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Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

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18. Fall - Umweltverschmutzung vor Valletta

18. Fall – Umweltverschmutzung vor Valletta

Es war Dienstag, der 18.06.2019. Jelena und ich hatten unsere morgendliche Joggingrunde beendet. Dieses Mal allein, denn Brit Olson unsere Sekretärin lag mit einer fetten Sommergrippe im Bett. Jelena stand gerade unter der Dusche, als das Telefon klingelte. „Detektivbüro MacLain-Romanova, Sie sprechen mit Paul MacLain.“, sagte ich. „Mein Name ist Amy Peterson. Ich arbeite für die maltesische Umweltbehörde. Wir haben ein Problem.“ „Worum geht es?“ „Wir haben seit einiger Zeit ein massives Fischsterben vor der Küste beobachtet. Besonders betroffen ist die Region um Valletta.“ „Haben Sie schon Wasserproben entnommen, Miss Peterson?“ „Das versteht sich ja wohl von selbst. Die anderen Küstenstädte sind nicht betroffen. Nur in Valletta haben wir das Fischsterben beobachten können.“ „Weiß man denn schon, was die Analyse der Wasserproben ergeben hat?“, fragte ich. „Die Analyse läuft noch. Ich rechne mit den Ergebnissen am Ende dieser Woche.“ „Nehmen wir an, meine Partnerin und ich würden den Fall übernehmen, sollte es einer werden, was wäre unsere Aufgabe?“ „Finden Sie heraus, wer die Küste vor Valletta verschmutzt. Und dann machen Sie diesen Spinner dingfest.“ „Ich denke, das lässt sich einrichten. Wenn wir uns einig werden, was das Honorar angeht, haben wir einen Deal.“ „Denken Sie eigentlich immer nur ans Geld, Mr. MacLain?“, fragte Amy Peterson genervt. „Bis jetzt haben Jelena und ich immer bewiesen, dass wir unser Geld wert sind. Und zwar jeden Cent davon. Und gute Arbeit hat nun mal ihren Preis.“ „Na schön. 15.000 Euro. Für jeden von Ihnen.“

Jelena kam aus der Dusche. „Gibt´s was neues?“, fragte sie. „Könnte sein, das wir einen neuen Fall haben.“ „Um was geht es?“ „So wie es aussieht Umweltverschmutzung. Besonders die Region um Valletta ist betroffen.“ „Verstehe. Und wir sollen den Urheber finden und unschädlich machen.“ „Richtig. 15.000 würden für jeden von uns raus springen.“ „Ist unser Klient noch in der Leitung?“ „Ja.“ „Dann leg ihn oder sie mal auf den Lautsprecher.“, sagte Jelena. Ich tat ihr den Gefallen. „Miss Peterson, Sie sprechen mit Jelena Romanova. Mein Partner hat mich soweit in Kenntnis gesetzt. Bevor wir annehmen, würde ich gerne noch mehr erfahren. Würde es Ihnen was ausmachen, wenn wir uns heute Nachmittag um 13:00 Uhr bei uns im Büro treffen?“ „Ich rufe als Malta an. Ich kann hier zurzeit nicht weg. Ich hätte einen Gegenvorschlag. Warum kommen Sie beide nicht runter und machen sich vor Ort ein Bild?“ Ich sah Jelena fragend an. Sie nickte. „Gut, wir kommen. Erwarten Sie unser Eintreffen übermorgen.“

Noch am selben Tag buchten wir einen Flug nach Luqa, der Hauptstadt Maltas. Als Hotel hatten wir uns das Suncrest Hotel in Valletta ausgesucht. Um den Mietwagen würden wir uns dann vor Ort kümmern. Am Donnerstag, den 20.06.2019 machten wir uns auf den Weg nach Valletta. Anastasia brachte uns zum Flughafen. Wir gaben unsere Koffer an einem der vielen Schalter von Air Malta auf und machten uns dann auf den Weg zur Sicherheitsschleuse, wo sich Anastasia von uns verabschiedete. „Macht euren Job, und dann seht zu, dass Ihr eure Ärsche wieder nach Hause schafft.“, sagte sie. „Ha ha. Selten so gelacht. Geschludert wird bei uns 210

nicht.“ „Wie lange bleibt Ihr weg?“ „Keine Ahnung. Gebucht haben wir zunächst für 14 Tage. Mit Option auf Verlängerung.“ „Kann aber auch sein, dass wir nach Abschluss unseres Auftrags dann noch in Malta bleiben. Mir fehlt noch ein Magnet in meiner Sammlung.“, sagte Jelena. „Du und dein Magnettick.“, sagte Anastasia und lachte. Dann umarmte sie ihre Freundin noch mal. „Seid lieber vorsichtig. Wer weiß, wie skrupellos die Gegenseite ist.“ „Ich komm schon heil nach Hause. Also hör auf dir Sorgen zu machen, Schatz.“, sagte Jelena und gab Anastasia einen Kuss.

Danach ging es durch die Sicherheitsschleuse. Wie immer schlug der Detektor nicht an. Als wir den Transitbereich erreicht hatten, sah ich mir vorsichtshalber auf einer Anzeigentafel die einzelnen Verbindungen an. Dann entdeckte ich unseren Flug. Air Malta 323 war an Gate C17 zum Boarding vorgesehen. „Also Jelena, wir müssen zum Gate C17.“, sagte ich. „Na dann.“ Am Gate angekommen, suchten meine Partnerin und ich uns einen freien Sitzplatz. Und während wir warteten ging jeder seinen eigenen Dingen nach. Jelena döste, während ich das Geschehen beobachtete. Nach und nach kamen weitere Menschen. Unter ihnen war ein Mann mit stechenden blauen Augen, einem schlanken Körper und einer Glatze. Außerdem trug er einen dichten schwarzen Vollbart. Das ovale Gesicht mit der Hakennase und den kurzen, wulstigen Lippen zeigte keinerlei Gefühlsregung. Bekleidet war der Mann, dessen Größe ich auf 1,80 m schätzte, mit einem schwarzen Designeranzug, einem weißen Hemd, einer rot-gold gestreiften Krawatte, schwarzen Socken und schwarzen Herrenschuhen.

Aus seinem Verhalten schloss ich, dass er jemanden suchte. Und wen er suchte, war offensichtlich, als er seinen Kopf in meine Richtung drehte. Denn als er mich und Jelena entdeckt hatte, ging er zielstrebig auf uns zu. Schließlich stand ich dem Fremden Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er sah mich an. Ich sah ihn an. Offenbar hoffte er, mich mit einem Staredown aus der Fassung zu bringen. Doch da biss sich der Typ an mir die Zähne aus. Es hatte ganz den Anschein, als hätte mein Gegenüber vom Staredown die Schnauze voll, denn er brach sein Schweigen. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie einfach anspreche. Aber Sie sind nicht zufällig Shawn Robards?“ „Nein. Mein Name ist MacLain. Paul MacLain. Ich bin Privatermittler. Mit wem habe ich die Ehre?“ „Mein Name ist Rice. David Rice. Ich bin Personenschützer.“ „Und Mr. Robards ist Ihr Klient nehme ich an.“ „Nein. Meine Klientin sitzt da drüben.“ Mit seinem Kopf deutete David Rice auf eine hübsche Blondine mit einer üppigen Oberweite und schlanken sexy Beinen. Ich schätzte die Größe auf 1,57 m und das Alter auf 23. Die blonden Haare trug die junge Frau offen, sodass sie bis zu ihren Brüsten reichten. „Wer ist denn die Meduse?“, fragte ich. „Ihr Name ist Kiara Lord. Sie ist die Tochter von Albert Lord. Ihm gehört die Albert Invest.“ Dann drehte sich die Blondine zu uns um und ich sah in ein ovales Gesicht mit grünen Augen, einer breiten Nase und sinnlichen Lippen. Bekleidet war Kiara Lord mit einem roten Minikleid und roten High Heels.

