Zum Inhalt der Seite

Fate/Royale

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alle Spuren führen zu Merlin

Ich wünschte wirklich, ich wüsste, woher Elisabeth nur ihre gute Laune immer her nahm. Nichts schien ihr Gemüt trüben zu können. Eben noch hatte sie geschmollt, weil die beiden Ruler hatten gehen müssen, jetzt strahlte sie über das ganze Gesicht und lief bester Laune die Straße entlang in Richtung von Marlins Labor. Sie schien den Magier der Blumen wirklich gern zu haben. Kamen ihr seine komischen Tests denn überhaupt nicht seltsam vor? Hatte meine kleine Eli keine Freunde in ihrem Alter? Bisher hatte sie von niemandem erzählt. Ein bisschen traurig war das schon, doch vermutlich gab es auch nicht so viele Kinder hier in der Gegend. Welcher Magier würde schon wollen, dass sein Kind dem Risiko eines Gralskrieges ausgesetzt wurde?

„“Beeil dich, Caster, sonst gehst du noch verloren!“, riss mich Elis Stimme aus meinen Gedanken. Zwischen uns lagen bereits einige Meter und so legte ich einen Zahn zu, damit ich meinen Master nicht aus den Augen verlöre. Mich hier ohne Eli zu verlaufen, hätte mir noch gefehlt. Wie schon zuvor, schien niemand der Menschen um uns herum, Elisabeth auch nur zu bemerken. Nicht einer drehte sich zu Eli um, obwohl sie laut nach mir rief, winkte und mehrmals beinahe in Leute hineinlief. Selbst als Eli eine Frau streifte, die dabei fast ihre Einkaufstüte fallen ließ, sah diese sich nicht nach meinem Master um. Wie kam das? Beinahe kam es mir vor, als wären sie alle blind für Elisabeth.

Konnte das des Rätsels Lösung sein? Hatte Merlin meinen Master mit einem seiner Zauber belegt, damit andere Menschen sie nicht wahrnahmen, wenn Eli sie nicht direkt ansprach? Das würde zumindest erklären, wieso man sie nur im Labor bemerkt hatte. Mächtig genug dürfte Merlin allemal sein, grübelte ich, da stieß Elisabeth nun doch gegen jemanden. Unter anderen Umständen hätte ich mir vermutlich nichts dabei gedacht, jetzt aber erstarrte ich fast.
 

Ich kannte diesen blonden Schopf! Die grünen Augen des Mannes, in den mein kleiner Master gestolpert war, wanderten zu Eli und streiften mich nur kurz. Arthur Pendragon, ganz ohne Zweifel. Wenn das ein Zufall war, fraß ich einen Besen. Hier liefen eindeutig zu viele Mitglieder der Tafelrunde herum! Ich wusste immerhin sicher, dass Bedivere und Tristan sich auch hier herumtrieben, ganz zu schweigen von Merlin. Was brütete dieser Magier hier aus? Vielleicht war Arthur ja auch auf dem Weg zu Merlin? Danach sah er zwar in seinem Anzug nicht gerade aus, sondern eher, als wolle er zu einer Hochzeit, vielleicht sogar seiner eigenen, doch ich war nicht willens, ein Risiko einzugehen. Anders als Arthur traute ich Merlin nämlich nicht.

Nervös schob ich mich in Elisabeths Rücken, für den Fall, dass Arthur vielleicht ein Zeichen des Erkennens merken ließ. Davon jedoch war ihm nichts anzumerken. Mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen deutete er eine kleine Verbeugung an, als er sich entschuldigte. „Verzeihung, ich habe wohl nicht aufgepasst. Bitte seht es mir nach, junge Dame.“ Dann wandte er sich um und ging weiter, als wäre nichts geschehen. Das hieß dann wohl, dass er nicht wusste, in welcher Verbindung Elisabeth zu Merlin stand.

Arthur war prinzipiell ein gutmütiges Naturell, so viel wusste ich zu sagen. Ein aufrichtiger Mensch, ein Ritter durch und durch und ein bisschen sehr vertrauensselig. Wenn ich ihn mit Merlin konfrontierte, würde er sehr wahrscheinlich nicht lügen und falls er noch nicht wusste, dass sein Lieblingsmagier hier herumlungerte, sähe man ihm das garantiert an. Nachdenklich sah ich ihm nach und hatte gerade entschieden, ihn einfach direkt zu fragen, als mir eisiger Schauer über den Rücken lief, begleitet von einem Gefühl, das mir unangenehm bekannt vorkam. Wie erstarrt blieb ich an Ort und Stelle stehen, mich Elisabeth zuwendend, deren Anblick meine Ahnung bestätigte. Die Kälte, die mich befallen hatte, war die gleiche, die ich auch gespürt hatte, als Eli das letzte Mal von einer dunklen Aura umgeben gewesen war.
 

