Zum Inhalt der Seite

Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

28. Fall - Versicherungsbetrug in Christchurch

28. Fall - Versicherungsbetrug in Christchurch

Am Montag, den 24.08.2020, hatte uns der Alltag wieder. Jelena und ich waren wieder mit Brit Olson unserer Sekretärin zu unserer allmorgendlichen Joggingrunde im Park aufgebrochen. Wir waren gerade im Büro, als das Telefon klingelte. „Detektivbüro MacLain-Romanova. Sie sprechen mit Brit Olson.“, sagte Brit, als sie den Anruf entgegennahm. „Mein Name ist Lorena West. Ich arbeite bei Christchurch Insurance Limited, einer neuen Versicherungsgesellschaft in Neuseeland. Unser Firmensitz ist, wie es der Firmenname sagt, in Christchurch. Wir bräuchten die Hilfe Ihrer Brötchengeber.“ „Einen Moment, ich verbinde.“ Dann stellte sie die Anruferin zu mir durch. „Detektivbüro MacLain-Romanova. Paul MacLain am Apparat.“ „Guten Tag, Mr. MacLain. Mein Name ist Lorena West. Mein Arbeitgeber bräuchte Ihre Hilfe und die ihrer Partnerin.“ „Worum geht es?“ „Haben Sie von der Betrügerbande gehört, die hier in Christchurch ihr Unwesen treibt?“ „Ich habe einen Artikel in der Frankfurter Rundschau gelesen.“ „Mir wurde gesagt, Sie und Miss Romanova wären die besten ihrer Branche. Ich bin morgen in Deutschland. Kann ich um 10:30 Uhr zu Ihnen ins Büro kommen?“ „Das geht klar. Wir erwarten Sie um 10:30 Uhr.“, sagte ich.

Am nächsten Tag hatten wir die Joggingrunde etwas verkürzt, da wir zeitig im Büro sein wollten. Jelena und ich hatten gerade unsere Laptops hochgefahren, als es an der Eingangstür unten klingelte. Brit betätigte den Türöffner. Nur kurze Zeit später hörten wir Schritte auf der Treppe. Dann klopfte es an der Tür unseres Büros. „Herein!“, sagte ich. Die Frau, die eintrat, erinnerte mich an unseren Fall in Marrakesch. Sie sah der Spanierin ähnlich, die wir damals befreit hatten.

Sie war 1,70 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper mit sexy Beinen. Zugegeben was die Oberweite angeht, war unsere Besucherin nicht gerade glücklich gesegnet. Aber wer es klein und handlich mochte, dürfte bei dieser Frau an der richtigen Adresse sein. Auch das ovale Gesicht mit den braunen Augen war ein Hingucker. Die dünne Nase fügte sich ebenso harmonisch ins Gesicht ein, wie die sinnlichen Lippen. Ihre braunen Haare trug Lorena West offen, sodass sie bis zur Oberkante ihrer Brüste reichten. Bekleidet war sie mit einem schwarzen Rock und einer schwarzen Weste. Dazu trug sie schwarz-gelbe High Heels ohne Halteriemen.

„Bitte Miss West, setzen Sie sich.“, sagte ich freundlich. „Muchas Gracias, Señor MacLain.” „Bevor wir weiterreden, habe ich eine Frage.” „Bitte.“ „Waren Sie im Mai vergangenen Jahres vielleicht in Marrakesch?“ „Si, Señor. Ich erinnere mich gut an Sie und ihre Partnerin. Es ist schön Sie beide wieder zu sehen.“ „Die Freude ist ganz auf unserer Seite. Was hat Sie nach Neuseeland verschlagen?“ „Die Liebe und die Arbeit. Mein Mann Aaron ist Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei. Ich bin gelernte Versicherungskauffrau. Aaron hat mich an die neu gegründete Versicherungsgesellschaft in Christchurch verwiesen. Und das war auch naheliegend, denn wir haben dort auch unseren Wohnsitz.“

„Verstehe. Sie sagten gestern am Telefon, dass Ihr Brötchengeber unsere Hilfe benötigt.“ „Ja, das ist richtig. Sehen Sie, diese Betrügerbande macht uns 397

ganz schön zu schaffen.“ „Nun ja, wenn man es richtig betrachtet, ist die Palette für Versicherungsbetrug recht breit gefächert. Es gibt ja allein schon die verschiedensten Arten von Sachschäden.“, sagte Jelena. „Das stimmt. Unsere Versicherungsgesellschaft ist auf Luxusautos und Luxusjachten spezialisiert. Sie können sich denken, von welchen Summen wir hier reden.“ „Von Summen im zweistelligen Millionenbereich. Und die sind bei Versicherungsobjekten wie in ihrem Fall, soweit ich weiß an der Tagesordnung.“, sagte ich. „Das stimmt. Wie gesagt, die Christchurch Insurance Limited gibt es erst seit 4 Monaten.“ „Das bedeutet, dass die Rücklagen Ihrer Gesellschaft noch nicht ausreichen, um einen Schaden zu regulieren.“ „Das ist korrekt. Einen Großbildfernseher könnten wir noch bezahlen, aber keinen komplett zerstörten Lamborghini.“ „Haben Sie keinen hauseigenen Detektiv?“ „Unser Etat gestattet keine solche Stelle. Wir sind zum Glück in der Lage, Ihnen beiden pro Kopf 20.000 Euro zu bezahlen.“ „Das ist schon etwas. Aber verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Wir haben einfach noch keine Fakten, mit denen wir arbeiten können.“, sagte Jelena. „Man warnte mich, dass Sie so etwas sagen würden. Ich habe hier einen Zeitungsartikel, der sich mit der Pleite eines Konkurrenten beschäftigt. Das Unternehmen war in Australien, genauer gesagt, in Melbourne. Anfang des Jahres ging die Gesellschaft schließlich pleite.“

Ich nahm die Zeitung, die Lorena West mitgebracht hatte und las mir den Artikel durch. „Interessant.“, meinte ich, als ich den Artikel gelesen hatte und gab die Zeitung Jelena. „Was meinst du, Jelena?“ „Wir sollten den Fall übernehmen.“ „Na dann. Aber vorher brauchen wir schon ein paar konkrete Fakten, mit denen wir arbeiten können. Sonst müssten wir ablehnen.“ „Viel ist es aber nicht, was ich Ihnen beiden sagen könnte.“ „Dann teilen Sie uns mit, was Sie wissen.“ „Unser Unternehmen wurde am 14.04.2020 gegründet. Die wirtschaftliche und finanzielle Elite der Stadt hat ihre Besitztümer bei uns versichert.“ „Also die Reichen und Schönen.“ „Ganz genau. Im Mai sind wir dann ins Visier der Betrüger geraten.“ „Können Sie sich noch erinnern, wie der Kontakt zustande kam?“ „Am 3. Mai kamen zwei Männer zu uns ins Büro. Der eine war etwas älter. Der andere ein Jungspund im Alter von 25 Jahren. Ein Musterexemplar vom Typ Sunnyboy.“

„Welcher von den beiden? Der Alte oder der Junge?“ „Der Junge natürlich.“ „Können Sie uns diese beiden Herren genauer beschreiben?“ „Zumindest den Jungspund.“ „Wie sieht er aus?“ „Er ist 1,85 m groß und hat einen athletischen Körperbau. Das Gesicht ist oval geschnitten und seine Haut stark gebräunt.“ „Scheint wohl mit Vorliebe Sonnenstudios zu besuchen.“ „Woran erinnern Sie sich noch?“, fragte Jelena. „Der Sunnyboy hatte blonde Haare und blaue Augen. Außerdem trug er einen Kinnbart.“ „Kleidung?“ „Ich weiß, dass er ein Seidenhemd getragen hat, dass bis zum Brustansatz aufgeknöpft war. Dann hat er eine weiße Leinenhose getragen und weiße Segeltuchschuhe. Socken hat er keine an gehabt.“ „War sonst noch was auffällig?“ „Si. Er hat eine Sonnenbrille getragen, wie sie die Piloten der U.S. Airforce zu tragen pflegen. Ich glaube das war eine Rayban.“ „War sonst noch was Auffälliges an dem Burschen?“ „Nur noch sein Goldkettchen.“

„Na schön. Das ist ja schon einiges. Was können Sie uns noch berichten?“, 398

fragte ich. „Die beiden Herren haben getrennt voneinander zwei Objekte versichert. Der Jungspund einen Lamborghini Huracan. Der Senior eine Yacht.“ „Gibt es Dokumente, die die Abschlüsse beweisen?“ „Ich habe die Dokumente über den Abschluss für den Lamborghini mitgebracht. Immerhin war ich diejenige, die diesen Auftrag bearbeitet hat.“ Mit diesen Worten reichte mir Lorena West einen C4-Umschlag. Ich öffnete ihn und nahm die Dokumente heraus. Ich sah mir jedes Dokument genau an. Bei der Höhe der Versicherungssumme wurde ich allerdings stutzig. „Wieso wurde der Wagen für 750.000.000 Dollar versichert? Das ist für ein solches Fahrzeug normalerweise gar nicht üblich.“ „Wenn Sie den Artikel richtig gelesen haben, dann wird Ihnen nicht entgangen sein, dass die Betrüger die Sportwagen immer mit einer solch hohen Summe versichern. Und ja, unsere Gesellschaft verfügt nicht über die Summe, um den Schaden zu regulieren, sollte der Lambo beschädigt werden.“

„Ich denke, die Informationen reichen, um den Auftrag anzunehmen. Ich möchte Ihnen allerdings sagen, dass Sie unsere letzte Klientin sind. Wenn dieser Fall abgeschlossen sein wird, setzen meine Partnerin und ich uns zur Ruhe. Wir haben genug Geld verdient, um ein sorgenfreies Leben führen zu können.“ „Die Unterwelt wird sich freuen, wenn die Nachricht von Ihrer beider Karriereende bis zu den Bossen vordringt.“ „Aber vorher werden wir der Unterwelt noch einmal einen ordentlichen Schock versetzen, wenn wir diese Bande hoch gehen lassen.“ „Außerdem wird jemand anderes dieses Büro übernehmen. Wir haben seit Beginn unserer Partnerschaft ein junges Ermittlerduo aufgebaut. Bernd Köhler und Tina Kraus.“ „Ich habe von den beiden gehört. Die beiden sollen nach Ihnen beiden, die Besten der Branche sein.“ „Kein Wunder, wenn man bei uns lernt.“, sagte Jelena.

„In Ordnung. Wir kommen am Mittwoch. Das ist der 26.08.“ „Gibt es ein Hotel, das Sie uns empfehlen könnten?“, fragte Jelena. „Das Crowne Plaza. Ist zwar ein Betonklotz, aber Ihren Ansprüchen würde es genügen.“ In diesem Moment klopfte es an der Tür unseres Büros.“ „Herein!“, rief ich. Die Tür öffnete sich und ein junger Mann und eine junge Frau traten ein. Tina Kraus war eine 1,65 m große rothaarige mit einem sexy Körper und ebenso sexy Beinen. Ihre roten Haare trug sie offen und als Dauerwelle, so dass sie bis zur Oberkante ihrer üppigen Brüste reichten. Das ovale Gesicht mit den blauen Augen war ebenfalls ein Hingucker. Die grazile Nase und die sinnlichen Lippen rundeten das schöne Äußere ab. Bekleidet war Tina mit einem magentafarbenen Kleid und magentafarbenen High Heels.

Bernd Köhler war ein junger Mann im Alter von 28 Jahren. Er war 1,76 m groß und besaß einen athletischen Körperbau. Das runde Gesicht mit den braunen Augen ließ Entschlossenheit erkennen. Seine dunkelbraunen Haare hatte er an den Seiten kurz geschoren. Den Rest hatte Bernd mit Haargel in Form gebracht. Seine etwas breite Nase passte irgendwie zu Bernds Gesicht. Allein schon die gesamte Erscheinung von Bernd Köhler beeindruckte. Bekleidet war mein Nachfolger in Spe mit einem schwarzen Hemd, auf dem der Schriftzug „ICEMAN“ zu lesen war, einer schwarzen Hose, schwarzen Socken und schwarzen Herrenschuhen. „Bernd, Tina, was führt euch her?“, fragte Jelena. „Wir wollten wissen, ob Ihr zwei noch zu eurem 399

Wort steht. Ihr wisst, was ich meine.“, sagte Bernd. „Haben wir euch je enttäuscht?“ „Nein, Paul.“ „Na also. Bei diesem Fall werdet Ihr mit uns zusammenarbeiten. Jetzt könnt Ihr beweisen, dass Ihr es wert seid, mit uns in einem Atemzug genannt zu werden.“ „Wann geht’s los?“, fragte Tina. „Übermorgen. Wir buchen im Crowne Plaza. Um den Mietwagen kümmern wir uns vor Ort.“ „Die Kosten dafür würden wir übernehmen.“, sagte Lorena. „Nur Unterkunft oder nur Mietwagen?“ „Für beides zusammen.“

Am 26.08. trafen wir uns mit Bernd und Tina schon um 0:05 Uhr am Flughafen im Terminal 1. Tina war schon ganz aufgeregt. Irgendwie hatten Jelena und ich es hinbekommen einen Direktflug mit Air New Zealand von Frankfurt nach Christchurch zu ergattern. Wir gingen zusammen mit Kelly und Anastasia zur Sicherheitsschleuse, wo wir uns verabschiedeten. „Passt gut auf Paul und Jelena auf.“, sagte Anastasia zu Tina. „Keine Bange. Die beiden kommen schon wieder heil nach Hause.“ „Hoffentlich seht Ihr ein bisschen was von Neuseeland.“, sagte Kelly. „Allzu viel wohl nicht. Denn wir fliegen hin, um zu arbeiten und nicht um am Pool Däumchen zu drehen.“

Die Sicherheitsschleuse brachten wir ohne große Probleme hinter uns. Auch Bernd und Tina kamen durch. Nur bei der Frau hinter Tina schlug der Scanner an. Sie wurde von den anderen separiert und von einer FRASEC-Mitarbeiterin einer Leibesvisitation unterzogen. Die Sicherheitsbeamtin fand einen Dolch mit einer 15 cm langen und gewellten Klinge, der im Saum ihres Rocks versteckt war. Sofort klickten die Handschellen.

„Jede Wette, die wollte uns ans Leder.“, sagte Bernd. „Davon könnt Ihr ausgehen. Und eins steht jedenfalls fest.“ „Und was, Jelena?“, wollte Tina wissen. „Die Gegenseite weiß Bescheid, dass wir kommen.“

Wir begaben uns in den Transitbereich. Und während Jelena, Bernd und Tina aufmerksam das Geschehen verfolgten, suchte ich nach dem Gate von dem aus unser Flug starten sollte. Schließlich fand ich ihn. „Okay, Leute. Es geht los. Auf zum Gate.“, sagte ich. „Zu welchem Gate müssen wir eigentlich?“, fragte Tina. „C12.“ Dort angekommen suchten wir uns vier Sitzplätze nebeneinander. Bernd und Tina beobachteten das Geschehen. Plötzlich knuffte sie ihren Partner in die Seite. Bernd nickte. „Stimmt irgendwas nicht?“, fragte Jelena. Bernd Köhler senkte die Stimme. „Kuck mal unauffällig zwei Reihen weiter vorne. Siehst du die Blondine mit der Catcherfigur? Die hängt an uns dran, seit wir losgefahren sind.“

Ich folgte Jelenas Blick und entdeckte eine 1,75 m große Frau mit blonden Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Das ovale Gesicht mit den sinnlichen Lippen und der grazilen Nase war hübsch anzusehen. Die Augen hatte sie hinter einer Carrera-Sonnenbrille verborgen. Auffällig war auch der durchtrainierte, athletische Körper. Auch die sexy Beine fielen sofort auf. Bekleidet war die Unbekannte mit einem schwarzen Tank-Top und silbernen Hotpants. Dazu trug sie schwarze halterlose Nylonstrümpfe und Sportschuhe der Marke PUMA. 400

Offenbar hatte die Blondine gemerkt, dass wir sie entdeckt hatten, denn sie stand auf und suchte einen anderen Sitzplatz. Nach weiteren 10 Minuten Wartezeit kam dann endlich die Durchsage für das Boarding. „Achtung! Alle Passagiere des Fluges NZ 505 nach Christchurch werden gebeten an Bord der Maschine zu gehen.“

Wir zeigten unsere Boardingpässe und gingen durch den Eingang an Bord des Flugzeugs. Ganz Techniknerd hatte ich unsere Maschine schnell identifiziert. Es handelte sich um eine 777-300ER aus dem Hause Boeing.

Wir saßen schon auf unseren Plätzen, als die blonde Catcherin an Bord kam. Sie setzte sich direkt hinter Bernd, der sofort sehr wachsam war. Sollte diese Frau nämlich auf krumme Gedanken kommen, musste es schnell gehen.

Um 5:00 Uhr startete unser Flieger. Der Pilot schob die Gashebel der Triple Seven nach vorn und beschleunigte die Maschine. Und dann waren wir in der Luft. Der Pilot ging in den Steigflug, um die Boeing auf ihre vorgeschriebene Reiseflughöhe zu bringen. Und solange das so blieb, rührte sich die Blondine nicht vom Fleck. Erst als sich die Maschine im Horizontalflug befand, trat sie in Aktion.

„Sie wollen bitte mitkommen.“, sagte die Blondine, als sie neben uns stand. So schnell, wie mein Nachfolger reagierte, konnte ich nicht mal meine Walther ziehen. Denn im nächsten Augenblick hatte Bernd die Frau überwältigt und sie mit dem Polizeigriff am Boden fixiert. „So, jetzt ist aber Ruhe im Karton. Du setzt dich wieder schön brav auf deinen Platz und hältst die Knochen still, oder du kriegst die Acht umgelegt.“, sagte er.

Die Dame wusste nur zu gut, was Bernd Köhler meinte. Er würde nicht zögern und ihr Handschellen anlegen. Also setzte sie sich wieder auf ihren Platz. Aber nicht, ohne meinem Nachfolger in Spe einen tödlichen Blick zuzuwerfen. Um 4:50 Uhr landeten wir auf dem Christchurch International Airport.

Doch den nächsten Aufreger gab es beim Verlassen des Flugzeugs. Die Blondine versuchte sich aus dem Staub zu machen, doch Bernd hatte wieder aufgepasst. Er packte sie an ihrem linken Arm und drehte ihn auf den Rücken. „Einen Moment mal Püppi! Du bleibst schön hier. Denn das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist noch nicht gesprochen. Auf dich wartet jede Menge Ärger!“

Nachdem wir unsere Koffer geholt hatten, brachten Bernd und ich die blonde „Catcherin“ zu einer am Flughafen befindlichen Polizeistation. Jelena und Tina gingen zu einer Autovermietung. Dort trafen wir uns dann. Jelena und ich entschieden uns für einen BMW 840 D, während sich Bernd und Tina für einen Mercedes E200 Coupé´ Avantgarde entschieden.

Unser Wagen hatte den Dieselmotor mit 320 PS, während der Mercedes, den Bernd und Tina gemietet hatten, von 197 PS straken Benzinmotor und einem 14 PS starken Hybridmotor befeuert wurde. Der BMW war in Tansanitblau metallic lackiert, der Benz in designo-hyazintrotmetallic. Bernds und Tinas Mietwagen hatte noch das 401

9G-tronic-Getriebe an Bord. Bei unserem BMW waren noch die 19-Zoll Leichtmetallfelgen im Vielspeichendesign Bi-Color, erwähnenswert. Und während in unserem Mietwagen das Interieur in schwarzem Leder ausgekleidet war, hatte Bernds und Tinas Mercedes im Innenraum die Ledernachbildung ARTICO spendiert bekommen. Bei unserem Mietwagen hatte der Autovermieter die Einstiegsleisten mit BMW Individual Schriftzug mitbestellt, beim Mercedes das Spurpaket, das aus Totwinkel-Assistent und aktivem Spurhalte-Assistent bestand. Die Zierleisten in unserem Wagen waren in Edelholzesche Schwarz ausgeführt, in Bernds und Tinas hatte man designo Klavierlacklines schwarz verbaut. Zu guter Letzt möchte ich noch das Innovationspaket erwähnen, das Jelena und ich im 8er vorgefunden hatten. Auch das Spiegelpaket im Benz, bei dem die Innen- und Außenspiegel seitlich abblendbar und die Außenspiegel elektrisch anklappbar waren, soll nicht unerwähnt bleiben.

Vom Flughafen fuhren wir 12 Minuten zu unserem Hotel. Doch die Gegenseite hatte andere Pläne. Sie wollten einen von uns in einen Verkehrsunfall verwickeln, um die Versicherungssumme für den Huracan zu kassieren. Doch die Betrüger hatten nicht damit gerechnet, dass wir eine andere Route wählen würden. Allerdings waren die Brüder nicht auf den Kopf gefallen. Im Stadtzentrum von Christchurch wollten sie uns als dann schließlich abfangen. Doch auch dieser Plan schlug fehl. Denn statt das die Bande einen von uns erwischte, traf es am Ende einen Postboten mit seinem Auto, der gerade auf dem Weg zur Arbeit war.

