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Resident Evil 4

von

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Ashley

Nachdem Leon sich vergewissert hatte, dass keine Gegner hinter der Falltür lauerten, ging er langsam weiter. Ich folgte ihm, mit mir kämpfend, ob ich ihm sagen sollte, was ich gesehen hatte. Aber was hatte ich im Prinzip gesehen? Eigentlich nur einen roten Stofffetzen. Das hätte alles mögliche sein können. Also schwieg ich.

Nachdem wir nochmals diesen schrecklichen Steg in Richtung Kirche überwunden hatten, standen wir wieder vor der Kirche.

Leon versuchte vorsichtig den Schlüssel, den wir in der Hütte am See gefunden hatten und wie zu erwarten passte er. Laut klackend sprang das Schloss auf. Leon drückte die Tür langsam auf und trat ein. Es war jedoch still. Scheinbar war wirklich niemand zu Hause.

Langsam betraten wir die Kirche und sahen uns um.

Sie war sehr klein, aber wohl auch schon sehr alt. Jedoch schien sie nicht mehr unbedingt dem Christentum dienlich zu sein, denn ich konnte nirgendwo mehr Kreuze erkennen. Dafür überall dieses merkwürdige „Wurm-Symbol“. Selbst an der Stelle, wo das Kreuz über dem Altar normalerweise hing, war ein Buntfenster, in dem dieses Zeichen zu sehen war.

„Mit dem Christentum haben die es hier wohl nicht so.“ murmelte ich leise.

„Nicht wirklich.“ antwortete Leon. „Aber sowas hier hab ich auch noch nie gesehen.“

Langsam ging er von einer Seite zur anderen und hielt wahrscheinlich nach Gegnern oder einer Tür, oder ähnlichem Ausschau. Wenn Ashley wirklich hier war, musste sie ja irgendwo versteckt oder eingeschlossen sein.

Doch hier unten gab es nichts, wo man einen Menschen verstecken konnte.

Schließlich entdeckte ich eine Leiter, die seitlich in einer Nische versteckt nach oben führte.

„Leon, die Leiter.“ rief ich und wir machten uns ans hochklettern. Oben angelangt standen wir auf so einer Art Atrium, dass scheinbar um das komplette Kirchenschiff ging.

Auf der anderen Seite konnte ich ein gewaltiges Gemälde eines Mannes erkennen. Es lies mich schaudern.

Er trug eine Art lilafarbene Robe, deren Kapuze tief ins Gesicht gezogen war. Unter dem Stoff sahen uns zwei verschlagene Augen böse an. Sein Alter war schlecht zu schätzen, aber er war bestimmt schon vom älteren Semester. Vielleicht 50 oder 60. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte den Typen schon einmal gesehen. Nur wo?!

Das Bild wirkte irgendwie wie eine von diesen Jesusbildern. Nur bei weitem nicht so friedlich und freundlich.

Leon schien sich jedoch keine sonderlichen Gedanken um das Bild zu machen, sondern schlich zu einer Tür links von uns.

Ich folgte ihm. Je näher wir der Tür kamen, desto deutlicher konnten wir ein Geräusch wahrnehmen. Es klang wie ein leises Weinen. Und es kam eindeutig aus dem Raum hinter der Tür.

Leon gab mir ein Zeichen erst einmal zurückzubleiben und packte den Schlüssel, der in der Tür steckte. Langsam drehte er ihn um und öffnete dann langsam die Tür.

„Ashley!“ konnte ich ihn dann sagen hören.

„Komm nicht näher!“ konnte ich eine verweinte weibliche Stimme hören und dann ein Klackern. Wahrscheinlich hatte sie etwas nach Leon geworfen.

„Ashley, beruhige dich!“ sagte Leon weiter und betrat den Raum.

Ich folgte ihm.

Es war ein kleiner kahler Lagerraum, in dem sich nur ein paar Kisten und Fäßer befanden. Ansonsten nur wertloses Gerümpel.

