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The Cookie Jar

YGO-One Shots, PWP, Smut & Kurzgeschichten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Triggerwarnings: Siehe Part 1!

Dieser Teil trägt den Titel U-Bahn. Komplett anzeigen

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Das Sterben kann noch warten - Part 3

Der Wecker tönte laut und erbarmungslos und Amane fühlte sich, als wäre sie von einem Zug überrollt worden. Ein Zug...

Ein paar seltsame Ideen begannen, sich in ihrem Kopf selbstständig zu machen, doch sie schob sie vor dem Frühstück schnell beiseite, da sie am heutigen Tag leider gemeinsam mit ihrem Vater frühstücken musste. Er hatte Freitags eine spätere Schicht im Museum und war daher noch zuhause. Amane hasste es. Vor allem jetzt, da diese seltsame Situation von gestern Abend immer noch zwischen ihnen stand.

 

„Morgen...“

Murmelte sie daher nur knapp angebunden, während sie an den Herd herantrat, um sich ein Spiegelei zu braten. Ihr Vater saß bereits mit einer großen Tasse Kaffee am Frühstückstisch und blätterte in der Zeitung.

„Guten Morgen.“, erwiderte er ebenfalls in gleicher Manier und blickte kurz auf. Und Amane blickte sich irritiert zu ihm um, als er weitersprach, denn wirkliche Konversationen führten sie eigentlich abseits von „Wann kommst du heute nachhause?“ oder „Wie läuft es in der Schule?“ und ähnlichen Fragen niemals.

 

„Ich habe dich vor lauter Aufregung gestern Abend gar nicht gefragt, ob du dich verletzt hast. Das tut mir leid. Geht es dir gut?“

„Ist schon okay, Dad. Mir ist nichts passiert.“

 

Es war keine Lüge, aber auch nicht ganz die Wahrheit. Und das Mädchen bekam es beinahe schon mit nervöser Angst zu tun, als ihr Vater seinen Blick nicht wieder zufrieden auf seine Zeitung richtete, sondern sie weiterhin ansah.

 

„Hast du heute eine Therapiesitzung bei Mrs Watanabe?“

Doch da war er wieder. Ihr Vater, wie sie ihn kannte.

 

„Nein. Sie hat erst wieder nächste Woche freie Termine.“

Es entsprach der Wahrheit, auch wenn Amane tatsächlich darüber nachgedacht hatte, ihrer Therapeutin eine Mail zu schreiben und sie um einen heutigen Notfalltermin zu bitten. Doch irgendwie...war ihr das Verlangen danach gehörig vergangen.

 

Ihr Vater erwiderte daraufhin nichts mehr und Amane tat so, als wäre sie völlig damit beschäftigt, das Spiegelei in der Pfanne zu wenden.

War das gerade eben so etwas wie...väterliche Sorge? Nein, das konnte nicht sein. Mister Bakura, angesehener Archäologe des Domino City-Museums besaß keine Vaterqualitäten und wusste nicht, wie man mit seinem eigenen Nachwuchs umzugehen hatte.

 

Amane verließ das Haus pünktlich und in Richtung der U-Bahn. Es regnete immer noch und leise fluchend blieb sie stehen, um in ihrer Schultasche nach einem Regenschirm herumzukramen. Doch was ihre Finger ertasteten, war gewiss kein Regenschirm.

Es war glatt, kühl und besaß eine Schnur am oberen Ende.

Der Ring?!

Sie konnte sich nicht entsinnen, den Ring in ihre Tasche gesteckt zu haben. Wozu auch – er war völlig nutzlos! Eigentlich wäre sie gut daran, ihn einfach im nächsten Mülleimer zu entsorgen, doch dafür hatte sie nun wirklich keine Zeit mehr.

Frustriert ließ sie den Ring einfach wo er war und rannte ohne Regenschirm und mit wehendem Schuluniformsrock bis zu den Treppen der U-Bahn, wo sie bereits einen Zug einfahren hörte.

 

Und während sie hastig über Treppen, als auch Rolltreppen hetzte, kamen ihr ihre Gedankengänge des Morgens wieder in den Sinn.

