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Crazy like a skull

Das Paradies hat einen Haken
von

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Æther is not a Paradise!


 

1
 

Eine Woche ist seither vergangen und Team Skull mehr oder weniger zum normalen Tagesgeschäft übergegangen. Dennoch nagt die Niederlage gegen Sun, der praktisch als Minivariante einer Ein-Mann-Armee über ihr Dorf hergefallen ist, noch immer an ihnen. Allerdings schwingt die Laune der Mitglieder allmählich in Besorgnis um. Samantha ist inzwischen mit den letzten Vorbereitungen fertig und das Eindringen der Ultrabestien in diese Welt steht somit kurz bevor. Daher braucht sie auch jede Unterstützung, die sie kriegen kann. Erst recht, da nun praktisch jeder auf der künstlichen Insel bemerkt hat, dass etwas Großes bevorsteht, das ihrer aller Leben ins Wanken bringen könnte. Æther wirkt förmlich wie ausgestorben. Jeder, der nichts mit den Machenschaften der verrückten Blondine zu tun hat, hat sich irgendwo versteckt oder das Weite gesucht. Nur einige wenige sind geblieben, um alles am Laufen zu halten und sich um die wehrlosen Pokémon in der Schutzzone zu kümmern.
 

Nur eine Hand voll Personal ist ihr selbst geblieben, die ihr voll und ganz vertrauen, zudem Fabian und Pia. Die zurückhaltende Frau steht jedoch nicht wirklich hinter ihrer Präsidentin, lässt sie nur in dem Glauben. Sie sorgt sich sehr um all die Menschen und Pokémon in Alola und will daher versuchen, das Ganze irgendwie zu verhindern. Darum hat sie Sun auch heimlich eine Nachricht zukommen lassen und ihn um Hilfe gebeten. Außerdem weiß sie, dass auch Bromley nicht mehr hundertprozentig hinter Samantha steht; kann es spüren, jedes Mal mehr, wenn er zu ihr gehen muss. Dennoch macht er weiter, in der Hoffnung, einen Weg zu finden, sie wieder in die Realität zurückzubringen. Dies unterstützt Pia sehr und tut ihr Bestes, damit es Team Skull gut ergeht.
 

Während Sun also den weiten Weg zum Æther-Paradies auf sich nimmt, um die Bedrohung, die Pia befürchtet, aufzuhalten, sitzen die Mitglieder von Skull ein letztes Mal voll versammelt zusammen und bereiten sich auf die erneute und wie sie hoffen, letzte Konfrontation mit dem Schwarzhaarigen vor. Alle wirken nervös und angespannt. Besonders Bromley, der weit mehr weiß, als er den anderen anvertrauen mag. Dies aber nicht, weil er fürchtet, dass sie vielleicht doch nicht so sehr hinter ihm stehen, wie sie es ihm immer zeigen, nein, im Gegenteil. Nämlich, weil er sie vor alledem beschützen will, irgendwie zumindest. Es ist nahezu unmöglich sie vor dem Kommenden abzuschotten, da es die gesamte Region betreffen wird, aber zumindest will er ihnen die Möglichkeit geben, aus dem Ganzen heil wieder herauszukommen. Daher werden seine Rüpel auch nur versuchen Sun aufzuhalten, während er selbst in Samanthas Nähe bleibt und versucht, ihre verborgenen Emotionen zu wecken, damit sie von selbst erkennt, dass das alles eine ganz furchtbare Idee war.
 

Er weiß jedoch auch, dass Fran bei alledem nicht mitmachen wird, allein schon, weil die Samantha überhaupt nicht leiden kann. Der Weißhaarige kann das nur zu gut nachvollziehen, weshalb er sie auch zu nichts zwingen will – was eh vergebens wäre, da sie sich nicht wirklich von ihm befehligen lässt. Aus diesem Grund hat er eine andere Aufgabe für sie, die ihr hoffentlich weit mehr Schutz bietet, als dem Rest. So legt er fest, dass Fran mit einer Hand voll Rüpel hier in Po’u die Stellung hält und versucht Informationen ranzuschaffen. Sollten tatsächlich Ultrabestien in diese Welt kommen, ist es von größter Wichtigkeit alles über sie herauszufinden und sie im Auge zu behalten. Bromley wird den Großteil der Rüpel mit nach Æther nehmen, um Samantha dort zu bezwingen.
 

Schweigend lauschen die Jugendlichen den Worten ihres Anführers, der ungewöhnlich ernst und besorgt zugleich wirkt. Die Unsicherheit ist ihm deutlich anzusehen. Er wirkt schon beinahe ängstlich. Und es lastet schwer auf ihm, seine gesamte Truppe heute vielleicht zum letzten Mal zu sehen. Wer weiß schon, was alles passiert, wenn sich eine Ultrapforte öffnet und so ein Wesen hier auftaucht? Wohl möglich ist es das Ende von einfach allem! Seufzend wirft der Käfer-Trainer einen letzten, prüfenden Blick in die Runde. Auf allen Gesichtern sieht er denselben Ausdruck von Sorge, Furcht und Ungewissheit. Nur Fran wirkt gleichgültig und verärgert. Ihr gefällt das alles überhaupt nicht. Dennoch ist sie froh, dass sie nicht mit nach Æther muss – sie könnte nicht dafür garantieren, nicht auf diese Wahnsinnige los zugehen und ihr die Augen auszukratzen.
 

Bromley lässt ein weiteres Seufzen hören, das den anderen nicht sonderlich viel mehr Mut zuspricht. „Ok, Leute. Ihr wisst alle, waser zu tun habt. – Also schwingt die Ärsche! Wa‘ ham nich‘ viel Zeit, ehe der Bengel aufschlägt. Aaron? Bryan? Macht die Yacht klar! Wa‘ legen in fünf Minuten ab!“, gibt er die letzten Anweisungen. Eilig zerstreuen sich die Rüpel und gehen ihren zugeteilten Aufgaben nach, nur Fran bleibt ungerührt stehen und mustert Bromley durchdringend. Langsam tritt er an sie heran und sucht nach ein paar letzten Worten. „Du weißt, dass das der reinste Selbstmord ist?“, kommt ihm die junge Frau jedoch zuvor. Ihre Stimme klingt tadelnd und es ist nicht erkennbar, ob sie sich Sorgen macht. „Weiß ich. – Deswegen mach‘ ich’s ja auch allein, damit ihr ‘ne Chance habt...“, erwidert er kleinlaut, als würde er gerade versuchen sich vor einem Lehrer zu rechtfertigen, der ihn beim Schummeln erwischt hat.
 

„Verstehe. Aber du könntest auch einfach hierbleiben und sie selbst mit allem fertig werden lassen. Wir hauen hier ab, bis die Luft rein ist. Und wohlmöglich scheitert sie schon an der Umsetzung, wenn ihr keiner hilft?“, nun schwingt doch eine Art Flehen in ihren Worten mit, das dem jungen Mann einen Stich ins Herz versetzt. „Ich – ich – das geht nich‘. Ich bin vielleicht der Einzige, der noch zu ihr durchdringen kann, sie aufhalten kann! Ich muss das tun, checkstes? Sie is‘ schon zu weit, um jetz‘ noch umdrehen zu können. Ich kann nur noch Schadensbegrenzung mach’n. Nich‘ für mich, nich‘ ma‘ für Skull, sondern für alle Menschen hier. Ich bin mit schuld an dem ganzen Scheiß und muss das irgendwie wieder gradebiegen...“ Erstaunt sieht Fran ihn an. Sie hat sich ja so einiges vorgestellt, aber ganz sicher nicht, dass er sich selbst die Schuld für vieles davon gibt. Es wirkt, als würde er langsam aus dem herauskommen, was sein Hirn all die Jahre in der Mangel hatte.
 

Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, dreht er sich um und geht. In diesem Moment bricht ihr das Herz und sie fürchtet, ihn nie wiederzusehen. ‚Bleib hier! Ich liebe dich doch, du Trottel!‘, schreit es plötzlich in ihrem Kopf, doch sie kann die Worte einfach nicht aussprechen, nicht jetzt, wo sie ihn endgültig zu verlieren fürchtet. „Komm mir ja in einem Stück wieder zurück, hörst du, du Spinner?“, ruft sie ihm stattdessen hinterher. Kämpft dabei mit den Tränen. Doch er wendet sich nicht noch einmal zu ihr um. Bromley hebt lediglich eine Hand zum Gruß und führt seinen Weg ungetrübt weiter. „Leb‘ wohl, Franny...“, sind die letzten Worte, die sie von ihm hört...
 


 

2
 

Wenige Stunden später ist das Æther-Paradies von Team Skull regelrecht überschwemmt. Überall warten die Rüpel angespannt auf Sun, Tali, Gladio und Lilly. Die beiden Geschwister kennen sich hier besonders gut aus, weshalb Gladio entschieden hat, die Führung bei alledem zu übernehmen. Sun und Tali folgen ihm in einem gewissen Abstand und versuchen dabei Lilly so gut es geht zu beschützen. Die Skull-Rüpel sind jedoch kein bisschen an dem blonden Lümmel interessiert und lassen ihn mehr oder weniger einfach so durch. Verstecken sich praktisch vor ihm, um ihn in Sicherheit zu wiegen und, wenn Sun dann auftaucht, stürzen sie sich ungehalten auf ihn. Tali versucht seinem Freund zwar beizustehen, doch die Teenager drängen ihn oftmals einfach zur Seite oder hindern ihn daran, sich in den Kampf einzumischen.
 

