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Nimm mein Herz und führe mich

von

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In der Sommerhitze: Tiger und Mondscheinelfen

Am nächsten Morgen waren sie alle früh auf den Beinen.

Jako grinste vor sich hin, während er für Marti Frühstück machte. Er und Felix hatten sich vorgenommen, in der nächsten Zeit ordentlich was zu schaffen bezüglich ihres Musikprojektes, und daher trotz der Semesterferien früh aufzustehen.

Na ja, ehrlicherweise hatte Jako Felix davon überzeugt, mit dem Hintergedanken, dass er ja ohnehin früh raus musste. Schließlich musste Marti ein Frühstück bekommen, bevor er zur Arbeit ging. Insofern, dachte er, während er das Tablett mit Marmeladentoast, Kaffee und einem Frühstücksei richtete, insofern habe ich mir ein bisschen ins eigene Knie geschossen.

Er schmunzelte und brachte das Tablett in Martis Zimmer.
 

Marti, der geduscht und sich angezogen hatte und anschließend brav wieder aufs Zimmer gehuscht war, freute sich, als er kam. Er strahlte, als er das liebevolle Frühstück sah. Jako küsste ihn sanft auf die Stirn.

„Guten Morgen, mein Schatz.“

„Guten Morgen, und Danke.“
 

Jako kam zurück in die Küche, wo inzwischen Felix stand und an einem Kaffee nippte.

Er nahm eine Brotdose aus dem Schrank und begann, zwei Scheiben Weißbrot mit Butter zu bestreichen.

„Ähm ... Jako, muss ich verstehen, warum Marti in seinem Zimmer frühstückt?“

„Nein, musst du nicht, Felix. Hak es einfach ab als Marti - und – Jako – Beziehungsding.“

„Okay ...“

Felix schüttelte den Kopf. War schon manchmal seltsam, was bei den beiden abging. Aber so lange sie glücklich waren, was solls. Und so, wie sein Freund gerade fröhlich vor sich hin pfiff, während er mit dem Käse hantierte, zweifelte Felix daran nicht.
 

Jako belegte eine Scheibe mit Gouda und eine mit wesentlich dunklerem Cheddar. Dann suchte er im Schrank, bis er die weihnachtlichen Keksausstecher fand. Er stach aus beiden Scheiben ein Herz aus und tauschte beide Stücken aus. Das sah hübsch aus, und Felix grinste, als er dabei zusah. Meine Güte, dachte er, der ist echt mächtig verliebt.

Jako nahm einen Apfel und schnitze ein von einem Pfeil durchbohrtes Herz hinein. Er sah Felix an, und nun grinsten sie beide. Herrlich kitschig, aber er mochte das so, und er wusste , dass Marti auch seinen Spaß daran haben würde.

„Mach Zitronensaft drauf, damit das nicht braun wird!“, sagte Felix.
 

Jako legte noch ein Schokobonbon in die Dose und zu guter Letzt nahm er einen kleinen Zettel aus der Zettelbox. Und, ja, er blieb beim Kitsch und wählte einen pinkfarbenen.

„Ich liebe dich, Frechdachs“, schrieb er darauf. Rollte ihn zusammen, und band aus einem Stück Geschenkband eine Schleife darum.
 

Als Marti kurze Zeit später im Flur auftauchte und in seine Sneakers schlüpfte, gab er ihm die Box. Marti tat sie in seine Tasche und fühlte sich gerade alles andere als bestraft.

Sie drückten sich noch mal, und dann ging er los, und Jako winkte ihm hinterher, als er in typischer Marti- Manier die Treppe runter sprang.
 

Als Marti am späten Nachmittag heimkehrte, hörte er Musik aus Felix' Zimmer. Okay, die Jungs waren am arbeiten. Er schleuderte die Schuhe von den Füßen, und dann überlegte er einen Augenblick, was er tun sollte. Er hatte die Frühstücksbox sehr genossen, mit Leib uns Seele. Aber so ein Tag war lang, und jetzt war er wieder hungrig.

