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Sana

tortured souls
von

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Anders als gedacht

„Am Anfang gab es nur Ra und Gaya. Ihnen war es bestimmt, auf ewig gemeinsam, durch das unendliche sein zu treiben.

Sie waren sehr glücklich zusammen, doch Gaya spürte, dass ihr etwas fehlte. Ra der es nicht ertragen konnte sie unglücklich zu sehen, suchte und suchte nach etwas, das Gaya wieder froh stimmte. Er erschuf Planeten, malte ihr ganze Sternbilder, doch all dies konnte die Leere in ihrem inneren nicht füllen. Auf die Frage hin, was er für sie tun könnte, hatte Gaya keine Antwort für ihn. Und als Ra schon fürchtete sie an das Nichts zu verlieren, ging ihm ein Licht auf.

Seine Über alles geliebte Gaya wollte Kinder, und so erschuf er Feuer und Luft, voller Temperament und Kraft. Gaya umsorgte und liebte sie. Doch sie waren unausgewogen und ungestüm. Weshalb Gaya sich dazu entschloss Erde und Wasser zu formen, gelassen und unaufhaltsam. Auf dass sie ihre wilden Brüder im Zaum halten.
 

Gemeinsam erschufen Ra und Gaya die Welt, Meere, Berge, Vulkane, Ebenen und Seen. Sie schufen Tiere, Pflanzen, Leben. Auf dass sie diesen Ort bevölkern und bewohnen.

Ihre Kinder liebten es den kleinen Geschöpfen zu zusehen. Die Welt wuchs und wuchs und es begann, dass es immer öfter geschah, dass Wasser, Feuer, Luft und Erde herab stiegen, um unter denen von ihren Eltern entworfenen Wesen zu wandeln. Und da kam auch in den Vieren der Wunsch auf, es Gaya und Ra gleich zu tun und etwas zu erschaffen.

Erde nahm Lehm und Steine. Sie machte ihre Wesen groß und gab ihnen einen Willen standhafter als jedes Gebirge. Wasser formte aus Eis und Salz Kreaturen, schöner als der Morgentau und tückisch wie das tiefe Meer. Luft entwickelte aus Rauch und Wolken ein Geschöpf mit Flügeln, auf dass sie sie in die höchsten Lüfte tragen möge, und einem Gemüt so sprunghaft wie der Wind selbst. Und Feuer entschied aus Lava und Hitze etwas zu kreieren, ein Wesen aufbrausend wie ein Vulkan und widerstandsfähiger als die kleinste Kakerlake.

Gaya war sehr stolz auf sie und Ra erlaubte es Ihnen ihre Geschöpfe in die Welt zu bringen.

Wassers Wesen tummelten sich im Meer, die von Erde hatten schnell die Ebenen für sich eingenommen. Feuers ließen sich auf den Vulkaninseln und im inneren der Lavaströme nieder. Und Luft schenkte seinen Kreaturen eine fliegende Stadt, von der aus sie den Himmel erkunden konnten.

Doch schnell wurde klar, dass es Dinge gab die sie nicht bedacht hatten. So wollten die Wasserwesen auf Land, Luft`s Geschöpfe wurden von der Sonne verband, und die Kreaturen aus Salz und Lehm lösten sich beim ersten Regen auf. Einzig das Leben, welches Feuer erschuf schien zu funktionieren. Doch auch das trügte, denn dort, wo sie waren gab es keine Nahrung und als sie an die Oberfläche traten, um dort zu jagen, erfroren sie bitterlich.

Erde und Wasser wussten sich nicht anders zu helfen, und entschieden sich ihre Geschöpfe zu vereinen. Was diesen ermöglichte, sowohl auf Land zu wandeln, als auch die Tiefen des Meeres zu erkunden.

