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The Cookie Jar

YGO-One Shots, PWP, Smut & Kurzgeschichten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Triggerwarnings: siehe Part 1!

Und jetzt viel Spaß mit dem Epilog. :) Komplett anzeigen

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Das Sterben kann noch warten - Epilog

Der Zustand des Todseins fühlte sich fast wie eine abgespeckte Version des Lebens an. Es war kein Gefühl des Glücks, kein Gefühl der Trauer...mehr wie ein Gefühl des Schwebens. Und unter ihren Fingern konnte Amane noch immer die kalte, glatte Fläche der Küchenzeile fühlen, in ihren Ohren noch immer das Prasseln des Regens gegen die Fensterscheibe hören...allerdings nicht so, als würde sie gerade wirklich in ihrer Küche stehen.

Mehr so, als empfinde sie alles durch eine Art Schleier. Als hätte sich irgendetwas über ihren Geist gelegt, der es verhinderte, dass ihre Sinne richtig arbeiteten...

Ruckartig öffnete sie ihre Augen.

 

Sie befand sich noch immer in ihrer Küche. Doch was sie sah, faszinierte und erschrak sie zu gleichen Teilen: sich selbst.

Sich selbst, wie sie noch immer an Ort und Stelle stand. Den Kopf gesenkt, beide Hände auf der Küchenzeile platziert. Der selbe Blickwinkel, aus der ein Außenstehender sie womöglich jetzt sehen würde. War das Teil des Sterbens? Würde nun ihr Leben rückwärts an ihr vorbeilaufen und ein großes, helles Licht sie empfangen? Macht das überhaupt irgendeinen Sinn?

 

In diesem Augenblick hob das Abbild von ihr den Kopf und drehte ihn genau in ihre Richtung.

„Eine Maßnahme der Notwendigkeit...“

Die Tatsache, dass ihr eigener Körper zu ihr sprach, ohne das sie es kontrollieren konnte, versetzte sie in schiere Panik. So sehr, dass ihr erst jetzt auffiel, dass ihr Gesichtsausdruck überhaupt nicht nach ihr selbst aussah und zwei ihrer Haarsträhnen auffällig nach oben abstanden.

 

„Du?! Was hast du getan?!“

 

Ihre Stimme erklang schrill und zittrig und ihr Gegenüber hob lediglich die Hände, als ob er sich der Anklage schuldig bekennen würde.

 

„Wie erkläre ich es dir am besten, Engelchen? Du überlebst eine Überdosis nicht. Ich schon. Ich kann diesen Zustand aussitzen, bis dein Körper sich wieder neutralisiert hat, aber dafür musste ich mit dir die Plätze tauschen.“

Ein stolzes, selbstgefälliges Grinsen folgte der Aussage und Amane blickte voller Entsetzen an sich selbst herunter. Auf halbdurchsichtige, schimmernde Hände.

Sie war ein Geist. Allerdings kein toter Geist, so wie sie es sich erträumt hatte. Sie war ein körperloser Geist. Denn dieser Kerl hatte doch dreister Weise ihren Körper übernommen!

 

„Gib mir auf der Stelle meinen Körper zurück!“

Amane war plötzlich so wütend, dass sie Tränen hinter ihren Augen aufsteigen spürte. Doch Weinen konnte sie offenbar in ihrer aktuellen Form nicht. Der Geist des Rings schüttelte langsam und bedächtig den Kopf.

 

„Nein. Ich lasse dich nicht sterben. Ich bleibe so lange in deinem Körper, bis ich ihn dir unbedenklich zurückgeben kann. Und dann ist Schluss mit dieser ewigen „Ich will Sterben“-Geschichte.“

 

„Willst du mich etwa erpressen?!“

 

Wenn Amane gekonnt hätte, hätte sie jetzt mit den Fäusten auf ihn eingeprügelt. Alle Emotionen, die sie versucht hatte, mit Hilfe der Tabletten herunterzuschlucken, kochten plötzlich in ihr hoch wie Teewasser, das man zu lange auf dem Herd stehen ließ.

