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Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

hier kommt frisch das nächste Kapitelchen :) Wer also gespannt ist, wie es zwischen Renji und Byakuya weitergeht, wird es hier erfahren xD

Vielen Dank an Mondtanz für den Kommentar :3

Habt ein schönes Wochenende!

LG und viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen

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Domestic Insubordination

Die Wachen wurden zwar nicht langsamer, als sie Renji sahen, doch sie erstarrten in der Sekunde, als sie Byakuya erkannten.
 

„Uh, Kommandant?“, der Anführer der Patrouille der Sechsten war ihre 18. Offizierin Bachiko Mura. Sie war eine kleine, kompakte Frau mit dunkler Haut und kurzgeschnittenem, stahlgrauem Haar. Sie kam vor dem Kommandanten schlitternd zum Halt und steckte schnell ihr Schwert weg. Sie blickte neugierig zu Renjis erhobenen Händen und fragte: „Wie ist die Situation, Kommandant?“
 

„Es gibt keine Situation“, sagte Byakuya.
 

Alle drehten ihre Köpfe, um auf das große Loch im Fensterladen zu starren.
 

„Ich bin gestolpert“, sagte Byakuya.
 

„Das sagen sie immer“, kam es von einer unbekannten, männlichen Stimme neben Renji.
 

Renji drehte sich um, griff dabei automatisch nach Zabimaru. Sofort fand er sich in einem geübten Würgegriff wieder. Seine Arme wurden von jemandem anderen festgehalten – oder vielleicht zwei andere. Renji konzentrierte sich darauf, ruhig und entspannt in ihrem Griff zu bleiben. Niemand hatte versucht, ihm Zabimaru wegzunehmen, also schaffte er es, ein ‚Hey!‘ zu unterdrücken.
 

„Ich bin Yuudai Anno, 10. Offizier der 9. Division“, drang eine weiche und gebildete Stimme in Renjis Ohr. „Und ich glaube, das ist unser Zuständigkeitsbereich. Tretet zurück, Sechste.“
 

Die Neunte. Scheiße. Nun ja, sie lagen richtig mit dem Zuständigkeitsbereich. Die Sechste hatte regelmäßige Rukongai-Patrouillen, doch die einzige wahre Autorität zur Inhaftierung von Renjis Leuten innerhalb der Seireitei lag nur innerhalb ihrer eigenen Division, dem Anwesen und deren Grundstück. Ihnen wurde das Recht für besondere Anlässe bewilligt, doch dies war keiner davon. Also nickte Renji seinen Leuten zu. Sie traten zurück, gingen aber nicht.
 

Eine Frau von der Neunten kam auf Byakuya zu und gestikulierte ihm, mit ihr zur Seite zu treten. „Auf ein ruhiges Wort, Kommandant Kuchiki?“ Sie blickte zu den Soldaten im Hintergrund. „Vielleicht im Privaten?“
 

Byakuya nickte und winkte die Sechste weg. „Kehrt zu euren Posten zurück.“
 

„Ja, Kommandant.“ Das halbe Dutzend nahm Haltung an, verbeugte sich respektvoll und lief dann in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Sie verschwanden schnell in den dunklen Straßen vor dem Tor der Division.
 

Mit dem Eintreffen der Neunten gingen die Lichter in den oberen Stockwerken der Wohnhäuser und Läden schnell wieder aus.
 

Der Arm um Renjis Hals wurde fester. „Und du, du Stück Scheiße, kannst mit uns darüber kommen und wir haben auch mal ein kleines Gespräch“, schnaubte Anno wispernd in Renjis Ohr.
 

Zum Teufel? Als die Gruppe Renji in den Schatten des Vordachs eines Nahegelegenen Ladens schob, konnte er nicht anders, als seine Füße dagegen zu stemmen. Er mochte es gar nicht, wonach das Ganze aussah und sein Reiatsu stieg mit einem schnaubenden Knurren an.
 

„Hey, hey“, warnte Anno. „Bleib ruhig, Kumpel. Wir geben deinem Freund nur etwas Platz, dass er seine Geschichte erzählen kann, ohne dass du dich vor ihm aufbaust. Shizu wird versuchen ihn ein wenig zur Vernunft zu bringen, doch da er nicht so aussieht, als würde er Anklage erheben, denke ich, dass wir eine kleine Mann-zu-Faust-Diskussion haben werden, wie normale Leute ihre wertvollen Freunde behandeln.“
 

Super, sie hatten es als häusliche Gewalt und Renji als Aggressor deklariert.
 