Das erschwert das Vorankommen doch ziemlich und so hat Gladio einen ziemlichen Vorsprung vor den anderen. Dummerweise läuft er Bromley damit direkt in die Arme, der ihn nicht einfach so vorbei lässt. Stattdessen zettelt er einen Kampf mit seinem ehemaligen Mitstreiter an, um ihn ein bisschen dafür zu bestrafen, einfach so wortlos abgehauen zu sein. Als Sun und seine Freunde schließlich endlich bei Samanthas Villa ankommen, ist der Blonde bereits am Boden. Unter dem siegreichen Grinsen des Käfer-Trainers sinkt Gladio ungläubig auf die Knie. „Ich – ich bin kein bisschen stärker geworden! Waren all die Tage, die ich gegen die Einsamkeit angekämpft habe, etwa umsonst?“, rügt sich der junge Trainer selbst und schlägt verzweifelt mit der Faust auf den Stein des Vorplatzes. Besorgt läuft Lilly zu ihm und versucht ihn etwas aufzubauen, während sich Sun dem Weißhaarigen in den Weg stellt. Tali hält sich zurück, da er weiß, dass er keine Chance gegen ihn hat und ihm nicht noch mehr Genugtuung mit seiner Niederlage geben will.
 

Der Skull-Boss beachtet ihn auch gar nicht, hat nur Augen für Sun. „Dem Grünschnabel da hab‘ ich ‘ne Lektion erteilt, die er so schnell nich‘ vergessen wird! Is‘ von zu Haus‘ weggelaufen, weil er unbedingt stärker werden wollt‘. – Ich mocht‘ den Burschen irgendwie, deshalb hab‘ ich ihn für uns arbeiten lass’n. Aber alles hat seine Grenzen. Sich gegen sein eignes Team aufzulehnen, is‘ einfach uncool!“, tadelt er Gladio erst einmal vor allen, sodass nun jeder weiß, dass er mal für Team Skull gearbeitet hat. Entsetzt sieht Lilly ihren Bruder an. „Stimmt das etwa?“, fragt sie vorsichtig, doch der Blonde schweigt und senkt verärgert und beschämt den Blick. Sun betrachtet den anderen Jungen einen Moment. Irgendetwas kam ihm immer komisch an ihm vor, doch die Sorge, die er nun für seine Mutter empfindet und die Tatsache, dass er über seinen eigenen Schatten springt und ihnen hilft, genügen dem Schwarzhaarigen, um Gladio zu vertrauen. Er wird sicher seine Gründe gehabt haben, dass alles getan zu haben und vielleicht ergibt sich nach alledem die Zeit, darüber zu reden und neu anzufangen?
 

„Lenk nicht vom Thema ab! Dafür ist absolut keine Zeit!“, teilt er Bromley daher mit und lässt den Rest unkommentiert. Der Weißhaarige lässt sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Wenn du’s so ham willst, bitte! Dann biste als Nächster dran! Du bist mir schon länger ‘n Dorn im Auge! Wie ‘ne Klette, die man nich‘ abschütteln kann. Aber heut‘ verpass‘ ich dir ‘nen Dämpfer, verlass dich drauf!“, knurrt der Käfer-Trainer ihm dann entgegen und schickt sein Tectass aufs Feld. Snobilikat kommt auf Suns Seite zum Vorschein und schon beginnt der heftige Schlagabtausch. Der Schwarzhaarige kennt die Taktik seines Gegenübers inzwischen ja ziemlich gut, dennoch kann er nicht verhindern, dass sein Kater von dem Überrumpler des Samurai zu Boden geworfen wird. Allerdings heißt das noch lange nicht, dass er geschlagen ist. Nach ein paar schnellen Finten zieht sich die große Assel dann auch schon zurück und Suns Laune bessert sich.
 

Wie er erwartet hat, schickt der Weißhaarige nun sein Ariados in den Kampf, weshalb Sun sein Snobilikat gegen Fuegro austauscht. Den sandfarbenen Kater hebt er sich auf, falls Tectass später seinem Feuertiger zu sehr zusetzen sollte. Die große Spinne landet einen guten Tiefschlag, doch gegen Fuegros Feuerzahn hält sie nicht lange Stand. ‚Soweit, so gut! Ich habe es fast geschafft!‘, geht es Sun siegessicher durch den Kopf. Doch Bromley wirkt alles andere, als missgünstig. Irgendetwas stimmt da nicht. Anstatt Pote wieder auf das Feld zu schicken, zieht er einen weiteren Pokéball aus der Tasche. Überrascht weiten sich Suns Augen. Scheinbar hat der Käfer-Trainer in der kurzen Zeit seit ihrem letzten Kampf sein Team aufgestockt.
 

Somit steht er vor der Ungewissheit, was sein Gegenüber auffahren und wie lange dieser Kampf noch andauern wird. Der Schwarzhaarige hat zwar auch noch ein Ass im Ärmel, doch das kann er jetzt noch nicht benutzen – das braucht er im Ernstfall für Samantha. Also muss es so gehen. Der Vorteil an dem Ganzen ist, dass Bromley ausschließlich Käfer-Pokémon benutzt und somit in gewissem Maße durchschaubar ist. Dennoch ist das Pinsir, das sich nun manifestiert, ein beeindruckender Anblick. Nicht allein schon deswegen, weil der Hirschkäfer mit den gewaltigen Zangen auf dem Kopf, beinahe genauso groß wie Sun selbst ist. Der große Käfer stößt ein wütendes Fauchen durch die Lamellen vor seiner Mundöffnung aus und schlägt dabei die dornenbesetzten Kneifzangen ruckartig zusammen, sodass ein Geräusch entsteht, das ziemliche Ähnlichkeit mit der Müllpresse hat, die Sun am Stadtrand von Malihe City sehen konnte. Ein eiskalter Schauer läuft seinen Rücken hinab.
 

Ein Knurren von Fuegro holt den jungen Trainer aber wieder in die Wirklichkeit zurück. „Los, Feuerzahn!“ „Durchbruch!“, hält Bromley scharf dagegen. Wie durch ein Wunder gelingt es dem schwerfällig wirkenden Hirschkäfer doch tatsächlich, dem Angriff auszuweichen und selbst zum Schlag auszuholen. Der kräftige Handkantenschlag bringt den Feuertiger ins Wanken, doch er bleckt entschlossen seine flammenden Zähne und greift erneut an. Diesmal sitzt das Ganze und der Hirschkäfer muss schwer einstecken. Er kämpft sich aber wieder hoch und führt nun einen Doppelschlag aus. Dabei trifft er Fuegro gleich zweimal gezielt auf die Nase, was den Zorn des Katers nur noch mehr anfacht. Sein Feuerzahn trifft den Käfer erneut und diesmal steht er nicht wieder auf.
 

Abermals wiegt sich Sun in Sicherheit, doch auch diesmal schickt Bromley seinen treuen Partner nicht wieder in den Kampf. ‚Wie viele kommen denn da noch?‘, geht es dem Jungen zweifelnd durch den Kopf. Die Antwort ist einfach. Jeder Trainer kann maximal sechs Pokémon gleichzeitig bei sich haben. Zählt man Tectass‘ Fähigkeit doppelt, da es ja zweimal in den Ring geschickt werden kann, wären das im schlimmsten Fall sieben Gegner für Sun, der selbst nur zwei Pokémon zur Verfügung hat, da er seinen Trumpf jetzt auf keinen Fall ausspielen will. Er muss sich unbedingt das Überraschungsmoment bewahren! Fuegro sieht zumindest noch ganz fit aus, sodass sich Sun erst einmal noch keine allzu großen Sorgen macht – zumindest solange Bromley keinen Wasser-Typ ins Rennen schickt.
 

Etwas Erleichterung ergreift den Schwarzhaarigen, als sich ein Maskeregen vor ihm manifestiert. Die große Motte wirkt mit ihren weit gefächerten, übergroßen, augenähnlichen Fühlern jedoch ziemlich einschüchternd. Dies scheint aber nicht nur Sun so zu ergehen, sondern auch seinem Feuertiger. Schnell wird dem jungen Trainer bewusst, dass der Käfer die Fähigkeit Bedroher haben muss und somit der Angriff seines Katers geschwächt wird. „So ein Mist...“, schimpft er leise in sich hinein, dennoch hört ihn der Weißhaarige. Grinsend sieht er auf ihn hinab. „Na, machste schon schlapp, Kleiner? Haste etwa gedacht, du kommst mir diesmal wieder so leicht davon? Da haste dich ziemlich geschnitten! Ob du’s glaubst oder nich‘, aber auch ich kann ‘was dazulern‘!“, höhnt der Käfer-Trainer großspurig. „Das denke ich nicht! Sonst würdest du es wohl kaum ständig zulassen, dass deine Käfer von mir gegrillt werden!“, erwidert der Jüngere nachdrücklich.
 

Bromley gibt nur ein wütendes Knurren von sich. „Das is‘ noch nich‘ vorbei, Kleiner! Los, Luftschnitt!“ „Fuegro, Feuerzahn!“, hält der Junge dagegen. Die kunstvoll gefärbte Motte beginnt heftig mit ihren kleinen Flügeln und den großen Fühlern zu flattern. Die aufgewirbelte Luft formt sich zu einer Art Kugel, die der Käfer geschickt auf den Feuertiger zufliegen lässt. Sie trifft den überraschten Kater mitten auf die flammende Schnauze und erstickt das Feuer förmlich im Keim. Fuegro wird zu Boden geworfen, steht aber nach einem Moment wieder auf. „Versuch es noch einmal!“, befiehlt ihm Sun und schon flitzt das Pokémon wieder los. Doch auch Bromley setzt nach „Käfergebrumm!“ Maskeregen schwirrt fix durch die Luft und diesmal erzeugen seine Flügel grün schimmernde Schallwellen, die sich rasant ausbreiten.
 

Dem Tiger gelingt es auszuweichen und seine Zähne in den weichen Körper des Käfers zu rammen. Wild züngeln die Flammen über die zierliche Gestalt, bis es der Motte gelingt sich loszureißen. Sie ist schwer getroffen, dennoch wird noch mindestens ein Angriff nötig sein, ehe sie besiegt ist. „Noch ma‘ Luftschnitt!“, tönt der Weißhaarige ungehalten. Erneut versucht Fuegro dem Ganzen auszuweichen, doch der Angriff ist so präzise und heftig, dass es ihm nicht gelingt. Hart schlägt er auf den Boden auf und schafft es nur sehr schwerlich wieder auf die Füße zu kommen. „Du bist erledigt, Bengel! Käfergebrumm!“, grinst Bromley in sich hinein.
 

