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Nur wer frei ist, ist ein König

von

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Schneesturm

„Wir müssen uns beeilen“, sagte Shouta, „der Schneefall wird stärker und bis zur Hütte dauert es noch.“ Der Schnee hatte Shoutas dunkelgrauen Mantel mit weißen Punkten übersät und die Haare, die vorne aus seiner Kapuze schauten, hingen ihm gefroren ins Gesicht. Sie waren bei Sonnenaufgang aufgebrochen. Knapp zwei Stunden später hatte der Schneesturm eingesetzt, deshalb waren sie nicht weit gekommen.Sie konnten kaum die Umgebung erkennen und die Straße, die in den Sommermonaten als Handelsroute genutzt, war zugeschneit.

„Was soll das überhaupt für eine Hütte sein?“, fragte Hidan ungehalten.

„Eigentlich für Händler, über den Winter sind sie ungenutzt.“ Shouta lief voran. „Ich nutze die immer, wenn ich im Winter unterwegs bin. Sind ganz nett ausgestattet.“

„Du brichst ein“, stellte Hidan fest.

„Ja.“ Nun drehte sich Shouta zu ihnen und lief rückwärts. „Ganz einfach. Schlecht gesichert. Wenn ich gehe, versiegle ich die Hütten wieder. Niemand hat je bemerkt, dass ich da war.“ Er hatte sich den Schal über den Mund gezogen, aber Kakuzu wusste, dass er grinste. Dieses widerliche, überhebliche Grinsen ...

„Wer versiegelt überhaupt die Hütten? Ich dachte, ihr hättet hier keine Ninja“, fragte Hidan. Kakuzu horchte auf.

„Fuinjutsu haben wir hier auch, und genügend Söldner.“ Shouta drehte sich wieder um und lief über den Schnee. Kakuzu fiel auf, dass er keine Abdrücke hinterließ.

„Nukenin?“

„Sicher einige, aber nach denen fragt keiner. Eure Probleme sind nicht Ororas Sache.“

Hidan gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Unsere Probleme?“

„Die der Ninja-Reiche, eure Kriege, eure Politik und eure Verbrecher. Die Leute hier wollen nicht wissen, was außerhalb der Grenzen geschieht.“

„Es sind nicht unsere Probleme. Was die Dörfer machen, ist mir egal.“

„Und trotzdem gehörst du zu einer Organisation, die die Dörfer terrorisiert.“

„Was soll das heißen?“, brauste Hidan auf.

„Dass du wortwörtlich Problem verursachst und somit ein Problem der Ninja-Reiche bist.“ Damit hatte Shouta zwar leider recht, aber das Hidan zu sagen, war eine schlechte Idee. „Aber wenn du hier als Söldner irgendwo anheuern willst, fragt keiner danach.“
 

Kakuzu knurrte: „Haltet die Klappe, alle beide.“

Eine Weile war es still. Der Wind wurde stärker und kälter und der Schneefall dichter. Mittlerweile liefen auch Kakuzu und Hidan auf dem Schnee, um nicht bis zu den Oberschenkeln zu versinken. Die Spuren, die sie hinterließen, waren innerhalb von Minuten verweht.

„Dieb!“, rief Kakuzu.

Shouta wartete, bis Kakuzu zu ihm aufgeschlossen hatte. „Meisterdieb“, verbesserte er zitternd.

„Du hast die Straße noch im Blick?“ Sie war nicht zu erkennen, und Shouta sah sich nicht um.

„Natürlich“, sagte er. „Keine Sorge, wir sind bald da.“

Kakuzu sah auf ihn herunter. Das bisschen Haut, das von Shoutas Gesicht zu sehen war, war gerötet und seine dunklen Wimpern waren gefroren. Er jämmerlicher Anblick. „Das ist für dich wichtiger als für mich.“

„Als ob dir die Kälte nichts ausmacht.“

„Sei still.“

Bevor Shouta etwas erwidern konnte, tauchte Hidan neben ihnen auf. „Was redet ihr?“

„Gar nichts“, schnitt Kakuzu das Gespräch ab, „lauft weiter.“

„Einen Scheißdreck muss ich auf dich hören“, gab Hidan zurück.

Kakuzu antwortete nicht, dass Hidan keine Wahl hatte, wenn er nicht in der Kälte zurück bleiben wollte. Shouta lief schweigend voran, schneller als zuvor.

„Es kotzt mich an, dass du immer auf Anführer machst.“ Hidan ließ das Gespräch nicht ruhen.

Kakuzu knurrte. „Wenn andere nicht so unfähig wären, müsste ich das nicht.“

„Was meinst du damit schon wieder?“

„Du hast mich verstanden.“

„Ich bring dich um.“ Hidan griff nach seiner Sense, zog sie aber nicht.

„Tu's“, sagte Kakuzu herablassend. Hidan hatte es häufig versucht, aber nie geschafft – ebenso wie Kakuzu versucht hatte, Hidan zu töten. Auf weitere Versuche hatte Kakuzu keine Lust.

„Warte nur ab.“

„Halt' die Klappe, Hidan.“ Kakuzuseufzte. Einen Augenblick dachte er, er hätte den Dieb aus den Augen verloren, aber Shouta stand nur einige Meter von ihnen entfernt, die Arme vor der Brust verschränkt, da.

„Kommt ihr?“

Sie folgten ihm einen flachen Hang hinab. Wenn es hier einen Weg gab, war er vom Schnee bedeckt. Als sie um einen Felsen liefen, fanden sie die Hütte. Sie war aus Holz gebaut, klein und unscheinbar.

Shouta stellte sich vor die Tür, den Rücken Akatsuki zugewandt und bewegte seine Hände. Es mussten Fingerzeichen sein, denn schließlich glomm die Tür und schwang knarzend auf. Shouta warf einen Blick zurück und grinste.

„Einfach, wenn man weiß, wie.“ Er betrat vor ihnen die Hütte.
 

Hier war es war trocken. Ein Kamin stand in einer Ecke, außerdem gab es einen Tisch mit vier Stühlen und einen Schrank. Decken und Kissen waren ordentlich in einer Ecke gestapelt. Eine Tür führte zu einem weiteren Zimmer. Shouta kniete sich vor den Kamin und entfachte ein Feuer.

„Dauert ein bisschen bis es warm wird“, sagte er, während er seinen Mantel auszog und ihn neben den Kamin hing. Die Stiefel stellte er daneben. Shouta setzte sich neben den Kamin und lehnte sich gegen die Wand. Er sah müde aus. Der Schnee in seinen Haaren begann zu schmelzen.

Kakuzu zog ebenfalls Mantel und Stiefel aus, und während er sich auf einen Stuhl setzte auch die Maske. Ein Klirren hinter Kakuzu Raumes verkündete, dass Hidan seine Sense abgestellt hatte.

„Ganz schön klein“, kommentierte er.

„Aber warm und isoliert. Manchmal gibt es sogar Vorräte.“ Shouta öffnete den Schrank und holte Konserven und eine Packung Trockenfleisch hervor. „Seht ihr?“

„Na klasse.“ Dennoch ließ sich Hidan das Trockenfleisch zuwerfen.

„Eintopf?“, fragte Shouta Kakuzu. „Nicht der beste, aber essbar.“

Kakuzu zuckte die Schultern, beobachtete Shouta, wie er ein Messer in die Dose rammte und sie mit einem schnellen Handgriff öffnete. Auf die gleiche Weise öffnete er eine zweite Dose. Beide schüttete er in einen Topf, den er über das prasselnde Feuer hing.

Shouta suchte Holzschüsseln heraus und setzte sich dann neben das Feuer auf den Boden. Er zitterte.

„Scheint der richtige Platz für dich zu sein.“

„Dir ist auch kalt. Es schneit, es ist kalt draußen.“ Er wischte sich das Schmelzwasser aus dem Gesicht.

„Du bist der einzige, der direkt am Feuer sitzt.“

Shouta schwieg beleidigt. Er schöpfte sich Eintopf in die Schüssel und aß. Kakuzu blieb nichts anders übrig, als sich selbst zu bedienen. Shouta sah nicht einmal auf, als er an ihm vorbei ging.

„Lass dir deine Schwäche nicht anmerken“, sagte Kakuzu nach einer Weile.

„Ach was.“ Shouta sah Kakuzu feindselig an.

Sie aßen schweigend. Der Eintopf schmeckte nicht, aber er war warm und sättigend.

Schließlich warf Shouta die Schüssel ins Feuer, wo sie knisternd verbrannte. Er machte sich an seinem Rucksack zu schaffen.

„Wir sollten schlafen, wir müssen das Tageslicht nutzen“, sagte er und setzte sich an den Tisch. „Ihr habt euch eine beschissene Zeit ausgesucht, um hierher zu kommen.“

„Dafür können wir nichts“, gab Hidan zurück, „das war der Boss.“

„Dann hat eben euer Boss sich eine beschissene Zeit ausgesucht“, sagte Shouta gleichgültig.

„Wie du meinst“, sagte Hidan und ging seinen Schlafsack holen. Zu Kakuzus Erstaunen verzog Shouta sich in eine Zimmerecke nahe am Fenster, statt am Kamin zu bleiben. Sie schwiegen.

Kakuzu ließ sich in einem anderen Teil der Hütte nieder, möglichst weit weg von Hidan und Shouta. Der Boden war kalt, und er bereute sofort, sich so weit weggelegt zu haben. Zurückgehen konnte er nicht. Er hatte Shouta gut genug kennen gelernt, um zu wissen, dass er ihn das nie vergessen ließe.
 

Kakuzu wurde von einem Knacken geweckt. Es war warm, das Feuer musste also einige Zeit brennen. Draußen heulte der Wind.

„Morgen“, kam es halblaut aus der anderen Ecke. Shouta saß neben dem Kamin, ein Buch in der Hand. „Ich habe mich ums Feuer gekümmert.“

„Kannst du nicht wenigstens am Morgen die Klappe halten?“, knurrte Kakuzu.

Shouta verdrehte die Augen. „Ein Danke hätte es auch getan.“

„Sei still.“ Kakuzu stand auf und blickte aus dem Fenster. Es schneite nicht mehr, doch der Wind blies kräftig und fegte den Schnee über die Berge.

„Es sind noch keine Wolken zu sehen, aber wir müssen uns beeilen. Das Wetter schlägt in den Bergen schnell um“, sagte Shouta.

„Dessen bin ich mir bewusst.“

Shouta grummelte. Kakuzus Hände zuckten, aber er verzichtete darauf, den Dieb zu schlagen. Er wandte sich zu Shouta um, der in sein Buch versunken war. Kakuzu kannte die Schriftzeichen auf dem Buchrücken nicht. Von oben nach unten geschrieben, weiche Rundungen, die miteinander verschlungen waren. Er hatte sie noch nie gesehen. Vielleicht würde er bei Gelegenheit nachfragen – wenn er sicher sein konnte, dass Shouta ihm nicht seine gesamte Lebensgeschichte erzählen würde.

Auch Hidan regte sich nun. Er gähnte, räumte schweigend seine Schlafsachen zusammen und kramte im Schrank nach Essen. Selbst Konserven waren besser als die Nahrungspillen und Riegel, die sie mitgenommen hatten. Nahrhaft war nicht gleich schmackhaft.

„Beeilt euch mit dem Frühstück“, sagte Shouta und deutete auf eine leere Konservendose neben sich, „ich bin schon fertig.“

„Seit wann bist'n wach?“ Hidan kaute Trockenfleisch.

„Etwa eine Stunde.“ Shouta zuckte mit den Schultern. „Vielleicht weniger.“

Kakuzu griff blindlings nach einer Konserve. Er öffnete sie mit einem Kunai und aß den Eintopf kalt.
 

Kaum hatten sie gefrühstückt, schulterte Shouta seinen Rucksack. „Dann los.“

Da Kakuzu nichts anderes übrig blieb, als zuzustimmen, nickte er. „Fällt es nicht auf, dass jemand hier war, wenn wir es so hinterlassen?“

„Habe ich gesagt, dass ich wieder hierher will? Sie erfahren es ohnehin erst im Frühjahr, dann haben wir euer Steinchen schon.“

Shouta öffnete die Tür und trat hinaus, ohne zurückzublicken. Sein Mantel wurde von einer Windbö erfasst und zur Seite gerissen. Einen Moment stand er da, seine Schultern hoben und senkten sich. Dann verschwand er aus Kakuzus Blickfeld.

Hidan kniff die Augen zusammen. „Was'n mit dem los?“

„Woher soll ich das wissen?“

Sie folgten Shouta ins Freie. Die Luft war kalt, aber klar, und nach der stickigen Hütte wohltuend. Kakuzu atmete tief ein und ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. Durch die Schneewehen war es schwer, zu erahnen, wo der Weg lag. Oder überhaupt irgendetwas. Shouta stand mehrere Meter von ihnen entfernt auf einer Anhöhe. Keine Fußspuren im Schnee vor ihm. Er grinste.

„Wag' es nicht, irgendetwas zu sagen“, knurrte Kakuzu.

Shoutas Grinsen erstarb. Er verdrehte die Augen und wandte sich ab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Saicke
2018-08-16T09:33:29+00:00 16.08.2018 11:33
Durch dein Wettbewerb bin ich auf diese FF gestoßen und bin schon sehr gespannt wie es weiter geht. :) Ich kann leider nicht so gut zeichnen, sonst hätte ich auch beim Wettbewerb mitgemacht xD
Und weil es ja ein Remake von dir ist, an dem du einige Sachen veränderst, bin ich gerade neugierig darauf, wie die Story sich entwickelt.
Dein Schreibstil gefällt mir und es geht zügig voran. Es gab jetzt wirklich kaum Stellen wo ich ins Stocken geriet.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel ^^


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