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Zwei Seiten einer Medaille

von

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Vergangenheit
 

Wir saßen zusammen auf den Rasen. Luzifer hatte wieder seinen Hund Demon bei sich, dem er dieses Mal immer wieder einen Ball warf, damit er ihn holen konnte. Ich wusste nicht, warum er erneut hier war. Wie auch damals stand er einfach vor meinem Fenster und wollte etwas mit mir unternehmen.
 

„Was hält Xenia davon?“ Meine Stimme ist leise und auch wenn ich es eigentlich nicht wissen wollte, so musste ich des Bandfriedens zu Gute zumindest so tun als würde es mich interessieren. „Was soll sie schon davon halten? Sie ist vor Freude in die Luft gesprungen.“ Seine Stimme war kühl und ich konnte deutlich hören, dass es eine zynische Antwort war, wodurch ich kurz auf das Gras vor mich starrte.
 

„Warum bist du dann hier?“, fragte ich weiter und begann erneut einzelne Halme auszureißen, als Luzifer schon schwer seufzte. „Ich wollte dich mal wiedersehen. Das dauernde nur reden aber nicht sehen hat mich genervt. Außerdem ist es irgendwie süß, wie du auf bestimmte Sachen reagierst.“
 

Ich spürte, wie ich erneut leicht rot wurde, aber versteckte dies sofort in meinen Armbeugen. Das war nicht fair, was er da gerade tat. Ich konnte nichts dafür, dass ich mich in seiner Nähe so anders fühlte. Es war jetzt nicht unangenehm, aber ich wusste, dass es kein gutes Empfinden war und ich es an sich nicht haben sollte.
 

Plötzlich fuhr er mir fast beiläufig über meinen Rücken und ich konnte einen angenehmen Schauer nicht unterdrücken. Wieso hatte er solch eine Wirkung auf mich? Ich begriff es nicht und sah ihn kurz verstohlen von der Seite an. Demon kam gerade wieder zurück und Luzifer schickte ihn sofort wieder los, bevor er seine Hand viel zu nah neben mich ins Gras legte.
 

„Außerdem ist der Park hier wirklich schön. Es gefällt mir hier und Demon auch.“ Es war nur eine Ausrede und das wussten wir beide auf unsere eigene Art und Weise. Ruhig sah ich dem großen Dobermann dabei zu, wie er hin und her rannte. Es hatte schon fast etwas meditatives, doch dieses Gefühl schüttelte ich schließlich ab.
 

„Wie lange willst du dieses Mal bleiben? Wann fährt dein Zug nach Hause?“, wechselte ich leicht das Thema, weil ich wissen wollte, auf wie viel Zeit ich mich anstellen sollte. Ich wollte nicht, dass er wieder so plötzlich wie beim letzten Mal verschwand. Sein Lippen umspielte kurz ein zärtliches Lächeln, bevor der Schalk zurück in seine Augen kam. „Na? Kannst es nicht erwarten mich los zu sein?“
 

„Sowieso. Ich genieße diese Zeit ja überhaupt nicht“, versuchte ich mich ebenfalls ein wenig an seinem Zynismus, doch er reagierte anders, als ich dachte. Denn plötzlich packte er meinen Hinterkopf und zog mich einfach zu sich, um mich kurz aber bestimmt zu küssen. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er mich wieder losließ und ich ihn entgeistert ansah.
 

„Vielleicht hörst du jetzt auf so einen Blödsinn zu reden“, grummelte er kurz und warf dann erneut Demon den Ball, während ich nur perplex hier sitzen blieb. Er war doch. Aber warum? Spielte er mit mir?!
 

Plötzlich erwachte eine gewisse Wut in meinem Inneren und ich riss gleich mehrere Grashalme auf einmal aus, bevor ich sie zornig von mir pfefferte. All dies hätte wohl mit etwas anderen einen beeindruckenderen Eindruck hinterlassen, aber so handelte ich mir nur ein amüsiertes Lächeln von Luzifer ein. Dies linderte meine Wut nicht im geringsten und ich spürte, wie ich meine Hand zur Faust ballte.
 