Finsterer als die Aura, die Eli umhüllte, war nur ihr Blick. Welches Wesen auch immer von meinem kleinen Master Macht ergriffen hatte, schien Arthur ziemlich zu verabscheuen. Verbissen starrte Eli dem König hinterher, bis dieser in der Menge verschwunden war. Kaum jedoch, dass Arthur außer Sicht war, lächelte Eli mich genauso arglos und liebenswert an, wie ich es von ihr kannte, dass es schien, als wäre die dunkle Präsenz nie da gewesen. „War das Pause genug, Caster? Wollen wir weiter?“, wollte sie ungeduldig wissen und erntete verwirrte Blicke meinerseits. Pause? Wovon sprach sie bitte? Offenbar hatte sie wirklich keine Erinnerungen daran, was geschah, während diese dunkle Seite in ihr die Überhand hatte, nicht einmal, wenn es nur wenige Augenblicke waren.

„Ist bei dir alles in Ordnung, Master? Kanntest du den Mann? Du hast ihn so seltsam angeschaut“, hakte ich vorsichtig nach, ihre Fragen übergehend, die für mich überhaupt keinen Sinn ergaben. So verwirrt, wie ich sie eben angesehen hatte, sah mich jetzt Eli an. „Wen meinst du, Caster?“ Sie runzelte die Stirn, dann kehrte ein Grinsen auf ihr Gesicht zurück. „Beeilen wir uns. Onkel Marlin wird sich freuen, wenn wir ihn besuchen!“ Bester Laune griff sie nach meiner Hand, um mich hinter sich her zu ziehen. Ich leistete keine Gegenwehr, sondern folgte Eli einfach.

Wer oder was auch immer von ihr Besitz ergriff, schien das nicht unbedingt zu timen, ging es mir durch den Sinn. Nur um Proto-Arthur mit Blicken aufzuspießen, würde wohl kaum jemand so einen Aufwand betreiben. Hieß das vielleicht, diese Person in Eli wurde irgendwie getriggert? Falls ich mit dieser Theorie richtig lag, hing das eindeutig mit der Tafelrunde und damit auch mit meinem guten Freund Marlin-Merlin zusammen. Wieso wunderte mich das eigentlich nicht? Diese komischen Tests, die er mit Eli gemacht hatte, hingen vermutlich auch irgendwie damit zusammen. Der Verdacht, dass Merlin mehr über diese dunkle Präsenz wusste, wuchs in mir mit jedem Schritt, den wir näher an das Labor des Magiers der Blumen kamen. Dieses Mal würde er mir nicht ohne Antworten entkommen.
 

Etwas anderes allerdings musste ich von Eli in Erfahrung bringen. Ahnte sie, dass Tristans Rettung mein Werk gewesen war, nachdem die beiden Ruler davon gesprochen hatten? Zwar hatte sie zum Glück Cú und Diogenes verpasst, doch ich wollte lieber auf Nummer Sicher gehen. Wenn Eli nichts ahnte, würde ich mir auf jeden Fall überlegen müssen, wie ich mit der Dunklen Elisabeth umging und ob ich deren Anweisungen nicht besser ignorieren sollte. Mein Master war immerhin die süße, liebe Eli und kein seltsamer Geist.

„Sag mal Master, wegen dem was die Ruler gesagt haben…“, begann ich wie beiläufig und erntete einen fragenden Blick. „Mh?“ „Hast du verstanden, was da nun eigentlich passiert ist?“, stellte ich meine Frage ganz direkt und suchte Elisabeths Blick. Kurz huschte Verwirrung über ihre Miene, dann strahlte sie mich einfach an und meinte: „Ich freue mich schon darauf, zu sehen, was für ein Noble Phantasm du hast, Caster.“ Hätte sie mir ein Nudelholz vor die Nase geschlagen, hätte der Effekt nicht heftiger sein können. Was von außen wirkte, als habe sie das Thema abrupt gewechselt, ließ mich schaudern. Bei dem Bericht der beiden Ruler über die Anomalie ging es immerhin letztlich um nichts anderes als mein Noble Phantasm, an welches sich Elisabeth offenbar nicht erinnern konnte. Zumindest nicht bewusst. Wie sonst sollte ich mir diese Aussage erklären, die so aus dem Nichts gekommen war?
 