Schon wieder ein gescheiterter Selbstmordversuch. Der Diebstahl ihres Körpers. Die Tatsache, dass sie sich jetzt erst recht wie eine Versagerin fühlte.

 

„Nein. Nur helfen.“

 

Doch bevor Amane ihn irgendwie weiterhin beschimpfen und anschreien konnte, vernahm sie plötzlich das Geräusch eines Schlüssels in der Tür. Leise und sanft, als trüge sie ein paar Kopfhörer, denn ihre Sinneswahrnehmung war in ihrer Geisterform immer noch gedämpft.

Noch mehr Panik breitete sich in ihr aus.

 

„Scheiße man, das ist mein Dad! Räum sofort den Sake weg und...gib mir gefälligst jetzt meinen Körper zurück!“

 

Erstaunlicher Weise fügte der Ringgeist sich – wenn auch zumindest in einem Punkt – und ließ die Flasche Sake schnell wieder im Kühlschrank verschwinden, bevor er die leere Packung Paracetamol einfach hinter die Mikrowelle stopfte. Mit wild klopfendem Herzen hörte Amane leise, wie ihr Vater im Flur seinen Mantel ablegte und seine Schuhe auszog.

 

„Bitte! Er kann dich doch nicht so sehen!“

„Mach dir keine Sorgen, ich kläre das schon.“

 

Amane wünschte sich auf der Stelle noch töter als tot zu sein, als ihr Vater die Küche betrat – und der Ringgeist noch immer in ihrem Körper steckte! Kurz jagte ihr auch der Gedanke durch den Kopf, ob ihr Vater sie gerade sehen konnte, doch da außer ihr auch niemand den Geist des Rings sah, schien dies nicht der Fall zu sein.

 

„Amane.“, sagte er sanft und überrascht, die optischen Veränderungen schienen ihm gar nicht aufzufallen, „Geht es dir etwas besser?“

 

„Ja. Natürlich.“

 

Der Geist des Rings bekam ihre Art mit ihrem Vater zu sprechen sogar ganz gut hin. Doch am liebsten hätte Amane sich mit den Händen die Augen zugehalten, um dieses Alptraumszenario nicht mehr weiter mitansehen zu müssen.

 

„Das freut mich. Hör mir zu. Ich habe heute ein wenig früher Feierabend gemacht, weil ich etwas mit dir besprechen wollte.“

 

Amane wagte es kaum zu atmen. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie musste ganz schnell irgendetwas tun, doch kam sich so hilflos und in ihrer aktuellen Form auch ziemlich nutzlos vor.

 

„Um was geht es denn, Dad?“

 

Es klang nicht ansatzweise so wie sie, doch der Geist des Ringes warf ihrem Vater einen unschuldigen Blick zu und legte den Kopf schief. Zum ersten Mal fiel Amane auf, dass ihr Vater irgendwie...nervös wirkte. Vielleicht viel es ihm deshalb nicht auf, dass seine Tochter sich nicht wie sie selbst verhielt.

„Hör zu, mein Kind. Ich habe in letzter Zeit sehr viel nachgedacht. Das ist schließlich mein Job, weißt du? Das Nachdenken. Und Philosophieren.“

Es sollte wohl eine Art Witz sein, doch mehr als ein kurzes Hochziehen seines linken Mundwinkels brachte er nicht zu Stande. Weshalb er schnell weitersprach.

 

„Und deshalb habe ich einen Entschluss gefasst. Amane, auch ich werde mich in Zukunft in Therapie begeben.“

 

Es herrschte augenblicklich Stille in der kleinen Küche.

Amane fühlte, dass ihr Mund plötzlich trocken wurde und ihre Unterlippe bebte. Das, was ihr Vater ihr gerade anvertraut hatte, war für seine Verhältnisse unglaublich emotional – und der Geist des Rings schien mit einem Mal nicht mehr so großmäulig zu sein, wie er sonst immer auftrat.

 

Seine – beziehungsweise Amanes – Augen hatten sich schlagartig geweitete und das Grinsen war ihm auch aus dem Gesicht gewichen. Offenbar hatte er mit einer solchen Konversation, in dem ihm Mr Bakura sein Herz ausschüttete auch nicht gerechnet.

