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Light and Darkness

"On that land shall Darkness prevail and Light expire."
von

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Chapter 20: What now?

Chapter 20: What now?

 

[BGM: https://www.youtube.com/watch?v=b9F0d5pd1Uk]

 

„Ich liebe dich nicht mehr.“

 

Maron riss aufgeschreckt die Augen auf.

Sie war verschwitzt und atmete schwer.

Ihr Herz raste.

Irritiert bemerkte sie, dass sie in ihrem Bett lag. Ihr Arme, Beine und Hände waren mit Bandagen verbunden. Auf ihrem Gesicht spürte sie ein Pflaster an den Wangen kleben. Benommen fuhr sie sich über die Stirn. Ich bin ohnmächtig geworden…und dann…?

Wie benebelt schloss Maron ihre Augen und versuchte tief durch zu atmen, um ihr Herzschlag zu regulieren.

Die Erinnerungen vom letzten Kampf kamen wieder hoch.

Einen Kampf der einem Albtraum nahe kam.

Noch immer verfolgte sie das Bild von Chiaki’s kalten Augen und wie er sie ohne Zögern angriff.

Wie er sie ohne Zögern vom Dach warf.

Noch immer wiederholten sich seine letzten Worte in ihrem Kopf.

Ließen sie nicht los.

Übertönten all ihre Gedanken.

Sie spürte wie sich ihr Hals zuschnürte, ihr Herz vor Schmerz blutete.

Tränen liefen ihr unkontrolliert herunter, hinterließen nasse Flecke auf dem Kissen.

Sie weinte verbittert, hielt sich schmerzlich die Brust.

Um nicht loszuschreien biss sie sich fest auf die Unterlippe, bis sie einen blutigen Geschmack in ihrem Mund vernahm.

Ihr Körper bebte unkontrolliert.

Alles tat weh.

 

Maron wusste nicht wie lange sie im Bett lag.

Ohne jegliche Emotionen starrte sie die Schlafzimmerwand an.

Ihre Augen waren leer.

Sie merkte nicht, wie sich die Tür öffnete.

„Maron…Du bist wach.“ Nur schwach vernahm die Angesprochene Fin’s besorgte Stimme, die ins Zimmer getreten war. Sie drehte sich zu ihr um.

Ihre Flügel waren mit Verbänden umwickelt und ihre Lippen waren aufgeplatzt. An den Armen und Beinen konnte Maron große Blutergüsse und blaue Flecke erkennen.

„Fin…“, wisperte sie. Ihre Stimme war ein heiseres Flüstern.

Mit zittrigen Armen versuchte Maron sich aufzusetzen. Ihre grünhaarige Freundin sah ihre Bemühungen, humpelte auf ihre Partnerin ans Bett zu und umarmte sie ganz fest. Diese wusste zunächst nicht wie sie reagieren sollte, erwiderte jedoch die Umarmung und weinte sich an der Schulter des Engels aus.

Fin spürte, was für ein Schmerz ihr Schützling empfand. Lange verweilten die beiden Frauen in der Position.

„Access, Silk und Noyn sind im Wohnzimmer.“, sagte der Engel sanft und strich Maron über die tränenüberströmte Wange. Ihr Gegenüber nickte und stand mit Fin’s Hilfe vom Bett auf. Gemeinsam humpelten die Freundinnen zur Tür, stützten sich gegenseitig, damit niemand zusammenbrach.

Im Wohnzimmer saßen Noyn und Access auf dem Sofa um den Wohnzimmertisch, welches mit Verbandskästen sowie was zu essen und zu trinken überfüllt war. Silk stand mit einem Tablett vor seinem Master, überreichte ihm eine Tasse Kaffee. Die Körper der drei Männer waren ebenfalls mit Verbänden und Pflastern übersät, die Gesichter müde, niedergeschlagen und ausdruckslos. Besorgt schauten sie auf als sie Maron erblickten.

Diese lief direkt auf Access zu und setzte sich zögernd neben ihm hin. Mit Schuld und Schmerz in ihren braunen Augen blickte sie den männlichen Himmelsengel an.

Sie wollte was sagen, brachte aber keinen Ton heraus.

Access schaute die Diebin mit großen erwartungsvollen, zugleich verdutzten Augen an. Er verstand nicht, was sie vorhatte.

Seine Augen wurden größer als sie ihn für eine Umarmung fest an sich drückte.

„Es tut mir so leid… Ich hätte es verhindern sollen. Ich hätte ihn nicht gehen lassen sollen.“, sagte Maron leise in seine Brust rein. Sie hatte furchtbare Schuldgefühle gegenüber Access. Schließlich war Chiaki sein Partner und bester Freund. Sie konnte sich nicht vorstellen, was für Schmerzen der Engel innerlich gefühlt hatte.

