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The Cookie Jar

YGO-One Shots, PWP, Smut & Kurzgeschichten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Was ist das klischeehafteste AU der Welt neben dem Bäckerei-AU? Richtig, ein Tattooladen- und Blumengeschäft-AU! :D Und genau auf dieses hatte ich Lust, zusammen mit ein paar Charakteren, die ich bisher eigentlich noch nie so richtig miteinander geshippt habe...vielleicht ändert sich das ja jetzt? :)

Viel Spaß!

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Tattoos & Flowers - Chaseshipping

Ein letztes Mal wischte er mit einem sterilen Tuch über das Kunstwerk, welches er in einer mühevollen Sitzung von 4 Stunden geschaffen hatte.

„So, jetzt packen wir das ganze in Folie und Joey soll dir am Tresen noch eine Salbe mit nachhause geben.“

Ganz in seinem Element umwickelte er den Oberarm seines Freundes, auf dem nun das wunderschöne Motiv einer gruseligen Voodoopuppe prangte und sah dabei zu, wie sich ein Strahlen im Gesicht des kleineren Weißhaarigen ausbreitete.

 

„Danke Tristan! Nur du hast es genau so hinbekommen, wie es mir vorgestellt habe!“, Ryou stand noch ein wenig wackelig auf den Beinen – immerhin hatte er mehrere Stunden still sitzen müssen – und Tristan konnte den Stolz, der in seiner Brust schwoll, nicht wirklich verbergen.

„Kein Ding Alter. Lass dir von Joey einen Kontrolltermin in einer Woche geben.“

 

Er verabschiedete Ryou mit einem Handschlag, bevor er einen Schluck aus seiner Wasserflasche trank und noch mit halbem Ohr zuhörte, wie sein Arbeitskollege und bester Freund Joey mit Ryou am Tresen schwatzte, während sein Blick durch die große Fensterfront ihres Tattoostudios wanderte – und auf der anderen Straßenseite hängen blieb.

Da war sie wieder.

Vor dem gegenüberliegenden Haus, welches in einem zarten Rosaton gestrichen war, grasgrüne Markisen vor den Fenstern hatte und unzählige Blumentöpfe vor der Tür versammelte, stand sie wieder.

Die schwarzhaarige Schönheit, die seit dem Tag, an dem das Blumengeschäft gegenüber eingezogen war, eine Faszination auf ihn ausübte, dass Tristan sich beinahe zurück in seine Schulzeit versetzt fühlte, als er noch heimlich in Mädchen verliebt war ohne den Mut aufzubringen, sie anzusprechen.

 

Es war eigentlich überhaupt nicht mehr seine Art, einfach nur zu starren und nicht den ersten Schritt zu machen, doch die schwarzhaarige Dame strahlte eine solche Ruhe und Eleganz aus, dass Tristan es beinahe als plump erachtete, einfach hinüberzugehen.

Also beobachtete er sie bereits seit mehreren Monaten einfach nur – so wie in diesem Moment, in dem sie den Blumen vor ihrem Geschäft frisches Wasser aus einer Gießkanne schenkte.

Am heutigen Tag trug sie ihre Haare in einem leicht unordentlichen Dutt, ein weißes Shirt mit einem leichten Ausschnitt und enge schwarze Jeans. Ihre Beine waren so unendlich lang und ihr Po klein und wohlgeformt. Tristan hatte sie noch nie in einem Kleid oder einem Rock zu Gesicht bekommen, doch er war sich mehr als nur sicher, dass es ihr ausgezeichnet stehen würde. Besonders ein Minirock! Ihre schlanken Beine sähen bestimmt anbetungswürdig aus!

 

„Bist du schon wieder am spannen?“

Eine neckende Stimme und ein Stoß mit dem Ellenbogen in seine Rippen holten ihn aus seinen Tagträumen zurück. Angenervt verdrehte er die Augen und gab Joey einen nicht ernst gemeinten Schubs gegen die Schulter zurück.

„Hast du keine Kunden, die du bedienen musst?“, fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue und der Blondschopf strich sich nur theatralisch eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er trug heute ein weißes Tanktop, welches seine tätowierten Arme zeigte, obwohl es gerade mal Frühling und noch lange nicht warm genug war.