„Jetzt mal Klartext, Mr. Rice. Wie kommen Sie auf die Schnapsidee, ich könnte dieser Shawn Robards sein?“ „Sie sehen ihm ähnlich. Er hat mal für Mr. Lord gearbeitet. Wurde aber wegen übermäßigen Alkoholkonsum 211

entlassen.“ „Verstehe. Und jetzt hat Mr. Lord Angst, sein ehemaliger Mitarbeiter könnte sich versuchen an ihm zu rächen, indem er dessen Tochter kidnappt.“ „Woher wissen Sie das?“ „War nicht schwer zu erraten.“ In diesem Augenblick kam der Aufruf für unseren Flug. „Achtung! Alle Passagiere des Fluges Air Malta 323 nach Luqa werden gebeten sich an Bord der Maschine zu begeben!“ „Das ist unser Flug. Ich wünsche Ihnen viel Glück.“ „Wir fliegen auch nach Malta. Vielleicht ist es dort sicherer, als in Los Angeles.“

Um 10:25 Uhr startete unser Flieger in Richtung Malta, wo wir nach einer Flugzeit von 2 Stunden und 25 Minuten um 12:50 Uhr auf dem Malta International Airport landeten. Nachdem Jelena und ich unsere Koffer geholt hatten gingen wir zu einer Autovermietung. Bei Hertz mieteten wir uns einen Toyota Avensis Touring Sports. Der Japaner hatte den 1,8 Liter-Velvematic Motor mit 147 PS und das Multidrive S Getriebe. Lackiert war der Wagen in tokiorot mit perleffekt. Auch bei den Felgen hatte der Autovermieter nicht gegeizt. Er hatte unserem Kombi ein paar schöne 17-Zöller Leichtmetallfelgen im 5-Doppelspeichendesign in Silberausführung spendiert. Der Innenraum war mit Alcantara-Leder mit grauen Ziernähten versehen worden. Außerdem besaß unser Toyota die Einparkhilfe für Front und Heck. Die Auspuffblende war in Silber lackiert worden. Auch ein Skyview Panorama-Glasdach mit elektrischem Lamellenrollo hatte man verbaut. Was das Multimediasystem angeht so hatte man bei Toyota das DVD In Car-System im Sortiment. Bei Hertz hatte man für unseren Wagen eines einbauen lassen. Auch Sonnenblenden an den Fenstern der hinteren Seitentüren und ein horizontales Gepäcknetz waren bei unserem Avensis als Zusatzausstattung mitbestellt worden.

Vom Flughafen aus fuhren Jelena und ich 11 Minuten über die Route 6 nach Valletta. Um 13:40 Uhr kamen wir an unserem Hotel an. Das Suncrest war ein sechsstöckiger Gebäudekomplex. Dieser Betonklotz hatte die Form eines E, denn die drei nach vorne ragenden Flügel ließen den Vergleich mit dem fünften Buchstaben im Alphabet durchaus zu. Als Jelena und ich die Lobby des Hotels betraten, sah die Dame am Empfang von ihrem PC-Monitor auf. Sie war 1,65 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper mit üppigen Brüsten. Ihre roten Haare trug sie offen, sodass sie bis zu ihren Brüsten reichten. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen, der breiten aber dennoch hübschen Nase und den kurzen, aber wirklich sinnlichen Lippen hatte etwas verführerisches. Doch für meinen Geschmack war sie etwas zu jung. Das Mädchen war gerade einmal 19 Jahre jung. Bekleidet war die junge Dame mit einem schwarzen Minikleid mit einem Streifen aus falschen Perlen unterhalb der Oberweite, das viel von ihren sexy Beinen zeigte und schwarzen High Heels.

„Guten Tag. Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte das Mädchen. „Paul MacLain und Jelena Romanova. Wir haben reserviert.“ Die junge Dame sah im System nach. „Ah ja! Da haben wir es. Paul MacLain Zimmer 600. Jelena Romanova Zimmer 602. Ihre Zimmer befinden sich im mittleren Flügel, der zum Meer hinzeigt. Wenn Sie mal Zeit und Muße haben, dann gehen Sie ruhig im Meer schwimmen. Das Wasser ist traumhaft.“ „Daran haben wir keinen Zweifel. Aber wir sind hier um zu arbeiten.“ „Was machen sie beruflich?“, fragte das Mädchen. „Wir sind Privatermittler.“ 212

„Verstehe. Ich habe einen Brief für Sie. Durch Boten heute morgen.“ Jelena nahm den Umschlag und öffnete ihn. „Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise und sind mit Ihrer Unterkunft zufrieden. Die Ergebnisse der Analyse der Wasserproben, erhalten wir morgen. Ich würde Sie beide später gerne noch treffen wollen. Wenn Ihnen das keine Umstände macht. Sagen wir um 19:00 Uhr am Hafen. Wäre Ihnen das Recht? Vertrauensvoll Ihre Amy Peterson.“, stand dort.

„Wie sollen wir Miss Peterson eine Nachricht zukommen lassen?“, fragte sich Jelena. „Ich mach das für Sie wenn Sie wollen.“ „Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen Kattie.“ „Hier sind Ihre Schlüssel. Ich sorge dafür, dass Sie noch in Ruhe zu Abend essen können.“ „Vielen Dank. Sie sind nicht von hier?“ „Nein. Ich komme aus Prag.“ „Entschuldigen Sie die Frage. Aber was macht eine junge Frau wie Sie so weit weg von zu Hause?“, fragte ich. „Ich fange im September an zu studieren. Und ich muss zusehen, dass ich mir ein bisschen Geld dazu verdiene. Von meinen Eltern und meinen Verwandten kriege ich nicht viel. Es reicht nur für einen Teil der Studiengebühren.“ „Und so etwas wie eine staatliche Förderung, wie das BAFÖG in Deutschland, gibt es nicht?“ „Wo denken Sie hin? Der tschechische Staat hat nicht die finanziellen Mittel um Studenten wie mich zu unterstützen.“ „Was wollen Sie eigentlich studieren?“, fragte Jelena. „Sie sind ja ganz schön neugierig. Warum fragen Sie das?“ „Weil wir beide so vermögend sind, dass wir Ihnen finanziell unter die Arme greifen könnten, wenn Sie es möchten.“ „Solange ich für die Kohle nicht die Beine spreizen muss, würde ich nicht „Nein“ sagen.“ „Keine Sorge. An so was haben wir nicht gedacht. Aber Sie könnten sich erkenntlich zeigen, wenn Sie für uns Informationen sammeln, die uns bei der Lösung des Falles helfen, sollten wir annehmen.“ „Na das ist doch ein Wort. Ich möchte Soziologie studieren.“

Später nach dem Abendessen holte uns Kattie ab. Sie war mit mit einem Jaguar XJS 4.0 Cabrio in British Racing Green unterwegs. „Nobel geht die Welt zugrunde.“, sagte Jelena. „Der gehört zum Fuhrpark des Hotels.“ Um 18:55 Uhr trafen wir am Fischereihafen von Valletta ein. „Miss Peterson ist ja mega schlau. Wie sollen wir sie treffen, wenn wir nicht wissen, wo sie ist.“ „Ich hab so eine Ahnung.“, sagte Kattie. „Dann schieß mal los.“ „Es gibt nur einen Ort hier im Hafen, wo man absolut ungestört ist.“ „Und welcher ist das?“ „Die alte Werft. Ich fahr euch hin und warte auf euch, damit Ihr rechtzeitig wieder im Hotel seid.“ „Die Firma dankt, der Chef zahlt.“

Auf dem Weg zur alten Werft kamen wir an einem Teil des Hafens vorbei, der für hochseetaugliche Schiffe gebaut worden war. Zwei Schiffe lagen dort. Das eine war ein Kreuzfahrtschiff, die „Prinsendam“ und ein Chemiefrachter der Robards Chemicals, die „Whistler“. „Ob Shawn Robards etwas mit Robards Chemicals zu tun hat?“, fragte ich mich.