Ein Zug wäre eine todsichere Methode. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vor lauter Erkenntnissen blieb sie sogar unbewusst auf der Treppe stehen und wurde von einer Gruppe Jugendlicher angerempelt, die ihr nur ärgerliche Blicke zuwarfen.

Das war es! Sie konnte es doch noch schaffen!

 

Mit klopfendem Herzen rannte sie den Rest ihres Weges hinab zu den Gleisen, doch weil sie nicht unbedingt wollte, dass wegen ihr noch weitere Schüler ihrer Schule zu spät kommen mussten, da sie logischerweise die gleiche U-Bahn wie sie nahmen, entschied sie sich dafür, es auf dem gegenüberliegenden Gleis zu tun.

Absichtlich wartete sie, bis der gerade eingefahrene Zug davongerollt war, bevor sie ihre Schultasche abstellte und einen tiefen Atemzug nahm. Gleich würde es vorbei sein. Für immer! Wenigstens auf die Pünktlichkeit der U-Bahn war Verlass! Oh wie sehr sie sich danach sehnte!

 

„Das würde ich lieber lassen, Engelchen.“

 

Mit einem Mal waren ihre Sinne nicht mehr vernebelt von der Vorfreude, bald in tausend Teile zerfetzt auf irgendwelchen U-Bahngleisen zu liegen und sie blickte sich hektisch nach allen Seiten um. Sie kannte diese Stimme! Wo versteckte der Kerl sich!?!

 

„Ich bin hier.“

 

Das sie ihn immer noch nicht sah, regte sie fürchterlich auf und sie fühlte Ärgernis in sich aufsteigen. Was bildete dieser Jemand sich eigentlich ein?! Ihr einfach zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatte!

 

„In deinem süßen, kleinen Köpfchen.“

 

Jetzt verwandelte sich ihre Wut plötzlich in Angst.

 

„W-wie...?“

 

„Du musst nicht laut sprechen, ich kann deine Gedanken hören. Tja, was soll ich sagen...ich brauch einen Körper in dieser Welt und deshalb wäre ich ja schön dämlich, dich einfach springen zu lassen.“

„Geh sofort aus meinem Kopf heraus!“

 

Obwohl der Geist ihr gesagt hatte, dass sie sich auch ohne Worte unterhalten konnten, rutschte ihr diese Forderung so laut von der Zunge, dass sich ein älterer Herr zu ihr umdrehte und sie schnell seinem Blick auswich.

 

„Dafür ist es zu spät. Und jetzt wirst du schön umdrehen.“

„Nein. Ich werde jetzt springen und es ist mir egal, wo du dann bist.“

 

Statt einer schnippischen Antwort ertönte nur wieder ein gemeines Lachen in ihrem Kopf.

 

„Was soll diese ganze „Ich-will-unbedingt-sterben“-Nummer eigentlich?“

 

In diesem Moment fuhr die nächste U-Bahn ein, doch Amane konnte und wollte sich nicht dazu bewegen, loszurennen. Stattdessen blieb sie stehen und sah den Menschenmassen dabei zu, wie sie sich in die bereits überfüllten Wagons quetschten oder aus ihnen heraus schoben.

 

„Was geht dich das an?!“, gab sie patzig und gedanklich zurück und konnte sich in diesem Moment regelrecht vorstellen, wie der Weißhaarige wieder die Arme vor der Brust verschränkte und selbstgefällig den Kopf schief legte.

 

„Meinst du nicht, du übertreibst ein bisschen? Ich meine...sieh dir doch mal die Welt an, in der du lebst.“

 

Mit dieser Antwort hatte Amane tatsächlich nicht gerechnet.