„Yugi hat seinen Termin um eine Stunde verschoben, er sagt, er hätte noch ein Date. Und du solltest das Blumenmädchen auch endlich mal um eines bitten, sonst hat sogar unser schüchterner kleiner Yugi bald eine Freundin und du bist nach wie vor single.“

„Ach halt doch deine Klappe...“

 

Tristan stellte die Wasserflasche zurück an seine Tattooliege und ließ Joey einfach auf der Fläche stehen, ehe er zu ihrer Kasse ging und demonstrativ begann, ein paar Abrechnungen einzusortieren. Doch der Blonde war ihm sofort wieder auf den Fersen.

„Im Ernst! Was hast du schon zu verlieren? Geh doch einfach mal rüber und frag sie, ob sie ihre Mittagspause mit dir zusammen verbringen will, sie wird schon nicht Nein sagen.“

 

War Tristan bis vor einer Minute noch nicht wirklich von Joeys Flirttipps angetan, begann sein Gehirn nun zu arbeiten. Vielleicht konnte er wirklich unter einem Vorwand zu ihr gehen...? Vielleicht konnte er so tun, als ginge es um etwas rein geschäftliches?

„Sag mal Joey...dieser Tresen hier könnte doch ein paar Blumen vertragen. Immerhin ist es schon Frühling.“

Sein bester Freund musterte ihn, als ob Tristian ihm gerade eröffnet hätte, dass er alle seine Tattoos bereuen würde.

„Ich hab kein gutes Händchen für Pflanzen, aber wenn du meinst...du bist der Boss.“

„Sehr gut. Dann werde ich mal ein paar Blumen besorgen gehen.“

Mit ein paar geschickten Handgriffen hatte er ein paar Geldscheine aus der Kasse gezogen und ignorierte dabei Joeys wiederholtes „Du bist der Boss!“, da dieser wohl nicht gerade davon angetan war, dass Tristan das Geld von ihren Tageseinnahmen dafür benutzte...doch er hatte einen Entschluss gefasst.

 

Zielstrebig überquerte er die Straße, die ihre beiden Geschäfte voneinander trennte. Er hätte es niemals zugegeben, doch er verspürte einen leichten Anflug von Nervosität. Aber er wäre nicht Tristan Taylor, wenn er jetzt einfach wieder umkehren würde! Immerhin hatte er einen Vorwand. Wenn die Situation zu peinlich werden würde, konnte er immer noch die Blumen nehmen und den Laden keines Blickes mehr würdigen!

 

Schon hatte er die Tür des Blumenladens geöffnet, eine hellklingende Glocke kündigte seinen Besuch an. Das Innere des Geschäftes war geschmackvoll eingerichtet und dekoriert, der süße Duft nach frischen Blumen lag in der Luft wie ein frisch aufgetragenes Parfüm.

Doch seine Angebetete, die Blumenlady war nirgendwo zu sehen. Oh nein, hoffentlich hatte sie nicht ausgerechnet jetzt ihre Mittagspause!

 

„Herzlich willkommen, was kann ich für Sie tun?“

Ein Mädchen war hinter den Verkaufstresen getreten und neigte ihren Kopf in einer angedeuteten Verbeugung. Sie hatte braunes Haar und große blaue Augen – doch sie war nicht der Grund, weshalb Tristan hier her gekommen war. Etwas peinlich berührt biss er sich auf die Unterlippe und ließ seinen Blick noch einmal hektisch durch den Laden wandern, doch nach wie vor war von seiner schwarzhaarigen Angebeteten keine Spur zu sehen.

„Ich...“, für einen Moment überlegte Tristan sogar zu fragen, ob er mit ihrer Kollegin sprechen konnte, doch dann wurde ihm klar, dass er ja nicht einmal ihren Namen kannte. Er musste sich wohl oder übel wohl seinem Schicksal ergeben!

„Ich möchte einen kleinen Strauß Blumen kaufen.“

„Sehr gerne! Bevorzugen Sie einen bestimmten Farbton, oder haben Sie bereits eine ausgewählte Sorte...“

 

Das Mädchen hinter der Ladentheke begann durch unzählige Fragen herauszufinden, welche Art von Strauß Tristan kaufen wollte und innerlich die Augen verrollend gab er ihr die erstbesten Antworten, die ihm in den Sinn kamen.

