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Der Tag, an dem ich deine Welt betrat...

von

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Das Geheimnis um den Lebensbund

„Alister...“ Alanya standen die Tränen bei seinem leidenden Gesichtsausdruck in den Augen. Andererseits spürte sie ambivalent dazu Erleichterung, endlich das Säckchen mit dem Kraut in ihren Händen zu halten und Liberty heilen zu können. Beinahe vorsichtig, als könne sie ihn verletzen, blickte sie ihn an und wartete, dass er irgendetwas sagte, oder tat. Einen Moment blieb er jedoch regungslos stehen, ehe er schluckte und den Blick kurz zu Boden senkte. Erst dann drehte er sich zu ihr herum. „Nun.. lasst uns gehen. Euer Drache braucht das Kraut.“, erklärte er mit seltsamer Stimme, die weiterhin sein Unbehagen erschließen ließ. Starr sah sie ihn an, denn diese eine Frage brannte seit eben auf ihrer Zunge. „Wieso habt ihr das getan?“ Sein Blick wich dem ihren aus, als er schließlich antwortete. „Ich.. ich habe den Gedanken nicht ertragen... was dieser Kerl mit euch hätte machen können... was er euch hätte antun können!“ Es war das erste Mal, dass sie hörte, wie er leicht stotterte. Nun war es an ihr, ihre eigene Meinung anzubringen. „Glaubt ihr, ich hätte nicht gewusst worauf ich mich da hätte eingelassen? Ich wäre mit ihm fertig geworden! … Auf die ein... oder andere Weise...“, erklärte sie, nun ebenfalls bei dem Gedanken ein wenig zittriger als gewollt und schluckte deshalb schnell. „Ich ertrage es kaum, dass ihr schon wieder für mich einsteht. Er bedeutet euch viel, nicht wahr?“ Für sie war es unverkennbar gewesen, dass der Falke und Alister eine ähnliche Verbindung zueinander haben schienen, wie sie und Liberty. Aus diesem Grund fühlte sie sich noch schuldiger. Wenn dieses Band ihrem auch nur ähnelte, dann war diese Last die er jetzt trug unerträglich! „Nicht nur das...“, warf Alister hingegen unausgeführt ein und atmete tief ein. „Nicht nur das...“ Mehr sagte er zunächst nicht und es machte die junge Frau beinahe rasend. „Was denn noch? Sagt es mir! Ich...“, sie schluckte den Rest herunter und erwartete stattdessen die Antwort mit pochendem Herzen. Endlich sah er sie an, sein Gesicht schien jetzt fast ausdruckslos zu sein, was nicht minder erschreckend wirkte. „Mein Leben hängt an diesem Falken, uns verbindet ein Band.“ Abrupt blieb die Blondhaarige stehen. „Was???“, vor Ungläubigkeit schrie sie förmlich. „Das war doch nur ein Scherz, oder?“ Jedenfalls hoffte sie das für ihn! Ein leichtes, nicht ehrliches Lächeln huschte über sein Gesicht und er schüttelte den Kopf. „Nein, über Phoenix mache ich keine Scherze, nicht solcher Art." Geschockt versagten ihre Knie und während sich ihre Augen mit Tränen füllten, vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. Sein Leben stand nun auf dem Spiel. Ihretwegen! „Wieso habt ihr... das getan?“, brachte sie nur mit Mühe hervor.

