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Realms torn apart

von

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Puzzlejagd #2

Kapitel 12 - Puzzlejagd #2

 

 

Auf der Erde hatten die Leute um Yugi zwar einen kleinen Erfolg zu verbuchen was ihre Suche nach dem gestohlenen Milleniumspuzzle anging, doch woanders gab es ganz andere Probleme zu bewältigen. Der einzige Grund, warum Bakura noch nicht in seine Heimat aufgebrochen war, war wohl weil er warten wollte, bis Atemu das Puzzle wieder zurück hatte. Obwohl er nicht mehr an das Artefakt gebunden zu sein schien, so wusste Bakura, dass der Pharao in den magischen Künsten selbst nicht gerade gering gebildet war. Gewiss würde er im Besitz des Milleniumspuzzles eine größere Hilfe für ihn sein als ohne und das war auch der einzige Grund, warum er sich von vornherein auch dazu bereit erklärt hatte, dieser Rasselbande zu helfen. Sie konnten von Glück reden, dass Kaibas Tat noch keine Einfluss auf ihre Welt genommen hatte, zumindest keinen den man auf den ersten Blick hin sehen konnte.

In seiner Heimat musste es schon anders aussehen, wenn man bedachte, dass Kaibas Reise ins Jenseits bereits diesen immensen Riss hinterlassen hatte, den man am Himmel hatte sehen können. Doch was Bakura wohl innerlich am meisten beschäftigte war, dass er auch ungewollt den Zeitsprung gemacht hatte und noch nicht wusste, wie es in der Zeit seiner Heimat und seine Leuten ergangen war. Noch hatte er keine ruhige Minute gehabt um das zu überprüfen, würde es wohl aber tun, sobald die Zeit das hergeben würde.

Und während einer seiner Bewohner auf der Erde Jagd auf ein magisches Artefakt machte, waren die Bewohner im Reich der Schatten wieder einmal in heller Aufruhr. Zumindest einige, die den Teil jenes Reiches bewohnten, aus dem auch Bakura stammte. Seit dessen Verschwinden stand die Lage dort mehr als nur schlechte, vor allem da sich dieser Emporkömmling Crane immer mehr aufspielte, je mehr Zeit verging.

Eine Gruppe von Leuten hatte sich in einem Saal zusammen getan, der früher einmal für Audienzen gedacht war, nun aber fast nur noch dazu diente, ihr weiteres Vorgehen gegen diesen Widersacher zu besprechen. Ein gigantischer Tisch war in der Mitte aufgestellt worden und man hatte die Karte des Landes auf die Tischplatte gezeichnet. Eine kleine Insel in der unteren linken Ecke war mit einem Kreuz versehen und von dem großen Landmassiv unmittelbar davor, war das Land, das sich am nördlichsten befand ebenfalls markiert. In den Abschnitten unmittelbar darunter, desselben Kontinents, waren nur hin und wieder kleine Kreise eingezeichnet und kleine Pfeile, die ins Landesinnere und vermehrt in Richtung des Ortes wiesen, an dem die Karte sie selbst befand.

Vier Personen standen darum. Der erste von ihnen, der sich dazu durchringen konnte zu sprechen war ein Mann der optisch vielleicht um die fünfzig sein mochte. Er hatte ähnlich langes, helles Haar wie sein Neffe der gerade in der anderen Welt verzweifelt versuchte wieder nach Hause zu kommen, aber im Gegensatz zum Sohn seiner Schwester trug er einen Kinnbart und hatte die Angewohnheit über diesen mit den Fingerspitzen zu streichen, wenn er grübelte. So wie auch jetzt.

Die Frau neben ihm, eine alte und gebrechlich wirkende Dame, die trotz ihrer zahlreichen Falten und erblindeten Augen noch im Stande war eine Würde auszustrahlen von der manch moderner Politiker auf der Erde träumte, schnaubte laut, als sie merkte dass ihr Enkel so in seinen Gedanken versunken war.