Feuer und Luft jedoch waren sich sicher diese Probleme für sich allein lösen zu können. Die Wesen aus Wolken und Rauch bekamen einen festen Körper, das machte sie dann zu schwer um richtig zu fliegen. Und Feuer hatte seinen Geschöpfen Fell gegeben um sie vor der Kälte zu schützen, doch sobald sie wieder in die Lava wollten, gingen sie in Flammen auf. Die beiden probierten und probierten. Und eines Tages hatten sie Kreaturen erschaffen, die ihnen gefielen und die ihrer würdig waren.

Zu der Zeit begab es sich das Gaya und Ra den Wunsch verspürten weiter zu ziehen, und so vertrauten sie ihre erschaffene Welt ihren vier Kindern an, auf dass sie ein wachsames Auge auf ihre Schöpfung haben mögen.

Doch es dauerte nicht lange und Luft und Feuer begannen sich darum zu streiten, wer die wirklich wichtigen Entscheidungen fällen durfte. Sie wurden und wurden sich nicht einig.

Erde und Wasser meinten, es solle doch der regieren, deren Schöpfung am besten wäre. Und so gab Luft seinen Geschöpfen ihre Flügel zurück, ermahnte sie jedoch der Sonne nie zu nahe zu kommen. Feuer hingegen machte seine Wesen größer und robuster, auf dass sie sich vor keinem Angriff fürchten müssten. Doch beide Schöpfungen wurden so gut, dass ihre Schwestern sich nicht entscheiden konnten. So entschieden Feuer und Luft, dass der gewinnen und regieren solle, dessen Spezies es schaffte, die des anderen auszulöschen.

Trashnah schloss seine Geschichte mit einem undeutbaren Blick auf die Stelle, an der die Geschichte auf dem großen Stein endet, die er uns gerade erzählt hat. Er scheint noch etwas sagen zu wollen - doch auf einmal hört man ein Horn langgezogen über den Wald schallen, erst einmal, dann noch zweimal.
 

Alle springen auf, das war ein Notsignal, unser Lager wurde angegriffen!

Wir schnappen uns unsere Waffen. Und einen Augenblick später stürmen alte, wie neue Krieger geschlossen durch den Wald. Ich muss an Antres und Mutter denken, die mit den anderen Kindern und Schwangeren im Lager sind. Meine Sprünge werden weiter. Ich spüre das Nartos dicht hinter mir ist. Es sind nur wenige Krieger auf der Lichtung, die meisten waren mit uns zum Feuer gekommen.

Gemeinsam brechen wir durch die Baumgrenze. Das Feuer in der Mitte des Platzes ist aus, und vom gegenüberliegenden Ende des Lagers hört man erstickte und gequälte Schreie. Ich rase zusammen mit den anderen los, doch der Kampf ist bereits vorbei. Auf dem Welpenplatz liegen zuckende und wimmernde Leiber, aber die meisten sind stumm und starr.

Ich kann Quentus sehen, unter dem ein weinender Welpe hervor kriecht. Einer der Krieger der bereits früher gegangen war um sich um sein Kind und seine Frau zu kümmern, beide hält er in seinen leblosen Armen.

Neben dem endlos fließenden Blut fliegen überall weiße Federn herum. Wer uns angegriffen hat ist klar, und unsere Strategie auch -

jeden töten den wir in die Finger bekommen!

Ein paar bleiben zurück um sich um die zu kümmern die man noch retten kann.

Der Rest macht sich auf.

JAGEN!
 

Die Fährte der Angreifer aufzunehmen ist kein Problem. Einer von ihnen scheint offensichtlich verletzt, die Bäume an denen wir vorbei kommen sind blutverschmiert. Außerdem sind sie nicht gerade leise, so wie sie durchs Unterholz brechen. Das laufen im Dickicht scheint Ihnen sehr schwer zu fallen.

