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Schicksalsstränge

von

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Angst

Triggerwarnung Gewalt, Schmerz, Verlust/Tod 
 


 

Angst
 

„Nein, lass los!“, hörte man die Schreie einer Frau, dann gingen ihre Proteste in einem gurgelnden Laut unter.

Die Stille danach war fast schneidend.

Doch die Yōkai musste darüber nur lachen.

„Wie einfältig, wie zerbrechlich und doch so-“, ihre Hände pressten das Herz der Frau, die sie getötet hatte, über ihrem Mund aus.

Erst prasselte das Blut nur so herunter, doch verging der Strahl und wurde zu einem sachten Tropfen. Die Dämonin schluckte mehrfach und lächelte sacht.

„-schmackhaft", schloss sie, als sie in der Ferne ein sachtes Flackern von Reiki vernahm.

Ihre Verletzung an der Schulter brannte zwar etwas, aber wenn der Neuankömmling genauso langsam war, wie die alte Priesterin des Dorfes hatte sie nichts zu befürchten.

Da war selbst das Halbblut ein größerer Gegner gewesen!

Und dennoch war es fast zu langweilig gewesen dieses Dorf zu zerschlagen. 

Aber was erwartete sie auch schon?

Sie war übermächtig! Bald schon würde sie sich mit dem Daiyōkai des Nordens messen und den Thron ihrer Familie wiedererlangen.

Solange würde sie Kraft sammeln und stärker werden und eine Schneise von Verwüstung und Blut hinterlassen. Ihre lodernden Augen musterten die Gänge des Dorfes, doch als sie die Besitzerin der Kraft nicht ausmachen konnte schnaufte sie lediglich und strich unwirsch mit ihrem Ärmel das Blut von ihrer Wange. Der sowieso schon rote Stoff saugte das Blut auf, aber das war egal.

Ihr Kimono war ersetzbar, auch wenn er wertvoll war. Reines weiß mit silbernen Verzierungen reizte sie nicht, das Blut daran erfreut sie sogar.

Ihre feinen Züge verzogen sich zu einem sachten Lächeln, die hohen Wangenknochen und der lange Nasenrücken ließen das Gesicht oval aussehen und aristokratisch.

Die ausgewaschenen grünen Augen funkelten durch rote Sprenkel, während sich die kleinen Nasenlöcher bebend hoben. 

Die Miko kam näher und schon spürte sie in deren Aura Panik, roch die Angst, die Verwirrung.

Der Gefühlscocktail machte sie trunken und lächelnd erhob sie sich als die junge Frau vor ihr in der Gasse erschien.

Ihr provisorischer Thron aus Gedärm und anderen Leichenteilen erzeugte dabei ein leicht schmatzendes Geräusch und zufrieden stellte sie fest, das nun doch sich ein anderes Gefühl in die Frau zu schleichen schien. Wut.
 

Ihr Blick fiel auf die Leichen unter der Yōkai, dann streifte er über die Gesichtszüge der Fremden. Die Gedanken der Miko aus der Zukunft rasten, es war unmöglich, das konnte nicht sein!

Heftig schluckend versuchte die Schwarzhaarige den Brechreiz zurückzuhalten, die Tränen zu unterdrücken, ja selbst die Angst. Und tatsächlich fühlte sie ihn bald- den Hass.

Ohne weiter zu Zögern riss Kagome den Bogen nach oben und der Pfeil war eingespannt bevor sie verstand, dass sie sich dafür entschieden hatte.

Für den Kampf, für die Rache.

„Ah Miko, du willst also kämpfen? Wie herrlich!“, hörte die Frau die weißhaarige Dämonin am Rande sprechen und doch hörte sie nur das Blut in ihren Ohren, wie es durch ihre Adern rauschte und spürte wie ihr Herz in einem ungleichmäßigen Takt pochte. Vor sich sah sie nur die Sehne, den Pfeil und eine lachende Yōkai, spürte weder den Wind, noch die Kälte an ihrer Haut. Das Yōki der Dämonin flammte auf. Ohne, dass ihre Finger sich von der Sehne gelöst hätten, begann der Kampf. Die Übermacht ihres Gegenübers war mehr als klar, als sie sich in einer Geschwindigkeit bewegte, die selbst Kagome nach all ihren Abenteuern noch verwunderte.

Nur einer war so schnell wie diese Frau und dieser Daiyōkai war zum Glück nicht mehr ihr Feind.

Und doch wich sie den Krallen der Dämonin aus, indem sie sich zu Seite warf, sanft kam sie zwar nicht auf, aber dennoch wurde ihr Gewicht leicht abgefangen, als sie auf etwas Weichem landete. 