Access legte tröstend seine Arme um sie. „Dir braucht nichts Leid zu tun…Wir haben alle versagt.“, sagte er ruhig. So wie Maron sich für alles verantwortlich machte, so nahm auch er alle Schuld auf sich.

Die Anderen schauten den Beiden mitleidig zu. Keiner sagte ein Wort.

Maron wischte sich mit ihrem Handrücken die Tränen von den Augen, als sie sich von der Umarmung löste.

„Wie kamen wir wieder hierher?“, fragte sie heiser in den Raum rein.

„Als Access und ich zu uns kamen, hatten wir noch genug Kraft gehabt, uns alle hierher teleportieren zu lassen und ein Großteil der Wunden zu heilen.“, erklärte ihr Fin. „Wir…wurden alle übel zugerichtet, wie du siehst.“ Maron schaute auf ihre bandagierte Hand herunter, die unkontrolliert zitterte und bei jeder Bewegung sich anfühlte als hätte sie sie ins Feuer gehalten. Der grünhaarige Engel seufzte.

„Du hattest mehrere Knochenbrüche als wir dich draußen fanden…Es war ein ziemliches Stück Arbeit, dich wieder halbwegs gesund zu bekommen.“

„Danke, Fin.“

„Sag, war es Chiaki? Hat er dich runtergeworfen?“, fragte diese ernst. Die Braunhaarige ging ans Fenster zu, schaute nach draußen zum dunkelgrauen Himmel hinauf und nickte abwesend.

„Bevor er mich runter warf…sagte er,... er liebt mich nicht mehr…“, offenbarte sie mit gebrochener Stimme. In ihrem Kopf spielten sich wieder die letzten Momente auf dem Kirchendach ab.

Eine Hand auf ihrer Schulter riss sie aus den Gedanken. Es war Noyn der ihr ernst, aber auch sanftmütig in die Augen schaute.

„Es war nicht der Chiaki, den wir kannten… Bitte mach dich nicht fertig.“, sprach er sanft auf sie ein. Maron zwang sich zu einem dankbaren Lächeln.

„Du hast Recht. Zu mindestens hatte er nicht gesagt, dass er mich hasst.“, versuchte sie sich auf zu muntern.

Der Schwarzhaarige fuhr sich mit unterdrückter Wut über das Gesicht. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass König und Königin in unserer unmittelbaren Nähe waren! Sie mussten alles vor Ewigkeiten geplant haben…“

„Die letzten Wochen waren die Anzeichen da. Die Alpträume, die Gedächtnislücken, sein ungewöhnliches Verhalten…Es war nur eine Frage der Zeit.“, sagte Fin trocken.

„Was machen wir nun? Chiaki war die ganze Zeit über Adam…und die Dämonen machten ihn zu ihren Diener.“, kam es von Access verbittert.

Ratlosigkeit breitete sich unter den Fünf aus.

Ein himmlisches Licht umgab plötzlich die Wohnung und Erzengel Gabriel erschien vor den Anwesenden.

„Der Herr lässt euch zu sich rufen.“, sprach sie mit sanfter Stimme. Im nächsten Moment erlosch das Licht und Maron’s Wohnzimmer blieb leer zurück.
 

***

In der Hölle wurden die stärksten Dämonen, Dämonenritter und -Fürsten im Thronsaal zu einer Versammlung gerufen. Zunächst war es äußerst geräuschvoll im Saal, doch sobald die Prinzen der Hölle eintraten, verstummten alle.

Mit einer furchteinflößenden Autorität schritten die Männer nach vorne und stellten sich an der Seite rechts vom Thron aufgereiht hin. Sie alle trugen dunkle Uniformen bestehend aus einem schwarzen Mantel, schwarzer Hose und schwarzen, kniehohen Stiefeln.[x][x]

Auf ihren Rücken waren ein Paar große, drachenähnliche Flügel zu sehen. Alle hatten auf den ersten Blick attraktive, engelsgleiche Gesichtszüge, weisen jedoch auf den zweiten Blick eine boshafte Maske auf, gekennzeichnet durch jahrtausendalte Narben und den eiskalten, blutroten Augen, die im Dunkeln leuchteten.

Sechs von acht waren anwesend. Zwei der großen Dämonenfürsten fehlten noch, die in dem Moment eintraten und ebenfalls in Uniformen bekleidet waren. Azazel lief gelangweilt an die Dämonen vorbei und stellte sich an seinem Platz auf.