Um 19:00 Uhr trafen Jelena und ich dann Amy Peterson. Und sie sah ganz anders aus, als ich erwartet hatte. Sie war wie Kattie gerade einmal 19 Jahre alt. Miss Peterson war eine 1,67 m große Brünette mit schulterlangen dauergewellten Haaren und großen blauen Augen. Auffällig war zum einen der wohlgeformte schlanke, sexy Körper und zum anderen die wohlgeformten üppigen Brüste. Das ovale 213

Gesicht mit den großen blauen Augen und der durchschnittlichen Nase, sowie den sinnlichen Lippen mittlerer Länge, war ebenfalls hübsch anzusehen. Bekleidet war Amy Peterson mit einem schwarzen Minikleid und schwarzen High Heels.

„Guten Abend Mr. MacLain. Ihnen auch einen guten Abend, Miss Romanova. Ich hoffe ich mache Ihnen nicht allzu viele Umstände, dass wir uns heute noch treffen, da Sie ja erst heute angekommen sind.“ „Kein Problem. Also, wo drückt der Schuh?“ „Seit März diesen Jahres hat hier vor der Küste Vallettas ein enormes Fischsterben eingesetzt. Viele der hier ansässigen Fischer stehen mehr oder minder vor dem Aus.“, sagte Amy Peterson. „Wir haben auf dem Weg hierher einen Chemiefrachter von Robards Chemicals, die „Whistler“ im Hafen liegen sehen. Könnte da vielleicht ein Zusammenhang bestehen?“, fragte ich. „Möglich wäre es. Aber wir haben auf Malta keine chemischen Betriebe, deren Produkte die „Whistler“ laden könnte.“ „Wir sollten vielleicht auch eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen.“, sagte Jelena. „Welche?“ „Vielleicht werden die Chemikalien per Flugzeug hierher geliefert. Und mit einem LKW zum Hafen gefahren, wo sie auf die „Whistler“ umgeladen werden.“ „Das wäre auch denkbar. Aber bin mir ziemlich sicher, dass die Sache anders läuft. Ich bin mir sicher, dass die „Whistler“ die Chemikalien erst im Meer entsorgt, bevor sie in den Hafen einläuft.“, sagte ich.

Wieder im Hotel zeigte sich Kattie einmal mehr von ihrer hilfsbereiten Seite. Sie organisierte uns für den nächsten Morgen einen Hubschrauber, mit dem wir die „Whistler“ observieren konnten. „Ihr sollt morgen früh um 10:00 Uhr am Flughafen in Luqa sein. Wenn Ihr wollt bring ich euch hin.“ „Sie sind ein Goldstück Kattie.“, sagte ich. Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, meinte Jelena: „Ich glaube, die Sache läuft etwas anders. Robards Chemicals hat mehrere solcher Frachter. „Einen Teil dieser Schiffe, hat man im Hafen von Gibraltar stationiert. Darunter auch die „Whistler“.“ „Woher weißt du das?“ „Ich hab mir die Internetseite von Robards Chemicals angesehen. Und dort nach Informationen über die Flotte gesucht. Uns sollten sechs Schiffe interessieren.“ „Welche?“ „Natürlich die „Whistler“. Dann die „Endeavour“, die „Beagle“, die „Erebus“. Und dann sind da noch die „Pinta“ und die „Resolution“.“

„Das heißt, die Schiffe sind überwiegend nach berühmten Schiffen berühmter Entdecker benannt. Denn die Endeavour und die Resolution waren Schiffe von James Cook. Die Beagle war das Schiff, auf dem Charles Darwin seine Reisen unternommen hat. Die Pinta war eines der Schiffe mit denen Christopher Columbus 1492 Amerika entdeckt hat.“ „Richtig. Nur die „Whistler“ fällt aus dem Rahmen. Sie ist nach dem Geburtsort des Firmengründers Hank Robards benannt. Und jetzt kommts. Der Firmensitz ist in Key West, Florida, aber die Produktionsstätten sind in Puerto Cortez in Honduras.“ „Bevor wir uns näher mit dieser Firma befassen, sollten wir mit Amy Peterson sprechen und ihr mitteilen, das wir den Auftrag annehmen.“ „War auch mein Gedanke.“

Als wir gerade aufbrechen wollten, kam Amy Peterson zu uns. „Haben Sie einen Augenblick Zeit?“, fragte sie. „Sie erwischen uns grad auf dem Sprung. 214

Aber wenn Sie wissen wollen, ob wir den Fall übernehmen, wir haben ihn bereits übernommen. Nämlich ab dem Zeitpunkt, ab dem meine Partnerin Informationen über Robards Chemicals eingeholt hat.“ Amy Peterson atmete vor Erleichterung aus. „Sie ahnen gar nicht, was für eine Last Sie mir von den Schultern nehmen. Wenn Sie Unterstützung brauchen, sagen Sie es uns.“ „Wir kommen auf Ihr Angebot zurück, Miss Peterson.“

Vor dem Eingang des Hotels wartete Kattie auf uns. Sie hatte dienstfrei und war mit ihrem eignen Auto, einem Alfa Romeo Giulia gekommen. Wir fuhren nach Luqa zum Flughafen, wo unser Hubschrauber ein Bell 407 auf uns wartete. Um 10:00 Uhr startete der Pilot und flog uns zuerst nach Valletta. Auf mein Zeichen hin flog er zum Hafen. Doch von der „Whistler“ war nichts zu sehen. Dann flogen wir auf das offene Meer hinaus. Wir waren noch innerhalb der maltesischen Hoheitsgewässer, als wir einen Chemiefrachter von Robards Chemicals entdeckten. Es war jedoch nicht die „Whistler“, sondern die „Erebus“. „Sieht so aus, als hättest du mit deiner Vermutung recht, Jelena.“, sagte ich. „Ich hab die genaue Position ermittelt, das Schiff ist nach Gibraltar unterwegs.“ „Was machen wir als nächstes?“ „Das entscheiden wir, wenn wir zurück im Hotel sind.“

Um 10:30 Uhr waren wir zurück im Hotel. Kattie organisierte für uns einen Kajütkreuzer. Mit der Yacht, die den schönen Namen „Early Dawn“ trug fuhren wir aufs offene Meer hinaus. Als wir die „Erebus“ in Sicht hatten, stoppten wir den Motor und warfen den Anker. Danach beobachteten wir das Schiff. Ich griff mir ein Fernglas und sah mir das Heck genauer an. Als es sich durch eine Welle hob, wurde ein Rohr sichtbar, aus dem eine milchige Flüssigkeit lief. „So läuft das also. Die Chemieabfälle werden aus den Tanks im Bauch des Schiffes durch dieses Rohr ins Meer geleitet.“ Jelena kam zu mir auf die Brücke. Ich gab ihr das Fernglas und zeigte auf das Heck der „Erebus“. „Gut aufgepasst. Diese Bastarde lassen wir hochgehen. Das nächste Schiff von Robards Chemicals werden wir versenken.“ „Und wie?“ „Ganz einfach. Wir platzieren ein paar Sprengladungen am Rumpf und lassen sie per Zeitzünder hochgehen.“