Sun erwidert nichts, hofft nur, dass der Kater noch die Kraft für einen letzten Gegenschlag hat. Doch seine Hoffnungen schwinden, als Fuegro frontal von den Schallwellen getroffen wird. Bevor der Kater aber zu Boden geschleudert wird, streckt er den Arm aus, packt Maskeregen an einem seiner Fühler, zieht ihn mit sich und versenkt seine glühenden Zähne in ihm. In einer mächtigen Staubwolke schlagen beiden auf dem Stein auf. Erst nach einem Moment lichtet sich der aufgewirbelte Dreck wieder und das Ende des Kampfes wird ersichtlich. Maskeregen liegt qualmend am Boden und Fuegro steht noch auf wackeligen Pfoten!
 

„Das kann doch nich‘ wa‘ sein!“, entkommt es dem Weißhaarigen aufgebracht, während Sun von einer gewissen Erleichterung erfasst wird. Sie hält aber nur kurz an, dann beginnt er sich zu fragen, ob Bromley noch etwas auffährt, das ihm wirklich gefährlich werden könnte. Fast schon begeistert sieht er mit an, wie der Käfer-Trainer nun Tectass in den Ring schickt. Theoretisch müsste das also der letzte Kampf sein; alles andere würde nicht zur Taktik des Älteren passen. Dennoch glaubt Sun erst an einen Sieg, wenn es wirklich vorbei ist. In diesem Moment schmälern sich aber seine Chancen. Der große Samurai ist noch nicht mal an seinem Platz angekommen, da beginnt Fuegro plötzlich zu schwanken. Der Kater verdreht die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen ist und bricht dann ohnmächtig zusammen.
 

Wie erstarrt halten alle für einen Moment inne. Dann fängt Bromley heftig an zu lachen. Der junge Trainer kann es kaum fassen, dennoch kann er dem Kater gar keinen Vorwurf machen. Er hat sehr gut gekämpft und länger durchgehalten, als nötig. Mit einem ausgiebigen Lob ruft Sun ihn wieder zurück und schickt Snobilikat aufs Feld. Nun muss alles möglichst schnell gehen und das tut es auch. Die Assel stürmt mit ihrem Überrumpler vor und der Kater hält mit seinem Mogelhieb dagegen. Da die Attacke des Vierbeiners schneller ist, trifft sie und lässt das Insekt taumeln. Somit ist dessen Chance vertan. Allerdings bleibt ihm ja noch seine gefährliche Kalkklinge und, wenn sie den angeschlagenen Kater trifft, könnte das das Aus bedeuten. Daher entscheidet sich Sun für die schnellste Lösung: Eine Z-Attacke!
 

Der aufgebrachte Käfer-Trainer versucht ihn noch mit zornigen Worten davon abzuhalten, doch das beeinträchtigt seine antrainierte Konzentration nicht im Geringsten. Nach wenigen Momenten haben er und Snobilikat die Z-Pose vollendet und ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche auf einander übertragen. Der Kater erstrahlt in einer hellen, blendenden Aura. Als er ein entschlossenes Fauchen von sich gibt, klingt es, als stünden hundert weitere Katzen hinter ihm und würden mit ihm zusammen brüllen. Dann rennt Snobilikat in einem unglaublichen Tempo los, nur sein Ziel vor Augen. Tectass kann dem Hyper-Sprintangriff nicht ausweichen – es ist schlichtweg unmöglich. Dafür erhält der Samurai einen derart heftigen Treffer, dass er mehrere Meter durch die Luft geschleudert wird und dann fast auf der Schwelle der Villa wieder zu Boden geht.
 

Mit weit aufgerissenen Augen verfolgt Bromley dieses entsetzliche Schauspiel, das ihm ein unglaubliches Gefühl der Machtlosigkeit vermittelt. „Nein...“, haucht er atemlos und sinkt auf die Knie herab. Der Kampf ist vorbei. Sun und seine Freunde brechen in erleichterten Jubel aus und sogar Gladio beglückwünscht ihn. Unbemerkt dessen regt sich eine zornige Stimme in Bromley’s Kopf. ‚Bromley! Was treibst du denn da?‘, harscht sein Vater ihn an. Ein Schreckt jagt durch den Körper des Weißhaarigen und lässt ihn kurz erzittern. Dann sieht er das Bild seines Erzeugers praktisch vor sich, wie er immer näherkommt und dabei mit dem Golfschläger ausholt. ‚Du elender Versager! Wieder von einem Rotzlöffel fertiggemacht! Wie kann man nur so jämmerlich sein?‘ Keine Sekunde später trifft das Dreiereisen sein Ziel und der Käfer-Trainer stößt einen heiseren Schrei aus, als wäre er wirklich geschlagen worden.
 

Stattdessen wiederholt er sein grausiges Mantra. „Bromley! Was treibst du denn da?“, und bekommt so ungewollt die Aufmerksamkeit seiner Widersacher. Erschrocken wendet sich Sun um, hat er das Ganze doch schon zweimal miterleben müssen. Wie ferngesteuert tasten Bromley’s Finger den Untergrund nach etwas ab, womit er sich selbst verletzen kann. Hektisch blickt sich der Schwarzhaarige um, doch kein einziger Rüpel ist auch nur in Sichtweite, falls sie überhaupt noch hier sind. „Wir müssen etwas tun!“, versucht der junge Anwärter seine Begleiter zu motivieren. Allerdings rührt sich keiner von ihnen. Lilly und Tali sind wie angewurzelt. Für sie ist das vollkommen neu, hatten sie doch bisher nicht wirklich etwas mit Bromley zu tun. Erschrocken wenden sie sogar den Blick ab, als der Weißhaarige einen heraus gebrochenen Stein findet und sich damit versucht den Arm aufzuschlitzen.
 

Sun ist schon in Begriff fieberhaft nach einer Lösung zu suchen, da stapft Gladio plötzlich an ihm vorbei. Sein Gesicht ist eine strenge Maske und lässt nicht erkennen, was er denkt oder fühlt, ob ihm dieser Anblick Angst macht oder nicht. „Was – was hast du vor?“, ruft ihm der Schwarzhaarige etwas unsicher hinterher. Der Blonde gibt ein verstimmtes Schnauben von sich. „Was schon? Ihm das verdammte Hirn wieder einrenken! Wenn der Plan unserer Mutter aufgeht, werden noch genug Menschen zu leiden haben, da brauchen wir nicht auch noch einen suizidgefährdeten Verrückten, der frei rumläuft und Befehle von ihr ausführt! “ Entschlossen und ohne das kleinste Zögern nähert er sich dem am Boden hockenden Mann, dem es zum Glück noch nicht gelungen ist, sich selbst zu verletzen. In diesem Moment empfindet Sun so etwas wie Bewunderung für Gladio. Dann jedoch fällt ihm wieder ein, was Bromley gesagt hat. Dass der Blonde für ihn gearbeitet hat. Anscheinend hat er dabei wohl auch mitbekommen, wie der Weißhaarige drauf ist, wenn er verloren hat und weiß demnach auch, was zu tun ist.
 

Vorsichtig folgt Sun ihm. Wer weiß, ob er nicht irgendwann wieder in die Bredouille gerät, gegen Bromley zu kämpfen und dann wohlmöglich keiner in der Nähe ist, der helfen könnte. Doch, wenn er sich das Ganze so besieht, muss er sich dafür noch eine ganze Menge Mut aneignen, die Gladio von Natur aus zu haben scheint. Mit einem einzigen geschickten Griff, nimmt der Blonde dem jungen Mann den Steinsplitter ab und wirft ihn außer Reichweite. Grob anmutend dreht er anschließend Bromley’s Gesicht zu sich herum. „Hör sofort auf mit dem Scheiß!“, faucht er den Älteren regelrecht an und verpasst ihm dann eine saftige Ohrfeige. Ruckartig wird der Kopf des Älteren zur Seite geworfen und Sun zieht scharf die Luft ein. Das hat er nun wirklich nicht erwartet, wo die Rüpel doch immer so sanftmütig mit ihm umgegangen sind. Doch Gladio hat keine Geduld für so etwas, erst recht nicht jetzt. Deutlich zeichnet sich die Hand des Blonden auf der blassen Haut des Skull-Bosses ab, gleich einem frischen Brandmal.
 

Angestrengt holt Sun abermals Luft und bekommt mit, dass es Lilly und Tali da nicht viel besser geht. Er fängt sich jedoch schnell wieder und sieht, wie sehr Gladio sich auf einmal verkrampft. Seine Wangen röten sich, seine Augen glänzen und seine Unterlippe beginnt zu zittern. Verwundert betrachtet der Schwarzhaarige das Ganze. Es wirkt nicht so, als wäre der andere Junge sauer auf Bromley. Nein, eher so, als hätte er Angst und Sorge um ihn und stünde kurz davor in Tränen auszubrechen. Verwunderung regt sich in dem Katzen-Trainer. Als Gladio zu ihm kam, um seine Hilfe anzubieten, hatte Sun das Gefühl, dass er nichts außer Hass und Verachtung für Team Skull und erst recht für Bromley empfindet und nun das. Was soll er davon halten? Ist dort noch etwas anderes, Tiefergehendes?
 

Sun findet auf die Schnelle keine Antwort, aber zumindest scheinen die Bemühungen des Blonden Früchte zu tragen. Angestrengt blinzelt Bromley und kommt wieder zu sich. Es dauert nur einen Augenblick, dann steht er schon wieder auf und blickt herablassen auf Sun hinunter. „Was stimmt nich‘ mit dir?! Warum kann ich dich nich‘ plattmach’n?“, fragt er den Schwarzhaarigen erstaunlich gefasst und ganz so, als wäre eben nichts gewesen. Der junge Trainer ist viel zu verwundert von alledem, um auch nur irgendetwas zu antworten, also übernimmt das der Weißhaarige für ihn. „Pah! Ich hab‘ wohl keine Wahl. – Na los, geh schon! Um dich plattzumach’n, werd‘ ich an meine Grenzen und darüber hinausgeh’n müss’n! Aber das hat noch Zeit...“, meint er nur und deutet dann auf die Villa hinter sich.
 

