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Nimm mein Herz und führe mich

von

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In herbstlichen Stürmen: Gips und Teelichte

Seid dankbar, wenn der Ring untergeht, sagt die Mondscheinfee. Wovon redet die nur?

Na ja, sagt die Mondscheinfee, es geht um die Fabel vom Wesir des Sultans.

Der hatte alles, ne heiße Frau, ne coole Tochter, nen tollen Job. Hallo - Wesir vom Sultan? Zweiter Obermacker im Land? Jede Menge Kohle? Prachtvilla? Na also.

Und der bekam von seinem Chef nen Ring. Ließ ihn den Fingern entgleiten, ließ in ins Wasser plumpsen und dachte...neeeinnn, Alter, geh mal bitte nicht unter! Und der Ring blieb allen Ernstes auf der Wasseroberfläche liegen. Soff nicht ab.

Da fing der Wesir zu heulen an. Was los, Bro?, fragte der Sultan.

Na ja, sagte Meister Wesir, wenn die Götter einem solch unwahrscheinliche Gunst gewähren, dann nur weil sie vorhaben, dir bald, sehr bald, ordentlich in die Fresse zu hauen.

Passierte auch. Frau weg, Tochter `n Junkie, Job weg, Villa gepfändet.

Ging am Ende gut aus, aber nur, weil... ach weiß ich auch nicht.

Aber...denkt dran. Seid dankbar, wenn bei Euch der Ring ab und zu mal absäuft. Muss ja nicht gleich n Brunnen sein, kleines Becken reicht, wo de ne wieder rausfischen kannst.

Aber... nich motzen. Dankbar sein. Okay?
 

Marti stand auf der Leiter und brachte die letzten Pinselstriche an. Die letzten. Damit war die Wohnung komplett fertig renoviert.

Ghuuuuut.
 

Eine eigene Wohnung. Er freute sich immer noch wie bolle, wenn er darüber nachdachte. Eine eigene Wohnung für ihn und seinen Jako. Oh Mann.

Sie hatten gemeinsam mit Felix und Frodo beschlossen, dass Jako sein Zimmer in der WG als Musikzimmer behalten sollte, da es so für die beiden Fewjars einfacher wäre, die Arbeit an ihren Musikprojekten fortzuführen.

Aber das Kramzimmer, das Marti nun einige Wochen bewohnt hatte, wollte Frodos Freundin Vanessa beziehen. Frodo war vor Freude außer sich.
 

Sie hatten außerdem beschlossen, dass sie beide weiterhin gemeinsam alle vier Wochen den Einkauf für die WG übernehmen wollten. Weil sie einfach nicht auf Felix' großartige Kochkünste und die fröhliche Runde beim gemeinsamen Verspeisen verzichten wollten.

In ihrer Wohnung gab es eine Küche, ein Bad (mit einer herrlich großen Badewanne), ein Wohnzimmer und ein Arbeits- und Musikzimmer für Marti.

Sowie natürlich das Schlafzimmer. Martis neues 1,40m Bett würde sich dort ganz prima machen... und mehr Platz brauchten sie nicht, so eng zuammengekuschelt, wie sie immer schliefen...
 

Jako war in der Uni, die Semesterferien waren längst vorüber und der Alltag ging weiter. Marti hatte indes derzeit ein paar freie Tage. Der nächste Job startete erst in der übernächsten Woche, so dass er die Zeit prima für die Wohnung nutzen konnte.

Zufrieden sah er sich um, immer noch oben auf der Leiter. Die letzten Pinselstriche. Das hieß, dass sie in den nächsten Tagen ihren Umzug in Angriff nehmen konnten. Viel hatten sie ja nicht, das zwei Treppen runter geschleppt werden musste. Manches würde erst mal provisorisch sein, bis einiges an Möbeln und anderem Kram nach und nach dazugekauft werden würde...

Marti fand das alles perfekt. Einfach nur perfekt.
 

Und dann soff der Ring ab.

Marti war so sehr in Gedanken, dass er beim Abstieg eine Sprosse verfehlte und mit lautem Krach auf den Boden stürzte. Ein rasender Schmerz durchfuhr seinen rechten Fuß, als er aufkam, und er war einen Augenblick ganz benommen. Als er die Benommenheit abgeschüttelt hatte, stellte er fest, dass er mit der rechten Körperhälfte böse aufgeprallt war und vor allem der Fuß übel wehtat.

Mist, was sollte er jetzt tun?

Felix und Frodo waren ebenfalls an der Uni. Er könnte die Frösche anrufen... Wo war sein Handy, verdammt noch mal?!

Ach ja, seine Jacke hing im Flur an nem Nagel, und in der Jackentasche... okay. Auftreten... keine Chance. Also stieß er sich mit dem anderen Fuß ab und rutsche auf dem Hinterteil über den Fußboden. Trotz der Schmerzen musste er grinsen – das sah sicher bescheuert aus.
 

So, jetzt also die Spacefrogs. Er versuchte es bei Steve. Der ging dran.