Angenervt und auch irgendwie enttäuscht machte er sich schließlich mit einem Strauß englischer Rosen auf den Weg zurück in das Tattoostudio, obwohl er die Farbe Rosa nicht wirklich mochte. Beim besten Willen, ihm fiel nichts mehr ein, wie er es noch einmal schaffen konnte, die hübsche Frau von gegenüber anzusprechen...als ihm beim Überqueren des Zebrastreifens etwas aus den Augenwinkeln heraus auffiel.

 

„Pass doch auf!“, blaffte ein Radfahrer, in den er beinahe hineingelaufen wäre, doch er musste sich einfach umdrehen, um zu beobachten, wie sie plötzlich um die nächste Straßenecke bog. In der linken Hand einen Coffee-to-Go-Becher, in der rechten Hand ihr Mobiltelefon, auf dem sie nebenbei tippte. Doch sich jetzt umzudrehen und zurückzugehen wäre viel zu auffällig und merkwürdig gewesen!

 

„Da warst du wohl ein klein wenig zu schnell für die Blumenlady.“, kam der schnippische Kommentar von Joey, als Tristan aus den Tiefen ihres Lagerraumes eine Vase hervorkramte, die wohl der Vorbesitzer der Räumlichkeiten hier gelassen haben musste und Tristan überging ihn einfach, während er das gelbe Papier, in das die Rosen zusätzlich eingewickelt war entfernte...und schon wieder etwas bemerkte, das seine Aufmerksamkeit erregte.

Eine Visitenkarte! Die Floristin, die ihm die Blumen verkauft hatte, musste sie hineingesteckt haben!

 

Mit gerunzelter Stirn und spitzen Fingern zog er sie heraus und nahm die schöne Schnörkelschrift darauf in Augenschein, die so kunstvoll aussah, dass sie beinahe auch als Tattoo hätte dienen können.

 

DICE FLOWERSHOP – Main Street 16b – DOMINO CITY

INH. : D. DEVLIN

 

 

D.

Tristan spürte, wie rote Farbe in seine Wangen schießen musste.

Endlich! Endlich kannte er ihren Vornamen!

Zumindest...teilweise. Doch es reichte ihm völlig aus. Er würde sie Dee nennen, sobald er ihr das nächste Mal begegnen würde. Ein süßer, kurzer Spitzname und absolut passend für so eine kecke, natürliche Schönheit.

Mit fahrigen Fingern wollte Tristan die Visitenkarte bereits in seiner Hosentasche verschwinden lassen, denn der nächste Tattootermin stand bereits an, doch sein Kopf arbeitete trotz höchster Endorphineflüge noch gut genug, um zu bemerken, dass in der rechten Ecke der Visitenkarte ja noch eine Handynummer abgedruckt war.

 

Wenn es ihre Handynummer sein sollte, war seine zweite Chance gekommen! Noch heute Abend würde er sie anschreiben. Erstmal ein wenig zu chatten war schließlich nie verkehrt und so konnte er sie vielleicht doch noch überreden, morgen ihre Mittagspause mit ihm zu verbringen.

 

Tristan Taylor klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter, was in einem riesig-breiten Grinsen in seinem Gesicht resultierte und von Joey nur mit einem ungläubigen Kopfschütteln beantwortet wurde.

 

 

Nach einem produktiven, anstrengenden Tag im Tattoostudio raste Tristan regelrecht auf seinem Fahrrad zu seinem kleinen Apartment, gönnte sich eine schnelle Dusche und bestellte sich eine Pizza – bevor er jene Nummer auf der Visitenkarte in sein Handy eintippte und sich darüber Gedanken machte, wie er sie wohl anschreiben könnte.

Doch wenn er so darüber nachdachte, schlich sich in ihm irgendwie die Angst ein, doch noch einen Rückzieher zu machen und...nein. Ein Rückzieher kam jetzt nicht mehr in Frage, er würde es nun einfach durchziehen!

 

Rasch öffnete er das Chatfenster und schrieb das, was schon seit Wochen in seinem Kopf herumgeisterte, einfach nieder.