„LEVY!! Hast du mich vermisst!“, rief der Andere von beiden, Sammael, und ging verspielt winkend auf die Reihe zu. Der Gerufene hatte bereits einen schwergenervten Blick aufgesetzt. Die anderen aus der Reihe verdrehten nur die Augen, wissend was als nächstes kommen würde.

„Nenn mich gefälligst Leviathan, du sadistischer Schwachkopf!! Wie kann so einer wie du überhaupt General der Höllenarmee sein!!!“

„Oooh, da ist jemand immer noch neidisch, weil ich einen höheren Rang habe und dich eigentlich rumkommandieren könnte~…“, grinste Sammael seinen Kameraden hämisch an. Zähneknirschend hatte Leviathan seinen Dreizack in der Hand manifestiert und drückte die Spitzen an Sammael’s Hals an. Dieser hob abwehrend die Hände in die Höhe, grinste dennoch weiterhin frech. „Ernsthaft, das Ding ist doch die reinste Lachnummer als Waffe. Zum Fischen eignet es sich ja perfekt, aber sonst!“, sagte er spöttisch und deutete mit dem Finger auf dem Dreizack.

„Nenn mir einen Grund, weshalb ich dich nicht jetzt aufspießen und den Haien zum Fraß geben soll?“, entgegnete Leviathan zischend.

Die Dämonen im Raum ignorierten die Beiden, unbeeindruckt vom Streit. Anscheinend waren solche Zankereien für alle Anwesenden Normalität.

„Benimmt euch! Sammael stell dich endlich an deinen Platz hin.“, vernahm man die tiefe Stimme von Asmodeus. Auf Befehl hin ließ Leviathan seine Waffe verschwinden und funkelte Sammael ein letztes Mal zornig an, der abfällig grinsend an ihm vorbei ging und sich neben Azazel stellte.

Die Autorität von Asmodeus brachte einigen Dämonen im Saal einen Schauer über den Rücken. Kein Wunder – schließlich stand er vom Rang her direkt unter Lucifer und war Herrscher über den achten Höllenring. Unter ihm folgten Azazel sowie Sammael. Zusammen gehörten die drei zu Lucifer’s engsten Anhänger, weshalb sie auch die höchsten Positionen einnahmen. An fünfter Stelle befand sich Apollyon – auch der gefallene Engel des Todes genannt. Darauf absteigend kamen Belial, Leviathan, Belphegor und schließlich Berith, dessen Dämonen Jeanne in der Anfangszeit bekämpft hatte.

 

Mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt, standen die Männer in einer disziplinären Haltung da und blickten erwartungsvoll in Richtung des noch leeren Herrschersessels.

Auf einmal öffnete sich wieder das Tor und Sindbad trat einige Schritte ein. Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf dem Gesicht schaute er sich um. Sofort breitete sich wieder die Unruhe im Saal aus.

„Was hat ein Gesandter Gottes hier zu tun?! Kein Wunder, dass es hier so nach Himmel gestunken hat.“, rief einer der Dämonen in der Menge laut aus.

„Ha, wie ich sehe habe ich schon einen gewissen Ruf hier. Wie schmeichelhaft! Passt sich ja gut am ersten offiziellen Arbeitstag!“, entgegnete ihm Sindbad zynisch und kratzte sich mit falscher Verlegenheit den Hinterkopf.

„Wag es ja nicht auf mich herabzuschauen, du mickriger Mensch!“, knurrte der Dämon wütend und ließ die Erde unter ihm bebend. „So einem schwächlichen Geschöpf, wie dich, muss man zeigen, wo er hingehört.“

In unmenschlicher Geschwindigkeit trat Sindbad in die Mitte des Saals, ließ ein paar Zwillingsschwerter in seine Hände erscheinen und durchschnitt den Dämon in mehrere Einzelteile. Schwarzes Blut spritzte aus der Kreatur heraus und blieb an seinem Körper kleben. Ein kurzes schmerzverzerrtes Kreischen entkam dem Dämon, bevor es sich in Nichts auflöste.

„Tut mir furchtbar leid. Meine Hand rutschte aus.“, sagte der ehemalige Kaito kalt. „Aber anscheinend habe ich dir gezeigt, wo du hingehörst.“

„Er hat Moloch getötet!! Na wartet!“, rief ein anderer Dämon wutentbrannt und zusammen mit drei weiteren Gestalten griffen sie Sindbad an. Dieser vernichtete aus sie ebenfalls mit wenig Mühe. Ein paar Weitere wagten den Versuch ihn außer Gefecht setzen zu wollen, jedoch erfolglos.