„Mit deinen Grübeleien bringst du die Lage auch nicht wieder in Ordnung, Junge!”, wies sie ihn daraufhin zurecht und manch einer mochte überrascht sein, wie fest und stark die Stimme der alten Frau nach all der Zeit noch klingen mochte. Ihre Augen blickten starr in die Ferne doch sie zog mürrisch die Stirn in Falten. „Mein Sohn hätte diesem kleinen Wahnsinnigen schon längst in seine Schranken gewiesen!”

„Als dein Sohn noch das Sagen hatte, herrschte in dieser Welt auch nichts anderes als Krieg, Gewalt und irrsinnige Traditionen wie >Blutrache<”, gab die einzige andere Frau im Raum zurück. Sie ähnelte der Alten ein wenig, die Augen- und Nasenpartie war fast gleich, doch ihr Haar war so schwarz wie das der Alten weiß war und so lockig dass es kaum zu zähmen schien. Ihre Augen waren allerdings fast schon unerträglich hell und ihr Blick stach förmlich, was ihre Gesprächspartnerin freilich nicht sehen konnte. Aber der Ton reichte schon aus und der Kopf der Alten ruckte zu ihr hinüber.

„Ja, das mag stimmen, aber damals wussten die Leute sich noch zu verteidigen und haben sich nicht hinter armseligen Gesetzen versteckt!”

Der Jüngste von ihnen, er sah aus wie Mitte Dreißig, warf der schwarzhaaarigen Frau einen kurzen Blick zu, der so viel heißen sollte wie „Hör einfach nicht zu”. Aber auch das schien an der älteren Frau nicht vorbei zu gehen, denn sie gab dem Mann einen kurzen Klapps mit dem Handrücken auf den Bauch. Das war aber auch nur ihr Ziel weil sie durch ihr Alter gebeugt ging und auch generell nie eine große Frau gewesen war. „Fakt ist: Morrow Crane ist dabei sich das gesamte Reich der Schatten unter den Nagel zu reißen! Mytholon hat er schon und Bestia wird nicht lange Widerstand leisten können. Dass er schon von Beginn an die Hände nach Mortalis ausstreckt wissen sogar die Kinder die auf den Straßen spielen...”

„Einzig Memorian ist fein raus!”, murmelte der Mann, der von der Alten so angefahren worden war und grübelte wieder nach. „Und Orkus war schon seines... Er hätte den Posten niemals bekommen dürfen!”

„Nein, hätte er nicht. Aber wer hätte schon ahnen können, dass aus diesem ambitionierten Mann ein Machthungriger Irrer wird?”

„Er ist dein Ur-Enkel, sag du es uns!”, murrte der Mann, der den kleinen Schlag auf den Bauch bekommen hatte und ging wohlweislich ein paar Schritte zurück, um einem eventuellen nächsten Schlag zu entgehen, doch der blieb aus. Die Alte sah nachdenklich drein und auch wenn ihre Augen wohl nichts erblicken konnten, wanderten sie über die Karte.

„Und was bist du dann?”, fragte sie an den Jüngsten gewandt und klang unverkennbar amüsiert. Dass sie alle vier miteinander und mit ihrem Widersacher verwandt waren, war kein Geheimnis... aber das machte die Lage nicht unbedingt leichter.

+#+#+#+#+#+#+#+

Livs erster Impuls war, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien, die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen, was diese hergaben. Doch sie brauchte es nicht einmal versuchen um zu dem Schluss zu kommen, dass das ein hoffnungsloses Unterfangen sein würde. Der Griff des Hünen war fest, nicht schmerzhaft aber dennoch unnachgiebig und Liv sah ihre Chancen, ihm oder dem anderen zu entkommen, mehr und mehr schwinden.

Sie musste wohl ausgesehen haben, wie ein Reh vor der Flinte, denn der Mann, der sie festhielt sah mit einem Augenblick etwas sanfter drein.