Das Crowne Plaza war ein Betonklotz mit 16 Stockwerken. Vom vierten bis zum siebten Stockwerk waren die Zimmer in einem dreieckigen Vorbau untergebracht. Ab dann wies das Gebäude eine Sicke auf. Die Fenster der Zimmer waren nicht die größten, ließen aber dennoch genügend Licht herein. Der Eingangsbereich bestand aus einer riesigen Glasfront, die sich über die ersten drei Stockwerke erstreckte.

Als wir die Lobby des Hotels betraten, sah die Mitarbeiterin an der Rezeption von ihrem Computer auf. Als sie uns erkannte, strahlte sie über das ganze Gesicht. Kein Wunder, handelte es sich doch um unsere gute Freundin Kattie. „Paul! Jelena! Na das ist aber eine Überraschung!“, sagte sie und kam hinter dem Empfangstresen hervor und drückte uns herzlich. „Lang nicht gesehen und doch wiedererkannt.“ „Wie darf ich das verstehen?“, fragte Kattie. „Na ja, zwischen Brasilien und jetzt liegt noch ein Fall, der mich und Jelena nach Kanada verschlagen hat.“ „Was hattet Ihr zwei hübschen denn im schönen Kanada verloren?“ „Ich musste mich noch einmal den Dämonen meiner Vergangenheit stellen.“ Kattie sah mich mit vor Schreck geweiteten Augen an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ „Doch Kattie. Aber ich war ja nicht alleine. Jelena hat mich begleitet. Und die beiden Cousinen waren ebenfalls in meiner Nähe.“

Kattie atmete erleichtert auf. Dann fiel ihr Blick auf Bernd und Tina. „Und wen habt Ihr dieses Mal mitgebracht?“, fragte sie. „Das sind Bernd Köhler und Tina Kraus. Sie werden unsere Nachfolge antreten.“ Kattie sah uns fragend an. 402

„Du hast schon richtig gehört. Paul und ich setzen uns zur Ruhe. Dieser Fall ist unser letzter. Danach übernehmen Bernd und Tina unser Büro.“, sagte Jelena. „Kann ich euch auch mal besuchen kommen?“ „Klar kannst du das. Ich würde mich freuen, wenn du zu meiner Hochzeit kommst, Kattie.“ „Klar komm ich.“ „Braver Hund.“ „Wuff!“, erwiderte Kattie.

Bernd räusperte sich. „Ich finde, du hast genug Süßholz geraspelt, großer Meister.“, sagte er. „Kattie ist nicht nur eine gute Freundin von Jelena und mir. Sondern auch eine gute Informantin.“ „Und Saboteurin.“, ergänzte Kattie. „Wir erzählen euch später mehr. Aber jetzt sollten wir erst mal einchecken.“ Kattie ging wieder hinter den Tresen. „Mr. MacLain, Zimmer 506, Miss Romanova, Zimmer 508, Mr. Köhler, Zimmer 510 und Miss Kraus, Zimmer 512. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in unserem Haus.“

Nach dem Abendessen trafen wir uns auf Tinas Zimmer. „So, großer Meister. Jetzt spuck mal aus. Woher kennt du und Jelena diese heiße Meduse?“, sagte Bernd. „Kattie ist uns bei unserem Einsatz in Malta zum ersten Mal begegnet. Sie hat uns sogar bei der Versenkung der „Whistler“ geholfen. Die Kleine ist Gold wert.“ „Bist du dir da so sicher, Paul?“, fragte Tina. „Und ob wir uns da sicher sind. Kattie ist eine der besten Informationsquellen, die Ihr finden könnt. Auch die beiden Cousinen, Hera Arnakis und Alejandra Valderrama gehören dazu. Es ist unglaublich, was diese drei an Informationen beschaffen können. Vergrätzt die Mädels nicht.“ „Macht euch da mal keinen Kopf. Ihr selbst habt uns diese Regel immer wieder eingetrichtert.“, sagte Bernd.

In diesem Moment klopfte es an der Zimmertür. „Wer ist da?“, fragte ich. „Hera Arnakis und Alejandra Valderrama.“, hörte ich Heras Stimme. „Kommt rein, Ladies.“ Die Tür öffnete sich und die beiden Cousinen betraten das Zimmer. Kaum war die Tür zu bedachte mich Alejandra mit einem bitterbösen Blick. „Stimmt was nicht?“, fragte ich. „Die beiden Jungspunde sollen verschwinden.“ „Moment! Das sind unsere Nachfolger! Und es ist unsere Sache, ob sie uns begleiten, oder nicht.“ „Wie vertrauenswürdig sind die beiden?“, fragte El Doberman. „Wir haben die beiden ausgebildet. Ich denke, das spricht für sich.“ Bernd wollte aufbrausen, doch Tina hielt ihn zurück.

„Ich denke, du solltest dich bei den beiden entschuldigen, Cousine. Du kannst vom Glück sagen, dass die Nachfolgerin von Jelena Romanova ihren Partner zurückgehalten hat. Wer weiß, was sonst passiert wäre.“, sagte Hera. „Ich kann deiner Cousine nur beipflichten. Bernd Köhler und Tina Kraus wurden von uns von Beginn unserer Partnerschaft an ausgebildet und aufgebaut. Sie sind bereit, in unsere Fußstapfen zu treten. Außerdem haben wir ihnen versprochen, dass sie uns bei unserem letzten Fall begleiten dürfen. Und bis jetzt bereuen wir es keine Sekunde, die beiden mitgenommen zu haben.“

Hera und Alejandra sahen uns fragend an. Jelena erzählte, was sich bisher ereignet hatte. Dann wandte sich El Doberman an Bernd. „Ich denke, es ist nur rechtens, 403

wenn ich mich für mein rüdes Benehmen Ihnen gegenüber entschuldige, junger Mann.“ „Das will ich auch hoffen. Denn das hätte sonst ordentlich Ärger gegeben.“ „Bernd! Es ist gut jetzt! Alejandra hat sich bei dir entschuldigt. Und damit ziehen wir einen Schlussstrich.“, sagte Jelena streng. „Ist der Junge immer so ein Hitzkopf?“ Hera hatte diese Frage gestellt. „Nur wenn man ihm quer kommt. Ansonsten ist mein Partner ein netter Kerl. Und absolut zuverlässig.“, sagte Tina.

„Ich denke, die Sache ist jetzt geklärt. Jetzt sollten wir uns aber unserem Fall zuwenden.“, sagte ich. „Seh ich auch so, Towarischtsch.“ „Bevor wir damit anfangen, großer Meister, hätte ich gerne eines gewusst.“, sagte Bernd. „Und was wäre das?“ „Woher Ihr die beiden Cousinen kennt?“ „Ich war die Klientin der beiden, als der Drogenhandel in Famagusta Überhand genommen hat. Das El Doberman, wie man meine Cousine Alejandra auch nennt, mit mir verwandt ist, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht.“, beantwortete Hera die Frage. „Es hat sich auch erst im Laufe des Falles durch einen DNA-Test herausgestellt.“ „Und dadurch wurde aus der vermeintlich Bösen letzten Endes doch eine gute.“, sagte Tina. „Ganz genau. Seitdem haben uns die beiden Cousinen immer unterstützt, wo immer es nur ging. Auf die beiden ist Verlass.“ Bernd blickte beschämt zu Boden. „Dann ist wohl auch von meiner Seite eine Entschuldigung, fällig.“ „Es sei verziehen.“

„Also, Paul, dann lass mal hören, mit was für kriminellen Elementen Ihr es dieses Mal zu tun habt.“, sagte Alejandra. „Wir arbeiten für eine Versicherungsgesellschaft. Die Christchurch Insurance Limited. Ein neu gegründetes Unternehmen, das jetzt im Visier einer Bande von Versicherungsbetrügern steht.“ „Habt Ihr irgendwelche Namen?“ „Nein. Ich habe nur eine Personenbeschreibung, die mir unsere Klientin vor zwei Tagen mündlich gegeben hat.“

Am nächsten Morgen trafen wir uns mit den Cousinen zum Frühstück. „Was hatte es eigentlich mit dem Verkehrsunfall auf sich?“, wollte Hera wissen. „Der war fingiert. Der hatte nur den Zweck uns aufzuhalten und uns als Verursacher in ein schlechtes Licht zu rücken.“ „Jetzt wären Fotos von dem Lamborghini nicht schlecht. Dann wüsste ich, ob die PS-Schleuder in den Unfall verwickelt war.“, sagte Tina. „Nein, Tina. Der Unfallgegner war eine S-Klasse. Ich hab ein bisschen drauf geachtet, während du gefahren bist. Das war eine Warnung an uns, uns nicht zu tief in diese Sache einzumischen.“ „Ob der Benz auch bei unseren Klienten versichert war?“ „Dann hätte uns Lorena West auch die Dokumente für diesen Vertrag vorgelegt.“, warf ich ein.

Wir hatten uns gerade in die Lounge zurückgezogen, als Lorena West zu uns kam. „Haben Sie von dem Verkehrsunfall gestern gehört?“, fragte sie, nachdem sie sich gesetzt hatte. „Wir waren sogar Augenzeuge. Der Unfallgegner war ein Mercedes Benz 300 SD, wie er auf dem amerikanischen Markt angeboten wird.“ „Mich würde jetzt eines interessieren.“, sagte Bernd. „Und was?“ „War der Wagen bei Ihrer Gesellschaft versichert?“ Nein. Der Benz ist bei Berkshire Hathaway versichert.“ „Weiß man denn, wer der Besitzer dieses Fahrzeugs ist?“ „Klar weiß ich das, Señores. Der Mercedes gehört Lionel Debrett. Er ist der Vater von Nick Debrett. 404

Und diesem gehört der Huracan, der bei uns versichert ist. “ „Und was ist mit der Yacht, die Debrett Senior bei Ihnen versichert hat?“ „Sie meinen die „Ocean Breeze“? Als Eigentümerin ist Corinne Debrett eingetragen.“ „Was hat Berkshire Hathaway eigentlich wegen der Schadensregulierung unternommen?“ „Die Debretts haben heute den Antrag auf Schadensregulierung gestellt. Aber da man in Omaha, Nebraska 17 Stunden zurück ist, wird man dort mit der Bearbeitung erst heute beginnen. Bei uns wäre das dann schon morgen.“

„Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Miss West.“, sagte ich. „Welchen?“ „Sobald Sie eine Rückmeldung von Berkshire Hathaway bekommen, melden Sie sich bitte bei mir.“, sagte ich und gab Lorena West meine Visitenkarte. „In Ordnung.“

Nachdem Miss West gegangen war, erstellten Jelena und ich zusammen mit unseren Nachfolgern unseren Schlachtplan. „Also Leute. Aufgabenverteilung. Wer hängt sich an die Debretts?“, fragte ich. Jelena und Tina hoben die Hand. „Okay. Dann sehen wir uns im Yachthafen um, Bernd.“ An die beiden Cousinen gewandt sagte ich: „Und Ihr zwei Hübschen sprecht bei der Versicherungsgesellschaft vor. Sagt denen, dass sie ein Gutachten anfordern sollen, wenn der Lambo einen Unfall verursacht.“ „Ich denke, dass wissen die dort selbst. Aber wir werden mal mit dem Leiter der Werkstatt sprechen, in der der Benz steht.“, sagte Hera. „In Ordnung.“

Im Yachthafen von Christchurch sahen Bernd und ich uns um. „Was meinst Du, wo könnte die „Ocean Breeze“ ihren Liegeplatz haben?“, fragte Bernd. „Wenn es eine Hochseeyacht ist, dann dürfte sie bei den größeren Booten zu finden sein.“ „Das heißt also, den ganzen Hafen abklappern.“ „Nicht unbedingt Bernd. Der Hafenmeister wird uns weiterhelfen.“ „Und wenn er uns nicht helfen will? Schon mal daran gedacht, Du Stratege?“ „Geht nicht, gibt’s nicht. Zumindest nicht bei mir.“, sagte ich.

„Kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein, Gentlemen?“, hörten Bernd und ich eine Frauenstimme hinter uns. Wir drehten uns um und standen einer 1,57 m großen Frau mit braunen Haaren, die bis zu den Brüsten reichten gegenüber. Auffällig war auch das ovale Gesicht mit der grazilen Nase und den braunen Mandelaugen. Auch die prallen Brüste sorgten sicher dafür, dass so mancher Mann auf schmutzige Gedanken kam. Auch die sexy Beine und der schlanke sexy Körper sorgten bestimmt für manches Brett in der Hose. Auch die sinnlichen Lippen waren durchaus ein Hingucker. Bekleidet war die unbekannte Schöne mit einem schwarzen Kleid und schwarzen High Heels mit elfenbeinfarbenen Absätzen.

„Wir suchen den Hafenmeister.“, sagte Bernd. „Sie haben ihn gefunden. Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?“ „Können Sie uns sagen, an welchem Liegeplatz die „Ocean Breeze“ liegt?“ „Kommen Sie mit in mein Büro.“, sagte die Dame und ging voraus zu einer Wellblechbaracke, die am Ende eines Steges im Zentrum des Hafenbeckens lag. „Von hier aus habe ich den besten Blick auf den Hafen. Und mir entgeht nicht die kleinste Bewegung.“, sagte die Lady, als wir eintraten. „Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Frau…“ „Stone. Cataline Stone.“ „Nun Frau Stone. Sie sehen aus, als wären sie auf dem Weg zu einem Rendezvous. Mich würde 405

interessieren warum.“, sagte Bernd. „Nein, ich komme gerade von einer Party.“ „Nun Miss Stone. Ich würde vorschlagen, wir kommen zum Hauptgrund unseres Besuches zurück. Der „Ocean Breeze“.“, sagte ich. „Natürlich. Aber beantworten Sie beide mir bitte eine Frage, Gentlemen. Wieso interessieren Sie sich so für dieses Boot?“

„Wir sind Privatermittler und arbeiten für ein hier ansässiges Versicherungsunternehmen. Sie werden sicher verstehen, Miss Stone, dass wir uns nicht näher äußern dürfen.“, sagte ich. „Haben Sie Dienstausweise oder ähnliche Dokumente?“ Bernd und ich zeigten Cataline Stone unsere Ausweise. „Paul MacLain und Bernd Köhler. In Ordnung, Gentlemen. Ich helfe Ihnen. Die „Ocean Breeze“ hat Liegeplatz 15.“ „Gehört das Boot Corinne Debrett?“ „Ja.“ „Um was für ein Boot handelt es sich?“, wollte ich wissen. „Es ist ein italienisches Modell. Eine Pershing 140.“ „Hören Sie, Miss Stone…“ „Cat. Nennen Sie mich bitte Cat.“ „Ganz wie Sie wollen. Also Cat. Ich denke, wir können Ihnen ein bisschen mehr verraten. Die „Ocean Breeze“ wurde bei unserem Klienten von Lionel Debrett versichert.“ „Deswegen also Ihr Interesse. Na schön. Dann mal weiter im Text. Die Pershing Boote werden aus Aluminium gefertigt und können bis zu 38 Knoten schnell werden.“

Dann zog Cataline Stone eine der oberen Schubladen ihres Schreibtisches auf, und holte mehrere Fotos des gesuchten Bootes heraus. Dazu reichte sie uns ein Datenblatt. Auf diesem waren alle technischen Daten der „Ocean Breeze“ aufgelistet. Anhand dieses Blattes erfuhren Bernd und ich, dass die Yacht am 4. März 2020 in Forli, Italien vom Stapel gelaufen war. Das Boot war 43,30 m lang und 36,38 m breit. Die Maschine, ein MTU 16V2000 M96L leistete 2.600 PS. 18 Mann Besatzung wurden für diese Bootsklasse benötigt.

Dann sahen Bernd und ich uns die Fotos der Yacht an. Dort war ein Boot mit einem eleganten Rumpf und ebenso eleganten Aufbauten abgebildet. Auffällig war die Kante am Bug in der Nähe der Wasserlinie. „Danke für Ihre Hilfe, Cat.“, sagte ich und gab Miss Stone die Fotos und das Datenblatt zurück. „Keine Ursache. Wollen Sie sich noch an Bord umsehen?“ „Geht das denn so ohne weiteres?“, fragte Bernd. „Wenn das Boot zur Inspektion ansteht, dann schon.“ „Zur Inspektion?“ „Ja, Mr. Köhler. Die Sache ist die, wir müssen die Boote, die hier im Hafen ihren Liegeplatz haben auf ihre Sicherheit überprüfen. Wenn ein Boot in Ordnung ist, bekommt es die Freigabe. Andernfalls habe ich das Recht eine Festhalte für das betroffene Boot anzuordnen.“

„Müssen wir eine Uniform tragen?“ „Wenn Sie beide keinen Verdacht erregen wollen, wäre diese Maßnahme sinnvoll.“ Bernd meldete sich zu Wort. „Wie kooperativ ist Corinne Debrett in diesem Punkt?“, fragte er. „Sie wird uns keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Sie weiß, was auf sie zukommt, wenn sie quer schießt.“ „Heißt im Klartext?“ „Ich kann verschiedene Arten von Strafmaßnahmen verhängen. Das kann eine Geldstrafe sein, oder eine Gefängnisstrafe.“, sagte Cat Stone. „Mussten Sie schon mal gegen Miss Debrett eine Strafe verhängen?“, fragte Bernd. „Gegen sie nicht. Aber gegen ihren Bruder Nathan Cunningham.“ „Was haben Sie gegen Mr. Cunningham unternommen?“ „Ich habe ihn festnehmen und sein Boot 406

beschlagnahmen lassen.“ „Haben Sie das Boot durchsucht?“ „Das erübrigt sich ja wohl von selbst. Wenn wir ein Boot beschlagnahmen, dann haben wir auch die Befugnis es zu durchsuchen.“

„Bevor wir uns weiter mit dem Thema befassen, Cat, wäre es nicht naheliegender, zu überprüfen, ob die „Ocean Breeze“ zur Inspektion fällig ist, oder nicht?“ „Das ist schnell erledigt, Mr. MacLain.“, sagte Cat und fuhr ihren Laptop hoch. Nach dem Anmelden öffnete sie das Register der im Hafen liegenden Yachten. Dann tippte sie den Namen des Bootes in die Suchmaske ein. Sofort erschien der entsprechende Eintrag. „Ah ja! Da haben wir es. Also Gentlemen. Die „Ocean Breeze“ ist seit gestern zur Inspektion fällig.“ „Wie lange wird es dauern, bis der Inspektionstermin feststeht?“, fragte ich vorsichtig. „Drei Tage mindestens. Aber eher vier oder fünf.“ „Warum denn so lange?“, wollte Bernd wissen. „ich muss die Inspektion beim Eigentümer anmelden. Dann brauchen wir das ganze Equipment. Und das braucht Zeit. Ansonsten geht die Inspektion relativ flott.“

Zurück im Hotel trafen wir uns mit den anderen. „Und, wie ist es so gelaufen?“, fragte ich in die Runde. Hera und Alejandra berichteten als erste. „Der Benz hatte schon mal einen Unfallschaden. Wurde aber wieder zusammengeflickt. Der hätte eigentlich gar keine Zulassung haben dürfen.“, sagte Hera. „Also wurde nur halbherzig gearbeitet.“ „Dito.“ Tina meldete sich als nächstes zu Wort. „Wir haben die Familie Debrett beschattet. Lionel und sein Sohn Nick haben sich mit in einem Nobel-Restaurant mit einem Mann getroffen. Jelena hat Fotos gemacht.“ „Habt Ihr Erkundigungen über den Burschen eingezogen?“ „Haben wir. Der Mann heißt Burt Saxby. Er ist eine Art Versicherungsberater.“ „Ist das alles?“ „Mehr wollte uns der Besitzer des Restaurants nicht verraten. Aber ich hatte das Gefühl, dass er Angst hatte, Towarischtsch.“, sagte Jelena. „Na schön. Dann ist es jetzt an uns zu berichten. Die „Ocean Breeze“ ist ein italienisches Fabrikat aus dem Hause Pershing. Es handelt sich um das Topmodell 140. Das Boot ist seit gestern zur Inspektion fällig.“

„Außerdem wurde uns vom Hafenmeister, einer Frau namens Cataline Stone, versichert, dass uns Corinne Debrett keinerlei Schwierigkeiten machen wird.“, sagte Bernd. „Und was macht diese Person in diesem Punkt so sicher, Partner?“ „Miss Stone ist mal gegen den Bruder von Miss Debrett vorgegangen. Der Mann heißt Nathan Cunningham.“ Bei der Erwähnung dieses Namens wurde El Doberman hellhörig. „Der Name ist mir nicht ganz unbekannt.“, sagte Alejandra. „Kennst du ihn?“ „Na und ob. Das ist ne ganz linke Kanalratte. Nathan Cunningham hat für Hernando Guzman spioniert und ihn gewarnt, wenn Aktionen gegen sein Kartell geplant waren. Durch seine Informationen war es dem Pitbull möglich, rechtzeitig wichtige Beweise zu vernichten.“ „Und dafür wurde er von deinem Peiniger wahrscheinlich fürstlich belohnt.“, sagte Tina. „Das kannst du laut sagen. Hernando Guzman hat Nathan Cunningham ein Strandhaus in Tecura Bay geschenkt und unter anderem eine französische Hochseeyacht. Eine Couach 5000 Fly. Die Yacht trägt den Namen „Matauri Bay“.“ 407

„Ich gehe mal stark davon aus, dass dieses Boot hier in Christchurch seinen Liegeplatz hat.“ „Du bist sehr scharfsinnig, Bernd. Hätte ich so einem Jungspund wie dir gar nicht zugetraut.“ „Ich hab noch ganz andere Talente.“

„Ich denke, wir sollten die Aufgaben neu verteilen und die Teams wechseln. Bernd. Unsere Aufgabe wird sein, mehr über diesen Versicherungsberater herauszufinden.“ „Einverstanden, großer Meister.“ „Wer übernimmt die Inspektion der „Ocean Breeze“?“ Hera und Alejandra meldeten sich. „Gut. Jelena, Tina. Ihr zwei fragt Miss Stone, ob sie bei ihrer Aktion gegen Nathan Cunningham besagte Yacht, die „Matauri Bay“ beschlagnahmt hat. Außerdem solltet Ihr versuchen in Erfahrung zu bringen, was Miss Stone und ihre Leute bei der Durchsuchung des Bootes gefunden haben.“ „Geht klar.“

„Ich denke, für heute ist Feierabend, großer Meister.“ „Warum Bernd?“ „Die Sache ist doch die, vor morgen tut sich überhaupt nichts. Du vergisst, dass die Amis 17 Stunden zurück sind. Außerdem würde es Verdacht erregen, wenn wir Miss Stone noch einmal aufsuchen.“ „Und wie kommst du darauf?“, fragte Jelena. „Überlegt doch mal. Die Debretts werden uns im Auge behalten. Ich meine, die Familie wird ja wohl mittlerweile wissen, dass die Aktion mit dem Unfall ein Rohrkrepierer war.“ „Und sich zu einem Boomerang entwickeln könnte, der zu ihnen zu zurückkommt.“, ergänzte Tina. „In einem Punkt hast du Recht, Bernd. Viel können wir heute nicht mehr tun. Aber wir können versuchen, etwas über diesen Saxby rauszufinden.“, sagte ich.

