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Kirschblütenzauber

Harry | Hermine
von

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Amazake bitte

Harry deutete auf den kauzigen Jungen, ehe er sich den anderen zuwandte und nach Worten suchte, die seine Verwirrung in Sätze kleiden konnten.

Machiko tat ihm diesen Gefallen, ohne, dass er etwas sagen musste. "Er ist ein Kitsune."

Hermine rutschte aufgeregt auf ihrem Sitzkissen hin und her, doch diesmal ergriff Morag das Wort. "Kitsune sind magische Füchse, Harry. Sie können sehr, sehr alt werden, sind hinterlistig, ziemlich clever –"

"Geborene Slytherins ...", rutschte es Harry heraus, ehe er wieder seine Suppe musterte.

"– und sie können ihre Gestalt wechseln, in der Regel nehmen sie eine menschliche an. Die Anzahl der Schwänze zeigt, wie mächtig ein Kitsune ist."

Harry nickte, es handelte sich also um eine magische, clevere Kreatur. Aber war sie bösartig? Was hatte die eigentlich in Mahoutokoro zu suchen? Harrys fragendes Gesicht blieb Hiro nicht verborgen.

"Hoshi-no-Tama."

"Den habt ihr?"

Alle Gesichter wandten sich überrascht zu Susan um, die daraufhin putterrot anlief und in ihrem Nudeln herumfuhr.

Hiro schien sich über Susans Anteilnahme zu freuen und ermutigte sie, ihren Mitschülern zu erklären, was es damit auf sich hatte.

"Hoshi-no-Tama ... Das ist eine Art magischer Energie in Form eines Balls, die dem Kitsune gehört. Wenn man diesen Ball besitzt, kann man dem Kitsune praktisch befehligen. Diese Magie ohne die Einwilligung des Kitsune zu besitzen, kann aber böse enden ...", murmelte Susan leise und schaute bei ihrem Vortrag niemanden wirklich ins Gesicht.

"Richtig. Dieser Kitsune hat vor gut einem Jahrtausend dem damaligen Hüter von Mahoutokoro seine Magie freiwillig zur Verfügung gestellt. Dazu gibt es auch eine Geschichte, oder eher Legende. Unser Kitsune findet es nämlich amüsant, die Fakten jedesmal aufs neue zu verdrehen und da wir keine wirklichen Schriftstücke haben, die die ganze Geschichte belegen, müssen wir uns mit seinen Halbwahrheiten zufrieden geben", erklärte Machiko und seufzte leise.

"Er ... beschützt sozusagen die Schule, oder?", fragte Harry vorsichtshalber noch einmal nach.

"Ja, genau. O falls er dich fragen sollte, ob du mit ihm spielen möchtest, sag, dass du keine Zeit hast, dass du Hausaufgaben machen musst, dass du lernen musst, irgendwo sowas, aber bitte –" Hiro sah Harry und seine Kameraden eindringlich an "– spielt ja nicht mit ihm! Glaubt mir, ihr werdet das bereuen. Unsere Erstklässler bereuen es jedes Jahr. Wir reden uns den Mund fusselig!"

Machiko klatschte in die Hände. "Na gut, so viel zu unserem Kitsune. Jetzt wird es Zeit für den Nachtisch."

Die Speisen verschwanden alle und Harry musste feststellen, dass er offenbar etwas zu langsam an diesem Abend gewesen war. Seine Teigtaschen verschwanden, stattdessen tauchten verschiedene Kuchen und Eissorten auf dem Tisch auf.

Sie unterhielten sich beim Essen noch eine Weile über den weiteren Verlauf des abends und den nächsten Morgen, ehe das Abendessen beendet wurde (Harry entwickelte schnell eine Vorliebe für Matcha-Eis) und sie anschließend alle zurück zu den Schlafräumen gingen. Unterwegs musterten die japanischen Schüler neugierig ihre neuen Gäste. Harry stellte beim Laufen ein Problem fest: er war nicht müde. Er warf einen Seitenblick zu seinen Mitschülern und Hermine und war sich sicher, dass es ihnen genauso erging.

"Hiro ... wegen dem Zeitunterschied ..."

Hiro wandte sich zu Harry und nickte. "Ja, macht euch keine Sorgen, darum kümmern wir uns. Unsere Zaubertranklehrerin hat einen Trank gebraut, der das Problem für euch behebt. Ich geb ihn euch dann im Schlafsaal. Nur damit ihr Bescheid wisst, ihr schlaft in den Sechstklässlern zusammen."