„Keine Sorge, wir werden dir nichts tun.”, versicherte er und ging vorsorglich einen Schritt zurück. Schließlich wollte Odion nicht, dass das arme verschreckte Ding einen falschen Eindruck von ihm bekam und so lang wie seine Arme waren -bei der Körpergröße- konnte er sich das durchaus erlauben. Der andere Mann, mit dem weißen Haar, kam langsam auf Liv zu und nun gab sie dennoch dem inneren Drang nach und versuchte einfach abzuhauen. Wissen dass etwas vergeblich war, das war eine Sache. Es dem Unterbewusstsein zu erklären die andere und dem Körper, der in Notsituationen nach Instinkt handelte, noch mal ganz was anderes.

„Das hilft weder dir noch uns!”

Da war der lustige Akzent wieder! Ungläubig drehte sich Liv um und der Mann, den sie nur wenige Augenblicke zuvor fast zu Boden befördert hätte, stellte sich neben sie, ein Griff an ihre Schulter verhinderte, dass sie noch so einen idiotischen Versuche wagen konnte. Verdammt, wie hatte sie nur darauf reinfallen können? Das Anrempeln, die Tasche die zu Boden fiel... All das war eine Farce gewesen, nur um sie davon abzuhalten in diesen Zug zu steigen, der gerade jetzt abfuhr und der sie sicher von dannen gebracht hätte. Viel fehlte nicht mehr und Liv wären die Tränen vor lauter Verzweiflung über ihre eigene Dummheit gekommen. Einzig der Wunsch sich vor ihren Fremden Verfolgern nicht die Blöße zu geben, hielt die junge Frau davon an.

„Jetzt macht mal halblang und schaltet einen Gang runter, seht ihr nicht dass sie mit den Nerven am Ende ist?” Das war eindeutig eine Frau, die da sprach und Liv sah sich perplex um. Neben dem Mann, der sie letztlich davon abgehalten hatte zu gehen als es noch ging, stand nun eine junge Frau ihren Alters mit kurzem braunen Haar und blauen Augen, die sie mitleidig musterten. Kurz konnte Liv sie nicht einordnen, doch nach wenigen Sekunden kam die Erinnerung wieder. In dem einen Video was sie gesehen hatte, das von einem Vorfall mit dem Artefakt in ihrem Rucksack berichtete, war diese Frau bei dem Besitzer des Dings zu sehen gewesen, damals noch als Jugendliche.

' Das kann doch nicht wahr sein! Ich bin genau in die Leute rein gerannt, die mit dem Besitzer dieses Dings zusammenarbeiten! Wie kann man nur so dumm sein? ' Sie schimpfte sich noch sehr lange in Gedanken, doch letztlich brachte es nichts. Sie war ihren Verfolgern in die Hände gefallen und nun hing alles von Ylva ab. Wenn sie zumindest das Kernstück außer Landes schaffen konnte, war es egal was mit ihr geschah.

„Ganz ruhig, der Große da hat Recht!”, sagte die Frau zu Liv und versuchte wohl ihr Bestes, einen freundlichen Eindruck zu hinterlassen. „Wir wollen dir nichts tun, aber es wäre wirklich nett wenn du mit uns kommen könntest”

„Hab ich denn eine Wahl?”, fragte Liv, doch sie fühlte sich nach wie vor als wäre sie von hungrigen Wölfen umkreist. Odion, der sie immer noch am Arm festhielt, spürte wie sie zitterte. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würde wohl wirklich am Ende sein. Sie schien nicht gerade ein festes Nervenkostüm zu besitzen.

„Nein, die hast du nicht!”, informierte Bakura sie und wandte sich ab, gefolgt von Marik. Odion ging hinterher, den Arm so um Liv gelegt, dass es für Unbeteiligte so aussah, als wären sie ein Paar. Dass die Realität davon weit entfernt war, dass musste ja keiner erfahren, oder?