Innerlich verfluchte sie sich, nicht nur war sie zu abgelenkt, auch fühlte sie sich hilflos.

Ihr Bogen war ihr aus der Hand gefallen und sie besaß keine weitere Waffe am Leib.

Wo blieb bloß Inuyasha? Hatte er in ihrer Hütte, die etwas weiter weg gelegen war, nicht gemerkt, was hier passierte? Ging es Kaede gut? War sie Kräuter sammeln gegangen mit ihrem Mündel Rin? Warum war sie hier allein? Warum war sie allein in einem Dorf voller Leichen und warum kam ihr der Geruch, der von dem Körper auf dem sie lag ausging, nur so unglaublich bekannt vor?
 

Sekunden bevor die angehende Miko überhaupt verstand, dass sie erneut angegriffen wurde, schmiss sich Kagome zur Seite und konnte zufrieden feststellen, wie die blutüberströmte Gestalt der Dämonin auf der Leiche aufkam, auf der sie noch zuvor gelegen hatte. Doch nicht lange hielt die Freude, nicht lange konnte man das Ausweichmanöver als Erfolg verbuchen. Der Atem der Sterblichen stockte, als ihr Blick wie gebannt auf dem roten Stoff haften blieb.

Einen schmerzhaften Herzschlag später verstand sie endlich, schlug die Wirklichkeit auf sie erbarmungslos ein. Dort an eben jenen Fleck lag er- ihr Ehemann.

Ihr toter Mann, dessen Leib ihren Sturz abgefangen hatte und in dem nun die Pranke des Dämon steckte.

Doch der Gegner zögerte nicht, richtete sich auf und grinste sie an, „Ist dir nun klar geworden, wie unbedeutend und schwach du bist?“

Natürlich hatte sie vernommen wie der Mensch zitternd Luft holte, der Puls sich beschleunigte. 

Doch die Angesprochene war nicht in der Lage zu antworten, sie konnte nicht sprechen, sie konnte nicht weinen und schon gar nicht konnte sie sich bewegen.

Im Fersensitz blieb sie und sah einfach nur wie die Mörderin ihres Mannes auf sie zugerast kam.

Ein wahnsinniges Funkeln in den Augen und einem breiten Lächeln, dass sie normalerweise zumindest zu frösteln gebracht hätte. Doch stattdessen fühlte Kagome nichts, ihr Körper war taub, sie fühlte sich wie paralysiert und konnte und wollte sich nicht wehren.

Als sie den Blick abwendete, um das Monster nicht noch im letzten Moment sehen zu müssen, erblickte sie einen weiteren Leichenberg in einer Ecke des Platzes.

Verschwommen nahm sie wahr, dass es höchstens drei Leichen waren, eine davon klein und zitternd-

„Nein", hauchte sie und ihr Verstand setzte wieder ein.

Es gab eine weitere Überlebende!

Dennoch war es zu spät um auszuweichen, dass wusste sie und doch, wenn es jemanden gab, der überlebt hatte, war es ihre Pflicht als Miko diesen zu verteidigen!

Ohne zu wissen woher sie die Kraft so schnell nahm, riss Kagome eine Wand aus Reiki hoch, keine Sekunde später hörte sie auch schon die Schreie ihres Gegners, als ihr Blick sich nach vorne richtete und doch die Krallen an ihrer Brust spürte, war sie überzeugt, dass sie sterben würde.

Mit ihren Händen packte sie ihre Gegnerin, um sie eng an ihren Körper zu ziehen, aus dem die reinigende Energie gerade nur so raus gepumpt wurde.

Während sie spürte, wie die Hand der Mörderin durch ihr Dekolletee brach und sie vor Qualen aufschreien ließ, verebbte ihre Macht dennoch nicht.

Auch wenn sie spürte, das die Ohnmacht versuchte sie zu übermannen, diese eine Sache musste sie einfach machen und als die Weißhaarige weggerissen wurde und auf den Leichen landete, die zuvor noch als ihr Stuhl gedient hatten, es knirschte und weitere Schmerzenslaute der Dämonin die Nacht durchbrachen, hörte sie wie die andere Überlebende auf sie zu gerannt kam. Ihre Geta klackerten auf dem Boden und der Kimono wehte im Wind. Eine Warnung der Verletzten verstummte, bevor sie ihre Lippen erreichte. 

Nur zu gut kannte die Blauäugige Miko das junge Mädchen, auch wenn sie nicht wusste, um wen es sich genau handelte, da ihr Denken eingeschränkt war durch den nahenden Tod.