 

Hey, hier ist Tristan von LIFE POINT INK. Ich wollte dich fragen, ob du irgendwann einmal Lust hättest, mit mir in der Mittagspause einen Kaffee trinken zu gehen?“

 

Als er seine Nachricht abgesendet hatte, spürte er nun plötzlich doch, wie sein Puls in die Höhe schoss. Vielleicht hätte er nicht ganz so direkt sein sollen...?

Doch kaum als sich seine Gedanken begannen im Kreise zu drehen, sah er bereits ihre geschriebene Antwort, die augenblicklich unter seiner Nachricht auftauchte.

 

Hallo Tristan von LIFE POINT INK. :) Das können wir gerne machen, wie wäre es mit morgen? Ich würde mich freuen. ;)“

 

Träumte er gerade oder war diese Nachricht nicht nur positiv, sondern hatte auch irgendwie etwas – flirtendes? Er musste einfach darauf eingehen, wenn er es jetzt in den Sand setzte, würde sie ihn womöglich am Ende noch für langweilig halten!

 

Perfekt! Um 12:30? Was bevorzugt denn die schöne Frau, einen klassischen Kaffee oder doch eher Lunch in einem Restaurant?“

 

Tristan war kein Typ dafür, seine Absichten zu verschleiern oder sich unter einem Vorwand an eine Frau ranzumachen. Besser er machte es gleich klar, dass er mehr Absichten hatte, als sich einfach nur nett zu unterhalten....auch wenn es riskant war.

Doch seine Taktik schien aufzugehen.

 

Kaffee. ;) <3 Holst du mich im Laden ab? Ich freue mich auf dich, mein Süßer. <3“

 

Der Besitzer des beliebtesten Tattoostudios von Domino City spürte seinen Puls rapide ansteigen. Oh ja. Besser konnte es ja gar nicht laufen! Obwohl er schon eine längere Zeit single war, gingen seine Taktiken beim Flirten noch auf. Er musste diese Gelegenheit nutzen und der Lady aus dem Blumengeschäft weitere Aufmerksamkeit schenken, jetzt da er wusste, dass sie ihn ebenfalls interessant fand.

 

Natürlich! Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend...was machst Du schönes? :)“

 

Mit klopfendem Herzen ließ er sich auf die Couch fallen und sah den drei springenden Punkten dabei zu, die ihm signalisierten, dass sie ihre Antwort verfasste.

Ich lasse mir gerade ein Bad ein. :) Und Du?“

 

Tristan konnte es nicht verhindern, dass seine Gedanken begannen, abzudriften. Wow. Sofort begann in seinem Kopf ein Bild zum Leben zu erwachen: eine dampfende Badewanne, umgeben von hübschen Pflanzen, Rosenblätter die auf der glasklaren Wasseroberfläche schwammen. Und darin die schwarzhaarige Schönheit, ihr langes Haar, dass an ihren nackten Schultern klebte...

 

Relaxen :)“

 

Um seine Aussage zu unterstreichen, machte er schnell ein Bild von seinen überschlagenen Beinen auf der Couch und sendete es an sie.

 

Wie süß. <3 Schickst Du mir auch ein Bild von deinem Gesicht? :)“

 

Die schöne Frau war definitiv in Flirtlaune und Tristan zögerte nicht lange, bevor er mit klopfendem Herzen ein Selfie schoss, in dem er versuchte, möglichst selbstbewusst in die Kamera zu grinsen. Konnte er...sie womöglich dazu verleiten, ihm auch ein Bild zurückzusenden? Nur ein Selfie wäre doch unverfänglich. Vielleicht sogar etwas mehr als nur das, wenn sie in der richtigen Stimmung wäre...?

 

Eine Reihe von Kuss-Emojis folgte auf sein Photo und Tristan fasste sich ein Herz.

 

Bekomme ich auch eins von dir? :)“

 

Gespannt hielt er den Atem an. Und spürte seinen Puls rasen und ein wohliges Kribbeln in seinem Körper, als ein Photo auf seinem Handydisplay erschien.