In dem Augenblick betraten zwei Frauen die Lobby des Crowne Plaza. Es waren die Richardais-Zwillinge, die wir zuletzt in Rio de Janeiro wieder gesehen hatten. Nach einer herzlichen Begrüßung stellte ich Claire und Sylvie unsere Nachfolger vor. „Schade, dass Du und Jelena schon aufhört.“, sagte Sylvie. „Wir haben genug verdient. Ganz abgesehen davon, bin ich verlobt. Und ich will Kelly nicht zur Witwe machen, ehe sie verheiratet ist.“ „Ganz abgesehen davon haben wir mit Bernd und Tina zwei hervorragende Nachfolger aufgebaut.“ „Seit wann habt Ihr die beiden ausgebildet?“ „Seit Beginn unserer Zusammenarbeit.“

Später am Nachmittag trafen wir uns in der Cocktailbar. „Also Paul. Können wir euch irgendwie helfen?“, fragte Claire. „Wenn Ihr etwas über einen Mann namens Burt Saxby wisst, dann schon.“ „Wie sieht er denn aus?“ Jelena drehte ihren Laptop um, auf dem ein Bild unserer Zielperson zu sehen war. Das Foto zeigte einen Mann, der 1,88 m groß war und über einen athletischen Körperbau verfügte. Auffällig waren auch seine eiskalten braunen Augen. Das ovale Gesicht schindete ebenfalls Eindruck. Seinen Mund hatte Mister Saxby zu einem Lächeln geöffnet, sodass ein paar blendend weiße Zähne erkennbar waren. Seine langen dunkelbraunen Haare trug er offen. Der Bart an seinem markanten Kinn begann, an einigen Stellen zu ergrauen. Bekleidet war der Mann mit einem dunkelblauen Anzug, einem weißen Hemd, schwarzen Socken und schwarzen Herrenschuhen. Dazu trug er eine rot-gold gestreifte Krawatte.

Die Zwillinge sahen sich das Bild genau an. Dann nickten sie. „Die Type ist 408

uns nicht ganz unbekannt. Burt Saxby nennt er sich also jetzt?“ „Ja.“ „Das ist nicht sein richtiger Name. Und bevor Ihr auf die Idee kommt danach zu fragen, müssen wir euch leider enttäuschen. Den richtigen Namen weiß niemand. Und wer ihn kennt, schweigt.“ „Warum denn dieses?“, fragte Bernd. „Weil der Kerl jeden, der seine wahre Identität preisgibt, an den Füßen einbetonieren und versenken lässt. Und niemand will so ein Ende riskieren.“ „Verstehe. Aber was hat Mr. Saxby mit den Versicherungsbetrügern zu tun?“, wollte Jelena wissen. „Er ist der Kopf der Bande.“ „Wisst Ihr sonst noch etwas über ihn?“ „Das einzige, was wir euch noch sagen können, ist, dass er eine Versicherungsagentur betreibt.“

Jelena und ich tauschten einen wissenden Blick, der Bernd nicht entging. „Lasst uns an eurem Wissen teilhaben, großer Meister.“, sagte er. „Es ist nur eine Vermutung. Und du weißt selbst, dass Vermutungen nicht halbes und nichts Ganzes sind, Junior.“ „Trotzdem.“ „Ich gehe davon aus, dass unser Mann mit anderen Versicherern ein Kartell gründen will.“ „Das leuchtet ein. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum er seine Konkurrenten in den Ruin treibt.“, sagte Tina. „Da Burt Saxby die Gründung eines Kartells anstrebt, passt es ihm nicht in den Kram, wenn ein neues Versicherungsunternehmen gegründet wird. Neue Unternehmen könnten ihm Marktanteile streitig machen.“ „Du meinst also, dass dieser miese kleine Stricher Angst davor hat, als Mitbegründer eines möglichen Versicherungskartells von einem neuen Konkurrenten ausgestochen zu werden.“ „Hast du eine bessere Erklärung, Junior?“ „Ich denke, dass Herr Saxby keine weiteren Mitglieder im Kartell gebrauchen kann. Denn sonst müsste er den „Neuen“ ja auch Teile von dem Kuchen zugestehen.“, sagte Bernd. „Auch nicht schlecht.“ „Und genau so einleuchtend.“, sagte Tina.

„Ich denke, die Theorie mit dem Kartell ist die plausibelste Variante. Und dazu passt Bernds These, dass Burt Saxby keine weiteren Mitglieder im Kartell will. Aber ich habe den Verdacht, dass das Kartell für Burt Saxby nur die Vorstufe zum Monopol sein könnte.“, sagte Alejandra. „Wie kommst du darauf, Cousine?“ „Im Moment kommt Mr. Saxby an die großen nicht ran. Beziehungsweise ist finanziell nicht stark genug, um sie zu vernichten. Er muss sich also mit ihnen zu einem Kartell zusammenschließen, um nicht selbst zerstört zu werden. Aber wenn er finanziell stark genug ist, wird er seinen Kartellpartnern in den Rücken fallen.“ „Mann, du bist ja so scharfsinnig, wie du sexy bist.“, warf Bernd ein. „Danke für das Kompliment, Blanquito.“

Während wir in der Cocktailbar unseres Hotels saßen, hatte sich Burt Saxby mit Lionel Debrett getroffen. „Nun, Mr. Debrett, können Sie mir positive Nachrichten berichten?“ „Sie meinen bezüglich des Unfalls?“ „Nicht nur das. Mich interessiert viel mehr, wer die beiden Frauen waren, die Ihnen und ihrer Familie gefolgt sind.“ „Wie meinen?“, fragte Lionel Debrett überrascht. „Sie haben mich schon verstanden, Lionel. Sie und ihre Familie werden beschattet. Jede Wette, das sind Privatermittler.“ „Haben Sie schon eine Ahnung, wer uns an den Hacken klebt?“ „Die rothaarige habe ich noch nie gesehen. Aber die Brünette habe ich erkannt. Das ist Jelena Romanova. Die Juniorpartnerin von Paul McLain. Und wo sie ist, ist er nicht weit.“ 409

„Die beiden gelten als der Schrecken der Unterwelt.“, sagte Lionel Debrett. „Die beiden gelten nicht nur als der Schrecken der Unterwelt, sie SIND der Schrecken der Unterwelt. Nicht mal der Pate und El Pitbull konnten mit ihnen fertig werden.“ „Wie wäre es, wenn wir die Romanova und den Rotfuchs entführen, dann lässt uns Paul McLain in Ruhe.“, schlug Lionel Debrett vor. Doch Burt Saxby gefiel der Vorschlag gar nicht. „Geben Sie sich keinen Illusionen hin, Lionel. Paul McLain wird seine Juniorpartnerin nicht im Stich lassen. Das ist einer von der harten Sorte.“, sagte er. „Ein Befreiungsversuch?“ „Ja. Und zwar einer, der Erfolg haben wird. Paul McLain hat viele Freunde. Das mit der Entführung schlagen Sie sich lieber gleich aus dem Kopf.“ „Aber was können wir tun, um uns diese beiden Schnüffler vom Hals zu halten?“

„Da fällt mir schon was ein. Aber jetzt sollten wir uns um das naheliegende kümmern. Hat Berkshire Hathaway schon reagiert?“ „Noch nicht. Wir haben den Antrag auf Regulierung erst heute eingereicht. Außerdem weigert sich die Versicherung des Briefträgers zu zahlen.“, sagte Lionel Debrett. Burt Saxby ließ beinahe seine Kaffeetasse fallen. „Warum denn das?“, wollte er wissen. „Sie behaupten, dass der Unfall absichtlich herbei geführt wurde.“ „Haben die Brüder denn Beweise, die diese Behauptung stützen?“ „Es liegt ein Gutachten der Werkstatt vor, in die der Wagen gebracht wurde.“ „Unsere?“ „Nein, Sir. Es ist nicht die Werkstatt mit der wir zusammen arbeiten.“ „Das ist ärgerlich, aber nicht zu ändern. Aber warum hat man bei Berkshire Hathaway noch nicht reagiert?“ „Weil man in Omaha, Nebraska von der Zeit 17 Stunden hinter uns ist. Und außerdem wird es noch ein bisschen dauern, bis die Unterlagen beim zuständigen Sachbearbeiter liegen.“ „Eine kleine finanzielle Zuwendung sollte ausreichen, um zumindest die Bearbeitung zu beschleunigen.“, sagte Burt Saxby.

Kurz vor dem Abendessen kam Cataline Stone zu uns ins Hotel. Fragt nicht, wie sie herausgefunden hat, in welchem Hotel wir abgestiegen waren. „Ich hab ein bisschen Druck gemacht. Der Termin für die Inspektion der „Ocean Breeze“ ist am Montag. Werden Sie und Mr. Köhler pünktlich sein?“ „Hören Sie Cat. Aus taktischen Gründen haben wir die Teams gewechselt. Miss Arnakis und Miss Valderrama werden Ihr Inspektionsteam unterstützen.“ „Verstehe. Seid bitte um 8:30 Uhr morgens am 30.08. bei mir im Büro. Ruft an, wenn Ihr euch auf den Weg macht, Ladies.“ Mit diesen Worten drückte Cat Hera eine Visitenkarte mit ihrer Büronummer in die Hand.

„Bevor wir unser Abendessen einnehmen, würde ich gerne noch eines wissen.“, sagte ich. „Und was wäre das?“ „War die „Matauri Bay“ die Yacht, die Sie beschlagnahmt haben?“ „Ja. Warum wollen Sie das wissen?“ „Weil mich interessiert, was bei der Durchsuchung des Bootes herausgekommen ist.“ „Wir konnten einen Laptop sicherstellen. Allerdings war er durch eine Software geschützt, die den gesamten Inhalt der Festplatte verschlüsselt, sobald ein Unbefugter versucht, auf die gespeicherten Daten zuzugreifen.“ „Konnten Sie den Code knacken?“, fragte Bernd. „Das ist uns gelungen. Allerdings haben wir drei Wochen gebraucht, bis wir den Schlüssel geknackt hatten. Sie müssen wissen, dass sämtliche Algorithmen in Maori programmiert wurden. Und die Sprache beherrscht nicht jeder 410

in Wort und Schrift.“ „Können wir die Dokumente mal bei Gelegenheit einsehen?“ „Sie können sich heute Abend noch damit rumprügeln. Ich hab die Akte mitgebracht.“ „Vielen Dank.“ Nun schaltete sich Tina in unser Gespräch ein. „Ach bevor ich es vergesse: Eine Frage noch.“ „Ich höre.“ „Was wissen Sie über einen Mann mit Namen Burt Saxby?“ „Sie meinen Lionel Debretts Busenfreund? Über den weiß ich so einiges. Ihm gehört eine der Yachten hier in Christchurch. Das Boot trägt den Namen „Hephaistos“ und ist ein Modell von Astondoa. Eine 185 Steel. Diese Yacht ist knappe 184 Meter lang.“ „Nobel geht die Welt zu Grunde.“ „Was kostet so eine Yacht?“, wollte Jelena wissen. „Da geht unter 500.000 Dollar nichts.“ „Und das dürfte der Basispreis sein. Ich bin mir sicher, dass Extras aufpreispflichtig sind.“, sagte Bernd. „Da gebe ich dir Recht, Junior.“ „Leute, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir hängt der Magen bis zu den Kniekehlen.“, sagte Jelena. „Esst erst mal etwas. Dann berichte ich euch, was die Sichtung der entschlüsselten Dokumente ergeben hat.“

Nach dem Abendessen trafen wir uns mit Cat in der Cocktailbar unseres Hotels. „Nun Cat, was haben Sie für uns?“, fragte Bernd ohne Umschweife. „Die Dokumente, die wir entschlüsselt haben, enthalten mehrere Zahlungseingänge im zweistelligen Millionenbereich. Und bevor ihr fragt, dass besagte Konto wird von einer Bank auf den Cayman Inseln geführt.“ „Also ein Steuerhinterzieher.“ „Mich würde vor allem eines interessieren.“, sagte Tina. „Und was wäre das, Partner?“ „Von wem die eingegangenen Zahlungen getätigt wurden.“ „Ein Name, der mehrfach aufgetaucht ist, ist ein gewisser Hernando Guzman.“ „El Pitbull.“, sagte Alejandra. „Sie kennen ihn?“ „Ja, ich habe ihn gekannt. Leider, muss man sagen.“ Tina wollte nachhaken, doch Jelena gebot ihr mit einer gebieterischen Geste zu schweigen. „Ich erzähl dir die Geschichte, wenn wir mal allein sind, Tina.“, sagte El Doberman. „Sind noch mehr Namen aufgetaucht?“ „Nur zwei sind uns noch aufgefallen. Weil auch von denen mehrere Überweisungen getätigt wurden. Einer ist ein gewisser Dr. Michael Moriarty, der andere heißt Alain Prior.“ „Haben Sie sonst noch etwas gefunden?“, fragte ich. „Na und ob. Wir haben Kaufverträge für mehrere Immobilien überall auf der Welt gefunden. Für unsere Steuerbehörde stellt sich die Frage, wofür Nathan Cunningham so fürstlich bezahlt wird.“ „Ich denke, dass ich diese Frage beantworten kann. Zumindest was Hernando Guzman angeht.“

„Nathan Cunningham hat für Hernando Guzman spioniert. Er hat Informationen an ihn weitergegeben und ihn so vor Razzien gewarnt.“ „Und jetzt, wo der Pitbull in der Hölle schmort, sucht Mister Cunningham nach neuen Klienten.“ „Was ist eigentlich mit Dr. Moriarty und Alain Prior?“, stellte Tina eine nicht unerhebliche Frage. „Die sind hier in Neuseeland ein unbeschriebenes Blatt.“ „Was sind das eigentlich für krumme Vögel?“ „Bei dir ist wohl jeder verdächtig, Partner.“, sagte Tina. „Mein Instinkt sagt mir, dass die beiden Dreck am Stecken haben.“

Auf Jelenas Zimmer befassten wir uns mit der Akte, die uns Cataline Stone überlassen hatte. Tina suchte über Jelenas Laptop nach Informationen über den Doktor und Alain Prior. Über letzteren fand sie nichts. Wohl aber über Dr. Moriarty. „Ich hab was über unseren Doktor gefunden.“, sagte sie. „Dann lass mal hören, 411

Tina.“ „Dr. Michael Moriarty. Geboren am 14.10.1961 in Rayleigh, in der Grafschaft Essex. 1983 Medizinstudium an der Universität von Oxford mit Schwerpunkt Kardiologie. Hat Ende der 80er Anfang der 90er Jahre als Jahrgangsbester abgeschlossen. Von 91 bis 2000 Leiter der Kardiologie beim Charing Cross Hospital in London.“

„Und was ist danach aus ihm geworden?“ „Ab hier wird’s interessant. 2001 ist Dr. Moriarty unter mysteriösen Umständen verschwunden.“ „Einfach so?“, fragte Jelena. „Nein. 3 Tage vor seinem Verschwinden ist während einer Herz-Op eine Patientin verstorben. Der Assistenzarzt war sternhagelvoll wie eine Haubitze.“ „Hat wohl zu tief ins Glas geschaut.“ „Wohl eher in die Flasche. Dr. Trimble, so hieß der assistierende Arzt, hat sich an dem Tag so richtig volllaufen lassen. Die Gründe kamen nie ans Licht.“ „Und was macht Dr. Moriarty heute?“, fragte Bernd. „Er führt eine Kardiologieklinik auf den Cayman Inseln. Auf Little Cayman, wenn ihr es genau wissen wollt.“ „Der Mann muss ja Geld scheffeln wie Heu, wenn er sich über einen Zeitraum von 3 Jahren ein Honorar in Höhe von 2 Millionen Dollar monatlich für Mister Cunningham leisten kann.“ „Sein Vermögen wird derzeit auf 750 Milliarden Dollar geschätzt. Für den sind zwei Mille Peanuts. Das zahlt der mal eben aus der Portokasse.“

Hera hielt sich die Hand vor den Mund und gähnte hinein. „Leute, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann kaum noch die Augen offen halten.“, sagte sie. Ich sah auf meine Uhr. Sie zeigte 22:45 Uhr. „In Ordnung. Schluss für heute. Wir haben genug gearbeitet.“, sagte ich. Am nächsten Morgen trafen wir im Restaurant auf die Zwillinge. „Bon Matin, Paul. Ca va?“, fragte Sylvie. „Kann mich nicht beklagen. Und bei euch zwei Grazien?“ „Alles im grünen Bereich. Wie kommt Ihr eigentlich mit eurem Fall voran?“, fragte Claire. „Dank der Hilfe von Cat Stone konnten wir einige Zahlungen an Nathan Cunningham zurückverfolgen. Darunter auch der Pitbull, möge Gott seiner Seele nicht gnädig sein.“ „Und wer sind die beiden anderen?“, wollte Sylvie wissen. „Dr. Michael Moriarty, ein Kardiologe mit Praxis auf den Cayman Islands und ein Mann mit Namen Alain Prior.“ Bei der Erwähnung dieses Namens wurden die Zwillinge hellhörig.