Seine Arbeit hier ist fürs Erste getan und nun kann er nur noch hoffen, dass Samantha nicht allzu enttäuscht von ihm sein wird. Vielleicht hat sie ja mehr Glück und schafft es, sich den Bengel vom Leib zu halten? Ihm ist es gleich. Stattdessen überlegt er sich lieber, wie er sie davon abhalten kann, die ganze Welt mit ihren Ultrabestien zu überschwemmen. Einen Moment zögert Sun noch, muss das alles noch irgendwie verarbeiten. „Wir haben nicht mehr viel Zeit!“, kommt es plötzlich sehr nachdrücklich von Gladio, der das Ganze viel gefasster nimmt. Dies holt Sun wieder in die Realität zurück und gemeinsam betreten sie die Villa und beginnen die Suche nach Samantha, während Bromley zurückbleibt und dafür sorgt, dass seine Rüpel wieder sicher nach Hause kommen.
 


 

3
 

In der Villa angekommen, teilen sich die vier auf, um möglichst schnell einen großen Bereich abzusuchen und Samantha so ausfindig zu machen. Schließlich stehen Lilly und Sun vor dem Schlafzimmer der Blondine. Nervös blicken sich die beiden an, dann greift Sun nach der Klinke. Seine Begleiterin hält ihn jedoch zurück. „Warte! – Ich kann spüren, dass Mutter hier ganz in der Nähe ist. – Ja, wir werden sie hier finden, da bin ich mir ganz sicher. – Doch sie – sie ist nicht mehr sie selbst! Lass mich deine Pokémon wieder fit machen, bevor wir das Zimmer betreten. Es bringt nichts ihr einfach blauäugig gegenüber zu treten. – Das weiß ich selbst nur zu gut...“, Lillys Stimme klingt ungewöhnlich nachdrücklich, doch Sun kann deutlich sehen, wie fertig sie jetzt schon mit den Nerven ist. Das alles geht ihr sehr nahe und das ist auch nur allzu verständlich. Immerhin ist es ihre eigene Mutter, die vor ihren Augen dem Wahnsinn verfällt und die ganze Welt mit sich reißen will.
 

„Du hast recht. Aber fühlst du dich dessen denn auch gewachsen? Ich meine, wenn wir sie da drin antreffen, gibt es kein Zurück mehr. Völlig egal, wie schlimm es auch ist...“, trostspendend legt er ihr eine Hand auf die zitternden Schultern. Einen Moment sieht sie ihn einfach nur schweigend an, ohne eine erkennbare Reaktion. Dann atmet sie tief durch und holt Medizin aus ihrer Tasche. „Ich schaffe das schon! Ich muss es einfach. – Nicht für mich, sondern für Mutter. Für die Pokémon, für einfach alle. – Ja, dafür werde ich stark sein! Ich bin lange genug davongelaufen!“ Ihre Entschlossenheit überrascht den Schwarzhaarigen richtiggehend. Als er sie kennengelernt hat, war sie nur ein ängstliches, sehr schüchternes Mädchen, das Professor Kukui bei sich aufgenommen hatte und die ihm als Assistentin versuchte zur Hand zu gehen. Doch jetzt wirkt sie so erwachsen auf ihn. Zusammen haben sie viel durchgemacht und das hat sie beide geformt, zum Guten. Von daher ist Sun voller Zuversicht, dass sie das hier auch schaffen werden.
 

Einen Augenblick später sind seine Pokémon wieder voll einsatzbereit und nun betreten sie gemeinsam das Zimmer der Präsidentin. Es ist ein großer, prunkvoller Raum, jedoch wirkt er mit seiner fast völlig weiß gehaltenen Existenz sehr steril auf Sun. Allerdings ist das vollkommen nebensächlich. Denn kaum, dass sie das Zimmer betreten haben, sehen sie, wie Samantha auf eine Tür zugeht, die der junge Trainer zuerst für die eines Schrankes gehalten hat. Doch dem ist nicht so. Es ist eine Geheimtür, von der nicht einmal ihre eigene Tochter etwas weiß, obwohl sie so viele Stunden hier in diesem Raum verbracht hat, als alles noch idyllisch und wundervoll war. „Wir müssen ihr folgen!“, kommt es flehend von der jungen Blondine. Der Ansicht ist Sun auch, dennoch nimmt er sich kurz die Zeit und hinterlässt ein Zeichen für Gladio und Tali, die sicher auch bald hier aufschlagen werden.
 


 

4
 

Als die beiden durch die geheime Tür treten, ist es, als würden sie von reinem Licht aufgesaugt werden und für einen Moment völlig schwerelos. Dann finden sie sich plötzlich in einem riesigen Raum wieder. Er wirkt wie aus einem Science-Fiction-Film, vollkommen surreal. Der Fußboden besteht aus einer gewaltigen, schwimmenden Plattform, die Wände aus einer Art weißer Kacheln, bei denen es sich um unzählige Monitorbildschirme handelt. Auf einigen kann man verschiedenen Stellen Alolas sehen, was Sun zu der Erkenntnis bringt, dass Samantha überall in der Region versteckte Kameras aufgestellt hat – vermutlich, um das Auftauchen ihrer geliebten Ultrabestien besser im Blick haben zu können.
 

Allerdings ist das noch bei Weitem nicht das Schlimmste. Überall in dem Raum stehen riesige Vitrinen, in denen sich reglose Pokémon befinden. Sie wirken wie eingefroren. Erstarrt mit dem schrecklichen Ausdruck der Todesangst in ihren verzerrten Gesichtern. Ein wirklich unfassbar furchtbarer Anblick, der die beiden Kinder für einen Moment selbst erstarren lässt. In der Mitte des Raumes steht Samantha und betrachtet einige der Bildschirme. Dann dreht sie sich plötzlich um und strahlt über das ganze Gesicht. Ihr Lächeln wirkt so aufrichtig und warmherzig, dass es unmöglich echt sein kann. Es wirkt einfach nur gruselig und geisteskrank. Dennoch scheint die Blondine nicht sonderlich überrascht davon zu sein, dass sie nicht mehr allein ist. Vermutlich hat sie sogar darauf gewartet, dass Sun und seine Freunde hier auftauchen, um ihrem nahenden Triumph beizuwohnen?
 

„Na? Was sagt ihr zu meiner kleinen, privaten Sammlung?“, fragt sie die beiden und streicht dabei liebevoll über das Glas einer der Vitrinen, hinter dem sich ein wehrloses Pokémon im Kälteschlaf befindet. Sun und Lilly sind im ersten Moment vollkommen sprachlos. „Meine über alles geliebten Kinder! Sie sollen bis in alle Ewigkeit überdauern!“, führt sie daher einfach ungeachtet fort. „Das ist doch krank...“, entkommt es dem Schwarzhaarigen mit belegter Stimme. Samantha lächelt ihn einfach nur an, als hätte er etwas Nettes gesagt. „Wenn ich meine wunderschönen Ultrabestien in diese für sie so fremde Welt rufe, sind sie sicher erst einmal verunsichert, verwirrt und gereizt…“, führt sie weiter aus und hebt dann etwas vom Boden auf. „Aber sie in einem kleinen Kasten wie diesen hier einzusperren, wäre einfach nur grausam…“, berichtet sie weiter und hebt dabei ein merkwürdiges, schwarzes Gebilde hoch, das wie ein großer, kosmischer Würfel wirkt.
 

„Sie sollen ihrer Wut freien Lauf lassen können. Ich will, dass sie sich hier in Alola nach Herzenslust austoben!“, endet sie schließlich mit beinahe greifbarer Inbrunst. Ehe die beiden Kinder auch nur ein Wort herausbringen können, erscheinen Tali und Gladio und sehen sich ebenso überrascht um. „Hey, Sun!“, flötet der immer fröhliche Junge nach einem Moment, doch seine Freude vergeht ihm schnell wieder. „Und Lilly! Es geht dir gut! Mensch, bin ich erleichtert…“, entkommt es nun auch dem Blonden, als er seine Schwester entdeckt. Ihn so reden zu hören, ist wirklich ungewöhnlich, besonders für Sun, kannte er den anderen Jungen bisher nur als kühl, reserviert, nahezu egoistisch. Lilly hingegen wirkt ebenso erleichtert darüber, dass ihr Bruder nun endlich wieder eine Bindung zu ihr hat. Doch die Wiedersehensfreude hält nur kurz.
 

„Sieh an. Du auch hier, Tali? Auf Bromley ist einfach kein Verlass...“, entkommt es der Präsidentin aufgebracht und sie ballt wütend eine Hand zur Faust, hatte sie doch gedacht, dass der Weißhaarige es wenigstens schaffen würde, das schwächste Glied aufzuhalten. „Ich bitte dich. – Du darfst keine Ultrapforte öffnen! Die Ultrabestien dürfen nicht hierherkommen!“, mischt sich Gladio nun entschieden ein, ehe das Ganze noch länger dauert. Verstimmt bemerkt die Blondine jetzt erst, dass der Junge auch hier ist. Wütend verzieht sie das Gesicht. „Erst platzt meine Tochter rein, die mir mein Cosmog gestohlen hat, und jetzt auch noch mein Sohn, der mir mein Typ:Null geklaut hat! – Ich habe euch stets nur meine Liebe gegeben, doch ihr habt es mir mit Verrat vergolten! Ihr habt kein Recht, mich um etwas zu bitten!“, gibt sie ungehalten von sich.
 