Leon ging langsam auf die am Boden kauernde Gestalt zu.

„Nein! Geh weg!“ weinte diese total verängstigt.

Ich betrachtete Ashley. Sie war recht jung. 18 oder 19 vielleicht, mittelgroß, halblange blonde Haare und sehr schlank. Ein richtiges Püppchen. Ihre rehbraunen verweinten Augen sahen uns ängstlich an.

Ich konnte es ihr nicht übel nehmen. Ganz allein, ohne Waffen, ohne zu wissen was eigentlich los war in den Händen von diesen Irren…

Normalerweise verachtete ich solche Püppchen, aber Ashley tat mir leid.

„Bleib ganz cool, Schätzchen. Wir tun dir nichts!“ sagte ich dann mit möglichst lockerem Plauderton.

„Wir wollen dir nichts tun, Ashley!“ sagte Leon und steckte seine Pistole ein.

„Mein Name ist Leon. Wir sind vom Präsidenten geschickt worden um dich zu retten.“

„Was?“ rief sie und richtete sich auf. „Mein Vater?“

„Ja, richtig!“ sagte Leon und griff sie sanft am Arm. „Und wir müssen hier schnellstens weg. Los, komm!“

Ashley wischte sich mit dem anderen Arm über die verweinten Augen und folgte uns.

Kurz vor der Leiter blieb Leon jedoch stehen und griff nach seinem Funkgerät.

„Hunnigan, ich habe Ashley gefunden. Sie ist bei mir. Wir sehen zu, dass wir hier verschwinden.“

„In Ordnung!“ kam es zurück. „Ich schicke einen Hubschrauber, der euch beide abholt.“

„Wo ist der Treffpunkt?“

„Es gibt noch einen anderen Weg aus dem Dorf heraus. Dort wird er auf euch warten.“

„Roger.“

„Bist du in Ordnung?“ fragte ich sie, während Leon mit Hunnigan sprach.

Es bestand ja schließlich die Möglichkeit, dass sie verletzt war.

„J...ja.“ schniefte sie. „Ich hab weiters nichts.“

Dann betrachtete sie mich.

„Wer bist du eigentlich?“ fragte sie mich dann.

„Ich heiße Katharina. Ich bin Leons Verstärkung könnte man sagen.“

„Freut mich, Katharina.“

„Gleichfalls.“

Wir liefen zu der Leiter zurück und stiegen langsam runter. Ich als erste, dann Leon und dann Ashley.

Genau wie Leon, so wollte ich auch nicht länger als unbedingt nötig an diesem unwirtlichen Ort bleiben und wir liefen schnell zur Tür.

„Ich nehme das Mädchen jetzt!“ erklang plötzlich eine tiefe Stimme aus Richtung Altar.

Wir fuhren herum.

Und ich zuckte zusammen. Vor uns stand der Mann von dem Portrait. Und nun, als ich ihn ganz sah wusste ich auch, wieso er mir so bekannt vorgekommen war. Es war der selbe Mann, der aus diesem Vulkankessel gekommen war, kurz bevor ich Leon befreit hatte in Begleitung von dem Horror-Nikolaus und den Mönchen.

„Wer bist du?“ fragte Leon ungerührt barsch.

„Wenn du es unbedingt wissen musst...“ sagte der Mann langsam. „Ich bin Osmund Saddler. Der Führer dieser kleinen, religiösen Gemeinde.“

„Was willst du?“ fragte Leon weiter.

„Der Welt die unglaubliche Macht unseres Glaubens demonstrieren natürlich.“ erwiderte dieser Saddler. „Die USA können nicht länger glauben, dass sie die Weltpolizei spielen können. Also haben wir die Präsidententochter entführt.“

Er deutete auf Ashley.

„Wir geben ihr unsere Macht und schicken sie wieder zurück.“

„Nein!“ keuchte Ashley neben mir und packte sich an den Hals.