„Sagt bloß, den kennt Ihr auch.“ „Nicht persönlich. Aber wir wissen so einiges über ihn.“ „Was haltet Ihr davon, wenn wir uns nach dem Abendessen am Pool treffen?“, fragte Jelena in die Runde. „Solange du deinen Laptop nicht IM Pool versenkst, kein Problem.“ Tina räusperte sich laut. „Was denn? Hab ich was Falsches gesagt?“ „Sei mal nicht so vorwitzig, Junior.“

Nach dem Frühstück trafen wir uns mit Lorena West in ihrem Büro. „Also, Señores. Berkshire Hathaway hat sich mit uns in Verbindung gesetzt. Die E-Mail kam heute morgen.” „Und was sagt man dort?“, fragte Tina. „Sie werden den Schaden am Benz nicht bezahlen. „War nicht anders zu erwarten.“ „Die Versicherung des Briefträgers zahlt auch nicht.“ „Auch das war vorauszusehen.“, sagte Jelena. „Sonst noch etwas, das wichtig sein könnte?“ „Ja. Lionel Debrett war gestern hier und hat einen BMW 750 Li bei mir versichert. Die Höhe der Versicherungssumme beträgt 412

500.000 Dollar.“ „Haben Sie auch Informationen bezüglich der Yacht?“ „Da müssten Sie mal meinen Kollegen Alan Painter fragen.“ „Wo finden wir ihn?“ „Sein Büro ist zwei Türen den Flur runter. Ich sage ihm, dass Sie kommen.“

Als wir das Büro erreichten, fanden wir die Tür verschlossen vor. In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. „Irgendetwas ist hier faul.“, sagte Bernd. Zum Glück kam gerade Lorena West, die mit Hilfe ihres Generalschlüssels die Tür öffnete. Der Anblick, der sich uns bot, als wir das Büro betraten, war entsetzlich. Alan Painter saß leblos an seinem Schreibtisch. Schaum lief aus seinem geöffneten Mund. „Zyankali.“, stellte Tina fest. „Das versteh, wer will.“ Auf dem Tisch entdeckte Jelena eine Akte. „Ich schätze, das hier ist der Grund.“, sagte meine Juniorpartnerin und hielt die Akte in die Höhe. „Können wir die mal mitnehmen?“ „Klar. Aber Wiedersehen macht Freude.“ „Sie können die Akte schon morgen wieder haben.“

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, trafen wir uns auf meinem Zimmer und beschäftigten uns mit der Akte, die wir auf Alan Painters Schreibtisch gefunden hatten. Tina sah sich gerade das Datenblatt des Bootes an. Dann pfiff sie leise durch die Zähne. „Was ist?“, fragte Bernd. „Der Kerl muss ja Geld haben wie Heu, wenn er sich eine Mondo Marine Classic 63 leisten kann.“ „Was kostet so ein Teil überhaupt?“ „Also hier musst du 1,5 Millionen hinblättern. So ein Modell ist immerhin 62,1 Meter lang und hat 2 MTU-Dieselmotoren.“ „Wir sollten versuchen herauszufinden, auf welche Weise Lionel Debrett seinen Lebensstil finanziert.“, schlug Bernd vor. „Ich sehe, du hast deine Hausaufgaben gemacht, Junior.“

„Wäre es nicht geschickter, erst mal Informationen über die Familie Debrett zu sammeln?“, warf Jelena ein. „Keine schlechte Idee.“ „Wir sollten aber diskret vorgehen. Nicht, dass die Debretts unsere Ermittlungen behindern.“, wandte Bernd ein. „Fragen wir doch mal eure Busenfreundin Kattie. Die kriegt bestimmt viel mit.“ „Einen Versuch ist es wert.“

Kurz vor dem Abendessen sprach ich mit Kattie. „Tut mir leid, Babe. Aber über die Familie Debrett weiß ich nada Granada. Aber ich kenne jemanden, der euch helfen könnte. Nikita Adams. Aber ich befürchte, sie wird euch nicht helfen wollen.“ „Warum denn dieses Kattie?“, fragte ich. „Weil sie wegen dir und Bernd zwei Tage im Knast geschmort hat.“ „Du meinst…“ „Genau. Die blonde Catcherin, der ihr noch in Frankfurt begegnet seid, war Nikita.“ „Deine Bekannte hat aber eine merkwürdige Art sich vorzustellen.“ „Zugegeben, Nikita hat sich auch nicht korrekt verhalten.“ „Na also.“ „Ich würde sagen, dass ganze war ein Missverständnis.“

Im Restaurant trafen wir die beiden Cousinen und die Zwillinge. „Also Freunde, wie stehen die Aktien?“, fragte Claire. „Wir machen Fortschritte. Allerdings hat sich ein Mitarbeiter der Versicherungsgesellschaft mit einer Zyankalikapsel selbst gerichtet. Wir haben aber die Akte sicherstellen können.“ „Außerdem habe ich vor dem Essen noch den Namen einer möglichen Kontaktperson in Erfahrung bringen können.“, sagte ich. „Wieso „möglichen“, Großer Meister?“ „Weil wir dieser Dame ziemlich übel mitgespielt haben. Du weißt, wen ich meine, Junior.“ Bernd, Tina und Jelena 413

starrten mich mit offenen Mündern an. „Die Kleine heißt Nikita Adams. Welche Rolle sie in diesem Fall spielt weiß ich nicht. Noch nicht.“ „Fakt ist, Miss Adams hätte uns reinen Wein einschenken sollen, und uns von vornherein sagen sollen, wer sie wirklich ist.“, sagte Tina. „Hat sie aber nicht getan.“ „Das habe ich Kattie auch gesagt.“ „Und was hat Kattie geantwortet?“, fragte Jelena. „Sie war dafür, diese Angelegenheit als Missverständnis zu behandeln.“

Nach dem Essen trafen wir uns am Pool. „Also. Machen wir Bestandsaufnahme. Wir wissen, dass Berkshire Hathaway den Schaden am Benz nicht reguliert.“, sagte ich. „Und wir wissen, dass Nathan Cunningham von mehreren Personen Zahlungen in Millionenhöhe erhalten hat. Darunter ein kolumbianischer Drogenbaron und ein englischer Herzspezialist.“ „Außerdem wissen wir, dass die Debretts zwei Megayachten besitzen, die in der oberen Preisklasse rangieren.“, sagte Bernd. „Dann wäre da noch der Suizid von Alan Painter mit der Zyankalikapsel.“ „Was hat das mit der Akte zu tun, die wir in seinem Büro sichergestellt haben?“ „Wahrscheinlich hatte er vor sie zu vernichten.“, sagte Jelena. „Woraus schließt du das?“ „Weil auf dem Schreibtisch ein Feuerzeug lag, Towarischtsch.“ „Wäre es nicht einfacher gewesen, die Unterlagen im Aktenvernichter zu shreddern?“ „Dann wären Papierschnipsel übrig, die wir wieder zusammensetzen können.“, meinte Tina. „Zu dumm, dass wir vergessen haben, das Smartphone sicherzustellen und den Festnetzanschluss von Mr. Painter zu überprüfen.“ „So, und warum, wenn man fragen darf?“ „Weil wir dann wüssten, mit wem Alan Painter zuletzt telefoniert hat.“

In diesem Augenblick tauchte Nikita Adams auf. Im Gegensatz zum Anreisetag trug sie nun einen dunkelblauen Badeanzug und ihre Haare offen. Offenbar suchte sie jemanden, denn sie sah sich aufmerksam um. Als sie uns dann entdeckt hatte, kam sie direkt zu uns an den Pool. „Sie können sich sicher vorstellen, dass ihre Majestät die Königin nicht gerade erfreut war, als sie von diesem unangenehmen Zwischenfall erfahren hat.“, sagte Nikita. „Hätten Sie uns gesagt, wer Sie sind, dann hätten wir uns diese Unannehmlichkeiten ersparen können.“ „Das sagen Sie so einfach, Mr. MacLain. Versetzen Sie sich mal in meine Lage. Ich hätte keinem von Ihnen sagen können, dass ich vom MI6 bin, ohne gleich das ganze Flugzeug zu informieren. Deshalb wollte ich Ihnen das Ganze unter zehn Augen eröffnen.“ „Warum diese Vorsichtsmaßnahme, Nikita?“, fragte Jelena. „Hat schon mal jemand von euch etwas von Mahmoud gehört?“ Bernd wurde hellhörig. „Ist das nicht ein weltweit gesuchter Terrorist?“ „Dito. In der Unterwelt nennt man ihn auch „Die Hyäne“.“ „Lassen Sie mich raten. Dieser Rotarschpavian war an Bord der Maschine.“, sagte Tina. „Volltreffer ins Schwarze.“ „Könnte es sein, dass Mahmoud es auf Sie abgesehen hat, Nikita?“, fragte ich. „Sie haben es erraten. Vor zwei Monaten habe ich einen Anschlag auf den mongolischen Präsidenten vereitelt. Mahmoud ist leider entkommen.“ „Bernd, jetzt hast du die Gelegenheit ein bisschen Wiedergutmachung zu leisten.“ „Halb so wild, ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie Privatermittler sind.“

„Sie arbeiten also beim britischen Geheimdienst. In welcher Funktion?“ „Ich bin Agentin mit Doppel-Null-Status.“ Bernd und Tina sahen mich fragend an. „Diese Lady hat die Lizenz zum töten und darf getötet werden.“ „Diese Beauty in die ewigen 414

Jagdgründe schicken? Wer das vorhat, dem hau ich eine Bratpfanne aus Gusseisen in die Fresse.“, sagte Bernd. „Na, na, na. Was sind denn das für Töne, Junior.“ „Eine Frage, Mister MacLain. Wieso nennen Sie Mister Köhler eigentlich „Junior“?“ „Er wird mein Nachfolger im Detektivbüro.“

Nikita Adams stützte sich am Beckenrand ab und kam zu uns in den Whirlpool. „Kattie sagte uns, dass Sie etwas über die Familie Debrett wissen.“ „Und da hat sie Ihnen nichts falsches erzählt. Aber wie alles haben diese Informationen ihren Preis. Sie wissen doch: Umsonst ist nichts. Noch nicht einmal Gevatter Tod. Der kostet nämlich das Leben.“ „Achtung Sarkasmus.“, sagte Bernd. „Ich schlage Ihnen einen Deal vor. Sie schaffen mir Mahmoud vom Hals und ich arbeite mit Ihnen zusammen.“ „Du wolltest doch jemandem, die Fresse einbeulen, Junior. Bitte. Tob dich ruhig aus.“, sagte ich. „Ist schon so gut wie erledigt.“ „Wissen Sie in welchem Hotel, sich diese räudige Hyäne aufhält?“, wollte Tina wissen. „Diese Information ist Top Secret. Versprechen Sie mir, dass Sie niemandem den Aufenthaltsort von diesem Arschloch verraten.“ „Sie haben mein Ehrenwort“, sagte ich. „Gut. Mahmoud residiert in der Ashford Motor Lodge.“

„Tina?“ „Ich bin dabei, Partner.“, sagte Tina. „Okay. Aber jetzt mal zurück zu unserem Fall. Sylvie, Claire. Was wisst Ihr über Alain Prior?“ „Monsieur Prior ist Börsenmakler an der Bourse de Paris. Der Mann gehört zu den Brokern. Er wurde am 24.12.1970 in Nizza geboren. Hat 1990 eine Ausbildung als Bankkaufmann gemacht und zeitgleich ein Studium in BWL an der Sorbonne Universite´ absolviert.“ „Da er auch über einen Zeitraum von zwei Jahren die Dienste von Nathan Cunningham in Anspruch genommen hat, muss da ja auch etwas vorgefallen sein, was ihn zu diesem Schritt veranlasst hat.“ „Oh ja. 2008 haben eine Menge Franzosen viel Geld durch die Finanzkrise verloren. Alain Prior wurde dafür zu Unrecht verantwortlich gemacht. Er hat es zwar geschafft, sich irgendwie wieder nach oben zu arbeiten, aber der Makel von 2008 hat seine Glaubwürdigkeit erschüttert. Bis er Nathan Cunningham engagiert hat.“

Die Besprechung dauerte bis 23:30 Uhr ehe sich jeder auf sein Zimmer zurückzog. Am nächsten Morgen, es war der 30.08.2020, machten sich Hera Arnakis und ihre Cousine schon nach dem Frühstück auf den Weg. Bernd und Tina befassten sich mit dem Terroristen Mahmoud. Jelena und ich versuchten mehr über Nathan Cunningham herauszufinden. Die Zwillinge wollten sich ausruhen und hatten sich auf ihr Zimmer zurückgezogen.

Ich ging nach draußen um ein bisschen frische Luft zu schnappen, als mir eine junge Frau mit braunen Haaren auffiel. Sie stand auf der anderen Straßenseite und blickte sich nervös um. Die Frau war 1,67 m groß und hatte einen sexy Körper und ebenso sexy Beine. Ihre braunen Haare trug sie offen und schulterlang. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen und den sinnlichen Lippen war ebenfalls hübsch anzusehen. Auch die breite Nase, fügte sich harmonisch in dieses Antlitz ein. Auch die prallen Brüste dieser jungen Dame waren ein Hingucker. Bekleidet war die unbekannte schöne mit einem schwarzen Kleid mit weißen Trägern und schwarzen High 415

Heels.

Die Dame überquerte rasch die Straße und kam auf mich zu. Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern, als sie mich ansprach. „Wo können wir ungestört miteinander reden?“ „Von mir aus auf meinem Zimmer. Aber bevor wir gehen, möchte ich eines klar stellen. Ich habe vor meiner Juniorpartnerin Jelena Romanova keine Geheimnisse. Alles was Sie mir zu sagen haben, kann sie ruhig mithören.“ Die Frau seufzte. „Wenn es unbedingt sein muss.“, sagte sie und verbarg die Enttäuschung nicht. „Wie gesagt, ich habe vor meiner Partnerin keine Geheimnisse. Jelena Romanova genießt mein uneingeschränktes Vertrauen.“ „Na schön. Machen wir es wie Sie wollen.“

Auf meinem Zimmer kam unsere unbekannte Besucherin zur Sache. „Zuerst sollte ich mich wohl vorstellen. Mein Name ist Alyssa Wilcox. Ich bin die Nachfolgerin von Alan Painter.“, sagte sie. „Was führt Sie zu uns, Miss Wilcox?“ „Ich habe heute Morgen den E-Mail-Verkehr von meinem Vorgänger durchgesehen. Da mir die ganze Sache etwas spanisch vorkam, bin ich damit zu meiner Kollegin Lorena West gegangen und die hat mich an Sie verwiesen.“ „Warum wollten Sie dann nicht, dass meine Partnerin mithört?“ „Ich war etwas nervös. Das werden Sie sicher verstehen.“ „Kann ich Ihnen nicht verdenken. Also, was haben Sie für uns?“, sagte Jelena. Alyssa Wilcox gab mir zwei Schnellhefter mit ein paar Dokumenten. „Was ist das?“ „Was Sie und Ihre Partnerin da in den Händen halten, ist der gesamte E-Mail-Verkehr von Alan Painter aus den letzten drei Wochen und die Telefonprotokolle seines Festnetzanschlusses und seines Smartphones aus demselben Zeitraum.“ „Sie wissen schon, dass Sie sich mitten ins Fadenkreuz der Betrügerbande manövriert haben.“, sagte ich.

Alan Painters Nachfolgerin sah mich fragend an. Doch es war Jelena, die an meiner Stelle die Frage beantwortete. „Was mein Partner Ihnen damit sagen will, ist, dass diese Betrüger nicht davor zurückschrecken werden, Sie zu töten, wenn sie herausfinden, dass Sie uns wichtige Informationen zugespielt haben, die uns helfen, die Bande hochgehen zu lassen.“ „Lange Rede, kurzer Sinn. Sie schweben in Lebensgefahr, Alyssa.“ „Und was raten Sie mir, jetzt zu tun?“ „Verlassen Sie Neuseeland. Noch heute.“ „Und was ist mit meinem Job?“ „Keine Sorge, wir regeln, das mit Ihrem Brötchengeber.“, sagte Jelena.

Gesagt, getan. Nach einem kurzen Anruf beim COO der Christchurch Insurance saß Alyssa Wilcox in Alejandras 747-8 und war auf dem Weg nach Kreta. El Doberman hatte das gerne veranlasst, hatte sie uns doch einiges zu verdanken.

Um 11:00 Uhr trafen wir uns mit den anderen auf Heras Zimmer zu einer kurzen Besprechung. „Also Freunde. Heute scheint unser Glückstag zu sein. Alan Painters Nachfolgerin hat uns heute mit ihrem Besuch beehrt und uns den gesamten E-Mail-Verkehr und die ganzen Telefonprotokolle vom Festnetz und vom Smartphone mitgebracht. Deswegen diese Blitzaktion.“ „Warum ist Frau Wilcox dieses Risiko überhaupt eingegangen? Das will mir nicht in den Kopf.“, sagte Tina. „Über ihre 416

Beweggründe können wir nur spekulieren, Tina. Fakt ist aber, dass sie uns die Bande mehr oder minder auf dem Silbertablett serviert hat.“ „Was ist eigentlich bei der Inspektion der „Ocean Breeze“ herausgekommen?“ „Miss Debrett hat keinerlei Probleme bereitet. Sie war sogar so freundlich und hat uns das hier mitgegeben.“, sagte Alejandra und gab mir eine Akte. „Damit befassen wir uns später. Bernd, Tina. Was habt Ihr herausgefunden?“ „Mahmoud hat sich in einem Cafe´ mit zwei Männern getroffen. Einer davon war Burt Saxby.“, sagte Tina. „Und der andere?“ „Das war mit 100%iger Sicherheit Lionel Debrett.“ „Woraus schließt Du das, Junior?“ „Wurde Debrett Senior von Miss West nicht als älterer Herr beschrieben?“ „Stimmt da war was.“ „Jede Wette, die Familie Debrett finanziert Mahmouds Attentate.“, sagte Tina.

„Und wie willst Du deine Theorie untermauern, Partner?“ „Sehen wir uns doch einfach mal die Dokumente an, die man uns zugespielt hat.“ Und wie Recht Tina mit ihrer Vermutung hatte, zeigte sich, als Jelena auf eine E-Mail von Mahmoud an Alan Painter stieß. Dummerweise war der Text verschlüsselt. Den jedoch eindeutigen Beweis entdeckte allerdings Alejandra. „Wann war der letzte Anschlag von Mahmoud?“, fragte sie in die Runde. „Vor anderthalb Monaten. Da hat er ein Attentat auf die Firmenzentrale der National Bank of Kenya in Nairobi verübt. Warum fragst Du?“ „Ratet mal, von wem er die Kohle für den Anschlag bekommen hat.“ „Von den Debretts nehme ich an.“, sagte Bernd. „Bingo! Und nicht nur den Anschlag. Die Familie hat Mahmoud auch die Gelder für den Anschlag auf das Kreuzfahrtschiff „Olympic“ im Jahr 2018 beschafft.“ „Und die Kohle verdienen die Debretts mit Versicherungsbetrug.“ „Danach sieht es aus.“

„In Ordnung. Bernd, Tina. Ihr zwei seid ja an Mahmoud dran. Habt Ihr schon einen Plan, wie Ihr ihn eliminieren wollt?“ „Erst mal müssen wir wissen, was er vorhat. Mahmoud gibt sich nicht damit zufrieden, nur Sachschaden anzurichten. Er will möglichst viele Menschen in den Tod reißen.“ Tina recherchierte mit Jelenas Laptop, welche Großveranstaltungen demnächst stattfinden sollten. „Ich glaub, ich hab was.“, sagte sie schließlich. „Was hast Du?“ „Jetzt am Wochenende findet ein Segelwettbewerb statt. Die Christchurch Sailing Classics. Die Veranstalter rechnen mit 80.000 Besuchern.“ „Ein lohnendes Ziel für Mahmoud.“

In dem Moment klopfte es an der Zimmertür. „Wer ist da?“, fragte ich. „Zimmerservice.“ „Ich habe nichts bestellt.“, antwortete Hera. „Darf ich trotzdem reinkommen?“ „Du bleibst draußen, Freundchen.“, sagte ich. „Na schön. Ganz wie Sie wollen. Dann eben auf die harte Tour.“, sagte die Männerstimme. Bernd und Tina postierten sich links und rechts von der Tür. Mein Nachfolger sah seine Partnerin an. Sie nickte. Bernd griff nach der Klinke und öffnete die Tür. Draußen stand ein Mann mit einer Heckler & Koch SFP9M. Der Typ hätte einfach nur abdrücken brauchen, um uns in die ewigen Jagdgründe zu schicken, aber er war sich seiner Sache wohl sehr sicher. Gemächlichen Schrittes betrat er Heras Zimmer. Allerdings schaute er weder nach rechts, noch nach links, als er durch die Tür ging. Bernd reagierte blitzschnell und zog dem Mann die Beine weg. Noch bevor er wieder auf die Beine kam, hatte ihn Tina mit einem Handkantenschlag ins Genick ins Reich der Träume geschickt. Bernd verpasste ihm die Acht und setzte ihn auf den Stuhl, der am 417

Schreibtisch gegenüber dem Bett stand.

Als der Kerl 10 Minuten später wieder zu sich kam, war er vollkommen orientierungslos. „Wo bin ich?“, fragte er benommen. „Ey! Mach dich ma grade, Du Fleischwurst!“ „Du bist ja wieder sehr feinfühlig, Partner.“, meinte Tina. „Der singt uns gleich ein schönes Lied wirst sehen.“ „Das kommt überhaupt nicht infrage!“, schrie der Mann. „Also an deiner Stelle würde ich das Maul aufmachen. Mein Partner kann nämlich ganz schnell ganz schön raubeinig werden.“, sagte Tina. In diesem Moment klopfte es erneut an der Tür. Hera öffnete einen Spalt breit. Draußen stand Nikita Adams. „Darf ich reinkommen?“ „Nur zu.“, sagte Hera und öffnete ganz.