„Was? Tochter? Sohn? Moment mal. – Seid ihr etwa eine Familie?“, kommt es nun sehr überrascht von Tali, der diese Tatsache noch gar nicht mitbekommen zu haben scheint. Was vielleicht auch gar nicht so verwunderlich ist, da Sun weit mehr mit den beiden zu tun hatte, als er. „Das waren wir vielleicht mal, mein lieber Tali. Aber diese Verräter wandten sich von mir ab. Doch das spielt jetzt keine Rolle mehr…“, erläutert die Präsidentin ihm gespielt traurig. Langsam schreitet sie dabei auf die Gruppe zu und setzt dann erneut dieses gruselige Lächeln auf, das den Verfall ihrer geistigen Urteilskraft perfekt wiedergibt. „Nichts spielt jetzt noch eine Rolle! Die Gase von Cosmog, die wir gewinnen konnten, bevor Lilly es gestohlen hat, haben bereits ausgereicht, um kurzzeitig eine Ultrapforte zu öffnen. Und es wird mir wieder gelingen!“
 

Kaum hat sie die Worte ausgesprochen, geht alles ganz schnell. Sie entreißt Lilly grob die Tasche, in der sie das wehrlose Cosmog seit ihrer Flucht mit sich herumträgt, und entfernt sich dann blitzartig wieder von den Kindern. „Nein!“, entkommt es der kleinen Blondine noch, doch da ist es schon zu spät. Samantha zerrt das kleine Pokémon aus der Tasche heraus, als wäre es nichts weiter, als ein unliebsames Spielzeug, und sperrt es dann unter dem lauten Protest des Wesens in diesen seltsamen Käfig ein. Durch eine kleine Scheibe in der Tür kann man das verzweifelte Gesichtchen der wolkenförmigen Kreatur sehen, die Panik in seinen Augen. Das piepsende Stimmchen dringt ebenfalls hinaus, doch es bleibt ungehört. Begeistert betrachtet die Präsidentin das Ganze. „Wie viele Ultrapforten ich wohl öffnen kann, wenn ich alles aufbrauche, was in seinem kleinen, gefangenen Körper steckt? Wie viele wunderschöne Ultrabestien dann wohl kommen werden?“, spinnt sie ihren Traum weiter.
 

Erschüttert versuchen die vier Kinder das Ganze irgendwie zu begreifen, doch es will ihnen einfach nicht gelingen. Wie kann man nur so herzlos sein und ein wehrloses Lebewesen quälen, nur um sich einen Wunsch zu erfüllen, der von vornherein zum Scheitern verurteilt ist? Fieberhaft überlegen die drei Jungs, was sie tun können, da tritt Lilly vor, in der Hoffnung, doch noch etwas Vernunft in ihrer Mutter zu wecken. „Bitte. – Hör auf damit! Du weißt nicht, was mit Cosmog geschieht, wenn es zu viel Kraft einsetzt! Nach unserer Flucht aus dem Æther-Paradies konnte es sich eine Zeit lang nicht mehr bewegen. – Wenn du es zwingst, zu viel Kraft einzusetzen, stirbt es! Da bin ich mir ganz sicher!“, sie ist den Tränen nahe, doch Samantha nimmt es gar nicht mehr war, hat nur Augen für das Bevorstehende...
 


 

5
 

Es bedarf nur weniger Handgriffe und der würfelförmige Käfig beginnt in den Händen der Blondine zu leuchten. Cosmogs Gase werden gewaltsam abgezapft und gesammelt. Das kleine Wesen wird dabei unglaublichem Stress und Schmerzen ausgesetzt und es hat keine Möglichkeit zu fliehen. Plötzlich flammen alle Bildschirme im Raum auf und zeigen so gut wie jeden Winkel von Alola. „Seht her! Ich werde jetzt die Ultrapforten öffnen! Kommt zu mir, ihr wunderschönen Ultrabestien!“, gebärt sich Samantha in völliger Ekstase. Wie gebannt starren die Kinder auf die Monitore. Überall in der Region verdunkelt sich schlagartig der Himmel, als hätte sich eine gewaltige Hand vor die Sonne geschoben. Überrascht verharren die Menschen in ihrem Tun oder treten ins Freie, um herauszufinden, was eigentlich los ist. Sämtliche Pokémon werden unruhig, von Angst getrieben suchen sie Schutz. Die Luft ist so statisch aufgeladen, dass einem schon fast die Haare zu Berge stehen.
 

Dann, wie aus dem Nichts, reißt der Himmel an mehreren Stellen gleichzeitig auf. Es sieht aus, als hätte jemand mit einem riesigen Messer einen Schnitt dort oben gemacht. Grelle Blitze zucken um die Risse herum, die sich langsam nach außen wölben, bis eine Art Trichter sichtbar wird. Die Pforten sind so grell, dass man sie kaum ansehen kann und es werden immer mehr! „Seht nur! Es geschieht überall in Alola!“, kommt es verzückt von der Präsidentin, die sich wie ein kleines Kind unter dem Weihnachtsbaum zu freuen beginnt, während alle um sie herum nur Fassungslosigkeit empfinden.
 

Cosmog wird es in seinem Gefängnis immer unbehaglicher. Schmerzlich und verzweifelt schreit es immer wieder laut auf, bis es von einem hellen Licht eingehüllt wird und dann ganz plötzlich verstummt. Irgendetwas ist passiert, doch es kümmert Samantha nicht. „Kannst du nicht mal still sein, Cosmog? Du bist wirklich ein nerviges Pokémon, selbst, wenn du in einem Käfig steckst. Ich bin nur an deiner Kraft interessiert, ansonsten bist du mir völlig egal! Ist das klar?“, schreit die Blondine das inzwischen verstummte Wesen kalt an. Dann hellt sich ihr Gesicht wieder auf, als sie erneut die Bildschirme betrachtet. „Aber wie es aussieht, hat mir deine Kraft bereits gute Dienste geleistet! Inzwischen sollten sich viele, wunderschöne Ultrabestien in Alola tummeln! – Seht nur! Auf Akala, auf Poni! Und auf Mele-Mele sind auch welche!“, vergnügt lässt sie den Käfig einfach fallen und klatscht in die Hände.
 

Völlig erstarrt und sprachlos starren die Kinder auf die Übertragung der unzähligen Kameras. Die Ultrapforten blähen sich immer weiter auf und dann wird in ihrem grellweißen Inneren etwas Dunkles sichtbar. Es wird schnell größer und nähert sich unablässig der Oberfläche. Schließlich bricht es heraus, überall in Alola gleichzeitig, als hätte ihnen jemand ein stummes Kommando gegeben. Es sind Wesen, die man kaum beschreiben kann und alle sehen anders aus; fremdartig, nicht von dieser Welt. Und sie alle sind gefährlich, verwirrt und wütend!
 

Als wenn das nicht schon alles schlimm genug wäre, taucht nun auch noch Bromley aus heiterem Himmel im Trophäenzimmer auf. Gespielt lässig nähert er sich der fassungslosen Meute und versucht vehement zu verdrängen, was in Alola gerade passiert – hofft nur, dass seine Rüpel noch rechtzeitig den Schutz der Villa erreichen. „Präsidentin. – Das Experiment war ‘n voller Erfolg. Also mach’n wa‘ diese Pfeifen jetz‘ mit den Ultrabestien so richtig platt!“, tönt er und wiegt Samantha damit in Sicherheit; wartet aber eigentlich auf den richtigen Moment, um sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Doch dafür muss er erst diese Kids loswerden. Es sind schon genug Leute zu Schaden gekommen und werden noch viel mehr; er kann nicht riskieren, dass weitere dazukommen, die so leichtsinnig sind, sich ihr entgegen zu stellen. Er muss das schlichtweg allein hinbekommen! Erfreut wendet sich die Blondine zu ihm um. „Du sagst es! Bromley? Sei doch so gut und bringe zunächst einmal diese Kinder zum Schweigen.“
 

Mit einem Grinsen wendet sich der Weißhaarige den Jüngeren zu, doch bevor er einen Kampf anzetteln kann, öffnet sich mitten im Raum ebenfalls eine Ultrapforte! Erschrocken weichen alle außer Samantha davor zurück. Langsam schiebt sich etwas daraus hervor. Es hat Ähnlichkeit mit einer riesigen, weißen Qualle, die wabernd durch die Luft gleitet. Das reicht nun aber wirklich! Gladio kann nicht mehr länger an sich halten und greift nach seinem Pokéball. „Ich werde die Ultrabestie aufhalten! Null wird kurzen Prozess mit ihr machen! Tali, du übernimmst Bromley! Sun, du stoppst die Präsidentin! Wenn wir scheitern, wird Alola von den Ultrabestien überrannt, also strengt euch an!“, legt er streng fest. Doch soweit kommt es gar nicht erst.
 

Panisch ergreift Lilly Suns Arm. „Sun! Wir müssen Cosmog retten!“, fleht sie ihn an. Der Schwarzhaarige weiß, dass das sehr wichtig ist, doch Samantha wird es wohl kaum kampflos hergeben. Zudem wird die Ultrabestie, die den Namen Anego bekommen hat, immer unruhiger. Sie fühlt sich hier ganz und gar nicht wohl und sucht nach einem Ausweg. „Was seid ihr doch alle für erbärmliche Kleingeister! Wenn ihr so weitermacht, erschrickt meine wunderschöne Ultrabestie ja noch...“, kaum hat sie die Worte ausgesprochen, findet Anego die Ultrapforte wieder und verschwindet auch schon darin. Bestürzt sieht die Präsidentin ihm nach. Dann wendet sie sich um und gibt ein wütendes Knurren von sich. „Seht ihr, was ihr angerichtet habt? – Nun, ich denke, dich sollten wir wohl als Erstes zum Schweigen bringen, Sun! Du bringst nichts, als Ärger!“, verkündet sie dann.
 