Ihr einziger Vertrauter in dieser Welt kniete sich neben sie und strich ihr sanft über den Kopf. Schon spürte sie noch mehr Scham, schließlich war er derjenige, der ein Problem hatte und der Trost sollte wohl in die andere Richtung gehen. „Warum ist jetzt egal... Wichtig ist einzig euer Drache!“ Aufmunternd und ermutigend lächelte er sie an. „Und ich bekomme Phoenix ja zurück.“ Deprimiert und unruhig nickte sie nur und hoffte inständig, dass dem Falken nichts zustoßen würde. „Dann lasst uns gehen.“ Er ergriff ihre Hand und half ihr wieder aufzustehen. Warum er es nicht gewollt hatte, würde er ihr noch sagen, wenn der Augenblick gekommen war. Vielleicht würde sie es aber auch noch selbst herausfinden, ging dem jungen Mann in diesem Augenblick durch den Kopf. Für solche Gefühle war die junge Frau zu unempfänglich, um sie spüren zu können, daher verstand sie nicht, was er damit sagen wollte, ließ sich jedoch sogleich aufhelfen. Ein unsicheres Lächeln ihrerseits folgte und sie presste das kleine Säckchen an wie einen Schatz an ihre Brust. In schnellem Tempo drängte Alister sie weiterzugehen und nun galten ihre Gedanken wieder einzig und alleine Liberty. Die Hand des Königs umfasste die ihre und er schlug vor, zu laufen, bevor er sie hinter sich herzog. Bald war es finstere Nacht und man würde kaum mehr etwas sehen können. Ihre Hand umfasste die seine etwas stärker. „Glaubt ihr wir schaffen es? Ich habe... Angst.“ Eilig liefen sie weiter, seltsamerweise in Richtung des Schlosses, dass näher lag. „Keine Angst, wir schaffen es schon.“ Nachdem sie schließlich am Schloß angekommen waren, zog Alister sie hinter sich her in den Thronsaal. „Was wollen wir hier? Wir müssen doch zur Zitadelle!“, fragte sie etwas aufgebracht, doch ohne eine weitere Erklärung führte er sie hinter den Thron, hinter dem sich eine der Zitadelle identische Steintafel befand. „Diese Zeichen kommen mir bekannt vor, ist das etwa...?“, warf sie ihre Vermutung in die kleine Runde. Bestätigend nickte der Thronerbe ihr zu und zog einen Dolch hervor. Er wiederholte die Prozedur vom Strand und Alanya ergriff seine Hand, als sie hineingingen. Für diese zu heilen besaß sie jedoch gerade kein Kraut mehr. Wenig später kamen sie jedoch bei Liberty an, der geschwächt mittlerweile seitlich in der flurartigen Halle lag. Bei seinem Anblick musste sie sich schwer zusammennehmen, dass ihre Beine nicht erneut wegsackten. Da war diese Höllenqual und es war allzu deutlich, dass er im Sterben lag und dringend das Kraut unverzüglich benötigte. Daher öffnete sie das Säckchen, in dem glücklicherweise tatsächlich Drachenkraut zu finden war und atmete tief durch. Zügig trat sie zu Liberty, um es ihm unter die Zunge zu legen. „Schluck Liberty! Bitte, du must es runterschlucken!“ Drachen heilten schließlich nur von innen heraus wirklich, weshalb das Drachenkraut normalerweise von den Drachen selbst zu sich genommen wurde. Seinen Namen hatte es aufgrund dessen verliehen bekommen. Kranke, verletzte und schwache Drachen suchten nach dieser Pflanze und nahmen sie oral zu sich, bevor diese sie von innen heraus wieder regenerierte. Auf Menschen hingegen hatte es eher eine aphrodisierende Wirkung. Alister beobachtete sie die ganze Zeit über dabei. Es dauerte, ehe der rote Bergdrache es herunterschluckte und noch einmal, bis er langsam ruhiger atmete. Es verging anschließend noch eine ganze Weile, bis sein Blick sich normalisierte und seine Augen wieder klar wurden. Da! Die riesenhafte, geflügelte Echse erhob sich und torkelte selbstständig einige Schritte zum Beweis, dass es überstanden war. Auch die Schmerzen, die die junge Frau bis eben wahrgenommen hatte, legten sich peu a peu. Ein Lächeln huschte auch über die Lippen ihres Begleiters. „Da! Seht ihr! Er wird es überstehen.