Siebtes Türchen
Doch kein Superheld
Was wäre, wenn in dem Container etwas schief gelaufen wäre?
„Wie naiv ihr seid! Das war nur ein Hologramm.“ Dark Owl genoss seinen nahenden Triumph jetzt schon in vollen Zügen. „Und wie fühlt es sich an, wenn mal verliert und gedemütigt wird? Ich tu doch einem Kätzchen nichts an.“ Er beobachte über einen Fernsehbildschirm mit äußerster Genugtuung, wie die beiden Helden in dem Container festsaßen. „Aber die Falle in der ihr seid ist echt. Und während wir reden, füllt sie sich nach und nach mit Schlagsahne. Sie ist zu dickflüssig, um darin zu schwimmen und zu flüssig, um darauf zu treiben.“
„Ich hoffe sie ist wenigstens laktosefrei.“ Es war typisch, dass Cat Noir auch in so einer Situation wieder seine Witze reißen muss, dachte Ladybug.
„Ihr werdet ertrinken, langsam, aber sicher. Es sei denn, ihr übergebt mir eure Miraculous“, ergänzte Dark Owl seine Ansprache. Zeitgleich mit seinen Worten öffnete sich eine Klappe in dem Container, in welche die Schmuckstücke gelegt werden sollten.
Ladybug schaute sich hecktisch um. Irgendeine Lösung musste es geben. Es gab immer eine. Sie hielt immer noch den Füller in der Hand, in den sich ihr Glücksbringer verwandelt hatte. Außerdem zeigte ihr sechster Sinn ihr die Überwachungskamera, über die Dark Owl sie zweifelsohne beobachtete und auch Cat Noirs Ring. Da ging ihr ein Licht auf, so konnte es gehen. Sie entnahm dem Füller die Tintenpatrone und schwärzte damit die Linse der Kamera.
„Denkst du wirklich es würde etwas ändern, wenn ich dich nicht sehe, Ladybug? Es gibt keinen Ausweg, entweder ihr gebt mir jetzt eure Miraculous oder ich hole sie mir, wenn ihr ertrunken seid!“ Kurze Zeit hatte es Dark Owl aus der Fassung gebracht, aber sein Plan war perfekt. Es konnte nichts mehr schief gehen.
„Er hat recht…“, murmelte Cat Noir mit gesenktem Kopf. „Wir sind erledigt.“ Er sah einfach keinen Ausweg. Ganz anders als bei Ladybug. „Oh nein, noch lange nicht“, sagte sie entschlossen zu ihm, bevor sie deutlich lauter rief: „Du hast gewonnen Dark Owl.“
Danach ging sich durch die mittlerweile fast hüfthohe Schlagsahne zu Cat Noir und flüsterte ihm zu. „Wir schließen die Augen und sagen kein Wort.“
„Das dürfen wir nicht“, erwiderte der Kater mit leichter Panik in der Stimme. „Vertrau mir“, bat Ladybug ihn daraufhin und das tat er. Immer! Er sah noch kurz, wie sie die Augen schloss, dann tat er es ihr hastig nach.
„Zurückverwandeln“, hörte er sie sagen und sein Herz schlug heftig gegen seine Brust. Die Neugier war übermächtig, aber er riss sich zusammen und murmelte schließlich ebenfalls den Befehl, der seine Maske fallen ließ.
Plagg erschien und staunte nicht schlecht, als er die beiden Helden ohne Kampfanzug und Maske erblickte. Er war merklich überrascht. „Aber…“, begann er, doch Tikki brachte ihn mit einem „Psst!“ zum Schweigen. Das ließ der kleine Unruhestifter sich allerdings nicht gefallen. „Du kannst mich doch nicht einfach anzischen!“
„Halt die Klappe, Plagg!“ So aus der Haut fuhr Tikki selten, aber dieser schwarze Kwami schaffte es doch immer wieder sie auf die Palme zu bringen. Dieser unterdessen schaute fasziniert von einem zum andern und musste sich das Lachen verkneifen. Er schaffte es allerdings nicht und brach ich ein schallendes Gelächter aus.
„Hör auf Plagg, das ist nicht lustig!“, versuchte Tikki ihn davon abzubringen. Sie waren ganz und gar nicht in der Situation für dumme Witze und sie wusste ganz genau, dass ihre beiden Besitzer nicht reden durften. Sie war also die Einzige, die aktuell die Möglichkeit hatte diesen kleinen Plagegeist aufzuhalten.
„Wirklich? Also ich finde es sehr lustig. Du nicht Tikki?“ Er prustet und hielt sich den Bauch. Natürlich war Tikki klar, dass nur ein Wink helfen würde, dass Marinettes Problem mit Cat Noirs Avancen und ihre scheinbar unerwiderte Schwärmerei für Adrien vorbei wäre, aber sie konnten sich die Namen ihrer Besitzer nicht verraten. Sie sah bereits, dass den beiden Teenagern der Schweiß auf der Stirn stand. Sie brannten innerlich vor Neugierde, da war sie sich sicher. Wenn Plagg so weiter machte, war sie sich nicht sicher, ob das noch lange würde anhalten. Und ihnen lief die Zeit davon.
„Wenn ihr wüsstet!“, kicherte und giggelte Plagg weiter und da war es zu viel mit der Selbstbeherrschung, zumindest bei Tikki. Sie flog zu ihm hinüber und wollte ihm gerade einen Knoten in die Antennen machen. Plagg protestierte lautstark, aber das hielt sie nicht ab. Erst als sie spürte, dass sie beobachtete wurde, ließ sie von ihm ab. Beide Teenager hatten aus Sorge um die beiden Kwamis die Augen geöffnet und starrten erst die beiden an, bevor sie sich langsam einander zuwandten.
„Siehst du…“, kicherte Plagg schon wieder bestens gelaunt, „…Problem gelöst.“