In wenigen Minuten war er von Kopf bis Fuß mit Dämonenblut bedeckt. Seine kalten Augen funkelten vor Mordlust. Ein selbstzufriedenes Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus.

„Habt ihr Idioten noch nicht genug? Meinetwegen kann ich das den ganzen Tag machen.“, rief er provozierend in die Menge rein.

Allmählich bekamen die verbliebenden Dämonen es mit der Angst zu tun, zögerten ob sie angreifen sollten, oder nicht.

Auch die acht Fürsten blickten teilweise erstaunt, teilweise beeindruckt hinein und beobachteten stumm das Geschehen.

Schließlich griff einer von ihnen, Berith, an zu seinen Waffen -zwei Dolche- und ging wütend auf den ehemaligen Kaito zu.

„Ich werde dir schon zeigen, wo es hier lang geht!“, sagte er und setzte mit Blitzgeschwindigkeit zum Angriff an. Überrascht weiteten sich die Augen des gefallenen Engels als sein Zielobjekt aus seinem Blickfeld verschwunden war. Schlagartig wurden ihm die Dolche aus den Händen getreten und Berith selbst wurde mit dem Gesicht voraus zu Boden geworfen. Als der Dämonenfürst aufblickte sah er, wie Sindbad über ihn kniete, eine Hand drückte seinen Kopf zu Boden, die andere hielt ihm seinen eigenen Dolch an den Hals. Seine Drachenflügel waren auf dem Boden eingeklemmt.

„Fast hätte ich Sie nicht erkannt, Herr Kamoshida.“, höhnte der Weißhaarige spöttisch. „Selbst in deiner wahren Form bin ich dir überlegen, wie es aussieht.“

„Du verdammte, miese Ratte!“

„Das reicht jetzt!“, hallte eine tiefe, autoritäre Stimme durch den Saal. Vor dem Herrschersessel stand plötzlich Lucifer, hinter ihm saß Lilith auf ihren eigenen Thron. Berith und Sindbad trennten sich voneinander. Der eine gesellte sich wieder zu seinem Platz zurück, der andere ging zum vorderen Teil des Raumes und stellte sich hinter Lilith hin.

Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck blickte Lucifer auf seine Untertanen herab -die sich mittlerweile respektvoll auf die Knie verbeugt haben-, während seine Königin gelangweilt ihre Nägel bestaunt.

„Wie ich sehe, habt ihr alle Sindbad -unser neustes Mitglied- schon kennengelernt. Und wie es aussieht, hat er schon einige duzende unserer stärksten Dämonen, Dämonenritter und Krieger vernichtet. Ebenso hatte er mit Leichtigkeit einen unserer Fürsten entwaffnet und außer Gefecht gesetzt! Ich muss sagen, die Show hat mir ziemlich gefallen, aber ich kann nicht riskieren, dass mir kurz vor einem Krieg die besten Männer ausgehen.“ Der Dämonenkönig warf grinsend einen boshaften Blick durch den ganzen Raum, lief er auf seinen Thron zu und nahm Beine überschlagend Platz.

„Also, Thema das heutigen Meetings: Gottes Vernichtung sowie alles Gute auf der Welt. Der Herr da oben wird nicht mehr lange überleben. Das einzige was ihn hauptsächlich noch existieren lässt ist die heilige Kraft, die in Eva ruht. Momentan mag sie zwar geschwächt sein, aber man solle sie und ihre lästigen Freunde auf keinem Fall unterschätzen. Gott wird ebenfalls aufrüsten im Himmel.

Ich will, dass jeder von euch sich für einen baldigen Angriff bereit macht. Jeder von euch soll dafür sorgen, mindestens einen Engel vernichten zu können bis keine mehr da sind, die den Herrn beschützen werden.“

Ein kollektives „Jawohl“ schallte durch den Thronsaal. Dann sprach er weiter:

„Azazel, Sammael. Die letzten Wochen habt ihr eure Dämonen auf die Erde geschickt und sie am Leid der Menschen fressen lassen. Ich will, dass ihr dreimal, viermal so viele Dämonen los hetzt. Die Dunkelheit soll sich in den Menschen ausbreiten und alles Licht auslöschen. Jeglicher Glaubens- und Hoffnungsschimmer soll verschwinden.“

„Jawohl.“, sagten die beiden Angesprochenen gleichzeitig.