Zurück im Hafen sprachen wir mit dem Hafenmeister von Valletta. „Die Schiffe von Robards Chemicals kommen immer im Wochenrhythmus.“ „Welches Schiff ist nächste Woche dran?“, fragte Jelena. „Die „Pinta“. Wieso?“ „Weil es für unsere Arbeit relevant ist. Wir sind Privatermittler und sollen der maltesischen Umweltbehörde helfen, die Ursache für das Fischsterben hier vor der Küste zu finden. Und wenn das stimmt, was wir vermuten, dann wird uns Robards Chemicals einige schmerzhafte Fragen beantworten müssen.“ „Sie werden Keith Robards nicht zum sprechen bringen. Es sei denn, Sie benutzen seinen Sohn Shawn als Druckmittel.“ „Der Name ist mir nicht ganz unbekannt. Hat er bei Albert Invest gearbeitet?“ „Das weiß ich nicht.“

Später am Abend trafen Jelena und ich in der Bar unseres Hotels auf Kiara Lord und ihren Bodyguard David Rice. „Guten Abend, Miss Lord. Mister Rice.“ „Oh! Sie kennen mich?“, fragte die Tochter von Albert Lord. „Ich hatte das Vergnügen, 215

gestern am Flughafen in Frankfurt am Main mit Ihrem Leibwächter ein paar Worte zu wechseln. Er hat mich mit jemandem verwechselt.“ „So was kommt vor. Kenne ich denjenigen?“ „Shawn Robards. Er hat für Ihren Vater gearbeitet.“ „Ach der. Der soll in der Hölle schmoren.“ „Sie scheinen ja nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen zu sein, Miss Lord.“, sagte Jelena. „Wollen wir uns nicht setzen? Dann können wir in Ruhe miteinander reden und uns näher kennenlernen.“ „Ich höre mich nicht „Nein“ sagen.“, sagte ich. „Gut. Ich lade Sie beide auf einen Drink ein.“ „Immer wieder gern.“

Als wir eine lauschige Ecke gefunden hatten und jeder einen Drink vor sich stehen hatte, sagte ich: „Wir haben gestern im Hafen von Valletta einen Chemiefrachter von Robards Chemicals gesehen, die „Whistler“. Ist Shawn Robards vielleicht mit dem Firmeninhaber Keith Robards verwandt?“ „Er ist sein Sohn. Warum fragen Sie?“ „Als Privatermittler müssen wir jeden Aspekt unseres Falles beleuchten. Shawn Robards war bei ihrem Vater in der Firma angestellt. Warum?“ „Es war der Wunsch seines Vaters. Vater und Keith Robards waren bis zum Zeitpunkt von Shawns Einstellung gute Freunde. Aber dann hat Keith Robards des öfteren finanzielle Schwierigkeiten bekommen. Daraufhin hat Shawn vorgeschlagen, für private Anleger Aktienpakete von Robards Chemicals zu erwerben. Aber Vater hat sich geweigert.“ „Ich nehme an zu Recht.“, sagte Jelena. „Oh ja. Die finanziellen Probleme sind auf eine ganze Reihe von Schadenersatzklagen gegen Robards Chemicals zurückzuführen. Die meisten kamen aus Lateinamerika. Ecuador, Honduras, Mexiko. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.“ „Wie passt das alles mit den Ereignissen hier vor Ort zusammen?“, fragte ich. „Das weiß ich nicht. Aber was ich weiß, ist, das nach dem Tag von Shawn Robards Rauswurf bei Albert Invest dessen Vater versucht hat, meinen Vater zu einer Wiedereinstellung zu drängen.“

„Ich nehme an, Ihr Vater hat sich geweigert.“ „Und wie. Daraufhin hat Keith Robards mit Konsequenzen gedroht. Er weiß, dass wir früher immer hier Urlaub gemacht haben. Wir haben hier in Valletta ein Ferienhaus.“ „Wir haben heute morgen einen weiteren Chemiefrachter von Robards Chemicals, die „Erebus“ mit dem Hubschrauber aufgespürt. Und danach mit einem Kajütkreuzer beobachtet. Von dem Schiff wurden Chemikalien ins Meer gepumpt.“ „Außerdem haben wir erfahren, dass die „Pinta“ nächste Woche hier erwartet wird.“ „Das ist gut. Denn so kann ich bei den Behörden in Valletta eine Sperrung des Hafens für die Schiffe von Robards Chemicals erwirken.“, sagte Kiara. „Gut. Gibt es hier Geschäfte für Tauchzubehör?“ „Sicher. Was brauchen Sie?“ „Scooter, Sauerstoffflaschen, Atemregler, Tauchanzüge, Taucherbrillen und Taucherflossen.“ „Was haben Sie vor?“ „Wenn notwendig, werden wir einen der Frachter auf den Meeresboden schicken.“, sagte Jelena. „Tun Sie, was Sie tun wollen. Sie haben meine volle Unterstützung.“

Am nächsten Morgen hatte Kattie wieder Dienst an der Rezeption. „Guten Morgen, Kattie.“, sagte Jelena. „Guten morgen. Was habt Ihr zwei hübschen heute vor?“ „Wir haben eine Verabredung mit Amy Peterson. Um 11:00 Uhr am Hafen. Und wir brauchen ein paar Haftmienen.“ „Haftmienen? Ihr wollt doch nicht etwa ein kleines Feuerwerk veranstalten?“ „Sollte es notwendig werden, dann brauchen wir eine Lebensversicherung.“ „Verstehe. Aber in dem Punkt kann ich euch nicht 216

helfen.“ „Kannst du uns wenigstens zum Hafen bringen, Kattie?“ „Das ist kein Thema.“

Um 10:30 Uhr holte uns Kattie wieder mit dem Jaguar ab, mit dem sie uns am Donnerstag zum Hafen gebracht hatte. Vor dem Gebäude des Hafenmeisters trafen wir dann Amy Peterson. „Ihr Bericht liest sich wie der reinste Schauerroman. Aber leider stimmen Ihre Beobachtungen mit denen der Fischer überein.“ „Wir wissen, dass nächste Woche die „Pinta“ hier erwartet wird.“, sagte Jelena. „Gut das zu wissen. Miss Lord hat heute bei den Behörden eine Sperre des Hafens für die Schiffe von Robards Chemicals erwirkt. Wie ich hörte, hat Sie ihnen Ihre Unterstützung angeboten.“ „Das stimmt. Sie versucht für uns eine komplette Taucherausrüstung zu organisieren.“ „Brauchen Sie sonst noch etwas?“ „Ein paar Haftmienen, sollte es notwendig werden, einen der Frachter zu versenken.“ „Warum sich nicht mit einem U-Boot auf die Lauer legen und Empfangskomitee für so einen Pott spielen.“ „Zu auffällig. Die Blasenspur, die ein Torpedo hinter sich her zieht, ist leicht zu entdecken.“

„Ich habe noch etwas für Sie. Die Ergebnisse der Untersuchung der Wasserproben, die wir entnommen haben.“, sagte Amy Peterson und gab Jelena den Bericht. Jelena las ihn sich durch und seufzte. „Was für ein mieses Schwein. Dem verpassen wir einen Denkzettel, der ihm noch auf Jahre schwer im Magen liegen dürfte.“ „Was steht denn in der Analyse?“, fragte ich. „Dieser Mistkerl hat haufenweise Sulfide und hochgradig giftige Säuren hier vor der Küste ins Meer geleitet. Kein Wunder, dass hier massenweise die Fische sterben.“ „Was hast du vor?“ „Wir werden einen voll beladenen dieser Frachter versenken.“, sagte Jelena.