Irgendwo geschah es ihm recht. Dieser Meinung war zumindest Amane. Jetzt hatte er sich die Suppe eingebrockt, also durfte er sie auch auslöffeln!

Still und abwartend hörte sie also auf, darum zu betteln, ihren Körper zurückzuhaben.

 

„Vielleicht glaubst du es mir nicht, Amane. Doch ich habe deine Mutter und deinen Bruder so sehr geliebt. Mit ihrem Tod ist auch ein Teil von mir gestorben. Doch ich habe es mir nicht eingestehen können.“

 

Diese ehrlichen Worte versetzten Amane einen solchen Stich ins Herz, dass sie sich wünschte, sie könnte weinen.

 

„Du bist das einzige, was mir noch geblieben ist, mein Kind. Amane. Und ich möchte dir ein guter Vater sein. Ich werde mich daher bei Mrs Watanabe nach einer Familientherapie erkundigen.“

 

Amane sah, wie eine einzelne Träne über die Wange ihres Körpers lief und konnte nicht sagen, ob sie selbst doch irgendwie daran schuld war, oder ob der Geist des Rings sich nun absichtlich eine Träne abrang, um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen.

Es war ihr in diesem Moment mehr als herzlich egal.

 

„Darf ich dich umarmen, mein Kind?“

 

Fast schon unsicher warf der Geist des Rings ihr einen Seitenblick zu, doch sie nickte nur heftig.

„Lass mich das tun! Er soll nicht dich umarmen!“

Das ist nicht möglich. Wenn du jetzt deinen Körper übernehmen solltest, stirbst du sofort und auf der Stelle.“

Er sprach es nicht laut aus, doch offenbar konnten sie nach wie vor durch Gedanken kommunizieren.

 

Amane sah dabei zu, wie ihr Vater ihren Körper in die Arme schloss. Und wie der Geist des Rings schlaff in seinen Armen hing.

 

 

 

Ein paar Augenblicke später befand sie sich wieder mit ihm in ihrem Zimmer. Ihren Körper konnte er ihr laut eigener Aussage immer noch nicht zurückgeben – das würde frühstens in ein paar Stunden gehen. Amane war über diese Aussage zwar überhaupt nicht erfreut, konnte aber toben und wütend sein, wie sie wollte. Der Geist ließ sich nicht erweichen.

 

„Bitte! Lass mich wenigstens mit meinem Vater zu Abend essen!“

„Nur, wenn du mir etwas versprichst.“

„Was zum Teufel soll ich dir denn versprechen?“

 

Der Geist des Rings, der sich inzwischen ungeniert auf ihrem Bett räkelte, warf ihr ein süffisantes Grinsen zu. Oh nein, das konnte wahrlich nichts Gutes bedeuten...Amane machte sich innerlich schon dafür bereit, dass er gleich irgendetwas versautes von ihr verlangen würde. Vielleicht, dass er mit ihrem Körper ein paar...Dinge tun dürfte. Sie man sonst eher alleine und ungestört mit sich selbst tat. Wenn es nur das war, konnte sie damit leben. Aber natürlich kam es anders, als sie sich erhofft hatte.

 

„2 Dinge. Erstens: keine Versuche mehr, dir das Licht auszupusten. Zweitens: wir arbeiten ab jetzt zusammen. Als Partner, wenn du so willst. Glaub mir, mit mir zu arbeiten hat sehr viele Vorteile und ich kann es dir sehr, sehr gut wieder zurückzahlen.“

 

Amane, die in ihrer transparenten Form auf ihrem Schreibtisch saß, ließ ihre Beine baumeln und starrte auf den Fußboden. Suizidale Gedanken konnte man doch nicht einfach abstellen! War ihm das nicht bewusst? Andererseits...er konnte theoretisch jedes Mal eingreifen, wann immer er es für nötig hielt. War es ihm also wichtig, es aus ihrem eigenen Mund zu hören?