Kaum war die Tür zu, staunte die MI6-Agentin nicht schlecht, als sie unseren Gefangenen sah. „Da ist euch aber ein dicker Fisch ins Netz gegangen.“ „Wie meinen Sie das?“, fragte Jelena. „Wisst Ihr, wer das ist?“ „Nein. Aber ich nehme an, SIE wissen es.“ „Klar weiß ich das. Das ist Kebir al Bakr. Spitzname „The Ferret“. Er ist nach Mahmoud einer der am meisten gesuchten Terroristen weltweit.“ „Der Typ sieht ja wirklich aus wie ein Frettchen.“

„Eine Frage, Miss Adams. Wissen Sie ob Mahmoud in der näheren Zeit einen Anschlag geplant hat?“ „Ja. Er will einen Anschlag auf die Christchurch Sailing Classics verüben. Viel Zeit bleibt nicht.“ „Tina?“ „Ab an die Arbeit.“ „Habt Ihr schon einen Plan, Junior?“, fragte ich. „Klar haben wir den. Tina, bist du so freundlich?“ Tina Kraus griff in ihre Handtasche und fischte einen Kugelschreiber heraus. „Was ist das denn?“, wollte Jelena wissen. „Äußerlich sieht es aus wie ein gewöhnlicher Kugelschreiber. In Wirklichkeit ist das ein raffiniertes Mordinstrument. Ein leichter Druck auf den Auslöser genügt und eine Nadel kommt zum Vorschein. Bei einem Einstich wird dem Opfer ein Gift injiziert. Es wirkt nicht sofort, aber nach einer gewissen Zeit stirbt das Opfer an Herzstillstand.“

„Was machen wir eigentlich mit unserem Frettchen?“, fragte Alejandra. „Wenn wir ihn den Behörden übergeben, lassen die ihn wieder laufen.“ „Aber bevor wir ihn ziehen lassen, drehen wir „The Ferret“ noch ein bisschen durch den Fleischwolf.“ Kebir al Bakr schluckte. Er wusste genau, was ihm bevorstand.

Nach einer halben Stunde wussten wir, was wir wissen wollten. Laut seiner Aussage beschaffte ein Mann namens Osbourne Manning den Sprengstoff für Mahmoud. Wie uns Kebir weiter verriet, war der Codename dieses Mannes „Sphinx“. „Wo finden wir ihn?“, fragte Bernd. „Im Club „Wunderbar“.“ „Na bitte. Geht doch auch ohne viel Schisslaweng.“, sagte Tina. Als wir Kebir al Bakr ziehen ließen, begleitete Jelenas Nachfolgerin den Terroristen noch zur Tür.

In dem Moment, als „The Ferret“ durch die Tür ging, verpasste ihm Tina mit dem Kugelschreiber einen Stich in den Allerwertesten. Offenbar hatte der Kerl davon nichts mitbekommen, denn er ging fröhlich pfeifend zum Fahrstuhl. „Ick jarantiere euch, wenn er det Hotel verlassen hat, jeht er druff.“, sagte Tina. „Was ist denn jetzt los? So hab ich ja noch nie reden hören, Tina.“ „Det is meene Berliner Kodderschnauze, Jelena. „Wie meinst Du das?“ „Wie ick dat meene? Ick bin 418

eene Berliner Göre.“ „Und aus welchem Stadtteil kommst Du?“, wollte ich wissen. „Kreuzberg.“ „Auch noch das Kiezviertel.“ „Ick kann nüscht für meene Herkunft.“ „Und was ist mit deinen Eltern? Wie haben die reagiert, als Du nach Frankfurt gegangen bist?“ „Det war die Idee von meener Mutter. Sie meente, det et besser is, wenn ick bei Tante Clarissa in Frankfurt lebe. Da würde ick nich so schnell uff die schiefe Bahn jeraten.“ „Was macht deine Mutter eigentlich beruflich?“, wollte Bernd wissen. „Det willste nich wissen, Partner.“ „Hätte ich sonst gefragt?“ „Okay, okay. Is jut. Meene Mutter is ne Bordsteinschwalbe.“ „Eine was?“ „Eine Prostituierte.“, erklärte Alejandra.

„Und was ist mit deinem Daddy?“ „Meen Alter? Den kann der Teufel holen.“, sagte Tina. „Warum denn dieses?“ „Weil er meene Mutter und mich an meinem 5. Geburtstag verlassen hat. Kam von der Arbeit, hat seinen ganzen Klumpatsch zusammengerafft und hat gemeint, wir wären nich mehr seine Familie. Wir müssten zusehen, wie wir alleene klar kommen. Er hätte ne neue Freundin und nur die wär wichtig. Seitdem hab ick ihn nich mehr jesehen.“ „Und wie war er als Mensch?“ „Meen Alter war ein richtiges Arschloch. Er hat Mama dat Leben zur Hölle jemacht. Nach außen hin Friede, Freude Eierkuchen. Aber hinter den Kulissen war er janz anders. Er hat Mama auf Übelste beleidigt und beschimpft. Sogar jeschlagen hat er sie. Und wenn sie im Bett nich so wollte, wie er wollte, dann hat er sie vergewaltigt. An dem Tag, als ick Jelena jetroffen habe, hatte ick grad die Nachricht erhalten, dat meen Alter ins Gras jebissen hat.“ „Was war denn passiert?“, wollte Jelena wissen. „Jemand hat ihn mit Blei volljepumpt. Meen Alter hat zuletzt als Schuldeneintreiber malocht. Und offenbar isser an jemanden jeraten, der keenen Spaß versteht. Geschieht ihm Recht, wenn man bedenkt, wat er Mama anjetan hat.“ „Hast du ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter?“ „Ick liebe sie, so wie sie ist. Sie war immer für mich da, wenn ich jemanden brauchte, der mir zuhört. Sie hat mich wenigstens ernst jenommen. Und ick erinnere mich noch, wat sie jesagt hat, als sie mich zu Tante Clarissa jeschickt hat. Sie sagte: „Es ist besser, du ziehst weg aus Kreuzberg. Ick will nicht, dat du ooch ne Nutte wirst, wie icke. Du sollst es einmal besser haben.“ Det waren ihre letzten Worte.“

Tina setzte sich aufs Bett, schlug ihre Hände vors Gesicht und fing an zu weinen. Und wer jetzt glaubt, dass dieses Seelengeständnis von ihr ihren Partner kalt gelassen hat, der irrt sich gewaltig. Bernd setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. „Sieh mich an, Tina.“, sagte er. Tina Kraus hob den Kopf, und sah ihrem Partner ins Gesicht. „Es ist mir egal, woher du kommst, oder ob deine Mutter eine Nutte ist oder nicht. Mir ist wichtig, dass ich mich auf dich verlassen kann und dass ich dir ohne Vorbehalte vertrauen kann. Und ich weiß, dass kann ich.“, sagte er. „Danke, Partner.“

Unten auf der Straße verspürte Kebir al Bakr einen leichten Krampf in der Herzgegend. Er hatte gerade die Straße überquert und eine Telefonzelle angesteuert, als sein Herz erneut verkrampfte. „The Ferret“ wurde nervös. Er betrat die Zelle und sah sich um. Als der Terrorist den Hörer abnahm setzte sein Herz aus. Er keuchte. Beim Versuch, die Nummer von Mahmoud zu wählen, gaben seine Beine Nach, der Hörer glitt ihm aus der Hand, und Kebir al Bakr fiel mit dem Rücken zuerst auf die Straße. Passanten, die den Vorfall beobachtet hatten, riefen sofort einen 419

Arzt. Nach 10 Minuten kam ein Krankenwagen. Direkt dahinter ein Holden Commodore aus dem Jahr 2017. Der Arzt, der ausstieg, begutachtete die Leiche. „Herzstillstand.“, sagte er dann zu den Polizisten, die eingetroffen waren. „Wie konnte es dazu kommen?“ „Wenn das Herz angegriffen ist, kann es durchaus zu einem plötzlichen Herzstillstand kommen. Eine Blutprobe wird Auskunft geben.“

Kattie, die gerade zur Arbeit ging, hatte ein bisschen was mitbekommen. Glücklicherweise war sie 20 Minuten zu früh dran, so dass sie uns aufsuchen und uns berichten konnte. „Herein.“, sagte Hera als Kattie klopfte. Jelena bemerkte sofort, wie aufgeregt die junge Brünette war, als sie das Zimmer betrat. „Wo brennts denn?“, fragte Bernd. „Gerade ist jemand gestorben.“ „Wo?“ „Hier auf der Straße. Der gerufene Arzt hat Herzstillstand als Todesursache diagnostiziert.“ „Verstehe. Hast du sonst noch was mitgekriegt?“, fragte ich. „Nur, dass man bei dem Toten eine Blutprobe entnehmen will, um herauszufinden, was den Herzstillstand verursacht hat.“ „Hast Du sonst noch Neuigkeiten für uns?“, wollte Jelena wissen. „Ich weiß, wo Ihr diesen Mahmoud findet.“ „Dann bitte.“ „Es gibt ein Straßencafe´ zwei Straßen weiter. Dort trinkt er meistens einen Kaffee und isst ein Truthahn-Sandwich.“ „Du bist ja recht gut informiert.“, sagte Tina. „Ich esse selbst dort. Und da kriege ich eine Menge mit. Im Moment trifft er sich mit Lionel Debrett und Burt Saxby.“ „Wie heißt denn der Laden?“ „The Haka.“ „Was für ein komischer Name.“

„Ich muss runter. Meine Schicht fängt an.“, sagte Kattie. Kaum war sie gegangen sagte Bernd: „Wer kommt denn auf so eine Schwachsinnsidee? „The Haka“. Der schwachsinnigste Name für ein Cafe´ den ich je gehört habe.“ „Ich denke, der Name soll den Traditionen der Ur-Einwohner Neuseelands huldigen.“, sagte Jelena. „Übrigens: Der Betreiber von dem Cafe´ ist ein Maori. Habs grad im Internet gesehen.“ „Und was hat das mit diesem „Haka“ zu tun?“ „Der „Haka“ ist der Kriegstanz der Maori. Die „All Blacks“, Neuseelands Nationalmannschaft führen ihn noch heute vor ihren Spielen auf.“, sagte Alejandra.

„Na schön. Back to Work. So wie es aussieht, hat euer kleines Mordinstrument funktioniert.“ „Hab ick doch jesacht.“, sagte Tina und fing wieder an zu berlinern. „Dann wisst Ihr ja, was Ihr zu tun habt.“, sagte Jelena. „Mahmoud anpieksen.“ „Genau. Also ab mit euch.“ Bernd und Tina machten sich auf den Weg. „Und was sollen wir tun?“, fragte Hera. „Könnt Ihr versuchen herauszufinden, ob jemand weiß, wer Burt Saxby in Wirklichkeit ist und der auch genug Cojones hat, uns aufzusuchen und mit uns zu reden?“ „Ist schon so gut wie erledigt.“, sagte Alejandra. „Und was machen wir beide, Towarischtsch?“, fragte Jelena. „Wir beide suchen Corinne Debrett auf und werden ihr mal auf den Zahn fühlen. Mal sehen, was sie weiß.“

Im Cafe´ hatten Tina und Bernd einen Platz im Außenbereich eingenommen. Sie saßen an einem Tisch, der in Mahmouds Nähe stand und an dem der Terrorist vorbei musste, wollte er mal aufs WC. Tina hatte ihr Smartphone gezückt und machte Fotos von Mahmoud. Auf den Bildern war ein 1,87 m großer Mann mit einem athletischen Körperbau schwarzen Haaren zu sehen, die an den Ohren etwas kürzer geschnitten waren. Die braunen Augen, im runden Gesicht blickten entschlossen drein. 420

Auffällig war auch der adrett geschnittene Zirkelbart. Die breite Nase fügte sich aber dennoch harmonisch in das Gesicht ein. Seinen Turban hatte Mahmoud auf dem Tisch liegen. Bekleidet war er mit einem weißen Hemd, einem blauen Sakko, schwarzen Socken und schwarzen Herrenschuhen. Dazu trug er eine blau-gold gestreifte Krawatte.

Neben dem Turban lagen ein Fernglas und eine Art Fernbedienung. „Jede Wette, dass ist ein Sender für einen Sprengsatz.“, sagte Bernd. „Denkst du, was ich denke?“ „Genau. Mahmoud will vor seinem geplanten Anschlag auf den Segelwettbewerb eine Generalprobe steigen lassen, um sicherzustellen, dass auch alles glatt läuft.“ „Wozu braucht er dann das Fernglas?“ „Gute Frage. Aber für mich gibt es nur eine logische Erklärung. Mahmoud hat auf einem Schiff den Sprengsatz versteckt, den er mit dem Sender zur Detonation bringen will. Und er braucht das Fernglas um zum einen das Schiff zu identifizieren, und zum anderen, um die Entfernung zu berechnen.“ „Macht Sinn.“, sagte Tina.

Um 14:00 Uhr tauchte eine Rauchfahne am Horizont auf. Eine halbe Stunde später tauchte ein Schiff auf. Es war 288 Meter lang und 49 Meter breit. Auffällig waren auch die vier Kuppeln auf dem Vorschiff. Der Rumpf des Schiffes war in einem hellen blau gestrichen, während die Aufbauten in weiß gehalten waren. „Ein Flüssiggastanker. Es würde mich nicht wundern, wenn der sein Ziel ist.“, sagte Bernd zu Tina. „Sollen wir eingreifen?“ „Nein. Denn dann würden wir nicht nur Mahmoud warnen, sondern auch die Familie Debrett.“ „Können wir wenigstens das Schiff identifizieren?“ „Einen Augenblick. Ich check das mal kurz.“ Bernd klinkte sich über sein Smartphone auf einen GPS-Satelliten ein und überprüfte sämtliche Schifffahrtsrouten rund um Christchurch. Schließlich fand er den gesuchten Tanker. „Alles klar. Hab ihn. Das Schiff, das gerade hier vorbeikommt, ist die „Dionysos“. 85.000 Tonnen. Fährt unter griechischer Flagge. Heimathafen Piräus.“

In dem Moment hatte Mahmoud den Sender für den Sprengsatz in die Hand genommen. Mit dem Fernglas las er den Namen des Schiffes und drückte dann auf einen Knopf. Auf der „Dionysos“ explodierte der vordere der vier Kuppeltanks. Danach gab es eine Kettenreaktion, denn es explodierte erst der zweite Tank, dann der dritte und zuletzt der vierte. Die Druckwellen der Explosionen ließen den Rumpf in zwei Teile zerbersten. Ein diabolisches Grinsen trat auf das Gesicht des Terroristen. „Warte bis er aufsteht, um mal für kleine Jungs zu gehen. Dann gib ihm saures.“, flüsterte Bernd Tina ins Ohr.

15 Minuten später stand Mahmoud auf und ging an Bernds und Tinas Platz vorbei. Tina tat so, als würde sie etwas schreiben. Als der Terrorist an ihr vorbeiging drehte sie sich um und piekste ihn in den Hintern. Mahmoud bekam auch wie Kebir al Bakr nichts davon mit. „In Ordnung. Job erledigt. Gehen wir zurück ins Hotel.“, sagte Tina. „Wollte ich gerade vorschlagen.“

Unterdessen waren Jelena und ich bei Corinne Debrett vorstellig geworden. Wir hatten sie auf ihrer Yacht angetroffen. Corinne Debrett war eine attraktive 421

Mittvierzigerin. Sie war 1,63 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper. Auch ihre sexy Beine waren nicht zu verachten. Nur bei der Oberweite war Miss Debrett nicht ganz so üppig ausgestattet. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen war ebenfalls ein echter Hingucker. Die Nase hätte ich jetzt als durchschnittlich bezeichnet, aber dennoch schien sie zu diesem Gesicht zu passen. Die sinnlichen Lippen fügten sich ebenfalls harmonisch in dieses hübsche Gesicht ein. Die braunen Haare waren schulterlang und bildeten am unteren Ende eine Dauerwelle. Bekleidet war Corinne Debrett mit einem beerenfarbnen Kleid und schwarzen High Heels.

„Guten Tag, Mr. MacLain. Guten Tag, Miss Romanova.“, sagte Corinne mit einer liebenswürdigen, sexy Stimme. „Woher wissen Sie wer wir sind?“ „Jeder hier in Christchurch hat schon von Ihnen beiden gehört. Was führt Sie beide zu mir?“ „Wir hätten gerne mit Ihnen über Ihren Bruder Nathan Cunningham gesprochen.“ „Kommen Sie an Bord.“ Corinne Debrett führte uns in einen großzügig eingerichteten Salon. Die Wände waren mit edlem Walnussholz getäfelt, während der Boden mit feinstem Brokat-Teppich gepolstert war. In einer Ecknische auf der rechten Seite war eine Minibar untergebracht. Auf der linken Seite war eine großzügige Sitzecke mit feinsten Veloursmöbeln verbaut worden. „Bitte setzen Sie sich doch. Darf ich Ihnen was zu trinken anbieten? Einen Whisky oder vielleicht einen Scotch?“ „Wir trinken nicht. Zumindest nicht im Dienst.“, sagte Jelena. „Ich kann Ihnen auch roten Traubensaft anbieten, wenn Ihnen das lieber ist.“ „Einverstanden.“

Schließlich saßen wir zusammen. „Sie wollten mich wegen meinem Bruder sprechen. Was wollen Sie wissen?“ „Aus den Unterlagen, die uns zugespielt wurden, geht hervor, dass Ihr Bruder oft Aufträge in Millionenhöhe erhält. Was macht er beruflich?“ „Nathan ist freischaffender Journalist. Sein Spezialgebiet ist das Aufdecken von handfesten Skandalen. Als Beispiel, der Skandal um Dr. Moriarty. Mein Bruder hat in einem Artikel die Wahrheit über Dr. Trimble enthüllt und kein Detail ausgelassen.“ „Und der Artikel Ihres Bruders war das Ende der medizinischen Laufbahn von Dr. Trimble.“ „Ganz genau. Zugegeben, dass mein Bruder für einen der mächtigsten Drogenbarone Kolumbiens gearbeitet hat, ist aus meiner Sicht moralisch verwerflich. Aber bei Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf.“ „Was war mit Alain Prior? Wieso hat der sich an Ihren Bruder gewendet?“, fragte ich. „Alain Prior wurde 2008 zu Unrecht beschuldigt, für den sozialen Absturz vieler Franzosen verantwortlich zu sein, weil diese durch die Finanzkrise ihr gesamtes Vermögen verloren haben.“ „Das wissen wir bereits. Und wir wissen auch, dass er sich wieder nach oben gearbeitet hat.“ „Aber wissen Sie auch, wem er den ganzen Schlamassel zu verdanken hat?“, fragte Corinne Debrett und zog eine Augenbraue nach oben. „Wissen Sie es?“ „Natürlich.“

Während wir uns mit Corinne Debrett unterhielten, war Mahmoud nach Hause gegangen. In seinem Zimmer schaltete er die Videokamera ein, um ein neues Video aufzunehmen. Als die Aufnahme startete sah er in die Kamera und sagte: „Hört meine Botschaft, Ihr Ungläubigen. Heute habe ich die „Dionysos“, einen 88.000 Tonnen Tanker von euch vernichtet. Jetzt am Samstag, wenn der Segelwettbewerb startet, werden der Besatzung des Schiffes noch viele von euch Ungläubigen 422

folgen. Allah ist mächtig! Allah Akbar!“

Bernd und Tina waren nach ihrer Aktion gegen den Terroristen ins Hotel zurückgegangen. An der Rezeption hatte Kattie Dienst. „Irgendwelche Neuigkeiten von Paul und Jelena?“, fragte Tina. „Sie haben sich mit Corinne Debrett getroffen. Sie wollen vor dem Abendessen wieder zurück sein.“

Noch während Mahmoud seine Botschaft online stellte, verriet uns Corinne Debrett, wer Alain Prior so übel mitgespielt hatte. „Alain Prior hat den Ärger einer Frau zu verdanken.“, sagte sie. „Wem?“ „Britta Olson.“ „Der Stiefmutter von unserer Sekretärin?“ „Moment. Hab ich das eben richtig verstanden? Magnus Olsons Tochter arbeitet als Tippse in Ihrem Büro?“ „So ist es. Es war der Wunsch ihres Vaters.“

„Ich kann Ihnen einiges über Britta Olson erzählen.“ „Und woher haben Sie Ihre Informationen?“ „Mein Bruder hat mir oft von seinen Recherchen erzählt. Und jedes Mal musste ich ihm hoch und heilig versprechen, niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen zu erzählen. Aber nun zurück zu Britta Olson. Es gibt auf der Welt nur eines, was sie wirklich liebt.“ „Und was wäre das?“ „Geld, Mr. MacLain.“ „Geld?“ „Ja, Geld. Sie kann gar nicht genug davon kriegen.“ „Ein Glück, dass diese Bitch jetzt im Knast schmort.“ „Ja, ich erinnere mich. Waren es nicht Sie beide, die dieses geldgeile Miststück hinter schwedische Gardinen gebracht haben?“ „Doch das waren wir. Aber wieso hat sie Alain Prior so übel mitgespielt?“ „Sie war auf sein Geld aus. Aber Ihr Plan ging nicht auf. Alain Prior hat einer anderen Frau das JA-Wort gegeben.“ „Wie jetzt?“ „Britta Olson ist eine Betrügerin. Sie ehelicht einen Mann mit einem dicken Portemonnaie und einem dazugehörigen Bankkonto. Dann reißt sie sich alles unter den Nagel, nur um dann die Scheidung einzureichen. Und vor dem Scheidungsrichter drückt Britta noch einmal ein bisschen auf die Tränendrüse und lässt sich die Scheidung noch einmal versüßen.“