Renji schnaubte ein düsteres Lachen aufgrund der Ironie. Außerdem hätte Anno von dieser Logik her aus der Elften sein Können: Ich prügel dich windelweich, um dir beizubringen, dass man keine Leute windelweich prügelt. Dennoch musste Renji einfach murmeln: „Ich war nicht derjenige, der die Hand zuerst erhoben hatte.“
 

„Sicher, Kumpel. Hat sicher noch danach gefragt, nicht wahr?“, fragte Anno, als er hinter Renji zum Vorschein kam. Die anderen beiden Shinigami pressten Renjis Rücken gegen etwas Festes. Renji biss die Zähne zusammen und ließ es zu. Er kämpfte immer noch nicht gegen sie an, selbst wenn sie ihn so positionierten, dass es einfach für Anno sein würde, ihn zusammenzuschlagen.
 

Was eine Art von Scherz sein musste. Was hatte Anno gesagt, was er war? 9. Offizier? 10.? Ja, viel Glück dabei, Kumpel, dachte Renji. Dieser Bastard konnte glücklich sein, wenn er einen blauen Fleck hinterließ.
 

Als er vor Renji zum Stehen kam, musterte Renji ihn. Anno war ein mäßig gutaussehender Mann – lange, schwarze Haare zu einem einzelnen Zopf gebunden, der fast bis zu seinem Hintern reichte. Er teilte den ärmellosen Stil mit Hisagi nicht, seine Uniform war unverändert und schmucklos. Doch er hatte ein bisschen Gesichtsschmuck, der ein wenig nach ‚Punk‘ aussah – drei Ringe an der Augenbraue über seinem rechten Auge und einen weißen Stein am Nasenflügel, der im Laternenlicht wie ein Diamant glitzerte.
 

Anno knackte mit den Fingerknöcheln und warf Renji auch einen abschätzenden Blick zu. Etwas, das er gesehen hatte, ließ seine Gehabe schwanken, denn er zog zischend die Luft ein. Dann trat er nähe, schob Renjis Haare aus der Stirn. Er starrte für eine Sekunde mit Entsetzen auf die Tattoos und sprang dann zurück, als versuche er aus der Schlagweite zu kommen, obwohl seine Leute Renji weiterhin festhielten.
 

Er blickte zu Zabimaru, als wolle er etwas bestätigen und wollte wissen: „Abarai? Du bist Vizekommandant Renji Abarai? Und das ist Kommandant Byakuya Kuchiki?“ Bevor Renji seine und Byakuyas Identität bestätigen konnte, sagte Anno zu einem seiner Männer: „Schick einen Schmetterling sofort zum Vizekommandanten. Diese Situation ist gerade eskaliert zu…“, er zögerte wieder und wandte sich zu Renji um. „Was zum Teufel ist das? Von dem was wir gehört haben, war es eindeutig häusliche Gewalt. Das ist dein Kommandant, du verdammter Idiot. Warum zum Teufel stößt du ihn durch ein Fenster?“
 

„Himmel, Anno“, sagte der Typ zu Renjis Rechten, nachdem er den beschworenen Schmetterling losgeschickt hatte. „Wo zur Hölle bist du gewesen? Das ist nicht das erste Mal für die. Abarai hat die halbe Seireitei zerlegt, als er versucht hatte, seinen Kommandanten zu ermorden.“
 

„Ermorden? Hey, ich war der blutende-“, begann Renji.
 

Doch Anno unterbrach ihn mit einem scharfen: „Was? Warum bist du nicht im Madennest? Oder gegrillt oben am Sōkyoku?“, Anno wedelte hinter ihm, wo die Spitze des Berges über die Mauern des Anwesens hervorragte.
 

„Das Phönix-Ding ist kaputt, Offizier“, sagte der Typ zu Renjis Linken.
 

Anno ließ ein übertriebenes Seufzen über seine Soldaten heraus. „Danke für diese Information, Schlauberger“, sagte er sarkastisch. Er trat näher zu Renji und fragte: „Also was hast du dazu zu sagen, Abarai?“
 

Renji versuchte mit den Schultern zu zucken. Die Typen, die an ihm hingen, versauten die Geste, also sagte er: „Nichts. Ist nicht meine Entscheidung. Es ist die meines Kommandanten.“
 

„Oh, hey. Schau dich an, ganz gesetzestreu, sobald es dir passt“, schnaubte Anno. „‘Gestolpert‘, sagte er“, wiederholte Anno. „Mann, du hast deinen hübschen Kommandanten irgendwie um den Finger gewickelt, richtig? Oh, ich verstehe. Du fickst ihn, nicht wahr?“
 

Renji war froh, dass die Dunkelheit seine Reaktion verdeckte, denn er konnte spüren, wie die Röte sofort in seine Wangen stieg. „Hey, jetzt aber“, begann Renji, doch Anno unterbrach ihn wieder.
 