Sollte er in die Küche gehen? Na ja, eigentlich durfte er das nicht. Und in Felix' Zimmer, Jako bei der Arbeit stören? Das durfte er wohl auch nicht, und wollte es auch nicht.

Er entschloss sich, auf Jako zu vertrauen und, wie besprochen, direkt in sein Zimmer zu gehen. Nur duschen wollte er später noch.
 

Als er sein Zimmer betrat, breitete sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht aus. Auf seinem Bett stand ein Tablett mit belegten Broten und einer mit einem Kühlpack umwickelten Flasche Kakaomilch. Marti liebte Kakaomilch. Daneben wieder ein Zettel.

„Guten Hunger, Frechdachs. Ich komme später kurz rüber. Hab dich lieb.“

Das Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen von einem Ohr zum anderen. Er ließ es sich schmecken, und dachte wieder: ich fühl mich gerade so überhaupt nicht wie bestraft.
 

Na ja, aber das bestraft- Gefühl kam noch. Die Tage gingen dahin, und Marti begann, seine Freunde zu vermissen. Ohne Internet war es sogar noch auszuhalten, zumal Jako wie versprochen mit ihm gemeinsam seine Kanal checkte ... hochzuladen hatte er aktuell nichts. Und auch seine Mails sahen sie durch ...da war nichts dabei, was nicht warten konnte. Aber seine Freunde fehlten ihm.
 

Dagegen genoss er die Nächte. Sein Jako schlief bei ihm. Manchmal kam er erst, wenn Marti schon eingeschlafen war. Dann versuchte er, sich leise ins Bett zu legen, um ihn nicht zu wecken.

Aber Marti erwachte jedes mal, und er war froh darüber. Er kuschelte sich dann an seinen Freund, genoss seine Wärme und seinen Duft.
 

Schlimm jedoch wurde es am Wochenende. Jako hatte ihm Lesestoff aus dem Bücherregal im Wohnzimmer geholt. Terry Pratchett. Er liebte Terry Pratchett. Und ja, und er hatte seine Instrumente, seine Musik. Aber dennoch langweilte er sich und auch sein Bewegungsdrang, der im Moment ziemlich zu kurz kam, machte ihm zu schaffen.

Jako hatte an diesem Wochenende auch nicht viel Zeit für ihn. Zum einen durch die viele Arbeit am Musikprojekt; aber auch beabsichtigt, um Marti tatsächlich mit seinen Gedanken allein zu lassen.

Natürlich schaute er immer wieder kurz bei ihm vorbei und sorgte dafür, dass Marti alles bekam, was er brauchte; er drückte ihn jedes mal und küsste ihn liebevoll. Marti litt also keineswegs unter mangelnder Liebe. Im Gegenteil.
 

Und gerade diese Liebe, die er bekam, ließ ihn erst so richtig fühlen, wie Scheiße das war, was er angestellt hatte. Und wie sicher er sich war, Jako nie wieder zu belügen. Warum auch, er vertraute ihm doch so sehr, dass das das dümmste gewesen war, was er hatte tun können.

Jako hatte sich für genau die richtige Strafe entschieden. Eine Strafe, die nicht einfach nur wehtut, sondern die wirkt. Oh Mann, ja, das tat sie.

Und je schwerer ihm die Tage wurden, desto mehr liebte er Jako.
 

Die zweite Woche begann, und sein Sprecher-Job lenkte ihn ganz gut ab. Er hatte viel zu tun – sie mussten wegen technischer Probleme einige Takes wiederholen, und er kam immer erst recht spät heim. War dann müde und geschafft, freute sich an dem Tablett, das jeden Tag auf seinem Bett stand. Manchmal befand sich darauf nur eine Kleinigkeit, dann war klar, das Felix später noch kochen würde. Und dann brachte Jako ihm davon, und setzte sich mit seinem eigenen Teller dazu und sie aßen gemeinsam. Diese Momente mochte er besonders. Und ihm wurde bewusst, wie wertvoll ihm die Zeit mit seinem Schatz war.
 