 

6
 

Kaum einen Moment später zieht sie einen Pokéball hervor, aus dem sich ein Pixi manifestiert. Die große, rosafarbene Fee wirkt alles andere als gefährlich. Neugierig und liebreizend blickt sie sich um und gibt sich unschuldig. Doch davon lässt sich Sun nicht täuschen. Da die Ultrabestie ja wieder verschwunden ist, besteht nicht die Gefahr, dass seine Freunde ebenfalls einen Kampf anfangen müssen. Und auch Bromley scheint dieser Meinung zu sein. Sein versucht aggressives Auftreten hat längst ein Ende gefunden und er betrachtet gespannt die bevorstehende Auseinandersetzung, ebenso wie die drei Begleiter des Schwarzhaarigen. Er kann dem Käfer-Trainer deutlich ansehen, wie dieser darauf brennt, zu erfahren, wie stark Sun wirklich zu sein scheint, was dem jungen Anwärter klarmacht, dass Samantha kein leichter Gegner werden wird. Trotz alledem kann er in den grauen Augen des großen Mannes auch erkennen, wie sehr er zu hoffen scheint, dass es ihm gelingen wird, die Präsidentin zu besiegen und so vielleicht wieder auf die rechte Bahn zu bringen.
 

Diese Hoffnung kann er aber auch auf den Gesichtern seiner Freunde sehen, die sich ein schnelles Ende dieses Terrors wünschen, damit Alola wieder zum gewohnten Alltag zurückfinden kann. Dementsprechend lastet einiges auf dem Katzen-Trainer und er betet inständig dafür, dem auch gerecht werden zu können. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel. Mit einem kräftigen Luftholen und einem entschlossenen Blick schickt Sun sein Snobilikat in den Ring. Normal-Attacken haben bei Pixi eine etwas größere Wirkung als die vom Typ Unlicht, also wird sich der Schwarzhaarige darauf beziehen müssen. Dadurch kann er sich mit seinem Mogelhieb aber wenigstens schon mal einen kleinen Vorsprung verschaffen. Und genau diesen lässt er den Kater nun ausführen und hindert Pixi damit daran, selbst einen Treffer zu landen.
 

Verärgert über diesen Erstschlag verzieht Samantha das Gesicht. Die rosafarbene Fee tut es ihr gleich. Die beiden tragen plötzlich haargenau denselben Ausdruck, was irgendwie gruselig wirkt. Nun ist Pixi ebenfalls wütend und sieht kein bisschen mehr niedlich oder gar unschuldig aus. Die Ähnlichkeit mit der Blondine ist wahrlich erschreckend. Sun glaubt, irgendwo mal gehört zu haben, dass sich Trainer und Pokémon im Laufe der Zeit immer mehr aneinander angleichen, sich ähnlicher in Verhalten oder sogar Aussehen werden. Sonderlich viel hat er davon bisher noch nicht bemerkt, doch auf die zwei trifft es sehr gut zu.
 

Da Mogelhieb nur in der ersten Runde funktioniert, kann Sun die Attacke nun also vergessen und hofft, dass die Krallen seines Katers scharf genug sind, um die Fee niederzustrecken. Nun ist aber erst einmal Pixi mit ihrem Angriff dran. Mondgewalt lautet der Befehl, den Samantha ihrem Pokémon gibt. Angespannt betrachten der Junge und der Kater, wie Pixi die kurzen Arme in die Luft streckt und mystisch etwas vor sich hin zu singen scheint. Nach einem Augenblick erscheint über ihrem Kopf ein Abbild des Mondes, das fast bis zur Decke emporsteigt. Dort verfärbt es sich kräftig pink und lässt eine Energiekugel daraus entstehen. Mit einem Grinsen auf den Lippen korrigiert Pixi ihre Position so, dass sich ihre Arme genau auf Snobilikat ausrichten. Ruckartig lässt die Fee sie dann sinken und im selben Moment fliegt die pinke Kugel auf den Kater zu. „Schnell ausweichen und Kratzer!“, gibt Sun stockend von sich.
 

Die pinke Kugel bläht sich etwas auf, hat fast die Größe ihres Gegners, als sie aufschlägt. Der Schwarzhaarige kann daher nicht erkennen, ob es seinem Begleiter gelingt aus der Schussbahn zu kommen. Erst, als sich die Kugel beim Kontakt mit dem Boden auflöst, ertönt ein überraschter Laut von der Fee und man kann noch sehen, sie Snobilikat sich mit ausgefahrenen Krallen von ihr entfernt. Der Treffer hat also gesessen! Angeschlagen sieht Pixi zu ihrer Trainerin hinüber, erhofft sich wohl Mitleid von ihr. Doch die Blondine scheint nicht in der Stimmung dafür zu sein, betrachtet sie beinahe verachtend und fordert sie auf, den Angriff augenblicklich zu wiederholen. Die rosafarbene Fee wirkt einen Moment lang eingeschüchtert, nickt dann aber und bereitet die Attacke von neuem vor.
 

An Pixis Blick kann Sun gut ablesen, dass das Verhältnis zu ihrer Trainerin einmal ein ganz anderes ist. Doch die Sicht der Dinge hat sich für Samantha grundlegend geändert, weshalb ihre Pokémon nun nichts weiter als Mittel zum Zweck sind und so werden sie nun auch von ihr behandelt. Der junge Anwärter kann so etwas gar nicht ertragen. Bromley hat immer so hart und geradezu rücksichtslos gegen ihn gekämpft, aber dennoch hat er sich stets um seine Käfer gesorgt und war schwer getroffen, wenn es ihnen schlecht erging, was Sun ziemlich bewundernswert fand. Der Weißhaarige hat seine Wut nicht an seinen Pokémon ausgelassen, wie es viele Trainer gern tun, sondern an sich selbst, was zwar auch nicht richtig ist, aber das Dasein eines Trainers weit besser wiedergibt, als das, was Samantha hier abzieht. Denn ein Pokémon kann immer nur so gut sein, wie sein Besitzer. Wird es schlecht behandelt, kämpft es auch schlecht oder wendet sich im schlimmsten Fall sogar gegen seinen Trainer.
 

Pixi scheint mit dieser Tatsache nicht sonderlich gut zurecht zu kommen. Ihr nächster Angriff wirkt unsicher, schwächer. Dennoch gelingt es ihr den Kater diesmal zu treffen. Doch, obwohl Snobilikat dadurch ziemlich ins Straucheln gerät, zeigt sich keine Regung im Gesicht der Blondine. Stattdessen schimpft sie die Fee nur ungehalten aus, als diese im Anschluss erneut von den Krallen des Katers getroffen wird. Pixi wirkt dadurch nur noch eingeschüchterter und Sun hat das Gefühl sogar Tränen in den Augen des Pokémon glänzen sehen zu können. Er empfindet tiefstes Mitleid mit dem armen Wesen, doch im Moment kann er daran einfach nichts ändern und muss sich auf den Kampf konzentrieren.
 

Ein drittes Mal befiehlt Samantha ihrer Partnerin die gleiche Attacke, allerdings mit solchem Nachdruck in der Stimme, dass die Fee zu zittern beginnt. Dadurch fällt es ihr erheblich schwerer den Angriff vorzubereiten. Kein Wunder also, dass die pinke Energiekugel ihr Ziel weit verfehlt und sich Snobilikat kaum die Mühe zum Ausweichen machen muss. Stattdessen springt der Kater in einem Bogen in die Luft und versenkt seine Krallen in der Fee. Dies schürt die Wut der Blondine nur noch weiter an. Das bleibt Pixi natürlich nicht verborgen und obwohl sie noch nicht besiegt ist, lässt sie sich einfach zu Boden fallen und tut so, als wäre sie nicht mehr in der Lage weiterzukämpfen. Herrisch stampft Samantha mit dem Fuß auf den Boden und ruft die Fee wieder zurück. In diesem Moment sieht Sun eine vielsagende Erleichterung im Gesicht des Pokémon, das den Wandel seines Trainers einfach nicht länger ertragen hat. Der junge Anwärter will sich gar nicht vorstellen, wie das nun weitergehen soll, doch es wird ihm natürlich nicht erspart.
 

Als nächstes schickt die Präsidentin ein Milotic in den Kampf. Die anmutige Seeschlange windet sich über das Feld und scheint augenblicklich zu merken, dass etwas mit ihrer Trainerin nicht stimmt. Das macht das Wasser-Pokémon sichtlich unruhig. Samantha fackelt jedoch nicht lange und ruft ihren ersten Befehl aus. Als Sun ihn hört, hofft er noch, dass die Attacke daneben gehen wird, was bei Hydropumpe sehr wahrscheinlich ist. Ausweichen kann man diesem extrem starken Wasserstrahl jedenfalls nicht. Doch sein Flehen findet kein Gehör und so rauscht der mächtige Schwall ungebremst auf den Kater zu und bietet ihm keine Fluchtmöglichkeit. Haltlos wird er davon überrollt und nahezu ertränkt. Für den jungen Trainer nur allzu verständlich, dass er dem nicht standhalten kann und somit besiegt wird.
 

Allerdings tut das dem Ganzen keinen Abbruch. Zudem ist Milotic genau der richte Gegner für seine bisher zurückgehaltene Geheimwaffe. Aus dem Pokéball, den er nun auf das Feld wirft, springt ein Elektek heraus. Wie der Name schon vermuten lässt, gehört dieser gelbschwarze Tiger dem Typ Elektro an und ist somit der reinste Alptraum für die Seeschlange. Dies scheint Samantha auch zu erkennen und versucht ihr Pokémon daher zu einem schnellen Angriff zu bewegen. Milotic ist durchaus willig, ihn auch auszuführen, wenn auch nicht sonderlich glücklich über den Tonfall der Blondine. So windet sich die anmutige Seeschlange über das Feld auf den Kater zu und schlägt wild mit dem Ende ihres Schwanzes auf ihn ein, ganz wie ein Dreschflegel auf getrockneten Weizen, was der Attacke auch ihren Namen verleiht.
 

Viel Wirkung hat das Ganze aber nicht, weshalb sich das Wasser-Pokémon den Zorn ihrer Trainerin zuzieht. Gebückt ringelt sich die Schlange zusammen und versucht die böswilligen Worte zu ertragen. Der Schwarzhaarige kann das gar nicht mit ansehen, weshalb er sich dafür entscheidet, dem ein schnelles Ende zu setzen. Er sucht den Blickkontakt mit Elektek und der Kater nickt ihm verstehend zu. Gemeinsam haben sie viel Energie in das Training der Z-Attacke gesteckt und jetzt wird sich zeigen, wie gut ihr Zusammenspiel wirklich ist. Mit voller Konzentration vollführen sie ihre Z-Pose und stimmen sich aufeinander ein, während die Blondine nur weiterhin mit dem armen Milotic schimpft.
 