„Kagome-sama. Oh nein! Kagome-sama", sie weinte und schmiss sich vor ihr in den Dreck und das Blut besudelte den Seidenstoff, der ihre Finger flüchtig streifte.

Er war weich und nicht ein Webfehler zerstörte das fröhliche, kindlich anmutende Muster, als sie ihn das erste Mal gezeigt bekommen hatte, nun war er voll mit Blut und anderen Flecken, die stiller Zeuge des Massakers waren. Plötzlich fragte Kagome sich, wie lange er dem Mädchen noch Kinderkimonos mitbringen würde. Schließlich war sie bald zu alt dafür. Dieser unsinnige Gedanke schoss ihr doch tatsächlich durch den Kopf.

„Rin", flüsterte sie und versuchte das Mädchen anzusehen, doch war ihre Sicht verschwommen.

Jetzt machte es auch einen Sinn, dass der Yōkai von ihr abgelassen hatte.

„Sesshōmaru-“, hörte sie sich selbst flüstern. Natürlich war er gekommen, um Rin zu beschützen und dennoch hatte er auch die Miko vorerst vor dem Tod gerettet.

Ein lauter Schlag durchschnitt das beständige Schluchzen der Kleinen.
 

Zeit wann sind wir uns so nahe gekommen, dass sie um mich weint?, schoss es Kagome durch den Kopf.

Doch nur die Bilder von Rin an der Seite von dem kühlen Daiyōkai schossen ihr durch den Kopf.

Die letzten Jahre waren plötzlich wie weggewischt.

Wo waren ihre Begleiter? Hatte Naraku sie erwischt? Der Kampflärm Drang durch ihre Gedanken. Wer kämpfte da? Warum weinte Rin um eine fast Fremde? Sie war ein gutes Kind.

Kagome war selbst nur noch bewusst, dass sie wohl im Sterben lag, der Rest verschwand schon jetzt im Nebel des Todes. 

Weggeweht wie Blätter im Wind. 

Ihr Verstand sagte ihr, dass sie etwas vergaß und es verwirrte sie nur umso mehr.
 

Als sie hörte, wie Krallen über den Boden kratzten, wusste sie, wer dort kämpfte.

Inuyasha, dachte sie und fragte sich, wie er wohl auf ihren Tod reagieren würde.

Wer würde jetzt das Shikon no Tama zusammensuchen? Würde er ihrer Familie Bescheid geben? Doch plötzlich stockten ihre Gedanken und sie erinnerte sich, sie hatten ihre Mission beendet.

Tränen traten in ihre Augen und der Schmerz, der sich nun durch ihre Adern fraß, hatte nichts mit ihrer Verletzung zutun.

Während ihr Gegenüber versuchte, ihre Wunde abzudrücken, fing sie an, sich hoch zu kämpfen.

Die kleinen Hände der Zwölfjährigen versuchten dies zu verhindern, rutschen allerdings ab.

Doch ihr Schmerz über den Verlust verdrängten jegliche Fetzen des Todes, das Reiki floss warm durch sie und verlangsamte die Blutung. 

Kagome erinnerte sich, als das Shikon no Tama aus ihrem Körper brach, dass damals ihre Wunden auch übernatürlich schnell verheilt waren.

Diese Heilkräfte bewusst an sich selbst zu benutzen hatte sie noch nicht gelernt, aber dennoch nahm sie sie nun dankbar zur Kenntnis. 

„Nicht aufstehen! Du wirst verbluten", hörte sie die Jüngere auf sie einreden.

Dennoch- sie spürte den bitteren Geschmack des Hasses an ihrem Gaumen, sie musste den Yōkai töten!

Als ihre Augen über die Leichen wanderten und die Weißhaarige schließlich erfassten, war diese in den Kampf mit Sesshōmaru vertieft.

Sein kalter verbissener Ausdruck war gewohnt und dennoch wirkte er angespannter wie sonst.

Anscheinend handelte es sich bei der Mörderin seines Bruders um einen würdigen Gegner.
 

Als Rin merkte, dass die junge Miko versuchte, zu ihrem Bogen zu streben, griff sie nach dieser, aber die Ältere ließ sich nicht aufhalten und schleppte sich zu der Waffe.

Unterdessen kam der Lord des Westens in große Bedrängnis, denn das kleine Dorf bot ihm nicht gerade viel Spielraum zum Kämpfen, ohne die Frauen zu verletzten.

Seine Schwägerin wäre ein Kollateralschaden, doch Rin-

Ein leiser Fluch verließ seine Lippen, als er eine erneute Yōkiwelle mit seinem Körper abfing und die Dämonin in seine Nähe gelangte.