"Sechstklässler?!", fragte Theodore sofort nach und runzelte die Stirn.

"Ist dir nicht aufgefallen, dass die Ausbildung hier viel früher anfängt?" Morag schüttelte den Kopf über Theodores Unwissenheit.

Theodore musterte ihn geringschätzig. "Ach so, dann ist mir das schon klar. Tu nicht immer so neunmalklug, McDougal ..."

Harry seufzte innerlich, ihm war noch nicht ganz klar, was das bedeutete. Als sie, vom Strom der vielen Schüler mitgetragen, die Treppe erreichten, erriet er endlich, dass die Schüler hier mit sieben in die erste Klasse eintraten und nicht mit elf, wie es in Hogwarts üblich war. Sie stiegen die Treppe hinauf und folgten Hiro zu dem Schlafraum, in dem sie bereits zuvor waren. Harrys neue Mitschüler liefen zu den gut verborgenen Schränken und holten eingerollte Matten heraus, die sie nun nach und nach auf dem Boden verteilten. Das waren also die Betten, die Harry vermisst hatte! Nach einer ungewöhnlichen Art zu Sitzen, würde Harry sich jetzt wohl auch mit einer ungewöhnlichen Art zu Schlafen arrangieren müssen.

"Ich bin gleich wieder da, ihr könnt euch hier oder im Bad umziehen, dann holt euch eure Futon und macht es euch schon mal bequem", sagte Hiro, nickte seinen Schützlingen zu und verschwand nach draußen.

Auch wenn Harry und Theodore bestimmt keine Freunde werden würden, trollten sie sich gemeinsam ins Bad und tauschten ihre neuen Umhänge gegen ihr eigens mitgebrachten Schlafanzüge aus.

"Ungewohnter Kasten, was Potter?", sagte Theodore plötzlich unvermittelt, während er sich sein Hemd über den Kopf zog.

"Ja ... Aber echt cool. Total anders. Ich freu mich auf den Unterricht", antwortete Harry ehrlich, rollte seinen Umhang zusammen und verließ mit Theodore das Bad wieder.

Gemeinsam mit Morag, suchten sie sich einen Platz nahe der Fenster und breiteten ihre Futon aus. Nachdem das erledigt war, kam ein Mitschüler auf Harry zu.

"Potter-san? Ich bin Tajiri Satoshi. Ich freue mich, dich kennenzulernen!" Begeistert verbeugte er sich vor Harry und schaute ihn und seine Kameraden neugierig an.

Harry lächelte verlegen und unterdrückte die Gewohnheit, dem Jungen seine Hand entgegen zustrecken. "Hi, Satoshi. Ich hab das mit diesen Anreden noch nicht so ganz drauf ..."

"Satoshi-kun reicht mir", antwortete Satoshi breit lächelnd und trat von einem Bein aufs andere.

Dann deutete er auf Theodore und Morag. "Freunde von dir?"

Theodore schnaubte leise. "Eher weniger."

"Wir sind in verschiedenen Häusern. Harry und ich haben uns bis jetzt eher weniger unterhalten", sagte Morag, zuckte mit den Schultern.

"Hermine Granger ist eine sehr gute Freundin von mir, wir sind im selben Haus."

"Da bin ich wieder!" Hiro hielt kleine Phiolen in seinen Händen und lief auf Harry und seine Kameraden zu. "Hier, einmal austrinken. Legt euch gleich hin, das wirkt ziemlich schnell! Es reguliert euren Jetlag, danach solltet ihr denselben Rhythmus haben wie wir. Kann sein, dass ihr nachts am Anfang ab und zu aufwacht."

Harry nahm seine kleine Phiole entgegen, in der sich eine violette Flüssigkeit befand, die im Licht eigentümlich schimmerte. Er zog den kleinen Korken herunter und schüttete sich den Trank in den Mund. Es schmeckte süßlich, fast ein bisschen wie Zimt. Kaum, dass Harry seine Phiole geleert hatte, fühlte er sofort, wie seine Glieder schwer und träge wurden. Er sank zu Boden und krabbelte gähnend unter die Decke.

"Wir sehen uns dann morgen", hörte Harry Hiro wie aus weiter Entfernung sagen, über sich erkannte er das Gesicht von Satoshi.