Seth hatte sich dazu bereit erklärt, am Auto zu warten. Er war zwar nicht der beste Fahrer der Welt, aber immerhin kamen sie schneller wieder fort, wenn schon jemand am Steuer saß.

„Und habt ihr sie?”, fragte er, klang dabei fast schon gelangweilt und die anderen sparten sich zu antworten, denn sie hatten ihre Begleitung schon auf den Rücksitz geschoben. Tea war es, die sich zur ihr setzte, während Marik und Bakura in der „Zwischenreihe” Platz nahmen. Odion hingegen setzte sich auf den Beifahrersitz und Seth warf einen Blick in den Rückspiegel bevor er dann los fuhr. Lustigerweise tat er das immer bevor er los fuhr, um nachzuprüfen ob auch alle angeschnallt waren.

Liv sank immer weiter in sich zusammen, je länger die Fahrt dauerte und das ging an Tea nicht vorbei. Diebstahl hin oder her, die junge Frau neben ihr tat ihr in diesem Moment schlichtweg leid. Sie machte fast den Eindruck als befände sie sich auf den Weg zu ihrer Hinrichtung.

Genau das war auch indirekt das Gefühl, das Liv beschlichen hatte, sobald ihr aufgegangen war, dass sie nicht entkommen würde. Natürlich kannte sie die Leute nicht und auch die Person die sie und Ylva um das wertvolle Artefakt „erleichtert” hatten war ihnen fremd. Alle ihre Schlüsse über die Personen oder Ereignisse die mit dem seltsamen Teil zusammen hingen hatten sie aus Berichten und Amateurvideoaufnahmen. Demnach konnte Liv ja nicht wissen, dass Yugi im Grunde ein gutmütiger Kerl war und dass auch Atemu, der es schon mit weitaus perfideren Widersachern zu tun gehabt hatte, sicher nicht gleich in die Vollen gehen würde, sollten sie aufeinander treffen. Nun, zumindest nicht bei Liv. Wie das bei Ylva dann sein würde, musste sich noch zeigen, war diese doch von einem ganz anderen Schlag, als ihre beste Freundin.

Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie etwas an ihrem Arm spürte, aber es war lediglich Tea, die sie dort vorsichtig angestupst hatte. So wie Liv in ihren Gedanken versunken gewesen war, hatte sie dies als notwendig gesehen, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Es würde uns allen helfen, wenn du nachher einfach ehrlich bist, okay?”, meinte Tea dann als sie Livs teils verschreckten, teils fragenden Blick auf sich ruhen hatte und gab sich redlich Mühe sie eher zu er- anstatt zu entmutigen. „Wir brauchten das Puzzle wirklich dringend wieder, sonst könnten sehr viele Leute Schaden erleiden, du eingeschlossen?”

' Ja, natürlich. Und dann beschwört ihr mit dem Teil das nächste Unheil herauf! ', dachte Liv trocken und wandte sich von ihrer ungewollten Gesprächspartnerin ab.

+#+#+#+#+#+#+#+

Die anderen staunten nicht schlecht, als der „Einfang-Trupp” -der Name war auch Joeys Mist gewachsen- tatsächlich nach so kurzer Zeit mit einem recht zufrieden stellenden Ergebnis, in Form einer ängstlich dreinguckenden Frau, zurückkam.

Yugi erkannte Liv sofort als die junge Frau wieder, die er gerade noch davon hatte abhalten können, in ihn hinein zu rennen und die sich dann bei ihm entschuldigt hatte. Keine zwei Stunden war das her und dennoch wirkte sie so abgehetzt, als hätte man sie tagelang durch die Wildnis gejagt. Das Ganze musste ihr emotional wohl sehr zu schaffen machen, weshalb die anfängliche Wut in ihm darüber, dass die beiden Frauen sie bestohlen hatten, bei ihrem Anblick ein wenig -nicht ganz- verflog.