Lieber würde er nicht mit ihr in den Nahkampf gehen, damit er eines seiner Schwerter nutzen konnte. Zudem hatte er nun die Kontrolle darüber verloren, in welche Richtung er getrieben wurde. 

Es wäre nur ein Streich, doch nun war er gezwungen dem blutrüstigen Miststück auszuweichen. 

Seine Gedanken rasten und verschafften seinem Gegenüber einen Vorteil, nicht nur merkte sie dem Lord des Westens die Sorge um das Gör an, nein, er zeigte auch eine Lücke in seiner Verteidigung.

Ihre Krallen streiften seinen Ärmel und als er einen weiteren Schritt nach Hinten ausweichen wollte, übersah er ein leichtes Grinsen auf ihren Lippen. Stattdessen stellte er fest, dass Kagome direkt zu seinen Füßen bückte, eine Hand auf ihren Bogen, die andere zitternd auf den roten Stoff der Kleidung einer Leiche gelegt. 

Das kurze Stutzen bei dem Anblick des bekannten Stoffes, das Einsortieren des Geruches und das Verstehen ihres merkwürdigen Verhaltens verschaffte der Gegnerin alles, was sie brauchte. Die Yōkai sah ihre Chance gekommen, den übermächtigen Dämon eine Lektion zu erteilen.

Statt jedoch den Daiyōkai anzugreifen, wandte sich die Dämonin ab und nutze dessen Unaufmerksamkeit für etwas anderes, als ihre Krallen in das weiche Fleisch des Kindes eindrangen und der Geruch von dem Blut seiner Tochter die Luft erfüllte, fühlte Sesshōmaru das erste Mal in seinem Leben diese eine bestimmte Emotion. 
 

Angst.
 


 

„Angst ist unerträglicher als der Schmerz; die Angst schärft die Empfindungen, während der Schmerz sie abstumpft.“

Carmen Sylva 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Boahencock-
2020-04-18T17:03:52+00:00 18.04.2020 19:03
Wasss alle im dorf sind Tot Kagom Rin und dan noch Sesshomaru!!!
Jetzt bin ich gespant wie es weiter geht.
😉😼😉
Antwort von:  Naumi
28.04.2020 14:55
Ha!
Damit hättet ihr nicht gerechnet!
Wollte einmal eine ernstere Geschichte schreiben. Ist schließlich doch ein kleines Drama und ich wollte das dringend üben. :)

LG Naumi
Von:  Mitsuki-chan
2019-08-31T07:21:23+00:00 31.08.2019 09:21
Ich mag deinen Schreibstil man fiebert richtig mit :3
Antwort von:  Naumi
13.10.2019 21:43
Hallo Mitsuki,

das freut mich jedesmal wieder zu hören.
Tut mir leid für die verspätete Antwort hier, als Entschädigung gibt es heute auch ein weiteres Kapitel. :)

LG Naumi
Von:  Jaydacat
2019-08-04T12:49:43+00:00 04.08.2019 14:49
Deine Schreibweise gefällt mir und hat mich die Emotionen mit spüren lassen.
Antwort von:  Naumi
14.08.2019 23:22
Das ist immer Sinn und Trachten an emotionalen Kapitel, daher freut es mich wenn es gelungen ist. :)
Von:  Naga_Kanya
2019-05-25T19:53:03+00:00 25.05.2019 21:53
Hey das nenn ich mal ein Kapitel, wirklich spannend :D
Welch ein fieser cliff sehr gut geschrieben, werde das Geschehen nun weiter verfolgen, Freu mich
LG Naga 3:)
Antwort von:  Naumi
14.06.2019 19:34
Hi liebe Naga,

also hast du von meinen OS zu meiner längeren Geschichte gefunden. Da freut mich sehr :D
Natürlich ein Cliffhanger hallo!? Bin ich ein Anfänger oder was XD

LG Naumi
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-05-24T09:00:02+00:00 24.05.2019 11:00
Das ist ja eine Katastrophe alle sind tot .
Und nun hat sie auch noch Rin O O Sesshomaru flippt aus !

Sehr trauriges und emotionales Kapitel.
Antwort von:  Naumi
14.06.2019 19:35
Hallo Vigeta,

glaub mir mir hat das Kapitel auch geschmerzt zu schreiben aber man muss tun was man tun muss.
:(
Auch wenn ich genau die Wirkung erwacht habe die ich beim Leser bewirken wollte.

LG Naumi
Antwort von:  Vigeta_Lord_d_T
14.06.2019 19:54
Wenn du das erreichen wolltest dann hast du es geschafft. Bin schon aus nächste Kapitel gespannt


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