„Also ist es häusliche Gewalt“, sagte Anno mit einer plötzlichen, fast schon schadenfrohen Erkenntnis. „Und Ungehorsam. Verdammt noch mal. Ich denke, wir kommen dazu, endlich mal Kommandant Mugurumas Eifer zu testen, Jungs. Ich frage mich, was er daraus machen wird.“
 

Eine Frau kam herüber – Shizu? – und sagte: „Ich hoffe, ihr habt euer ‚Gespräch‘ beendet, Offizier, denn wie immer hält die Mieze die Klappe.“
 

Mieze? „Hey, zeig ein wenig Respekt“, rief Renji. „Das heißt Kommandant Kuchiki für euch.“
 

„Oh, genau“, sagte Anno ihr mit einem Seitenblick zu Renji. „Unser Schläger ist niemand geringeres als Vizekommandant Renji Abarai, Kommandant Kuchikis direkter Untergebener. Und sie haben eine Vergangenheit. Das ist außerhalb unserer Gehaltsklasse. Ich habe den Vizekommandant gerufen.“
 

Shizu nickte Renji zu. „Hiya, Renji. Hab dich in der Kleidung und mit offenen Haaren nicht erkannt“, sagte sie, als kenne sie ihn. Dann schüttelte sie ihren Kopf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Nun ja, er wird gehen dürfen, Senpai. Hisagi ist ein Akademie-Kumpel von Renji.“
 

Anno lachte reumütig. „Man, ich wette du denkst, du bist aus dem Schneider, huh, Abarai?“
 

Renji hingegen versuchte herauszufinden, wohin Byakuya gegangen war. Die Frau, Shizu, schien angedeutet zu haben, dass Byakuya keine Anklage erheben würde, also wo war er hingegangen? Er streckte sich, um über alle Köpfe in die Dunkelheit zu starren.
 

Anno griff Renji fest am Kiefer, damit er ihn ansah. „Hey, ich rede mir dir.“
 

Renji ließ sein Reiatsu kurz ansteigen und drehte sich aus dem Griff. „Hey, lass deine verdammten Finger von mir. Wo ist Kommandant Kuchiki?“
 

„Sich beim Ladenbesitzer entschuldigen, dessen Fensterläden du zerstört hast, denn scheiße“, sagte Shizu, sah dabei aus, als wolle sie Renji ins Gesicht spucken. „Er tut immer noch so, als wäre es sein Fehler. Er hat mir sogar gesagt ‚Ich hätte nicht die Dinge sagen sollen, die ich gesagt habe‘ und, darin liegt die neue Wendung, er meinte ‚Ich bin zu hart mit ihm‘.“
 

Die Neunte schüttelte entweder die Köpfe oder stöhnte ‚Typisch‘ oder warfen Renji einen schmutzigen Blick zu. Anno umfasste seine Hand, als hätte Renjis kleiner Ausbruch ihn tatsächlich verletzt – worüber Renji sich plötzlich sorgte, wenn man ihren Kräfteunterschied bedachte. Himmel, er könnte sogar mehr danach aussehen, von dem sie dachten, was er war.
 

„So ist es nicht“, murmelte Renji, wusste aber, dass er genauso gut ‚Das habe ich nicht gewollt‘ hätte hinzufügen können, bei all dem, was sie von ihm glaubten.
 

„Was geht hier vor?“, sagte Byakuya und kam in Sichtweite. „Warum habt ihr Renji noch nicht losgelassen?“
 

In diesem Moment zog ein Windstoß an Saum und Haaren, als Hisagi und Kommandant Muguruma aus dem Shunpo kamen.
 

Obwohl er kleiner als Hisagi war, dominierte Muguruma die Szene ab der Sekunde seiner Anwesenheit. „Was ist hier los?“, wollte er von seinen Soldaten wissen. Er nickte Byakuya zu: „Kommandant Kuchiki.“
 

Byakuya nickte nicht oder würdigte Muguruma eines Blickes. Byakuyas Augen waren nach unten gerichtet, doch Renji konnte spüren, dass sein Fokus auf Renji und den Männern lag, die ihn festhielten.
 