„Sieh' an, da haben wir die erste der beiden Diebinnen!”, begrüßte Pegasus sie nonchalant und musterte Liv von oben bis unten. Dass es den beiden mit so einem simplen Trick gelungen war, das Puzzle an sich zu nehmen, war schon ein lustiger Fall für sich. Es war nicht so, dass Pegasus das seinerzeit nicht gekonnt hätte, aber dann wäre es ihm kaum von Nutzen gewesen. Uralter Zauber und alte Magsische Regeln, etc. Deswegen hatte er es in einem Spiel zu erringen versucht. Aber die Tatsache, dass die beiden einen solch einfachen Pfad gegangen waren verriet, dass sie von den Milleniums-Gegenständen kaum Ahnung hatten. Umso interessanter war es, zu erfahren, was sie wohl dazu bewogen haben musste?

„Ich denke, wenn sie jetzt alle mit Fragen bombardieren, kommen wir nicht voran”, schloss Mokuba als er einen Blick auf Liv -die immer wieder Richtung Tür sah- und den anderen hin und her schweifen ließ. Dann nickte er in Teas Richtung. „Komm mit mir mit und sie auch. Wir suchen uns ein leeres Konferenzzimmer... Im Grunde sind die alle leer, wir machen so gut wie nie Konferenzen oder solchen Mist”

Der Raum, in den Mobuka sie beide brachte war recht klein, aber klein im Kaiba-Maßstab. Das hieß es war dennoch ein Tisch darin, an dem locker neun Leute Platz gefunden hätten und er gab sowohl Tea als auch Liv mit einer einladenden Geste zu verstehen, dass sie sich setzen konnten.

„Möchtest du etwas?”, fragte er Liv dann mit einem Wink in Richtung eines kleinen Tisches in der Ecke, auf dem mehrere Gläser und ein paar Glasflaschen mit Wasser drin waren. Sie sah nicht einmal nach oben, seitdem sie das Gebäude betreten hatte, auch jetzt tat sie es nicht, aber sie nickte kurz. Ihre Kehle fühlte sich wie ausgetrocknet an und wenn sie trank, dann musste sie nicht reden, oder?

„Hier!”, sagte Mokuba knapp nachdem er das Glas selbst eingegossen hatte und stellte es vor ihn auf den Tisch und dann gab er Tea knapp zu verstehen, sie möge ihm wieder folgen.

„Was soll das? Warum lassen wir sie allein? Was wenn sie abhaut?”

„Die Türen gehen von innen nicht auf, wenn man keine ID von der KaibaCorp. hat”, klärte Mokuba sie auf und nickte dann in Richtung Tür. „Ich denke ein paar Minuten allein tun ihr gut und vielleicht kommt sie dann zu dem Schluss, dass sie uns besser die Wahrheit erzählt. Aber ich bin mir sicher, wenn wir sie mit allen zusammen in den großen Raum gelassen hätten, dann wäre das einzige, was wir von ihr bekommen hätten, eine Panik-Attacke und dann redet sie nicht.”

Purer Pragmatismus war es also, was Mokuba bewogen hatte. Zumindest zu einem Teil, denn ein gewisser Aspekt Freundlichkeit war schon drin.

„Okay, was tun wir jetzt?”

„In fünf Minuten gehe ich mit Yugi und Atemu hinein und dann werden wir mal sehen, was sie so sagt.”

„Da haben wir aber ein Problem, denn Atemu ist nicht gerade in der Verfassung dazu!”

+#+#+#+#+#+#+#+

Atemu starrte das Wesen vor sich nach wie vor voller Unglauben an und hatte sein einiger Zeit keine Silbe gesprochen. Mehrere Male hatte er einen Versuch gestartet, doch diese hatten damit geeendet, dass er den Mund geöffnet und dann wieder geschlossen hatte, weil er schlichtweg nicht wusste was er hätte sagen sollen. Dass sein Gesprächspartner ein Drache von der Größe eines Hochhauses war, trug wohl noch dazu bei, dass er sich gehörig unwohl fühlte.