Plötzlich legte er seine Hand auf meine Faust und ich spürte, wie ich mich ein wenig entspannte. Sämtliche Wut verschwand, als er kurz mit seinem Daumen über meinen Handrücken strich und dann wieder von mir abließ. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich heute bei dir schlafen kann und erst morgen zurückfahre. Meinst du, dass dies deine Eltern erlauben würden?“
 

„So kurzfristig? Ich... ich weiß nicht.“ Ich hatte Angst, was meine Eltern sagen würden. Wie sollte ich ihnen das nur verkaufen? Aber andererseits, was sollten sie dagegen haben? Ambers Freundinnen durften auch immer übernachten. Also sollte ein Freund von mir auch kein Problem darstellen.
 

„Wir können es gerne versuchen. Ich verspreche aber nichts. Vor allem könnte Demon vielleicht ein Problem werden.“ Ich wusste, dass meine Eltern keine Haustiere mochten. Dann auch noch so ein großer Hund. Bestimmt würden sie Luzifer nur deswegen ablehnen.
 

„Der kann zur Not auch draußen schlafen. Das macht ihm nichts.“ Er winkte ab und warf seinem Hund noch einmal den Ball. Okay, wir hatten an sich eh einen eingezäunten Garten. Er sollte also über Nacht nicht verloren gehen. Mal sehen, was sie sprechen würden. Ich war mir nicht einmal sicher auf was ich hoffen wollte.
 

„Dann lass es uns gleich mal abklären. Sonst muss ich mir einen anderen Plan zurecht legen.“ Luzifer stand auf und klopfte sich ein wenig Gras von der schwarzen Hose, bevor er seine schwarze Lederjacke zurecht rückte und mich dann erwartungsvoll ansah. Es dauerte zwei Herzschläge bevor ich verstand, was er von mir wollte und so stand ich schon fast ein wenig überhastet auf und lächelte ihn dann verlegen an.
 

Ohne ein Wort zu sagen ging er schon voraus und ich folgte ihm nach einen Herzschlag, während ich versuchte zu verstehen, was sein Verhalten zu bedeuten hatte. Warum tauchte er hier einfach auf und wieso lud er sich über Nacht ein? Was bezweckte er damit? Alleine bei der Vorstellung, dass er bei mir übernachtete wurde mir ein wenig flau im Magen und so folgte ich ihm still schweigend.
 

Demon lief brav neben ihm an der Leine und es verwunderte mich, dass er den Weg jetzt schon kannte, doch ich sagte nichts, sondern schloss mit leicht zitternden Händen die Haustür auf. Ein kurzer Blick auf die Schuhe verriet mir, dass mein Vater noch nicht Zuhause war. Dafür aber meine Mutter und Amber.
 

„Ich bin wieder da“, rief ich in das Haus, „und habe Besuch mitgebracht.“ Sofort hörte ich eilige Schritte und nur wenige Atemzüge später stand meine Schwester vor uns. Luzifer wich ein wenig überrascht zurück. Demon wartete wirklich brav vor der Tür.
 

„Wer bist denn du?“ Amber begann verführerisch mit ihren Haaren zu spielen, doch Luzifers Miene verschloss sich fast augenblicklich. „Niemand, der dich kennen will.“ Er trat an ihr vorbei und ihr fiel alles aus dem Gesicht, während ich mir ein Schmunzeln verkneifen musste. Scheinbar konnte es doch ganz interessant werden.
 