„Ich wette“, ereiferte sich Eli unbeirrt weiter und machte vor Vorfreude einen kleinen Satz, „es ist total cool! Die anderen Master und Servants werden staunen!“ Oh, das hatten sie bereits und die Reaktionen waren bisher nicht unbedingt positiv gewesen, wenn ich so daran zurückdachte. Weder Cú, noch Dio, noch die Ruler hatten als gut befunden, was ich getan hatte. Eher hatten sie geklungen, als wäre es etwas Schlimmes. Allerdings war Eli das merklich nicht bewusst. Sie hatte also wirklich nicht die kleinste Erinnerung daran, dass ich mein Noble Phantasm bereits benutzt hatte und auch nicht, wofür ich es benutzt hatte. Hoffentlich würden ihr Diogenes und Merlin das nicht verraten, sonst wäre Eli sicher sauer auf mich und das nicht einmal zu Unrecht, wenn man ganz ehrlich war.

Ein bisschen hatte ich schon ein schlechtes Gewissen. Ich hätte meine Kräfte nicht für jemand Fremdes benutzen dürfen, auch wenn ich nicht behaupten konnte, dass es mir leidtat, Tristan gerettet zu haben. Letztlich jedoch, wäre es einfach klüger gewesen, uns aus den Kämpfen anderer Master herauszuhalten. Wieso also hatte diese dunkle Seite in Eli Tristan helfen wollen, aber verabscheute Arthur so unverkennbar? Lag das vielleicht daran, dass Arthur nicht Arthuria war? Immerhin waren die meisten Inkarnationen dieses Königs weiblich und Proto-Arthur die Ausnahme in der Regel.

„Wenn sie dann erst sehen, wie cool dein Noble Phantasm ist, wird auch keiner etwas Böses sagen, weil du nicht so bekannt bist.“ Wie um mich zu trösten, drückte Eli meine Hand. Das war wirklich süß von ihr. Sie dachte wohl wirklich, dass mir das etwas ausmachen könnte. Dabei fand ich eher, dass es ein Segen war, dass niemand wusste, wer ich war. Andernfalls hätten nämlich alle mehr gewusst als ich und das wäre wirklich verstörend gewesen. „Danke, Master. Solange du an mich glaubst, spielt es aber überhaupt keine Rolle, ob jemand anderes mich anerkennt.“ Ob meiner Worte glitzerten Elis Augen voller Stolz. Es war wirklich herzerwärmend, wie wichtig ihr auch meine Gefühle waren. Wenn ich so an die Fate-Serien zurückdachte, hatte es genug Master gegeben, denen nicht gleichgültiger hätte sein können, was für Menschen die Servants waren, die an ihrer Seite kämpften. Eli war zum Glück ganz anders.
 

Wie schon zuvor, ließ man Elisabeth und mich nach kurzer Anmeldung direkt durch zum Fahrstuhl, mit dem wir hinab ins Labor fahren konnten. Dieses Mal kam uns Merlin jedoch nicht entgegen und so folgte ich Elisabeth einfach, die gezielt eine der Türen ansteuerte. Der Raum dahinter sah tatsächlich genau so aus, wie man sich ein Labor vorstellt. Geflieste Tische, Regale, überall Glasbehältnisse, eine Zentrifuge und ein gutes Dutzend Gerätschaften, von denen ich nur raten konnte, wozu sie dienten.

Mittendrin fanden wir Marlin und Diogenes. Ersterer rührte gerade in irgendeiner Flüssigkeit, während sein Servant wohl als Assistent herhalten sollte, denn er hielt eine Pipette und ein Reagenzglas. Allerdings wirkte Diogenes eher so, als wäre er nur körperlich anwesend und geistig ganz weit weg - vorzugsweise auf einem Sofa. Ich war mir schon bei Merlin wirklich nicht sicher, was ich von ihm halten sollte, aber Diogenes war mir ein totales Rätsel. Was wusste er und was nicht? Welche Gründe er wohl hatte, um nach dem Gral zu streben? Bisher hatte ich immer nur den Eindruck, er wolle seine Zeit lieber verdösen und mit all dem Drumherum nichts zu tun haben, auch wenn er Merlins Anweisungen zu befolgen schien.