“ Mit Freudentränen in den Augen strahlte sie ihn leicht euphorisch an und fiel ihm erschöpft, jedoch überglücklich in die Arme. „Ich bin so froh... Danke vielmals!!! Ich weiß nicht wie ich es jemals wieder gut machen kann.“ Sachte legte der Ältere seine Arme um sie und es erschien fast, als würde er diese Art der Nähe ebenfalls schätzen. „Schon gut. Wir werden sehen, was ihr irgendwann einmal tun könnt. Im Moment ist das Wichtigste, das es eurem Drachen wieder besser geht.“ Mit einem weiteren Dank ließ sie ihren Gegenüber wieder los und huschte noch einmal auf Liberty zu. „Liberty...“, raunte sie glücklich und schlang nun ihre Arme auch um seinen Kopf, wobei man einen seltsamen Laut aus dessen Kehle vernehmen konnte, was sich beinahe nach einer Art zufriedenem Schnurren oder Grunzen anhörte. Die schlangenhaften Schlitzaugen waren wieder klar und auf seinem Gesicht zeigte sich langsam wieder der für einen Drachen typische, respekteinflößende Ausdruck. „Alister? Könnten wir ihn vielleicht hier lassen?“ Immer noch besorgt strich dessen Reiterin über den anmutigen Drachenkopf, als sie Alister ansprach. Doch noch während sie zu ihrem Drachen gewandt stand, sah sie aus den Augenwinkeln heraus plötzlich, dass sich dieser schmerzgeplagt den Arm hielt. Als sie sich ihm dann jedoch zuwandte, zwang er sich zu einem Lächeln und nickte. „Er kann hier bleiben. Hier wird er... sicher sein...“ Auch, wenn er die Schmerzen versuchte zu überspielen und sich nichts anmerken zu lassen, war es für seinen Schützling mittlerweile einfacher ihn zu lesen. „N.. nichts.“, gab er an, als sie ihn erneut ansprach, was los sei. Die Besorgnis stand auf ihrem Gesicht geschrieben und sie wurde etwas hartnäckiger. „Man sieht euch aber dieses ‚Nichts‘ an! Verflucht, nun sagt schon was ihr habt, oder muss ich euch zwingen, es preiszugeben?“ Liberty hatte sich erschöpft, jedoch auf bestem Weg der Genesung in einer Ecke zusammengerollt und Alanya konnte sich ganz ihrem neuen Bekannten widmen. Ein weiterer stechender Schmerz durchfuhr anscheinend Alisters Körper und dieses Mal konnte er es nicht verbergen. „Ich...“, setzte er an und die Jüngere stützte ihn hastig, während sie fluchte. Damit er ihr nicht doch umkippte, lehnte sie sich mit ihm an die Wand. „Was habt ihr?“, wollte sie diesmal eindringlicher wissen und es klang nicht mehr nach einer Frage. „Es ist... Phoenix.“, brachte er endlich hervor. „Was, was ist mit ihm?“, bohrte sie weiter. „N...nichts. Kalster hat ihm anscheinend nur zwei Federn herausausgerissen.“ Federn herausausgerissen? Es war unglaublich, wie sehr dies wohl schon schmerzen musste! Was dann wohl erst wäre, wenn er etwas schlimmeres tat? Langsam erst verstand sie wirklich, was ihr Retter damit gemeint hatte, als er sagte, sein Leben hinge an diesem Tier. Es war keine Floskel und es bezog sich nicht nur auf seinen Tod. Auch die Schmerzen des Tieres teilte er, ähnlich wie Alanya, nur dass es ihn auch physisch betraf. „Wie konnte er nur?“, entfuhr es ihr besorgt. „Ich werde hingehen und ihn eintauschen! Ich kann es nicht tatenlos mit ansehen, wenn er euch leiden lässt. Der Vogel kommt frei! Das verspreche ich euch, und ihr könnt mich diesmal nicht aufhalten!“ Schon wandte sie sich zum Gehen. „NEIN! Ihr werdet es nicht tun!“, er ergriff abermals ihr Handgelenk. „Doch!“ Tränen der Wut rannen ihre Wange hinab. „Ihr sollt nicht leiden müssen. Ich kann es nicht verantworten. Er hat euch vollkommen in der Hand, das kann und werde ich nicht zulassen!“ Die Wut, die Sorge und das Entsetzen ließen sie leicht frösteln und frieren. Voller Überzeugung traf ihr Blick den seinen, doch er drückte ihr Handgelenk nur noch fester. „Ich will es nicht, versteht ihr? Und wenn er ihm noch mehr Federn ausreißt, der Handel steht. Und genauso bleibt es! Ich will nicht, das er euch anfasst!“ Frustriert, so wenig hilfreich zu sein, biss sie sich stark auf die Unterlippe. „Aber.. ihr leidet. Ich sehe es doch. Ich möchte euch helfen!“ Wieso nur ließ nicht zu, dass sie ihm half? „Aber nicht so“, entgegnete er ihr ernst. „Kein Leid könnte größer sein, als die Vorstellung, dass dieser Kerl seine schmutzigen Hände an euch hat. Nein, bitte... soll er tun was er denkt, aber DAS will ich nicht.“ Wortlos sah sie ihn gerührt an, reagierte hingegen sofort, als er an der Wand hinabsank und setzte sich erschöpft neben ihn. Dabei legte sie ihren Kopf an seiner gesunden Schulter. ab „Wann ist das hier endlich vorbei?“ Zum dritten Male nun, legte er sachte seine Arme um sie und genoss ihre Nähe. „Ich weiß es nicht. Solange ich denken kann besteht mein Leben aus lauter solcher Gefahren und Geschehnissen. Das ist mein Schicksal, ich wollte euch nicht mit hineinziehen. Es tut mir Leid…“ Abweisend schüttelte sie auf seine Antwort den Kopf. „Nein, schon in Ordnung. Mich macht es nur krank, dass ihr leidet. Ich habe schon einiges mehr hinter mir.... Jetzt geht es Liberty besser und man muss euch dafür leiden lassen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, nichts tun zu können, wo ihr doch bereits so viel für mich getan habt! Was sollen wir denn jetzt tun?“ Er zuckte leicht mit den Schultern, gerade so, dass es ihn nicht schmerzte. „Wir können nichts tun. Ich werde einen Immunitätsvertrag aufsetzen und dann werden wir ihn gegen Phoenix eintauschen.“ „Gut“, sagte sie, während sie auch schon aufstand und ihm ihre Hand reichte. „Dann sollten wir uns wohl besser beeilen, bevor er noch auf dümmere Ideen kommt.“ Zustimmend griff ihre Hand und stand ebenfalls auf. „Ja...“ Gemeinsam verließen sie die Zitadelle durch den gleichen Schleichweg zum Schloss, wie sie bereits hergekommen waren. An einer Treppe wandten sie sich schließlich zu einer anderen großen Türe, die wohl zu einer Bibliothek führte, wie sie sich erinnerte. „Hier ist mein Arbeitszimmer und hier werde ich den Vertrag aufsetzen.“, erklärte er kurz und bündig. „Gut... Ich bin dafür alles möglichst schnell zu regeln, also worauf warten wir?“, sie versuchte ein Grinsen aufzusetzen, es wirkte jedoch gekünstelt und gezwungen in dieser Situation.

Zusammen durchquerten sie die Bibliothek und betraten ein dahinterliegendes, großes Arbeitszimmer. Ohne Umschweife setzte sich der König hinter den Schreibtisch und begann den Vertrag zu verfassen. Nach der letzten Unterschrift, stellte er die Feder in die Halterung und las ihn sich ein weiteres Mal durch, um Fehler auszuschließen. „So...“ Er war recht zufrieden mit der Ausfertigung. „Fertig?“, fragte Alanya ungeduldig und hoffnungsvoll, als bereits Erleichterung den Platz der großen Unruhe in ihr einnahm. „Dann sollten wir ihn schnellstmöglich eintauschen, bevor noch etwas Schlimmeres passiert und dieser Kalster wilde Fantasien hat!“



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