Anno grinste. „Es ist häusliche Gewalt oder interner Ungehorsam. Suchen sie sich es aus, Kommandant.“
 

Muguruma war nicht amüsiert. „Lass den Scheiß, 10. Offizier. Und hol, wen auch immer du im Schatten da drüben versteckst, ins Licht, damit ich ihn sehen kann.“ Die zwei Shinigami der 9. Division taten, wie ihr Kommandant befohlen hatte und zogen Renji unter dem Vordach auf die Straße hervor. Muguruma schielte zu Renji und fragte dann Hisagi: „Kenne ich den?“
 

„Ich weiß es nicht, Kommandant“, sagte Hisagi. „Das ist Renji Abarai, Vizekommandant der 6. Division.“
 

Muguruma schaute Renji einen Moment stirnrunzelnd an und schien ihn dann einordnen zu können. Dann blickte er kurz zu Byakuya und nickte dann, als habe er die Puzzleteile zusammengesetzt.
 

„Richtig, also ich habe bemerkt, dass niemand meine Frage beantwortet hat, was hier los ist“, sagte Muguruma. Anno öffnete seinen Mund, doch Muguruma nickte in Renjis Richtung, schnitt ihm die Worte ab, indem er sagte: „Denn ich denke, dass sieht nach ein wenig Hinterhofjustiz aus. Sind die Dinge in der Neunten so gelaufen, während ich nicht da war?“ Niemand sagte etwas, doch Anno war zumindest schlau genug, um ein wenig angefressen auszusehen. „Scheiß Soul Society, ändert sich nie“, murmelte Muguruma zu sich selbst. Dann sprach er wieder zu seinen Soldaten: „Hört zu, Kinder. Wir machen die Dinge heutzutage nach den Regeln, habt ihr das verstanden?“
 

„Ja, Kommandant“, antwortete die anwesende Neunte.
 

„Und was steht in den Regeln über Kommandanten und Vizekommandanten?“, fuhr Muguruma fort, seinen Leuten eine Standpauke zu halten. Niemand antwortete. „Die Regeln sagen, dass Kommandanten darüber entscheiden, ob sie es zulassen, dass ihre Vizekommandanten sie herumschubsen oder nicht.“ Muguruma wandte seine intensive Aufmerksamkeit zu Byakuya. „Also, Kuchiki, bist du die Art von Kommandanten, die solch ein Verhalten von seinen Untergegeben toleriert oder was?“
 

Himmel, wenn man es so auslegt, gab es keine gute Antwort darauf, oder?
 

„Es war keine Gewalt“, sagte Byakuya ohne Zögern. „Es war eine Auseinandersetzung eines Paares, nicht mehr.“
 

Mugurumas Mund stand offen, dann schloss er ihn schnell wieder. Er schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn und kniff sich in die Nase, als hätte er plötzlich Kopfschmerzen bekommen. „Hast du gerade öffentlich Unzucht mit Untergebenen vor dem Kommandanten der Neunten in seiner speziellen Funktion als Befehlshaber der Militärpolizei gestanden, Kommandant Kuchiki?“
 

Byakuya sagte nichts. Die Stille war so angespannt, dass Renji seinen Herzschlag in den Ohren und seinen schweren Atem hörte. Der Griff um seine Arme wurde fester.
 

„Hat noch jemand das gehört? Denn vielleicht höre ich nicht richtig“, fragte Muguruma seine Soldaten. Nun tauschten alle Blicke aus, als wären sie sich nicht sicher, wie die Antwort dieses Mal ausfallen sollte. Ja, wäre die ehrliche, regelkonforme Antwort, doch offensichtlich gab Muguruma Byakuya noch einen Ausweg. „Also sollte ich dich vielleicht noch einmal fragen, Kommandant Kuchiki. Ist das Ungehorsam oder Unzucht?“
 

Alles, was Renji denken konnte war: nicht, mach es einfach nicht, gib einfach nichts weiter zu.
 

Muguruma wartete ungefähr 10 Sekunden. Er tippte mit dem Fuß die ganze Zeit auf den Boden und blickte auf eine nicht vorhandene Uhr. Als Byakuya nichts sagte, ließ er einen übertriebenen Seufzer heraus. „Also schön. Lassen wir das den Generalkommandanten regeln. Kommandant Kuchiki, ich nehme dich wegen Unzucht fest; Vizekommandant Abarai, du bist verhaftet wegen Ungehorsam. Hisagi, du nimmst den Vizekommandanten; ich begleite den Kommandanten.“
 

Hisagi murmelte etwas, woraufhin Muguruma rief: „Beide auf Kommandanten-Level? Zum Teufel noch mal, dann nimm die Patrouille mit!“
 


 

„Ich habe nicht wirklich Widerstand geleistet“, bemerkte Renji, als sie die Handfesseln brachten. „Könnt ihr mir nicht ein wenig Würde lassen? Ich muss an meinem eigenen Tor da vorbeigehen.“
 

Hisagi runzelte die Stirn und signalisierte, sie wegzustecken. Anno schnaubte Renji an und formte mit dem Mund „Eins“, als würde er die Dinge zählen, mit denen Renji durchkommen würde.
 

Währenddessen kümmerte sich Muguruma hinter ihnen um Byakuya. Renji konnte Muguruma ruppig sagen hören: „Und was soll ich mit dem 28. Familienoberhaupt sonst tun?“
 

Renji wandte sich im Versuch, zu sehen, um. Nahe dem kaputten Ladenfenster stand Byakuya kerzengrade, seine ganze Körpersprache schrie Adelsprivilegien und Arroganz. Der Effekt wäre vielleicht noch stärker gewesen, hätte er den Keinseikan oder den Kommandantenhaori an, denn die zu gewöhnliche Seide für ihn und die offenen Haare ließen ihn mehr wie ein widerwilliges Kind neben Muguruma mit Schlägertypenfrisur wirken.
 

Trotzdem war Byakuya irgendwie größer.
 

Was auch immer Byakuya als Antwort auf Mugurumas Frage sagte, es war zu leise für Renji, um es zu hören. Doch Muguruma schien darüber nachzudenken. Er kratzte sich den Nacken und sagte dann: „Eh, in Ordnung. Ich glaube, das ist vernünftig, aber ich glaube nicht, dass ich nicht den Generalkommandanten informieren werde. Meine Ehre steht auf dem Spiel.“
 

Renji fühlte Hisagis Arm an seinem Ellbogen, zog etwas, um ihn zum Gehen zu bewegen. „Sie werden es klären“, sagte Hisagi leise. „Kommandant Muguruma ist ein ordentlicher Kerl. Er tut, was richtig ist.“
 

„Entschuldige, dass ich deinem Urteil über den Gerechtigkeitssinn eines Typen nicht traue“, schnaubte Renji, zog seinen Arm aus Hisagis Griff. Da war ein kollektives, hörbares Einatmen und einige der Soldaten der Neunten machte einen Schritt vorwärts, als wollen sie Renji wieder windelweich prügeln. Er hätte noch ein paar weitere Bemerkungen über ihr eigenes Benehmen gemacht, wenn er nicht einen kurzen Blick auf Hisagis Gesicht hätte erhaschen können. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er… am Boden zerstört aus, kummervoll. Plötzlich erinnerte sich Renji daran, dass Hisagi Tōsen mit eigenen Händen getötet hatte.
 

„Ah, scheiße, Shuu“, sagte Renji. „Das war unfair. Tut mir leid. Schau, es ist einer der Nächte, in dem ich Scheiße rede, ohne nachzudenken und die Leute verletze, die mir wichtig sind. Ich möchte einfach nur wissen, was mit meinem Kommandanten passiert, bevor ich mit euch gehe.“
 

Hisagi akzeptierte seine Entschuldigung mit einem steifen Nicken, doch er konnte Renji nicht in die Augen schauen. Dann riss er sich mit einem tiefen Atemzug zusammen. Er blickte auf und sagte: „Warte hier. Ich schaue, was ich für dich rausfinden kann-“
 

Doch bevor Hisagi sich auch nur umdrehen konnte, um seinen Kommandanten anzusehen, kam Muguruma zu ihnen herüber. Byakuya folgte ihm. „Kleine Planänderung“, sagte Muguruma. „Kommandant Kuchiki wird mit Zugeständnis freigelassen. Er bleibt in seinem Anwesen unter Hausarrest, bis wir Befehle vom Generalkommandanten zu diesem Chaos bekommen.“ Da war missbilligendes Gemurmel, bis Muguruma Senbonzakura hochhielt. Renji verschluckte sich beinahe, als er das vertraute Schwert in den Händen von jemandem anderen sah. Das Grummeln der Neunten wandelte sich in erschrockenes Keuchen. „Das ist richtig“, nickte Muguruma aufgrund der Reaktion seiner Leute. „Er hat freiwillig sein Zanpakutō übergeben, also hat sein Versprechen meiner Meinung nach Gewicht. Außerdem wisst ihr alle, das er irgendeine Art Adliger ist, also habe ich dem Kompromiss zugestimmt.“
 

„Und Renij?“, fragte Byakuya.
 

„Nein, dem habe ich nicht zugestimmt“, sagte Muguruma mit einem Blick zu Byakuya über die Schulter. „Von dem Bericht, den ich bekommen habe, wäre eine Nacht getrennt für euch beide schön und gut. Denk davon als eine Art Abkühlungszeit. Du kannst deine Beschwerde morgen früh einreichen. Du weißt, dass wir deinem Mann nicht viel vorzuwerfen haben. Wenn du nichts dazu sagst, ist Ungehorsam nicht Hieb- und Stichfest. Aber wenn es sich als Unzucht herausstellt – nun ja, dann ist es immer noch häusliche Gewalt. Wir können ihn für 48 Stunden einbehalten, selbst wenn du nichts dazu sagst.“
 

Byakuya blickte auf und hielt Renjis Blick. Renji zuckte mit den Schultern. Er hatte sich selbst in der Sekunde für eine Nacht im Knast gesehen, als Byakuya rücklings in dieses Fenster geknallt war. Neunte? Sechste? Es spielte keine wirkliche Rolle.
 

„Also gut“, sagte Byakuya. „Doch das Benehmen deiner Soldaten war weit weg von vorbildlich, Kommandant. Ich werde keine Berichte über Missbrauch tolerieren.“
 

„Noch werde ich das tolerieren“, versicherte Muguruma ihm. „Richtig, dann können wir auch genauso gut gehen. Wir können den Kommandanten an die Hintertür bringen und Hisagi und ich können den Vizekommandanten, der scheinbar auf Kommandanten-Niveau ist, zur Neunten begleiten. Ihr alle“, sagte Muguruma zu den anderen. „Bewegt eure Ärsche zurück zum Dienst. Anno, ich erwarte am Morgen einen detaillierten Bericht. Alle deine ‚T’s haben besser einen Strich und alle deine ‚I’s haben einen Punkt, denn ich will nicht wie ein Trottel vor dem Generalkommandanten aussehen, hast du mich gehört?“
 

„Ja, Kommandant.“
 

Muguruma kniff sich wieder in die Nase und seufzte. „Also gut, lasst und den Zirkus von der Straße holen.“
 


 

Sie gingen schweigend zur Hintertür des Anwesens. Es war nicht viel mehr als 1 ½ Kilometer, aber sie legten die Distanz mit einer düsteren Stimmung zurück.
 

Renji wollte etwas sagen, hauptsächlich zu Byakuya, doch er hatte Angst, dass er etwas sagte, was sie als Paar entlarvte. Doch um ehrlich zu sein, hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte, auch wenn er die Chance dazu hatte. Es tat ihm nicht leid, dass er sich selbst verteidigt hatte und er war sich ziemlich sicher, dass er auch immer noch sauer über die Leinen-Scheiße war. Aber nichts davon würde ihnen jetzt helfen.
 

An der Tür hielt Byakuya inne. Dann sagte er zu Kommandant Muguruma: „Ich werde es dir gegenüber wiederholen, Kommandant, dass die Anklage wegen häuslicher Gewalt unbegründet ist. Wie ich dir bereits gesagt und auch für den Bericht ausgesagt habe, war ich derjenige, der die Hand zuerst erhoben hatte.“
 

Muguruma nickte nachdenklich. Er blickte zur Seite und warf Renji, im überhängenden Licht an der Tür, einen langen, intensiven und abschätzenden Blick zu. „Nun ja, dann ist es doppelt so wichtig, dass Abarai ein wenig Zeit getrennt von dir hat. Ich werde ihn nicht in deine Obhut zurückschicken, wenn du mir sagst, dass du ihn schlägst, häuslich gesprochen. Scheiße, Kommandant. Das ist noch vertrackter. Nimm dir die Nacht, um dein Haus in Ordnung zu bringen.“
 

Byakuyas Augen verengten sich gefährlich. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand, durch die Hintertür.
 


 

Sie hatten sich ungefähr drei Blocks vom Anwesen entfernt, als Muguruma sie anhielt und sagte: „Jesus Christus, Abarai. Muss ich dich fragen ‚Fühlst du dich zu Hause sicher‘? Ich wollte deinen Arsch in den Knast werfen, aber sollten wir einen Sozialarbeiter oder so etwas rufen?“
 

„Wir haben so etwas nicht in der Seireitei, Kommandant“, bemerkte Hisagi.
 