„Wer ist das, Nathaniel?“ Meine Mutter trat aus dem Wohnzimmer heraus und musterte Luzifer von oben bis unten, während dieser demonstrativ die Hände in die Hosentaschen steckte und ihren Blick ruhig begegnete. „Ich bin Castiel. Ein Freund von ihrem Sohn und gerade auf der Durchreise. Ich hoffe, dass es keine Umstände macht, wenn ich die Nacht hier verbringe.“
 

Diese Höflichkeit war ich gar nicht von ihm gewohnt, doch meine Mutter schien positiv überrascht, während meine Schwester schmollend den Mund verzog. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sie so eine kalte Abfuhr bekam. Schließlich hatte sie bis jetzt doch jeden Kerl bekommen, den sie wollte. Aber... jeder traf mal auf seinen Meister.
 

„Ich sehe da kein Problem, aber wir warten noch darauf, was dein Vater sagt. Aber es spricht nichts dagegen. Schließlich ist morgen Wochenende.“ Sie nickte ihm zu und wandte sich dann wieder ab, wodurch ich Castiel nach oben in mein Zimmer führte. Vorbei ein den neidischen Blicken meiner Schwester und ich konnte richtig sehen, wie sie vor Eifersucht kochte. Alles Dinge, auf die ich nie wieder zu hoffen gewagt hatte.
 

Aber erst als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog, konnte ich mich entspannen. Castiel ging ein paar Schritte weiter und trat dann kurz ans Fenster, um nach unten zu sehen. „Demon. Warte schön brav. Ich bringe dir später Fressen.“
 

Dann wandte er sich wieder zu mir und sein Blick fiel auf meinen Laptop, der geschlossen auf meinem Schreibtisch stand. Umringt von lauter Schulbüchern und bedeckt von Hausaufgaben. Ich war gerade mittendrin gewesen, als er mich mal wieder überraschte.
 

„Du bist echt ein Muttersöhnchen und Musterschüler, hm? Keine Lust auf Rebellion?“ Er grinst mich herausfordernd an und stemmt dabei eine Hand in die Hüfte, wodurch ich kurz lächelte. „Es macht mein Leben einfacher, wenn ich der Musterschüler und das Muttersöhnchen bin. Außerdem... muss die Beziehung zur Mutter dafür um einiges besser sein. Musterschüler nehme ich also gerne an, aber ich bin kein Muttersöhnchen.“
 

„Manchmal bist du wirklich langweilig“, grummelte er und trat dann an meine Schularbeiten. Dabei besah er sich einzelne Blätter und runzelte kurz verwirrt die Stirn, doch dann zuckte er mit den Schultern. „Das ist aber nicht alles nur Hausaufgaben, oder? Sind das nicht sogar Sonderaufgaben?“
 

Ich spürte, wie ich ein wenig rot wurde und mir verlegen durch die Haare fuhr, bevor ich dann schon zu ihn trat und begann die Sachen wegzuräumen. Es war mir unangenehm, dass er in meinen Sachen herumschnüffelte. Was sollte ich sonst noch dazu sagen? Ich konnte ihm nicht widersprechen. Ich war ein Musterschüler, aber nur weil man es von mir verlangte. Wahrscheinlich wäre ich anders, wenn ich nicht diese Last hätte. Wenn ich frei wäre. So wie er.
 

Plötzlich hörte ich das Knarren meiner Matratze und überrascht sah ich auf ihn. Luzifer machte es sich gerade auf meinem Bett gemütlich. Seine Jacke hatte er über meinen Stuhl gehängt und die Schuhe standen vor meiner Ruhestätte.

„Da ist genug Platz für Zwei.“ Er klopfte neben sich auf die Matratze, doch ich blieb stehen und sah ihn verwirrt an. War es das? Tat er es gerade wirklich? Wie? Wie sollte ich damit umgehen? Er war doch in einer Beziehung?
 