 

„Ich denk darüber nach...“

„Das habe ich mir schon denken können, dass ich von dir kein eindeutiges Ja bekomme.“

 

Der Geist des Rings hatte sich vom Bett erhoben und stand ihr nun direkt gegenüber, so dass sie in seine braunen Augen blicken konnte. Oder waren es nicht eigentlich ihre eigenen Augen? Trotzdem wirkte ihr komplettes Gesicht mehr wie das von ihm. Das kecke Grinsen, das unverhohlene Blitzen in seinem Blick...

 

„Ich meine es ernst. Ich mag dich, Engelchen. Wir beide könnten ein tolles Paar abgeben. Wenn da nicht dein dämlicher Wunsch zu Sterben wäre.“

 

Das Mädchen schwieg und sah ihn nicht an. Womöglich hatte er Recht. In Amanes Kopf begannen sich langsam sehr merkwürdige Gedanken zu formen.

Was wäre, wenn dieser Geist wirklich aus einem bestimmten Grund ausgerechnet in ihrem Leben gelandet war? War er vielleicht einfach der Grund, weshalb sie sich nicht umbringen sollte? War er vielleicht am Ende die einzige Person in dieser, wie auch in jeder anderen Welt...die sie verstand?!

 

„Wie gesagt. Ich denke drüber nach!“

 

Und schon wurde das Gesicht des Geistes wieder etwas zahmer. Wobei es ja eigentlich ihr eigenes Gesicht war. Wie auch immer.

„Ach Engelchen...am liebsten würde ich dich jetzt küssen.“

„Igitt! Du besitzt im Moment meinen Körper, das wäre mehr als krank!“

„Möglich. Aber lass dir gesagt sein, ich bin gut darin. Ein Kuss von mir und du wärst mir sofort verfallen gewesen.“

 

Mit skeptischem Gesichtsausdruck sprang Amane von ihrer Schreibtischplatte herunter.

„Wer weiß, vielleicht erlebe ich es ja irgendwann einmal. Wenn wir solange durchhalten, dass du einen eigenen Körper bekommst.“

 

Doch etwas ernster und lächelnder fügte sie hinzu:

„Das Sterben kann wohl noch ein bisschen warten.“

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank an alle Leser, die diese kleine, absurde Geschichte bis zum Ende verfolgt haben! :) Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein kurzes Feedback dalassen würdet, wie ihr es fandet und ob die Mischung aus schwarzem Humor und Ernsthaftigkeit gestimmt hat. :)

Und ja – dies ist zwar das vorläufige Ende, doch vielleicht, ganz vielleicht wird es hiervon auch irgendwann einmal eine Fortsetzung geben. Immerhin ist Heilung ein Prozess...und unsere liebe Amane hat noch einen weiten Weg vor sich. :)

Eure Mökki! <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Karma
2018-12-17T11:21:53+00:00 17.12.2018 12:21
Also mir hat dieser Handlungsbogen sehr gut gefallen. Mal nicht Ryou, sondern Amane mit dem Ringgeist konfrontiert zu sehen hatte einen ganz eigenen Reiz. Und ich fände es auch gut, wenn dazu irgendwann mal noch was kommt. Die Zusammenarbeit der beiden stelle ich mir nämlich recht spannend vor.
♥_♥
Bin auf jeden Fall gespannt darauf, was dir noch so einfällt. Und ich bin echt froh, dass ich zufällig über die Story gestolpert bin.
Antwort von:  CaptainMoek
17.12.2018 17:48
Ich danke dir ganz lieb für dein nettes Feedback! :) Es freut mich zu hören, dass die Handlung nicht irgendwie "geschmacklos" rüberkam, sondern tatsächlich ihren Reiz hatte! Das war nämlich meine größte Sorge. :)

Sollte ich mich tatsächlich noch einmal für eine Fortsetzung entscheiden, wird die Zusammenarbeit (und auch das Zwischenmenschliche) zwischen Amane und Yami Bakura definitiv noch eine große Rolle spielen! Aber jetzt möchte ich mich erstmal wieder ein paar kurzen, knackigen One Shots widmen. :)

In diesem Sinne: vielen lieben Dank fürs Dabei sein und Lesen!

GlG! :) <3


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