In seinem weißen Kittel wirkte Marlin-Merlin beinahe seriös, aber auch eben nur beinahe und als er sich überrascht zu uns umwandte, war der Eindruck auch direkt wieder verflogen. „Oh, Elisabeth, Caster. Euch hatte ich gar nicht erwartet.“ Überraschung, Darling. Wir haben Fragen und du wirst sie uns beantworten - und wenn ich die Antworten aus dir herausschütteln muss. Geohrfeigt hatte ich ihn ja schon einmal und wenn nötig, würde das wieder tun. Eindringlich starrte ich den Magier der Blumen an. Dieses Mal hatte er einiges mehr zu erklären und ich würde ganz sicher nicht gehen, ehe ich nicht zumindest ein paar Antworten hatte. Er und ich wussten beide, dass er nur so arglos tat. War Arthur vielleicht gerade hier gewesen? Wussten Bedivere und Tristan schon, dass der Magier in diesem Krieg auch sein Unwesen trieb? Müsste ich wetten, würde die Antwort wohl lauten: Ja und außerdem plante der Magier irgendetwas Schräges. Ob ich wirklich wissen wollte, was genau, da war ich mir schon nicht mehr so sicher. Vielleicht besser nicht.
 

„Wir haben eben Besuch gehabt!“, ergriff Eli als Erste das Wort und ignorierte völlig, dass Merlin beschäftigt schien. „Die Ruler waren da und beide mögen Casters Kekse wirklich gerne. Sie haben sogar noch welche mitgenommen. Und wir haben darüber gesprochen, dass es noch einen Ruler gibt“, plauderte sie direkt ohne Punkt und Komma drauf los. Was sie nun berichtete, war allerdings nicht der Grund, wieso wir hier waren. Zumindest nicht für mich. Viel interessanter fand ich, dass so viele Leute bemerkt hatten, dass ich mein Noble Phantasm benutzt hatte und dass sie obendrein alle die richtigen Schlüsse gezogen und bei uns aufgelaufen waren. Hatte ich ein Schild auf der Stirn kleben, auf dem stand „Benutzt komisches Noble Phantasm und stört das Gleichgewicht“?

Mein Master jedoch war noch völlig bei den beiden Rulern. „Sie waren wirklich sehr lieb und haben mir erklärt, dass der Gral sie mit Mana versorgt. Einer von ihnen heißt Karl der Große, aber der ist überhaupt nicht groß, sondern eher so klein wie Caster.“ Autsch, Eli. Ich wusste ja, dass ich nicht unbedingt groß war, aber eigentlich auch nicht klein. „Und der andere heißt Sherlock und sah aus wie einer der Männer aus den alten Filmen.“ Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. „Wie ein richtiger Jentel…Jentle…“ Eli klang unsicher. „Gentleman“, half ich ihr weiter und sie nickte enthusiastisch. „Ja, genau! Total schick!“

Merlin schien allerdings überhaupt nicht zuzuhören, sondern starrte mich nur ein wenig abwesend an, ehe er eine Hand hob, um meinen Master zu unterbrechen. „Lasst uns später darüber sprechen, ja? Ich habe viel zu tun und überhaupt keine Zeit.“ Keine Zeit am Arsch! Der wusste doch nur genau, dass ich Fragen hatte und ihn nicht mit irgendeiner fadenscheinigen Ausrede davonkommen ließe. Oder er hatte tatsächlich Angst davor, sich noch eine Ohrfeige zu fangen, was nicht unwahrscheinlich war, wenn ich das Gefühl hatte, er verkaufe mich für blöd. Glaubte er vielleicht, ich merkte nicht, dass er mich anstarrte anstatt zu Eli zu gucken, die mit ihm sprach? Angespannt starrte ich zurück. Sollte er ruhig merken, dass er sich nicht nochmal rauswinden könnte.

„Bitte geht jetzt, ja? Wir sprechen dann beim nächsten Mal über alles.“ Oh nein, das kam gar nicht in Frage. Energisch schüttelte ich den Kopf. „Es gibt da ein paar Kleinigkeiten, die nicht warten können“, warf ich entschieden ein, als ich sah, dass mein Master zwar schmollte, aber nicht widersprach. „Die beiden Ruler haben eine auffällige Beobachtung gemacht“, bemerkte ich scharf, den Blick nur kurz gen Diogenes wendend. Merlin wusste doch genau, wovon ich sprach. Hatte er gedacht, wenn es Cú und ihm auffiel, würde es den Rulern entgehen? „Sicherlich, werter Marlin, könnt Ihr einige Fragen beantworten“, betonte ich seinen falschen Namen mit Nachdruck. „Jetzt.“
 

Kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen, schob sich die Tür in meinem Rücken auch schon wieder auf, sodass die Türklinke mir in den Rücken stieß. Eilig machte ich einen Schritt voran, Eli dabei sanft ein Stück mit nach vorne schob. Die Frau, die eintrat, kannte ich nicht oder zumindest erkannte ich sie nicht sofort. Dafür jedoch den rothaarigen Servant, der ihr folgte. Tristan. Meine Miene gefror und ich wünschte mich weit, weit weg. Von allen Zufällen, die hätten passieren können, war das hier eindeutig einer, der bei mir ein Gefühl von „schlimmer kanns nicht mehr werden“ hinterließ. Was wollte ausgerechnet Tristan hier? War der etwa mit Merlin verbündet? Möglich war das allemal und in dem Fall wüsste vielleicht auch Tristan, was mit der dunklen Eli Sache war.