„Leon, Katharina, ich glaube die haben irgendwas in meinen Hals geschossen!“ sagte sie dann ängstlich.

„Was habt ihr mit ihr gemacht?“ fragte Leon drohend in Saddlers Richtung.

„Wir haben ihr nur ein kleines...Geschenk gegeben.“ sagte Saddler völlig ungerührt von Leons rohem Ton und kam ein paar Schritte näher.

„Oh, das wird vielleicht eine heftige Party geben, wenn sie zu ihrem geliebten Vater zurückkehrt!“ lachte er dann. „Aber zuvor könnte ich den Präsidenten noch um eine kleine Spende bitten. Glaub es oder nicht, die Erhaltung dieser Kirche geht ganz schön ins Geld!“

„Pah, mit Geld und Glauben wirst du nicht weit kommen, Saddler!“ knurrte Leon böse.

„Oh, ich vergas dir noch zu sagen, dass du dasselbe Geschenk erhalten hast, Mr. Kennedy.

Nun war Leon es, der sich an den Hals griff.

„Als ich ohnmächtig war...“ sagte er leise.

„Was bedeutet das alles?“ fragte ich nun.

Saddler sah mich kurz verächtlich an und lachte dann abermals leise.

„Wenn die Dinger schlüpfen, dann werdet ihr meine Marionetten sein!“ sagte er dann. „Ich werde die komplette Kontrolle über euch haben. Eine durchschlagende Methode seinen Glauben zu verbreiten, findet ihr nicht?“

„Klingt eher, wie eine Alien-Invasion, wenn du mich fragst!“ erwiderte Leon heftig.

Plötzlich flogen hinter uns die Flügel des Kirchentores auf und die beiden Mönche waren wieder da. Mit Armbrüsten und brennenden Pfeilen, die sie auf uns richteten.

Saddler grinste und deutete dann plötzlich auf mich.

„Eine Sache steht jedoch noch aus. Du, junge Dame, hast das Geschenk noch nicht erhalten. Und unsere Gäste bekommen alle ein Geschenk. Das gebietet schließlich die Höflichkeit.“

„Fuck you!“ brüllte ich und wie auf Kommando rannten wir alle drei los, in Richtung der seitlichen Fenster. Ich spürte, wie hinter uns die brennenden Pfeile heran zischten, uns um Haaresbreite verfehlten und in die Mauern schlugen.

Leon und ich sprangen zuerst. Das Glas des nächsten Fensters zerbarst zum Glück sofort unter unserem Gewicht und wir alle drei plumpsten in einen Hinterhof.

„Schnell, Ladies, wir müssen hier weg!“ rief Leon und sprang wieder auf die Beine.

Ich zog Ashley hoch.

„Leon, was wird jetzt aus uns?“ fragte Ashley ängstlich.

„Keine Sorge! Wir sind in den Mist reingeraten und kommen auch wieder heraus.“ erwiderte Leon zuversichtlich und mit fester Stimme.

Dann wandte er sich der einzigen Tür zu, die es gab und stieß sie aus.

Natürlich erwartete uns draußen ein Empfangskommitee, was Leon und ich aber schnell abfertigten und dann ging es schleunigst zurück zum Dorf.

Ashley sprach in der ganzen Zeit kein Wort, aber ich spürte ihre Angst geradezu. Auch ich hatte Angst. Denn was dieser irre Sektenführer – denn um nichts anderes handelte es sich dabei scheinbar – gesagt hatte, ließ mich vor allem um Leon fürchten.

Ich mein...wir haben ja gesehen auf dem Weg von der Hütte am See weg, was auch mit den Typen passieren konnte. Was wenn Leon bald auch nicht mehr er selbst war und so eine...Marionette, wie dieser Saddler es ausgedrückt hatte? Oder noch schlimmeres?