Wer hätte gedacht, dass es dir mal die Sprache verschlägt!, kommentierte Slifer das Ganze. Keiner der das Geschöpf im Kampf gesehen hatte, hätte wohl eine solche staubtrockene Art in dem Drachen erwartet. Atemu schwieg noch immer und versuchte den Umstand zu verkraften, dass einer der Götter durch das Monster mit ihm in Kontakt getreten war und Slifer verlor so langsam seine Geduld, auch wenn es um die von Natur aus nicht so gut bestellt war. Drachen neigten nicht dazu, die allzu geduldigsten Wesen der Welt(en) zu sein.

Soll ich eine weniger einschüchternde Gestalt annehmen?, seufte er dann und Atemu nickte knapp.

Wieder blendete ihn ein helles Licht und vor ihm stand kein gigantischer Drache, sondern ein Mann mittleren Alters dessen Augen die gleiche goldgelbe Farbe und schlitzförmigen Pupillen hatten wie die des Drachen. Sein Haar war zwar schwarz, doch er trug eine Art Rüstung von der selben rot-geschuppten Beschaffung wie er in seiner Drachengestalt hatte.

Besser?

„Ein wenig”, meinte Atemu und musterte seinen Gegenüber eingehend. Er hatte sich nie vorgestellt, wie Slifer wohl aussehen würde, hätte er menschliche Gestalt aber er war sicher, dass es nicht so gewesen wäre. „Was ist nun die Botschaft die du mir bringen sollst?”

Ah...genau, da war ja was !, erwiderte Slifer amüsiert und ging um Atemu herum, als wolle er ihn genauer in Augenschein nehmen. Natrülich musste er das nicht, er kannte den Mann genauer als er sich selbst kannte, aber würde sich hüten ihm das zu sagen. Wenn er ihn noch mehr verunsicherte, würde er am Ende gar nicht dazu kommen, die Botschaft seines Herren zu übermitteln. Mein Herr möchte dich wissen lassen, dass dieses Problem, mit dem du gerade zu kämpfen hast größere Folgen haben könnte als man auf den ersten Blick sieht!

„Was meinst du?”, erwiderte Atemu skeptisch und nun war er es der Slifer eingehend musterte. „Spricht er von der Sache im Reich der Schatten oder das mit dem Puzzle?”

Slifer schnuabte kurz und ein schiefes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

Das Puzzle ist das geringste deiner Probleme!

„Es wurde mir gestohlen! Gerade du weißt, welche Macht es hat!”

Keine Macht die du brauchen wirst für das was auf dich zukommt, meinte Slifer und klang nun weniger als wolle er Atemu verspotten, eher aufrichtig in Sorge um dessen Schicksal. Du wirst dich dieses Mal auf deine Fähigkeiten allein verlassen müssen. Andere in den Kampf zu schicken wird dir dieses mal wenig bringen

„Ich habe nie-”

Du hast! Es mag dich Kraft gekostet haben, diese Wesen zu beschwören, zumindest ab und an, aber stets hast du sie an deiner statt kämpfen lassen. Nun wirst du selbst zeigen müssen was du kannst

Atemu schwieg daraufhin und ließ sich die Worte Slifers durch den Kopf gehen. Er wollte ihm nicht zustimmen, sein Stolz schrie innerlich empört auf und wenn noch andere bei ihm gewesen wären, so hätte er es wohl niemals zugegeben, aber...

„Du hast recht!”, seufzte Atemu und sank ein kleines Stück in sich zusammen. „Ich werde versuchen deinen Rat zu berherzigen, danke dir”

Dafür doch nicht!, winkte Slifer mit einem Schulterzucken ab. Aber schon bald wirst du meine Hilfe brauchen. Und sie sollst du auch bekommen, aber erwarte nicht mehr von mir dass ich deine Schlachten schlage!

„Vermerkt”, meinte Atemu und fragte sich, was denn nun als nächstes kommen mochte, doch dann gab es einen kräftigen Ruck und Slifer war verschwunden. Er saß aufrecht auf einer Art Liege und schnappte erschrocken nach Luft wie einer, der aus einem schlimmen Traum erwachte. Für wenige Momente war er komplett orientierungslos, sein Blick wanderte mal hierhin, mal dorthin und wäre nicht im nächsten Moment Yugi in seinem Blickfeld aufgetaucht, wer wusste da was passiert wäre?

„Yugi? Was-? Wo-?...Was ist passiert?”

„Das wüsste ich auch gern. Du warst eiskalt und hast auf nichts mehr reagiert, da haben wir dich her gebracht”

„Oh... ”, eine recht nüchternde und einsilbige Antwort, doch Atemu viel daraufhin nichts mehr ein weshalb Yugi begann sich ein wenig Sorgen zu machen. Irgendwas musste vorgefallen sein, was den Pharao gehörig aus der Bahn geworfen hatte, doch er schien es noch nicht mit ihm teilen zu wollen.

„Es gibt aber eine gute Nachricht”

„Ach ja?”

„Jep!”, machte Yugi mit einem leichten Grinsen. „Eine unserer Diebinnen ist uns ins Netz gegangen!”

Prompt war Atemu wieder er selbst und ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Immerhin war dies ein kleiner Fortschritt bei der Suche nach dem Milleniumspuzzle. Slifer mochte gesagt haben es sei nicht der Schlüssel zur Lösung des Problems aber er war sich sicher, dass es nicht schaden konnte, das magische Artefakt bei sich zu haben.

„Gut!”

+#+#+#+#+#+#+#+

Tea sah verunsichert zwischen Mokuba und der Tür hin und her. Gerade hatten die beiden erfahren, dass Atemu wieder zu sich gekommen war. Was genau mit ihm vorgefallen war, das hatte er ihnen nicht gesagt, nur den Wunsch geäußert, mit der Frau zu reden sie sie „eingefangen” hatten. Und hier stand Tea nun und fragte sich, ob es so eine gute Idee sein würde, gerade Atemu zu dem eingeschüchterten Ding zu lassen. Sie selbst schien den Diebstahl nicht einmal begangen zu haben, sondern hatte „nur” geholfen. Aber wie hieß es da so schön? Mitgegangen, mitgehangen?

Aktiv oder Passiv, sie war in den Diebstahl des Puzzles verwickelt gewesen, auf die eine oder andere Art.

„Keine Sorge!”, meinte Mokuba, als könne er Teas Bedenken erkennen. „Wir passen auf dass nichts passiert. Und ich glaub auch nicht, dass Yugi zulässt, dass sein Freund die Kontrolle verliert.”

Während sich die beiden auf den Weg zum Rest der Gruppe machten, war Liv ganz allein in dem Raum, vollkommen fertig mit sich und der Welt. Nach einem vergeblichen Versuch dem Raum zu entfliehen hatte sie den Kopf auf die Arme gelgt und ein paar vereinzelte Tränen liefen ihr übers Gesicht ohne dass sie auch nur im Mindesten die Möglichkeit gehabt hätte, das zu unterbinden. In ihren Gedanken, die sich stetig im Kreis drehten und ständig vom worst case ausgingen, nannte sie sich andauernd eine Versagerin und ein Vorwurf folgte dem nächsten.

Warum war sie nicht vorsichtiger gewesen?

Wieso hatte sie auf den Rempler reagiert?

Warum war sie nicht einfach schneller gegangen? ...

Ein Knacken holte sie aus dieser Gedanken-Spirale, die kurz davor gewesen war, sich immer schneller und immer tiefer zu drehen.

Die Tür wurde geöffnet und da standen sie. Die beiden Männer, die einander so ähnleten und die sie um das -relativ große- Kleinod hatten erleichtern wollen. Der Bestohlene war drauf und dran etwas zu sagen, das konnte man deutlich sehen, und sie war sich sicher dass nichts gar zu freundliches dabei heraus gekommen wäre, wenn der andere ihn nicht mit einer beschwichtigenden Geste davon abgehalten hätte. Er war es auch, der Liv zuerst ansprach.

