuch abgestattet hat. Ja.. er hatte seine Befugnisse wirklich sehr weit ausgelegt.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]„Der Fall muss ihn ja ziemlich interessiert haben, so wie er sich eingesetzt hat“, gebe ich leise zurück, doch Owen schnaubt nur. „Ich glaube nicht, dass ihm Rawlinsons Tod wirklich so nahe geht – oder das Schicksal von dessen Familie. Natürlich ist es leichter die Anklage zu führen, wenn man sich mit dem Opfer solidarisieren kann, aber er hätte sich auf jede Beute gestürzt, die man ihm hingeworfen hätte. Die Chance sich zu profilieren hätte er sich nicht entgehen lassen und der Fall war wirklich eine sehr lohnenswerte Sache. Für Starrick saßt da nie ihr beide auf der Anklagebank, sondern ein wesentlich größerer Fisch: General Dynamics. Diesen Riesen in die Knie zu zwingen hätte ihm den Rückenwind gegeben, es ganz nach oben zu schaffen. Tja. Jetzt allerdings…“ Owen macht eine Kunstpause und verzieht das Gesicht, „jetzt ist es etwas Persönliches.“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Beruhigend. Dann begegnen wir uns jetzt wenigstens auf Augenhöhe, denn auch bei mir ist das etwas ganz persönliches Owen.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]„Ich kann definitiv besser damit umgehen, wenn er ohne Hilfe der Staatsanwaltschaft ‚spielen‘ will. Jetzt ist mir allerdings auch klar, wem der Wagen gehörte, der gestern so ‚unauffällig‘ in meiner Einfahrt stand.“ Durch die Maschine geht ein sanfter Ruck, als der Pilot das Fahrwerk ausfährt. Schon eine ganze Weile über haben wir beträchtlich an Höhe verloren und unter uns sind bereits die Ausläufer Torontos zu erkennen. Nachdenklich schiebe ich den Unterkiefer von einer Seite zur anderen. Ich spüre, wie kaltes Kalkül mein Denken übernimmt und sich mein Gesichtsausdruck verhärtet. „Wann waren die das letzte Mal in meiner Wohnung?“ Als ich den Kopf zu Owen drehe mustert er mich durchdringend, dann breitet sich ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Sieh‘ mal einer an... Willkommen zurück Mr. Svensson.“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Ein Aufräumkommando zu bekommen ist in unserer Branche ziemlich leicht. Schon allein wegen potentieller Industriespionage haben Mitarbeiter wie Alexander und ich ein Recht darauf, das eigene Haus und die zu Hause genutzte Technik auf Firmenkosten absichern zu lassen. Im Grunde ärgert es mich jetzt, nicht schon früher daran gedacht zu haben, doch als ich gestern nach Hause kam, habe ich an vieles gedacht aber nicht an Wanzen und versteckte Kameras. Dabei ist es naheliegend, denn die Staatsanwaltschaft hat Alexanders Wohnung und mein Haus – das weiß ich von Owen – mehrere Tage lang nach Hinweisen auf Rawlinson und ein potentielles Motiv untersucht. Nach dem Starrick in den letzten Wochen und Tagen die Felle davongeschwommen sind, ist es durchaus möglich, dass er uns nicht nur beschatten, sondern tatsächlich überwachen lässt.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Wenn dem so ist, und je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dann war es pures Glück, dass Alexander und ich gestern nicht über Rawlinson oder den Fall gesprochen haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Während wir kurze Zeit später den Flughafen in Richtung Stadt verlassen, hängt Owen bereits wieder am Telefon. Wie bereits erwähnt: Ein Aufräumkommando zu bekommen ist leicht. Es schnell zu bekommen erfordert allerdings einen triftigen Grund und die finanzielle Rückendeckung. Beides ist in unserem Fall gegeben und wir bekommen eine Zusage für den nächsten Tag. Da ich nicht vorhabe heute noch an meinem Rechner zu arbeiten, ist es mir recht. Sollte tatsächlich auch eine Kamera installiert worden sein, gibt es ebenfalls sicher nichts spannendes zu sehen, denn nach der letzten Nacht und dem anstrengenden Tag, habe ich nur das dringende Bedürfnis ins Bett zu fallen.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Den Zwischenstopp bei Alexanders Wohnung verwerfen wir zugunsten eines kurzen Halts bei einem asiatischen Imbiss. Owen hatte bereits vorgeschlagen, sich um die Wohnung zu kümmern, doch der Besuch beim Friedhof scheint Alexander tatsächlich geholfen zu haben. „Wenn die Techniker kommen, um die Wohnung zu filzen, dann… könnten wir hinfahren und ein paar Sachen einpacken. Vielleicht könnten wir sie erstmal in deine Garage bringen?“ Alexanders Stimme klingt jetzt deutlich fester. Während des Fluges und der Diskussion um Starrick und die Techniker, scheint er sich einen eigenen Plan zurechtgelegt zu haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Klar, kein Problem. Genug Platz ist ja da.“ Und ich kann Alexander wirklich verstehen. Es ist schlimm genug, die Bilder von Logan und Cal in meinem Haus zu sehen, aber Logan hat nicht so bei mir gewohnt, wie Cal bei Alexander. Die Wohnung atmet ihn förmlich aus jeder Pore und ich kann verstehen, dass der Deutsche erstmal Abstand braucht, um dann mit System an die Sache heran zu gehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Auch ich werde mir Gedanken über die wenigen Dinge machen müssen, die ich von Logan noch bei mir habe. Aber nicht jetzt, nicht heute.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Owen bringt uns nach Hause und nach einem gemeinsamen Abendessen, das dieses Mal nicht in einem Alkoholexzess endet, verabschiedet sich unser Anwalt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Thema ‚Überwachung‘ schwebt zwischen Alexander und mir unausgesprochen im Raum. Als wir zurückkamen stand der silberne Wagen nicht mehr in der Straße und ich widerstehe auch jetzt dem Drang, nach draußen zu schauen. Sich nichts anmerken zu lassen ist schwerer, als ich das zunächst angenommen habe. Da wir beide einfach nicht wissen, ob uns jemand zuhört oder sogar zusieht, einigen wir uns schließlich nonverbal darauf, zügig im Bett zu verschwinden. Schlaf haben wir beide bitter nötig und ich bin froh, als ich endlich in die Matratze sinke.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Während der Tag noch einmal vor meinem inneren Auge vorbeizieht, schiebt sich Alexander neben mir auf die Matratze. Das Doppelbett ist definitiv groß genug für uns beide und bequemer als die Couch, auf der wir die letzte Nacht zugebracht haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Danke Arn…“ flüstert er schließlich in die Dunkelheit und Stille meines Schlafzimmers. „Danke für Alles. Ich hätte es nicht ohne dich geschafft.“ Seine Stimme kippt wieder und ich hebe den Arm in einer einladenden Geste. Alexander räuspert sich leise, rutscht dann näher und bettet den Kopf auf meine Schulter. Ich kraule sanft durch sein schwarzes Haar und schließe die Augen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Danke Arn. Ohne dich…[/JUSTIFY]



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