Schließlich erreichten wir das Dorf. Leon fertigte noch ein paar vereinzelte Dorfbewohner ab. Dann standen wir allerdings ein wenig vor der Frage wohin. Hunnigan hatte von einem anderen Weg gesprochen, der aus dem Dorf führte, nur welcher?

Ich sprach es schließlich laut aus.

„Ich meinte bei diesem großen Bauernhof hinter einem Bretterverschlag noch ein weiteres Tor gesehen zu haben.“ meinte Leon dann langsam.

„Ich schätze, dass sie den Weg gemeint hat.“

Ich runzelte die Stirn. Welches Tor? Scheinbar hatte Leon bessere Augen als ich. Er setzte sich dann auch ohne weiter zu zögern in Bewegung und wir trotteten hinterher. Auf dem Bauernhof schließlich lief Leon in die Richtung des Tores, hinter dem wir Indiana Jones spielen mussten beim ersten Mal. Ich schauderte bei dem Gedanken, wie knapp wir da entkommen waren.

Und als wir einem hohen Zaun bei der Holzbrücke, die über den ersten Weg führte näher kamen, erkannte ich auch, welches Tor er gemeint hatte. Durch den hohen Zaun rund herum war es schwer zu erkennen. Scheinbar erreichten wir es nur über die Brücke.

Wir gingen also ins Haupthaus, in den zweiten Stock und liefen rüber. Runter kamen wir dort allerdings nur über eine Leiter. Leon machte sich allerdings gar nicht die Mühe diese zu nutzen, sondern sprang einfach über die Kante. Es war zwar auch nicht sehr hoch, trotzdem zog ich die Leiter vor.

Hinter mir kam Ashley dran. Als sie sich jedoch der Leiter zuwandte, sah sie noch einmal zu uns runter.

„HE! Wo guckt ihr eigentlich hin?!“ giftete sie dann.

Ich wusste erst gar nicht, was sie eigentlich wollte. Bis sich Leon etwas rot werdend abwandte und ich noch einmal zu Ashley hoch sah.

Na klar, bei ihrem kurzen Schottenrock hatte man – zumindest als Mann – von hier aus nette Aussichten.

Ich wieherte los.

„Was ist daran bitte so komisch?“ fragte Ashley entrüstet, die schließlich neben uns stand.

„Tja, Röcke haben halt so ihre Nachteile.“ kicherte ich. „Deshalb trage ich fast nie welche.“

Ich zwinkerte ihr verschmitzt zu. Erst sah sie mich noch ein bißchen zickig an, aber dann grinste sie ebenfalls.

Sie wurde mir langsam trotz allem sympathisch. Zumindest schien sie nicht ganz so die verzogene Zicke zu sein, die man als Präsidententochter als erstes erwarten würde.

Leon rüttelte währenddessen am Tor. Verschlossen. Natürlich.

„Und jetzt?“ fragte ich.

„Wenn du mir hoch hilfst, Leon, kann ich drüber klettern. Vielleicht ist sie ja von der anderen Seite zu öffnen.“ sagte Ashley plötzlich.

Wir sahen sie beide überrascht an. Vor allem ich. Ich hätte nicht erwartet, dass sie selbst die Initiative ergriff.

Leon zögerte auch nicht lang und ging vor dem Tor in die Hocke. Ashley kletterte auf seine Schultern und mit einem leisen Ächzen richtete Leon sich auf.

Es zeigte sich, dass es auch besser war, dass Ashley diese Kletterpartie übernahm, denn sie war doch immerhin noch ein paar Zentimeter größer als ich und kam an die Torkante ran. Das hätte ich wohl nicht geschafft. Überraschend kräftig zog sie sich hoch und ließ sich auf der anderen Seite runter.

Nach nicht mal einer Minute konnten wir hören, wie es an der Tür rumpelte.

„Ich habe sie geöffnet!“ rief sie von der anderen Seite.



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