„Wissen Sie, wer die Frau war, die Alain Prior damals geheiratet hat?“ „Ihr Name ist Chantal Toussaint. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit dem Dreh von Pornofilmen.“ „Verstehe. Britta Olson hat Gift und Galle gesprüht, weil eine Pornodarstellerin ihr den erfolgreichsten Broker von Paris vor der Nase weggeschnappt hat.“ „Ja. Aber danach haben die Probleme für Alain Prior angefangen. Britta Olson hat in den großen französischen Tageszeitungen Falschmeldungen lanciert, sodass der Eindruck entstanden ist, dass Monsieur Prior der Drahtzieher mehrerer verschleppter Insolvenzen war. Aber es ließ sich nicht beweisen. Dann kam 2008 die Finanzkrise.“ „Und da hat Britta Olson den Broker ordentlich zur Kasse gebeten.“ „Sie hat es zumindest versucht. Aber als sie feststellen musste, dass sie wieder scheitern wird, hat Britta die Betroffenen zu einer Klage gegen Alain Priors Arbeitgeber ermuntert. Aber die Klage wurde abgewiesen. Alain Prior wurde zwar nie juristisch belangt, dennoch war der Schaden angerichtet. Es hat 10 Jahre gedauert, bis der gute Ruf des Mannes wieder hergestellt war. In dem Jahr, in dem Sie beide Britta Olson haben hochgehen lassen, hat Alain Prior meinen Bruder zum ersten Mal kontaktiert.“, sagte Corinne. 423

Um 18:00 Uhr waren wir wieder im Hotel. Wir wollten gerade auf unsere Zimmer, als uns Bernd und Tina in die Arme liefen. „Na, großer Meister, hat sich euer Ausflug gelohnt?“, fragte Bernd. „Wir haben uns mit Corinne Debrett getroffen. Ich würde vorschlagen, dass wir uns nach dem Abendessen in der Cocktailbar treffen.“ „In Ordnung. Bis nachher beim Essen.“ Beim Abendessen hing jeder seinen Gedanken nach. Im Fernsehen lief eine Werbesendung, die für Reisen nach Neuseeland warb. Doch plötzlich ertönte das akustische Signal, das die Nachrichten ankündigte. Auf dem Bildschirm erschien das Logo von Television New Zealand. „Ist das nicht ein bisschen zu früh? Wir haben doch erst 18:35 Uhr und die Nachrichten kommen doch immer zur vollen Stunde.“, sagte Tina. „Ist bestimmt ne Sondersendung.“ Und wie Recht Alejandra haben sollte, zeigte sich, als der Nachrichtensprecher ins Bild trat. „Ladies and Gentlemen, wir unterbrechen unser laufendes Programm aufgrund einer Eilmeldung. Heute um 18:00 Uhr wurde der weltweit per Haftbefehl gesuchte Terrorist Mahmoud tot in seinem Hotel aufgefunden. Der herbeigerufene Arzt hat Herzstillstand als Todesursache diagnostiziert. Wie es zum Tode Mahmouds kommen konnte ist zurzeit noch unklar.“

Nach dem Abendessen trafen Jelena und ich uns mit den anderen in der Cocktailbar. Als jeder ein Getränk seiner Wahl vor sich stehen hatte, machten wir Bestandsaufnahme, wie Jelena und ich unsere Nachbesprechung des Tages immer genannt haben. „Also Freunde, was habt Ihr zu berichten?“, fragte ich in die Runde. „Ihr habt es ja in den Nachrichten gehört. Mahmoud ist tot. Wir haben unseren Auftrag also 1:1 ausgeführt, großer Meister.“ „Das war eine reife Leistung, Junior.“, sagte ich. Jelena schaltete sich nun ins Gespräch ein. „Paul und ich haben Corinne Debrett einen Besuch abgestattet und ihr ein bisschen auf den Zahn gefühlt. Ihr Bruder Nathan Cunningham arbeitet als freier Journalist und hat im Laufe seiner Karriere den einen oder anderen handfesten Skandal aufgedeckt. Unter anderem auch die Skandale um Dr. Moriarty und Alain Prior.“ „Sag nichts, lass mich raten, die Artikel von Nathan Cunningham sind den anderen zum Verhängnis geworden.“, sagte Hera. „Im Fall von Dr. Trimble trifft das zu. Nur im Fall von Britta Olson nicht. Sie hat sich unmittelbar nach Abweisen der Klage gegen Alain Priors Brötchengeber aus dem Staub gemacht, und Frankreich verlassen. Dann hat Sie Magnus Olson geheiratet. Er war vor 2 Jahren unser Klient. Unsere Sekretärin Brit Olson ist übrigens seine Tochter.“ „Was ist eigentlich aus Britta Olson geworden?“, fragte Bernd. „Sie sitzt hinter schwedischen. Aber heute ist sie hoch verschuldet. Laut Aussage von Corinne Debrett beläuft sich die Gesamtsumme auf 48 Millionen Euro.“ „Ach du heilige Rattenkacke! Wenn diese Schnepfe je wieder aus dem Knast rauskommt, dann wird sie für den Rest ihres Lebens ein Dasein in der Gosse fristen. Denn ihre ganzen Vermögenswerte dürften inzwischen vom Gerichtsvollzieher eingesackt worden sein.“, sagte Tina.

In diesem Augenblick betrat Nikita Adams die Cocktailbar. Ihre blonden Haare trug sie wieder offen. Allerdings trug sie dieses Mal ein rotes eng anliegendes Minikleid und schwarze Sandaletten mit silbernen Ornamenten. Schließlich hatte sie uns entdeckt und kam zu uns an den Tisch. Bernd schnappte sich einen Stuhl 424

von einem anderen Tisch und platzierte ihn so, dass Nikita sich setzen konnte. „Habt Ihr wieder eure Nachbesprechung?“, fragte sie ohne Umschweife. „Da haben Sie den Nagel absolut auf den Kopf getroffen.“ Ein Kellner kam. „Darf ich Ihnen was zu trinken bringen, Miss?“, fragte er. „Einen Singapore Sling.“ „Der geht auf meine Rechnung.“, sagte ich.

Als dann auch Nikita ihren Cocktail vor sich stehen hatte, fasste Tina noch einmal das zuvor besprochene zusammen. „Wie ich sehe, kann ich euch vertrauen. Also auf eine gute Zusammenarbeit. Und ab sofort, fällt das alberne „Sie“ weg. Nennt mich einfach Nikita.“ „In Ordnung. Hera, Alejandra. Konntet Ihr beide jemanden ausfindig machen, der die wahre Identität von Burt Saxby kennt?“, fragte Tina. „Haben wir. Wir konnten eine Frau ausfindig machen. Ihr Name ist Antonella Kimmel. Sie lebt hier in Neuseeland. Sie hat ein Strandhaus in Tecura Bay.“ „Dann werden wir ihr morgen mal einen Besuch abstatten.“ „Eine gute Idee. Aber danach sollten wir uns ins Hinterland verdünnisieren.“, sagte Nikita. „Und warum?“ „Weil uns die Familie Debrett ab sofort unerbittlich ins Fadenkreuz nehmen wird. Osbourne Manning wird seine Kohle sehen wollen. Wenn die Debretts nicht bezahlen können, dann wird die ganze Familie zu Fischfutter. Und da Mahmouds Tod auf euer Konto geht, seid ihr hier in Christchurch nicht mehr sicher. Aber ich kenne ein junge Frau. Ihr Vater ist Häuptling eines Maori-Stammes. Dort wären wir sicher. Denn die Maori sind nicht gerade zimperlich mit ihren Feinden.“ „Und was macht dich so sicher, dass uns die Maori helfen werden?“ „Dieser Stamm ist ziemlich schlecht auf die Familie Debrett zu sprechen. Immerhin hat Nick Debrett ein Stammesmitglied getötet. Und deswegen sind die Maori den Debretts alles andere als wohl gesonnen.“, sagte Nikita. „Was mir nicht ganz in den Schädel will, warum die Familie Debrett im großen Stil Versicherungsbetrug begeht.“ „Familie Debrett ist chronisch pleite. Ohne die Hilfe von Burt Saxby hätten die Debretts schon längst in Erzwingungshaft gesessen. Als Gegenleistung für seine Schuldenübernahme fordert Mr. Saxby von den Debretts, dass sie Mahmouds Terroranschläge finanzieren.“

„Und jetzt wo, Mahmoud tot ist…“ „Wird der Teufel los sein. Vor allem Burt Saxby dürfte richtige Schwierigkeiten bekommen.“ „Inwiefern, Nikita?“ „Nun ja, Burt Saxby ist Verbindungsmann einer weltweit operierenden Terrorgruppe. Mahmoud und Kebir al Bakr waren deren Topleute. Die Gruppe nennt sich „Kalifat von Baghdad“.“ „Ich schätze mal, dass uns diese Terrorbande auch ans Leder will.“, sagte ich. „Nur wenn sie wüssten, dass Ihr hinter dem Tod der „Hyäne“ und des „Frettchens“ steckt. Und das wage ich zu bezweifeln. „Bei Kebir al Bakr dürfte es auch so bleiben, weil du ihm das Gift im Hotel injiziert hast, wo es keine Zeugen gibt. Denn du hast ihm das Gift ja noch im Zimmer verabreicht. Bei Mahmoud dürfte mit 100%iger Wahrscheinlichkeit was durchsickern, da es sich bei dem Cafe´ um einen öffentlichen Platz handelt.“ „Da hat deine Mentorin nicht ganz Unrecht, Tina.“, sagte Nikita. „Eine Frage, Junior. Wie voll war das Cafe´? „Nicht sehr voll. Und Passanten sind auch kaum vorbeigekommen. Wahrscheinlich, weil die Mittagspause vorbei war.“

Am nächsten Morgen ging es dann los. Um 8:30 Uhr trafen wir uns. Vor dem Eingang des Hotels wartete Alejandras Stretch-Limousine mit laufendem Motor. 425

Wir fuhren zum Yachthafen, wo Alejandra eine Yacht liegen hatte. Es war eine Mondo Marine Classic 63. Das Boot trug den Namen „Elektra“ und war wie die „Aphrodite“ in Monaco registriert.

Um 9:00 Uhr fuhren wir los. Alejandra stand selbst am Steuer. Wir brauchten 4 Stunden um zu dem Haus zu kommen. Als wir dort ankamen, stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass das Haus über zwei Anleger verfügte. Ganz vorsichtig manövrierte Alejandra ihre Yacht an einen der Stege. Jelena und ich hatten gerade die Leinen befestigt, als Bernd und Tina ein Boot entdeckten, dass sich dem Haus mit hoher Geschwindigkeit näherte. Doch kurz vor dem zweiten Anleger drehte das Boot ab. „Was sollte das denn?“, fragte Tina. „Jede Wette, die Brüder wollten verhindern, dass Antonella uns die wahre Identität von Burt Saxby enthüllt.“ „Und als sie uns beim Anlegen gesehen haben, war Ihnen klar, dass wir schneller waren.“, ergänzte Jelena Heras Erklärung.

„Die hätten uns auch leicht erledigen können, Paul!“, rief Alejandra vom Steuerstand herab. „Und wie kommst du darauf, Alejandra?“ „Wir waren nicht ganz aufmerksam. Ich hatte genug damit zu tun, das Anlegemanöver durchzuführen. Du und Jelena wart mit den Leinen beschäftigt. Hera war unter Deck und Bernd und Tina haben das Boot ja auch erst ziemlich spät entdeckt.“ „Ich würde darauf tippen, dass das fremde Boot über Stealth-Eigenschaften verfügt und somit für unser Radar unsichtbar ist.“ „Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt, Towarischtsch?“, fragte Jelena. „Wie kommst Du darauf?“ „Weil die Stealth-Technologie ausschließlich dem Militär vorbehalten ist.“

Auf der fremden Yacht telefonierte der Anführer des Killerkommandos mit Burt Saxby. „Schlechte Nachrichten, Mr. Saxby. Die beiden Schnüffler waren schneller. Wir haben sie beobachtet, als sie mit ihren Begleitern am Haus angelegt haben. Das fremde Boot trägt den Namen „Elektra“ und fährt unter monegassischer Flagge. Wir haben das schon überprüft. Die Yacht gehört einer gewissen Alejandra Valderrama.“ „Kommt zurück ins Hauptquartier. Zeit für Plan B.“

Wir standen inzwischen vor dem Haupteingang des Hauses. In der Einfahrt konnte ich einen alten Mercedes 280 SE der Baureihe W108 aus dem Jahr 1972 entdecken, der in einem dunklen Blau lackiert war. Die alte Limousine war in einem Top-Zustand und sah aus, als hätte sie das Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim gerade erst verlassen.

Die Frau, die öffnete, war eine atemberaubende Schönheit. Sie war 1,70 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper. Auch die sexy Beine waren ein echter Hingucker. Ebenso wie die üppigen Brüste. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen war auch nicht von schlechten Eltern. Ihre schwarzen Haare trug sie offen, sodass sie bis zur Unterkante ihrer Brüste reichten. Die leicht grazile Nase fügte sich harmonisch in das Gesicht ein, wie auch die sinnlichen Lippen.

Normalerweise hätte ich an dieser Stelle die Kleidung der Dame beschrieben. 426

Doch bis auf ein Paar halterlose, schwarze Nylonstrümpfe und schwarze High Heels trug Antonella Kimmel gar nichts. Ihre Scham war unrasiert und wies einen ordentlichen Haarwuchs auf. „Man sagte mir, dass Sie sich dafür interessieren, wer Burt Saxby in Wirklichkeit ist. Bitte kommen Sie.“, sagte unsere Gastgeberin mit einer sexy Stimme, die einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.

Wir folgten Miss Kimmel ins Wohnzimmer. „Bitte setzen Sie sich.“, sagte Antonella und wies auf eine mit Velours bezogene Couch. Nachdem wir uns gesetzt hatten, nahm Antonella Kimmel in einem Ledersessel uns gegenüber Platz. „Bevor ich Ihnen erzähle, was ich weiß, möchte ich gern von Ihnen wissen, wer Sie sind und warum Sie sich so für Burt Saxby interessieren.“ „Paul MacLain. Privatermittler von Beruf.“ „Jelena Romanova. Privatermittlerin. Ich bin die Juniorpartnerin von Mr. MacLain.“ „Bernd Köhler Privatermittler.“ „Tina Kraus. Ich bin Bernd Köhlers Partnerin.“ „Von Ihnen und Ihrer Partnerin habe ich schon gehört, Mr. MacLain. Aber von Ihnen beiden leider noch nichts, Mr. Köhler.“ „Bernd Köhler und Tina Kraus werden unsere Nachfolge antreten, Miss Kimmel. Wenn mein Partner und ich uns zur Ruhe setzen, werden sie die Detektei übernehmen.“ „Das heißt…? „Das dieser Fall unser letzter sein wird.“, sagte ich.

„Nun denn. Nun, da ich weiß, woran ich bei Ihnen bin, werde ich Ihnen sagen, was ich weiß. Ich möchte mit einer Frage beginnen. Kennen Sie Hernando Guzman?“ „Wir sind ihm letztes Jahr im September begegnet, als wir auf Zypern im Einsatz waren.“ „Burt Saxby heißt in Wirklichkeit Pablo Guzman.“ „Ist er irgendwie mit Hernando Guzman verwandt?“ „Er ist sein älterer Bruder.“ „Ja leck mich doch.“, sagte Bernd. „Was macht er hier in Neuseeland?“ „Er kam letztes Jahr im Oktober hierher.“ „Und einen Monat davor hat mein Peiniger das Zeitliche gesegnet.“ Antonella sah El Doberman fragend an. „Mein Name ist Alejandra Valderrama. Mein Spitzname ist „El Doberman“. Hernando Guzman hat mich 10 Jahre in seinen Drogenküchen ausgebeutet und meinen Sohn als Geisel genommen. 17 Jahre hat er mich seelisch gequält. Meine Cousine Hera Arnakis und ich haben dem Pitbull die Lampen ausgeknipst.“

„Was wissen Sie sonst noch über Pablo Guzman?“, fragte Tina. „Das kommt darauf an, was Sie wissen wollen.“ „Mich würde zum Beispiel interessieren, was der Bruder des Pitbull mit den Terroristen zu schaffen hat.“, sagte Jelena. „Er fungiert als Ausbilder in den Terrorcamps. Pablo Guzman bringt den Arabern die Guerilla-Taktiken der kolumbianischen Drogenkartelle bei. Dann zeigt er ihnen, wie man Sprengsätze baut, die eine hohe Anzahl an Menschenleben fordern.“

Plötzlich knackte es in meinem Headset. „Paul, hörst du mich? Hier ist Nikita.“ „Empfang klar und deutlich. Was hast Du?“ „Das fremde Boot kommt zurück. Und zwar mit Volldampf. Wir sollten uns schleunigst vom Acker machen.“ „Verstanden. Miss Kimmel, Sie sollten besser mitkommen. Ich bin mir sicher, dass die Kerle Sie umbringen wollen, weil Sie uns geholfen haben.“, sagte Tina. „Einverstanden.“

Über den Hinterausgang gelangten wir ungesehen zur „Elektra“. Alejandra 427

hatte zum Glück die Motoren laufen lassen. Wir hatten gerade die Leinen losgeworfen, da gab Alejandra Vollgas und hätte beim Wenden beinahe den Steg zertrümmert. Heras Cousine riss das Steuer herum und hätte beinahe das heran kommende Boot gerammt, wenn dessen Skipper nicht ein überhastetes Ausweichmanöver gestartet hätte. Dieses Ausweichmanöver rettete uns den Arsch, denn das feindliche Boot lief auf eine Untiefe auf. An Bord wurde alles durcheinander gewirbelt. Pablo Guzman alias Burt Saxby wurde zu Boden geschleudert und schlug sich den Hinterkopf auf dem harten Boden an.

Auf der „Elektra“ hatten wir mitbekommen, wie die Gegenseite mit ihrem Boot Grundberührung hatte. „Das wird wohl einige Zeit dauern, bis die Brüder ihr Boot wieder flott kriegen.“, sagte Nikita. „Auf jeden Fall. Und die Havarie unserer Gegner wird uns einen ordentlichen Vorsprung verschaffen.“

Alejandra verringerte die Geschwindigkeit und wir fuhren weiter. An Bord des fremden Bootes wurde alles versucht, dieses wieder flott zu kriegen, um die Verfolgung aufnehmen zu können. Pablo Guzman musste hilflos mit ansehen, wie die „Elektra“ immer kleiner wurde. „Meine Fresse! Kommt Ihr Tranfunzeln auch mal in die Puschen, oder muss ich alles alleine machen?“, sagte er aufgebracht. „Wir müssen die Flut abwarten.“ „Aber dann sind Paul MacLain und seine Freunde über alle Berge.“ „Außerdem müssen wir das Boot auf etwaige Schäden überprüfen.“ „Sagen Sie mal, sind Sie taub?“ „Nein, bin ich nicht. Ich weiß sehr wohl, wie viel Ihnen daran liegt, diese Schnüffler in die Hand zu kriegen. Aber Fakt ist, wir kommen erst mit der Flut frei.“ „Wir haben doch Sprengstoff an Bord. Den wollte ich eigentlich bei Antonella unter dem Auto verstecken und ihn zünden, wenn sie im Auto sitzt. Da dies aber unter den gegebenen Umständen nicht möglich ist, könnten wir doch den Felsen, auf dem wir aufgelaufen sind, damit weg sprengen.“ „Sicher, das wäre eine Möglichkeit. Aber eine gefährliche, wenn ich das mal so sagen darf. Sehen Sie, die Druckwelle könnte den Rumpf so stark beschädigen, dass das Boot Leck schlägt und wir mit den Fischen zu Abend essen.“, sagte der Skipper. Pablo Guzman musste sich eingestehen, dass der Skipper seines Bootes Recht hatte.

„Na schön. Dann zurück nach Christchurch. Wir fliegen mit dem Hubschrauber. Ich telefoniere mal mit den Debretts und sage ihnen Bescheid, dass sie sich bereithalten sollen. Das große Finale beginnt.“ Unterdessen hatten wir mit Nikitas Hilfe einen Wasserarm gefunden, der ins Landesinnere führte. Alejandra hatte den Motor abgestellt und wir manövrierten die „Elektra“ mit Staken durch die Mangroven. Schließlich erreichten wir eine Bucht mit einer Höhle, die so groß war, dass wir Alejandras Yacht bequem darin verstecken konnten. Auch eine Anlegestelle war vorhanden. Wir befestigten die Leinen und machten es uns erst mal gemütlich.