Mein Blick wanderte zu Tristans Master, die Elisabeth und mich keines Blickes würdigte, sondern direkt an Merlin herantrat, doch dann versperrte auch schon der Archer meine Sicht. Schützend hatte er sich zwischen die Frau und mich geschoben, seinen Bogen unversehens spannend und auf mich richtend, sodass ich mich nun auch eilig vor meinen Master schob. War der noch ganz sauber? Was zur Hölle war sein Problem? Wenn er auf die Idee kam, meiner kleinen Eli irgendetwas zu tun, dann würde ich ihn in genau das Grab befördern, vor dem ich ihn gerade erst bewahrt hatte! Wie von selbst hatte meine Hand ihren Weg zu meinem Buch gefunden, als wäre es ein Schutz gegen einen Angriff des Archers, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wie. Irgendwie jedoch fühlte sich der kühle Buchumschlag mit den filigranen Verzierungen ungemein beruhigend unter meinen Fingern an.

Die Verwirrung auf dem Gesicht der Fremden nahm ich nur aus den Augenwinkeln wahr. Meine Aufmerksamkeit galt Tristan. Am liebsten hätte ich ihm an den Kopf geworfen, dass er diesen Dreck lassen sollte. War das etwa der Dank dafür, dass ich am frühen Morgen seinen Arsch gerettet hatte? Gern geschehen! Vielleicht sollte ich ihm wahlweise mein Buch oder seinen Bogen mal kräftig über die Rübe ziehen, um ihm etwas Vernunft einzuprügeln? Ging man so etwa mit Leuten um, die einem das Leben gerettet hatten?
 

Gerade, als ich glaubte, Tristan würde den Pfeil von der Sehne schnellen lassen, schob sich Merlin zwischen uns. „Na, na, na, das ist doch wirklich nicht nötig. Mir scheint, ihr beide habt einiges zu besprechen.“ Nur langsam ließ der rothaarige Ritter seinen Bogen sinken. Wie gerne hätte ich ihm das Ding übergezogen. „Ahh“, seufzte Merlin theatralisch. „Und dabei wollte ich noch so viel erledigen.“ Er schüttelte den Kopf, als wäre er hier der Leidtragende. Tristans Master jedoch wirkte jetzt auch misstrauisch und funkelte mich über Tristans Schulter hinweg finster an. Eli hingegen konnte ich an meinem Umhang zuppeln spüren. Sie verstand zweifellos nicht, was hier überhaupt los war.

„Nun schaut doch nicht so grimmig. Wir können uns in Ruhe nebenan besprechen, meint ihr nicht auch?“ Ob es nun Glück war oder Pech, dass Merlin einfach weiterredete, als wären wir anderen nur Statisten, vermochte ich nicht zu sagen. Zumindest jedoch schien Tristan auch auf ihn zu hören, denn schließlich senkte er die Waffe gänzlich, sodass auch ich die Hand von meinem Buch nahm. Wenn er und sein Master hierher gekommen waren, dann zweifellos, weil sie glaubten, er habe ihnen geholfen. Irgendwie jedoch musste Tristan bemerkt haben, dass ich es war. Also hinterließ mein Noble Phantasm irgendwelche Spuren.

Verkniffen legte ich eine Hand auf Elisabeths Schulter, die sich an mir vorbei schob. An diese wandte sich Merlin nun. „Das ist für dich bestimmt langweilig. Aber in der Mensa, hab ich gehört, gibt es heute Nudelauflauf. Wieso schaust ihr nicht, ob ihr noch etwas ergattern könnt?“, grinste er Eli an, ehe er einen vielsagenden Blick in Diogenes’ Richtung warf, der die stumme Botschaft wohl verstand, denn er nickte kaum merklich und trat an Elisabeth heran, die über das ganze Gesicht strahlte, als habe sie schon vergessen, wie angespannt die Stimmung hier gerade gewesen war. „Au ja! Lecker Nudelauflauf!“, freute sie sich. „Sollen wir dir auch was mitbringen, Onkel Marlin?“ Der Magus lachte nur leise und schüttelte den Kopf. „Das ist wirklich lieb, aber nein, danke. Lasst euch nicht aufhalten und pass mir gut auf ihn auf, ja?“, warf er erneut einen Blick zu Diogenes. Dass er wohl eher meinte, dieser solle auf Eli achten, verstand wohl jeder. Elisabeth ließ sich davon jedoch nicht beeinflussen, sondern zog den im Vergleich zu ihr hünenhaft großen Diogenes enthusiastisch hinter sich her, kaum, dass sie seine Hand zu fassen bekommen hatte.

Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, hatte ich das Gefühl, als kehre die Anspannung direkt zurück. Feindseligkeit lag in der Luft. Um das zu wissen, hätte ich nicht sehen müssen, wie sich Tristans Hand so fest um seinen Bogen legte, dass seine Knöchel weiß vorstanden. Wieder war es Merlin, der die Situation zu entschärfen wusste. „Gehen wir doch nach nebenan und reden in Ruhe, meint ihr nicht auch? Ich habe noch köstlichen Tee da“, plauderte er munter. Woher Eli ihre sorglose Art hatte, dämmerte mir mit jeder Minute mehr. Bei so einem Vorbild wie Merlin.
 

Entschieden schob uns Merlin in die Wohnung, in der Eli und ich bereits gewesen waren, um gemeinsam mit dem Magier der Blumen und seinem Servant zu essen. Tristans Master hielt auch jetzt Abstand zu mir und als wir uns setzten, war es Tristan, der sich mir gegenüber setzte, während Merlin neben mir saß und über das gesamte Gesicht strahlte, als könnte er kein Wässerchen trüben. Die fremde Frau hingegen schien den Ernst der Lage besser zu erfassen. Beschwichtigend warf sie einen Blick zur Seite, zu Tristan, ehe sie in meine Richtung sah. „Ich entschuldige mich für Archers Ausbruch. Selbstverständlich achten wir das Labor als kampffreie Zone.“ Ihre Worte galten zweifellos weniger mir als Merlin, dennoch nickte ich wohlwollend. Es war ja nichts weiter passiert.

„Ich hatte gute Gründe. Seid dessen versichert, Milady“, warf Tristan mit ernster Miene ein. „Ich hätte mir nicht vergeben können, wäre ich unachtsam gewesen angesichts meiner Erkenntnisse.“ Ah, was immer er also bemerkt hatte, seinem Master war es nicht aufgefallen. Konnte er damit nun bitte herausrücken? Ich war auch neugierig, woran er mich erkannt hatte, wo ich doch nicht einmal in der Nähe des Kampfplatzes gewesen war. Fragend hob ich eine Augenbraue. Es war jedoch die Frau neben Archer, die ihre dunklen Locken zurückwarf und nachhakte: „Ich bin ganz Ohr. Caster hat keine Anstalten gemacht, sich feindselig zu verhalten.“ Am liebsten hätte ich ihr laut zugestimmt. Das Gegenteil war immerhin der Fall. Ich hatte beiden einen Dienst erwiesen und ihnen geholfen. Ohne mich, mein Freund, wäre dein Arsch jetzt wieder beim Thron der Helden. Wie wär’s also mit einem kleinen „Danke, Caster“?

Tristans Miene blieb ernst und tatsächlich öffnete er erst jetzt wirklich die gelben Augen, deren Blick sich auf mich richteten. „Ich habe die Manasignatur wiedererkannt. Ohne jeden Zweifel.“ In seiner Stimme lag Misstrauen. Ich konnte nicht verhindern, dass mir meine Züge entgleisten. Whoa, konnte er die Augen bitte wieder zu machen? Man fühlte sich direkt unwohl, wenn er einen so anstarrte. Dabei hatte ich dazu doch eigentlich überhaupt keinen Grund. Merlin wusste eh längst, dass ich an Tristans Sieg beteiligt war, sonst wäre Diogenes wohl kaum bei Eli und mir aufgelaufen. „Wiedererkannt? Was meinst du, Archer?“, wollte Tristans Master wissen. Ihr fragender Blick schwankte zwischen ihrem Servant und mir, während sich Merlin fein aus dem Gespräch heraushielt.
 

Tristans Blick ruhte nur kurz auf seinem Master, dann starrte er wieder mich an. „Caster, Ihr seid die Puppenspielerin, die uns diesen unwürdigen Sieg gegen Loreley beschert hat.“ Das war keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung. Gerne hätte ich hilfesuchend zu Merlin gesehen, doch diese Blöße wollte ich mir nicht geben. Schließlich war ich hergekommen, um von dem Magus Antworten zu erhalten und nicht, um mich hinter ihm zu verstecken. Also versuchte ich, mich möglichst gerade zu halten, um groß zu wirken, ehe ich nickte. „Das ist wahr“, entgegnete ich knapp, konnte mir dann aber doch nicht verkneifen, bissig zu werden. „Und gern geschehen.“

Tristans Blick war finster, doch zumindest sein Master schien deswegen nicht verärgert zu sein. „Dann hast du uns gerettet, Caster“, stellte sie leise fest. Dieses Mal nickte ich nur und ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Ich bin übrigens Mary. Und ich meine es ernst: Danke. Ich hatte wirklich Angst, dass Archer…“ Sie verstummte, doch ich verstand auch so, was sie hatte sagen wollen. Sie hatte befürchtet, Archer würde sterben. War ich ehrlich, sah ich das genauso und war damit ja offenkundig nicht alleine, wenn auch Cú und Merlin nebst Diogenes fanden, dass Tristans Sieg seltsam war. Abwartend starrte ich zu dem rothaarigen Ritter, der einen langen Moment nur schwieg, dann schwer seufzte und schließlich die Augen schloss. „Wahrlich, kann ich nicht sagen, das ein solcher Sieg mich mit Stolz erfüllt, doch ich erkenne an, dass Ihr, werte Caster, mir und damit meinem Master einen Dienst erwiesen habt“, erklärte er hochtrabend. Na bitte, ging doch. Mir hätte auch ein einfaches „Danke“ gereicht, doch angesichts des Umstandes, mit wem ich hier zusammensaß, war das wohl, womit ich hatte rechnen müssen. „Ich nehme dann wohl zurecht an, dass du uns mit deinem Noble Phantasm geholfen hast“, schlussfolgerte Tristans Master. „Richtig“, stimmte ich ihr zu. Das zu leugnen, hätte wohl ohnehin wenig Sinn.

Mit etwas Mühe schluckte ich den Kloß herunter, der sich in meinem Hals bilden wollte. „Ehrlich gesagt, habe ich bezüglich dieser Sache auch noch ein paar Fragen“, erklärte ich, den Blick gen Merlin wendend. Der schien nur darauf gewartet zu haben, dass ich mich ihm zuwandte und lächelte. „Tatsächlich?“, fragte er scheinbar arglos. Komm mir nicht so, Kumpel! „Tatsächlich“, bestätigte ich mit einem nicht weniger scheinheiligen Lächeln. „Offenbar fiel einigen Leuten auf, dass ich mich in den Kampf einmischte.“ Merlins Miene verriet nichts. Er lächelte einfach nur weiter, als wäre er total deppert und wüsste von überhaupt nichts. In gewisser Weise hatte er damit fast den gleichen Effekt wie Gilgamesh in Fate/Zero. Man wollte ihn packen und kräftig schütteln, in der Hoffnung, das könnte irgendetwas ändern. Würde es nicht. Aber es würde sich bestimmt unfassbar gut anfühlen, doch nochmal nachzuschütteln.
 

„Offenbar haben gewisse Magiebegabte bemerkt, dass ich mein Noble Phantasm benutzte, um Tristan zu retten. Vielleicht war es auch Loreley bewusst, das kann ich nicht sicher sagen.“ Ich runzelte die Stirn, Merlin fixierend. „Eigentlich hat mein Master jedoch gar nicht genug Mana, um mir überhaupt zu ermöglichen, mein Noble Phantasm einzusetzen. Obendrein sind die Umstände, unter denen sie zu meinem Katalysator kam, recht seltsam. Es würde mich nicht wundern, wenn es einen Zusammenhang zwischen beiden Aspekten gibt.“ Unverhohlen starrte ich Merlin an, der nun tatsächlich überrascht aussah und eine Hand hob, um abzuwinken. „Ich war nicht weniger überrascht, dass du beschworen wurdest. Andernfalls hätte ich adäquate Vorbereitungen getroffen.“ Ich gab es ungern zu, aber das glaubte ich ihm sogar irgendwie, wenn es auch nicht die dunkle Elisabeth erklärte.

„Wenn dein Master nicht über genug Mana verfügt, wie hast du es dann einsetzen können?“, wunderte sich auch Mary. Der Ritter neben der jungen Frau hatte die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt. Wusste er vielleicht bereits, welches Geheimnis sich dahinter verbarg? Mein Blick wanderte von Tristan zu Merlin zurück. „Nun, ich nehme an, das kann uns Merlin verraten“, bemerkte ich spitz, woran sich der Magier nicht zu stören schien. Er lächelte unbeirrt weiter.