"Ja, bis morgen, Potter-san! Wir werden ... bestimmt ... sehen uns in ... wird dir gefallen ..."
 

ꕥꕥꕥ
 

Mit einem Ruck öffnete Harry die Augen und starrte in solide Dunkelheit. Sofort packte ihn Panik, da er nicht wusste, wo er sich befand. Er wollte mit seinen Händen um sich greifen und fühlte, wie sie über eine Decke strichen. Erst nach und nach kehrten seine Erinnerungen zurück und er erkannte Theodore und Morag neben sich, die tief und fest schliefen. Harry erinnerte sich an den aufregenden Flug auf der riesigen Sturmschwalbe – seine neuen Mitschüler, die für ihn alle so erschreckend gleich aussahen – die Schule, die so ganz anders aufgebaut war als Hogwarts – das Essen, von dem er noch nicht so viel probieren konnte – den Kitsune mit den sieben Schweifen, der so seltsames Zeug redete und dem man lieber nicht über den Weg trauen sollte ...

Harry richtete sich auf seinem Futon auf und rieb sich über seine müden Augen. Allmählich konnte er in der Dunkelheit etwas erkennen. Um ihn herum schliefen seine japanischen Mitschüler tief und fest. Durch die mit Holz vergitterten Fenster fiel sanftes Mondlicht herein und ab und zu das warme, orangefarbene Licht von Laternen, die offenbar auch um Mahoutokoro herumschwebten. Harry fühlte, dass er unbedingt wohin musste – vermutlich war das auch der Grund, warum er aufgewacht war.

Er schob die Decke von sich, tastete nach seiner Brille, die er in seiner plötzlichen Müdigkeit neben sich abgelegt hatte und machte sich vorsichtig auf den Weg zur Fusuma. Dort angekommen fiel ihm auf, dass er seinen Zauberstab nicht zur Hand hatte, wollte aber auch nicht zum Schrank laufen und dort drinnen nach ihm suchen. Es würde ihm sicher keiner übel nehmen, wenn er dieses eine Mal die Fusuma mit seinen Händen aufschob, außerdem schliefen ohnehin alle. Im Flur war es jetzt wesentlich dunkler, nur hier und dort schwebte noch lautlos eine Lampe knapp unter der Decke und spendete sanftes Licht, das Harry den Weg zum Bad wies.

Als Harry zurückgekehrt war, bemerkte er beim Schließen der Fusuma etwas, das ihm beim Rausgehen entgangen war: auf dem Boden lag ein Blatt. Mit gerunzelter Stirn bückte er sich und hob es auf. Es sah frisch aus und schien das einzige Blatt zu sein, dass sich in diesen Raum hineinverirrt hatte. Harry zuckte mit den Schultern, behielt es in seiner Hand wollte zurück zu seinem Schlafplatz schleichen, als er den Eindruck hatte, von außen etwas gehört zu haben.

Harry spitzte die Ohren: er konnte jemanden atmen hören. Er ging sehr leise und rasselte kränklich beim Ein- und Ausatmen. Harry drehte sich langsam zur Fusuma um, die er gerade eben erst geschlossen hatte. Er war sich sicher, jemand stand da draußen.

"Amazake, bitte ..."

Harry fühlte, wie sein Blut langsam in seinen Adern gefror. Da war eindeutig jemand! Jemand, der etwas von ihm wollte, von dem er nicht wusste was es war!

"Bitte ..."

Harry atmete tief ein und aus, seine Hand verkrampfte sich um das Blatt, das er noch immer hielt und wurde schweißnass. Langsam trat er wieder auf die Fusuma zu und blieb kurz davor stehen. Um sich herum hörte er seine Mitschüler unbekümmert weiterschlafen.

"Mach sie auf!"

Er schluckte schwer. Er hatte unbestreitbar große Angst. Was ist, wenn derjenige da draußen seine Hilfe brauchte? Und was ist, wenn derjenige da draußen ihm Böses wollte?! Harrys Gedanken rasten von einem Schreckensszenario zum anderen; vor seinem geistigen Auge formten sich unheimliche Kreaturen, die da draußen lauerten und ihn dazu bringen wollten, die Fusuma wieder zu öffnen. Dennoch, vielleicht war es nur ein Schüler? Könnte es Hiro sein? Oder jemand erlaubte sich nur einen Scherz mit ihm! Immerhin war er ein Gryffindor und selbst die Japaner dürften wissen, dass das bedeutete, dass er – Harry – mutig sein sollte.