Der letzte Tag brach an, der Samstag. Heute würde er noch durchhalten müssen, und dann ... er freute sich unbändig auf morgen. Wieder raus können, laufen, rennen, seine Freunde umarmen!

Jako hatte auch heute wieder recht wenig Zeit für ihn, und dieser letzte Tag würde ihm noch mal echt sauer werden. So langsam fühlte er sich wie ein Tiger im Käfig.
 

Es war noch weit vor Mittag, als plötzlich seine Zimmertür aufgerissen wurde und ein völlig aufgeregter Jako wie ein Gummiball auf und ab hüpfend, in das Zimmer gestürmt kam.

„Marti, komm mit“, rief er, schnappte sich Martis Handgelenk und zog ihn hinter sich her.

„Aber ich darf doch heute noch nicht ...“ stotterte Marti völlig überrumpelt.

„Ach vergiss es, komm einfach mit!“

Jako war nicht zu bremsen. Also lief Marti hinter ihm her, die Treppe runter, zwei Stockwerke, und dort klingelte Jako an der linken Wohnungstür.

Die Tür öffnet sich.

„Kommt rein!“, sagte der Nachbar, der dort wohnte ... wie hieß der doch gleich? Ach ja, Frank. Frank irgendwie.

„Marti“, rief Jako, immer noch total aufgeregt, „Frank zieht aus, zum nächsten ersten, also zum ersten September. Und nun sucht er Nachmieter, da er sonst noch zwei Monate Miete zahlen müsste, und da er uns kennt ... wir sollen uns die Wohnung anschauen, und wenn sie uns gefällt ... und wenn dann bei der Wohnungsgesellschaft keiner was dagegen hat ... Oh Marti, stell dir vor, eine eigene Wohnung, und das so nah bei der WG, wäre das nicht toll?“
 

Marti strahlte. Das wäre großartig!

Die Wohnung war Klasse. Genau die richtige Größe. Bezahlbar auch.

Erstaunlicher Weise hatte das Büro der Wohnungsgesellschaft samstags vormittags geöffnet. Und so kam es, dass sie schon am Nachmittag des gleichen Tages Felix und Frodo davon erzählten und den unterschriebenen Mietvertrag zeigen konnten.
 

Felix, der ein bisschen Sorge gehabt hatte, dass, wenn sie eine Wohnung fanden, ihre Musikarbeit darunter leiden würde, da Jako dann nicht mehr vor Ort wohnte, war erleichtert und froh und freute sich einfach für sie mit. Frodo fing an zu quietschen vor Freude und sagte:

„Dann kann Vanessa hier einziehen, das ist so Klasse!“

Und er packte Marti an den Schultern und wirbelte mit ihm im Flur herum.

Ein Wunder, dass nichts zu Bruch ging.
 

Das war ein Grund zum feiern.

Sie riefen alle möglichen Freunde an und trafen sich abends am Grillplatz im Park. Jeder brachte was mit zu dieser spontanen Aktion und so war für alles gesorgt.

Auch Gitarren waren wieder mit am Start und so lachten sie, redeten, sangen, machten Musik ...

Und Marti, der mitten unter ihnen war, fühlte sich so dankbar, so glücklich und so reich beschenkt, dass sein Leben nicht perfekter hätte sein können.
 

Bis in die frühen Morgenstunden blieben sie draußen.

Und gegen Mitternacht, ob man es glaubt oder nicht, da tanzte auf dem kleinen Teich nun doch endlich eine Elfe im Mondschein.

Aber das glaubt mir ja eh keiner, und daher lassen wir die Elfe Elfe sein und freuen uns einfach des Lebens.
 

Gut?
 

Ghuuuuut!!!!



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