„Hast du Angst, dass ich beiße? Brauchst du nicht. Hab gut gefrühstückt.“ Er grinste mich breit an und streckte dann die Hand nach mir aus. Ich wusste nicht, ob ich es gut heißen sollte oder nicht, aber ich konnte nur trocken schlucken. Zögerlich hob ich meine Hand und legte sie dann kurz in seine. Doch als er meine umfassen wollte, entzog ich sie ihm sofort wieder und ging eher ein wenig steif zu meinem Bett, bevor ich mich nervös auf die Kante niederließ.
 

Ich wusste nicht, warum ich hier saß und ob ich es wirklich gut heißen sollte, dass sich Castiel fast augenblicklich mir näherte und ich einen Kuss in meinem Nacken spürte. „Wieso? Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“
 

„Wieso denn nicht?“ Seine Hand strich über meinen Arm und ich entzog ihn ihm sofort, wodurch ich ein missbilligendes Knurren von ihm hörte. „Erster Grund, wir sind beide Jungs. Das sollte nicht stattfinden. Ich weiß auch nicht, warum du überhaupt wieder hier bist. Zweitens kennen wir einander doch kaum. Woher willst du überhaupt wissen, dass diese Gefühle echt sind? Und drittens, der wohl wichtigste Punkt, du hast eine Freundin!“
 

Ich wollte nicht nur irgendein schöner Zeitvertreib sein. Schließlich hatte ich bis jetzt keine Zeit für irgendeine Beziehung und neben Luzifer gab es auch niemanden, der mich in diese Richtung interessiert hätte. Dort war sein Atem an meinem Nacken und meinem Ohr. Er ließ mich erschaudern und ich schluckte trocken.
 

„Erstens, Begehren kennt kein Geschlecht. Zweitens, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, was ich will. Drittens, lass das mal meine Sorge sein.“ Ich spürte seinen Griff an meinem Kinn und er zog meinen Kopf zu sich, um mich erneut zu küssen. Begierig und ungestüm. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Alles in mir schrie danach, dass ich ihn von mir stoßen musste. Wer wusste, wer das sehen könnte, doch ein winzig kleiner Teil in mir genoss diese Liebkosung und übertönte jeden noch so kleinen Funken Zweifel. Lähmte meine Arme und ließ mich mit einem leisen Seufzen die Lippen ein wenig mehr öffnen.
 

Als wäre dies das Startsignal gewesen, tauchte seine Zunge in meine Mundhöhle ein und begann zu räubern, während er mich langsam näher zu sich zog und unter sich dirigierte. Ich spürte erneut diese kurze Panik in mir, doch als er am Ende des Kusses noch einmal kurz über meine Lippen leckte, war auch sie wieder vergessen.
 

Ich sah ihm in seine blaugrauen Augen und musste trocken schlucken. Verdammt! Wieso passierte dies jetzt? Es war so falsch! So unheimlich falsch! Aber konnte sich etwas Falsches so gut anfühlen?
 

Meine Hand fuhr durch sein kinnlanges, rotes Haar und wanderte dabei auf seinen Hinterkopf, bevor ich ihn zu einem weiteren Kuss zu mir herunter zog. Ich wusste nicht, was gerade mit mir geschah, doch all meine Gedanken versanken tief in diesem unendlichen Meer aus Verlangen.
 

Seine neckischen Finger, die sich unter mein Hemd stahlen, kaum dass sie es frech aus dem Bund meiner Hose gezogen hatten. Jede Stelle, an der er mich berührte, schien in Flammen aufzugehen, während ich immer weiter die Welt um mich herum zu vergessen begann. Ich wollte ihn spüren. Kurz kam die Angst zurück, doch bevor ich sie konkret erfassen konnte, versank auch sie in diesem unendlichen Meer.
 

„Nathy.“ Ich erschauderte bei dem Klang meines Namens aus seinem Mund. Ich wusste nicht, wann er meinen richtigen Namen erfahren hatte, doch er gab mir einen ganz persönlichen Spitznamen, den er nur verwendete, wenn wir alleine waren und uns niemand hören oder sehen konnte. Er hatte dadurch etwas geheimnisvolles schon fast intimes für mich, das auch jetzt einen angenehmen Schauer über mein Rücken schickte und sogar ein leichtes Seufzen forderte.
 