Als die Vorbereitungen abgeschlossen sind, beginnt die Luft im ganzen Raum förmlich hörbar zu knistern, so statisch aufgeladen ist sie. Diese Energie nimmt Elektek nun in sich auf, bis er fast zu platzen droht. Dann gibt der Tiger ein gewaltiges Brüllen von sich und entlädt den gesamten Strom in einem gewaltigen Stoß. Die bitzelnde Ladung rast mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch das Zimmer, sodass man ihr gar nicht mehr folgen kann. Dabei ist sie so hell, dass sich alle davon abwenden und die Augen schließen. Nach dem Bruchteil einer Sekunde wird der heisere Schrei der Seeschlange laut und verstummt kurz darauf auch schon wieder.
 

Nach einem Moment gelingt es den Anwesenden, sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen und den Ausgang des Ganzen zu betrachten. Milotic liegt kampfunfähig am Boden und rührt sich nicht mehr. Doch auf dem fein geschnittenen Gesicht der Seeschlange glaubt Sun so etwas wie Erleichterung sehen zu können. Samantha ist darüber aber alles andere als erfreut und schickt auch schon das nächste Pokémon ins Rennen. Diesmal gehört es dem Typ Geist an und nennt sich Traunmagil. Sun kann bei dieser Auswahl keine Spezialisierung feststellen, wie sie zum Beispiel Bromley mit seinen Käfern hat. Also ist völlig ungewiss, was sie noch so auffahren wird. Allerdings haben alle Pokémon etwas gemeinsam, wenn man es sehr oberflächlich bedenkt: Sie sind alle von einer gewissen Schönheit und finden zumeist deswegen besondere Anerkennung unter den Trainern. Dies würde auch zur Präsidentin passen, so wie Sun sie inzwischen kennengelernt hat.
 

Das macht das Ganze aber nicht sonderlich leichter. Geister haben jedoch viele Schwächen, was ihm hoffentlich in die Hände spielen wird. Dummerweise beherrscht Elektek nur eine dieser wirkungsvollen Attacken und eine weitere Z-Attacke einsetzen kann er selbstverständlich nicht. So etwas schafft niemand – es ist einfach zu kräftezehrend für das Pokémon und den Trainer. Also muss es so gehen. Die erste Attacke, die Samantha das violette Wesen ausführen lässt, ist ein Spukball. Dem Tiger gelingt es jedoch auszuweichen und einen Donnerblitz zu starten. Erneut zuckt dabei Elektrizität durch den Raum, wenn auch in viel kleinerem Maße und entlädt sich in einem zielgerichteten Blitz, der den Geist voll erwischt.
 

Damit gibt sich das Wesen aber noch längst nicht geschlagen. Stattdessen züngeln magische Flammen aus dem Mund der Alptraumgestalt, die es dann auf seinen Gegner abfeuert. Die Magieflamme findet ihr Ziel genau und schadet dem Kater sichtlich. Sein nächster Donnerblitz sitzt dennoch ziemlich gut und lässt den Geist erheblich schwanken. Das Dunkelwesen fängt sich jedoch schnell wieder und bereitet den nächsten Angriff vor. Nun beginnen die drei Edelsteine am seinem Hals zu leuchten, die ihn wie eine Kette umgeben. Plötzlich lösen sich darauf grelle Strahlen und jagen auf Elektek zu. Der angeschlagene Kater ist jedoch zu langsam, um der Juwelenkraft zu entkommen und so schickt sie ihn schließlich auf die Matte.
 

So viel dazu – nun bleibt Sun nur noch ein einziges Pokémon. Fuegro gelingt es, den Geist mit seinem Feuerzahn zu erwischen und ihm so den Garaus zu machen. Ein Problem weniger auf dem Feld. Samantha wird aber immer noch ungehaltener und schleudert schon den nächsten Ball. Der Schwarzhaarige hofft, dass ihr nun endlich die Pokémon ausgehen. Mit einer gewissen Erleichterung stellt er allerdings fest, dass das nächste Wesen auf dem Feld ein Dressella, ein Pflanzen-Pokémon, ist. Das spielt Sun ziemlich in die Hände und das scheint auch Samantha wieder zu bemerken. Verärgert über diese Entscheidung verzieht sie das Gesicht und schimpft das Blumenwesen allein schon dafür aus. Dieses duckt sich erschrocken unter der strengen Stimme und würde sich wohl am liebsten verstecken.
 

Das geht jedoch nicht und so setzt es zum Angriff an. Dressella beginnt sich im Kreis zu drehen, wobei bunte Blütenblätter aus ihrem Körper austreten. Als es genug sind, schießen sie auf einmal auf den Kater zu. Dieser wird von dem Blättertanz eingehüllt und von jeder einzelnen Blüte schneidend getroffen. Für gewöhnlich wiederholt sich dieser Angriff mehrere Runden lang, ehe die Attacke völlig beendet ist, doch Fuegro weiß das zu verhindern. Mit flammenden Zähnen prescht der Tiger vor und verbeißt sich in dem Blumenwesen, bis es von oben bis unten im Feuer gefangen ist. Das gibt der Pflanze auch schon den Rest und Sun ein Stück weit mehr Erleichterung. „Nein, nein, nein! Du wirst mich nicht besiegen!“, schimpft die Blondine nun ungehalten und wirft ihren letzten Ball aufs Feld.
 

Dabei handelt es sich um ein Kosturso, einen überaus aggressiven Kampfbären. Sein dichtes Fell halbiert den Schaden, den es durch direkte Attacken erleiden würde. Allerdings verdoppelt es auch die Kraft von Feuer-Angriffen. Das wird der Präsidentin wieder bewusst und sie wünscht sich, sie hätte gewusst, welche Pokémon Sun ins Rennen schickt. Innerlich rügt sie sich dafür, dass sie es nicht für nötig hielt, Bromley danach zu fragen. Dann hätte sie die Aufstellung ihres Teams wenigstens etwas anpassen können. Andererseits ist der Bär weit schneller, als man es ihm zutrauen würde und das könnte dann doch noch ein Vorteil sein.
 

„Benutz Hammerarm!“, befiehlt sie dem Pelzträger daher als erstes. Kosturso zögert einen Moment, wegen der ungewohnt strengen Stimme ihrer Trainerin. Dann setzt sich der Bär in Bewegung. Sein Arm beginnt aufzuleuchten, wird gleichzeitig hart wie Stahl. Mit enormem Tempo nähert er sich damit Fuegro und schlägt ihn zu Boden. Erschrocken zuckt Sun zusammen, da er schon das Ende fürchtet. Da steht der Kater jedoch wieder auf. Erst recht wütend verbeißt er sich in seinem Gegner und lässt ihn auflodern. Kosturso gelingt es aber sich zu befreien, ehe die Attacke ihr Ende findet und so übersteht sie das Ganze noch einmal. ‚Mist! Das nächste Mal muss sitzen...‘, geht es dem Schwarzhaarigen hektisch durch den Kopf. Noch so ein heftiger Angriff und sein Pokémon ist besiegt.
 

Samantha sonnt sich regelrecht in diesem kleinen Erfolg und begeht ungewollt mit ihrer nächsten Attacke einen gewaltigen Fehler. Sie lässt den Bären einen Bodycheck ausführen. Dabei rammt sich der Bär mit aller Kraft gegen den Kater und wirft ihn wieder zu Boden. Dummerweise hat die Attacke den Haken, dass auch der Anwender dabei durch den Aufprall Schaden nimmt. So wird Kosturso ebenfalls geschwächt und kann dem folgenden Feuerzahn des Katers nichts mehr entgegenbringen. Somit ist der Kampf endlich beendet und Sun geht ein weiteres Mal als Sieger vom Platz!
 


 

7
 

„Nein, nein, nein, nein!“, entkommt es Samantha aufgebracht und sie stampft wütend mit dem Fuß auf den Boden, gleich einem bockigen Kind. Plötzlich wirkt sie ganz und gar nicht mehr bei sich. Der Wahnsinn, der stetig in ihr herangewachsen ist, scheint sich langsam seinem Höhepunkt zu nähern und legt dabei immer mehr von ihrem wahren Ich frei. Einer Person, die weder Liebe, noch irgendetwas Positives empfinden kann. Eine Person, die nur sich selbst sieht und alles andere vernichten will. Eine Person, die vollkommen in ihrer eigenen Welt gefangen ist und vielleicht nie wieder herausfinden wird...
 

Du siehst aus wie ein Engel

Du gehst wie ein Engel

Du redest wie ein Engel
 

„Wie unverschämt du bist! Warum gebe ich mich eigentlich mit euch ab? Ihr seid mir völlig egal! Alles, was ich brauche, ist meine wunderschöne Ultrabestie!“, ihr Gesicht wird immer zorniger, als stünde sie kurz davor zu platzen. Dann besinnt sie sich jedoch wieder auf ihr Ziel und beruhigt sich auf unheimliche Art so schlagartig wieder, als wäre sie zwei völlig unterschiedliche Menschen, die in ihrem Körper vereint, durch einen Mund zu den Kindern sprechen. Nun, beim Gedanken an Anego, zeichnet sich auf ihrem Gesicht so unglaublich viel Liebe ab, wie sie selbst Lilly und Gladio in der Wiege nicht von ihr erfahren haben.
 

Aber ich habe es erkannt:

Du bist der Teufel, nur in Verkleidung!

Ja, das bist du

Der Teufel in Verkleidung!
 