Um bei den Besatzungen der Frachter nicht für Unruhe zu sorgen wollten Jelena und ich uns auf einem Forschungsschiff einquartieren. Doch leider war nur das deutsche Forschungsschiff „Maria S. Merian“ in der Nähe und hätte uns helfen können, doch der Kapitän lehnte unsere Anfrage mit der Begründung ab, das An-Bord-Nehmen zweier Privatschnüffler würde nicht zu seinen Aufgaben zählen. Erst als das Forschungsministerium des Bundes anfing die Daumenschrauben anzuziehen und Druck auszuüben willigte er zähneknirschend ein.

Am Montag, den 24.06.2019, lief die Merian in den Hafen von Valletta ein und schnappte der „Pinta“ von Robards Chemicals den einzigen noch verbliebenen Liegeplatz im Hafen vor der Nase weg. Doch der Hafen war für den Chemiefrachter ohnehin gesperrt. Und so blieb dem Schiff nichts anderes übrig als auf Reede zu ankern. Um 12:00 Uhr lief die Merian aus Valletta aus. Das Schiff lief an dem Chemiefrachter vorbei und ankerte in sicherer Entfernung. Nun konnten wir uns ein genaueres Bild der „Pinta“ machen. Das Schiff war 120 Meter lang und 17 Meter breit. Laut der Internetdatenbank war der Chemiefrachter mit 6.974 Tonnen vermessen. Am Flaggenmast konnten wir die Fahne Liberias erkennen. Unter dem Namen des Schiffes konnte ich den Heimathafen erkennen. Die „Pinta“ war in Monrovia, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates registriert. Ein Check im Internet ergab, dass die ganze Flotte von Robards Chemicals unter der 217

liberianischen Flagge fuhr. Der Rumpf der „Pinta“ war in einem dunklen blau lackiert, während die Aufbauten weiß waren. Und so wie es die Recherche im Internet ergab, war die „Pinta“ ein etwas moderneres Schiff. Denn der Chemiefrachter war erst im Jahr 2014 vom Stapel gelaufen. Die „Erebus“ war etwas älter, da sie 2010 vom Stapel gelaufen war. Das dienstälteste Schiff der Robards-Flotte war die 2009 gebaute „Endeavour“.

„Produktionsstätten in Honduras, die Schiffe fahren unter der Flagge von Liberia. Da versucht jemand Geld zu sparen, wo er nur kann.“, sagte ich. „Fehlt nur noch, das Keith Robards seine Schiffsbesatzungen ziemlich mies bezahlt.“ „Wir sollten uns mal mit dem Captain der „Pinta“ unterhalten.“, schlug ich vor. „Keine schlechte Idee.“ Dem Kapitän der Merian widerstrebte es, eine Funkverbindung zur „Pinta“ herzustellen. Doch schließlich gab er seinem Herz einen Ruck und rief den Chemiefrachter.

Um 13:30 Uhr kam dann der Kapitän der „Pinta“ an Bord. Er war ein 1,88 m großer, schlanker Mann mit stechend blauen Augen und einem schwarzen Schnurrbart. Das ovale Gesicht mit den kurzen Lippen und der dünnen Nase verlieh dem Mann etwas erhabenes. Bekleidet war der Kommandant der „Pinta“ mit einer schwarzen Uniform, einem weißen Hemd, einer schwarzen Krawatte, schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. Jelena und ich begrüßten ihn auf dem Achterdeck der Merian. „Guten Tag Captain. Es freut uns, dass Sie sich mit uns treffen. Und keine Angst, Sie werden unversehrt auf Ihr Schiff zurückkehren. Wir haben ein paar Fragen an Sie, und hoffen, dass Sie durch ihre Antworten etwas Licht ins Dunkel bringen können.“, sagte Jelena. „Das hängt ganz davon ab, was Sie wissen wollen.“ „Wir wissen, dass Ihr Brötchengeber Keith Robards seine Produktionsanlagen in Honduras hat, und das seine Schiffe alle unter liberianischer Flagge fahren. Uns würde interessieren, wie es mit der Bezahlung der Schiffsbesatzungen aussieht.“ „Die Bezahlung ist miserabel, wenn ich das mal so sagen darf. Zumindest für die niedrigeren Ränge. Die Kapitäne und Offiziere verdienen das Doppelte. Wahrscheinlich weil Mr. Robards sonst eine Meuterei im XXL-Format zu befürchten hätte.“ „Verstehe. Mr. Robards hat ja des öfteren Zahlungsschwierigkeiten gehabt. Könnte dieses Lohndumping bei den Matrosen darauf zurückzuführen sein?“ Der Kapitän der „Pinta“ schüttelte den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Mr. Robards hat die Matrosen schon immer so mies behandelt. Vor allem, weil er Leute anheuert, die mit Ach und Krach Backbord von Steuerbord unterscheiden können.“ „Und wie ist das mit Ihren Offizieren? Sind die zufrieden?“ „Die verwenden ihre Lohnabrechnung als Klopapier. Im letzten Monat hat Keith Robards die Bezüge der Offiziere um 6% gesenkt.“

Um 13:45 Uhr verließ der Kapitän der „Pinta“ die Merian. „Die armen Leute können einem echt leid tun. Müssen sich für einen Hungerlohn die Zunge aus dem Leib ackern und die Offiziere werden jetzt auch unmenschlich behandelt. Es wird Zeit, dass wir Keith Robards einen Denkzettel verpassen.“ „Du meinst, einen Frachter versenken?“ „Genau. Die „Pinta“ lassen wir weiter fahren, weil Ihr Kommandant mit uns kooperiert hat. Wir müssen einen Frachter erwischen, auf dem Shawn Robards mitfährt. Das wird Keith Robards richtig hart treffen.“ 218

„Das heißt, dass wir wieder eine Woche warten müssen.“ „Wir finden schon einen Weg. Ich schlage vor, wir ziehen unsere Option auf Verlängerung.“ „Das wäre auch mein Gedanke gewesen, Jelena.“

Als wir am frühen Abend ins Hotel zurückkehrten, hatte Kattie Dienst am Empfang. „Guten Abend Kattie.“, sagte ich. „Na Ihr zwei hübschen?“ „Du weißt doch, dass wir eine Option auf Verlängerung haben.“ „Ja. Warum?“ „Weil wir noch um zwei Wochen verlängern wollen.“ „Echt jetzt?“ „Kein Witz.“ „Ey wie cool. Dann sehen wir uns ja noch länger.“ „Vermisst du uns etwa schon, Kattie?“ „Na hört mal! Ich hab mich doch schon so an euch gewöhnt!“, sagte Kattie.

Später nach dem Abendessen saßen Jelena und ich auf dem Balkon meines Zimmers und besprachen das weitere Vorgehen. „Wir müssen herausfinden, auf welchem Schiff Shawn Robards unterwegs ist.“, sagte Jelena. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Ich öffnete und sah zu meiner Überraschung Kattie davor stehen. „Was kann ich für dich tun?“, fragte ich vorsichtig. „Besser, was kann ich für dich und Jelena tun?“ „Wie jetzt?“ „Ich hab ein paar Informationen, die euch vielleicht interessieren könnten.“ „Komm rein.“ „Also, was hast du für uns?“; fragte Jelena, als die Tür zu war. „Ich weiß, auf welchem Schiff Shawn Robards als Passagier unterwegs ist.“ „Schieß los.“ „Er hält sich auf der „Whistler“ auf.“ „Wann soll das Schiff hier eintreffen?“ „Nächste Woche Dienstag.“ „Bis dahin brauchen wir die Mienen.“ „Wie viel?“, fragte Jelena. „10. Eine platzieren wir an der Schnittstelle zwischen Schraube und Welle. Die anderen direkt unter dem Rumpf.“ „Ich würde euch gerne helfen.“, sagte Kattie. „Du bist wohl übergeschnappt. Hast du überhaupt eine Kampfschwimmerausbildung?“ „Mein Großvater väterlicherseits war ein Kampfschwimmer. Er war der Beste. Er hat all sein Wissen an mich weitergegeben.“ „Kattie, bist du ganz sicher?“ „Ja, das bin ich! Und wie. Die Entscheidung liegt bei euch. Vielleicht wird euer Leben von mir abhängen.“ „Hast du eine Waffe?“ „Was glaubst du, Paul?“ „Du bist unbewaffnet.“ „Falsch!“ Blitzschnell hielt Kattie eine 45er Magnum in der Hand. „Nicht übel.“ „Wo hast du die denn her?“, fragte Jelena. „Hat mir mein Großvater geschenkt. Als Anerkennung, als ich seine Ausbildung erfolgreich durchlaufen hatte.“ „Okay. Halte vorerst mal weiter die Augen offen. Wir besorgen inzwischen die Haftmienen.“

Am nächsten Morgen trafen Jelena und ich uns nach dem Frühstück mit Amy Peterson. „Guten Morgen, Miss Peterson.“, sagte ich. „Ihnen beiden auch einen guten Morgen. Wie kommen Sie mit ihren Ermittlungen voran?“ „Sie können den Fall als so gut wie gelöst betrachten.“ „Das haut mich glatt aus den Fundamenten.“ „Allerdings bleibt noch einiges zu tun.“ „Was denn?“ „Wir werden die „Whistler“ versenken.“ „Das ist jetzt ein verspäteter Aprilscherz.“ „Nein. Das ist unser voller Ernst. Shawn Robards hält sich an Bord auf. Wenn wir ihn verschwinden lassen, können wir seinen Vater aus der Reserve locken.“ „Na schön. Was brauchen Sie für die Versenkung?“ „10 Haftmienen.“ „Ich besorge Ihnen ein Dutzend.“ „Warum 12 Stück?“ „Dann haben Sie zwei in Reserve, falls zwei versagen sollten.“ „Gar nicht mal schlecht.“ „Die Whistler kommt nächste Woche Dienstag hier an. Wie lange dauert es, bis Sie die Mienen organisiert haben?“ 219

„Die haben Sie schon Donnerstag.“, sagte Amy. „Sehr gut. Aber wo verstauen wir die Dinger?“ „Das lassen Sie mal meine Sorge sein.“

In der Firmenzentrale von Robards Chemicals, in Key West, Florida, saß Keith Robards an seinem Schreibtisch. Er war ein Mann in Alter von 66 Jahren mit einem athletischen Körperbau. Er war 1,65 m groß und hatte schneeweiße Haare. Das ovale Gesicht mit den stechend blauen Augen der Hakennase und den dünnen Lippen war von Anspannung geradezu zerfurcht. Bekleidet war der Firmenchef mit einem dunkelblauen Anzug, einem weißen Hemd, einer roten Krawatte, schwarzen Socken und schwarzen Herrenschuhen. An seinem linken Handgelenk trug er eine goldene Uhr der Marke Rolex. Ihm gegenüber saß der Leiter der Finanzabteilung. Er war 45 Jahre alt und war durchtrainiert. Sein 1,80 m großer Körper besaß kein Gramm Fett zu viel. Die blonden Haare hatte er zu einer Bürstenhaarfrisur zurechtschneiden lassen. Seine grünen Augen zeigten keinerlei Gefühl. Auch das ovale Gesicht mit der breiten Nase und den ebenfalls dünnen Lippen war ausdruckslos. Martin Ballard trug einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd, eine goldene Krawatte, schwarze Socken und schwarze Herrenschuhe.

„Was haben Sie auf dem Herzen, Martin?“, fragte Keith Ballard. „Es geht um die Sperre des Hafens von Valletta für Ihre Schiffe. Diese Sperre hat uns seit in Kraft treten schon 16.500 Dollar gekostet. Es gibt zwar noch Häfen, die unsere Schiffe einlaufen lassen würden, aber die schrauben die Gebühren jetzt nach oben. Außerdem droht uns die Regierung in Luqa damit, jedes Schiff zu beschlagnahmen, dass in den maltesischen Hoheitsgewässern auf Reede vor Anker geht.“ „Wann soll diese Regelung in Kraft treten?“ „Ende nächster Woche. Bis dahin muss die „Whistler“ die Gewässer wieder verlassen haben.“ „Das passt mir gar nicht. Shawn meint, dass vor Mittwoch nicht mit dem Verklappen angefangen werden kann. Die Wasserschutzpolizei und die maltesische Küstenwache behalten unsere Schiffe permanent im Auge.“ „Was sollen wir tun?“ „Setzen Sie unseren Anwalt Norman Bates auf die Sache an. Er soll gegen die Sperre vorgehen und eine Aufhebung erzwingen.“

Am Donnerstag, den 27.06.2019, trafen dann endlich die Haftmienen ein, die Amy Peterson für uns organisiert hatte. Sie wurden in einem Ersatzteillager für die Fischerboote versteckt. Keiner würde je auf die Idee kommen, dort ein paar Mienen zu vermuten. Kiara Lord hatte inzwischen die von uns erbetene Tauchausrüstung beschafft. Jelena und ich nutzten die Zeit um mit Kattie unseren Angriffsplan auszuarbeiten. Dieser sah vor, dass Kattie die Miene platzierte, die der „Whistler“ die Schraube abreißen sollte. Danach sollte sie zwei Mienen mittschiffs an der Unterseite des Rumpfes anbringen. Jelena und ich würden unsere Mienen am Bug, mittschiffs und am Heck anbringen. Die letzte Miene sollte am Rohr angebracht werden, über das die Chemikalien ins Meer verklappt wurden. Immer wenn Kattie dienstfrei hatte übten wir drei unseren Angriff auf das Schiff, bis wirklich jeder Handgriff saß.

Am Dienstag, dem 02.07.2019, erreichte die „Whistler“ die Küste vor 220

Valletta. Zum Glück war das russische Forschungsschiff Akademik Mstislaw Keldysch vor Ort und konnte uns unterstützen. Der Kapitän freute sich, Jelena und mich wiederzusehen, denn wir wurden ziemlich freundschaftlich und herzlich begrüßt. Auch Kattie wurde sehr warmherzig an Bord willkommen geheißen.

Um 12:00 Uhr verließ die Keldysch den Hafen von Valletta. In Sichtweite der „Whistler“ ankerten wir. Doch an Bord des Chemiefrachters war man alles andere als erfreut über unsere Gesellschaft. Shawn Robards betrat die Brücke. Er war ein Mann im Alter von 25 Jahren mit roten Haaren und blauen Augen. Er 1,78 m groß und hatte einen durchtrainierten Körper. Seine blauen Augen im mit Bartstoppeln übersäten runden Gesicht blickten wachsam und aufmerksam drein. Die Hakennase und die schmalen Lippen, die er zweifelsohne von seinem Vater geerbt hatte bebten vor Aufregung. Bekleidet war Shawn Robards mit einer Khakishorts, Flipflops und einen weißen T-Shirt mit einem rot geschminkten Frauenmund, der die Zunge herausstreckte. Offenbar war der Sohn von Keith Robards ein Fan der Rolling Stones.

„Gibts was neues?“, fragte er den Kapitän der „Whistler“. „Wir haben Gesellschaft bekommen. Das Forschungsschiff da drüben.“ „Die Fahne der russischen Föderation am Schornstein ist nicht zu übersehen. Was die wohl vorhaben. „Die schnüffeln nur rum. Die wissen nicht, was wir vorhaben.“ „Sagen wir noch nicht. Versuchen Sie einen Funkkontakt herzustellen. Sagen Sie den Russen, sie wären zu nahe und müssten ihren Abstand zu uns vergrößern. Am Besten außer Sichtweite. Apropos, wie heißt das Schiff überhaupt?“ „Akademik Mstislaw Keldysch.“ „Rufen Sie die Keldysch und sagen Sie dem Kapitän er soll sich außer Sichtweite zurückziehen. Andernfalls ließen wir sein Schiff in Valletta festsetzen.“

Jelena stand neben dem Kapitän auf der Brücke der Keldysch, als das Funkgerät knackte. „Keldysch, hier ist die „Whistler“. Sie halten sich widerrechtlich in unserer Nähe auf. Ziehen Sie sich außer Sichtweite zurück, sonst werden Sie in Valletta festgesetzt.“ „Was sollen wir antworten?“ „Ich mach das schon. Darf ich?“ Wortlos gab der Kapitän seiner Landsmännin das Funkgerät. „Whistler, hier ist die Keldysch. Wir lehnen es ab, uns Ihrer Forderung zu beugen. Des weiteren verweisen wir auf die nach wie vor aktive Sperre gegen Sie und die anderen Schiffe ihrer Firma. Sollten Sie diese Gewässer nicht binnen 24 Stunden verlassen, werden Sie festgesetzt.“

Die Sonne begann gerade unterzugehen, als ich mich mit meiner Partnerin und Kattie traf. „Also Ladies, wenn Ihr die Mienen platziert habt, bleiben nur noch 10 Minuten bis sie scharf werden. Wenn Ihr Sie danach noch anfasst seid Ihr Fischfutter.“, sagte ich. „Verstanden. Also dann. Lets Rock N Roll.“ Als die Dunkelheit hereingebrochen war, machten Jelena, Kattie und ich uns für unseren Tauchgang fertig. Wir wurden mit einem Boot abgeseilt und stiegen langsam ins Wasser. Von oben reichte man uns unsere Scooter. Wir tauchten ab und aktivierten die Gleiter. Als wir die Position der „Whistler“ erreicht hatten, machten wir uns sofort an die Arbeit. Kattie brachte zuerst die Miene an der Schnittstelle an, wo die Antriebswelle mit der Schraube verbunden war. Danach befestigte sie die zweite Miene am Rohr. 221

Als dies erledigt war, tauchte Kattie zur Mitte des Rumpfes und befestigte die beiden letzten Mienen. Auch Jelena und ich hatten unsere Mienen angebracht und waren bereit zu verschwinden. Jelena programmierte die ersten beiden Exemplare an Rohr und Schraube auf 0:50 Uhr, die übrigen auf 1:00 Uhr.

Um 23:30 Uhr kehrten wir auf die Keldysch zurück. „In Ordnung Captain. Bringen Sie uns in den Hafen von Valletta zurück. Ich möchte nicht in der Nähe sein, wenn die drüben auf der „Whistler“ ordentlich durchgeschüttelt werden.“, sagte Jelena. Der Kapitän des russischen Forschungsschiffes ließ Anker auf gehen und die Motoren starten. „Maschinen halbe Kraft voraus. Backbord 10 auf Kurs 130.“ „Halbe Kraft voraus, Backbord 10 Kurs 130.“ Ganz langsam drehte sich das 122 m lange Schiff bis auf dem neuen Kurs lag. „Ruder mittschiffs.“ Als wir einen kleinen Abstand zur „Whistler“ hatten befahl der Kapitän der Keldysch: „Maschinen volle Kraft voraus.“

Als wir in den Hafen von Valletta einliefen, war es 0:45 Uhr. „Noch 5 Minuten, dann gibt’s für unsere Freunde auf der „Whistler“ ein böses Erwachen.“ 5 Minuten später gab es einen dumpfen Knall. Die beiden ersten Mienen waren detoniert. An Bord der „Whistler“ brach Panik aus. Der Kapitän ließ einen Taucher ins Wasser bringen um sein Schiff auf etwaige Schäden zu untersuchen. 2 Minuten später war der Mann wieder an Bord.

„Wie sieht’s aus?“ „Nicht gut Sir. Unsere Schraube wurde abgerissen und das Ruder ist stark verbogen. Das Rohr, über das wir unsere Abfälle ablassen ist ebenfalls unbrauchbar.“ „Können Sie es reparieren?“ „Nicht hier, Sir. In einer Werft könnte ich...“ Weiter kam der Taucher nicht, denn nun explodierten die anderen Mienen. Die im Bauch befindlichen Chemikalien gerieten in Brand und explodierten in einem gigantischen Feuerball. Die „Whistler“ erbebte unter den ganzen Druckwellen, die die Explosion der Mienen hervorbrachte.

In seiner Kabine wurde Shawn Robards aus dem Bett geschleudert. Er prallte gegen die Wand und rieb sich den Hinterkopf. Nur mühsam kam er wieder auf die Füße. Als er die Tür erreichte, hatte er große Mühe sie zu öffnen, denn das Schiff bekam immer heftigere Schlagseite nach Backbord. Auf der Brücke hatte der Kapitän die Evakuierung des Chemiefrachters angeordnet. Auch ein Notsignal konnte nicht mehr abgesetzt werden. Binnen 16 Minuten war die „Whistler“ in den Fluten des Mittelmeeres versunken. Shawn Robards hatte sie mit in die Tiefe gerissen.

In Key West, dem Firmensitz von Robards Chemicals, schlug die Nachricht vom Untergang des Frachters ein, wie eine Bombe. In einem Straßencafé wurde sogar das laufende Fernsehprogramm unterbrochen. „Ladies and Gentlemen. Wir unterbrechen unsere laufenden Sendungen, um Sie über eine Schiffskatastrophe zu informieren, die sich vor der Küste der Hafenstadt Valletta auf Malta ereignet hat. Heute morgen um 1:16 Uhr sank der unter liberianischer Flagge fahrende Chemietanker „Whistler“ nach einer Reihe mehrerer Explosionen. Wie es zu diesen Explosionen kommen konnte, ist bislang nicht geklärt. Es geht das Gerücht um, dass Shawn Robards, der Sohn des Firmenchefs von Robards Chemicals Keith 222

Robards, der als Passagier auf der „Whistler“ mitgereist ist, den Untergang nicht überlebt hat. Wie die Regierung in Luqa inzwischen mitteilte, dürfen die Schiffe von Robards Chemicals die Häfen in Malta nicht mehr anlaufen.“

In der Firmenzentrale von Robards Chemicals saß Keith Robards an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber saß Norman Bates, der Anwalt der Firma. „Dahinter stecken bestimmt militante Umweltschützer.“, sagte der Firmenchef. „Ich wäre mir da nicht so sicher.“ „Wieso?“ „Ich hab läuten gehört, dass die maltesische Regierung zwei Privatermittler angeheuert hat. Paul MacLain und Jelena Romanova. Paul MacLain war beim SAS. Jelena Romanova bei den Speznas. Beide haben also eine entsprechende Ausbildung.“ „Glauben Sie, dass dieser Tommy und seine russische Partnerin die „Whistler“ absichtlich versenkt haben könnten?“ „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Wir müssen das Ergebnis der Untersuchung durch die maltesischen Behörden abwarten.“ „Solange kann ich nicht warten. Ich fliege runter und mache mir selbst ein Bild.“

Am Freitag, den 05.07.2019 kam dann Keith Robards nach Malta. Norman Bates, der Anwalt von Robards Chemicals hatte ihn begleitet. Er reiste vom Malta International in die Stadt, um den Handelsminister zu treffen, während der Firmenchef nach Valletta weiterfuhr. Wir waren gerade im Hotel, als Keith Robards im Hafen von Valletta eintraf. Zwei Marinetaucher waren in das Wrack eingedrungen, das in 40 m Tiefe auf dem Meeresboden ruhte, und hatten die Leiche von Shawn Robards geborgen.

Sein Vater sprach mit dem Leiter der Einheit. „Ihr Schiff wurde definitiv versenkt. Jemand hat ein paar Haftmienen unter dem Rumpf platziert.“ „Weiß man denn schon, wer dafür verantwortlich ist?“ „Im Internet ist ein Bekennervideo von Al Quaida aufgetaucht. Ob es echt ist, wird noch geprüft.“ „Und was ist mit den Mienen?“ „Sie stammen aus russischer Produktion. Und es ist der Typ von Haftmiene, der bevorzugt vom GRU eingesetzt wird.“ „Also kommt neben den Terroristen auch der russische Geheimdienst als Verdächtiger infrage.“ „Wir ermitteln in alle Richtungen. Aber vielleicht hat jemand, der Ihnen übel gesonnen ist, einen Saboteur beauftragt.“ „Oder einen Auftragskiller.“

Später am Tag trafen wir Keith Robards. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er traurig und wütend zugleich war. „Bedrückt Sie etwas, Mr. Robards?“, fragte ich. „Jemand hat kaltblütig meinen Sohn ermordet.“ „Tut mir leid, das zu hören. Aber wie kommen Sie auf Mord?“ „Weil jemand eins meiner Schiffe versenkt hat. Und zwar jenes, auf dem mein Sohn als Passagier mit gereist ist.“ „Und wen haben Sie im Verdacht?“ „Den russischen Geheimdienst. Die Haftmienen, die man am Rumpf der „Whistler“ angebracht hat, stammen aus russischer Produktion und werden bevorzugt vom GRU benutzt.“ „Ich finde, das hat nichts zu bedeuten. Aber so wie Sie mir die Geschehnisse darlegen deutet vieles vielleicht auf einen Sabotageakt oder einen Terroranschlag hin. Der russische Geheimdienst würde nicht grundlos ein Schiff auf den Meeresboden schicken.“ „Haben Sie einen Verdacht, Mr. MacLain?“ „Nein.“ „Ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht helfen könnten.“, 223

sagte Keith Robards. „Es ehrt mich, dass Sie mich und auch meine Partnerin beauftragen wollen. Aber wir sind zurzeit anderweitig beschäftigt. Wir arbeiten für die maltesische Regierung. Wir sollen die Ursache für ein massives Fischsterben hier vor der Küste untersuchen.“ Als ich ihm die Absage erteilte, verdüsterte sich das Gesicht von Keith Robards. „Dann eben nicht. Aber machen Sie sich darauf gefasst, dass ich Ihnen beiden die Lizenz als Privatdetektiv entziehen lasse.“ „Soll das eine Drohung sein?“ „Es IST eine Drohung. Und zwar eine, die Sie beide ernst nehmen sollten.“

Doch der Chef von Robards Chemicals konnte Jelena und mir drohen so viel er wollte, die Beweise waren einfach zu erdrückend. Er wurde vor Gericht gestellt, und wegen schwerer Umweltverschmutzung zu einer Freiheitsstrafe von 16 Jahren und einer Schadenersatzzahlung in Höhe von 26 Milliarden Dollar verurteilt. Dieses Geld sollte den Fischern von Valletta zugute kommen, die durch die systematische Verklappung der Chemikalien zu Schaden gekommen waren. Doch damit nicht genug. Das Urteil aus Malta machte anderen Ländern Mut, in denen sich Keith Robards einen außergerichtlichen Vergleich erpresst hatte. Auch dort wurden frühere Urteile eingezogen und die Firma aus Key West zu schweren Geldstrafen und Schadenersatzzahlungen verurteilt. Und wie sich herausstellte, reichten das Vermögen der Firma und das Privatvermögen des Robards-Clans nicht aus, um alle Forderungen zu erfüllen. Die maltesischen Fischer waren die ersten, die eine saftige Entschädigung erhielten. Danach kamen andere, die auf ähnliche Weise geschädigt wurden.

Unser Auftrag war erledigt. Wir checkten aus und bezahlten die Rechnung. Danach fuhren wir mit unserem Mietwagen zurück nach Luqa. Am Flughafen gaben wir den Avensis zurück und gingen in die Schalterhalle und gaben am Schalter von Air Malta, der für Frankfurt ausgewiesen war, unsere Koffer auf. Um 15:15 Uhr startete unser Flieger, und landete nach einer Flugzeit von 2 Stunden 25 Minuten um 17:40 Uhr auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt am Main. Als wir mit unseren Koffern zum Ausgang kamen, wurden wir von meiner Verlobten Kelly Ling und Anastasia Dimitrova erwartet. Nach einer innigen Umarmung sagte Anastasia: „Bin ich froh, euch beide gesund und munter wiederzusehen.“ „Hast du dir solche Sorgen um mich gemacht, Schatz?“ „Ganz ehrlich, Jelena. Ich hab vor Angst kaum ein Auge zugemacht.“ „Ich hab doch gesagt, ich komme wieder.“ „Weiß ich. Aber jetzt ab nach Hause.“

Später am Abend, saßen wir bei Samantha auf dem Balkon und aßen zu Abend. „Und die Rezeptionistin hat euch bei der Versenkung des Chemietankers geholfen?“, fragte meine Schwester. „Hat sie.“ „Na hoffentlich fliegt das nicht auf. Sonst kann sie ihren Job im Hotel knicken.“ „Eins steht fest.“, meldete sich Samanthas Adoptivtochter Camille zu Wort. „Und was?“ „Dass dieser fiese Drecksack für das was er angerichtet hat, ordentlich latzen musste.“ „Diese derbe Ausdrucksweise hab ich dir bestimmt nicht beigebracht, Camille.“, sagte Samantha streng. „Ist doch wahr.“ „Schon möglich. Aber so eine ungehobelte Ausdrucksweise dulde ich nicht. Das wir uns da klar verstehen.“ 224

Camille seufzte. „Scheiß Leben.“, sagte sie leise. „Samantha hat schon recht. Irgendwann wird dir dein loses Mundwerk Probleme einbringen. Und das will Sie dir ersparen.“ „Papa hat auch kein Blatt vor den Mund genommen, Tante Anastasia.“, sagte Camille.

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Jelena öffnete. Sie war etwas überrascht, als sie Kattie im Flur stehen sah. „Alles klar bei dir?“, fragte sie. „Alles okay. Ich bin auf Malta die Heldin des Tages.“ Später erzählte Kattie, was sich nach unserer Abreise ereignet hatte. „Keith Robards hat im Gefängnis randaliert. Es hat mehrerer Sicherheitskräfte bedurft, um ihn ruhig zu stellen.“ „Geschieht ihm recht, wenn er die Gefängniseinrichtung auseinander nimmt.“, sagte Camille. „In dem Fall hat Camille recht, Schwesterherz.“ „Sei es drum. So schnell kommt Keith Robards aus dem Knast nicht mehr raus.“, sagte Jelena. „Wenn man es recht betrachtet, ist der ganze Clan Geschichte.“ Alle Augen richteten sich auf Camille. „Was denn? Es stimmt doch. Wenn das, was in den letzten Tagen in der Zeitung gedruckt wurde, dann ist nicht nur die Firma bankrott, sondern auch die Familie Robards selbst, darf Insolvenz anmelden.“ „Ich wusste gar nicht, dass du lesen kannst.“, sagte Kattie. „Sam hat´s mir beigebracht.“ 225



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