„Steve? Oh Klasse. Ich brauch Hilfe.“

„Marti, was ist los?“

„Scheiße, ich bin von der Leiter gefallen. Kann nicht auftreten. Kannst du kommen?“

„Bin gleich drüben. Rühr dich nicht von der Stelle!“

„Ha ha, sehr witzig!“
 

Steve war eine Viertelstunde später da. Marti hatte sich zur Tür gerobbt und geöffnet. Steve machte nicht viel Gedöns, er rief direkt nen Krankenwagen. Und als die Sanitäter Marti mitsamt der Trage ins Auto verfrachtet hatten, rief er Jako an.
 

Einige Zeit später lag Marti, inzwischen mit vergipstem Fuß in einem Krankenzimmer auf dem Bett. Er war ein ziemlich doofer Bruch, er würde also ein paar Tage hier bleiben müssen.

Die Tür öffnete sich, und Jako stürmte hinein. Kam zu ihm und drückte ihn erst mal fest an sich.

„Marti... was hast du nur angestellt!“

„Ach Jako, das ist vielleicht ein Mist. Jetzt kann ich gar nichts machen in der Wohnung. Das wird ein paar Wochen dauern, bis ich wieder richtig laufen kann. Warum ausgerechnet jetzt!“

„Ist doch nicht so schlimm. Du warst so fleißig, mein Kleiner.“

Mein Kleiner – so hatte Jako ihn noch nie genannt. Marti schmunzelte. Er war ja tatsächlich einen Kopf kleiner als Jako. Aber es klang auch so...fürsorglich... er stellte fest, dass er es mochte.
 

„Ich bin froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist!“

Jako sah schrecklich besorgt aus.

Marti konnte nicht anders, er musste ihn küssen. Er sah so süß aus... seine Lippen berührten Jakos, und der ging auf den Kuss ein, erst sanft, dann fordernd, und schließlich spielten ihre Zungen das Spiel miteinander, das ihnen niemals langweilig wurde...

Als sie sich voneinander lösten, ging es beiden irgendwie besser.
 

„Also“, sagte Jako, „Die Spacies helfen mir beim Saubermachen. Felix und Frodo packen am Wochenende mit an und wir tragen unser Zeug runter, richten soweit ein. Couch und Schrank fürs Wohnzimmer kommen auch diese Woche noch. Wenn du also wieder entlassen wirst... ich hab den Arzt gefragt, bis nächste Woche dauert das mindestens... dann ist alles soweit fertig für dich.“

Er strahlte seinen Marti an, und der lächelte zurück.

Na ja, es würde schon alles gehen, und bei so tollen Freunden und einem so fürsorglichen Schatz war alles am Ende halb so schlimm.
 

Eine Woche später wurde er, mit Gehgips und Krücken, entlassen.

Felix und Jako holten ihn ab.

Die neue Wohnung war im ersten Stock und es war gar nicht so einfach, die Treppe hochzukommen. Aber schließlich gelang es mit Hilfe beider Freunde.

Vor der Wohnungstür musste er, gestützt von Felix, warten. Jako war schon mal in die Wohnung gehuscht und wollte etwas vorbereiten. Als er wieder vor die Tür trat, sagte er etwas verlegen:

„Danke, Felix, du bist ein Schatz. Aber jetzt wäre ich gerne mit Marti allein...“

Felix schmunzelte.

„Streng ihn nicht zu sehr an“, sagte er feixend.

Jako versetzte ihm einen Rippenstoß. Lachend lief Felix die Treppe weiter nach oben.
 

Marti stand nun auf Jako gestützt etwas unschlüssig da.

Plötzlich fühlte er sich hochgehoben. Jako trug ihn tatsächlich auf seinen Armen! Die Krücken fielen scheppernd zu Boden.

„Die hol ich gleich“, sagte Jako, „erst möchte ich dich über die Schwelle tragen.“

Und das tat er dann auch, trug Marti in die Wohnung, und bette ihn aufs Sofa.

Und auf dem Boden vor dem Sofa war ein Herz aus brennenden Teelichten aufgebaut. So schön. So kitschig... und unfassbar schön.

Marti blieb die Luft weg.
 

„Ich liebe dich, Schatz“, sagte Jako, „ Ich möchte mit dir fröhlich sein, wenn alles gut ist, aber mich auch um dich kümmern, wenn es dir nicht gut geht.“

Und er küsste Marti.

Der Kuss war lang und leidenschaftlich, und, dass es beim Kuss blieb, war nur der Tatsache zu verdanken, dass Marti ziemliche Schmerzen hatte, aber keine Sorge, das Sofa würden sie schon noch einweihen.
 

Es wurde ein wunderbarer Nachmittag voller Glück, denn Jako las Marti jeden Wunsch von den Augen ab. Sie kuschelten, schauten ein paar Filme, Jako kochte. Später trug er den müden Marti ins Bett.

Und so schliefen sie die erste Nacht in der gemeinsamen Wohnung, eng aneinander geschmiegt und wesentlich züchtiger, als das ursprünglich der Plan gewesen war... aber es war schön. Wunderschön.

Einfach zusammen zu sein.

Füreinander da zu sein.
 

Na ja, weißte, eigentlich is der Ring gerade mal son bisschen nass jeworden.

Sagt die Mondscheinfee.

Kann man überstehen, wa? Und wenn man ihn trockenreibt und poliert, sieht man ma wieder wie schön der eijentlich glänzt.

Verstehsde?



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