Diese entsetzliche Erkenntnis spiegelt sich in den Augen aller Anwesenden wieder. Doch der Schreck hält nur einen Moment, dann beginnt die Pforte vor ihren langsam immer kleiner zu werden. „Oh nein! Die Ultrapforte schließt sich! Bromley! Zu mir! Wir werden die Ultrabestie mit dem Ultraball fangen, den wir extra entwickelt haben.“, entkommt es der Blondine voller Sorge und Zuversicht. Die Entschlossenheit zu dieser Tat steht ihr deutlich ins Gesicht geschrieben und duldet keinerlei Gegenwehr.
 

Du hast mich mit deinen Küssen ausgetrickst

Du hast betrogen und Ränke geschmiedet

Der Himmel weiß, wie du mich belogen hast

Du bist nicht wie du schienst
 

Der Käfer-Trainer starrt sie mit großen Augen an und nicht zum ersten Mal steigt ein gewisses Unbehagen in ihm auf, das schon fast an Furcht grenzt. Bromley begreift, dass sie so sehr mit einer Mischung aus Erregung und Aggressivität angefüllt ist, dass ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung auf sie die gleiche Wirkung hätte, wie ein Funken in einem mit Gas gefüllten Raum – sie würde einfach explodieren und ihn ohne zu zögern um die Ecke bringen! All das steht ihr ins Gesicht geschrieben.
 

Du siehst aus wie ein Engel

Du gehst wie ein Engel

Du redest wie ein Engel
 

Nein, nicht nur im Gesicht. Es ist eine fast schon sichtbare Ausstrahlung um ihre ganze Gestalt – gleich der mystischen Aura eines Herrscher-Pokémon,- eine Hochspannung, die sie plötzlich reizvoller und gefährlicher als all die Zeit vorher auf ihn wirken lässt. Er hat Angst, weil SIE vor ihm steht, ihr dunkles Ich, das sich grundlegend von der liebenswürdigen Frau unterscheidet, die er damals im Restaurant kennengelernt zu haben glaubt und die er eigentlich in ihr sehen will.
 

Aber ich habe es erkannt:

Du bist der Teufel, nur in Verkleidung!

Ja, das bist du

Der Teufel in Verkleidung!
 

Nervös schluckt der Weißhaarige und duckt sich schon fast unter ihrem fordernden Blick. Dann wird ihm bewusst, dass sie nicht allein sind. Diese Gören sind auch noch hier und beobachten alles. Vor ihnen darf er auf keinen Fall Schwäche zeigen, immerhin ist er der große, böse Bromley – gefürchteter Anführer des berüchtigten Team Skull! Also beendet er seine ungewollt unterwürfige Haltung und versucht Bereitwillen auszustrahlen. Doch, als er ihr antwortet, klingt es nicht sehr überzeugend. „Äh, jawohl…“, erwidert er und verachtet dabei den hilflosen Klang in seiner Stimme. Doch er kann einfach nichts dagegen tun.
 

Ich dachte, ich wäre im Himmel,

Aber ich wurde überrascht

Himmel, steh mir bei!

Ich habe ihn nicht gesehen,

Den Teufel in deinen Augen
 

Die Präsidentin schenkt ihm ein Lächeln, das ihm einen eisigen Schauer über den Rücken jagt, da es wieder so viel falsche Liebe trägt. Doch er muss es einfach tun, muss ihr folgen. Um sie zu retten, um die ganze Welt zu retten und diese Kinder dürfen ihm keinesfalls folgen! Ohne das geringste Zögern schreitet die Blondine auf die Pforte zu und wird augenblicklich von deren grellem Licht eingehüllt. Es wirkt vollkommen surreal. In Bromley’s Kopf findet nur ein Gedanke Platz, um diesen Anblick zu beschreiben: Der Teufel höchstpersönlich tritt in das gesegnete Licht des Himmels ein, um Gott zu vernichten und mit ihm alles andere!
 

Du siehst aus wie ein Engel

Du gehst wie ein Engel

Du redest wie ein Engel
 

Als Samantha durch die Pforte geht und scheinbar im Nichts verschwindet, setzt er sich widerwillig in Bewegung. Im Gegensatz zu seiner Stimme, wirkt seine Körperhaltung dabei jedoch weit gefasster, was ihn mehr als nur verwundert. Er blickt nicht zurück, auch nicht, als er erst Suns Stimme hört, die ihn zurückzuhalten versucht, und dann auch noch Gladios. Damit hat der Weißhaarige nun wirklich nicht gerechnet und es entlockt ihm ein kleines Lächeln. Dennoch muss er seine Aufgabe erfüllen, damit diese Kinder eine bessere Zukunft haben, als er selbst.
 

Aber ich habe es erkannt:

Du bist der Teufel, nur in Verkleidung!

Ja, das bist du

Der Teufel in Verkleidung!
 

Das seltsame Gefühl, das beim Durchschreiten der Ultrapforte in ihm ausgelöst wird, macht ihm schon jetzt klar, dass ihn auf der anderen Seite etwas erwartet, das sein Leben grundlegend verändern wird. Er kann noch nicht sagen, was es ist, doch er hofft, dass es Samantha genauso ergeht und sie dadurch wieder zur Besinnung kommt, ehe etwas wirklich Schreckliches passiert.
 

Du bist der Teufel, nur in Verkleidung!

Ja, das bist du

Der Teufel in Verkleidung!
 

Erschrocken laufen Sun und Gladio los, um ihn doch noch aufzuhalten. Doch es ist zu spät. Bromley wird ebenso vom grellen Licht der schwindenden Pforte verschluckt, wie Samantha. Bruchteile von Sekunden bevor die beiden Jungs die Ultrapforte berühren können, schließt sich der Durchgang mit einem kaum hörbaren Ploppen und die jungen Pokémon-Trainer bleiben allein zurück...
 

Du bist der Teufel, nur in Verkleidung!

Ja, das bist du

Der Teufel in Verkleidung!

Ja, das bist du

Der Teufel in Verkleidung!
 

Überrascht laufen die Jungs ins Leere. Fassungsloses Schweigen erfüllt eine ganze Weile den Raum. „Mutter...“, entkommt es Lilly irgendwann erstickt. „Sie – sie sind wirklich weg...“, bringt nun auch Tali hervor. „Verdammter Mist...!“, presst Gladio zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und ballt die Fäuste. „Es muss einen Weg geben, ihnen zu helfen! Es muss einfach!“, meldet sich nun auch Sun zu Wort und erntet dabei die überraschten Blicke der anderen. „Lilly? Du hast doch so viele Bücher gelesen, um Cosmogs Herkunft zu ergründen. Stand denn dort nichts darüber?“, hakt der Schwarzhaarige nach. Nachdenklich betrachtet ihn die junge Blondine, dann reißt sie plötzlich weit die Augen auf und zieht ein kleines Notizbuch aus ihrer Tasche heraus.
 

„Ich – ich konnte nicht wirklich herausfinden, wo Cosmog herkam, aber. – Aber in einer Legende heißt es, dass das legendäre Pokémon in der Lage sein soll, sich frei in Zeit und Raum zu bewegen und es taucht nur in unserer Welt auf, wenn man es ruft oder es spürt, dass es gebraucht wird.“, liest sie den Absatz vor, den sie abgeschrieben hat. „Und wie ruft man das legendäre Pokémon?“, will Tali nun wissen. Aufgewühlt blättert Lilly durch ihr Buch. „Soweit ich herausfinden konnte, werden dafür zwei Flöten gebraucht, die irgendwo in Alola versteckt sind, damit sie nicht in falsche Hände geraten. Aber die Angaben dazu waren sehr spärlich...“, erwidert sie entschuldigend.
 

„Immer noch besser, als nichts. – Ok, ihr zwei werdet sehen, ob ihr mehr über diese Flöten und das legendäre Pokémon herausfinden könnt. Mir scheint, dass es dort eine Verbindung zu den Ultrabestien geben könnte. Tali und ich werden sehen, dass wir die entkommenen Ultrabestien wieder zurückbefördern können, ehe sich alle Pforten schließen.“, bestimmt Gladio selbstsicher. Kaum, dass er es ausgesprochen hat, setzt er sich auch schon in Bewegung und verlässt eilig den Raum. „Hey! Nun warte doch wenigstens auf mich, wenn du schon so was festlegst!“, ruft Tali ihm aufgebracht hinterher und versucht ihn wieder einzuholen.
 

Lilliy und Sun bleiben allein zurück. „Er ist so starrsinnig...“, seufzt das Mädchen. „Stimmt, aber er hat auch recht. Es muss sich jemand um die Ultrabestien kümmern. Und wir finden sicher auch eine Lösung.“, versucht Sun sie aufzumuntern. „Ja, ganz sicher. – Doch, was machen wir mit Cosmog?“, fragt sie schließlich. In der ganzen Aufregung hat der Schwarzhaarige es fast vergessen. Nun wenden sich die beiden zu dem Pokémon herum und befreien es aus dem Käfig. Allerdings ist es nicht mehr es selbst. Es sieht nun ganz anders aus; kleiner, vollkommen reglos, irgendwie schlafend. Sein ganzer Körper hat sich verändert. Die beiden wissen es noch nicht, aber Cosmog hat sich unter dem ganzen Stress entwickelt und ist nun Cosmuvum. In diesem Zustand gleicht es einem Kokon.
 

Sein Äußeres erinnert an ein winziges, schwarzes Loch in mitten der nächtlichen Sterne, umgeben von einem goldenen Rahmen, der selbst aussieht wie ein Stern. „Glaubst du, dass es wieder aufwachen wird?“, fragt Lilly den Tränen nahe und nimmt das schwebende Wesen in die Arme. „Ganz bestimmt. Wir nehmen es einfach mit und dann fällt uns irgendwann schon etwas ein. Vielleicht muss es sich ja einfach nur ausruhen?“, versucht er sie aufzumuntern. Sie schenkt ihm ein schwaches Lächeln und steckt Cosmovum dann vorsichtig in ihre Tasche. „Lass uns gehen! Uns bleibt sicher nicht viel Zeit...“, meint sie dann und gemeinsam verlassen auch sie den Raum und das Æther-Paradies.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lied: Elvis Presley – Devil in Disguise – Übersetzung Komplett anzeigen

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