Unsicher und schon fast leicht zitternd ließ ich auch meine Finger unter den Saum seines T-Shirts wandern. Seine Haut fühlte sich angenehm warm und weich an, doch ich spürte dennoch jeden noch so kleinen Muskel, der sich unter seinen Bewegungen zeigte. Etwas, was mich kurz genießerisch über meine Lippen schlecken ließ. Diese Handlung geschah gänzlich unbewusst und zauberte ein zufriedenes Lächeln in Castiels Gesicht.
 

„Na, gefällt es dir?“ Er zog sich sein Shirt über den Kopf und blieb noch eine Weile über mir aufgebaut stehen. Ich konnte sehen, wie sehr es ihm gefiel von mir angeschaut zu werden und auch als ich meine Finger noch einmal unsicher auf Wanderschaft schickte. Meine Augen folgten ihnen Millimeter genau. Ich wusste nicht, ob ich gerade träumte oder ob es wirklich passierte.
 

Ihre Wanderung begann auf seinem Brustkorb und ging dann über seinen Brustkamm hinunter zu seinem Bauchnabel. Erst der Bund seiner Hose stoppte meine Berührungen, was ein verführerisches Funkeln in seinen Augen auslöste. „Wir sollten aufhören.“ Ich glaubte meine Worte selbst nicht und das Grinsen auf Castiels Lippen zeigte mir deutlich, dass er es auch nicht tat, wodurch er langsam einen Knopf nach dem anderen löste und dabei jede noch so feine Kontur meines Oberkörpers nachzeichnete.
 

Ich wusste nicht, wie er es anstellte, doch jede noch so kleine Bewegung entfachte das Feuer in meinem Körper mehr. Ließ den Druck und die Hitze langsam steigern und meinen Atem immer schwerer werden. Irgendwann war Logik nicht mehr wichtig und die Vernunft hatte sich schon längst über die Reling gestürzt.
 

Ich richtete mich leicht auf und griff erneut nach seinem Kopf, um einen Kuss von ihm zu fordern, während ich mein Becken verlangend näher an seines drückte. Dabei merkte ich wie störend Stoff sein konnte. Ich hasste seine Existenz in diesem Moment richtig, doch das neue Zungenspiel von uns vertrieb diese Gedanken sofort wieder und ließ die Lust erneut mein Handeln beeinflussen.
 

Ich fahre mit meinen Händen zu seinem Hintern und beginne ihn ein wenig durch zu kneten, was ihm sichtlich gefiel, denn er warf den Kopf leicht in den Nacken und konnte sich ein leises Stöhnen nicht verkneifen. Doch im nächsten Moment drängte er mich wieder hinunter in die Kissen und sah mir direkt in die Augen. Seine waren von Lust und Verlangen durchtränkt und wirkten leicht verklärt, was mich trocken schlucken ließ. Bestimmt sah ich nicht anders aus. Auf jedenfall raste mein Herz und ich spürte, dass mir meine Hose mittlerweile zu eng war.
 

„Willst du das wirklich?“ Seine Stimme war kehlig und nur kurz kamen die Zweifel zurück, doch dann nickte ich auch. Es war viel zu spät um umzudrehen. Zumindest dachte ich das gerade und Castiel beugte sich zu seiner Jacke, doch dort kam er nie an.
 

Meine Tür flog schwungvoll auf und krachte gegen die Wand. Sofort stürmte mein Vater herbei und ich hatte noch nie so viel Hass in seinen Augen gesehen. Er riss Castiel von mir herunter und warf ihn aus meinem Zimmer. Castiel hatte gerade noch genug Zeit seine Kleidung aufzusammeln, bevor die Tür auch schon wieder schwungvoll zuschlug.
 