„Das kann ich womöglich wirklich. Aber vielleicht sollten wir dieses Gespräch unter vier Ohren führen, Caster“, flötete er in meine Richtung und warf einen Blick in Elisabeths Richtung, die das Gespräch eher zu langweilen schien. Merlin hingegen sorgte effektiv dafür, dass ich schon wieder Lust bekam, ihn einmal durchzuschütteln. Mir war schleierhaft, wie die Ritter der Tafelrunde diesem Drang immer hatten widerstehen können. Dieser Kerl trieb einen mit seiner Art einfach in den Wahnsinn - oder zumindest bis zu einem gewissen Grad Brutalität. Ein ziemlich fragwürdiges Talent, wenn man mich fragte. Ich seufzte schwer, nickte dann aber. „Das sollten wir wohl.“ Schon, damit ich ihn notfalls nochmal ohrfeigen konnte, falls er versuchte, mich für dumm zu verkaufen oder sich um Antworten zu drücken.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgaben:
1. Begeistert geht Eli mit dir zu Marlins Labor. Wie schon beim ersten Mal, scheint niemand auf der Straße zu beachten, auch wenn sie alles andere als unauffällig ist. Sie scheint heute sogar euphorischer als sonst zu sein und rennt dadurch in jemanden hinein. Sie entschuldigt sich sofort bei dieser Person. Es ist ein Mann mit blonden Haar, grünen Augen und einen schneidigen Anzug. Statt jedoch auf Eli zu achten, sieht dieser Mann, den du selbst als Arthur Pendragon erkennst, dich an. Er lächelt verlegen und entschuldigt sich damit, dass er wohl nicht aufgepasst habe. Jedoch gibt es kein weiteres Wort, dass er mit einem von euch wechselt. Stattdessen geht er weiter. Du kannst gerne versuchen, ihn aufzuhalten, doch wenn du es versuchst, hindert dich eine finstere Aura daran.

1 a) Du siehst zu Eli, deren Aura wieder so finster ist. Sie starrt Arthur hasserfüllt an bis er in der Menge verschwindet und ihre Aura sich wieder aufklart- Sie wird dich anlächeln und fragen, ob du genug Pause hattest, als wäre das ein Thema gewesen. Frage sie, warum sie den Fremden eben so seltsam angesehen hat. Eli wird nicht wissen, was du meinst.

1 b) Unterhalte dich auf dem restlichen Weg mit Eli und versuche herauszufinden ob sie verstanden hat, was Charles und Sherlock euch zum Tee erzählt haben. Eli wird daraufhin nur berichten, dass sie total gespannt ist, zu erleben, was dein Noble Phantasm ist und das es sicher total cool ist.

2. Im Labor zeigt sich Marlin überrascht, weil ihr unangekündigt erscheint. Marlin trägt gerade einen Ärztekittel und scheint beschäftigt, wobei ihn Dio assistierend zur Seite steht. More or less. Eli wird aufgeregt von der Begegnung mit den Rulern erzählen. Marlin scheint aber nicht wirklich darauf einzugehen, sondern sieht nur dich an. Er bittet Eli schließlich, dass ihr beide geht und später darüber redet, er habe viel zu tun. Du darfst das gerne hinterfragen und deutlich machen, dass du JETZT Fragen hast.

3. Euer Gespräch wird unterbrochen von einer Frau und Tristan. Es braucht nur einen Blick und Tristan stellt sich schützend vor die Frau, seinen Master, als er dich bemerkt. Sofort spannt er seinen Bogen, bereit zu schießen. Nehme eine Schutzhaltung ein, oder viel mehr vertraue auf deine Reflexe, die sofort zu dem Buch greifen.

4. Marlin wird gerade rechtzeitig eingreifen und zumindest erklären, dass Du, Tristan und er wohl Redebedarf habt. Eli wird er hingegen mit Dio zur Mensa schicken. Unter dem Vorwand, dass es Nudelauflauf gibt, was Eli scheinbar sehr begeistert. Du wirst dich hingegen mit Tristan, dessen Master und Marlin zusammen setzen. Tristans Master wird sich entschuldigen für das Verhalten ihres Servants, zumal Marlins Labor eine kampffreie Zone ist. Tristan wird hingegen seinen Master erklären, warum er so reagierte, denn er hat dein Mana gespürt und sofort gewusst, dass du die Puppenspielerin bist, die an ihren unwürdigen Sieg beteiligt war. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück