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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey, diesmal konnte ich was schreiben ohne das mir irgendwas abschmiert, Juhu XD Ok, Spaß beiseite. Die letzten Kapitel waren ziemlich ruhig, ich werde jetzt versuchen wieder etwas mehr Action einzubauen und es werden wahrscheinlich ein paar Zeitsprünge kommen.
Also viel Spaß :) Komplett anzeigen

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Noch mehr Sackgassen

"Was für ein Reinfall. Wir haben nichts herausgefunden. Diese Harpyien sind aber auch wirklich nur als Boten oder zum tratschen zu gebrauchen.", grummelte Ankou als der Abstieg endlich geschafft war. Gemeinsam hatten sie versucht etwas aus den gefangenen Harpyien herauszuholen, doch Aello sollte Recht behalten. Nichts war von der Person, die sie einst gewesen waren, übrig. Lediglich ihre tierischen Instinkte trieben sie noch an. Es war traurig und frustrierend zugleich.
 

Laut den Heilern waren jegliche Versuche Erinnerungen der Betroffenen zu wecken, fehlgeschlagen. Keiner erkannte Freunde oder Familie, auch mit einfachsten Gegenständen konnten sie nichts anfangen. Ohne weitere Ideen hatten sie aufgegeben.
 

Shax seufzte, Azazel blieb still.
 

Die Geisterdämonin sah ihn kritisch an. Sie war überzeugt davon, dass er vorhin einen Albtraum gehabt hatte, doch er stritt es ab. Langsam, aber sicher machte sie sich wirklich Sorgen um ihn. Er sah ziemlich ungesund aus und wenn sie sich nicht täuschte, hatte er Gewicht verloren. Nicht viel, aber es fiel ihr dennoch auf. Shax war ebenfalls besorgt, allerdings wussten beide, dass der Geisterkönig nichts sagen würde. Er redete nie über seine Probleme, sondern fraß sie in sich hinein. Das konnte einfach nicht gut gehen. Vielleicht sollten sie wirklich einen der Baal oder gleich Satan darauf ansprechen. Sie taten nur ungern etwas hinter Azazels Rücken, aber der Sturkopf ließ sich ja nicht helfen.
 

Ohne ein weiteres Wort führten sie einen Phasensprung aus, der sie zu Satans Palast bringen würde.
 

................................................................................
 

Es war lange her seit Astaroth bei Amon Zuhause gewesen war. Er hätte ihm die Ruhe an seinem freien Tag wirklich gegönnt (so viel Ruhe, wie man mit drei Grundschulkindern und einem Säugling/beinahe Kleinkind eben haben kann). Er klopfte an die Tür.
 

"Ja, ich komme gleich!", hörte er Agashs Stimme, gefolgt von einem Poltern. Scheinbar machten die Kleinen Stimmung.
 

Astaroth wartete geduldig bis ihm die Tür geöffnet wurde. Vor ihm stand eine etwas erschöpft wirkende, blasse Frau mit schulterlangen, lavendelfarbenen Haaren und braunen Augen. Sie war knappe zehn Zentimeter kleiner als er.
 

"Astaroth?", entfuhr es ihr überrascht.
 

"Hi. Komm ich ungünstig?"
 

Agash schüttelte vehement den Kopf und trat beiseite. "Nein, ich habe nur nicht mit dir gerechnet. Komm rein. Ist etwas passiert?"
 

"Ja, irgendwie schon...ich müsste mit Amon reden.", antwortete der Fäulniskönig entschuldigend und betrat das Haus.
 

"Sicher." Sie drehte sich um. "LILU! Könntest du deinem Vater sagen, dass er Besuch hat?"
 

Ein kleines Mädchen lugte aus einer Tür hervor, sie war die jüngste der drei Töchter. Ihr leicht zerzausten Haare waren wie die Amons hellgrau mit dunkelgrauen Spitzen und reichten ihr bis zu den Hüften, doch ihre Augen waren braun wie Agashs. Sie nickte, winkte Astaroth kurz zu und flitzte los.
 

"Paaaapaaaaaaaa! Asarot ist hieeeeeeeeer!", krakeelte sie.
 

"....Sie hat immer noch Probleme mit deinem Namen.", sagte die Fäulnisdämonin etwas peinlich berührt.
 

Der Fäulniskönig zuckte mit den Schultern. "Da wurden mir schon schlimmere Namen verpasst."
 

Agash wollte gerade antworten, wurde jedoch von einem Scheppern aus der Küche unterbrochen.
 

"Mama!", heulte Mergi, die zweiälteste Tochter.
 

"Ich komme gleich!"
 

Wie auf Kommando begann nun auch Jestan zu schreien.
 

Agash stöhnte auf. "Er ist gerade erst eingeschlafen..."
 

"Er zahnt immer noch?"
 

"Ja. Zur Zeit schläft er nur oder kreischt wie eine Banshee ohne Rücksicht auf Verluste."
 

"Mama, Mergi blutet!", rief Vritra, die älteste Tochter.
 

"Ich komme!", sie wandte sich an den Fäulniskönig. "Amon ist im Arbeitszimmer, du kennst den Weg ja."
 

Astaroth nickte und stieg die Treppe hoch. Er konnte Lilu hören, welche inzwischen begonnen hatte "Das Feuer der Hölle" zu singen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht verstand worum es darum ging. Vritra dagegen hatte mit "Seid bereit" losgelegt. Wahrscheinlich war es eine schlechte Idee sie diese Filme sehen zu lassen, aber Amon hatte damals alleine auf sie aufpassen müssen als plötzlich unerwartete Arbeit kam, also mussten sie umplanen. Schließlich war es darauf hinausgelaufen, dass Samael ihnen (gegen einen Gefallen) aus Assiah Filme geschickt hatte. Zusammen hatten sie sich in Astaroths Zimmer verkrümelt, die Kinder vor den Fernseher gesetzt und das Problem war gelöst.
 

Er klopfte an und öffnete die Tür.
 

Amon sah auf. "Also habe ich richtig gehört. Was machst du denn hier? Kocht Samael mal wieder und du willst hier essen?"
 

Astaroth erschauderte. "Zum Glück nicht."
 

Er erzählte Amon, was passiert war, dieser versprach ihm Ausschau zu halten.
 

Nach einer knappen halben Stunde konnte er bereits gehen. Nach weiteren zehn Minuten hatte er endlich eine Zone erreicht, in der Phasensprünge wieder möglich waren.
 

Erleichtert, dass alles so schnell erledigt war, wollte er gerade verschwinden als sich seine Nackenhaare aufstellten. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er zog einen Dolch hervor und schlich langsam die Gasse entlang. Nichts war zu sehen. Dann sprang ohne Vorwarnung etwas aus den Schatten hervor. Instinktiv machte er einen Satz nach hinten, sodass ihn die Klinge um Haaresbreite verfehlte.
 

'Attentäter?! Auf offener Straße am helllichten Tag?!'
 

Mit einem lauten Knurren setzte er zum Gegenangriff an, doch die Gestalt wich geschickt aus. Frustriert setzte er nach und schaffte es zumindest seinem Angreifer die Kapuze herunterzuziehen.
 

Er erstarrte.
 

"Egyn?!", entfuhr er ihm. Noch während er das sagte, realisierte er seinen Fehler. Der kurze Moment reichte seinem Gegner aus. Ohne zu zögern holte er aus und zielte auf Astaroths Hals. Im letzten Moment blockte er mit seinem Dolchgriff, doch er spürte wie die Klinge des Anderen in seiner Hand versank.
 

"Du verdammter Rakshasa!", fauchte er und trat dem Doppelgänger ihm in den Magen.
 

Der falsche Egyn keuchte auf, der Dämonenkönig ergriff die Chance einen zweiten Dolch zu ziehen und nach vorne zu springen. Schnell und präzise schlitzte er seinem Gegner die Kehle auf. Er musste zugeben, dass es verdammt verstörend war, jemanden zu töten und beim Sterben zuzusehen, wenn derjenige wie der eigene Bruder aussah. Der Rakshasa begann sich zurück zu verwandeln, doch er hatte nicht die Zeit darauf zu achten. Erneut wurde er angegriffen, diesmal von hinten. Er ließ sich fallen und rollte zur Seite, sodass der neue Angreifer seine Schulter verfehlte.
 

Bevor er sich seinen Gegner genauer ansehen konnte, wurde ihm eine Feuerwand entgegengeschleudert.
 

'Warum ausgerechnet Feuer?!'
 

Mit knapper Not wich er aus und warf eines seiner Wurfmesser, doch die Feuerdämoin (er glaubte zumindest, dass sein Gegner weiblich war) trat einfach beiseite. Er versuchte seine Fäulniskräfte einzusetzen, aber natürlich hatten die gegen Feuer nur eine geringe Wirkung. Jetzt könnte er Egyn wirklich gebrauchen.
 

Während sie kämpften, wurde Astaroth noch etwas bewusst. Wer auch immer sich hinter Maske und Kapuze verbarg, kannte ihn persönlich und hatte ihn bereits kämpfen oder trainieren sehen. Die Unbekannte kannte nicht nur seinen Kampfstil sondern auch seine Tricks und Täuschungen. Allerdings hatte der Dämonenkönig noch ein Ass im Ärmel. Bei der Verhaftung der beiden Blutjäger und ihres Adoptivvaters (welcher ebenfalls bald hingerichtet werden würde) hatte man ihr Anwesen durchsucht und mehrere Kisten mit Weihwasser gefunden. Der Besitz war normalerweise verboten, doch einige der Baal hatten ein paar Flaschen eingesteckt, auch Astaroth. Er hatte nur eine kleine bei sich, aber wenn er es im richtigen Moment verwendete, konnte er den Kampf beenden.
 

Angespannt wartete er darauf, dass seine Gegnerin ihre Abwehr vernachlässigte und zog unauffällig das Fläschchen hervor. Als sich endlich eine Gelegenheit bot, täuschte er einen Angriff vor, setzte nach und sprühte ihr das Weihwasser ins Gesicht. Davon überrumpelt und schmerzerfüllt aufschreiend, sprang die Feuerdämonin nach hinten doch Astaroth erwischte sie am linken Unterarm. Blut floss, allerdings konnte der Fäulniskönig durch den zerrissenen Ärmel eine rote Tätowierung sehen. Es erkannte zwei ineinander verschlungene Drachen, welche sich um einen Turm wanden. Vielleicht auch ein Tempel.
 

'Warte, Tempel?!'
 

Er schob seine Überraschung schnell beiseite und griff erneut an, denn sie war aus dem Gleichgewicht geraten. Diesmal traf er und sein Wurfmesser bohrte sich in ihre rechte Schulter. Nun schien sie genug zu haben. Sie zog sich zurück und sprang auf eines der Dächer.
 

"Hey, komm zurück, du Miststück!" Natürlich hörte sie nicht. Er versuchte sie zu verfolgen, aber er verlor sie schnell aus den Augen.
 

'Verdammt.'
 

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Kuro streunte geistesabwesend den Gang entlang. Seitdem er nach Gehenna zurückgekehrt war, fühlte er sich wieder um einiges wohler. Assiah war nicht schlecht, aber es würde nie sein wahres Zuhause ersetzen. Er war erleichtert, dass auch Rin sich langsam an seine neue Umgebung und seine Familie gewöhnte. Kuro war keinem der Dämonenkönige (außer natürlich Samael) oder gar Satan je persönlich begegnet, jedoch erkannte er, dass sie nicht nur vollkommen in Ordnung waren, sondern sich sehr um Rin sorgten. Nur um Iblis machte die Nekomata lieber einen Bogen.
 

Als er um die Ecke bog, blieb er verwundert stehen. Dort stand eine schwer atmende Gestalt, welche sich an der Wand abstützte. Langsam begann er die Person zu umrunden und erschrak als er sie erkannte. Es war Azazel und er sah überhaupt nicht gut aus. Obwohl er mit dem Rücken zu Kuro stand, konnte dieser erkennen, dass es ihm schlecht ging. Der Geisterkönig kauerte inzwischen schon fast am Boden und murmelte etwas vor sich hin bis er von einem Hustenreiz unterbrochen wurde. Der Familiar war sich ziemlich sicher, Blut zu sehen.
 

"Lord Azazel?", fragte er etwas panisch.
 

Der Angesprochene drehte sich ruckartig um und Kuro wich erschrocken zurück. Der Geisterkönig hatte nicht nur Blut hervor gehustet, sondern blutete auch aus der Nase. Normalerweise passierte sowas nur, wenn ein Dämon seine Kräfte überstrapazierte. Doch das war nicht das Beängstigendste. Seine Dämonenmale zogen sich über das Gesicht, seine Augen waren der absolute Albtraum. Sie seltsam waren leer, dennoch lag in ihnen ein seltsames Leuchten, welches ihn erschaudern ließ. Normalerweise fühlte sich Kuro immer sehr wohl in Azazels Nähe, immerhin war er sein König, aber nun würde er am liebsten umdrehen und so weit wie möglich weglaufen.
 

Jedoch bleib er. Es ging dem Geisterdämonen offensichtlich nicht gut, also musste er ihm doch irgendwie helfen!
 

"Was ist los mit Euch?"
 

Azazel antwortete nicht. Ächzend griff er sich an den Kopf und ließ sich an der Wand zu Boden zu sinken. Einige Sekunden herrschte Stille, Kuro war bereits dabei loszulaufen und Hilfe zu holen, als der Dämonenkönig langsam aufstand. Seine Male waren verschwunden und seine Augen wieder normal.
 

"Na super, mein Schädel...", murmelte er, die Hand noch immer an die Stirn pressend.
 

Kuro kam vorsichtig näher. "Lord Azazel? Geht es Euch gut?"
 

Der schwarzhaarige Dämon sah ihn überrascht an und kniete sich hin, um halbwegs auf Augenhöhe mit ihm zu sein.
 

"Sicher...geh ruhig. Was wollte ich eigentlich machen?" Den letzten Teil murmelte er vor sich hin und schüttelte frustriert den Kopf.
 

Kuro sah ihn zweifelnd an. "Ihr solltet zu einem Heiler gehen. Ihr saht wirklich schlimm aus und hattet Nasenbluten."
 

Azazel zuckte mit den Schultern und wischte sich über die Nase. "Das ist nur der Stress. Ich war außerdem vorhin in der Wüste, ich bekomme bei trockener Luft oft Nasenbluten. Mach dir keine Sorgen."
 

Er wischte seine Hand an einem Tuch ab und strich Kuro über den Kopf. Dann richtete er sich erneut auf und ging, während ihm der Katzendämon unsicher hinterher sah.
 

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Rin hatte genug davon in seinem Zimmer zu hocken. Irgendeiner seiner Brüder musste doch noch im Palast sein, also klopfte er an jede der Zimmertüren. Als er bei Iblis Tür angekommen war, erhielt er endlich eine Antwort.
 

"Ja?"
 

"Ich bin's. Kann ich reinkommen? Mir ist langweilig."
 

"Ist der Flohsack bei dir?"
 

Rin verdrehte die Augen. "Nein, Kuro ist nicht bei mir."
 

"Gut, dann komm rein."
 

Er öffnete die Tür und betrat das Zimmer seines älteren Bruders. Es war vollkommen anders als Amaimons Zimmer. Zunächst einmal war es wesentlich wärmer. Die Wand war rot und golden, der Boden schien eine Art schwarzer Marmor zu sein, jedoch zogen sich einige Linien, welche wie Lava aussahen durch das Gestein. Die Einrichtung ähnelte seinem und Amaimons Zimmer, jedoch war alles in Rot-, Orange-, Gelb- und Goldtönen gehalten. Einige Klamotten lagen herum, sowie verschiedene Bücher. Pflanzen gab es keine, aber einen Fernseher. Warum hatten scheinbar alle einen Fernseher, nur Rin nicht?! Was jedoch seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war ein Vogel. Dieser war ungefähr schwanengroß, seine Federn waren scharlachrot, orange und golden. Das Tier erwiderte seinen Blick mit seinen schwarzen Augen.
 

"Das ist Osiris. Er ist ein Phönix und mein Begleiter.", riss ihn plötzlich Iblis aus seinen Gedanken. Er sah überrascht auf. Irgendwie hatte er ihn ganz vergessen. Der Feuerdämon saß im Schneidersitz auf seinem Bett und hatte einen Laptop vor sich. Zu Rins Überraschung war auch sein Schweif draußen. Dieser war rot, das Fell am Ende sah in Form und Farbe aus wie eine Flamme.
 

"Sind das diese Vögel, die verbrennen?"
 

Der ältere Dämon nickte und warf dem Phönix etwas zu. Dieser fing es geschickt auf und fraß es. "Genau. Sie gehen in Flammen auf, wenn sie sterben und werden aus der Asche wiedergeboren. Sie sind eher selten als Begleiter, weil sie sich nicht auf jeden einlassen." Er klang stolz als er das erzählte.
 

"Ich habe ihn als Kind im Palastgarten gefunden, er war noch ein Küken und verletzt. Die Eltern waren nicht zu finden also haben wir uns um ihn gekümmert. Ich habe Vater angebettelt, dass ich ihn behalten darf. Ich habe es geschafft ihn wieder gesund zu pflegen und er hing sehr an mir, also hat Vater es schlussendlich erlaubt."
 

Rin nickte nur. "Haben die Anderen auch Begleiter?"
 

"Einige, aber außer Behemoth ist glaube keiner hier. Ich habe noch fünf junge Drachen, aber Vater erlaubt mir nicht mehr sie hier zu halten. Dabei sind sie momentan grad mal einen Meter lang. Sie sind immer ziemlich niedergeschlagen, wenn ich sie alleine lasse und wenn ich wiederkomme, hauen sie mich vor Freude fast um. Naja, wenn Vater es verbietet, kann man nichts machen. Er hat sowieso alles verboten, was Feuer oder Säure spuckt, Blut oder Hirn aussaugt, parasitär oder giftig ist und was aus Versehen im Essen landen könnte. Das war damals echt ein Horrortrip als Beels Viecher ausgebrochen sind. Die Liste ist noch länger, aber ich bin zu faul alle Verbote aufzuzählen."
 

Der Nephilim beschloss besser nicht nachzufragen. Er konnte auch irgendwo verstehen, warum Satan nicht fünf feuerspeiende Echsen in seinem Palast haben wollte.
 

Der Feuerdämon stand auf und streckte sich. "Wie wär's mit Essen? Ich verhungere bald."
 

Es klopfte an der Tür. Bevor Iblis jedoch antworten konnte, kam Halphas herein gestürzt. Es schien wichtig zu sein, denn er begann sofort zu reden und schien außer Atem. Rin verstand nur 'Astaroth', 'Rakshasa', 'Straße' und 'angegriffen'. Immerhin ein Anfang.
 

"Was ist passiert?", fragte er Iblis, dessen Gesicht sich verdüstert hatte.
 

"Astaroth war auf dem Rückweg von Amon und ist auf offener Straße von einer Rakshasa und einer Feuerdämonin angegriffen worden. Er glaubt, dass es das dritte Kind sein könnte. Sie konnte dummerweise fliehen."
 

Er seufzte. "Schätze mal, das Mittagessen muss warten."
 

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Die nächsten Tage waren ein einziges Durcheinander. Laut Astaroth muss die Angreiferin ihn gekannt haben, also arbeitete sie höchstwahrscheinlich im Palast. Er erzählte auch von der Tätowierung, sodass man alle weibliche Feuerdämonen im Palast überprüfte. Leider erfolglos.
 

Rin hatte Satan seit ihrem kurzen Gespräch nicht mehr zu Gesicht bekommen, auch die Baal ließen sich kaum blicken. Sie aßen sogar teilweise in ihren Zimmern. Hatte einer von ihnen gerade eine Pause, besuchte er den Halbdämon. Hin und wieder ließ Iblis in ihn seinem Zimmer Fernsehen gucken und manchmal erlaubte man ihm auch mit ihnen in einem Zimmer zu sein während sie arbeiteten.
 

Ansonsten verbrachte der Nephilim seine Zeit mit Kuro, Gehennisch lernen und mit lesen. Ja, lesen. Er hätte nie gedacht, dass es dazu kommen würde, aber ihm war so langweilig, dass er sich ein zufälliges Buch über die Lebewesen in Gehenna gegriffen hatte. Es war gar nicht mal so uninteressant, also hatte er weiter gelesen und lernte dadurch einiges.
 

Gehennisch war noch immer eine Tortur, aber Paymon behauptete, dass er Fortschritte machte. Sie waren ziemlich klein und schleppend, aber besser als nichts. Rin war überrascht, dass dem Lichtdämon nicht längst die Geduld ausgegangen war, aber scheinbar wurden ihm immerhin die Überstunden bezahlt.
 

Hin und wieder besuchten ihn zu seiner Verwunderung auch Shax und Agares, wenn sie frei hatten. Er mochte die beiden und war dankbar für die Gesellschafft. Ansonsten hatte er einen weiteren kleinen Erfolg zu melden: er schaffte es inzwischen allein zum Esszimmer und zum Archiv ohne sich auch nur ein einziges Mal zu verlaufen! Dies war wirklich ein großer Tag gewesen. So gesehen, könnte es also wirklich schlimmer sein.
 

Er war nur ziemlich stinkig gewesen, als Amaimon ihm erzählt hatte, dass Samael einen mehr als dreisten Vorschlag gemacht hatte. Man solle einfach alles, was Rin zu lernen hatte in Manga- oder Bilderbuchform präsentieren und schon war das Problem gelöst. Er war doch kein Kleinkind mehr! Abgesehen davon konnte ihm keiner erzählen, dass der Clown Japanisch innerhalb einer Woche gelernt hatte.
 

Gerade bereitete er sich auf seine nächste Stunde mit Paymon vor, als es klopfte.
 

"Ja?"
 

Es war Amon.
 

"Ähm, hi?", sagte Rin etwas verwirrt.
 

Der Fäulnisdämon verdrehte die Augen. "Jetzt schau nicht so, als würde ich dich einen Kopf kürzer machen wollen. Ich bin nicht Alastor. Ich bin nur hier, weil ich zu Astaroth musste und Paymon und Satan auf dem Weg hier her begegnet bin. Deine Stunde mit Paymon fällt aus, du trainierst stattdessen mit Ankou Nahkampf. Ich beneide dich ehrlich gesagt nicht."
 

Es war das erste Mal, dass er mit dem Nephilim richtig sprach. Sein Akzent war wesentlich schwerer als Rin es bisher gehört hatte und er musste sich an mancher Stelle ziemlich Mühe geben, um ihn zu verstehen. Offensichtlich verwendete er Sprachen Assiahs oder zumindest Japanisch nicht oft. Natürlich kommentierte er das nicht.
 

"Warum denn das?"
 

Er grinste gemein. "Sie wird dich hart ran nehmen. Zwar sieht sie nicht so aus, aber sie könnte wahrscheinlich jemanden umhauen, der doppelt so groß ist wie sie. Versuche dir nicht zu viele Knochen brechen zu lassen, die Heiler haben schon viel zu tun, ja?"
 

Er drehte sich um und begann davonzugehen. "Sie wartet in der Trainingshalle auf dich. Zweites Stockwerk, linker Ostflügel. Bring dir irgendwelche Trainingssachen mit."
 

"Danke!", rief Rin ihm nach.
 

Amon blieb stehen und nickte ihm knapp zu, dann verschwand er endgültig.
 

Rin ging zu seinem Schrank. Er hatte in den letzten Tage seine Klamotten und Habseligkeiten ausgepackt und im Raum verteilt, also konnte er eine der leeren Taschen nehmen. Außerdem hatte er endlich erfahren, wo Kurikura war. Satan hatte es irgendwo in seiner Waffenkammer untergebracht, zumindest so lange bis Rin endlich seine Flammen kontrollieren konnte. Zwar war der Nephilim nicht gerade begeistert gewesen, aber es war wohl nachvollziehbar.
 

Er suchte sich ein T-Shirt, eine Trainingshose sowie Turnschuhe zusammen und warf alles hinein. Dann schnappte er sich die Tasche und verließ das Zimmer. Inzwischen hatte er einen Schlüssel bekommen und ihm war eingeschärft worden, sein Zimmer immer abzuschließen, wenn er es verließ. Nachdem dies erledigt war, machte er sich auf den Weg. Natürlich verlief er sich und es war kein Diener in Sicht, den er nach den Weg hätte fragen können. Schlussendlich traf er auf einige Wächter, denen er trotz seines begrenzten Wortschatzes klar machen konnte, wohin er wollte. Einer von ihnen bot an, ihn hinzubringen. Natürlich nahm Rin an.
 

Endlich stand er vor der richtigen Tür und der Nephilim bedankte sich. Der Wächter nickte ihm nur grinsend zu und ging zurück zu seinem Posten.
 

Tief durchatmend öffnete er die Tür.
 

"Du bist spät dran.", wurde er von der Geisterdämonin begrüßt.
 

"Tut mir leid, ich war-", begann er, doch stockte als er sie sah.
 

Sie trug ein graues, bauchfreies Sport-Top und eine schwarze, eng anliegende Trainingshose (Wie versteckte sie bitte ihren Schweif?!), ihre schwarzen Haare hatte sie geflochten. Sie sah ohne ihre Rüstung  noch zierlicher aus, aber dafür treib sie offensichtlich regelmäßig Sport. Außerdem erkannte er nun, dass sie tätowiert war. An ihrem linken Oberarm war Azazels Zeichen eintätowiert, darunter ein seltsames Symbol (später erfuhr er, dass es ein Triskell war) und etwas rotes verschnörkeltes. An ihrer Taille war ein Wolfskopf zu sehen.
 

Die Dämonin hob eine Braue. "Und was gibt es da zu bestaunen?", fragte sie bissig.
 

Rin zuckte zusammen als ihm klar wurde, dass er sie anstarrte. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Entschuldige, es ist nur komisch dich ohne deine Rüstung zu sehen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass du Tattoos magst..."
 

"Viele lassen sich das Siegel des Dämonenkönigs tätowieren, dem sie dienen. Für uns Stellvertreter war das sogar Pflicht, die Baal haben zu ihrer Krönung ebenfalls ihre jeweilige Siegeltätowierung bekommen. Ansonsten lassen sich viele welche bei bestimmten Erfolgen oder Erlebnissen stechen.", erklärte sie etwas milder gestimmt. "Warum bist du zu spät? Hast du dich verlaufen?"
 

Der Nephilim nickte. "Amon meinte nur, es wäre  im zweiten Stock, linker Ostflügel. Ich musste ein paar Wachen nach dem Weg fragen. Dass ich versehentlich 'Trainingshalle' und 'Besenkammer' verwechselt habe, hat es nicht leichter gemacht. Frag bitte nicht."
 

Ankou seufzte. "Wenn ich Amon in die Finger kriege...egal. Geh dich einfach umziehen."
 

Rin nickte erleichtert.
 

Fünf Minuten später war er fertig. Ankou stand mit verschränkten Armen vor ihm und betrachtete seinen Körper. "Zumindest scheinst du halbwegs sportlich zu sein. Samael hat mir erzählt, dass du keine Erfahrungen im waffenlosen Nahkampf hast, außer irgendwelche Prügeleien. Die zählen natürlich nicht. Ich werde mich ein wenig zurückhalten, aber glaube nicht, dass ich dich mit Samthandschuhen anfassen werde. Schmerzen sind immer noch der beste Lehrmeister."
 

Rin gefiel nicht, was er hörte, aber er musste da wohl durch.
 

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Weder Amon noch Ankou hatten Witze gemacht. Die Geisterdämonin war gnadenlos. Alleine nach dem Aufwärmen wäre er am liebsten an Ort und Stelle zusammengebrochen. Ein normaler Mensch wäre es längst.
 

Das eigentlich Training bestand mehr oder weniger daraus, sie anzugreifen und sich von ihr auf die Matte donnern zu lassen. Sie hatte ihm einige Angriffe gezeigt, doch er war immer zu langsam und sie viel zu schnell. Erneut versuchte er einen Treffer zu landen und wieder fiel er zu Boden, diesmal auf dem Bauch. Er spürte wie sie ihren Fuß auf seinem Rücken platzierte und Druck ausübte. Seine Rippen knackten bedrohlich.
 

"Du bist tot.", sagte sie seufzend.
 

"Wenn du dich weiter auf mich stellst, auf jeden Fall.", stieß Rin hervor, denn er bekam kaum Luft.
 

Sie nahm ihren Fuß herunter und wartete geduldig bis er sich endlich aufgerappelt hatte. "Los, überrasche mich. Es wird allmählich langweilig."
 

Rin biss frustriert die Zähne zusammen und stürmte auf sie zu. Diesmal fiel er nicht hin, sondern hing mehr oder weniger in Ankous Griff, ihr rechter Arm war um seinen Hals geschlungen. Erschrocken schnappte er nach Luft.
 

"Du bist so vorhersehbar.", murmelte sie und ließ ihn los, woraufhin er ziemlich unsanft landete.
 

"Du lässt dich zu sehr von Emotionen kontrollieren.", fuhr sie fort. "Nicht untypisch für Dämonen, aber es ist gefährlich. Wut und Hass sind ein Kraftstoff, der nur allzu schnell verbrennt. Iblis hat beispielsweise gelernt seine Wut zu fokussieren und entsprechend einzusetzen ohne die Kontrolle über sein Dämonenherz zu verlieren. Wenn du dich zu sehr solchen Gefühlen hingibst, kannst du die Beherrschung über dich verlieren und wirst einfach nur zu einem Wesen ohne Verstand, dass alles angreift. Das wäre dir schon fast im Kampf mit Amaimon passiert, allerdings war das noch harmlos."
 

"Was soll das heißen 'die Kontrolle über mein Dämonenherz verlieren'?", keuchte Rin.
 

"Jeder Dämon muss lernen sich seinen dämonischen Instinkten zu stellen. Wer keine Kontrolle über sein Dämonenherz hat, ist eine Gefahr für sich und alle anderen. Das innere Biest übernimmt dich und zerstört alles. Du bist noch versiegelt, daher ist das Problem noch nicht so präsent. Sobald deine Dämonenhälfte jedoch endgültig entfesselt wird, musst auch du dich dem stellen."
 

"Wenn ich also die Kontrolle über meine Gefühle oder mein Dämonenherz verliere, verliere ich auch die Kontrolle über mich selbst und meine Kräfte. Dann kommen animalische Instinkte hervor, die alles in Schutt und Asche legen wollen?", hakte der Nephilim nach.
 

"Mehr oder weniger." Sie warf ihm eine Wasserflasche zu. "Wir machen kurz Pause."
 

Darüber war Rin mehr als dankbar. Er war vollkommen durchgeschwitzt, Ankou dagegen sah aus als könnte sie mal eben einen Marathon laufen.
 

"Langsam habe ich das Gefühl, dass du es genießt mich umhauen zu dürfen.", grummelte er.
 

Sie lachte leise. "Ich gebe zu, es ist eine gute Art Stress abzubauen."
 

"Danke."
 

"Immer gerne."
 

Rin verdrehte die Augen und trank einen weiteren Schluck. "Sei ehrlich, wie schlecht bin ich?"
 

Ankou, welche ebenfalls aus ihrer Flasche trank, hielt kurz inne und überlegte. "Ich denke dieses Ergebnis war zu erwarten. Du startest immerhin bei null. Du bist wie gesagt äußerst vorhersehbar und undiszipliniert, aber offensichtlich auch entschlossen und zeigst Ehrgeiz. Deine Technik ist bis jetzt gar nicht schlecht, mit regelmäßigem Training wird das sicher noch was werden."
 

Der Nephilim sah sie überrascht an. "Ich dachte eher, ich wäre eine wandelnde Katastrophe."
 

"Dann solltest du mal Tap beim Messerwerfen sehen. Er schafft es wirklich, dass die Teile nach hinten fliegen und einmal steckte eins in der Decke. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie er das hinbekommen hat.", erzählte sie kopfschüttelnd.
 

Rin lachte. Er kannte den Erddämonen bisher gar nicht. Auch von Berith hatte er nichts mehr gesehen. Vielleicht sollte er versuchen mehr über sie zu erfahren. Die Winddämonin stand auf.
 

"Alles klar, genug Pause. Weiter geht's!"
 

Rin nickte und stand ebenfalls auf. Die nächste Stunde verbrachte er wieder größtenteils auf dem Boden, aber immerhin schaffte er es tatsächlich ein paar Schlägen auszuweichen als sie an der Reihe mit angreifen war.
 

Am Ende war er erschöpft, aber relativ zufrieden. Er duschte schnell und zog sich um, dann verabschiedete er sich und kehrte in sein Zimmer zurück, wo er sofort ins Bett fiel und einschlief.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2021-06-17T01:06:27+00:00 17.06.2021 03:06
Wenn Astaroth schon am hellichten Tag angegriffen wird.  Sollte man Rin eine Leibwächterrin zur Seite stellen. Oder mit seinem Kampf Training beginnen. Und er sollte immer eine Waffe/ Schwert bei sich tragen.

Bei trocken Luft immer Nasenbluten ha ha ha ha das Kann er einen Schneemann in der Wüste erzählen irgendwas stimmt hier ganz gut garnicht.
Azazels Gesundheits Zustand  Attentat auf Astaroth.

Was hat Iblis gegen  Kuro????

Feuer , Säure spuckt, Blut und Hirn aussaugt, parasitär , giftig ist und was aus Versehen im Essen landen könnte. Ich schmeiß mich weg vor lachen. 🤣😂🤣😂

Ich würde sehr gerne Drachen als Haustiere haben.

Aaaa ein bisschen Gehennisch ist doch hängen geblieben.

Amer Rin das Training war hart.

Ämmm jeder Baal hat ein Herrschaft gebiet wie sieht es  mit Rin aus????


😈😈😈😈
Antwort von:  Himikko
18.06.2021 21:28
Iblis mag keine Katzen :D
Rin ist nun wirklich viel zu jung, um eins zu bekommen:D
Von:  Yuna_musume_satan
2018-11-16T13:21:20+00:00 16.11.2018 14:21
Klasse freu mich schon Doo wie es weiter geht
Antwort von:  Himikko
16.11.2018 18:20
Ich versuche so bald wie möglich zu updaten :)


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