 

Schwarze lange Haare, die ihr blasses Gesicht so wunderschön umrahmten. Große, grüne Augen, die ihm durch die Kamera einen verspielten Blick schenkten. Sein eigener Blick glitt an ihrem schlanken Hals hinunter...und erblickte nackte Schultern, so wie ihre Schlüsselbeine, an denen weder ein BH-Träger zu sehen war, noch irgendeine andere Form von Bekleidung.

Trug sie etwa gerade in diesem Moment nichts?

 

Wow, du bist so unglaublich sexy.“

 

Hastig tippte er noch ein paar Zeilen mehr, die er eilig hinter seiner Aussage sendete, um nicht wie ein völlig notgeiler Trottel zu wirken. Doch das war gar nicht so leicht, denn sein Gehirn schien gleichzeitig auszusetzen und auf Hochtouren zu arbeiten!

 

Ich kann es kaum abwarten, dich morgen zu treffen <3“

 

Ich freue mich ebenfalls, mein Hübscher! :-*“

 

Ein paar weitere Kusssmileys folgten und Tristan fühlte sich bereits jetzt schon wie im Himmel. Verstohlen schaute er an sich selbst herab und dann wieder auf das Selfie, welches sie ihm vor wenigen Augenblicken gesendet hatte. Zwar hatte er bereits geduscht, doch er war sich ziemlich sicher, dass er an diesem Abend noch eine zweite Dusche brauchen würde...

 

 

 

Am nächsten Morgen hatte Tristan bereits auf dem Weg zur Arbeit in einem kleinen Café vorbeigeschaut und nach irgendetwas gesucht, dass er Dee – wie er sie nach wie vor unter seinen Telefonkontakten eingespeichert hatte – als kleines Mitbringsel zu ihrem Date anbieten konnte. Blumen waren schließlich etwas plump, da sie selbst ein komplettes Blumengeschäft besaß. Also ließ der Inhaber von LIFE POINT INK sich zwei rosafarbene Cupcakes in eine Box einpacken und kam aufgrund dessen ganze 20 Minuten zu spät zur Arbeit.

 

„Dein Kunde wartet bereits !“, schimpfte ihn Joey, der Gott sei Dank einen eigenen Schlüssel besaß und somit schon einmal öffnen und alles vorbereiten konnte und beäugte interessiert die kitschig bedruckte Pappkartonbox, die Tristan unter der Ladentheke verstaute.

 

„Cupcakes? Seit wann magst du Cupcakes?“

„Die sind nicht für mich“, kam die etwas barsche Antwort von Tristan zurück, der sich die Hände an einem der Spender desinfizierte und die Unterlagen des wartenden Kunden hervorzog.

„Für wen dann?“

„Dee. Und wenn du mich jetzt endlich in Ruhe lassen würdest...“

„Dee?! Wer zur Hölle ist Dee?!“

 

Mit einem tiefen Seufzen blieb Tristan stehen und beschloss, Joey einfach kurz und knapp zu sagen, was er heute Mittag vorhatte – und was ihm bereits heute Nacht fast den Schlaf gekostet hatte.

„Die Inhaberin des Geschäfts gegenüber. Ich hole sie heute ab, um einen Kaffee trinken zu gehen.“

 

Tristan kannte seinen besten Freund lange genug um zu wissen, dass er nicht immer so reagierte, wie es in gewissen Situationen angebracht war. Darum wunderte es ihn auch nicht, dass Joey prompt ein unterdrücktes Lachen ausstieß und sich die Hand vor den Mund presste.

„Wenn du mich jetzt endlich in Ruhe lassen würdest...“, wiederholte Tristan daher nur angenervt seine Worte und ließ Joey hinter dem Tresen stehen, um sich nun endlich ein paar Handschuhe anzuziehen und sich seinem Kunden zuzuwenden.

 

„Viel Spaß bei deinem Date Alter!“, hörte er nur noch von seinem blonden Freund und Mitkollegen und erhob zur Antwort nur seinen rechten Mittelfinger.

 

 

Als Tätowierter bei der Arbeit unkonzentriert zu sein, konnte ziemlich mies enden. Darum war Tristan froh darüber, seine Gedanken ziemlich gut abschalten zu können und sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, dem jungen Kerl mit dem merkwürdigen Akzent und dem merkwürdigen Namen – Valor? Valon? - das Bild irgendeines Mandalas zu stechen. Oder Siegel. Tristan glaubte sich zu erinnern, dass der Australier, Engländer, oder was auch immer er war erwähnt hatte, es sei ein Siegel.

 

Erst als er seinem Kunden zum Abschied die Hand schüttelte und sich die Einweghandschuhe abstreifte, fielen ihm seine mittäglichen Pläne wieder ein und er fühlte, wie sich Schweiß auf seiner Stirn bildete. Gleich würde es soweit sein und er würde die schöne Lady zu einem Kaffee abholen. Wie sie ihre Haare wohl tragen würde? In einem strengen Zopf oder offen und fließend? Und was sie wohl anhaben würde? Tristan malte sich ihr Bild in seinem Kopf aus, wie sie mit offenen Haaren und einem wallenden Sommerkleid mit ihm einen Kaffee trinken würde, während er sich kurz auf der Personaltoilette etwas Wasser ins Gesicht spritzte und überprüfte, ob seine Frisur richtig saß.

 

„Na dann...wünsch mir Glück, Alter!“, rief er Joey in Richtung der Teeküche entgegen, während er sich die Box mit den Cupcakes schnappte und nur noch ein unterdrücktes Kichern seines besten Freundes vernahm.

„Viel Glück Alter...viel Glück!“

Es klang ganz so, als würde Joey ihn nicht besonders ernst nehmen, was in ihrer Freundschaft nicht gerade selten war, weshalb Tristan ihn nicht weiter beachtete und stattdessen den Laden verließ.

 

Die Aufregung schien mit einem Mal, als er die Straße zum Blumengeschäft überquerte, von ihm abzufallen und mit einem lässigen, selbstbewussten Grinsen betrat er schließlich ihren Laden. Der süßliche Duft von frischen Blumen und das Radio, welches irgendeinen fröhlichen Popsong spielte, untermalten die Szenerie und mit einem Mal fühlte sich Tristan ganz in seinem Element. Das hier würde nicht nur ein Date werden, nein...er würde die Kleine schon ein wenig verrückt machen. Immerhin machte auch sie ihn schon seit Wochen verrückt und dann auch noch dieses verruchte Bild, das ihm gestern Abend geschickt hatte...

 

„Guten Tag“, er trat an den Tresen heran, an dem erneut das Mädchen mit den brauen Haaren und blauen Augen stand, welches desinteressiert in einem Magazin las.

„Dürfte ich bitte die Geschäftsführerin sprechen?“

Ihr Blick wandte sich ihm zu und Tristan sah, wie sich ihre Augenbrauen ein wenig irritiert zusammenzogen. Hatte seine Dee kein gutes Verhältnis zu ihren Angestellten? Erzählte sie ihnen nichts von ihren Plänen?

 

„Geschäftsführerin?“

„Ja, richtig. Ich bin hier, um sie abzuholen.“

 

War dieses Mädchen schwer von Begriff? Noch immer rührte sie sich nicht von der Stelle und beäugte den jungen Tätowierer einmal von Kopf bis Fuß. Langsam aber sicher ging ihre Stutzigkeit Tristan auf die Nerven, was war denn an seiner Bitte nicht zu verstehen?

 

„Ich kann Duke holen, wenn Sie darauf bestehen.“

 

Nun musste Tristan sie anstarren, als würde sie ihm gerade einen Zaubertrick vorführen. Duke? Was zum Teufel redete sie da? Sie sollte nur ihre Chefin herholen, wurde das heute noch etwas oder nicht?

 

„Ich möchte bitte die Besitzerin dieses Ladens sprechen!“

So langsam, aber sicher war Tristan überzeugt davon, dass sie schwer von Begriff sein musste. Darum betonte er auch jedes einzelne Wort – und fühlte sich ziemlich gekränkt, als sie ihm mit einem Mal einen Blick schenkte, als wäre er derjenige, der nicht mehr ganz richtig im Kopf war.

 

„Ich hole Duke...“, erwiderte sie nur knapp angebunden – und war auch schon verschwunden.

Wie auch immer!

Tristan hatte zwar keine Ahnung, was sie damit implizierte, aber die Hauptsache war, dass sich endlich etwas tat und sie ihren Boss holen würde.

Gleich würde es soweit sein. Ob er sie direkt mit einem Handkuss begrüßen sollte? Nein, das wäre etwas zu dick aufgetragen. Andererseits, er war schließlich ein gestandener, tätowierter Mann, es wäre also eine Möglichkeit ihr zu zeigen, dass er auch eine romantische Seite hatte...

 

In diesem Moment bewegte sich der Vorhang hinter dem Tresen. Und da stand sie. Tristans Herz überschlug sich mit Saltos, obwohl sie für ein Date nicht unbedingt sehr chic gekleidet war. Sie trug ihr Haar in einem Zopf und ein rotes, geknotetes Bandana um ihre Stirn, ein enganliegendes schwarzes Top, so wie eine enge schwarze Hose und schwarze Chucks. Ihre großen, grünen Augen stachen zwischen all dem Schwarz hervor, wie Katzenaugen in der Nacht...doch da war etwas, das Tristan plötzlich innehalten ließ.

Ihre Brust wurde durch das enganliegende Tanktop gut betont, doch anstelle einer kleinen, süßen Oberweite war sie...flach?!

 

„Hallo Tristan.“

 

Diese Stimme. Sie klang...nicht wirklich nach einem Mädchen.

 

Tristan spürte, wie sein Kopf völlig knallrot anlief und seine Augen sich auf ihre dreifache Größe weiten mussten, dass Joey sich mit Sicherheit ins Grab gelacht hätte, wenn er ihn so gesehen hätte. Was zur Hölle?! Dee war die Abkürzung für...für...

 

„D-du...bist...?!“

„Duke. Und ich freue mich darauf, mit dir einen Kaffee trinken zu gehen, Tristan von LIFE POINT INK.“

„Du bist ein Kerl?!“

 

Höflichkeit oder Bescheidenheit hatten sich bei Tristan gerade komplett verabschiedet und er starrte den jungen Mann vor sich an, als hätte dieser drei Köpfe und sechs Arme.

 

Ein Mann?! Dee war...ein Mann?! Er hatte sich gestern ernsthaft auf einen Kerl einen herunter...

 

„Also, was ist jetzt?“

 

Dee – nein, Duke Devlin – stützte sich mit beiden Ellenbogen auf dem Tresen ab und begann damit, eine schwarze Haarsträhne spielerisch um seinen langen, grazilen Zeigefinger zu wickeln.

„Gehen wir nun einen Kaffee trinken, oder nicht?“

Bei allen Duel Monsters-Strategien, wie konnte Tristan nur so blind gewesen sein?! Andererseits – irgendwie wirkte alles, was dieser Duke tat, so unglaublich feminin. Die Art, wie seine gepflegten Hände an seiner Wange herabfuhren. Seine großen Augen, die ihm einen schweren Augenaufschlag schenkten.

Tristan war zwar Manns genug dazu zu stehen, wenn ein anderer Mann attraktiv war, aber das er einen anderen Mann so attraktiv fand, war ihm ja noch nie passiert!

Sein Blick fiel auf die Cupcake-Box in seinen Händen.

 

„Ich...hab dir was mitgebracht...“

Ohne den Blick von Duke abzuwenden, reichte er ihr – nein, ihm – die Schachtel und mit einem Lächeln öffnete der Schwarzhaarige sie.

„Oh, Cupcakes! Ich habe eine Schwäche für alles, was süß ist.“

Dabei sah er Tristan genau in die Augen und der Tattooshopbesitzer fühlte seinen Puls rapide ansteigen. Und noch immer konnte er nichts sinnvolles herausbringen, er, der sonst so großmäulige Tristan Taylor!

 

„Ich bringe sie schnell in den Kühlschrank und hole meine Jacke.“

Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand der Schwarzhaarige wieder hinter dem Vorhang – Tristan fühlte sich irgendwie ein wenig merkwürdig bei dem Gedanken, dass sogar sein kleiner Hintern weiblich wirkte – und kam auf der Stelle mit einer brauen Lederjacke zurück auf die Ladenfläche.

 

„Können wir?“

Tristan ließ seinen Blick für einen kurzen Moment in die grünen Augen seines Gegenübers eintauchen. Wenn er jetzt kneifen würde, würde Joey ihn wahrscheinlich ein Leben lang damit aufziehen. Und auch wenn Tristan es nicht laut aussprechen würde, irgendetwas machte ihn neugierig.