Mein Vater blockierte die Türklinke mit meinem Stuhl, als ich schon hörte wie Castiel gegen die verschlossene Tür knallte und versuchte verzweifelt sie zu öffnen. Er rief irgendetwas, doch ich konnte ihn nicht verstehen. In meinen Ohren war nur noch das Rauschen meines Blutes. Ich versuchte so schnell es ging aus meinem Bett aufzustehen, um meinen Vater wenigstens auf Augenhöhe zu begegnen. Doch er stieß mich fast augenblicklich wieder zu Boden.
 

„Ernsthaft?! Ist dir eigentlich bewusst, was für eine Schande du damit über deine Familie bringst?! Wie kannst du es wagen so etwas unter meinem Dach zu tun?!“ Es kam der erste Schlag, der mich hart zwischen meine Schulterblätter traf und mich zu Boden warf. Der nächste Treffe war ein Tritt in meine Seite und ich versuchte mich zusammen zu rollen.

Immer wieder rüttelte jemand an meine Tür, doch der Stuhl wollte nicht weichen. Ich fühlte mich hilflos und dennoch konnte ich mich zu einer Reaktion durchringen: „Luzifer! Verschwinde einfach! Es... es ist okay!“
 

Das Rütteln hörte auf und auch mein Vater stoppte kurz, doch dann erfolgte nur noch ein Schlag gegen das Holz, bevor ich hörte, wie sich seine Schritte entfernten. Ich wollte mich dadurch langsam wieder aufrichten, doch sofort schleuderte mich ein Tritt meines Vaters wieder zu Boden. Mit vor Schmerzen verzogenes Gesicht hielt ich meinen Bauch, doch ich wurde an meinen Haaren empor gezogen und konnte den Schmerz nicht mehr ausblenden.
 

Sein nächster Schlag ging ins Gesicht und ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich sollte mich wehren, doch ich konnte nicht. Es war mein Vater. Er wollte doch nur das Beste für mich. Immer wieder explodierte irgendwo ein Schmerz, doch ich war langsam nicht mehr in der Lage in zu lokalisieren. Ich sank zu Boden und wurde wieder in die Höhe gezogen. Es schien nicht aufzuhören. Warum? Warum konnte ich es nicht verhindern?
 

Ich spürte Tränen in meinen Augen und irgendwann begann ich nur noch drei Sätze zu flüstern wie ein Mantra damit es endlich aufhörte: „Es tut mir Leid. Bitte verzeih mir. Es wird nie wieder passieren.“
 

Ich wusste nicht, wann es endlich zu meinen Vater durchdrang, doch seine Schläge hörten endlich auf. „Das will ich auch hoffen. Ich habe keine Schwuchtel als Sohn, verstanden? Diese Schande wirst du niemals über unsere Familie bringen. So habe ich dich nicht erzogen.“
 

Er verließ endlich mein Zimmer und ich blieb zitternd zurück. Die Schmerzen verschlangen sämtliches Denken und ich spürte die heißen Tränen auf meinen Wangen kaum noch. Wieso musste das passieren? Es... es hätte so schön sein können. Es war doch so schön. Warum kam er jetzt so plötzlich in mein Zimmer?
 

Ich schloss meine Augen, um im Schlaf meine Erholung zu finden, als ich nur noch das Klacken von Stöckelschuhen hörte, die sich mit sicheren Schritt entfernten. Doch ich wollte es nicht hören und damit akzeptieren, was es bedeutete. Das... das durfte einfach nicht wahr sein. Niemals...
 

Doch, es ist wahr. Sie war es. Nur sie allein. Dein Schwesterherz hat dir den Todesstoß verpasst. Du bist ihr egal. Nur ein Spielzeug und du standest ihr im Weg. Sehe der Wahrheit ins Auge. Du bist hier gänzlich allein. Allein auf dich gestellt. Niemand hilft. Keiner wird dich befreien. Das kannst nur du. Du alleine...



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