„Überhaupt…Ihr alle schickt eure Dämonen los.“, fügte er nach kurzer Überlegung hinzu, die schwarzen-goldenen Augen auf jeden einzelnen seiner Anhänger gerichtet. „Die Hölle soll förmlich auf Erden ausbrechen.“

„Jawohl.“

„Apollyon. Wie läuft es mit unserem, sagen wir, ‚Projekt‘?“

„Alles verläuft nach Euren Wünschen. Ihr Zustand hat sich in den letzten 500 Jahren nicht geändert. Es fehlt nur noch eine letzte Zutat, damit sie erwachen kann.“

„Und die wäre?“ Nachdem sein Lakai ihm antwortete, verengten Lucifers Augen sich zu Schlitzen.

„Das hättest du vielleicht früher erwähnen sollen.“, sagte er in einen kalten, missbilligenden Ton.

„Verzeiht mir!“ Für einige Sekunden schwieg der König, schien über etwas nachzudenken, bis er anfing zu finster zu Grinsen.

„Naja,… noch ist nichts zu spät. Das Spiel hat schließlich erst angefangen.“ Sein dunkles Kichern hallte im ganzen Raum. Gott kann sich auf was gefasst machen…

„Das wird ein lustiges Spiel.“, stimmte Lilith ihm amüsiert zu.
 

***

„Verzeiht mir…“, das waren die ersten Worte des Herrn, als Maron und die anderen vor ihm standen. Ähnlich wie bei ihrem ersten Besuch, standen die vier großen Erzengel -Michael, Gabriel, Raphael und Uriel- links und rechts aufgeteilt neben dem hochgestellten Podest. „Verzeiht mir, dass ich euch nicht von Lilith erzählt habe. Es hätte alles nie so weit kommen sollen. Ich nehme jegliche Verantwortung auf mich.“

„Herr…“, sagte Maron gefasst, „Ihr könnt das Schicksal nicht vorhersehen… Wir müssen es selbst in die Hand nehmen. Und da gehört auch dazu, dass wir nicht alles von Euch wissen dürfen. Sonst würden wir nicht mehr aus unserem eigenen Willen handeln. Wahrscheinlich… Wahrscheinlich hätte alles so kommen müssen. Demnach trifft Euch keine Schuld, Herr.“

„Maron…“

„Das Wichtigste ist nun zu klären, dass wir Lilith und Lucifer aufhalten. Bevor Ihr und die ganze Menschheit vernichtet werdet.“, sagte sie mit bestimmter Stimme.

„Die Frage ist wohl auch ‚wie‘ wir sie aufhalten. Schließlich reden wir hier von den Herrschern der Hölle.“, wendete Noyn ein, „Fin, Access, du und ich - Wir hatten zu viert gegen Sindbad schon Probleme gehabt.“ Maron sank ihren Blick bedrückt zu Boden.

„Chiaki… Er war auf einmal so unheimlich stark und konnte sogar dunkle Magie anwenden…“

„Das lag wahrscheinlich an die Kombination von meiner Kraft in Adam’s Seele und die dunkle Energie der Dämonen.“, erklärte Gott und fügte hinzu, „Auch du kannst es schaffen Magie anzuwenden, Maron.“ Die Angesprochene schaute überrascht auf.

„Meint Ihr… wenn ich es schaffe Eure Heilige Kraft in mir nochmal zu erwecken und vollkommen auszuschöpfen?“

„Ja. Wenn du auf dein Herz hörst und dich auf deine Kraft in dir konzentrierst, dann steht auch dir der Zugang zu magischen Fähigkeiten offen.“

„Und dann werde ich die Kraft auch kontrollieren können? O-Ob ich das schaffen werde…“, leichte Selbstzweifel überkam sie.

„…Nur die Zeit wird das zeigen können.“, sprach der Herr in seiner sanften zugleich ermutigenden Stimme. Die Kamikaze-Diebin lächelte positiv auf.

„Danke, Herr…Ich glaube an Euch und dass Ihr über uns wacht. Ich-…Ich werde an mich und die Kraft in mir glauben! Ich werde Chiaki retten und das Böse besiegen!“

„Ich habe zu danken, Maron. Ihr alle müsst an euer Licht in eurem Inneren glauben. Solange das nicht erlischt, besteht weiterhin Hoffnung für eine friedliche Zukunft. Für euch alle besteht noch Potential aufzusteigen und eure wahre Kraft auszuschöpfen.“, sprach Gott wissend sowohl geheimnisvoll zu den fünf herab. Bis auf Maron schauten die anderen etwas verwirrt drein, nickten jedoch entschlossen.

„Noyn, besonders deine magischen Fähigkeiten können essentiell sein, um Chiaki Nagoya zurückzubringen.“, wandte sich der Herr zu dem ehemaligen Dämonenritter, der nun noch perplexer zur leuchtenden Energiekugel hochblickte als vorher.

„Meine Kräfte??“

„Du verfügst über Magie, zu denen selbst die stärksten Erzengel nicht fähig wären…“

„Ich…eh-“ Noyn wusste nicht was er sagen sollte. Ihm fiel auch nicht ein, in welchem Maße seine magischen Kräfte die eines Engels überlegen sein könnte.

 

Plötzlich öffnete sich das Tor und ein weiblicher Engel trat in den Gottessaal ein. Die Wachen wollten ihr den Zutritt gewähren, sie ließ sich jedoch nicht von ihnen beirren und lief mit kräftigen Schritten schnurstracks auf den Podest zu.

Maron erkannte sie sofort wieder. Es war dieselbe Frau, die sie und ihr Freund vor einigen Wochen vor dem Friedhof antrafen. Sie trug dasselbe Outfit wie damals, nur waren ihre Ohren elfengleich spitz und elegante Flügel ragten aus ihrem Rücken. Sie ist ein Engel? Ihrem Gesichtsausdruck zufolge schien sie wütend zu sein. Doch wieso, fragte die junge Diebin sich.

Zwei weitere, männliche Engel folgten ihr unbeholfen.

„Verzeiht uns, Herr!“

„Als sie soeben die Neuigkeiten über die gestrigen Ereignisse auf der Erde gehört hat, konnten wir sie nicht mehr aufhalten!“

Mit Panik und Angst in ihren Gesichtern verneigten sich die Beiden respektvoll sowie verzeihend vor Gott.

Der weibliche Engel blieb stehen und stand mit den Händen an den Hüften gestemmt vor dem Herrn.

„Erzengel Hope-sama!“ Fin und Access drehten sich erstaunt zu ihr um und verneigten sich knapp.

Ein Erzengel also…wieso ist sie hier? Noch mehr Fragen zeichneten sich auf Maron’s Gesicht ab. Silk und Noyn beobachteten die Szene nur mit verwunderten Blicken, da sie nichts mit dem weiblichen Engel anfangen konnten.

„Verzeiht, dass ich so reinplatze, Herr. Aber wie bereits Caim und Anglus sagten, nachdem ich hörte, was meinem Sohn passiert war, konnte ich nicht still sitzen bleiben.“, sagte sie schließlich mit ruhiger Stimme, ihr Gesichtsausdruck war ernst.

Maron, Access, Fin, Silk und Noyn klappte die Kinnlade herunter. Alle Augen rissen sich schockiert weit auf. Mit offenen Mund starrten sie Hope wie vom Blitz erschlagen an.

Besonders Maron konnte es nicht glauben. Vor ihr stand die Mutter ihres Freundes! Sie stand als Erzengel vor ihr! Ihr Lächeln damals hatte mich an Chiaki’s erinnert… Jetzt weiß ich auch wieso!, ging es der jungen Frau fassungslos durch den Kopf. Wieder überkamen sie die Schuldgefühle.

„…Wir werden alles Erdenkliche tun, um ihn zurück zu holen, Hope.“, versprach ihr Gott.

„Das hoffe ich doch. Und diesmal werde mich nicht im Hintergrund halten.“ Ein leises, angenehmes, verständnisvolles Kichern war aus Gottes Stimme zu hören, ehe er wieder ernst wurde.

„Lucifer’s Macht wächst mit jedem Moment. Ich werde Michael und seine Gefolgschaft auf die Erde schicken, um den Menschen vor der kommenden Bedrohung Schutz zu bieten.“

„Verstehe. Dann hoffe ich, dass unser lieber Michael nichts dagegen hat, wenn ich ihn in seiner Aufgabe assistiere.“, sagte Hope mit einem leicht verschmitzten Grinsen zum besagten Krieger-Erzengel gewandt. Dasselbe verschmitzte Lächeln, welches auch Chiaki hat, merkte Maron still an.

Michael seufzte nur akzeptierend.

Nach einigen Abklärungen und Besprechungen war es Zeit, dass Maron und ihre Freunde wieder nach Hause geschickt werden.

Vorher ging die Diebin noch auf Hope zu, blieb vor ihr zögernd stehen. Der Erzengel dreht sich zu ihr um, ein sanftes Lächeln haftete auf ihren Lippen.

„So sieht man sich wieder.“

„Eh…ja…“, antwortete ihr die Braunhaarige schüchtern und senkte entschuldigend ihren Blick zu Boden. „Es…Es tut mir furchtbar leid! Wegen mir ist Chiaki-“ Access, der unerwartet neben Maron stand, unterbrach sie.

„Nein, es war meine Schuld! Er war mein Schützling und Partner…ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt.“

Hope schaute beide mit großen, überraschten Augen an. Unerwartet strich sie dem männlichen Engel und der Kamikaze-Diebin mütterlich über den Kopf.

„Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen. Danke, dass ihr euch so gut um Chiaki gekümmert habt.“, sagte sie und gab ihnen ein sanftes, ehrliches Lächeln. Tränen schimmerten in ihren haselnussbraunen Augen. „Zusammen werden wir ihn zurückholen.“ Access und Maron nickten ihr stimmend zu.

Im nächsten Augenblick kam Erzengel Michael auf die Braunhaarige zu.

„Eva – ich meine, Maron Kusakabe.“ In seinen Händen erschien ein riesiges, eisernes Schwert mit einem schwarzen Griff und goldenen Gravierungen. Noyn erkannte es sofort wieder. Zu seinen Lebzeiten als Mensch hatte er es schon Mal zu Gesicht bekommen.

Die Waffe strahlte eine besonders himmlische Aura aus. Ehrfürchtig wich Maron etwas zurück. „Dieses Schwert verhalf mir vor vielen Jahren zum Sieg gegen Lucifer und seinen Anhänger. Einst gab ich es auch Eurer vorherigen Inkarnation Jeanne d’Arc, damit sie die Dämonen von der Welt vertreibt. Nun ist es an der Zeit gekommen, dass Ihr es an Euch nimmt und dessen Macht Euch zu Nutze macht.“

„S-Seid Ihr Euch sicher?“ Achtungsvoll ließ Maron ihre Finger Millimeter über die Klinge fahren. Sie traute sich nicht es direkt zu berühren.

„Ja. In Euch steckt dasselbe Feuer, wie Jeanne d’Arc einst hatte.“, sagte Michael mit einem bekräftigenden Lächeln. Ehe Maron weitere Einwände oder Zweifel ausdrücken konnte, versiegelte der Engel das Schwert in ihr Kreuz.

Die Kette um ihren Hals fühlte sich angenehm warm an. Die Braunhaarige umfasste mit beiden Händen ihren Talisman und schloss ihre Augen. Stark, bereit, unbesiegbar, schön, entschlossen, mutig. Neuer Mut durchströmte ihren Körper.

„Ich werde gut darauf Acht geben!“, versprach sie dem Erzengel.

 

Zurück auf der Erde fanden sich die fünf Freunde wieder in Maron’s Wohnung wieder. Es war schon spät in der Nacht draußen.

„Was der Herr wohl meinte, dass wir alle Potential haben aufzusteigen? Ich bezweifle, dass wir in kurzer Zeit zu Erzengeln werden.“, fragte Fin ihrem dunkelhaarigen Freund, der ratlos mit den Achsel zuckte.

„Ich glaube, Gott hat mich gemeint. Dass ich eines Tages zu einem richtigen Drache aufsteige!“, meldete sich Silk unsicher.

„Ha? Du sagst doch immer, du wärst ein richtiger Drache!?“, entgegnete Access verwundert.

„Bin ich auch, aber wie ihr Engel kann ich mich weiterentwickeln! Anstatt der kleinen Form, könnte ich mich in einen richtig grooooßen Drachen verwandeln, versteht ihr!“ Zur bildlichen Veranschaulichung breitete der Drachenjunge seine Arme ganz weit aus.

„Drachen sind eine besondere Spezies, welche über außergewöhnliche Kräfte verfügen. Ihre Fähigkeiten können jegliche Magie entgegenwirken, selbst die von mächtigen Dämonen. Ein Grund, weshalb ich Silk die Aufgabe gab diese dämonischen Ranken zu verbrennen. Diese Drachenkräfte entfalten sich insbesondere wenn sie vollkommen ausgewachsen und entwickelt sind.“, erklärte Noyn. „Dass du es trotzdem gegen Lilith aufnehmen wolltest, war ziemlich mutig von dir. Alle Achtung.“ Der ehemalige Dämonenritter lächelte seinen Partner stolz an, was ihn in Verlegenheit brachte und rot anlaufen ließ.

„Wow…“, brachte Maron erstaunt entgegen. Noyn nickte nur, lehnte sich ans Sofa zurück und überlegte.

„Gott hat uns heute uns so einige Denkrätsel aufgegeben, anstatt klare Anweisungen… In welchem Maße sollte meine Kräfte euren überlegen sein?“, fragte er an die beiden Himmelsengel gerichtet.

„Frag uns nicht! Wir wissen, was wir können.“, sagte Access Augenbraue hebend.

„Wir können ja einen kurzen Abgleich machen, was wir können und was du kannst.“, schlug Fin vor. Noyn stimmte ihr bejahend zu.

„Ich mache uns Tee und Kaffee.“, bot Maron an und ging in die Küche. Sie fühlte sie zwar immer noch niedergeschlagen, trotzdem spürte sie einen neuen Hoffnungsschimmer in ihr aufblühen.

Gerade als sie die Küche betreten wollte, klingelte es an der Tür. Ihre Freunde im Wohnzimmer waren so in ihrem Gespräch vertieft, dass sie das Geräusch nicht bemerkten. Silk schaute mit großen Augen zwischen seinem Meister und den Himmelsengeln hin und her.

Durch den Spion sah sie Miyako und Yamato stehen. Leise öffnete die Braunhaarige ihren Schulfreunden die Tür und bat sie stumm in die Küche. Miyako wollte direkt als die Tür sich öffnete was sagen, bemerkte allerdings sofort den traurigen Ausdruck in Maron’s Gesicht und ihre Wunden am ganzen Körper. Mit einem Mal blieben die Worte ihr im Hals stecken.

In der Küche angekommen, verschloss Maron die Tür und seufzte tief aus. Ihre Freunde tauschten sich besorgte Blicke aus.

„Was ist gestern passiert nachdem du uns weggeschickt hast?“, durchbrach Yamato in einem vorsichtigen Ton die Stille. Und da begann Maron zu erzählen. Sie versuchte so tränenfrei wie möglich die Ereignisse des Vortages wiederzugeben, jedoch mit mäßigem Erfolg. Nachdem die 16-jährige zu Ende sprach liefen auch Miyako die Tränen runter und Yamato war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Maron zwang sich zu einem starken Lächeln.

„Die-…Die anderen suchen gerade nach einem Plan. Ich weiß, nicht was alles noch passieren wird, aber wir werden dafür sorgen, dass ihr in Sicherheit seid und-…“ Ehe sie weiterreden konnte, wurde sie stürmisch von Miyako fest umarmt.

„Ich hasse es, euch in keinster Weise helfen zu können!“, flüsterte die Kurzhaarige mit erstickter Stimme.

„Ich weiß…“, erwiderte ihre Freundin bedrückt die Umarmung und löste sich dann von ihr. „Komm, setzt euch mit zu den anderen. Ich mache Tee und Kaffee.“

Zurück im Wohnzimmer angekommen, war die Diskussion zwischen Warlock und den Engeln bereits verebbt und Noyn schaute Maron mit Optimismus an.

„Ich habe eine Idee gefunden, wie wir Chiaki zurückbringen könnten.“, sagte er. Fragend schaute die Schülerin ihn und die Engel an, die ahnungslos mit den Schultern zuckten.

„Und wie?“, wandte sich Maron mit voller Erwartung wieder zum Schwarzhaarigen.

„Das erkläre ich, wenn es soweit ist. Erstmal müssen wir ihn finden.“
 

***

Eine Woche verging.

Eine Woche in der die Sonne nicht mehr schien und die Welt durchgängig mit dunkelgrauen Wolken bedeckt war. Die Menschen gingen ihren gewohnten Alltag an, allerdings war er nicht mehr so friedlich wie sonst.

Immer mehr Menschen wurden von Dämonen befallen und verursachten Unheil und Chaos um sich herum. Die Wenigen, die noch nicht besessen waren wurden von Erzengel Michael und seinen Engeln durch ein Zauber unter Schutz genommen.

Hope kümmerte sich persönlich darum, dass alle, die Maron und Chiaki nahestehen, vor den dunklen Mächten geschützt waren.

„Und das wird Stand halten gegen die Dämonen?“, fragte Maron besorgt.

„Keine Sorge, selbst wenn ich sterben würde, bleibt der Zauber.“, versicherte ihr Hope augenzwinkernd. Die junge Kamikaze-Diebin zuckte bei der Bemerkung leicht zusammen, schüttelte aber direkt den Kopf. Du wirst paranoid, Maron…!, ermahnte sie sich.

In den Tagen verzichteten sie und Noyn darauf in der letzten Schulwoche anwesend zu sein und konzentrierten sich im Gegensatz stattdessen auf die Dämonenjagd, mit der Hoffnung auf Sindbad antreffen zu können.

Doch von ihrem besessenen Freund war keine Spur.

„Es nützt nichts, wir werden ihn hier nicht finden.“, stöhnte der ehemalige Dämonenritter frustriet auf und lief in seiner Wohnung auf und ab.

„Was machen wir dann?“, fragte Access. Für eine Weile hielt Noyn kurz inne, bevor er sagt:

„Schätze mal, es wird Zeit dass wir nach Edom reisen…“, vier paar große Augen richteten sich auf ihn, „…und statten der Hölle einen Besuch ab.“

 



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