 

Da seine Kehle trocken war, räusperte er sich kurz.

 

„Ähm...ja klar...gehen wir...“

Mit ein paar großen Schritten war er an die Ladentür getreten und hielt sie auf.

„Nach dir.“

 

Mit einem zufriedenen Lächeln ging Duke an ihm vorbei und warf ihm einen spitzbübischen Blick zu, ehe er sich draußen auf der Straße doch tatsächlich bei Tristan unterhakte und ihm andeutete, er solle losgehen.

 

Es ist völlig normal, sagte der Dunkelhaarige sich in Gedanken. Das hier wird ein schönes Date. Mit einen anderen Mann, der doch irgendwie etwas hat. Er, Tristan Taylor hat schließlich noch nie Nein zu neuen Erfahrungen gesagt!

 

In diesem Moment fiel sein Blick hinüber zu LIFE POINT INK – und am liebsten wäre er vor Scham im Boden versunken, da ein gewisser Blondschopf vor der gigantischen Fensterfront stand und beide Daumen in die Luft reckte, so wie ein wissendes Grinsen im Gesicht trug. Dieser Mistkerl! Er hatte es von Anfang an gewusst!

 

Schnell ignorierte er ihn und wandte sich stattdessen seinem Date zu.

„Darf ich dich noch etwas fragen?“

„Natürlich, mein Süßer.“

„Wieso hast du mich eigentlich nicht korrigiert, als ich dich...nun ja...als ich dich eine...“

 

Tristan erwartete irgendwie eine ausschweifende Erklärung des jungen Mannes, der sich an seinem tätowierten Arm festhielt, doch dieser zuckte nur die Schultern und blickte Tristan durch seinen schwarzen Pony hindurch an.
 

„Ich finde dich süß. Und diese Chance wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.“

 

Erneut spürte der junge Tätowierer, wie das Kompliment ihm die Röte ins Gesicht schießen ließ. Da war wohl jemand sehr offensichtlich von ihm beeindruckt und ja, es schmeichelte ihm.

 

Sogar die Kirschblüten blühten heute auf der Main Street, in der sich ihre beiden Läden befanden. Völlig kitschig und klischeehaft - aber irgendwie passte es, wie Tristan zugeben musste. Er war sich sicher, dies würde ein Date werden, wie Tristan bisher noch keines gehabt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Karma
2019-03-17T12:44:03+00:00 17.03.2019 13:44
Oh Mann, ich hab so gelacht die ganze Zeit beim Lesen! Ich hab's fast von Anfang an kommen sehen, worauf das hinauslaufen würde, aber Tristans Ahnungslosigkeit war so herrlich, so genial geschrieben, dass es einfach perfekt gepasst hat. Und auch wenn es Klischees über Klischees sind, die müssen ab und zu auch mal sein - besonders, wenn sie so genial geschrieben sind wie hier. Ich bin zwar eigentlich schon seit einer ganzen Weile vom Chaseshipping weg, aber wenn es so klasse geschrieben ist wie hier, dann macht das Lesen doch immer wieder Spaß.
:D
Und ehrlich, wenn ich mittendrin gewesen wäre so wie Joey, ich hätte mir auch das Lachen nicht verkneifen können, wenn mein "Boss" will, dass ich ihm viel Glück wünsche für sein Date.
XD

Freu mich schon darauf, was du noch so alles aus dem Hut bzw. der Keksschachtel zaubern wirst.
:)
<3

Antwort von:  CaptainMoek
17.03.2019 18:46
Herzlichen Dank für dein Kompliment und das ich dich ein wenig unterhalten konnte! :D

Jaaaaaaa, diese Art von AU ist tatsächlich ein alter Hut, aber ich wollte sie einfach unbedingt mal in einer Fanfic verwenden! Umso besser finde ich es, dass es dir trotzdem gefallen hat und es in deinen Augen sogar "genial" geschrieben war. :3 <3

Du darfst gespannt bleiben! Bestimmt fällt mir noch das eine oder andere Pairing oder AU ein. :)

GlG! :) <3


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