Langsam streckt Harry seine freie Hand aus und legte sie auf die Fusuma. Sein Herz raste in seiner Brust, als er sie einen kleinen Spalt breit öffnete. Draußen im Flur schienen plötzlich alle Laternen ausgegangen zu sein, Harry sah nur Dunkelheit. Allmählich erkannte er zwei dunkelglänzende Augen, die ihn eindringlich anstarrten. Zu seiner Erleichterung waren es menschliche, aber im selben Moment erinnerte Harry sich daran, dass zum Beispiel Kreaturen wie der Kitsune in der Lage waren, einen Menschen zu imitieren.

"Ich brauche ... Amazake", flüsterte die Person, die Augen bohrten sich in Harrys Gesicht und er hatte den Eindruck, dass der Jemand näher kam.

Harry nahm all seinen Mut zusammen und schob die Fusuma weiter auf. Vor sich konnte er, im schwachen Mondlicht, eine kleine, alte, japanische Frau in einem farblosen Kimono ausmachen, die ihn mit ihrem faltigen Gesicht wehmütig ansah. Sie hatte ihre Hände zu einer stummen Bitte gefaltet. In Harrys Nase drang ein süßlicher Geruch, der schwach an Krankheit und verrottendes Laub erinnerte.

"Amazake, bitte!", krächzte sie leise und machte einen kleinen Schritt auf Harry zu, der instinktiv zurückstolperte.

Harry wollte am liebsten sofort die Fusuma zuwerfen und zurück in sein Bett hechten. Die alte Frau war ihm nicht geheuer und er hatte solche Angst, dass er kein einziges Wort aus sich herausbrachte.

Die alte Frau streckte ihre blasse, knochige Hand nach Harry aus, als ein leises Knurren, das vom Gang zu ihnen herüber drang, sie innehalten ließ. Blitzschnell wandte sie sich von Harry ab und blickte den Gang hinunter, in den Harry nicht einsehen konnte. Plötzlich wich sie vom Schlafraum zurück; das Knurren kam deutlich näher, Harry stand wie angewurzelt in der Tür und wusste nicht wie ihm geschah.

Dann passierte alles in Sekundenbruchteilen: die Frau stieß ein unwirkliches Fauchen aus und ein Schatten in Form eines sehr großen Tieres stürzte sich auf sie. Harry hörte das Klicken von Krallen auf den Holzbohlen, das Zischen und Flüstern der Frau, das leise, bedrohliche Knurren eines Wolfs und kurz darauf herrschte Totenstille.

Für einige Sekunden geschah überhaupt nichts mehr, dann konnte Harry deutlich leise Schritte auf dem Flur vernehmen, die sich dem Schlafraum näherten. Noch immer stand Harry an Ort und Stelle und wagte es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu rühren. Selbst den Atem hatte er angehalten, aus Furcht, man könnte ihn hören. Die Schritte kamen immer näher ...

Das blasse Gesicht eines Mannes tauchte vor Harry im Türrahmen auf und musterte ihn mit schmalen, schwarzen Augen streng. Neben dem Mann tauchte ein finsterer, riesiger Wolf auf, mit gebleckten Zähnen und bernsteinfarbenen Augen, die in der Dunkelheit der Nacht glühten.

"Was hast du dir nur dabei gedacht, Junge?!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MorganMidnight
2017-01-05T15:00:15+00:00 05.01.2017 16:00
Super Kapitel!!!!!!!!!!!!!
Ich bin gespannt was der Wolf mit der Frage meint!!!!!!!!!!!!!!!!
Schreib bitte weiter!!!!!!!!!!!!!!!
Antwort von:  Sas-_-
06.01.2017 12:15

Hi! :DDD
Ich freu mich, dass das endlich jmnd kommentiert!! *-* Eig. stellt gar nicht der Wolf die Frage, ABER deine Annahme, er hätte es getan, finde ich super! Das verwende ich auch so, yes! :DDD Überhaupt bringt mich das auf die Idee, den Wolf sprechen zu lassen, was ich noch gar nicht in Betracht gezogen habe *-*
Darum liebe ich Kommentare, sie bringen mich auf Ideen :DD
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!^^

LG
Sas-_-

PS: Ich schreibe weiter!! :DDDD
Antwort von:  MorganMidnight
13.01.2017 00:19
Bitte gerne!!!!!!


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