Doch dann fiel Tina etwas nicht ganz unwesentliches ein. „Haben wir überhaupt Vorräte an Bord? Und wenn ja, wie lange sind die haltbar?“, fragte sie in die Runde. „Ich befürchte nein. Aber wir haben die Möglichkeit uns bis zu einem gewissen Grad selbst zu versorgen.“ „Und wie stellst Du dir das vor, Cousine?“, wollte Hera wissen. „Mir ist einmal die Flucht aus einem von Hernando Guzmans Drogenlaboren 428

geglückt. Es hat zwei Wochen gedauert, bis seine Häscher mich aufgespürt hatten. In der zeit hab ich mich selbst versorgt. Entweder mit Speerfischen, oder mit verschiedenen Jagdtechniken.“ „Als ich noch beim SAS war, haben wir bei den Trainings auch immer Überlebenstraining gehabt.“

„Und wie sieht es mit der Tier- und Pflanzenwelt hier in Neuseeland aus? Die dürfte sich ja wohl von der in Kolumbien unterscheiden. Also dürfte es hier Tiere und Pflanzen geben, die für uns gefährlich sein können, weil sie giftig sein könnten.“ Bernd hatte diesen nicht ganz unerheblichen Einwand vorgebracht. „Ich finde mein Partner hat Recht. Solange wir nicht wissen, welche Tiere und Pflanzen wir ohne Gefahr essen können, sollten wir versuchen, auf andere Weise was Essbares zu organisieren.“

Gegen Abend kam Nikita zurück. Doch sie war nicht allein. Eine junge Frau hatte sie begleitet. „Tut mir leid, dass ich einfach los gegangen bin, ohne etwas zu sagen. Der Stammeshäuptling hat mir durch Boten eine dringende Nachricht überbracht.“ „Mit anderen Worten, er wollte dich sofort sehen.“ „Und bei ihm parierst Du besser. Sonst reißt Machise Epiha dich nämlich in Stücke.“, sagte Nikita. „Heißt im Klartext?“, fragte Tina und beugte sich so weit über die Reling, dass Bernd ihr in den Ausschnitt gucken konnte. „Das willst du nicht wissen.“ Hera räusperte sich. Erst jetzt bemerkte Tina, was Bernd machte. „Gefällt dir, was Du siehst, Du Ferkel?“, fragte sie schroff. „Sorry. Aber deine Hupen sind nun mal nicht zu verachten.“ „Letzte Warnung, Kollege. Noch so eine sexistische Bemerkung und wir sind die längste Zeit Partner gewesen. Ist das klar?“ Da platzte Jelena der Kragen. „ES REICHT JETZT!“, brüllte sie Bernd und Tina an. Tina wollte etwas erwidern, doch Jelena ließ weder sie noch Bernd zu Wort kommen. Für die Standpauke, die nun folgte gibt es keine passende Beschreibung.

Ich habe es in den zwei Jahren, die ich mit Jelena zusammen gearbeitet habe, noch nie erlebt, dass meine Partnerin so einen heftigen Ausraster gehabt hat. Als Jelena dann endlich fertig war, sprach keiner ein Wort. Meine Partnerin kochte innerlich vor Zorn. Und in diesem Zustand ist sie unberechenbar. Da reicht dann schon der kleinste Lapsus und Jelena wird zu einer Furie die eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Tinas Mentorin wandte sich ab und verschwand im Inneren der „Elektra“. Ein klares Zeichen, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte.

Ich beschloss an Land zu gehen, um mir anzuhören, was Nikita zu berichten hatte. „Die Maori werden uns helfen.“, sagte sie ohne Umschweife. „Gut zu wissen.“ „Dich bedrückt doch etwas, Paul. Also was ist es?“ „So wie eben hab ich meine Partnerin noch nie erlebt. Hoffentlich beruhigt sie sich bald wieder. Da fällt mir ein: Wann werden wir von Machise Epiha erwartet?“ „Schon morgen.“, sagte das Mädchen. „Sie haben mitbekommen, was sich gerade abgespielt hat. Jetzt hilft nur noch beten, dass meine Partnerin Jelena Romanova sich bis morgen wieder einigermaßen im Griff hat. Sonst seh ich schwarz.“

Zu meinem Leidwesen dauerte es ganze 4 Tage, bis sich Jelena wieder 429

einigermaßen beruhigt hatte. Und es dauerte noch einmal zwei Tage, bis sich ihr Blutdruck wieder auf Normalniveau eingependelt hatte. Erst am 6.9.2020 war bei Jelena wieder alles so weit in Ordnung, dass wir den Stammeshäuptling aufsuchen konnten. An jenem Morgen durfte ich meine Partnerin zum ersten Mal seit ihrem Wutausbruch sehen. Sie lag auf dem Bett und starrte Gedanken verloren an die Decke. „Alles in Ordnung?“, fragte ich vorsichtig. „Es geht so. Ich fühle mich hundeelend.“ „Weil Du Bernd und Tina in ihre Schranken gewiesen hast?“ „Da.“ „Aus meiner Sicht war dein Rüffel absolut gerechtfertigt. Bernds Verhalten war absolut unprofessionell.“ „Hast du mit ihm gesprochen?“ „Ja, hab ich.“ „Und wie hat er reagiert?“, fragte Jelena. „Es hat ihm leid getan. Er ist dann gleich zu Tina und hat sie um Verzeihung gebeten.“ „Und?“ „Sie hat ihm vergeben. Hat ihm aber klar gemacht, dass er zusehen soll, dass so etwas nicht noch mal vorkommt.“ „Womit sie nicht ganz Unrecht hat, Towarischtsch.“ „Allerdings ist Tina auch nicht ganz unschuldig, Jelena.“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Deine Nachfolgerin hat es ja geradezu provoziert, dass Bernd ihr in den Ausschnitt guckt, als sie sich so lasziv über die Reling gebeugt hat.“ „Verstehe. Meinst Du, die beiden haben was miteinander?“, fragte Jelena. „Wenn ich das wüsste.“

Jelena wollte gerade eine Frage stellen, als Tina den Kopf zur Tür hereinsteckte. „Was gibt’s Tina?“ „Amy, die Häuptlingstochter ist da. Ihr Vater erwartet uns.“ „Und wann?“ Wir sollen sofort aufbrechen. Frühstück gibt’s dort. Machise Epiha ist ziemlich ungehalten, dass wir ihn eine Woche haben warten lassen.“ „Wie lange brauchen wir bis zu der Siedlung?“, fragte ich. „10 Minuten.“ „Schaffst Du das, Jelena?“ „Ich denke schon. Aber eine Frage noch, bevor wir losgehen. Ist Amy alleine gekommen?“ „Nein. Zwei Maori-Krieger haben sie begleitet. Sie nennen sich Nugget und Donk.“ „Was sind denn das für Burschen?“ „Nugget ist ein Schlacks und Donk ist ein Wandschrank.“

Wir brachen auf. Da Jelena etwas schwach auf den Beinen war, musste ich sie stützen. Trotzdem brauchten wir nur 10 Minuten von unserem Versteck zur Maori-Siedlung. Als wir dort eintrafen, brach Jelena beinahe zusammen. Amys Vater sah dies mit Entsetzen. Der Häuptling war eine beeindruckende Erscheinung. Er war beinahe 1,90 m groß und besaß einen athletischen Körperbau. Machise Epiha war am ganzen Körper mit Maori-Symbolen tätowiert, die alle seine Stellung innerhalb des Stammes symbolisierten. Das ovale Gesicht mit den stechend braunen Augen verriet keinerlei Emotionen. Nur anhand des Ausdrucks in den Augen konnte man erkennen, was der Maori-Häuptling empfand. Seine schulterlangen, schwarzen Haare hatte Machise Epiha zu Dreadlocks geflochten und seinen Backen- und Kinnbart adrett zurückgeschnitten. Auch die breite Nase passte irgendwie in das Gesicht dieses Mannes.

Bekleidet war Machise Epiha mit einem Baströckchen mit roter Bauchbinde, einer schwarzen Unterhose und einem Federkranz auf dem Kopf. „Sind das deine Freunde, Nikita?“, fragte der Häuptling mit einer tiefen Bassstimme, die ein bisschen an Bud Spencer erinnerte. „Ja, das sind sie. Paul MacLain, Jelena Romanova, Bernd Köhler, Tina Kraus, Hera Arnakis und Alejandra Valderrama“ „Seid willkommen. 430

Ich sehe, dass es Ihrer Partnerin nicht gut geht, Mr. MacLain. War das der Grund für die Verzögerung?“ „Bedauerlicherweise lautet die Antwort „Ja“, Hoheit. Meine Partnerin hatte einen ziemlich heftigen Wutausbruch.“ „So was kommt in den besten Familien vor.“, sagte der Häuptling. „Ihr Blutdruck war ziemlich hoch und so konnten wir es nicht riskieren, Sie und ihren Stamm aufzusuchen, weil wir Komplikationen befürchtet hatten.“ „Wann haben Sie und die anderen eigentlich das letzte Mal richtig geschlafen?“ „Na ja, wenn Sie mich so fragen, das ist schon ne Weile her, Hoheit.“ Der Häuptling rieb sich nachdenklich das Kinn. „Dann ruht euch erst mal aus und esst erst mal was, bevor euch eure Mägen bis zu den Kniekehlen hängen. Alles Weitere klären wir später.“

Später am Tag, die Sonne hatte ihren Zenit längst überschritten kam Amy zu uns. „Mein Vater wünscht euch zu sprechen.“, sagte sie und ging wieder. Als wir aus der Hütte kamen, hatte sich der gesamte Stamm versammelt. Auf einer aus Bambusrohren errichteten Empore saß der Häuptling auf seinem Thron. Links von ihm stand seine Tochter. Amy war 1,73 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper. Wie ihr Vater verzichtete sie auf Schuhwerk. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen war hübsch anzusehen. Auffällig waren auch die Tätowierung an der Kinnspitze und die schwarz geschminkten Lippen. Ihre Haare trug Amy Epiha offen, sodass sie bis zu ihren Brüsten reichten. Auch ihre üppigen Brüste fielen sofort ins Auge. Die Nase war etwas zu breit geraten, fügte sich aber dennoch harmonisch in Amys Gesicht ein.

Bekleidet war die Häuptlingstochter mit einem weiß-blauen Bastkleid mit schwarzen Bambus-Applikationen und einem weißen Oberteil in welches rote und schwarze Maori-Symbole eingearbeitet waren. Auf dem Kopf trug Amy eine Art Federschmuck, der vermutlich ihren Status als Prinzessin unterstreichen sollte. An ihrer Stirn trug sie einen Reif, der wie eine Spirale aussah. Auch das Mädchen hatte wie sein Vater einen gebräunten Teint.

Doch dann entdeckte ich einen zweiten Thron, rechts vom Häuptlingsthron. Er war leer. Daneben stand ein junger Mann. Der Junge war nicht älter als 28 Jahre, war 1,87 m groß und war athletisch gebaut. Seine schwarzen Haare hatte er, genau wie sein Vater zu Dreadlocks geflochten. Auffällig bei dem jungen Maori waren die braunen Mandelaugen, während Amy normale Augen hatte. Die Mandelaugen verrieten die polynesischen Wurzeln der Maori. Außerdem fielen mir die wulstigen Lippen und der gebräunte Teint auf. Das ovale Gesicht war mit einer Durchschnittsnase gesegnet, die aber dennoch irgendwie zu dem Gesicht passte. Wie sein Vater trug der junge Krieger einen Bart. Allerdings nur einen Schnauz- und einen Kinnbart.

Bekleidet war der Maori wie sein Vater mit einem rot-weißen Bastrock und einer schwarzen Unterhose. Auf dem Kopf trug er einen Federschmuck. Auch er trug wie Vater und Schwester keine Schuhe. „Das ist Ellis Epiha. Er ist hinter Amy die Nummer zwei, was die Thronfolge angeht. Deshalb steht er auf der rechten Seite.“, flüsterte mir ein Maori zu. „Kennen wir uns?“ „Ich bin Nugget.“ „Darf ich dich 431

was fragen, Kumpel?“ „Nur zu.“ „Der Junge sieht traurig aus. Warum?“ „Siehst Du den leeren Thron? Dort würde normalerweise die Mutter von Amy und Ellis sitzen.“ „Ist sie…?“ „Tot? Ja. Nick Debrett hat sie kaltblütig ermordet.“ „Dann ist also sie das Stammesmitglied, das getötet wurde.“ „Ganz genau, Mann. Debrett Junior hat unsere Königin mit einer Machete enthauptet und ihren Kopf auf einen Pfahl gespießt. Den hat er vor unserem Dorf aufstellen lassen. Ihr müsst daran vorbeigekommen sein.“ „Und deswegen soll die Familie die Zeche zahlen?“ „Nein. Corinne ist eine tolle Frau. Sie würde zu Machise passen. Und unter uns beiden, sie und der Häuptling sind heimlich ein Paar. Das Problem ist allerdings, dass sie sich erst von Debrett Senior scheiden lassen muss, um in unseren Stamm einheiraten zu können.“, sagte Nugget. „Und das wird Lionel Debrett nicht zulassen. Stimmt’s, Nugget?“ „Worauf du deinen Arsch verwetten kannst, Keule.“

Unterdessen suchten Pablo Guzman und Lionel Debrett nach der „Elektra“ und nach unserer Informantin, die die wahre Identität vom Bruder des Pitbull enthüllt, und ihn somit ans Messer geliefert hatte. Antonella hatte sich, seit wir im Dorf weilten, mit dem Häuptlingssohn angefreundet und sich sogar in ihn verliebt. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis Guzman und die Debretts uns finden würden.

Am Abend kehrten wir, begleitet von Amy, ihrem Bruder Ellis, sowie Nugget und Donk auf die „Elektra“ zurück. Antonella war im Dorf geblieben. Im großen Raum setzten wir uns zusammen. „Also Freunde. Nur um für klare Verhältnisse zu sorgen. Meine Partnerin und ich arbeiten als Privatermittler. Mein Name ist Paul MacLain. Die kleine Brünette ist meine Partnerin Jelena Romanova.“ „Wir haben schon von Ihnen beiden gehört. Sie und ihre Partnerin sind bei den Unterweltgrößen gefürchtet.“, sagte Ellis. „Freut uns, dass unser Ruf schon bis zu den Maori vorgedrungen ist. Aber wir werden uns nach diesem Fall zur Ruhe setzen.“ „Die ganzen Unterweltgrößen werden erleichtert sein.“ „Die sollen sich nicht zu früh freuen. Denn der junge Mann und die attraktive rothaarige sind unsere Nachfolger Bernd Köhler und Tina Kraus.“ „Darf ich mal was sagen?“ „Nur zu Ellis.“ „Bernd Köhler erinnert mich irgendwie an diesen walisischen Dartprofi. Wie heißt der doch gleich?“ „Es gibt viele Waliser bei der PDC. Welchen meinst du genau?“ „Ich weiß nur den Spitznamen. „ICEMAN“.“ „Dann meinst du Gerwyn Price.“ „Genau den! Dein Spezi gleicht ihm wie ein Ei dem anderen.“ „Nur mit einem Unterschied. Ich hab mit Dart so wenig am Hut wie der Iceman mit einer Beretta.“

„Na von mir aus. Aber jetzt mal back to work. Nugget, du hast mir vor ein paar Tagen erzählt, dass Nick Debrett Amys und Ellis Mutter auf dem Gewissen hat. Du weißt nicht zufällig, warum er den Mord begangen hat?“, fragte ich. Doch es war Donk, der die Frage beantwortete. „Der Grund ist Amy. Nick Debrett will sie heiraten. Aber sowohl Machise und Suzanne haben ihm die Hand ihrer Tochter mit der Begründung verweigert, dass Amy für ihn nur Mittel zum Zweck ist.“, sagte Donk. „Wieso nur Mittel zum Zweck? Das versteh ich nicht ganz.“ Tina hatte diese Frage gestellt. „Hätte Nick meine Schwester geheiratet, wäre er automatisch Vaters Nachfolger auf dem Thron geworden, sobald dieser abtritt. Und damit hätte er seinen Vater vor dem Zugriff der Behörden schützen können.“ „Was für ein Schmierlappen.“ 432

„Inwiefern hätte Nick Debrett seinen Vater vor den Versicherungsdetektiven schützen können? Lionel Debrett hat doch sicherlich Freunde in der Politik, die ihn genauso gut vor den Behörden schützen können.“, sagte Jelena. „Wenn dem so wäre, dann würde der junge Debrett nicht darauf spekulieren, seinen Vater durch eine Hochzeit mit mir dem Zugriff der Behörden zu entziehen.“ „Ihr müsst wissen, unser Dorf und das umliegende Areal ist für iwi ma e hiahiatia tabu.“

„Verstehe. Was ist seit dem Mord geschehen?“ „Wie schon gesagt, Nick Debrett hat den Kopf unserer Königin auf einen Pfahl gespießt. Den hat er vor dem Dorf aufgestellt.“ „Ich habe ihn bemerkt, bevor wir ins Dorf kamen. Mir sind die ganzen Kerben aufgefallen. Was haben die für eine Bedeutung?“, fragte Bernd. „Ahnst Du es nicht, Junior?“ Das ist ein Countdown. Jede Kerbe mehr bedeutet einen Tag weniger für die Herrscherfamilie, ihre Meinung bezüglich einer Heirat zwischen Amy und Nick Debrett zu ändern. Wenn am sichtbaren Ende des Pfahls die letzte Kerbe eingeritzt wird, und Nick danach immer noch Amys Hand verweigert wird, dann gibt’s den Big Bang.“ „Du meinst, dass der junge Debrett Mahmoud beauftragt haben könnte, Amys Stamm mit einer Bombe in die ewigen Jagdgründe zu schicken, großer Meister?“ „Nicht nur könnte. Er hat ihn beauftragt. Die Bombe sollte zeitgleich mit dem Anschlag auf den Segelwettbewerb hochgehen.“, sagte Amy.

Unterdessen hatten Pablo Guzman und Lionel Debrett in der tiefsten Wildnis ein mobiles Basislager errichtet. Der alte Debrett und der Bruder des Pitbull saßen bei einer Flasche Wein in Lionels Luxuswohnmobil. „Also Pablo. Die Sache gerät langsam aber sicher außer Kontrolle. Unmittelbar nach Mahmouds Tod sind mehrere Versicherungsdetektive bei mir vorstellig geworden. Ist Ihnen klar, was das für mich und meine Familie bedeutet?“ „Natürlich ist mir das klar. Aber eines dürfen Sie nicht vergessen, Lionel. Jetzt, da auch meine wahre Identität gelüftet wurde bin ich mehr oder minder ein toter Mann.“ „Die einzige Hoffnung, noch ungestraft aus der Nummer rauszukommen, liegt in einer Hochzeit zwischen meinem Sohn und Amy Epiha. Aber die Maori werden ihre Meinung ganz sicher nicht ändern.“ „Dann hilft nur eins.“ „Und was?“ „Wir müssen diese Privatschnüffler quer durch die Pampa jagen. Und so zwar so lange bis wir sie in die Enge getrieben haben.“

In diesem Augenblick landete ein Hubschrauber. Ein junger Mann sprang heraus, als sich die Tür öffnete. „Nick! Solltest du nicht erst in zwei Tagen zu uns stoßen?“ „Eigentlich ja. Aber die Ereignisse haben sich überschlagen. Deswegen musste ich früher kommen.“ „Was ist passiert?“, fragte Pablo Guzman. „Die „Ocean Breeze“ liegt nicht mehr an ihrem Liegeplatz im Yachthafen von Christchurch.“ „WAS!?“ „Du hast schon richtig gehört, Dad. Moms Yacht liegt nicht mehr an ihrem Liegeplatz.“ „Seit wann?“ „Seit vier Tagen. Und keiner hat etwas gesehen oder gehört. Ich war in Moms Wohnung und habe mich dort umgesehen. Ich habe diesen Brief gefunden. Mom hat die Scheidung durchgezogen. Außerdem ist auch meine Schwester Pamela abgehauen. Auch sie ist wie vom Erdboden verschluckt.“ „Sieht wohl so aus, als ob die Ratten das sinkende Schiff verlassen haben, Señor Debrett.“ „Hast du eine Ahnung, wohin sich Corinne und Pamela abgesetzt haben könnten, Nick?“ „Leider nicht. Aber für mich wäre die logischste Erklärung, dass die beiden zu dem

Maori-Stamm geflohen sind, in den ich einheiraten will.“

„Ich glaube, dass mit der Hochzeit kannst du dir von der Backe putzen, Sohn. Die Maori werden dir Amys Hand weiterhin verweigern.“ „Und wie kommst Du darauf, Dad?“, fragte Nick. „Mahmoud ist tot. Und damit hast du dein Druckmittel verloren.“ „Dann beauftrage ich eben Kebir al Bakr.“ „Der ist auch tot.“, sagte Pablo Guzman. „Und wie?“ „Herzstillstand.“ „Einfach so?“ „Einfach so. Im Blut der beiden wurden keinerlei Rückstände von irgendwelchen chemischen Mitteln gefunden, die einen Herzstillstand auslösen.“ „Verdammt! Ich hoffe dir ist klar, dass wir allesamt verloren sind, Dad. Die Behörden werden keine Gnade mit uns kennen, wenn sie uns in die Finger kriegen.“ „Was schlägst Du vor, Nick?“ „Wir sollten zuerst Jelena Romanova und Tina Kraus ausschalten.“ „Wer ist Tina Kraus?“ „Der Rotfuchs. Im Gegensatz zu euch zwei Dumpfbacken hab ich meine Hausaufgaben gemacht. Der männliche Jungspund ist Bernd Köhler. Er und Tina Kraus sind die Nachfolger von Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „Na toll! Das heißt, die Unterwelt wird weiterhin von zwei Privatschnüfflern tyrannisiert.“

Wir kamen gerade von einem Besuch im Dorf zurück, als Tina die „Ocean Breeze“ neben Alejandras „Elektra“ liegen sah. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Hera. „Das heißt, dass Corinne Debrett die Reißleine gezogen hat und abgehauen ist.“ „Da ist sie.“, sagte Tina, die Corinne auf dem Achterdeck ihrer Yacht entdeckt hatte. Neben ihr stand eine 1,75 m große, 25jährige Blondine mit braunen Augen. Ihre Haare trug sie offen, sodass sie bis zu ihren prallen Brüsten reichten. Auch die sexy Beine der blonden Schönheit waren nicht zu verachten, ebenso der schlanke, sexy Körper. Das ovale Gesicht war ebenso hübsch anzusehen. Die Nase war zwar hübsch, aber etwas zu breit geraten. Auffällig war auch das Piercing am rechten Nasenloch. Bekleidet war die junge Dame mit einem roten Minikleid, schwarzen halterlosen Nylonstrümpfen im Fishnet-Look und schwarzen High Heels mit roten Absätzen.