 

„Und was soll damit sein? Fängst du jetzt schon an wie meine Psychotherapeutin?“

„Bei Ra und Zorc, du bist aber auch eine harte Nuss. Ich rede von dieser Zeit. Diesem Jahr. Dieser Welt. Ich komme aus einer anderen Zeit, wir hatten überhaupt nichts. Ihr hingegen“, die Stimme schwieg für einen Moment anerkennend, „Habt alles. Selbst Familien, die euch lieben und euch euren teuren Hintern hinterhertragen.“

 

„Ich habe keine Ahnung, von was für einem Quatsch du da erzählst, aber wenn es dir in meinem Kopf nicht entgangen haben sollte, meine Familie ist tot! Und ich werde es gleich auch sein!“

 

Noch ein Grund mehr, gleich mit allem Schluss zu machen. Dann würde sie auch dieser Stimme in ihrem Kopf das dämliche Grinsen vergehen! Mit Knall und Fall wie bei einer Ohrfeige!

 

„Nein. Glaub mir, das wirst du nicht.“

„Halt deine Klappe!“

 

Wütend und mit wilder Entschlossenheit drehte sie ihren Kopf weg und erblickte die Lichter einer sich nähernden Bahn. Jetzt oder nie!

 

Mit einem gedämpften Schrei rannte sie los, nicht darauf achtend, wen genau sie anrempelte oder zur Seite schob, ehe sie zum Sprung ansetzte – und nicht springen konnte. Stattdessen bremste sie so abrupt ab, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte und der Länge nach auf den Bahnsteig geknallt wäre.

 

„Buh!“

 

Eine böse grinsende Gestalt hatte sich genau vor ihr wie aus dem Nichts heraus manifestiert und sie allein durch seine bloße Anwesenheit zum Stehenbleiben gebracht. Taumelnd brauchte sie einen Moment, um sich wieder zu fangen und dann in das Gesicht des Ringgeists zu blicken, der wie selbstverständlich zwischen all den Menschen stand, die sich erneut in den gerade eingefahrenen Zug schoben und ihn überhaupt nicht zu beachten schienen. Völlig entspannt hatte er eine Hand auf seine Hüfte gestützt und betrachtete Amane triumphierend mit einer hochgezogenen Augenbraue.

 

„Geh...mir aus dem Weg!“

„Und dann? Willst du so lange gegen die U-Bahn springen, bis du blutest?“

 

Diese ungehobelte und freche Antwort ließ Amane die Fäuste ballen. Der Geist des Rings schaute nur weiterhin auf sie herab, bevor er tatsächlich so etwas wie ein versöhnliches Lächeln aufsetzte und den Kopf schüttelte.

 

„Komm. Jetzt nimmst du deine Sachen und gehst schön brav in die Schule. Du bist nämlich spät dran.“

 

Die U-Bahn hinter ihm setzte sich wieder in Bewegung und Amane schaute dem ratternden Zug hinterher und fühlte sich, als würde ihr Mut einfach aus ihr entweichen. Vielleicht sollte sie wirklich einfach die nächste Bahn nehmen und einfach zur Schule fahren. Mit einem Mal fühlte sie sich sehr dämlich, wenn auch nicht so erniedrigt, wie bei ihrem gestrigen gescheiterten Versuch, sich an ihrer Zimmerlampe aufzuhängen...

 

„Gutes Mädchen.“

 

Der Geist des Rings schien völlig mit sich selbst zufrieden zu sein, denn er streckte seine Hand nach ihr aus, wohl um ihr den Kopf zu tätscheln – doch seine schneeweiße Hand griff einfach durch sie hindurch und lediglich ein kalter Schauer breitete sich über Amanes Haut aus.

„Oh! Das hatte ich ja ganz vergessen zu erwähnen.“, er beugte sich zu ihr hinunter, so dass sich ihre Nasenspitzen eigentlich berühren müssten. Was sie allerdings nicht taten.

„Nur du kannst mich sehen. Und eigentlich hättest du ohne Probleme durch mich hindurchspringen und es zu Ende bringen können.“

 

Und mit diesen Worten löste er sich einfach in Luft auf und ließ Amane einfach mit offenem Mund auf dem Bahngleis stehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle möchte ich mich übrigens herzlich für 18 Favoriteneinträge bedanken! <3 Ihr seid die Besten! Komplett anzeigen

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