„ICH WEIß“, sagte Muguruma übertrieben. „Jeder Sozialarbeiter, der sein Geld wert wäre, würde von der Hälfte der Scheiße explodieren, der hier abgeht. Und das nur innerhalb der Mauern!“
 

Renji fragte sich, was genau ein Sozialarbeiter machte und ob er Urahara oder Ichigo darüber fragen sollte oder nicht. „Ich bin in Ordnung“, sagte er zu Mugurumas Frage. „Ich war in der Elften. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“
 

Muguruma blickte zu Hisagi, der nickte.
 

Sie gingen wieder los. Der Plan war gewesen, in den Shunpo überzugehen, sobald sie die Nachbarschaft der Sechsten hinter sich gelassen hatten. Hisagi hatte ihm bei seinem Kommandanten den Rücken freigehalten und sie hatten zugestimmt, Renji nicht mehr in Verlegenheit zu bringen als notwendig und im Shunpo hätte Renji entweder den Handfesseln zustimmen müssen oder jemand hätte ihn festhalten müssen. Doch als sie den Rand der Nachbarschaft erreicht hatten, sagte Muguruma: „Elfte oder nicht, ich glaube nicht wirklich, dass bei dir Fluchtgefahr besteht. Liege ich da falsch, Söhnchen?“
 

„Du kannst mir vertrauen, dass ich euch bei der Neunten treffen, Kommandant“, sagte Renji. „Ich kenne den Weg.“
 


 

Trotz all der Jahre, die er mit und in der Elften Ärger verursacht hatte, hatte es Renji noch niemals zuvor so tief in das Gefängnis der Neunten verschlagen.
 

Er hatte die Ausnüchterungszelle natürlich gesehen, auch wenn er dort niemals selbst Zeit verbracht hatte. Der ganze Sinn hinter der Elften war immerhin, nicht lebend geschnappt zu werden. Also war er meist hier gewesen, um Leute abzuholen. Hisagi hielt vor dem Schreibtisch der Verwaltung, wo Renji normalerweise mit einem Sekretär geredet und Formulare unterschrieben hatte. Dort übergab Muguruma Senbonzakura und deutete Renji an, ihm Zabimaru zu geben.
 

Renji wappnete sich vor der Trennung und zog pflichtbewusst sein Zanpakutō vom Obi.
 

Sei artig, sagte er Zabimaru.
 

Die einzige Antwort seines Zanpakutō war ein Knurren und ein Zischen.
 

Ich mag das auch nicht, erinnerte Renji es. Als Zabimaru sich weigerte, mehr zu sagen, legte Renji das Zanpakutō in Mugurumas wartende Hand.
 

Muguruma warf Renji einen neugierigen Blick zu. „Das ist nicht das Madennest. Wir versiegeln sie noch nicht einmal mit Kidō. Sie sind einfach nur unter Verschluss, wie du es auch sein wirst.“
 

Renji nickte, doch seine Augen folgten immer noch dem Sekretär, der eine Reihe von Schlüssel, die an einem Ring befestigt waren, benutzte, um eine lange, rechteckige, mit Seide ausgeschlagene Box herauszuziehen. Darin legte er ehrfürchtig Senbonzakura hinein, verschloss sie und öffnete eine weitere direkt darunter. Dann legte er Zabimaru behutsam hinein.
 

Wenigstens sind sie nah beieinander, dachte Renji.
 

„Nun muss ich dich um deine Schuhe und den Obi bitten“, sagte Hisagi bedauernd, als wäre es ihm für Renji peinlich.
 

Doch nachdem er Zabimaru abgegeben hatte, bedeutete Renji die Kleidung nichts. Er überreichte schnell seine Sandalen. Für den Obi brauchte er ein wenig Zeit, aber zumindest hielten die Schleifen den Kimono oben weitestgehend an seinem Platz. Der Hakama hingegen fiel auf den Boden. Der Sekretär der Neunten schien auf diesen Fall vorbereitet zu sein, denn er nahm einfach den Hakama mit dem Obi, faltete ihn geschickt und rollte ihn auf, damit alles in eine kleine Tüte passte, die neben Renjis Schuhen gestellt wurde.
 

Renji fühlte sich ein bisschen dämlich, in dem extravaganten Obergewand und ohne Hose dort zu stehen, doch die Länge des Shitagi bedeckte ihn einigermaßen.
 

Nachdem alles verstaut war, kam der Sekretär um seinen Schreibtisch herum und stellte sich vor eine große Doppeltür, die mit dem Kanji der Neunten bemalt war. Er benutzte einen Schlüssel, um etwas aufzuschließen und hob dann seine Hand, um auch die Kidō-Versiegelung zu öffnen. „Der scheint mir ziemlich nüchtern, Kommandant und Vizekommandant. Bringen wir ihn zur Ausnüchterungszelle oder…?“
 

„Diesmal ein bisschen weiter nach hinten“, sagte Muguruma. „Technisch gesehen ist es Ungehorsam, aber er ist offensichtlich keiner von uns, also vielleicht schwere Körperverletzung…? Schau, es ist kompliziert. Vermerke ihn einfach für eine 48-Stunden-Haft mit anstehender Anklage, ja?“
 

„Ja, Kommandant“, sagte der Sekretär und blickte über die Schulter, plötzlich neugierig. „Wenn sie mir folgenden würden.“
 

Die Türen zur bekannten Ausnüchterungszelle öffneten sich. Der Ort roch nach irgendeinem industriellen Desinfektionsmittel, Kotze, Pisse und schalem Bier. Am Abend waren die Lichter auf ein Minimum gedimmt; die einzigen Laternen waren über den Haupttüren angebracht. Im Sommer waren die Shoji-Schirme geöffnet, aber im Winter war wegen der Kälte alles geschlossen. Trotz der Masse an warmen Körpern war es immer noch kalt genug im Inneren, dass Renji fröstelte.
 

Dutzende von Soldaten teilten sich die große, offene Zelle. Die meisten hatten sich gegen die Wände gelehnt und umfassten ihren Kopf oder Kotzeimer. Einige gingen auf und ab. Einige sangen, einige weinten und keiner von ihnen hatte Hosen an. Die keine-Obi-Regel machte es seltsam. Renji konnte sofort sagen, welche Leute von der 11. Division kamen, denn nicht nur waren die verletzt und fast nackt, sondern sie sprangen auch sofort auf ihre Füße und beleidigten Hisagi und Muguruma. Schlimmer noch, mindestens einer von ihnen erkannte ihn. „Renji. Hol uns verdammt noch mal hier raus, Mann!“
 

Einer von seinen Kumpels schlug ihm gegen den Kopf und sagte: „Bist du blind? Er wird auch eingelocht, genauso wie wir.“
 

„So ein Pech, Mann“, rief der Typ, als sie an ihm vorbei gingen.
 

Sie hielten für eine Sekunde an der zweiten Tür an, während der Sekretär wieder seine Schlüssel- Kidō-Routine vollführte. Hinter ihm konnte Renji das Gemurmel hören: „Scheiße, was hat er wohl angestellt?“ und „Harte Zeit. Scheiße.“
 

Renji war froh, als sich die zweite Tür endlich schloss und sich hinter ihm versiegelte. Die zweite Kammer hatte mehr Zellen, ganz klar dazu ausgelegt, einen Shinigami pro Zelle zu beherbergen. Da war nur ein weiterer Soldat hier, der tief auf seinem Feldbett an der Wand schlief. Einen Arm hatte er über das Gesicht geworfen.
 

Der Geruch war besser, aber die Temperatur noch viel niedriger. Ohne die Wärme der Massen an betrunkener Körper, war die Luft schneidend. Wenn es nicht so dunkel gewesen wäre, hätte Renji sicher seinen Atem sehen können.
 

Der Sekretär ging zur ersten, verfügbaren Zelle. Die, die direkt dem schlafenden Typen gegenüber lag und schloss die Tür auf. Der Klang, den die Gitterstäbe machten, als die Tür sich öffnete, war quälend bekannt. Renji hatte das kurze Verlangen, lieber über die Türschwelle zu rennen, als langsam hinüber zu gehen, aber er kämpfte es hinunter und ging durch.
 

Die Zellentür schloss sich mit einem Knall.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 21:
Byakuya zieht sich zum Schmollen in den Hausarrest zurück; Renji schmort im Gefängnis. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Schneekaetzlein
2018-11-12T18:52:15+00:00 12.11.2018 19:52
Uff! Ich hab mir ja was komisches nach dem letzten Pitel erwartet, aber nicht das. oo
Bin gespannt, was nun folgt und wie Renji und Byakuya ihre Trennung meistern. :c
-Ingwertee abstellen und winkend wieder raus hüpfe-
Antwort von:  yezz
17.11.2018 11:01
Tjaaaa... Dann warte mal ab, was da noch so alles kommt *hust*
Wir bewegen uns wieder in Richtung Achterbahn ;)
*Tee schlürf und breit gins*


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