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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey, hier ist endlich das neue Kapitel. Es besteht vorwiegend aus Erinnerungen aus Azazels Sicht, das meiste sind Ereignisse aus der bisherigen Geschichte. Damit es nicht zu langweilig wirkt bzw. eine komplette Neuerzählung ist, habe ich vieles gekürzt, zusammengefasst und manche Dinge wurden vollkommen übersprungen. Ich hoffe, dass ich das so ganz gut gelöst habe. Falls jemand bessere Methoden kennt, um sowas darzustellen, freue ich mich über Ratschläge. Nächstes Mal geht es dann auch mit Rin weiter. :-) Eigentlich sollte am Ende noch eine Sache kommen, aber ich bin schon bei 27 Seiten und ihr habt lange genug gewartet, also kommt das mit ins nächste Kapitel. Meine ganze Kapitelplanung ist ohnehin schon komplett über den Haufen, also egal. :D
Warnungen: Erwähnung von versuchtem Suizid, Alkoholmissbrauch sowie Beschreibung von Selbstverletzung und psychischer Instabilität. Komplett anzeigen

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Erinnerungen

Rückblickend betrachtet, hätte es Satan nicht wundern sollen, dass seine Söhne auf die glorreiche Idee kommen würden, die Vatikanstadt anzugreifen, obwohl Lilith immer stärker und sie immer schwächer wurden. Etwas anderes war ihnen immerhin kaum übrig geblieben und es war schlussendlich irgendwie gut gegangen, aber ihn verwunderte es sehr, dass die Exorzisten durchgekommen waren, ohne auf Widerstand zu stoßen. Allerdings hatte er keine wirkliche Zeit gehabt, sich deswegen Gedanken zu machen, da er in den Kampf zwischen den Aveira, Azazel und seinen restlichen Kindern eingreifen musste. Zugegebenermaßen war es in diesem Moment äußerst verlockend gewesen, eine weitere blaue Nacht(oder in diesem Fall Nachmittag) auszulösen und einfach alles niederzubrennen, egal ob Mensch oder Dämon, doch hatte sich glücklicherweise rechtzeitig beruhigen können. Wenn er wieder in alte Verhaltensmuster fiel, wäre das nur ein weiterer Sieg für Lilith und diesen Gedanken konnte er nicht ertragen. Er erwischte niemanden von Bedeutung, seine Kinder waren im Moment einfach wichtiger, als dass er sich die Mühe machen würde, die Verfolgung aufzunehmen. Azazel schien es den Umständen entsprechend gut zu gehen und würde wohl eine Weile bewusstlos sein, aber er hatte auf jeden Fall so einiges zu erklären. Während er sich den Geisterdämonen näher ansah, fiel ihm auf, dass seine Selbstheilung extrem langsam war und nicht all seine Dämonenmale verschwanden. Es missfiel ihm, sich nicht selbst um ihn kümmern zu können, aber Rin hatte jetzt Vorrang und inzwischen waren die Stellvertreter seiner Söhne sowie weitere Dämonen gekommen. Darunter sollte es mehr als genug Heiler geben, die sich um ihn kümmern konnten. Die Exorzisten und Dämonen, die bereits hier gewesen waren, wagten noch immer nicht, sich zu bewegen oder etwas zu sagen, wobei einer von ihnen, der wohl der Paladin sein musste, sichtlich um Worte rang und ihn mit großen Augen anstarrte. Der Dämonengott ignorierte sie allesamt, da er die Befürchtung hatte, sonst jemanden in seiner Wut anzuzünden. Alastor dagegen gehörte zu den wenigen Mutigen und wagte es, ihn in so einer Situation anzusprechen. „Alles in Ordnung? Was ist hier passiert? Und was beim Styx ist mit Azazel los?!”, fragte er mit einem verwirrten Gesichtsausdruck, doch Satan wich der Frage vorerst aus. „Es ist jetzt keine Zeit dafür, wir erklären es nachher.”, antwortete er mit überraschend gefasster Stimme, wobei dies nur eine Fassade war, die drohte, jeden Moment zu bröckeln und damit all seine Wut zu entfesseln. Ein kurzer Blick zu seinen Söhnen verriet, dass alle wohlauf waren und ließ ihn langsam etwas ruhiger werden. „Lilith hat immer noch Rin, wenn wir uns beeilen, können wir sie einholen. Ihr bleibt hier und kümmert euch um Azazel, wir gehen und fangen sie ab.”, erklärte er knapp und keiner wagte, zu protestieren. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er den Saal, mit den Dämonenkönigen dicht auf den Fersen.
 

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„Oh Mist, Mist, Mist, Mist...Wir sind sooo erledigt...Was ein Fiasko!”, schimpfte Invidia und trat sichtlich frustriert eine Vase vom Tisch, die den bisherigen Angriff irgendwie überlebt hatte. Avaritia verdrehte nur die Augen, den kindlichen Ausbruch ihrer Schwester weitestgehend ignorierend. Ihre Laune war bereits so im Keller und sie hatte keine Lust sich zusätzlich mit jemanden in die Wolle zu kriegen. Inzwischen hatte sie einfach nur noch genug von diesem ganzen Zirkus und wollte nach Hause. Sie hatten einen großen Fehler begangen, indem sie die Baal gnadenlos unterschätzt hatten, weswegen sie nun richtig tief in der Tinte saßen. Einen Sündenbock zu suchen, würde nicht viel bringen, sie würden wahrscheinlich ohnehin alle bestraft werden. Lilith war bei Versagen gnadenlos, daher war die Idee einfach abzuhauen und irgendwo neu anzufangen ganz verlockend. Andererseits sah sie es nicht ein, alles zurückzulassen wofür sie so hart gearbeitet hatte. „Hey, das ist nicht unsere Schuld! Wenn hier eine verkackt hat, ist es ja wohl Acedia!”, protestierte Ira währenddessen. „Wie kann man so nutzlos sein!?”
 

„Ich war überhaupt nicht nutzlos! Ich habe einen großen Teil der Angreifer ausgeschaltet!”‚ protestierte die Blauhaarige, woraufhin Superbia sie wütend anfunkelte. „Mag sein, aber sonst hast du nicht mal ansatzweise was nennenswertes vollbracht! Und du solltest mal den Mund halten, Invidia! Die Aktion mit Egyn hat absolut nichts gebracht! Was dachtest du dir dabei, ihn einfach alleine zu lassen?! Und der Rest von euch, ihr hättet viel eher da sein müssen!” Gula sagte nichts, sie stand da und fühlte sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut, was vor allem daran lag, dass sie genau wie Acedia so ziemlich nichts erreicht hatte. So gemein es auch klang, sie war einfach absolut nutzlos. Sowohl in Hinblick auf ihre Fähigkeiten, als auch ihre Intelligenz. Das Gezanke ging weiter, woraufhin Avaritias der Geduldsfaden endgültig riss. „Wir haben's alle vermasselt, aber vor allem Lilith. Sie hat die Baal und die Exorzisten unterschätzt, genau wie der Rest von uns und war schlecht auf einen Angriff vorbereitet. Das Hauptquartier zu besetzen, war 'ne miese Idee.”, sprudelte es aus ihr hervor, bevor sie sich bremsen konnte. Fast alle dachten genauso, es wurde Zeit, dass es endlich jemand aussprach! „Schon allein, dass wir keine Ahnung von der Technologie der Vergänglichen haben, macht uns doch nur zu noch einfacheren Zielen! Wir wissen ja nicht mal wie eine Alarmlage oder wie auch immer Azazel das genannt hat, funktioniert oder wie man diese Überwachungsdinger bedient!”
 

„Mir hat er immer irgendwas von Vizipedia oder sowas erzählt, wenn ich was dazu gefragt hab...”, murmelte Acedia, was Avaritia gekonnt ignorierte. „Assiah ist nichts für uns, Gehenna reicht doch vorerst aus! Klar, über alles herrschen ist besser, aber wir haben momentan einfach nicht genügend Ressourcen! Allein ihre Idee, die Baal am Leben zu lassen, damit sie sie noch etwas quälen kann, ist komplett daneben! Sie sind die einzigen, die uns wirklich in die Quere kommen können, also hätten wir sie verdammt nochmal erledigen sollen, als wir die Chance hatten. Oder wir hätten Egyn gefangen nehmen können, als er alleine war und den Rest damit in eine Falle locken können, aber nein, ihre Majestät will das ja nicht! Jetzt sind wir Azazel los, den Nephilim sicher auch bald, Satan ist frei und die Exorzisten haben ihr Hauptquartier zurück. Mag sein, dass wir immer stärker werden, aber das werden sie sicher auch nach diesem Sieg. Liliths Arroganz wird ihr uns noch allen zum Verhängnis! Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das hier eine der größten und peinlichsten Niederlagen in der Geschichte Gehennas und Assiahs ist!” Angriffslustig sah sie sich um, als wolle sie die anderen Todsünden dazu auffordern, ihr zu widersprechen, aber sie alle blieben still, bis auf Superbia, welche vor Wut rot angelaufen war. „Was weißt du schon!?”, fauchte sie. „Wie kannst du es wagen unsere Meisterin in Frage zu stellen?! Dank ihr sind wir überhaupt erst so weit gekommen-
 

„Nein...”, warf Acedia zur Überraschung von allen ein. „Eigentlich haben Ira, Invidia, Luxuria und Avaritia die meiste Arbeit gemacht. Ohne sie säßen wir immer noch in Gehenna.” Gula nickte zustimmend und Avaritia lachte spöttisch in Richtung Superbia. „Da, sogar die beiden kapieren es. Nur du bestehst weiterhin drauf, Schoßtier zu spielen. Ganz ehrlich, du bist so erbärmlich, ich bin angewidert, dass ich mit dir verwandt bin.” Superbia trat einen Schritt nach vorn, doch Ira trat dazwischen. „Ava hat recht, das hier ist reine Zeitverschwendung.”, stimmte sie zu. „Assiah unterwerfen ist ja schön und gut, aber wir hätten nicht das hier besetzen sollen, wenn wir nicht für vorbereitet sind. Erst mal hätten wir uns weiterhin in Gehenna vorbereiten sollen, dann wäre die Sache wahrscheinlich anders ausgegangen. Wir haben inzwischen mehr als genug Fehler gemacht, die uns den Hals kosten könnten!”
 

„Lassen wir das, es bringt nichts.”, seufzte Luxuria ungewohnt ernst. „Wir kämpfen hier auf verlorenen Posten. Ziehen wir uns zurück und warten auf weitere Befehle.” Avaritia konnte sich gerade noch so das Schnauben verkneifen. Sie hatte Befehle so satt. ‚Lilith hat schon so viel und wir haben davon bisher nichts gesehen, aber wehe es kommen Fehler auf, dann sind sofort wir schuld. Ich lasse mich nicht mehr ausnutzen. Ich will, was mir zusteht und wenn ich es mir selbst holen muss, dann sei es so. Mir stellt sich keiner mehr in den Weg.‘, beschloss sie düster.
 

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Yukio verfluchte wieder Mal die Dämonenkönige, weil sie es für eine gute Idee gehalten hatten, ihn zu irgendwelchen Verletzten zu schicken, anstatt ihn kämpfen zu lassen. Ja, er wollte Arzt werden und Menschen helfen und Exorzisten mit Doctor Meister waren extrem momentan eher rar, aber diese Unwissenheit, was gerade passierte, war absolut nervenaufreibend. Abgesehen davon war er sich nicht ganz sicher, was er davon hielt, sich mit mehreren Dämonen die Arbeit zu teilen. Die meisten verstanden er und die anderen Exorzisten nicht, weswegen eine Zusammenarbeit eher kontraproduktiv war und man sich darauf einigte, dass die Heiler die Dämonen übernahem, während die Exorzisten die Menschen versorgten. Er war gerade fertig geworden, eine durch einen Guhl verursachte Verletzung zu behandeln, als sich die Türen öffneten und einige Exorzisten, darunter auch die aus dem Stift, den Raum betraten. Nagatomo entdeckte ihn schnell und kam zu ihm herüber. „Alles klar bei dir?”, erkundigte er sich, woraufhin der Brillenträger angespannt nickte und aufstand. „Muss es wohl. Wisst ihr irgendetwas neues?” Die Mönche wechselten einen kurzen Blick, dann begann Izumi zu sprechen. „Wir wissen nur, dass die Todsünden geflohen sind, mehr nicht.” Erneut öffneten sich die Türen und weitere Exorzisten betraten den Raum, darunter Shura, welche sofort auf ihn zukam. „Und? Was ist jetzt? Wo sind die anderen? Ist es vorbei?”, fragte er die Rothaarige angespannt, während die Mönche sie ebenfalls erwartungsvoll ansahen. „Tja, sagen wir mal, es gab ein paar Probleme.”, berichtete Shura grimmig. „Wir sind Lilith begegnet, sie hatte von Rin Besitz ergriffen und die Todsünden plus Azazel auf uns gehetzt, also mussten die Adepten und ich Satan befreien. Aus unbekanntem Grund waren dort keine Wachen, nicht dass ich mich beschwere. Satan hat jedenfalls ordentlich aufgeräumt und Azazel ausgeknockt, jetzt verfolgen er und die Baal Lilith, um Rin zu retten. Den Adepten geht es gut, sie sind in einem anderen Zimmer und sollen bei der Behandlung der Verletzten Unterstützung leisten.” Yukio nickte langsam, erleichtert, dass es dem Rest gut ging, aber besorgter denn je um seinen Bruder. „Also war der Geisterkönig wirklich ein Verräter?”, erkundigte sich Nagatomo vorsichtig. „Scheint so, genaueres werden wir erst wissen, wenn er wieder wach ist. Ich beneide ihn nicht, die Konfrontation mit Satan und den Baal dürfte echt hässlich werden. Es wird allerdings dauern, einen normalen Menschen hätte die Wucht getötet mit der Satan ihn in die Wand geschleudert hat. Zu seiner Verteidigung muss man aber sagen, dass Azazel mehr oder weniger komplett am durchdrehen war.”, seufzte sie und streckte sich kurz. Yukio fragte sich wirklich, wie sie so ruhig bleiben konnte, vor allem nachdem sie Satan gegenübergestanden hatte. Ein Teil von ihm -sowie die Mönche, wobei die ihm immerhin schon einmal mehr oder weniger begegnet waren und nicht scharf auf ein zweites Treffen waren- wollten Shura fragen, wie der Dämonengott gewesen war, aber ließen es dann doch vorerst bleiben, immerhin hab es momentan wichtigere Angelegenheiten. „Hoffentlich geht es Rin gut.”, murmelte Izumi betroffen und wrang sichtlich nervös seine Hände. „Er hat genug durchgemacht und ich will ihn wirklich nicht noch mehr leiden sehen.” Betretende Stille herrschte, die von einem anderen Exorzisten unterbrochen wurde. „Hey, was steht ihr da rum und haltet Kaffeekränzchen ab?! Hier sind ein Haufen Verletzte, also los!”, rief er verärgert. Das holte sie in die Gegenwart zurück und sie machten sich sofort wieder an die Arbeit.
 

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Lilith zu finden, war einfacher als gedacht. Trotz seiner langen Gefangenschaft und der darauf folgenden Schwäche, war Satan jeglichem Widerstand weit überlegen. Er vernichtete jeden Dämon, der Liliths Siegel trug oder Anstalten machte, anzugreifen. Unter seinen Opfern waren mehrere Exorzisten, welche sich auf die Seite der Dämonengöttin gestellt hatten, allerdings zogen die meisten die Flucht vor und er ließ sie ziehen. Sollte sich die Ritterschaft um diese Parasiten kümmern, er hatte jetzt ein anderes Problem und das hieß Rin. Er konnte die Aura des Nephilims leicht spüren, obwohl Liliths Aura sie beinahe komplett überschattete. Folglich stecke sie noch in seinem Körper, was ihn nur noch wütender werden ließ. Wie konnte sie es wagen, Rin derart auszunutzen?! Schlussendlich fand er seinen besessenen Sohn in einem weiteren Saal, zusammen mit einigen Dämonen, die schnell besiegt waren. Gegen die komplette Königsfamilie hatten sie keine Chance, vor allem da sie das Amulett nicht verwenden konnten. Wirklich praktisch, dass sie einen derartigen strategischen Fehler begangen und es verfrüht eingesetzt hatten. Offenbar wurde sie unvorsichtig und er war sicher, dass es nicht ihr letzter Fehler bleiben würde. Die Dämonin beobachtete mit einem gelangweilten Gesichtsausruck das eher einseitige Gemetzel und setzte sich erst in Bewegung, als die Baal zum Angriff gegen sie ansetzten. Sofort schnitt sie deren Weg mit Rins Flammen ob und wollte die Ablenkung nutzen, um zu verschwinden, aber Satan stand vor ihr, bevor sie auch nur einen Meter weit kam. Wissend, dass es vorbei war, verschränkte Lilith die Arme und sah ihn mit einem schiefen Grinsen an, offensichtlich nicht ansatzweise besorgt oder verängstigt. Satan kannte sie jedoch und wusste, dass sie innerlich tobte. Eine derartige Niederlage zerrte gehörig an ihrem Ego, zumal sie nun nichts mehr gegen ihn in der Hand hatte. Am liebsten hätte er sie hier und jetzt für alles bezahlen lassen, doch da sie noch immer Rins Körper besetzte, würde daraus nichts werden. Wenn ein Dämon jemanden übernahm, blieb der eigene Körper zurück, wodurch der Dämon extrem verwundbar war, daher lag die Vermutung nah, dass ihr eigener Körper wieder in Gehenna war und er folglich nicht an sie herankommen würde. „Glaube nicht, dass es damit erledigt ist. Ihr habt eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg.”, verkündete sie mit einem gehässigen Grinsen, welches ein wenig gezwungen wirkte. „Allerdings muss ich wohl einige Wachen umbringen. Die Exorzisten sollten nicht so leicht durchkommen.”, fügte sie mit einem düsterem Gesichtsausdruck hinzu und überlegte offensichtlich bereits, wie sie die Versager genau bestrafen würde. Satan ging nicht darauf ein, sondern baute sich vor ihr auf und starrte mit einem mörderischen Gesichtsausdruck auf sie herab, während seine restlichen Söhne ihr alle Fluchtwege abschnitten. „Verschwinde aus seinem Körper. Sofort.”, zischte er mit leiser Stimme, in der ein gefährlicher Unterton mitschwang und wie eine kalte Klinge durch die Luft zu schneiden schien. Seine Flammen reflektierten zusätzlich seine wahren Gefühlen, sie loderten hell um ihn herum und bäumten sich auf wie hungrige Raubtiere, doch Lilith war nicht beeindruckt und wollte ihre typische "Haar-zurückwerf-Pose" machen, bis er offenbar einfiel, dass das in diesem Körper nicht funktionieren würde. Stattdessen musste sie sich mit einem genervten Augenrollen zufrieden geben und starrte ihn herausfordernd an. „Na los, mach schon. Greif an, das ist es doch, was du willst, nicht wahr?”, stichelte sie. „Wir wissen beide, dass er eine Gefahr für alle ist und da ich ihn schon so lange besetze, werdet ihr mich kaum austreiben können. Also tu es, verbrenne ihn. Er ist ein Risiko und war sowieso nur ein Unfall. Der vierte um genau zu sein.”, fügte sie kichernd hinzu, woraufhin Lucifer, Samael und Iblis gleichzeitig die Zähne bleckten. Satan spürte wie erneut der Zorn in ihm aufstieg, aber schluckte ihn hinunter und konzentrierte sich darauf, was wichtig war: Sie aus Rin rauszubekommen. Er würde sich nie wieder von ihr manipulieren lassen, erst recht nicht, wenn es um seine Familie ging. Er griff Rin am Arm und zog ihn näher zu sich, dann legte er eine Hand auf dessen Stirn und begann damit etwas in Henochisch zu rezitieren, einen alten gehennischen Dialekt, den nur wenige sprachen und vor allem für alte Rituale und Praktiken verwendet wurde, die teilweise sogar verboten waren. In Assiah gab es ebenfalls Henochisch, allerdings hatte es wenig mit der gehennischen Variante zu tun und war erst irgendwann im 16. Jahrhundert aufgetaucht. Lilith hatte erkannt, was er vorhatte und versuchte sich dagegen zu wehren, indem sie Gegenformeln aufsagte, doch Satan ließ nicht locker und machte weiter, bis es ihm endlich gelang die Dämonin aus Rins Körper zu vertreiben. Sofort brach der Nephilim zusammen und er fing ihn auf. „Wie geht es ihm?!”, fragte Egyn sofort und wollte ihn wahrscheinlich mit tausend weiteren Fragen bombardieren, aber verstummte sofort, als er das Gesicht seines Vaters sah. „Ihm scheint es soweit gut zu gehen, aber um seinen geistigen Zustand sollten wir uns Sorgen machen.”, antwortete der Dämonenherrscher düster und wandte sich Richtung Ausgang. „Bringen wir ihn erst mal in Sicherheit, dann sehen wir weiter. Hoffentlich ist dieser Paladin nicht ganz so nutzlos wie er aussieht und hat angefangen den Rest zurückzuerobern.” Er sah auf Rin hinunter und musste ein Grollen unterdrücken, da ihm nun besonders gut auffiel, wie abgemagert und blass er war. Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein Atem war schwer und unregelmäßig. ‚Hoffentlich hat sie ihm nichts von ihrem Blut gegeben.‘, flehte er im Stillen.
 

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Die nächsten Stunden vergingen wie im Fluge und wirkten eher wie ein Traum. Zu Shuras Erleichterung war Rin in Sicherheit und wurde bereits behandelt, leider durfte niemand zu ihm. Momentan waren sie allerdings ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt. Es gelang Liliths verbliebene Anhänger zu vertreiben und das Hauptquartier zurückzuerobern, wobei Satan und die Baal wohl am tatkräftigsten waren. Die meisten von Liliths Leuten waren bereits geflohen, wer noch hier war und sich nicht ergab, wurde niedergemetzelt, egal ob Mensch oder Dämon. Die Exorzisten gingen dabei auf Abstand und ließen die Dämonen arbeiten, sodass nach nicht mal einer Stunde das Hauptquartier wieder ihnen gehörte und man beschloss, eine Krisensitzung einzuberufen, in der das weitere Vorgehen geplant werden sollte. Anwesend waren Satan, seine Kinder (natürlich minus Rin und Azazel), die Stellvertreter und mehrere Ratsmitglieder. Von den Exorzisten kamen die Grigori, Angel, einige Zweigstellenleiter und Shura. Diese wünschte sich wirklich weit weg, denn es war eine mehr als unangenehme Situation, was nicht zuletzt daran lag, dass alle Exorzisten Satan anstarrten, als hätte er drei Köpfe. Natürlich war es vorhersehbar gewesen, aber nerven tat es dennoch. Satan schien diese Einstellung zu teilen, da er das Starren mit einigen bösen Blicken erwiderte, woraufhin sie fast sofort aufhörten. Mit so vielen Kindern war es wohl keine Verwunderung, dass er viel Übung hatte. „Ich denke, wir alle wissen, weswegen wir hier sind.”, eröffnete einer der Grigori die Diskussion. „Wir haben das Hauptquartier zurück, doch die Vatikanstadt ist zum großen Teil noch immer unter Liliths Kontrolle, genau wie Europa, Teile Afrikas und Südamerikas und fast ganz Asien und Nordamerika. Damit ist sie eindeutig im Vorteil. Wir dürfen uns jetzt keine Fehler erlauben.”
 

„Sie wird doch wohl kaum genug Leute haben, um alles zu halten. Wenn wir nachtreten, solange sie am Boden sind, sollte das kein Problem sein.”, warf ein Exorzist ein, was Alastor ein kurzes, kaltes Lachen entlockte. „Seid ihr wirklich naiv genug um zu glauben, dass es so einfach ist?”, fragte er angriffslustig. „Nur weil sie uns diesmal unterschätzt hat, heißt es nicht, dass sie es wieder tut. Sie hat mehr Leute und mehr Ressourcen, während sich bei uns fast alle an die Gurgel springen. Jetzt übermütig zu werden, würde uns das Genick brechen. Die wenigstens Menschen werden es wagen sich gegen sie zu stellen, also können wir nicht wirklich mit der Hilfe anderer Länder rechnen.” Da konnte Shura nur zustimmen. Lilith hatte Fehler gemacht, aber das garantierte nicht, dass sie das weiterhin tun würde. Sie mussten ihre nächsten Schritte sorgfältig planen, andernfalls würde sie alles, was sie sich so mühevoll erkämpft hatten, wieder verlieren. „Wir sollten allerdings nicht vergessen, dass sie Rin nicht mehr hat und damit die blauen Flammen verloren hat.”, gab Paymon zu Bedenken. „Trotzdem hält sie überall noch die Fäden in der Hand. Die meisten Sterblichen sind verängstigt und dass plötzlich so viele Dämonen sehen können, macht es nicht besser.”, hielt Ankou dagegen. „Vielleicht sollten wir uns zunächst überlegen, was Liliths nächste Schritte sein könnten.”, warf unerwarteterweise Angel ein, was Shura eine Augenbraue anheben ließ. So sehr es ihr widerstrebte es zuzugeben, der Glatzkopf hatte ein Argument. Jedoch drehte sich sofort ihr Magen um, als er sich Richtung Satan wandte. ‚Bitte sage nichts dummes und pisse ihn an! Bitte sage nichts dummes und pisse ihn an! Bitte sage nichts dummes und pisse ihn an! Bitte sage nichts dummes und pisse ihn an!‘, wiederholte sie gedanklich wie ein Mantra. „Du warst zwar eingesperrt, aber irgendwas muss Lilith erzählt haben.”, stellte er fest und auch wenn diese Frage gerechtfertigt war, konnte Shura nicht anders als sich zu fragen, ob es eine gute Idee war, den Gott aller Dämonen zu duzen. Nun, jetzt war es ohnehin zu spät. Satan schien es nicht zu stören, er zuckte einfach mit den Schultern. „Nein, sie hat mir nichts erzählt, andernfalls hatte ich es längst erwähnt.”, antwortete er knapp. „In der Regel hat sie nur in Siegen geschwelgt, mich verspottet oder meine Söhne bedroht. Sie ist nicht so dumm und verkündet lauthals ihre Pläne.” Shura konnte leises Gemurmel hinter sich hören, aber ignorierte es und dachte stattdessen über seine Worte nach. Es fiel ihr immer noch schwer, sich Satan als Vater vorzustellen, sie hatte immer gedacht, dass er die Baal einfach machen ließ, solange sie ihm nicht in die Quere kamen, doch von dem was sie von ihnen und Rin gehört hatte, war er tatsächlich sehr besorgt um sie. So gesehen waren sie wohl tatsächlich seine Achillesferse, weswegen es Sinn machte, dass Lilith sich das zu Nutzen machte. „Also ist sie nur gekommen, um anzugeben und ist dann einfach gegangen?!”, fragte Angel ungläubig. „Schön wär's.”, murmelte Satan, was scheinbar nur Shura hörte. „Aber ja, sie hat mir nichts gesagt.” Die anderen Exorzisten schienen ihm nicht wirklich zu glauben, doch Shura war sich tatsächlich sicher, dass er die Wahrheit sagte. Er hatte keinen wirklichen Grund zu lügen, auch wenn seine gemurmelten Worte sie vermuten ließ, dass Lilith sicherlich mehr getan hatte als ihn nur zu verspotten, aber sie wollte da wirklich nicht nachbohren. Glücklicherweise wechselte einer der Zweigstellenleiter das Thema. „Vielleicht kann uns der Nephilim weiter helfen. Er müsste doch etwas wissen.” Shax schüttelte allerdings den Kopf. „Ich bezweifle, dass er irgendetwas mitbekommen hat. Er wird sowieso noch eine Weile bewusstlos sein und viel Zeit zum erholen brauchen, genau wie Azazel.” Shura biss sich auf die Lippe, um einen Kommentar zu verkneifen. Sie war schon zuvor nicht wirklich schlau aus dem Geisterkönig geworden und jetzt etwas falsches zu sagen, könnte Ärger bedeuten. Lieber wartete sie ab und schaute wie sich alles entwickelte und wie sich vor allem Satan verhielt. Wahrscheinlich steckte weit mehr dahinter, als es den Anschein hatte. Angel konnte sich allerdings nicht zurückhalten. Leider schien das Universum ihr flehendes Mantra von vorhin falsch verstanden zu haben. Der Paladin schnaubte abfällig und brabbelte auch schon los. „Diesen Verräter sollten wir einfach befragen und anschließend hinrichten!” Satan, welcher bisher seine offensichtliche schlechte Laune im Zaun halten konnte, gab sich gar nicht erst die Mühe seine Flammen zurückzuhalten. Sofort schossen sie hervor, was sämtliche Exorzisten zusammenzucken und zurückweichen ließ, manche griffen sogar nach ihren Waffen. Die Dämonenkönige machten ebenfalls alle einen Schritt zurück, doch wirkten nicht weniger wütend als ihr Vater. Shura verfluchte derweil den Paladin und sein vorlautes Mundwerk, doch es kam glücklicherweise zu keiner Eskalation. „Halte dich besser aus Dingen raus, die du nicht verstehst!”, zischte Satan dem Paladin zu, die anderen Exorzisten ignorierend. „Ach, täusche ich mich etwa oder er hat nicht selbst zugegeben ein Verräter zu sein? Vielleicht ist es nicht allen aufgefallen, vor allem da einige fast den ganzen Kampf in einer Zelle saßen und sich dort entspannt haben.” Seine Worte ließen Shuras Atem stocken. ‚Oh Scheiße, das hat er jetzt nicht gesagt.‘, dachte sie entsetzt und bereitete sich schon darauf vor, aus dem Weg zu hechten. Es war still genug, um eine Stecknadel fallen zu hören und die Anspannung war fast greifbar. Sogar Angel schien nun zu bereuen, was er soeben gesagt hatte, denn er wurde langsam blass. Anscheinend besaß der Glatzkopf doch einen Hauch von Verstand. Satan rang sichtlich um Fassung bevor er antwortete und Shura konnte nicht anders, als ihn dafür zu bewundern, dass er ruhig blieb. „Sagt derjenige, der beim wichtigsten Kampf fast sofort bewusstlos geschlagen wurde und noch dazu nur dumm drein schaut, wenn etwas unerwartetes passiert. Spar dir einfach die dummen Kommentare.” Sofort wurde der Paladin rot und Shura konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Der Dämonengott redete jedoch sofort weiter. „Ja, Azazel hat zugegeben ein Verräter zu sein, allerdings bin ich ziemlich sicher, dass mehr dahinter steckt. Er wird für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden, aber zuerst müssen wir diesen Krieg gewinnen. Ich denke, es macht am meisten Sinn, den Rest der Vatikanstadt einzunehmen und darauf zu warten, dass Azazel und Rin aufwachen. Dann sehen wir weiter.” Alle stimmten zu, die Exorzisten sehr zögerlich, doch da niemand bessere Ideen hatte, blieb nur der Vorschlag des Dämonenherrschers. Sie lösten die Versammlung auf und machen sich an die Arbeit.
 

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Sechs Stunden vergingen, dann kam Shax zu ihnen mit der Nachricht, dass sie zu Azazel konnten. Zwar war er schon vor Stunden aufgewacht, aber er wollte ihn vorher noch einmal genau untersuchen. Er hatte extrem besorgt gewirkt, weswegen Satan ihm nicht widersprochen hatte. Unterdessen waren sie am Kampf zur Rückeroberung der Vatikanstadt beteiligt gewesen und anschließend bei Rin geblieben, der noch immer nicht aufgewacht war. Es besorgte sie, da er normalerweise nicht so lange bewusstlos bleiben sollte, andererseits hatte Lilith ihn extrem überstrapaziert. Da sie allerdings momentan nichts für ihn tun konnten, sie endlich mit Azazel reden wollten und Agares in ihrer Abwesenheit ein Auge auf den Nephilim haben würde, machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Azazel war etwas weiter weg von den anderen Verletzten untergebracht und alleine in dem Zimmer. Da er vorerst gewissermaßen ein Gefangener war, hatte man den Raum mit mehreren Siegeln und Talismanen abgesichert. Zwar passte ihnen das nicht wirklich, aber solange sie nicht wussten, was genau los war, konnten man ihn nicht frei rumlaufen lassen. Sowohl zu seinem eigenen Schutz, als auch den der anderen. Sie warteten einige Minuten in dem Vorraum, dann stieß Shax zu ihnen, sichtlich besorgt. „Tut mir leid, dass ich euch nicht eher geholt habe, aber es gibt Probleme. Ich komme einfach direkt zum Punkt: Nachdem Azazel aufgewacht war, habe ich ihn mir sofort genauer angesehen und die Situation ist wesentlich ernster als erwartet.”, sagte er. „Was soll das heißen?” fragte Satan scharf, woraufhin der Erzdämon seufzte. „Sein Körper und sein Geist sind in einem schlechterem Zustand als ich zunächst dachte und ich kann die Ursache nicht finden. Er ist, wie ihr wisst, extrem abgemagert, Stellen seiner Haut und seines Fleisches sind langsam dabei abzusterben und seine Selbstheilung ist sehr langsam. Ich habe es nach einer Weile geschafft ihn dazu zu bringen etwas zu essen, aber er hat es sofort erbrochen, zusammen mit jeder Menge Blut und einer seltsamen schwarzen Flüssigkeit. Also habe ich mich nochmal auf innere Verletzungen konzentriert und dabei nicht nur Blutarmut festgestellt, sondern auch, dass sein Dämonenherz sehr in Mitleidenschaft gezogen ist. Ich denke, ich muss nicht erklären, worum er momentan eine tickende Zeitbombe ist. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sich etwas durch seinen Körper gefressen hat.”
 

„Durch seinen Körper gefressen?!”, echote Egyn entsetzt und auch der Rest starrte Shax sprachlos an. Dieser nickte düster. „Ich dachte erst an Parasiten, aber das passt nicht, vor allem wenn man seinen geistigen Zustand in Betracht zieht. Er hört offenbar immer noch Stimmen, murmelt irgendwas vor sich hin und hat Stimmungsschwankungen. Als ich kurz das Zimmer verlassen habe, hat er sich die Arme komplett aufgekratzt sowie einen Teil seines Halses und wollte sich dann noch die Augen auskratzen. Es kann sein, dass das ein Selbstmordversuch war, aber ich glaube es eher weniger, da er kurz darauf vor sich hingemurmelt hat, dass "Es" aus seinem Körper verschwinden soll. Gut möglich, dass das Halluzinationen sind, aber es könnte auch etwas dahinter stecken. Inzwischen hat er sich wieder beruhigt, aber wenn ich mir so seine Augenringe ansehe, denke ich auch, dass er eine ganze Weile nicht mehr geschlafen hat. Das könnte die Halluzinationen hervorrufen.” Satan hatte keine Ahnung, was er dazu sagen. Er wusste, dass Azazel offensichtlich Probleme hatte und die Schlafstörungen hatten bereits die Heiler festgestellt. Später kamen noch diese ständigen Blackouts dazu, aber dass es so schlimm war, hätte niemand gedacht. Wenn die Heiler damals nichts gefunden hatte, musste später alles wahnsinnig schnell gegangen sein. Erneut spürte er wie seine Schuldgefühle sich bemerkbar machten. Warum hatte er nicht mehr auf ihn geachtet? „Wie können wir ihm helfen?”, fragte Amaimon und sah seinen Vater und Shax fragend an. Zum ersten Mal wusste keiner der beiden eine Antwort. „Für mich klingt das mit dem Blut erbrechen und so sehr nach der roten Seuche. Da waren die Opfer innerlich so gut wie zerfressen.”, gab Iblis zu Bedenken, woraufhin Shax seufzte. „Das war einer meiner ersten Gedanke, aber die anderen Sachen passen nicht, also können wir sie ausschließen. Es macht außerdem keinen Sinn, dass Lilith ihn damit infizieren würde.”
 

„Bei der weiß man nie.”, murmelte Astaroth. „Können wir ihn jetzt sehen?”, fragte Satan und Shax nickte. „Er war etwas verwirrt und hat mich kaum erkannt, aber ist inzwischen wieder halbwegs klar im Kopf. Ich bin auf jeden Fall auf seine Erklärung gespannt.”, fügte er etwas bitter hinzu. Gemeinsam betraten sie das Zimmer und Satans Augen verengten sich, als er das Blut auf den Boden sah. Der Geisterdämon saß gegen die Wand gelehnt, die Knie angezogen und das Gesicht darin vergraben. Sofort fielen die vor kurzem noch blutenden Kratzer an seinen Armen auf. „Ich lasse euch erst mal alleine. Ruft, wenn ihr etwas braucht.” Azazel hatte sich noch immer gerührt, doch war leicht zusammengezuckt, als die Tür ins Schloss gefallen war. Für einige Sekunden herrschte Stille, dann ergriff Satan das Wort. „Azazel, bitte sag uns endlich, was los ist. Es ist vorbei, mach es nicht noch schwerer. Wir wollen dir nur helfen.” Langsam hob der Schwarzhaarige den Kopf und sah ihn an, die Augen kalt und leer. „Es spielt keine Rolle.”, flüsterte er mit heiserer Stimme und hustete, wobei erneut Blut mit hervor kam. „Wir wissen alle, wie Verrat bestraft wird. Tötet mich einfach jetzt, dann haben wir's alle hinter uns.”
 

„Sag mal, spinnst du?!”, fauchte Iblis gereizt. „Jetzt hör endlich auf, Drama Queen zu spielen und reiß dich verdammt nochmal zusammen! Nur weil es dir beschissen geht, ist das kein Grund in Selbstmitleid zu versinken! Du bist nicht der einzige, dem das zusetzt. Also mach jetzt endlich den Mund auf und sage, was dein verficktes Problem ist!” Satan beschloss, ausnahmsweise seine Redensweise zu ignorieren. „Auch wenn ich es anders formulieren würde: Er hat recht.”, sprang Beelzebub ein. „Aza, du machst es nur noch schlimmer. Es sind heute haufenweise Dämonen und Exorzisten gestorben. Ein großer Teil Gehennas und Assiahs liegt in Trümmern, wir wissen kaum noch weiter und viele wollen deinen Kopf für den Verrat. Das mindeste, was du tun könntest, ist uns endlich die Wahrheit zu sagen.”
 

„Wenn nicht für uns, dann tu es für Rin, der reingezogen wurde, obwohl er nichts dafür konnte.”, ergänzte Samael ungewohnt ernst und starrte seinen jüngeren Bruder durchdringend an. So gesehen musste er wohl still sein, da er Rin in Assiah ebenfalls ausgenutzt hatte, aber dies ging einfach zu weit. „Er ist noch bewusstlos, aber wenn er erst aufwacht, wird es ihn ganz besonders interessieren, was dir durch den Kopf ging. Vor allem nachdem er uns endlich vertraut hat.”, ergänzte Lucifer. Für einige Sekunden wirkte Azazel erleichtert. „Also habt ihr Rin wieder? Ihm geht es gut?” Die Baal und Satan wechselten einen kurzen Blick. „Das kommt darauf an, was du unter gut verstehst.”, antwortete der Dämonenherrscher langsam. „Aber um ihn soll es nicht gehen. Shax hat uns erzählt, dass dein Körper und Geist kurz vorm aufgeben sind. Meinst du nicht, dass das alles lange genug ging? Wenn du bereust, was passiert ist und man kann dir ansehen, dass das der Fall ist, dann versuche es zumindest ein wenig wieder gut zu machen und sage, was los ist.” Azazel zögerte und für einen Moment glaubten sie, durchgedrungen zu sein, doch dann senkte er den Kopf. „Ich...Ich kann nicht.”, brachte er hervor. „DU VERDAMMTER ARSCH, WAS WILLST DU DENN NOCH?!”, brach es nun aus Astaroth hervor. „Sollen wir auf Knien flehen?! Macht es dir Spaß uns zappeln zu lassen?! Was stimmt nicht mit dir?! Erst gehst du uns allen aus dem Weg, obwohl wir dir nur helfen wollen-”
 

„Ich kann euch nicht sagen, was los ist und ihr könnt nicht helfen, kapiert es doch endlich!”, fauchte Azazel zurück, doch der jüngere Baal ließ nicht locker. „Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, wollten dir helfen, nur um dann zu erfahren, dass du uns offenbar seit Jahren angelogen hast und ein Verräter bist! Dann kämpfst du gegen uns und jetzt hast du die Nerven nichts dazu zu sagen?! Wenn du keinen Bock mehr auf deine eigene Familie hast und Lilith bevorzugst, dann sag es einfach, weil wir auf so seinen Bruder locker verzichten können! Dann bist du eben für uns gestorben und fertig!” Stille herrschte und für einen Moment starrten die anderen Dämonenkönige ihre Bruder an, dem gerade klar wurde, was er gesagt hatte und es sofort bereute. Azazel sagte nichts, er saß immer noch mit gesenkten Kopf auf Boden und zitterte, als würde er versuchen, Schluchzer zu unterdrücken, Astaroth öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, Satan kam ihm zuvor. „Raus. Wir reden dort weiter.”, sagte er streng. „Aber-”, setzte Amaimon zum Protest an, der schnell erstarb. Shax warf ihnen einen fragenden Blick zu, als sie den Raum verließen, aber Satan schüttelte nur den Kopf, um ihm deutlich zu machen, dass sie später reden würden. Der Dämon nickte, stand auf und ging wieder zu Azazels ins Zimmer. Sie verließen den Raum und gingen schweigend einige Türen weiter, bis Satan sie in leeres Konferenzzimmer scheuchte. Kaum hatte er die Tür geschlossen, fuhr Egyn auch schon Astaroth an. „Was stimmt nicht mit dir?! "Dann bist du eben für uns gestorben und fertig!" Was sollte das?!”
 

„Ich war frustriert, ok?!”, antwortete der jüngere Baal nicht weniger gereizt, schien sich jedoch schuldig zu führen. „Es ist mir einfach rausgerutscht! Wenn er uns sagen würde, was das Problem ist, anstatt in Selbstmitleid zu versinken, wäre das nicht passiert! Ich wollte mich ja auch entschuldigen.” Samael seufzte genervt. „Du bekommst wirklich gar nichts mit, oder?” Er erhielt dafür einen genervten Blick. „Was soll das denn jetzt wieder heißen?”, fragte Iblis gereizt. Samael setzte zur Antwort an, Satan kam ihm zuvor. „Azazel hat es selbst gesagt: Er kann es nicht sagen und wir können ihm nicht helfen. Er meinte das wörtlich.” Endlich fiel der Groschen. „Also...er möchte uns sagen, was los ist, aber kann es nicht.”, fragte Amaimon zögerlich, woraufhin sein Vater nickte. „Ganz genau. Für mich klingt es, als hätte er eine Abmachung mit Lilith abgeschlossen, die es ihm verbietet irgendetwas zu sagen.”
 

„Das wirkt etwas weit hergeholt, es macht jetzt nicht wirklich Sinn.”, gab Beelzebub zu Bedenken. „So wie es aussieht, hat er schon für Lilith gearbeitet noch bevor Rin nach Gehenna kam. Um eine derartige Abmachung abzuschließen, müssen beide anwesend sein und Lilith war versiegelt.”
 

„Dann muss es vor der Versieglung passiert sein.”, antwortete Amaimon, woraufhin Samael den Kopf schüttelte. „Warum hat er sie dann nicht gewarnt oder versucht das Versieglungsritual zu sabotieren?” Lucifer nickte langsam. „Irgendetwas übersehen wir...nehmen wir mal an, dass er wirklich nicht freiwillig für sie arbeitet. Irgendwann muss die Zusammenarbeit trotzdem begonnen haben und ich kann mich nicht erinnern, dass er ihr während des Krieges jemals alleine gegenüber stand.” Erneutes Schweigen folgte, dann ergriff Samael erneut das Wort. „Es gibt wohl nur einen Weg es rauszufinden: Ich drehe die Zeit zurück und wir sehen es uns selbst an.”
 

„Aber dafür müsstest du genau wissen, wann es passiert ist. Willst du wirklich die gesamte erste Rebellion durchgehen?”, fragte Astaroth. „Ich bin überrascht, dass du das weißt.”, sagte Lucifer trocken. „Ich dachte immer, du hast in Okkultismus immer nur Galgenraten gespielt.” Astaroth wollte erst zu einer schnippischen Antwort ansetzen, aber blieb schlussendlich still, da ihm momentan ohnehin niemand zuhörte. „Ich denke, ich weiß, wann es passiert ist.”, antwortete Samael ruhig und warf einen vielsagenden Blick zu seinem Vater, der nickte. „Es kann nur dort passiert sein und wenn unsere Vermutung stimmt, wird es nicht schwer, noch mehr zu finden.”
 

„Könnte jetzt mal einer sagen, wovon ihr redet? Wann ist es passiert?”, grummelte Iblis. „An dem Tag ihrer Versieglung.”, antwortete Satan. „Azazel, Egyn und Astaroth sind auf sie getroffen.”
 

„Aber wir waren alle bewusstlos.”, gab Astaroth zu Bedenken, doch Egyn schüttelte langsam den Kopf. „Nein...erst hat sie dich besiegt und dann mich, aber wir haben nie gesehen, was mit Azazel passiert ist. Wir haben immer gedacht, dass sie uns nicht getötet hat, weil kurz darauf die anderen kamen, aber was wenn das Azazel zuzuschreiben ist?”
 

„Tja, es gibt wohl nur einen Weg das rauszufinden. Sollen wir den Exorzisten Bescheid sagen?”, fragte Beelzebub und Satan zögerte. „Vielleicht ist das keine schlechte Idee. Sie sind schon so misstrauisch genug.” Alle stimmten zu und Samael machte sich auf den Weg zu den Grigori, um ihnen von ihrer Idee zu berichten. Diese bestanden darauf, dass jemand von der Ritterschaft dabei sollte und man einigte sich schlussendlich auf Shura. Erst sollte es Angel sein, doch sogar die Grigori sahen nach seinem Verhalten gegenüber Satan bei der Versammlung ein, dass das keine gute Idee sein würde. Es missfiel den Dämonen ihr diese Erinnerungen zu zeigen, aber sie war bisher immerhin vertrauenswürdig gewesen und alles war besser als dieser blonde Nachtwächter. Gemeinsam zogen sie ich einen Raum zurück, wo sie keiner stören würde. Da sie recht viele waren, der Zeitsprung einige Jahrtausende betrug und wahrscheinlich mehrere nötig sein würden, zog Samael vorsichtshalb einige Siegel auf dem Boden. Nachdem auch die weiteren Vorbereitungen abgeschlossen waren, versammelt sie sich um die Zeichnungen. „Bereit?”, erkundigte sich Samael und alle nickten. „Gut, dann...drei...zwei....eins!”
 

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Liliths erste Rebellion, Kampf um Helheimr, südwestliche Höhlen
 

"Wenn du atmest, bist du am Leben und wenn du am Leben bist, dann kannst du kämpfen. Also bleib verdammt nochmal nicht am Boden, sondern mach weiter!" Dies war einer von Neits bekanntesten Sprüchen gewesen, einem der zahlreichen Ausbilder an der Militärakademie. Er hatte zu einem der am meisten gehassten Ausbilder gehört, was nicht zuletzt an seinen sehr...exotischen Trainingsmethoden lag. Sogar Lucifer und Samael hatten öfter vor sich hin geflucht und ihm die rote Seuche an den Hals gewünscht. Nach jedem Training verbrachte mindestens ein Viertel der Gruppe mehrere Stunden auf der Krankenstation, aber dennoch musste man ihm eins lassen: Er wusste, wovon er sprach und seine eigenwilligen Methoden hatten sie in jedem Fall auf einiges vorbereitet und sie stärker werden lassen. Dennoch hatte Azazel in diesem Moment das Gefühl, absolut nichts gelernt zu haben. Mit einem Fluchen wich er dem Flammenstrahl von Lilith aus und spürte noch im selben Moment einen brennen Schmerz am Oberarm, sodass er einen flüchtigen Blick darauf warf. Irgendetwas -wahrscheinlich ein Schatten- hatte ihm tief ins Fleisch geschnitten und seine Selbstheilung trat nur langsam ein, da er schon geschwächt war und seine Kräfte für die Versieglung schonen musste. Er wich einem weiteren Angriff aus und erlaubte sich einen kurzen Blick zu seinen Geschwistern. Astaroth war bewusstlos und blutete stark an der Seite, Egyn hatte derweil mal wieder seinen Speer zerbrochen und versuchte mit einigen geschleuderten Eislanzen die Dämonin anzugreifen, doch sie konterte mit einer weiteren Flammenwand. Azazel wollte ihm zu Hilfe kommen, aber wurde von einem Schatten umgeworfen. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, musste er feststellen, dass Egyn ebenfalls besiegt war. Er hatte eine Platzwunde am Kopf und bewegte sich nicht mehr. Wut stieg ihn im auf und er zog einen Dolch hervor. Ohne groß nachzudenken, zielte er und warf. Dummerwiese traf er Lilith nur leicht am Arm und trug eher dazu bei, dass sie wütend wurde. ‚Oh Schei-‘ Weiter kam er nicht, dann brach ein fürchterlicher Schmerz in seinem Kopf aus und er fiel mit einem schmerzerfüllten Laut auf die Knie. Er zwang sich, die Schmerzen zu ignorieren und konzentrierte sich auf seine Schatten, um erneut Lilith anzugreifen. Leider hatte er nicht mitbekommen, dass längst vor ihm stand. Ohne zu zögern griff sie in seine Haare und riss seinen Kopf zurück. Zwar ließ der Schmerz in seinem Kopf langsam nach, doch nun konnte er spüren wie etwas kaltes, scharfes gegen seinen Hals gepresst wurde. Er unterdrückte ein Knurren, da ihm nun bewusst wurde, dass der Gegenstand der von ihm geworfene Dolch war. „Netter Versuch, aber leider nicht gut genug.”, zischte Lilith ihm zu. „Zu Schade, ich hatte auf eine Herausforderung gehofft, nur um festzustellen, dass ihr eure Titel wahrhaftig nicht verdient habt. Also...wo sind deine restlichen Brüder, mh? Und wo ist vor allem Samael? Man muss ihm Beifall zollen, ich habe wirklich gedacht, er hat euch verraten. Seine Mutter scheint damit immerhin nie Probleme gehabt zu haben, aber sei's drum. Sie werden beide bezahlen, aber zuerst kümmere ich mich um euch. Wie willst du sterben? Im Kampf oder auf den Knien?” Sie erhöhte den Klingendruck und er spürte, wie langsam Blut hervortrat, doch die Erwähnung seiner Geschwister holte ihn aus seinem Schock. „Nimm deine verdammten Pfoten von ihnen!”, fauchte er, woraufhin sie ihren Blick von seinen bewusstlosen Brüdern wandte und ihn belustigt ansah. „Sonst was? Knurrst du mich an? Schaust böse? Bettelst? Mach dich nicht lächerlich, du bist nicht in der Position Forderungen zu stellen. Wenn du allerdings aufgibst, bin ich vielleicht bereit, dich noch eine Weile am Leben zu lassen. Ich wette, dein Vater würde ganz andere Töne anschlagen, wenn du vor mir buckelst.” Azazel biss wütend die Zähne zusammen und starrte sie hasserfüllt an, was sie natürlich nicht störte. Ohne auf eine Antwort zu warten, warf sie ihn gegen die Wand und wandte sich an den noch immer bewusstlosen Egyn. „Ich bin zugegebenermaßen hin und her gerissen...Ein Teil von mir würde euch am liebsten hier und jetzt langsam umbringen, aber es wäre sich auch ganz interessant euch für eine Weile den Mädchen zu überlassen und euch dann aus dem Weg zu räumen...tja....so viele Entscheidungen, aber so wenig Zeit...” Azazel rappelte sich langsam auf und sah mit Schrecken, dass Lilith nun vor Egyn stand und in ihrer Hand eine Flamme loderte. „Was soll's, ich beende es hier und jetzt.” Panik erfüllte den Geisterdämonen und ohne wirklich nachzudenken, sprang er auf, die Schmerzen ignorierend und griff an. Natürlich leitete sie seine Attacke einfach um, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Es war wohl dumm sie in seinem momentanen Zustand zu reizen, aber es kümmerte ihn nicht. Er würde nicht noch mehr Familienmitglieder sterben lassen und war es leid, immer nur hilflos daneben zu stehen. Abgesehen davon würde die Versieglung scheitern, wenn einer von ihnen starb, da das Siegel darauf ausgelegt war, dass sie den Prozess gemeinsam durchführten. Wenn er jetzt nicht handelte, würde Lilith gewinnen und alles war vorbei. Fieberhaft überlegte er, wie er das Ruder herumreißen konnte und schlussendlich siegte die Verzweiflung. „Bitte...lass sie in Ruhe! Ich tu, was du willst, aber töte sie nicht...”, stieß er hervor und bekam damit Liliths Aufmerksamkeit. Es war ihm gleich, ob er gerade seine Würde über Bord warf, er musste handeln und offenbar war die Dämonengöttin nicht uninteressiert. „...Wirklich alles?”, fragte sie nach und ihre verengten Augen blitzten gefährlich, während sie ihn kritisch betrachte. Wissend, dass er seine Karten jetzt richtig ausspielen musste, nickte er schnell. „Wenn du dafür meine Brüder verschonst, dann ja.” Genervt verdrehte die Dämonin die Augen und schnaubte. „Verlockend, aber nein. Warum sollte ich dein Angebot annehmen? Ich habe längst gewonnen!” Zu seiner eigenen Verwunderung, wusste er sofort eine Antwort darauf. „Gehenna wird weiterhin Widerstand leisten, da dich niemand als rechtmäßige Herrscherin ansieht. Ich könnte dabei helfen, zumindest mein Gebiet im Zaun zu halten und vielleicht kann ich meine Brüder auch überreden. Auf uns werden die Leute hören! Abgesehen davon wird Vater dich nicht angreifen, wenn du einen von uns in der Hand hast.” Lilith schien für einen Moment darüber nachzudenken und betrachtete stirnrunzelnd die Flamme in ihrer Hand. Schließlich ließ sie das Feuer erlöschen und sah ihn mit einem raubtierhaften Lächeln an. „Kein schlechter Anfang, aber ganz zufrieden bin ich nicht. Abgesehen davon ist die Gefahr hoch, dass du versuchst mich reinzulegen...aber ich bin willens, wenn du einem Vertrag zustimmst. Nimm es oder lass es.” Genau das hatte er befürchtet. Nervös schaute er von seinen Geschwistern zu Lilith und schluckte. „Deine Bedingungen?” Liliths Grinsen weitete sich und sadistische Freude spiegelte sich in ihren Gesichtszügen. „Du dienst mir und tust was ich sage, dafür lasse ich die anderen Baal in Frieden. Allerdings darfst du niemanden von unserer Abmachung erzählen und erzählst stattdessen, dass du dich mir freiwillig angeschlossen hast. Außerdem werden wir eine einseitige Seelenverbindung eingehen, von meiner Seite aus, versteht sich.~” Azazel erblasste und starrte sie fassungslos an, sicher sie falsch verstanden zu haben. „Eine einseitige Seelenverbindung?!”, entfuhr es ihm, woraufhin sie lachte. „Natürlich einseitig. Wie soll ich sonst ein Auge auf dich haben? Aber wenn dein Angebot ernst gemeint war, wirst du dich durch eine solche Lappalie doch nicht entmutigen lassen, oder?”, schnurrte sie belustigt und beobachtete ihn genau. Seine Gedanken rasten, wohl wissend, dass ihm keine große Wahl blieb. Er war nicht in der Position Forderungen zu stellen, sondern war ihrer (ohnehin kaum vorhandenen) Gnade ausgeliefert. Dennoch wägte er seine beiden Optionen ab: Wenn er sich weigerte, würden sie alle drei hier und jetzt sterben, aber sollte er annehmen, bestand eine Chance für sie, den Krieg zu gewinnen. Lilith ahnte nichts von ihrem Plan, sie zu versiegeln, daher hatten sie einen großen Vorteil. War sie erst mal versiegelt, konnte sie nicht mehr Einfluss auf ihre Umgebung nehmen oder mit jemanden kommunizieren. Folglich wäre damit auch die durch den Pakt entstehende Verbindung zwischen ihnen blockiert und er konnte einfach weiterleben, als wäre nie etwas passiert. Natürlich wäre es ihm nach wie vor unmöglich jemanden von ihrem Deal zu erzählen, aber das würde keine Rolle mehr spielen. Dennoch war ihm absolut nicht wohl dabei, eine Seelenverbindung einzugehen. Normalerweise wurden sie nur sehr selten durchgeführt und stets waren beide Personen gleich betroffen, doch bei einer einseitigen sah es anders aus. Diese war längst verboten, da es schlicht und ergreifend Versklavung war. Er musste einen Teil von Liliths Seele in sich aufnehmen, während sie einen Teil seiner Seele in irgendeinen Gegenstand bannte und behielt. Dadurch wirkte der Teil ihrer Seele in ihm wie ein Parasit. Je länger es in ihm war, desto mehr Einfluss konnte es nehmen. Sobald er versuchte sich gegen Lilith aufzulehnen, würde es sofort seinen Geist und Körper angreifen, sein Verstand würde langsam brechen, seine Gedanken und Gefühle veränderten sich und Albträume sowie Halluzinationen konnten ebenfalls folgen. Im schlimmsten Fall, konnte der Seelenteil sogar für kurze Zeit seinen Körper übernehmen, ohne dass er es mitbekam. Es war riskant, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Solange es seiner Familie und Gehenna half, war ihm alles recht. „Na gut. Ich akzeptiere.”, presste er hervor und erschauderte, als Lilith lachte. „Dachte ich mir. Also, fassen wir zusammen: Du dienst mir, was du niemanden verraten wirst. Stattdessen wirst du behaupten, dass alles nach deinem eigenem Willen geschieht, falls man dich fragt. Zusätzlich gehen wir eine einseitige Seelenverbindung ein und im Austausch dafür, lasse ich die anderen Baal in Ruhe. Klingt gut?” Nein, das klang absolut nicht gut, doch was bleib ihm übrig? Langsam nickte er und Lilith trat vor. „Knie nieder. Ich nehme an, du weißt, was zu tun ist?”
 

„Ja. Ich weiß allerdings nichts, wie einseitige Seelenverbindungen funktionieren.”, antwortete er, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Gut, dann ritze dir die Handfläche auf und sprich mir nach.” Sie nahm den Dolch und schnitt sich damit die Handfläche auf, er folgte ihrem Beispiel mit seinen Fingernägeln. Er sah zu wie sein Blut zu Boden tropfte und sich langsam mit dem von Lilith vermischte. „Durch Worte begonnen, mit Blut besiegelt, leiste ich den Schwur. Du wirst mir dienen, darüber schweigen und behaupten, dass du mir aus freien Stücken dienst. Dafür werde ich die anderen Dämonenkönige in Ruhe lassen.”, begann die Rothaarige und er gab die entsprechende Antwort. „Durch Worte begonnen, mit Blut besiegelt, leiste ich den Schwur. Ich werde dir dienen, darüber schweigen und behaupten, dass ich dir aus freien Stücken diene.”
 

„Schwöre beim Styx: Durch Blut bist du an mich gebunden, du akzeptierst mich als Meisterin, gehorchst mir bedingungslos, überlässt mir deinen Körper, deinen Geist und deine Seele.” Azazel schluckte, aber es war zu spät für einen Rückzieher. „Ich schwöre beim Styx: Durch Blut bin ich an dich gebunden, akzeptiere dich als Meisterin, gehorche dir bedingungslos, überlasse dir meinen Körper, meinen Geist und meine Seele. Wir werden eins.”
 

„Wir werden eins. Es ist ein Versprechen und kann nicht gebrochen werden. Unser Schicksal ist hiermit verbunden, falle ich in den Abgrund, so folgst du mir.”
 

„Es ist ein Versprechen und kann nicht gebrochen werden. Unser Schicksal ist hiermit verbunden, fällst du in den Abgrund, so folge ich dir.”
 

„Wir sind eins.”, sagten sie gleichzeitig, dann wusste er nichts mehr. Als er wieder zu sich kam, war Lilith verschwunden und Lucifer kniete neben ihm. Bei ihm waren Samael, Iblis und Beelzebub. Anscheinend hatte sich die Dämonengöttin für den Rückzug entschieden nachdem sie die Seelenverbindung vorgenommen hatten. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, aber da er noch lebte, hatte es wohl funktioniert. Sein Blick wanderte zu Egyn und Astaroth, die glücklicherweise wieder wach waren. „Was ist passiert? Warum seid ihr nicht in der Kammer?”, fragte Iblis sichtlich erschrocken. „Lilith. Sie ist hier. Hat uns angegriffen...Autsch.”, presste Astaroth offenbar unter großer Anstrengung hervor und presste eine Hand auf die blutende Seite. „Das war gerade erst verschlossen...Scheiße...” Sofort kam das schlechte Gewissen wieder hoch, da Azazel dabei versagt hatte, sie zu beschützen. Sie waren zwar keine Kinder mehr, aber als ihr älterer Bruder hätte er das nicht passieren lassen dürfen! „Wo ist sie?!”, fauchte Samael, dessen Nerven wohl blanker lagen, als er es zugeben wollte. „Abgehauen.”, antwortete Azazel leise und stand auf. „Sie will uns wahrscheinlich alle in einem Raum haben, um ihr Amulett einzusetzen. Wir haben alle drei das Bewusstsein verloren, also wissen wir es nicht genau.” Nicht seine beste Lüge, aber da die Zeit drängte, hinterfragte niemand seine Geschichte. „Dann nichts wie hinterher! Wenn sie das Siegel vor uns erreicht, gibt's Ärger. Könnt ihr laufen?”, fragte Beelzebub, woraufhin alle nickten. „Geht schon.”, murmelte Egyn, während Iblis Astaroth auf die Füße zog. „Beeilen wir uns.”, drängte Astaroth und sie liefen gemeinsam weiter. Azazel betete im Stillen, dass sie Amaimon schnell finden würden und ihr Vater wohlauf war. Sie durften jetzt nicht scheitern.
 

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4. Juni 2018, Satans Palast
 

Nachdenklich schaute Azazel zu seinem kleinem Bruder, der seit drei Tagen friedlich in seinem Bett schlief und noch immer keine Anstalten machte, aufzuwachen. Langsam machte er sich Sorgen, auch wenn Shax und Agares versichert hatten, dass er bald zu sich kommen würde. Er fühlte sich in gewisser Weiser für seine Verletzungen verantwortlich, immerhin war er es gewesen, der vorgeschlagen hatte, den Nephilim mit nach Gehenna zu nehmen und während des Kampfes schützen sollte. Es wäre wohl wirklich klüger gewesen, abzuwarten und ihn zu holen, wenn es wirklich sicher war. Stattdessen hatten sie ihn einfach mitgenommen, ihn dann verloren und anschließend mit knapper Not vor den Spinnen retten können. Doch was geschehen war, war geschehen und es machte keinen Sinn über verschüttete Milch zu weinen. Es zählte die Gegenwart und er war wirklich gespannt darauf wie Rin sich verhalten würde. Bisher kannte er den Halbdämonen nur von Samaels und Amaimons Erzählungen, sowie ihrer ungeplanten Waldexpedition. Offenbar war er ein wahrer Magnet für Ärger und hatte große Probleme seine Emotionen im Zaun zu halten, was allerdings niemanden verwunderte. Er war unter Menschen aufgewachsen, erst vor kurzem erwacht und Samael hatte sich natürlich nicht die Mühe gemacht ihm die Grundlagen zu erklären. Er schnaubte leise und schüttelte den Kopf aufgrund des unmöglichen Verhaltens seines Bruders. Und ihn nannten sie faul! Rins Unwissenheit konnte ihm schnell den Hals kosten, daher würde sich der Zeitdämon sicher noch einiges von ihrem Vater anhören dürfen. So oder so würde er sich selber ein Bild von dem Jugendlichen machen. Er wandte sich wieder seinem Buch zu und war gerade am Ende eines langen Kapitels angekommen, als er Rin etwas murmeln hörte. Stirnrunzelnd sah er zu dem Jüngeren hinüber und versuchte zu verstehen, was er sagte. Dabei verstand er nur den Namen Eva, der Rest war zu undeutlich. Japanisch war nie wirklich einer seiner besten Sprachen gewesen und wenn jemand so nuschelte, fiel es ihm schwer, alles zu verstehen. Gerade wollte er es als einen einfachen Traum abstempeln, als der Nephilim zusammenzuckte und die Augen öffnete. Offenbar bemerkte er Azazel nicht, da er sich langsam versuchte aufzusetzen bis er es mit Stöhnen aufgab. Er beschloss, auf sich aufmerksam zu machen. „Du bist also wach...Schade eigentlich. Babysitten ist so viel einfacher wenn niemand versucht abzuhauen...”, kommentierte er und musste sich ein belustigtes Grinsen verkneifen, als Rin zusammenzuckte und hochfuhr. Entsetzt starrte der Halbdämon ihn an, doch Azazel ließ sich nicht stören. „Du solltest dich nicht so schnell bewegen, du reißt nur deine Wunden wieder auf.” Er erhielt keine Antwort, sondern eine Frage. „Was machst du denn hier?” Azazel hob eine Augenbraue, nicht sicher, ob der Nephilim nur irgendwie Zeit schinden wollte. „Ich wohne hier? Na ja zumindest gelegentlich, ich habe auch einen eigenen Palast.” Er beobachtete Rin genau, während sie ihr Gespräch fortführten und war sich ziemlich sicher, dass Eva keine Klassenkameradin war, wie er es behauptet, doch ließ es gut sein. Auch vom weiteren Verlauf war er überrascht, besonders als sich Rin erkundigte, ob es dem Rest gut ging. Zwischendurch kam Vaya dazu und Rin versuchte ihn mit einer schlechten Ausrede dazu zu bringen, das Zimmer zu verlassen, wahrscheinlich um einen Fluchtversuch zu starten, was Azazel ihm schnell wieder ausredete. Möglicherweise nicht auf die beste Art und Weise, aber seinen restlichen Geschwistern hatte die Methode nicht geschadet, auch wenn es nie wirklich so weit gekommen war, dass er wirklich jemanden an ein Bett gekettet hatte. Allerdings war er ziemlich angesäuert, als ihm beinahe Liliths Rebellion rausgerutscht war. Er hatte in all den Jahren nie etwas von ihr gehört, nur einige seltsame Träume gehabt, aber er erinnerte sich nur ungern daran. Bis heute wusste niemand, was er getan hatte, um Egyn und Astaroth zu retten und er würde es bevorzugen, wenn es dabei bleib. Früher oder später würde Rin wohl etwas über die Geschichte Gehennas und damit über die Rebellion lernen, aber er wollte nicht derjenige sein, der es ihm erzählte. Es folgte noch eine kurze Diskussion bezüglich Entführungen und Wikipedia, dann kamen endlich Shax und Agares. So sehr er sich für seinen Bruder interessierte, er hatte Pflichten, die auf ihn warteten und musste sich zudem mit seinem Vater sowie seinen restlichen Geschwistern treffen. Außerdem war ein kurzes Nickerchen inzwischen überfällig, wobei er es natürlich schaffte, zu verschlafen. Sein Vater war sichtlich geladen, aber konnte sich zusammenreißen und er erzählte kurz, wie Rin sich verhalten hatte, nachdem er aufgewacht war. Endlich stieß Beelzebub zu ihnen, es folgten weitere Diskussionen und dann ließ Satan die Bombe platzen, die Azazel aus allen Wolken fallen ließ: Momentan deutete alles daraufhin, dass Lilith hinter den Ereignissen in den letzten Monaten steckte. Er spürte wie sein Magen verkrampfte und seine Luftröhre sich zuzuschnüren schien. Das durfte nicht wahr sein, das konnte nicht sein! Sie war versiegelt, sie konnte nicht der Grund sein! Astaroth schien die Sache ähnlich zu sehen, da er in Gelächter ausbrach, aber es wurde schnell deutlich, dass ihr Vater keine Witze machte. Über sowas würde er nicht mal im Traum scherzen. „Demzufolge ist es wohl kaum einer von euch. Abgesehen davon vertraue ich euch, auch wenn ihr ein Haufen Nervensägen seid.”, hörte er seinen Vater am Rande sagen und sofort spürte er wie sich Scham in ihm breit machte. Zwar hatte er nichts mit dem beschädigten Siegel zu tun, aber wenn es weiter so ging und sie irgendwie entkam oder auch nur in seine Träume gelang, sah es alles andere als rosig aus, da er dann gezwungen wäre, seinen Teil der Abmachung einzuhalten. „Den meisten im Rat vertraust du auch...”, murmelte er leise, ohne es im ersten Moment zu bemerken. Iblis trat ihm sofort auf den Fuß. „Willst du unbedingt, dass wir als Verräter verdächtigt werden?” Danach hörte er kaum noch zu, da seine Gedanken kreisten. Erst als sie darauf kamen, dass offenbar Blutjagden veranstaltet wurden, zwang er sich, zuzuhören. Dabei wurde ihm endlich bewusst, dass die Person von der Rin geträumt hatte, nicht Eva hieß. Es war Lilith, es musste einfach so sein und es war seine Schuld, dass sie ihn erreichen konnte. Natürlich erzählte er das sofort, aber gleichzeitig schob er langsam Panik. Was wenn Lilith ihn bereits unbewusst beeinflusst hatte, als er den Vorschlag gemacht hatte, Rin nach Gehenna zu holen?! Der Gedanke jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. „Wir haben echt ein Problem.”, murmelte er zu sich selbst. Satan schickte Astaroth, Beelzebub, Egyn und Iblis nach Assiah, den Rest entließ er. Azazel gab sich große Mühe den Saal möglichst ruhig zu verlassen und zog sich umgehend in sein Zimmer zurück. Vielleicht konnte er zumindest bei der Blutjagd vorerst Schadensbegrenzung betreiben. Er schnappte sich seinen Laptop von seinem Schreibtisch und machte es sich auf dem Bett bequem, Takas Knurren ignorierend. Er hatte jetzt andere Sorgen als sein Müllmonster! Zu seiner Erleichterung verwendete das System des Vatikans noch immer das Passwort. Er sah sich eine Weile um und verschaffte sich Zugang zu mehreren verschlüsselten Ordnern, doch ignorierte dieses Mal alles, was nicht relevant war, auch wenn er normalerweise sehr großen Spaß daran hatte, in solchen Geheimakten herumzuschnüffeln. Wirklich unfassbar, was manche Organisationen so in den letzten Jahren abgezogen und an Skandalen vertuscht hatten. Irgendwann kam Amaimon dazu, den er bleiben ließ mit der Bedingung, dass er nichts anfallen durfte und still bleiben sollte. Inzwischen hatte er eine Liste mit den getöteten Nephilim sowie einigen Informationen bekommen, sodass er wusste, worauf er genau achten musste. Schon nach kurzer Zeit hatte er einiges in Erfahrung gebracht und er musste zugeben, dass er auf eine gewisse Art beindruckt war. So lange Blutjagden zu veranstalten, ohne dass es jemand mitbekam, war eine beachtliche Leistung. Andererseits hatten sie in letzter Zeit ohnehin nicht wirklich auf Assiah geachtet, da Lucifer und Samael dort waren. Rückblickend betrachtet eine dumme Entscheidung, denn auch wenn ihr Einfluss weit reichte, konnten sie nicht alles im Blick behalten. Schließlich kam Lucifer dazu, dem er sofort seine Entdeckungen mitteilte und zusammen stellten sie fest, dass die Exorzisten zumindest teilweise von der Blutjagd wussten. Wie hatten sie das vor Samael geheim halten können? Umso größer war der Schrecken, dass auch ihr jüngster Bruder (aus Azazels Sicht war das zwar Rin, aber biologisch betrachtet war es wohl Yukio) auf der Abschussliste stand. Als dann einfach die Tür aufflog, ein Dämon hereingestürmt kam und über einem Stapel flog, zeigte er doch noch seine blanken Nerven. „Hast du noch nie was von klopfen gehört?! Und du hast alles durcheinander gebracht...”, fuhr er ihn an. „Azazel, hier gibt es nichts mehr durcheinander zu bringen.”, merkte Lucifer seufzend an und wandte sich an den Diener, welcher sich wieder aufgerappelt hatte, aber nicht wagte, näher zu treten. „Bitte verzeiht mir, aber es ist ein Notfall!”, erwiderte der Mann keuchend. Azazel verdrehte die Augen, doch rang innerlich um Fassung. „Brennt es schon wieder im Palast?” Das wäre zur Abwechslung mal ein entspannter Notfall. „Nein! Euer Vater will euch sofort sehen. Es gab einen Attentat auf mehrere Ratsmitglieder, einige sind gestorben!” Der Geisterdämon sah ihn an, als hätte er soeben verkündet, dass Phönixe dreieckige Eier legen. So viel Pech konnte man doch nicht haben! Leider war es die Wahrheit und Lucifer stürmte zusammen mit Amaimon los, während sich Azazel wieder zum Bildschirm wandte. „So viel Stress...Ich hätte einfach im Bett bleiben sollen.” Das Treffen mit ihrem Vater kurz und

Azazel gab sein bestes um normal zu wirken, was er vor allem durch seine typische "Also kann ich nicht mehr schlafen?" - Frage erreichte. Danach ging es direkt nach Assiah.
 

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Glücklicherweise dauerte die Angelegenheit in der Heiligkreuz-Akademie nicht lange. Die Blutjäger waren schnell vertrieben und sie hatten sogar ihre Namen herausbekommen. Mit etwas Glück würden sie die beiden schnell aufspüren und zur Rechenschaft ziehen. Er bereitete sich gerade in seinem Zimmer auf das Ratstreffen vor, als plötzlich ein stechender Schmerz seinen Kopf durchfuhr, der immer intensiver wurde, bis er es nicht mehr aushielt und auf seinem Bett zusammenbrach. Als er wieder zu sich kam, war er von Dunkelheit umgeben. Verwirrt sah er sich um, ohne etwas zu entdecken. Dann ertönte eine Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatten, aber erkannte sie sofort. „Hallo Azazel. Lange ist es her, nicht wahr? Ich hoffe doch, dass du mich vermisst hast.~”, begrüßte Lilith ihn, doch der Unterton verriet, dass er besser nichts dummes tun sollte. „Lilith. Was willst du von mir?”, fauchte er, die Hände zu Fäusten geballt, obwohl er die Antwort bereits kannte. „Direkt zum Punkt, wie? Nicht mal eine Entschuldigung, dass ihr mich Jahrtausende lang versiegelt hat? Es war sooo langweilig dort. Wirklich unhöflich, aber ich habe dich tatsächlich unterschätzt...Egal. Hör auf, dich dumm zu stellen. Du wusstest doch sicher, dass ich zurückkommen würde. Dachtest du wirklich, mich zu versiegeln, würde meine Pläne aufhalten? Ich habe ein paar Gefallen eingefordert, mit alten Freunden geredet...den Tag, an dem ich wieder den Thron besteige, vorbereitet, um es kurz zu machen.~ Jetzt ist es an der Zeit, dass du deinen Teil der Abmachung erfüllst.” Er schluckte und sagte nichts. Es war genau das eingetreten, was er immer befürchtet hatte. Warum musste auch das verdammte Siegel beschädigt werden?! „Was auch immer du willst, ich werde es nicht tun!”, zischte er, woraufhin Lilith hämisch lachte. „Oh doch, das wirst du. Du hast sicherlich unsere kleine Abmachung von damals in Erinnerung, oder? Natürlich hast du das, immerhin lebt ein Teil meiner Seele in dir, aber genug davon. Deine Aufgabe ist einfach: Ich will, dass du einem meiner Leute Zutritt zum Palast verschaffst.” Sofort schrillten die Alarmglocken. „Ach und wem?”, fragte er bissig. „Das hat dich nicht zu interessieren. Tu einfach, was man dir sagt oder trage die Konsequenzen. Wir wissen beide, dass du dich nicht widersetzen kannst. Ich würde gerne weiter reden und die verpassten Jahre aufholen, aber ich habe leider zu tun, daher halte ich es kurz.” Sie erklärte ihm genau, was er tun sollte und verabschiedete sich mit dem Versprechen (oder der Drohung), dass sie bald wieder vorbeischauen würde. Kaum war sie verschwunden, fuhr er hoch und sah sich um, bis ihm bewusst wurde, dass er auf seinem Bett in seinem Zimmer lag. Zuerst hoffte er, alles wäre nur ein Traum gewesen, doch natürlich war dem nicht so. So sehr es ihn auch anstank, er hatte keine Wahl als ihre Anweisungen aufzuführen. Hoffentlich konnte er irgendwie schlimmeres verhindern.
 

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Während des Ratstreffen war ihm hundeelend. Immer wieder dachte er daran, dass er einen Feind in den Palast gelassen hatte, aber er konnte niemanden etwas sagen und nur hoffen, dass die Wachen den Eindringling finden konnten. Plötzlich schwang die Tür auf und sein Vater betrat den Raum, offensichtlich schlecht gelaunt. Sofort sackte er ungewollt ein wenig zusammen. Wusste er irgendetwas? Nein, er konnte nichts wissen, er war die ganze Zeit bei Rin gewesen. Wahrscheinlich hatte er sich mit dem Nephilim gestritten und darum schlechte Laune. Diese Vermutung sollte sich bewahrheiten und er war nicht sicher, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Es war fast unmöglich sich auf die Versammlung zu konzentrieren, da seine Gedanken immer wieder zu dem unbekannten Eindringling wanderten. Nur selten sagte er etwas, was aber natürlich niemanden verwunderte. Als er dann Rins telepathische Hilferufe hörte, wurde ihm endlich bewusst, was er getan hatte.
 

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6. Juni 2018, Esszimmer
 

Azazel hätte es nie für möglich gehalten, dass man sich innerhalb so kurzer Zeit so beschissen fühlen konnte. Seitdem Aulak entkommen war, lief einfach alles falsch. Lilith hatte ihn natürlich in seinen Träumen terrorisiert und ihn für das Versagen Aulaks verantwortlich gemacht. Er hatte nicht klein beigegeben und sie angefahren, dass sie ihre Abmachung missachtet hatte, nur um festzustellen, dass er damals einen gewaltigen Fehler gemacht hatte. Sie hatte sich bereit erklärt die anderen Baal in Ruhe zu lassen, aber Rin war kein Baal, weswegen er nicht betroffen war. Er hasste sich für seine Unachtsamkeit, vor allem da er den Nephilim trotz ihrer kurzen gemeinsamen Zeit bereits sehr mochte. Er hatte daraufhin versucht sich einigen ihrer weiteren Befehle zu widersetzen, aber musste schnell kapitulieren. Dieser vermaledeite Vertrag war einfach nicht zu umgehen! Bereits jetzt traten Nebenwirkungen auf, die sich nicht nur körperlich zeigten. Er hörte immer wieder das Geflüster von Seelen, obwohl er diese normalerweise leicht ausblenden konnte und war sich ziemlich sicher einige Halluzinationen gehabt zu haben. Außerdem hatte er einige Blackouts gehabt und war sich immer noch nicht sicher, was die Ursache war. Natürlich wurde er beim Frühstück direkt darauf angesprochen und konnte sich nur mit Mühe herausreden. Als ihn dann auch noch sein Vater zur Rede stellte, war es ganz vorbei. Er war normalerweise ein guter Lügner, so wie die meisten Dämonen, aber Satan hatte er noch nie erfolgreich anlügen können. Schlussendlich ließ auch er es gut sein, aber eins war sicher: Ewig würde er das nicht durchhalten.
 

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Tartaros, Hinrichtungsraum
 

„Ihr glaubt die Fäden in der Hand zu halten, doch ihr herrscht über gar nichts. Ihr zögert nur das Unvermeidliche hinaus.”, verkündete Aym spöttisch. „Alles muss brennen. Erst dann kann das goldene Zeitalter eingeläutet werden.” Beelzebub schnaubte. „Ihr habt den Verstand verloren.” Azazel konnte nur zustimmen. Ein neues goldenes Zeitalter? Als ob es sowas unter Lilith jemals geben würde, es sei denn man sah Unterdrückung und Tyrannei als goldenes Zeitalter an. „Ruhe.”, sagte Satan scharf. „Stihi?” Natürlich war die Dämonin genauso verrückt. „Uns zu töten, bringt gar nichts. Es ist zu spät.”, fuhr diese triumphierend fort. „Es kann nicht mehr aufgehalten werden, Lilith ist dabei zu erwachen. Früher oder später wird euch eure Ignoranz in den Abgrund zerren. Ihr bemerkt ja nicht einmal, das eure engsten Kreise betroffen sind. Lilith wird beenden, was sie begonnen hat und wir werden uns aus der Asche eurer Knochen erheben.” Azazel spürte wie er eine Gänsehaut bekam, vor allem als sie ihm einen kurzen Blick zuwarf, zu flüchtig, als das die anderen es bemerken würden, aber doch vorhanden. Sie wussten Bescheid. Sie wussten von seinem Verrat und verspotteten ihn damit. Doch mit einer Sache hatten sie Unrecht: Er würde sie niemals gewinnen lassen.
 

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Satans Palast
 

Azazel war auf dem Weg zum Thronsaal, um seinen Vater zu treffen und zu berichten, was er von Aello erfahren hatte, als es passierte. Zum zweiten Mal an diesem Tag (das erste Mal war vor dem Treffen mit den Harpyien gewesen und hatte tatsächlich zur Bewusstlosigkeit geführt) durchfuhr ein furchtbarer Schmerz seinen Kopf, der mit einem unterdrückten Schrei an die Wand sinken ließ. Seine Umgebung begann zu verschwimmen und er spürte wie langsam sein Bewusstsein schwand. Schwer atmend stürzte er sich ab und unterdrückte einen Brechreiz, als er Blut schmeckte. Er hörte nun eindringliches Flüstern, welches er jedoch nicht verstehen konnte. Langsam sackte er zu Boden und er spürte wie sich langsam sein Dämonenmale über sein Gesicht zogen und seine Krallen länger wurden. Gleichzeitig hatte er das Gefühl als wären seine Flügel und Hörner ebenfalls kurz davor hervorzubrechen. War er etwa dabei in seine wahre Gestalt zu wechseln? Das konnte nicht sein, er hatte genug Kontrolle, um nicht einfach von seinen Dämoneninstinkt überwältigt zu werden! Anderseits war es ihm in letzter Zeit immer schlechter gegangen und es war offensichtlich, dass er langsam die Beherrschung über sein Dämonenherz verlor. Dieser verdammte Seelenteil Liliths hatte bereits einiges an Schaden in seinem Körper angerichtet. Allmählich kam ihm der Gedanke, dass dieser Teil ihn immer mehr übernahm, was auch die Blackouts übernehmen würde. „Verdammt...reiß dich zusammen...das ist immer noch dein Körper, sie hat nicht das Recht sich den zu nehmen...”, flüsterte er leise, um sich zu beruhigen, doch wusste, dass dies nicht stimmte. Er hatte mit diesem Deal nicht nur seine Seele sondern auch seinen Körper und Geist an sie verkauft. Er begann zu husten und spürte, dass er dabei Blut hervor würgte. Auch floss nun Blut aus der Nase und er zitterte. „Lord Azazel?”, fragte plötzlich eine verängstige Stimme, die ihn herum fahren ließ. Er sah schemenhaft eine schwarze Gestalt, aber war zu verwirrt, um Sinn daraus zu machen. „Los, töte es!”, zischte eine zweite Stimme, aber er zögerte. „Was ist los mit Euch?”, fragte die Stimme erneut. Er antwortete nicht, sondern griff sich ächzend an den Kopf und sank nun endgültig zu Boden. Langsam wurde er wieder klar im Kopf und stand leise auf. Dafür hatte er noch immer furchtbare Kopfschmerzen. „Na super, mein Schädel...”, grummelte er und presste seine Hand gegen die Stirn, in der Hoffnung, es würde den Schmerz lindern. „Lord Azazel, geht es Euch gut?”, fragte die Stimme erneut. Endlich er erkannte endlich Kuro, Rins magischen Diener, den er erst vor kurzem noch hatte beruhigen müssen. Auch wenn der Dämon für eine Menge Chaos gesorgt hatte, war es doch klar gewesen, wie wichtig ihm Rin war. Azazel war wirklich froh, dass sein kleiner Bruder einen solch loyalen Freund hatte und kniete sich langsam vor ihm hin. „Sicher...geh ruhig.”, beruhigte er ihn, dann hielt er stirnrunzelnd inne. „Was wollte ich eigentlich machen?”, murmelte er kopfschüttelnd und sah sich verwirrt um, als würde die Antwort an einer Wand geschrieben stehen. „Ihr solltet zu einem Heiler gehen. Ihr saht wirklich schlimm aus und hattet Nasenbluten.”, erwiderte Kuro, offensichtlich nicht beruhigt. Natürlich konnte ein Heiler nicht helfen, aber Azazel lächelte dem kleinen Dämon aufmunternd zu und zuckte mit den Schultern. „Das ist nur der Stress. Ich war außerdem vorhin in der Wüste, ich bekomme bei trockener Luft oft Nasenbluten. Mach dir keine Sorgen.”, log er problemlos, wischte das Blut an einem Tuch ab und strich dem Kater über den Kopf. Dann richtete er sich auf und ging, noch immer rätselnd, was gerade passiert war.
 

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9. Juni, Satans Palast, Azazels Gemächer
 

‚Fuuuuuck...ich bin so in großen Schwierigkeiten, wenn Vater erfährt, dass ich seine Unterschrift gefälscht habe...‘, dachte Azazel, während er die Bestellformulare durchging und hielt inne. ‚Streich das. Ich bin so oder so in Schwierigkeiten für die letzten Jahrtausende...‘ Seufzend unterschrieb er die letzten Papiere mit der Unterschrift seines Vaters und fügte anschließend dessen Siegel hinzu. Liliths neuste Befehle waren, dass er Bestellungen für das Blutgericht manipulieren, Ausrüstung für ihre Truppen dazu schmuggeln und sie anschließend verschwinden lassen sollte. Allerdings war er nicht bereit, dass einfach so hin zu nehmen. Er hatte die Papiere ein wenig verändert und für ein ziemliches Chaos gesorgt, um es Liliths Leuten schwerer zu machen. Wenn er ganz großes Glück hatte, fiel jemanden die Ungereimtheiten auf und würde seinen Vater benachrichtigen. Seufzend sammelte er alle Papiere zusammen und verließ sein Zimmer. Jetzt musste er den Stapel nur noch in das Arbeitszimmer seines Vaters schmuggeln.
 

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24. Juni 2018, Satans Palast, Festsaal
 

„Dachtest du wirklich, dass uns nicht dein Sabotageversuch nicht auffallen würde? Benimm dich nächstes Mal oder du weißt, was passiert. Denke daran, wer die Fäden hält.”, las Ankou grimmig vor. „Ich habe den Zettel auf einem der Tische gefunden. Es könnte gut sein, dass der bereits vor dem Angriff platziert wurde.” Azazel spürte, wie sein Herz aussetzte. Sie hatten das mit den Formularen mitbekommen mitbekommen und dieser ganze Angriff war wahrscheinlich nur passiert, um ihm eine Lektion zu erteilen. Wie hatte das passieren können?! Als ob Indra und Berith es nicht schon kompliziert genug machten. „Also war es eventuell einer der Gäste, der Bediensteten oder der Wachen. Na, das engt die Möglichkeiten ja ein.”, kommentierte Halphas bissig. „Für mich klingt es danach, als würde es Unstimmigkeiten in ihren eigenen Reihen geben.”, überlegte Agares. „Oder sie erpressen jemanden, damit er ihnen hilft.” Der Geisterkönig unterdrückte ein Schauben. ‚Wenn sie nur wüssten...‘, dachte er und sah sich grimmig im Raum um. Er war sehr überrascht, dass anscheinend sogar einige Mitglieder der Eliteeinheiten zu den Verrätern gehörten, sogar einige aus seinen. Konnte man wirklich niemanden mehr trauen?! Glücklicherweise gab es vergleichsweise wenig Todesopfer, doch ihn plagte das schlechte Gewissen. Vielleicht wäre der Palast so oder so angegriffen worden, aber ihm war dennoch hundeelend zumute. Gleichzeitig fasste er einen Entschluss: Er würde vorerst bei Liliths Spielchen mitmachen und sich als gehorsames Schoßtier geben, aber irgendwann würde seine Zeit kommen. Irgendwann würde er sie zahlen lassen.
 

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31. Oktober, Satans Gemächer
 

Lilith war frei. Die irre Königin war auf freiem Fuß und es war vorwiegend seine Schuld. Gut, er hatte nicht ahnen können, dass sein Vater noch ein Kind zeugen würde, dass seine Flammen erbte und Jahi eine Verräterin war, aber er war dennoch wütend auf sich selbst. Alleine die Tatsache, dass er mit dieser rothaarigen Furie unter einer Decke steckte, machte ihn krank. Hinzu kam noch Rin, der wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa saß und noch kurz zuvor bitterlich geweint hatte. Er bewunderte ihn wirklich dafür, dass er alles erzählte und war extrem erleichtert, als sich alle bis auf Alastor auf seine Seite stellten. Der Nephilim hatte genug durchgemacht, da musste man ihm nicht auch noch zumuten als Verräter gebrandmarkt zu werden. Glücklicherweise behielt ihr Vater einen kühlen Kopf und leitete sofort Gegenmaßnahmen ein. Bevor er jedoch dessen Gemächer verließ, legte er eine Hand auf Rins Schulter und lächelte ihm aufmunternd zu. Zwar half das nichts, aber er wollte Rin klar machen, dass er nicht allein dastand. Dann ging auch er, nur um kurz darauf eine vertraute Stimme in seinem Kopf zu hören. „Azazel. Ich habe einen neuen Auftrag für dich.~”, verkündete Lilith vergnügt. „Aber zuerst wirst du mir einiges über den Zwilling des Nephilims verraten.” Er schluckte. ‚Scheiße...‘
 

„Was willst du von ihm?”, fragte er und Lilith schnaubte. „Was glaubst du denn, ich will ihn los werden.”
 

„Er ist keine Bedrohung für dich! Genau so wenig wie Rin!”, fauchte er, was Lilith jedoch nur genervt seufzen ließ. „Ach, hör auf zu jammern. Warum kümmert es dich, du magst den Menschen doch sowieso nicht wirklich. Aber um Rin musst dir um ihn keine Sorge machen. Ich habe noch Verwendung für ihn, also lasse ich ihn eine kleine Weile länger leben.~” Sofort stieg Wut in ihm auf. „Nimm die Finger von ihm! Du hast ihn genug gequält!”, fuhr er sie an. „Nein, ich denke nicht.”, antwortete sie gelangweilt. „Ich will ihn noch ein wenig länger leiden sehen. Doch falls es dich tröstet: Ich werde dir vorerst nicht befehlen, ihn mir auszuhändigen. Er ist im Moment zu gut bewacht und deine kleine Aktion zum Blutgericht hat nur gezeigt, dass man dir nicht trauen sollte. Da fällt mir ein: Ich muss mir noch eine Strafe für dich überlegen...” Er ignorierte die Drohung. „Du kommst nicht an ihn heran.”, zischte er. „Ach, wirklich? Ihr könnt ihn nicht ewig beschützen. Ihr werdet einen Fehler machen und wenn das passiert, gehören Gehenna und Assiah mir.”, spottete sie und lachte hysterisch. Er fragte gar nicht erst, woran sie genau dachte, es konnte nicht gesund sein. „Verschwinde einfach! Du hast weder in Gehenna noch in Assiah irgendetwas zu beherrschen!”
 

„Momentan nicht, aber die Dinge ändern sich, Azazel. Das tun sie immer. Dieses Mal werde ich deine Impertinenz noch ignorieren, nächstes Mal nicht mehr. Also...jetzt erzähl mir doch was zu dem Zwilling.~” Er atmete scharf ein und erinnerte sich daran, dass er sich vorgenommen hatte, vorerst mitzuspielen. ‚Wie konnte es so weit kommen?‘
 

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24. Dezember 2018, Satans Palast, Esszimmer
 

Azazel fand es noch immer unglaublich, dass Rin ausgerechnet an Heiligabend geboren worden war. Für Dämonen hatte dieser Tag keine wirkliche Bedeutung, da es Jesus nie gegeben hatte, jedenfalls nicht in der Form, in der sich die Menschen ihn vorstellten. Schlussendlich spielte es keine Rolle, denn auch wenn sie zu Beginn wütend über Rins Geburt gewesen waren und sich Mühe gegeben hatten, ihn zu hassen, würden sie den Geburtstag feiern wie jeden anderen. Natürlich war momentan eine richtige Feier nicht möglich, aber allein das glückliche Gesicht seines jüngsten Bruder als er ins Zimmer kam, war genug. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet und es tat wirklich gut, ihn nach allem, was passiert war, lächeln zu sehen. Allerdings machte sich Nervosität breit, als er zum Seelenspiegel kam. Tatsächlich war das Azazels Idee gewesen, aber er bezweifelte langsam, ob es wirklich so gut gewesen war, da Rin einen seltsamen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, während er die Funktion erklärte. Hatten sie damit nur alte Wunden aufgerissen? Er hatte seit dem Barbesuch ständig an Rins Worte bezüglich des Paladins denken müssen und hasste den Gedanken, dass es zum großen Teil ihre Schuld gewesen war und Rin sich Vorwürfe machte. Umso überraschter war er, als er, Samael und ihr Vater von Rin in eine Umarmung gezogen wurde. „Danke.”, flüstere der Nephilim. Nur kurz darauf fanden sie sich in einer Gruppenumarmung wieder, aber er beschwerte sich. ‚Scheint als hätte ich endlich mal was richtig gemacht.‘
 

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6. Januar 2019, Satans Thronsaal
 

„Ich halte das immer noch für eine dumme Idee.”, murmelte Amon, woraufhin Halphas, Ankou und Alastor zustimmend nickten. Auch Shax und Paymon schauten nicht sonderlich glücklich drein und Azazel konnte nur zustimmen. Es war eine perfekte Gelegenheit für Lilith zuzuschlagen, denn im Gegensatz zu dem, was die anderen glaubten, wusste die Dämonengöttin dank ihm von ihrem Auftrag in Assiah. Er hatte sein Bestes gegeben, um es ihr vorzuenthalten, aber das war längst unmöglich geworden. Inzwischen waren sie zu eng miteinander verbunden, als dass er noch etwas vor ihr geheim halten oder sich widersetzen konnte. Im Stillen hatte er gehofft, dass jemand den Fehler, den er in die Barrieren eingebaut hatte, finden würde oder es beim austesten auffiel, doch natürlich war das nicht der Fall gewesen. Er zwang sich, seinem Vater zuzuhören. „Ihr kennt eure Aufgabe, also halte ich es kurz. Versucht euch mit so vielen Hexenzirkeln und Exorzisten wie möglich in Verbindung zu setzen. Tötet keine Exorzisten, außer es lässt sich nicht vermeiden. Wenn sie euch also bei etwas erwischen, zündet ihr sie nicht sofort an. Ja, ich schaue dich an, Iblis.” Der Feuerkönig grummelte etwas vor sich hin und Satan wandte sich an Rin. „Und du hörst auf deine Brüder. Tu nichts unüberlegtes, halte dich aus eventuellen Kämpfen raus und spiele nicht den Helden!” Rin nickte. „Solange wir da sind, wird ihm nichts passieren.”, versicherte Lucifer. ‚Na hoffentlich...‘ Er konnte seine Nervosität nicht länger verbergen und begann damit, von einem Fuß auf den anderen zu treten. Dem Rest schien es ebenfalls aufzufallen. „Azazel, ist alles in Ordnung?”, erkundigte sich Halphas besorgt. Er blinzelte überrascht und überlegte sich eine schnelle Antwort. „Ja...”, war blöderweiser alles, was er hervor bekam. „Komm schon, Aza. Das war auch deine Idee.”, erinnerte Beelzebub ihn. „Ich habe nur ein schlechtes Gefühl...vielleicht sollten wir das verschieben...”, versuchte er sie verzweifelt umzustimmen. „Zur Abwechslung stimme ich zu.”, knurrte Alastor, aber beide stießen auf taube Ohren. Wie in Trance starrte er auf die sich öffnende Gehennapforte und atmete tief durch. Er konnte jetzt nur auf das beste hoffen.
 

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29. Januar, Assiah, Unterkunft
 

Normalerweise war Azazel kein großer Freund davon, mithilfe von Alkohol Sorgen und Trauer zu ertränken. Er hatte bei Astaroths Mutter gesehen, was passierte, wenn man einer derartigen Sucht erlag, wobei ihm wohl am besten im Gedächtnis geblieben ist, wie sie im Rausch dem Verwesungsdämonen eine Ohrfeige verpasst hatte, weil sie ihn als störend empfand. Auch erinnerte er sich zu gut an die ständigen Streitereien zwischen ihr und seinem Vater. Zwar hatten Satan immer geachtet, dass sie nicht vor ihm oder seinen Brüdern stritten, aber mitbekommen hatten sie es dennoch, vor allem nachts. Viele weitere Probleme waren noch dazu gekommen, aber es hatte zumindest ein gutes gehabt: Er hatte früh gelernt, dass Alkohol keine Lösung war und ausschließlich betäubte. Sicher, er war auch mal betrunken gewesen, wer nicht? Dafür hatte er aufgepasst, dass er es nicht übertrieb. Heute sah es allerdings anders aus. Er wusste wie wichtig es war, ihren Vater zu befreien, aber er hatte Angst, dass sie geradewegs in eine Falle rannten. Glücklicherweise (oder unglücklicherweise?) hatte sich Lilith bisher nicht bei ihm gemeldet und war wohl anderweitig beschäftigt, aber er wusste, dass sie von ihrem Plan wissen würde, sobald sie wieder in seinen Kopf eindrang. Daher beschloss er, zur Abwechslung einfach auf alle Vorsicht zu scheißen, holte sich mehrere Dosen Bier aus der Küche und trank. Mit etwas Glück würde der Alkohol ihn leicht benebeln und Lilith würde mehr Schwierigkeiten haben in seinen Geist einzudringen. Im Gegensatz zu dem Alkohol in Gehenna war es ein Lacher, aber es beruhigte ihn irgendwie. Wenn er schon nicht schlafen konnte, verbrachte er eben seine Zeit damit, über sein Versagen nachzudenken. Als die Verbindung zu seinem Vater getrennt worden war, hatte er Angst wie lange nicht. Er wusste, dass Lilith stark geworden war, aber dass sie wirklich Satan besiegen konnte, hatte ihn überrascht. Jedoch wusste er, dass es nichts brachte, sich deswegen Gedanken zu machen. Irgendwie musste er das in Ordnung bringen, er wusste nur noch nicht wie. Er hatte gerade die nächste Dose geöffnet, als er hörte wie jemand die Treppe herunterkam. Anhand der Aura konnte er erkennen, dass es Rin war und dieser hatte offenbar nicht mit ihm gerechnet, da er zögernd stehen blieb. „Solltest du nicht im Bett sein?”, sprach er den Nephilim an. „Ich konnte nicht schlafen. Du?”, kam die Antwort. „Ebenfalls.” Er nickte zu dem Platz neben sich. „Setz dich.” Rin kam der Aufforderung ein wenig zögerlich nach. „Also...warum kannst du nicht schlafen?”, fragte Azazel langsam und sah den Jüngeren an. Dieser seufzte. „Ich bin einfach angespannt. Wenn morgen etwas schief geht, sind wir alle erledigt. Dann wollen Shura und die anderen mitgehen und Lucifer erlaubt es auch noch. Was wenn ihnen etwas passiert? Sie sind meinetwegen schon oft genug in Schwierigkeiten geraten.” Dieses Gefühl kannte er nur zu gut. „Sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was alles schief gehen kann, bringt nichts und macht dich nur fertig.”, antwortete er ruhig. „Ich verstehe, dass du dir Sorgen um deine Freunde machst, aber du kannst ihre Entscheidung nicht ändern. Sei lieber froh, dass du sie hast. Normalerweise haben Nephilim diesbezüglich selten Glück.” Er trank einen weiteren Schluck und musste unwillkürlich an die Nephilim denken, die in Assiah von den Exorzisten gejagt und fast vernichtet worden waren. Diese Shura und die Adepten wirkten dagegen so, als würden sie sich wirklich um Rin sorgen. „Außerdem scheinen wir alle bei sowas besonders viel Pech zu haben. So ziemlich 99% meiner damaligen Freunde wollten mich nur ausnutzen und dem Rest ging es nicht besser.”, fügte er ein wenig verbittert hinzu. Zumindest war es in seiner Schulzeit so, an der Militärakademie hatte er einige gute Freunde gefunden mit denen er jedoch teilweise lange nicht geredet hatte. Ob sie wohl noch alle am Leben waren? Dank Liliths Angriffen und ihrer Übernahme war es gar nicht abwegig, dass manche tot sind. Rin wusste offenbar nicht, was er dazu sagen sollte, also nickte er nur und wechselte das Thema. „Warum kannst du nicht schlafen?” Gute Frage, die Wahrheit konnte er kaum sagen. Er verzog das Gesicht. „Das Übliche. Kopfschmerzen, Albträume und ein Haufen Stimmen, die mir die Ohren volljammern und einfach nicht die Klappe halten. Als ob ich nicht selbst genug Probleme habe. Die Toten haben's wenigstens hinter sich und vergessen mit der Zeit ihr Leben. Ich kann mich dagegen an jedes beschissene verstörende Erlebnis erinnern und all die Bilder. War ja klar, dass ausgerechnet ich mit 'nem fotografischen Gedächtnis verflucht werde. Damit ich ja nicht meine Fehler und meine Dummheit vergesse.” Er trank die Dose aus und zerquetschte sie, den Blick steif nach vorne gerichtet. Ohne zu wissen warum, spürte wie die angestaute Frustration hoch kam und die Worte brachen einfach hervor, doch dann bemerkte er Rins verwirrten Blick. „Sorry. Schätze mal die Schlaflosigkeit lässt mich irgendwelchen Mist erzählen. Ich warte grad, dass die Medikamente wirken. Ich will endlich schlafen ohne einen Haufen Leichen in meinen Träumen zu sehen. Oder Stimmen zu hören, die mich verspotten. Das zieht echt runter.” Vielleicht wäre es doch besser gewesen, auf den Alkohol zu verzichten. Die Medikamente alleine wirkten schon komisch und wenn man dann noch trank, wurde es offenbar nicht besser, auch wenn es nicht viel war. „Ok...”, sagte Rin unsicher. „Solltest du wirklich Alkohol dabei trinken?” Nein, sollte er eindeutig nicht, aber das musste er ja nicht wissen und Azazel zuckte mit den Schultern. „Im Gegensatz zu dem Zeug in Gehenna ist das hier Kinderhustensaft. Da passiert nichts. Ist sowieso nur eine Dose.” In Wahrheit waren es mindestens 3 gewesen. „Und seien wir mal ehrlich: Ich sehe aus wie ein Drogenabhängiger auf Entzug. Ich sehe überall Tote und höre ständig ihre Stimmen, ich kann nicht schlafen und habe das Gefühl, dass alles dabei ist, den Bach runterzugehen. Da gibt's nicht mehr viel kaputt zu machen.” Es war die Wahrheit, also warum sollte man etwas schön reden? „Sag das nicht.”, protestierte Rin. „Wenn wir Lilith besiegen-” Ohne es zu wollen, schnaubte Azazel. „Sobald wir Lilith besiegt haben, wird's ruhiger, aber das Ende ist es nicht. Der Kreis dreht sich weiter. Irgendwann kommt der nächste Krieg, sei es in Assiah oder Gehenna. Und glaube mir, ich weiß wahrscheinlich am besten, wozu Menschen fähig sind. Bei mir kommen jeden Tag unzählige Seelen rein, viele sind nicht durch natürliche Ursachen gestorben. So viele von ihnen mussten alles Mögliche mitmachen oder haben eine kranke Scheiße abgezogen, da würde sogar Alastor den Kopf schütteln. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer und weißt du was? Keinen interessiert's.” Er lachte kalt. „Es mag sich zynisch anhören. Wahrscheinlich sogar schon nihilistisch, aber es ist wahr. Ich sage es ja immer wieder. Die Welt ist am verrotten. Keinen interessiert's. Sterbliche leben vor sich hin und beachten nicht, was sich anderswo abspielt. Wenn sie von hören, lassen sie sich einmal drüber aus und dann geht's weiter mit dem Leben. In Gehenna ist es manchmal nicht anders.” Stille folgte, während Rin den älteren Dämonen anstarrte. ‚Super, jetzt kann ich meinen Titel zum Dämonenkönig des Nihilismus oder Depression umändern.‘, dachte er grimmig, doch beschloss gleichzeitig, dass es ihn nicht kümmerte. Dämonen befassten sich ungern mit dem Tod oder ignorierten ihn vollkommen, da sie unsterblich waren, er konnte sich diesen Luxus dagegen nicht leisten und musste sich jeden Tag damit beschäftigen. Man sollte meinen, dass er nach all den Jahren abgestumpft war und teilweise stimmte das, aber manche Dinge ließen ihn einfach nicht los. Jeden Tag geschahen überall schlimme Dinge, von Massenmorden bis hin zu Vergewaltigungen und Missbrauch. Lilith war nur ein Problem von vielen und selbst wenn sie verschwand, blieben so viele weitere zurück. „Es gibt viele Menschen, die sich einsetzen, um das zu verhindern und zu bekämpfen.”, murmelte Rin, woraufhin Azazel den Kopf schüttelte. „Nicht genug. Nicht mal ansatzweise.” Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Was tat er hier eigentlich? Herumzusitzen, in Selbstmitleid zu schwelgen und über die Ungerechtigkeit der Welt rum zu jammern, würde niemanden etwas bringen. Es lag nun mal außerhalb seiner Macht, was sich in Assiah abspielte und es sollte ihn zudem nicht interessieren. Sie hatten im Moment größere Probleme, allen voran Lilith, also musste er sich zusammenreißen. Andernfalls waren all die Toten umsonst gewesen. „Tut mir leid. Vergiss einfach, was ich gesagt habe.”, versuchte er vom Thema abzulenken und stand auf. „Ich gehe wieder ins Bett. Kommst du mit?” Erneut nickte der Nephilim stumm. Sie sprachen auf dem Weg nach oben nicht, sondern murmelten nur ein kurzes „Gute Nacht.” Dann hielt der Geisterkönig jedoch nochmal inne. Wahrscheinlich würde er morgen als Verräter entlarvt werden und Rin musste sich eventuell mit allerhand Unsicherheiten und Lilith rumplagen. Zwar hatte er Vertrauen darin, dass seine Brüder den Nephilim beschützen konnten, aber sicher war sicher. Er drehte sich um und ging zu ihm. „Eine Sache noch. Was auch immer in den nächsten Tagen passiert, ist nicht deine Schuld, ok? Und glaube nicht alles, was man dir sagt. Viele Dinge sind nicht so, wie sie scheinen. Also lass dich nicht unterkriegen.” Nach kurzem Zögern wuschelte er seinem jüngeren Halbbruder einmal durch die Haare, dann ging er zurück in sein Zimmer.
 

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2. Februar. 2019
 

Es war genau das eingetreten, was Azazel befürchtet hatte: Rin war gefangen und glaubte obendrein noch, dass es Azazels Schuld war, womit er allerdings nicht ganz falsch lag. Eigentlich hatte er darauf gehofft, dass seine Brüder relativ schnell erkennen würden, dass Invidia seine Gestalt angenommen hatte, aber offenbar war dies nicht passiert. Als Lilith ihn in die Verliese gerufen hatte, ahnte er bereits, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte. Er stellte sich auf Folter ein, doch was er schlussendlich vorfand war wesentlich schlimmer: Sein kleiner Bruder saß in einer Zelle, verängstigst und verwirrt. Am liebsten wäre er zu ihm hingegangen, hätte ihn umarmt und gesagt, dass alles gut werden würde, aber er konnte es nicht. Dieser vermaledeite Vertrag zwang ihn dazu, seine Rolle weiterhin zu spielen, also tat er genau das. Es zerriss ihm das Herz Rin verzweifeln zu sehen und ihm diese furchtbaren Dinge an den Kopf zu werfen, aber er musste es tun. Hoffentlich hielt der Nephilim durch bis er eine Möglichkeit fand, ihm zu helfen.
 

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22. Februar 2019
 

Seine Geschwister hatten es tatsächlich geschafft. Sie waren in die Vatikanstadt eingedrungen und gewannen stetig mehr Gebiet. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit bis sie den Petersdom erreichten und das Hauptquartier einnahmen. Dummerweise würde das bedeuten, dass er sich ihnen endlich stellen musste und davor bangte es ihm schon die ganze Zeit. Nicht weil er Angst um sich selbst hatte, er hatte sich längst damit abgefunden, dass er wohl sterben würde, sondern weil er Angst vor ihren Reaktionen hatte. Sie alle waren schon verraten worden und wenn sie erfuhren, dass sie sich nicht mal mehr auf den eigenen Bruder vertrauen konnte, könnte das seine ganze Familie zerstören. Allerdings war ihm schon länger klar gewesen, dass er früher oder später auffliegen würde und er sollte wohl froh sein, dass dieses Versteckspiel bald vorbei war. Immerhin würden sie hoffentlich Rin befreien können. Er atmete tief durch, dann machte er sich auf den Weg zu dem Gerichtssaal, wo er seine Brüder konfrontieren würde.
 

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Wieder in der Gegenwart angekommen, schauten sich Satan, die Baal und Shura sprachlos an. Satan wusste nicht, ob er erleichtert oder wütend sein sollte. Es lagen nun eindeutige Beweise vor, Azazel hatte sie nicht verraten, weil er es wollte, sondern weil er es musste. Ohne die Abmachung mit Lilith hätte sie damals gewonnen, doch nun hatte diese Entscheidung Folgen mit sich gebracht, die keiner erahnen konnte. „Also, nur damit ich es richtig verstanden habe.”, durchbrach Shura langsam die Stille. „Azazel hat eine Vereinbarung mit Lilith geschlossen, weswegen er ihr dienen muss und niemanden etwas sagen darf. Ach, und obendrein lebt ein Teil von ihr in ihm und hat sich dort wie ein Parasit eingenistet. Darum kann er sich ihr nicht widersetzen und diese ganze Verbindung ist verantwortlich für seinen Zustand?”
 

„Mehr oder weniger.”, antwortete Satan düster. „Die einseitige Seelenverbindung erklärt auch, warum er so oft Ausfälle hatte. Das war wenn dieser Teil ihn übernommen hat.”
 

„Ich dachte, Dämonen können nicht von anderen Dämonen Besitz ergreifen?”, warf Amaimon ein, woraufhin Samael den Kopf schüttelte. „Normalerweise nicht, in diesem Fall jedoch schon. Erst nachdem der Teil eine gewisse Zeit in ihm gelebt hat und nur für sehr kurze Zeit, aber es geht. Dadurch konnte sie Dinge in Bewegung setzen, ohne dass er es bemerkt und es sabotiert.” Shura erschauderte bei dem Gedanken, wie sich ein Teil einer fremden Seele in den eigenen Körper einistete. „Immerhin bringt es eine positive Sache: Bei derartigen Umständen werden die meisten verstehen, warum es schlussendlich so gekommen ist. Vielleicht wird er nicht mal bestraft.”, erinnerte Lucifer. Shura sah ihn verständnislos an, weswegen er es kurz erklärte. „In diesem Fall ist es so, dass Azazel zwar willentlich den Vertrag eingegangen ist, aber hätte er es nicht getan, wäre Lilith siegreich gewesen. Durch den Vertrag und die Verbindung konnte er sich nicht widersetzen, daher kann man ihm das auch nicht zur Last legen. Außerdem hat er Lücken im Vertrag genutzt, um uns zu helfen.” Shura verstand, worauf er hinauswollte, aber konnte sich nicht vorstellen, dass andere es genauso sehen würden. „Es steht so im Gesetz. Ich bin kein Richter, aber so viel weiß ich. Es gab schon andere Fälle, wo jemand unter Vertragsgebundenheit etwas angestellt hat und deswegen mildere Strafen bekommen hat.” Die Exorzistin nickte nur, sie wollte nicht über das Rechtssystem Gehennas streiten. Ehrlich gesagt würde sie es Azazel gönnen, keine allzu schwere Strafe zu bekommen. Sicher, durch seine Mithilfe sind viele gestorben, doch sie konnte seine damalige Entscheidung nachvollziehen. Es war die beste für Gehenna und seine Familie gewesen, also konnte man sich kaum beschweren. Schlussendlich lag es ohnehin nicht in ihrer Hand. Sie kannte den Geisterdämonen kaum, daher konnte sie sich ohnehin nicht wirklich ein Urteil erlauben. Am Rande bekam sie mit wie die Baal weiterdiskutierten, doch ihr Blick wanderte zu Satan, dessen Gesichtsausdruck vollkommen unleserlich war. Ob er sich Vorwürfe machte oder war er doch eher wütend auf Azazel? Bisher wurde sie nicht wirklich schlau aus dem Dämonengott, immerhin kannte sie auch erst seit einigen Stunden, weswegen sie noch immer sehr zurückhaltend ihm gegenüber war. Fürs erste würde sie beobachten und abwarten wie er sich verhielt. Vielleicht konnte sie sich wirklich irgendwie mit ihm gut stellen, was auf jeden Fall nicht schaden würde. Gleichzeitig wanderten ihre Gedanken zu Rin. Ob er wohl inzwischen aufgewacht war? Satans Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück zum Dämonengott. „Reden wir nochmal mit Azazel. Ich möchte etwas überprüfen.” Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er den Raum. Shura warf den Dämonenkönigen einen fragenden Blick zu, doch offenbar wussten auch sie nicht worum es ging. Daher bleib ihnen keine andere Wahl als dem Dämonengott hinterher zu trotten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-11-05T13:12:54+00:00 05.11.2019 14:12
OMG das ist alles so spannend.

Rin ist befreit und auch Aza, juhu mit bitterem Beigeschmack. Der arme rin ob er erkennen wird das er in Sicherheit ist?
AHHHHHH MIR FEHLEN DIE WORTE ICH KANN ES KAUM ERWARTEN WIE ES WEITERGEHT
Antwort von:  Himikko
05.11.2019 14:26
Ja sie sind zwar frei, aber so wirklich freuen kann man sich noch nicht. Beide werden eine ganze Weile brauchen um sich zu erholen, aber ich möchte nicht zu viel verraten ;)
Von:  Kasumi18
2019-11-05T11:57:01+00:00 05.11.2019 12:57
Endlich geht weiter schön wie auch traurig zugleich
Antwort von:  Himikko
05.11.2019 13:44
Ja, leider ging es nicht schneller, tut mir leid. ^^°
Aber immerhin scheint es dir zu gefallen :)


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