Nach ein paar Minuten entdecken wir den ersten, wie erwartet blutend, doch direkt davor ist ein weiterer, der auch ziemlich fertig aussieht. Eine Kriegerin aus unserem Clan, vielleicht fünfzehn Jahre älter als ich selbst und ich sprinten los. Wir fliegen geradezu über die Äste und Stämme, die den Boden bedecken.

Mit einem markerschütternden Schrei stürzt sie sich auf den ersten der beiden, welcher augenblicklich zu Boden geht und regelrecht zerfetzt wird.

Ich renne einfach weiter, meine Beute ist der Andere, welcher durch haken schlagen versucht mir zu entkommen. Doch mit dem nächsten Satz bin ich bei ihm. Ein gezielter Tritt wirft ihn in den Dreck. Ich stehe auf seinem Flügel, hindere ihn daran davon zu fliegen. Meine Klauen schlagen sich in seinen Rücken, direkt zwischen seine Schulterblätter dort, wo die Flügel in seinen Rücken münden. Er schreit, brüllt auf, versucht sich unter mir fort zu winden, doch ich bin unerbittlich. Das Blut läuft über seinen Rücken, färbt die Gewänder, welche wohl ein dunkles Grün hatten, in ein noch tieferes Rot. Mit einem Ruck, und einem letzten gellenden Schrei seinerseits, reiße ich ihm die Wurzel einer seiner Flügel aus. Augenblicklich hört er auf zu schreien. Sein Körper zuckt noch zwei drei Mal, bevor er dann regungslos liegen bleibt.

Dieses ganze Szenario dauerte nur ein bisschen länger als eine Minute.

Blutverschmiert richte ich mich wieder auf. Für einen kurzen Moment höre ich nur das leise plätschern des Blutes, welches noch immer aus dem am Boden liegendem quillt. Ich lausche dem Geräusch und meine Gedanken verstreuen sich, entgleiten mir.
 

„...na ...ana ...sana ...VERDAMMT SANA!“

Brennender Schmerz zuckt durch meine rechte Gesichtshälfte und holt mich zurück ins Hier und Jetzt, welches erbarmungslos auf mich einschlägt. Ich sehe in das hasserfüllte und zornige Gesicht meines Bruders.

Er packte mich am Arm.

„Wir müssen weiter, viele von ihnen sind uns entkommen.“

Er fängt wieder an zu rennen, zieht mich mit sich. Zwei Schritte strauchele ich ihm noch leicht desorientiert hinterher, ehe ich wieder fokussiert bin, und ihm nun eigenständig in großen Sätzen folge. Wir brauchen nicht lange um wieder zu den anderen unseres Stammes aufzuschließen, und uns kurz darauf erneut an die Spitze der jagenden Horde zu setzen.

Mir kocht das Blut in den Adern. Ich fletsche die Zähne. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Ich will töten. Noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich einen so starken Wunsch danach jemandem den gar auszumachen. Ich will Blut schmecken und zwar jetzt!

Kurz fällt mein Blick auf meinen Bruder, der dicht neben mir ist, und ich sehe das es ihm nicht anders geht. Seine Augen blitzen und sein Gesicht ist zu einer unheimlichen Fratze verzogen.

Von weitem hört man ein Horn schallen. Dreiundzwanzig langgezogene Laute. Das bedeutet dreiundzwanzig Tote. Mütter und Kinder.

Dieses beschissene Federvieh ist dran!

Ich stoße mich vom feuchten Waldboden ab und mache einen weiteren, riesigen Satz nach vorne. Trotz dessen, dass es den Engeln fast nicht möglich ist zu fliegen, sind sie unheimlich schnell und wendig.

Immer wieder haben wir fast einen von Ihnen, aber eben nur fast. Und der Wald neigt sich langsam dem Ende zu, was bedeutet, dass sie dann in höhere Gefilde aufsteigen können.

Der Waldrand kommt in Sicht. Die geflügelten Assassinen legen noch einmal an Geschwindigkeit zu, und dann haben sie den Waldrand durchbrochen.

Ein Pfeil aus unseren Reihen zischt dicht an meinem Kopf vorbei, gefolgt von ein paar Weiteren. Sie treffen zwar keinen der Engel richtig, doch einer streift den hintersten ihrer Gruppe an der Flanke.

Entgegen aller Erwartungen steigen die verbliebenen neun nicht direkt in die Tiefen des Nachthimmels auf, nach dem sie den Wald verlassen haben, sondern bleiben in Reichweite von uns.

Nun da auch wir den Wald verlassen, lassen noch mehr von uns Pfeile durch die Luft fliegen, und sogar ein zwei schleudern ihre Speere.

Plötzlich trifft mich etwas feuchtes im Gesicht, dann noch ein Tropfen. Der verwundete Engel fällt für einen kurzen Augenblick ein bisschen zurück. Es war nur ein Wimpernschlag, doch ganz klar, ihm geht die Kraft aus. Ich spüre wie Genugtuung in mir aufsteigt, ihn werde ich auf jeden Fall erwischen! Nach ein paar Minuten sackt er erneut ein Stückchen tiefer, und schafft es auch nicht mehr zu den anderen aufzuschließen.

Meine Chance!

Ich setze zu einem Sprint an und strecke meine Hand aus. Ein heftiger Ruck fährt durch meinen Körper. Ich werde von den Beinen gerissen. Als ich aufblicke sehe ich das Gesicht meines Bruders. Sein Blick spiegelt pure Verwunderung und Entsetzen wieder, und noch etwas das ich nicht verstehe... Erleichterung.

Ich Spanne meine Muskeln an, versuche wieder auf die Hufe zu kommen, auf ihn zu zugehen. Nartos schreit auf. Seine Beine geben unter seinem Gewicht nach. Ein dünnes Rinnsal Blut bahnt sich einen Weg aus seinem Mundwinkel, herunter zum Kinn und dann in zähen Fäden auf den Boden.

Ich sehe in sein Gesicht, das immer blasser wird. Mein Blick folgt den Tropfen Blut, welche einfach nicht aufhören wollen zu fallen. Und da bemerke ich die Lanze, welche aus seiner Brust ragt und uns verbindet. Erst jetzt spüre ich das brennen in meiner Schulter. Mein Körper steht in Flammen. Der Speer durchbohrt meine Schulter, doch es fühlt sich an als hätte jemand mein Herz durchstoßen. Ich kann nicht atmen.

„Schwester bitte wein doch nicht“, seine Stimme ist leise, nur ein kraftloses hauchen. Er hebt seine Hand, sie zittert in der Luft. Finger streichen über meine Wange, wischen die Tränen, welche nicht aufhören wollen zu fließen fort.

„Nartos...“ -

mehr kann ich nicht sagen, bevor meine Stimme bricht und ich verstumme.

Er legt den Kopf schräg, sieht mich müde an. In seinem Blick ist keine Angst, keine Wut, nur bedauern und... Dankbarkeit? Er möchte noch etwas sagen, doch aus seinem Mund kommt nur noch Blut und pfeifende Luft.

Sein Körper erschlafft, kippt zur Seite. Ich werde mitgerissen, habe keine Kraft uns beide aufrecht zu halten. Wir liegen im weichen Gras. Es ist feucht und angenehm kalt, ob nun vom Morgentau oder von unserem Blut, das ist mir eigentlich egal. Ich liege nur da, sehe meinen Bruder an, fühle nichts. Seine Augen sind geschlossen, sein Gesicht entspannt. Er hätte auch schlafen können. Ich bin eine leere Hülle, mein Geist treibt davon.

Aus weiter Ferne kriege ich mit wie der Speer aus uns gezogen wird. Jemand hebt mich hoch, bringt mich fort.

Es ist mir egal.

Jemand spricht mit mir, möchte mich trösten. Ich höre nicht hin, denn es ist...

EGAL.



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