„Jetzt bin ich aber mal gespannt, was für eine Erklärung uns diese beiden Grazien für ihr plötzliches Erscheinen auftischen wollen.“, sagte Bernd. „Mach halblang. Erinnerst Du dich noch an neulich, als wir mit Nugget und Donk im Salon auf der Elektra gesessen und über die Hintergründe des Mordes an der Königin aufgeklärt wurden?“ „Ja natürlich, großer Meister.“ „Ick würde sagen, dat Corinne Debrett die Scheidung durchjekriecht hat.“, sagte Tina. „Meinst Du?“ „Haste eene bessere Erklärung, Partner?“ „Leider nein. „Nenn es meenetwegen weibliche Intuition.“ Wir waren kaum an Bord der Elektra, da stand auch schon die junge Blondine auf der Matte. „Dürfen meine Mutter und ich an Bord kommen?“, fragte sie. „Was gibt’s denn?“ „Wir sind hier um sie zu warnen. Aber das möchten wir nicht zwischen Tür und Angel besprechen. Dazu sind die Informationen die wir haben zu heiß.“ „Und wer sind die Sie?“, fragte Jelena. „Ich bin Pamela Debrett. Und ja, Nick Debrett ist mein missratener Bruder.“

Keine 5 Minuten später saßen wir im großen Salon der „Elektra“ zusammen. „Ich habe die Scheidung von meinem Mann erreichen können. Unsere Villa in 433

Tecura Bay und die „Ocean Breeze“ wurden mir zugesprochen. Außerdem zwei Lebensversicherungen und zwei Bausparverträge.“ „Und ihr Mann?“ „Dad steht mit leeren Händen da. Er hat keinen Cent mehr in der Tasche. Vorgestern wurden seine Kreditkarten eingezogen, sein Konto wurde aufgelöst. Aber von dem Geld sieht er nicht einen Penny. Den Versicherungsgesellschaften, die er betrogen hat, wurden Anteile an seinem Vermögen zugesprochen. Fragen Sie mich bitte nicht, nach dem prozentualen Anteil, denn den weiß ich nicht. Was ich aber mit definitiver Sicherheit weiß, ist, dass Dad und Nick zusammen mit Burt Saxby eine Jagd auf uns veranstalten werden. Und sie werden nicht eher ruhen, bis keinen Ort mehr gibt, an dem wir uns verstecken können.“, sagte Pamela. „Wie sagt man so schön, Junior? Angriff ist die beste Verteidigung.“ „Lass uns die Reifen heizen und nicht mit Feuer geizen, großer Meister.“

„Nun, Miss Debrett. Es wäre vielleicht ratsam, wenn Sie und ihre Tochter im Dorf bleiben. Dort sind Sie beide in Sicherheit.“, sagte Alejandra. „Und was ist mit Ihnen?“ „Machen Sie sich um uns keine Sorgen. Wir werden mit diesen Schnarchnasen schon fertig.“ „Außerdem haben wir noch einen weiteren Vorteil.“, sagte ich. „Welchen?“ „Meine Ortskenntnis. Als ich noch beim SAS war, haben wir sechs Wochen in diesem Distrikt trainiert. Ich weiß, wo wir uns sicher bewegen können. Wenn wir zusammenbleiben, kann uns nichts passieren.“ „Wir sollten aber noch zwei Maori-Krieger mitnehmen.“, schlug Nikita vor. „An wen hast du gedacht?“ „Nugget und Donk.“ „Einverstanden.“

Nach Einbruch der Dunkelheit kehrten wir ins Dorf zurück. Nach dem Abendessen saß ich mit dem Häuptling am Lagerfeuer und sprach mit ihm. „Es ist lange her, dass Du hier warst, Paul. Damals war mein Vater noch Häuptling.“ „Damals war ich noch beim SAS.“ „Ich weiß. Du hast uns damals echt aus der Patsche geholfen, als Du und dein Bataillon diesen durchgeknallten Sprengstoffexperten aus dem Verkehr gezogen habt. Erinnerst Du dich noch an das, was mein Vater damals zu dir gesagt hat?“ „Und ob. Er sagte, dass ich was gut bei ihm hätte.“ „Und dieses Versprechen gilt auch heute noch. Wir werden dich und deine Freunde nicht im Stich lassen. Amy und Ellis werden euch noch zusätzlich begleiten.“ „Danke, Machise.“, sagte ich. „Schon Okay. Und wenn Ihr da draußen seit, passt bloß auf euch auf.“ „Das machen wir.“

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg. Nugget und Amy bildeten die Vorhut, während Donk und Ellis die Nachhut bildeten. „Hoffentlich erreichen wir die Höhle noch vor Einbruch der Dunkelheit.“, sagte ich. „Was für eine Höhle meinst Du, Towarischtsch?“ „Es gibt ein Sumpfgebiet, in dem sich eine Höhle befindet. Ich hab seinerzeit dort eine Notunterkunft eingerichtet. Wenn wir diese Höhle erreichen, haben wir einen Vorteil. Denn im Dunkeln sieht man die Wegmarkierungen nicht, die den Pfad kennzeichnen, der durch den Sumpf zur Höhle führt.“ „Hast du den Pfad markiert?“ „Was denkst Du, Jelena?“ „So lange, wie ich schon mit dir zusammen arbeite, bin ich mir ziemlich sicher, dass du die Markierungen gesetzt hast. Du bist nämlich einer, der nichts dem Zufall überlässt. Du glaubst an eine gute Vorbereitung. Aber manchmal muss man auch mal improvisieren können.“ 434

Plötzlich blieb Amy stehen und hob ihre Hand. „Was ist?“ Die Häuptlingstochter legte einen Finger an ihre Lippen. Und dann hörte ich es auch. Es raschelte. „Da kommt jemand.“

Aus dem Sumpf erschien eine Frau. Sie war ungefähr so groß wie Amy und hatte wie die Häuptlingstochter schwarze Haare, die sie offen trug. Auffällig waren jedoch ihre stechend blauen Augen. Ihre Haut war weiß und die unbekannte Frau war an den Armen, am Hals und am oberen Ende des Brustkorbs mit verschiedenen Motiven tätowiert. Ihre Lippen waren rot geschminkt. Das ovale Gesicht war ebenfalls hübsch anzusehen. Auch die grazile Nase fügte sich harmonisch in das Gesicht ein. Auch die Oberweite konnte sich sehen lassen. Die Brüste waren nicht so üppig, wie ich es gerne mag, aber die junge Frau hatte aber auch nicht zu wenig. Genau wie Amy trug sie auf dem Kopf einen Federschmuck. Ansonsten war ihre Kleidung eher im westlichen Stil gehalten. Bekleidet war die Fremde mit einem schwarzen Kleid. Schuhe trug sie keine.

Als sie Machises Tochter erblickte umspielte ein freundschaftliches Lächeln ihre Lippen. Sie und Amy gingen aufeinander zu, bis sie einander gegenüber standen. „Amy.“, sagte die Fremde. „Makani.“ Dann umarmten sich die beiden. „Das ist Makani. Sie ist die Tochter eines befreundeten Stammeshäuptlings.“, sagte Donk. „Hilfe kann man nie genug kriegen.“ „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Kommt mit.“, sagte Makani und gab uns ein Zeichen, dass wir ihr folgen sollten. „Können wir ihr überhaupt trauen?“, fragte Bernd leise. Aber offenbar nicht leise genug, denn Makani drehte sich um und bedachte Bernd mit einem eisigen Blick. „Es hat vor kurzem geregnet. Ohne meine Hilfe findet keiner von euch die sicheren Stellen, an denen ihr euch gefahrlos bewegen könnt.“, sagte sie.

Geführt von Makani drangen wir tiefer in den Sumpf vor. „Das ist aber nicht der Pfad den du markiert hast.“, sagte Bernd leise zu mir. „Makani wird schon wissen, was sie tut.“ Schließlich erreichten wir eine kleine Hütte. „Hier werden wir die Nacht verbringen. Morgen früh werden wir zu der Höhle aufbrechen, die ihr sucht.“ Ohne das es einer von uns gemerkt hätte, hatte die Dunkelheit bereits begonnen anzubrechen. Die Sonne war bereits nicht mehr zu sehen.

Nach dem Abendessen besprachen wir noch schnell die Wacheinteilung. Bernd übernahm die erste Wache. Ich weiß nicht mehr genau wann, aber es muss so um 1:45 Uhr gewesen sein, als Makani ihn abgelöst hat. „Bis jetzt ist alles ruhig. Zu ruhig für meinen Geschmack.“ „Willst du jetzt ne Schießerei anfangen?“, fragte Makani ihn. „Nein. Aber mein Instinkt sagt mir, dass etwas nicht stimmt. Irgendetwas ist da draußen.“ „Bist du dir sicher?“ „So sicher, wie man sich nur sein kann. Immer wenn mir ein eisiger Schauer den Rücken runterläuft, ist Gefahr in Verzug. Außerdem hab ich was gehört. Es kam aus dieser Richtung.“, sagte Bernd und zeigte mit seinem Finger in nordöstliche Richtung.“ „Gut. Ich werde meine Augen offen halten. Sollte uns wirklich Gefahr drohen, wecke ich euch.“

Doch es passierte nichts mehr in dieser Nacht. Als am nächsten Morgen 435

die Sonne aufging, kam Jelena in die Hütte. Sie hatte die letzte Wache inne gehabt. „War alles ruhig?“ „Da. Aber Bernd hatte Recht mit seiner Vermutung. Wir sind nicht allein. Ich habe dasselbe Geräusch gehört wie er.“ „Was war das für ein Geräusch?“ „Es war das Geräusch eines Bootsmotors. Außerdem konnte ich ein- oder zweimal einen Suchscheinwerfer aufblitzen sehen.“ „Dann sollten wir uns vom Acker machen, sobald wir gefrühstückt haben.“

Nach dem Frühstück ging es los. Makani hatte zwei Kanus fertig gemacht. Zum Glück fiel mir ein alter Trick aus meiner SAS-Zeit ein und wir umwickelten die Paddel mit Stoff. Dann machten wir uns auf den Weg. Wir waren schon seit einiger Zeit unterwegs, als ich Schüsse hörte. „Sie haben die Hütte gefunden.“, sagte Makani. Unterdessen war Pablo Guzman im Dorf von Machise angelangt. „Wohin sind Paul MacLain und seine Freunde aufgebrochen?“, fragte er in die Runde. Doch anstatt einer Antwort begannen die Maori ihren Tanz, den Haka aufzuführen. Machise stimmte ihn an. „Ringa Pakia! Uma tiraha! Turi whatia! Hope whai ake! Waewae takahia kia kino!“, begann er.
 


 


 

Unterdessen hatten wir ein gutes Stück des Weges zur Höhle hinter uns gebracht. Jelena, Hera, Alejandra und ich saßen mit Donk und Makani im ersten Kanu, während das zweite von Bernd, Tina, Amy, Ellis, Nikita und Nugget gesteuert wurde. „Was hat Bernd eigentlich gegen mich?“, wollte Makani wissen. „Nimms ihm nicht übel. Er hat wohl geglaubt, dass wir auf dem Weg zur Höhle gehen, den ich damals markiert habe.“ „Den gibt es nicht mehr. Der Sumpf hat sich dieses Stück Land wieder zurück geholt.“ „Ist das gut oder schlecht für uns?“ „Es ist für uns ein Vorteil. Denn die bösen Buben werden keine Fußspuren von uns finden, denen sie folgen können.“ „Dann suchen sie uns halt mit Hubschraubern und Sumpfbooten.“, warf Hera ein. „In Sumpfgebieten zieht manchmal Nebel auf. Das dürfte für uns von Vorteil sein.“, sagte Jelena. „Weil den Kerlen dann die Sumpfboote nichts nutzen. 1:0 für dich, Jelena. Bleiben aber immer noch die Hubschrauber.“ „Selbst die müssen gewartet und aufgetankt werden.“ „Und irgendwann wird Lionel Debrett das Geld ausgehen.“ „Ganz genau, Cousine.“, sagte Alejandra.

Im Dorf hatten die Maori-Krieger Pablo Guzman in die Zange genommen und mit Schlägen bearbeitet. In einem Moment der Unachtsamkeit konnte der Kolumbianer entkommen. Er floh in den Sumpf, den wir nun durchquerten. An einer Landzunge verließen uns Nugget und Donk. „Was habt Ihr vor?“, fragte Tina sorgenvoll. „Wir krallen uns einen von den Bösen. Mal sehen, welcher von den Wichsern uns ins Netz geht.“ „Donk!“ „Ja, den gibt’s für Nick Debrett, wenn wir ihn kriegen.“ „Wenn Ihr ihn erwischt.“ „Haut lieber ab. Nicht dass am Ende Ihr noch an den Kanthaken genommen werdet.“

Wir setzten unseren Weg fort. Als wir hinter einer Biegung verschwanden sah Makani Rauch aufsteigen. Auch Bernd hatte es bemerkt. „Spinnen die beiden? Paul, wir müssen umkehren.“, sagte er. „Auf gar keinen Fall. Ich höre ein Sumpfboot 436

das sich nähert.“ „Ich befürchte Makani hat Recht, Partner. Ich höre das Boot auch.“ Ich konnte hören, wie das Boot langsamer wurde. „Scheint so, als ob jemand ausgestiegen ist.“ „Viel Glück, Mr. Askins.“ „Ihnen auch, Mr. Debrett. Und unterschätzen Sie Paul MacLain nicht. Der ist ein ganz gewitzter Kerl.“

Schließlich erreichten wir die Höhle. Wir stiegen aus und zogen die Kanus an Land. Danach tarnten wir sie mit Tarnnetzen und Sumpfgras, sodass sie aussahen wie Felsen. Inzwischen hatte Mr. Askins das Lager von Nugget und Donk erreicht. Doch er traf erst mal nur Nugget an. „Tachchen. Ein kühles Blondes gefällig?“, begrüßte der Maori Lionel Debretts Handlanger und hielt eine Bierdose hoch. „Wer bist Du denn?“ „Nennen Sie mich Nugget. Ich bin auf der Suche nach Tina Kraus. Sie haben sie nicht zufällig gesehen, oder?“ „Du hättest besser ne Knarre als ein Bier mitbringen sollen.“ „Nee. Ich brauch keine Knarre. Ich hab nen Donk.“ „Ha, ha, ha! Was hast Du?“ Doch plötzlich tauchte Donk hinter ihm auf und drehte ihn um. „Gestatten, Donk!“, sagte er und rammte dem verblüfften Askins die Faust ins Gesicht, und schickte ihn so ins Reich der Träume.

Unterdessen hatten wir es uns in der Höhle gemütlich gemacht. Während die Cousinen und Nikita dort blieben, erkundeten Jelena und ich zusammen mit Bernd und Tina die Gegend. Amy und Makani blieben zusammen mit Ellis in der Nähe des Wassers und hielten Ausschau nach dem Sumpfboot. Zum Glück waren wir via Headset miteinander verbunden. Schließlich hörten wir das Boot. „Makani? Paul hier! Unsere krummen Vögel kommen. Sie nähern sich aus südwestlicher Richtung.“ „Ich seh sie! Wo seid Ihr?“ „Auf einem Hügel keine 10 Minuten entfernt.“ „Gut. Bleibt erst mal dort. Wir behalten die Kerle im Auge. Wenn sie der Höhle nähern, melde ich mich.“ „Verstanden.“

Das Sumpfboot legte an und Lionel Debrett und sein Sohn stiegen aus. „Sie sind hier, Dad. Hundertpro.“ „Dann werden wir das Gelände durchsuchen. Wir fangen bei der Höhle an. Sie bleiben hier und warten, Connor.“ „Ja, Sir.“ Es knackte in meinem Headset. „Paul hörst Du mich?“, hörte ich Makanis Stimme. „Klar und deutlich. Sind Vater und Sohn auf dem Weg zur Höhle?“ „Ja. Kommt sofort her.“ „Sind schon unterwegs.“ So schnell es ging rannten wir zur Höhle zurück. Dort angekommen teilten wir uns auf und schlichen uns von beiden Seiten an die Gauner heran. Als wir nur noch 5 Meter entfernt waren, gab ich das Zeichen. „ZUGRIFF!“, sagte ich. Lionel Debrett wollte flüchten, doch Bernd Köhler war schneller und warf ihn zu Boden. Sein Sohn Nick wollte mit einer Eisenstange nach mir schlagen, Doch ein Schlag in die Magengrube raubte ihm den Angriffsschwung.

Noch am Boden liegend banden wir den beiden die Handgelenke auf dem Rücken zusammen. Unsanft zog Bernd die beiden Typen nach oben. „Los an die Wand!“ „Was erlauben Sie sich? Sie wissen wohl nicht, wen sie vor sich haben.“ „An die Wand hab ich gesagt!“, sagte Bernd und beförderte Debrett Senior und Debrett Junior an die rechte Höhlenwand. „Beine auseinander!“ „Werden Sie nicht unverschämt!“ „Halts Maul! Und jetzt die Beine auseinander!“ „Connor! HILFE!“ Doch der Skipper des Sumpfbootes rührte sich nicht, denn Nikita war hinter 437

ihm aufgetaucht und hielt ihm ihre Walther an den Kopf. „Ihr Freund Connor wird Ihnen nicht helfen können. Es sei denn, Sie legen Wert darauf, dass er von Miss Adams eine Kugel verpasst bekommt.“ „Verdammte Arschlöcher! Wenn ich aus dem Knast raus bin, mach ich euch kalt! Verlass dich drauf, Du scheiß Tommy!“, sagte Nick. „Jetzt ist aber mal Schluss. Ihr zwei Flachpfeifen seid echt der letzte Abschaum. Versicherungen im großen Stil betrügen und Arbeitsplätze und damit auch Existenzen vernichten. Und warum? Nur um Terroranschläge zu finanzieren. Mann, ich könnt kotzen!“ „Dafür werden Sie und ihre Partnerin büßen, Mr. MacLain. Dank Ihnen beiden bin ich ein ruinierter Mann.“

Wir lieferten das Vater-Sohn-Gespann bei der Polizei in Christchurch ab. „So. Da habt Ihr die beiden Rotzlutscher. Ab mit denen in die Zelle und 24 Stunden Bewachung.“

Schon am nächsten Tag machte den beiden den Prozess. Dieser dauerte ganze vier Tage, ehe das Urteil gesprochen. Lionel Debrett wurde zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Sein Sohn bekam das gleiche Strafmaß aufgebrummt. Für uns war der Fall erledigt. Die Versicherungsgesellschaft überwies uns das vereinbarte Honorar. Und dieselbe Summe auch an Bernd und Tina.

Den Fall ließen wir auf Kreta ausklingen. Dieses Mal waren auch Nikita, sowie Amy, Ellis und Makani anwesend. „Und Du willst wirklich deine Detektei aufgeben?“, wollte Ellis wissen. „Weißt Du, Ellis, ich werde langsam zu alt für diesen Scheiß. Außerdem ist unser Büro in den besten Händen. Bernd und Tina sind würdig unsere Nachfolge anzutreten.“ „Danke, großer Meister, dass Du an uns glaubst.“ „Ihr schafft das schon. Aber eins müsst Ihr uns versprechen.“ „Alles.“ „Beschäftigt Brit weiter.“ „Hätten wir sowieso gemacht.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“

„Was ist eigentlich aus Pablo Guzman geworden, Onkel Paul?“, fragte Camille. „Ich nehme an, dass er tot ist.“ „Was soll das denn schon wieder heißen?“ „Man hat seine Leiche nicht gefunden. Von Guzman fehlt jede Spur. Es deutet aber auch nichts darauf hin, dass er aus dem Sumpf lebend rausgekommen ist. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.“, sagte Makani. „Und sollte der Sumpf ihn verschlungen haben, macht das auch nichts. Er bekam, was er verdiente.“ 438



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück