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Scars from Past

von

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Chapter 3 - Schwert und Schild, Eisen und Herz

Die Expedition steht nun an - Levis zweite. Er zittert unerträglich, wenn sie langsam auf das Tor zu reiten, doch sein Blick ist starr und unberührt wie immer. Zu seinem Glück ist er recht in der Mitte platziert, wo es deutlich sicherer ist. Auch ist er somit nie weit von Erwin entfernt. Irgendwie beruhigt ihn der Gedanke.

 

Aber er kann ihn nicht lange genießen, als sich das Tor nun mit einer lauten Geräuschkulisse öffnet und Keith das Zeichen zum Vorrücken brüllt. Mit einem tiefen Luftholen treibt Levi sein Pferd voran und sie stürmen aus den Mauern, wo der Wind rauschend an ihnen vorbei bläst und sie sich sofort in die Formation aufteilen.

 

,,Bleib einfach in der Formation, mehr musst du gar nicht machen. Versprich mir das..." Er hat es versprochen. Er hat anfangs auch vor sich daran zu halten, aber extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen. Das weiß Levi, seit er sich erinnern kann.

 

Aufmerksam sieht er sich um. Der Voraus-Trupp hat wie immer gute Arbeit geleistet, denn es sind weit und breit keine Titanen zu sehen. Also genießt er den blauen Himmel mit den paar flauschigen Wolkenfetzen und die grüne, weite Landschaft, die er nun erst zum zweiten Mal in seinem Leben betrachten kann. Warum kann er nicht einfach für immer hier bleiben, in Freiheit?

 

Vor ihm wehen die Flügel der Freiheit auf Erwins breitem Rücken und entfernen sich immer weiter. So zum Greifen nah, dennoch für ihn schier unerreichbar. Er starrt ihnen noch eine Weile hinterher, ehe er sich auf sein Team und die Mission der Aufklärung konzentriert.

 

Ihm fällt früh auf, dass er kläglich daran scheitert. Ständig springen seine Gedanken zu diesen im Mondlicht verführerisch glitzernden, kristallinen Augen. Man kann genau erkennnen, wenn Erwin an ein Thema denkt, das ihn begeistert. Obwohl er seine Miene stets ernst hält, sieht Levi sofort dieses kindliche Strahlen, das ihn mitreißt. Vielleicht ist es eine Art Taktik, um seinen Gegenüber dazu zu verleiten, weiter mit ihm darüber zu reden. Zumindest bei Levi funktioniert es immer wieder. Er sieht ihn zu gerne so.

 

Der Blonde ist einfach unvergleichlich schön, wenn er mal nicht alle Gefühle für sich behalten kann. Auch wenn der kalte, mysteriöse Erwin, der Fels in der Brandung, durchaus seine Vorzüge hat.

 

Levi realisiert gar nicht, was er denkt, wenn der Ton einer Rauchgranate erschallt. Erwin hat viel Arbeit hinein gesteckt, um das System weiter auszubauen. Offenbar mit Erfolg, denn der Rauch ist nun besser erkennbar und steigt wesentlich höher. Auch die Formation ist minimal angepasst worden.

 

Doch das Leuchtfeuer löst bei Levi Schock aus, denn es ist schwarz. Erwin ist in Gefahr. Wahrscheinlich kämpft er just in diesem Moment gegen einen oder sogar mehrere Titanen an.

 

Levis Truppenführer gibt die Wegrichtung an, aber der Schwarzhaarige hört ihn gar nicht. Er treibt sein Pferd an und bringt es dabei an seine Grenzen, während er die Rufe seines Truppenleiters gar nicht erst wahr nimmt. Seine Instinkte schreien in ihm. Es geht nicht anders, er muss einfach zu ihm.

 

Währenddessen koordiniert Erwin sein Team zur Verteidigung. Unglücklicherweise ist die Landschaft noch relativ karg, sodass die Bäume nicht besonders dicht stehen, doch der Blonde vertraut darauf, dass er und sein unter seiner Hand ausgebildetes Team die Situation schnell unter Kontrolle bringen werden. Da das Team perfekt eingespielt ist, braucht es nicht viele Erwins kurzer, klarer Befehle, um alle in Bewegung und Position zu bringen.

 

Der normale Titan ist schnell zur Strecke gebracht worden, aber der Abnorme bereitet dem Abteilungsleiter Sorgen. Er ist zwar klein - kaum mehr als drei Meter, schätzt Erwin - aber unfassbar schnell. Auch jetzt muss er schnell auf einen anderen Baum ausweichen, um nicht von ihm erwischt zu werden. Zusätzlich hat der Titan kein durchschaubares Angriffsmuster. Mal versuch er jemanden mit seinen Armen zu ergreifen, mal springt er einfach mit dem Maul voraus auf jemanden zu. Außerdem wechselt er andauernd das Ziel, was sehr gefährlich ist.

 

Wieder wechselt das Monster noch mitten in seinem Angriff das Ziel und schnappt plötzlich nach Erwin. Dieser hat Mühe rückwärts auszuweichen, aber entkommt ihm somit. Doch der Titan ist wieder schnell und es folgt sogleich der nächste Angriff auf den Blonden, noch bevor dieser überhaupt den nächsten Ast erreicht hat. Und diesmal ist er auch schneller als sein Opfer.

 

Erwin reißt die Augen auf und presst vor Schreck den Sauerstoff aus seinen Lungen, als eine große Hand nach ihm schnellt, die sich mittlerweile an die Geschwindigkeit des Maneuver-Gears angepasst hat, und klammert sich fest an sein muskulöses Bein.

 

Plötzlich schießen zwei Anker über dem Arm des Titanen vorbei, der seine Beute zu sich ziehen will. Das Surren von Drähten eines fremden Maneuver-Gears ertönt, dann schießt Levi mit einem wütenden Kampfschrei über dem ausgestreckten Arm hinweg und lässt seine Klingen sauber durch den Ellenbogen und die Mitte des Oberarms gleiten. Was aussieht, wie als würde er Papier mit einer Schere schneiden, verlangt in Wirklichkeit eine ungeheure Kraft ab, die der Kleinere durch eine explosive Kombination aus Angst - die Angst vor Verlust, Wut, Hass und Adrenalin für einen Zeitraum wie diesen erlangt hat.

 

Er ist schon längst vorbeigeflogen, wenn der Arm zu Boden fällt. Erwins Anker hängen immer noch im Baum, sodass er nun in einem Bogen zurückfällt. Levi erkannt rechtzeitig, dass der Hüne mit voller Wucht mit dem Rücken an den Baumstamm knallen wird, wenn ihn niemand abbremst. Sofort springt er von der Seite zu ihm, ergreift ihn an der Hüfte und lenkt ihn mit sich zu Boden. Beide landen unsanft auf ihren Knien und Levi blockt rechtzeitig den nächsten Angriff des Titanen mit seinen Schwertern ab, ehe ein Mitglied aus Erwins Team das monströse Geschöpf von hinten attackiert und das Nackenfleisch herausschneidet.

 

,,Levi, was zum Teufel machst du hier!?", brüllt Erwin ihn sichtlich wütend an, während er sich aufrappelt. Angst, Wut und Enttäuschung kennzeichnen seinen Blick, wobei die letzten beiden Aspekte mit der Zeit immer weiter zunehmen. Aber Levi kann die Aufregung nicht nachvollziehen und schaut ihn nur irritiert an.

 

,,Hat dich dein Truppenführer entsandt?", erkundigt Erwin sich mit einem letzten Funken Hoffnung, der ihm von dem Schwarzhaarigen sofort genommen wird: ,,Nein, aber das ist doch unwichtig, oder? Hauptsache-" ,,-du bist in Sicherheit!", beendet Erwin seinen Satz und sticht mit einem Zeigefinger in Levis Brust, wodurch er den ganzen Sinn von Levis Aussage verdreht. Wenn sie so voreinander stehen, muss der Hüne wirklich weit runterschauen, aber Levi trotzt seinem eindringlichen Blick problemlos.

 

In der Zwischenzeit hat sich Erwins Team um sie herum versammelt, um nach ihrem Leiter zu sehen, aber fürchten wirklich sehr sich einzumischen. Immerhin strahlt jener eine unheimliche, dominante und äußerst bedrohliche Aura aus, die alle die Köpfe einziehen lässt, nur das eigentliche Zielobjekt nicht. Nein, es verschränkt noch die Arme und schnalzt genervt mit der Zunge.

 

,,Was willst du mir jetzt damit sagen?", fährt Erwin den Kleineren an, an der Grenze seiner Geduld angekommen. Das... ist eine Seltenheit. Man könne sogar sagen, dass kaum jemand ihn jemals so gesehen hat.

 

,,Es soll dir sagen, dass du total überreagierst. Immerhin habe ich dir gerade das Leben gerettet. Kannst du selbst jetzt nicht auf irgendwelche vergangene Befehle verzichten?", wirft der Schwarzhaarige ihm schnippisch an den Kopf. ,,Wer überreagiert hier?", stellt Erwin die Gegenfrage, ,,Wer ist denn sofort hergestürmt ohne jeglichen Grund? Als könnten wir die Situation nicht unter Kontrolle bringen" ,,Konntet ihr doch nicht", sagt Levi gelassen, wodurch in Erwins Augen eine Flamme des Zornes entbrennt. Eine blaue, kalte Flamme, an der du dich verbrennen könntest. Irgendwie mag Levi diesen Anblick, weswegen sein Blick nun an ihm klebt.

 

,,Wäre ich nicht rechtzeitig da gewesen, wärst du jetzt nicht mal in der Lage mir deinen Scheiß einzutrichtern" Das geht zu weit. Das Feuer erlischt augenblicklich. ,,Ja, und zwar, weil du dann keinen Fehler gemacht hättest, über den ich dich jetzt belehren könnte", besteht Erwin immer noch auf Gehorsam.

 

,,Bist du dumm?", haucht Levi entgeistert und stellt sich dann auf die Zehenspitzen, um den Größenunterschied zu verringern, und brüllt klar und deutlich: ,,Hätte ich auf deinen Befehl gehört, wärest du jetzt verdammt nochmal tot!" Plötzlich trifft Levi etwas in der Brust. Allein diese Worte auszusprechen bereitet ihm große Schmerzen. Nicht noch ein Mal, auf keinen Fall wird er es zulassen. Nicht bei Erwin.

 

,,Verdammt, Levi! Ich sorge mich doch nur um deine Sicherheit, deshalb sollst du verdammt nochmal da bleiben, wo du warst! Ich habe dich doch extra dort positionieren lassen!", ein schier unspürbares Bisschen Verzweiflung hat sich in seinen Gesichtsausdruck und seine Stimme geschlichen.

 

,,Wenn dir meine Sicherheit doch so wichtig ist, dann hättest du für mich doch das Gleiche getan", meint Levi nun neutral, die Hoffnung auf ein ,Ja' schwirrt in seinem Kopf. ,,Natürlich hätte ich das", antwortet Erwin, der verzweifelt versucht die Aggressivität in seiner Stimme beizubehalten, obwohl sie schlichtweg nicht mehr vorhanden ist. ,,Wieso sollte es bei mir dann anders sein?", fragt Levi jetzt ganz entspannt und bringt den Blonden somit wieder auf die richtige Bahn.

 

,,Wir sprechen im Hauptquartier weiter. Es ist wichtig, dass wir jetzt in die Formation aufschließen", brummt Erwin und gibt sich geschlagen, auch wenn er es niemals selber zugeben wird, dafür ist er dann doch zu stur und eigenwillig. Er wendet sich um und geht auf sein Pferd zu, dass brav an der Seite auf ihn gewartet hat.

 

Levi traut seinen Augen nicht. Erwin Smith hat vor ihm die sonst makellose Fassung verloren und ist eingeknickt. Das ist so unglaublich für ihn, dass er ihm einfach immer noch hinterher starrt. Dieser Triumph wird auch sicher nicht der letzte sein beschließt er.

 

,,Worauf wartest du noch?", fragt Erwin ihn, der bereits auf dem hohen Ross sitzt und sich leicht zu Levi dreht. Doch Jenem fliegen nur Fragezeichen überm Kopf. ,,Wir haben keine Zeit für Diskussionen, also sattel schnell auf und reih dich solange bei uns ein", erklärt Erwin ihm, was er meint, und Levis sonst so matte Augen leuchten auf. Binnen Sekunden sitzt er auf dem Rücken seines schwarzen Pferdes und holt zu den Anderen auf, die schon losgeritten sind.

 

Er hält die Zügel entspannt in den Händen und manövriert sein Pferd neben Erwin, aber nimmt keinen Blickkontakt mit ihm auf, auch nicht als er spricht: ,,Erwin, ich werde immer dein Schild und deine Klinge sein, nur damit du es endlich in deinen Dickschädel bekommst" Dabei schaut er die ganze Zeit verträumt geradeaus.

 

Erwin sieht zu ihm rüber und seine Mundwinkel verziehen sich zu einem kaum sichtbaren Schmunzeln, dann konzentriert er sich wieder auf den Weg. Er kann nicht mal in Gedanken ausdrücken, wie viel ihm das bedeutet, auch wenn er sich weiterhin stets Sorgen um seinen Schützling machen wird. Aber das wird ihn nicht davon abbringen, ihn in sein Team zu holen. Immerhin hat er ihn so ja auch besser unter Kontrolle, falls Levi es je ist..



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-06-19T20:07:32+00:00 19.06.2018 22:07
Heyo!
Ich verstehe nicht, dass ich hier wirklich das erste Kommi schreibe. Die Idee für deine Geschichte ist wirklich genial. ^.^
Die Zeit zwischen no regrets und der Hauptgeschichte ist noch nie offiziell veröffentlicht worden, aber ich fände deine Variante wirklich passend.

Außerdem mag ich deinen Schreibstil sehr gerne. Es liest sich flüssig und die Gefühle der Charaktere kommen gut herüber. ;)

Ich werde auf jeden Fall weiterlesen und auch sicher hin und wieder ein Kommi dalassen.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht und wie die Expedition sich entwickelt. :D

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  SilverDragonoid
19.06.2018 22:43
Abend :D

Es ist durchaus verständlich, dass du die Erste bist, da Eruri im deutschen Bereich nicht so präsent ist (make Eruri great again!) und die Geschichte auch noch recht neu ist. Ich habe gar nicht erwartet, dass so früh überhaupt etwas kommt, danke! :D
Und es freut mich sehr, dass dir die Idee und vor allem mein Schreibstil gefallen, da ich immer sehr selbstkritisch bin:´D

Wäre sogar möglich, dass heute schon das nächste Kapitel kommt :3 Also freue ich mich wirklich, dass du nun dabei bist, und heiße dich herzlich willkommen^^

Lg Erwin-Lover3000 *hust*


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