„Du brauchst keine Angst zu haben, wir wollen nur mit dir reden.”

Liv schwieg und musterte die beiden mit leerem Blick. Auch wenn sie ihren Teil des Plans, nämlich das Stück des Puzzles in ihrem Besitz außer Landes zu bringen, nicht geschafft hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie gleich einknicken würde.

„Hör zu...”, begann der andere von beiden, der nur unwesentlich älter wirkte und Liv war überrascht darüber, wie niedergeschlagen er klang. Sie hatte Zorn erwartet. „...ich weiß nicht, was bei euch vorgegangen sein muss, dass ihr den Entschluss gefasst habt, mir das Milleniumspuzzle zu stehlen, aber wenn du und deine kleine Freundin nicht wollen, dass etliche Menschen sterben, dann sag einfach wo der Rest des Puzzles ist!”

„Ja, wir haben schon mitbekommen, dass ein Stück entfernt wurde”, erklärte Yugi als er sah wie Livs Miene ein Bild des Unglaubens wurde.

Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?”, wies Atemu Liv gereizt zurecht, aber weniger aus Wut, auch wenn diese oft seine Triebfeder war. „Das hätte euch beide umbringen können!”

„Das letzte Mal, als das Ding in eurem Besitz war...”, begann die Diebin und rang sich alles an Mut ab, was sie noch besaß. „... starben auch etliche Leute. Immer wenn das Teil in der Öffentlichkeit auftaucht, sterben Menscheen! Und immer seid ihr beide mit von der Partie!”

Atemu schwieg, auch wenn ihm so einiges auf der Zunge lag, was er der Frau gern entgegnet hätte, und beließ es dabei Liv von Kopf bis... Hüfte -ihre Füße waren unter dem Tisch an dem sie saßen- zu mustern. Er konnte sich nicht erinnern, wann das passiert sein sollte was sie ihnen da vorwarf. Wann hatte der Einsatz des Puzzles denn das Leben von Menschen gekostet, er hatte es doch stets genutzt um die Menschen zu retten. Doch Yugi sah so aus, als wisse er wovon sie sprach.

„Sie liegt nicht so falsch... Wir haben zwar stets versucht, die Welt und die Menschen zu retten, aber vor allem beim letzten Mal konnten wir nicht alle retten. Ein paar von Divas Opfern kamen nicht wieder zurück”

„Aber das kann man doch uns nicht zuschreiben!”

„Nun, zumindest nicht direkt”, stimmte Yugi zu und wandte sich wieder der jungen Frau zu. „Hör mal... ich bin mir sicher, dass du und deine Freundin nur gute Absichten hattet, aber der Weg den ihr eingeschlagen habt, war gänzlich falsch. Wir brauchen das Puzzle zurück, komplett, sonst sterben wieder viele Menschen... vielleicht sogar welche die euch am Herzen liegen. Wollt ihr das?”

Wieder schwieg Liv, Yugi sah ihr jedoch an, dass seine Worte sie zumindest zum Nachdenken gebracht hatten und das war immerhin schon einmal etwas. Er beschloss, dass das genug war, zumindest vorerst. Wenn sie das Herz am rechten Fleck haben sollte -wovon er ganz einfach mal ausging- so würde sie bald ihren Widerstand aufgeben.

„Lassen wir sie allein”, meinte er an Atemu gewandt. Der hingegen war nicht gerade zufrieden mit der Entwicklung der Ereignisse. Es gab noch einiges, was er der jungen Frau nur zu gern gesagt hätte. Zugegeben, einiges war nur Dampf den er ablassen musste, aber war das denn nicht auch berechtigt? Er war um etwas unsagbar wertolles gebracht worden und dennoch benahm Yugi sich so -in seinen Augen- scheiß-freundlich.

 

 

 



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