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Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

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13. Fall - Psychoterror in Portimao

13. Fall – Psychoterror in Portimao

Der dritte Fall im neuen Jahr führte Jelena und mich nach Portugal. Genauer gesagt, an die wunderschöne Algarve. Es war März und die Karnevalszeit näherte sich ihrem Höhepunkt. Jelena und ich waren beide keine großen Fans von Karneval und „HELAU!“-Rufen. Brit war schon eher dafür zu haben. Sie hatte sich für Rosenmontag freigenommen. Ich war als erster im Büro. Jelena kam 10 Minuten später. „Tut mir leid, ich hab verpennt.“, sagte sie. „Macht nichts. Ich hab in der Zwischenzeit mal unseren Anrufbeantworter abgehört. Eine Nachricht ist eingegangen.“ „Lass mal hören.“ Ich spielte das Band des AB´s ab. Eine Frauenstimme erklang. „Mr. MacLain, Miss Romanova. Mein Name ist Adriana de Sousa. Ich bin Psychotherapeutin mit Praxis in Portimao. Ich brauche Ihre Hilfe.Ich bin am Dienstag, den 5.3.2019 in Frankfurt und könnte um 10:00 Uhr zu einem persönlichen Gespräch bei Ihnen im Büro vorbeikommen.“ Ein Piepton ertönte, der das Ende der Nachricht anzeigte. „Was meinst du Jelena?“ „Riecht nach einem neuen Fall, würde ich sagen.“ „Zwei Hirne, ein Gedanke.“

Am Tag darauf klingelte es an der Tür. Brit betätigte den Türöffner. Kurze Zeit später hörten wir Schritte auf der Treppe. Dann klopfte es. „Herein!“, rief ich. Die Tür öffnete sich und eine Frau trat ein. Sie war 1,70 m groß und hatte einen schlanken Körper und dazu eine üppige Oberweite. Die braunen Augen im runden Gesicht blickten unsicher drein. Die länglichen, dünnen Lippen waren zusammen gekniffen. Ein klares Indiz dafür, dass unsere Besucherin nervös war. Die schwarzen Haare trug sie offen, sodass sie bis zu ihren Schultern reichten. Die etwas breite Nase passte dennoch zu ihrer ganzen Erscheinung. Bekleidet war unsere Besucherin mit einer schwarzen Bluse, einem grauen Minirock, schwarzen, halterlosen Nylonstrümpfen und weißen, langschäftigen Winterstiefeln. „Ich bin doch hier richtig bei Paul MacLain und Jelena Romanova?“, fragte sie unsicher. „Das sind Sie in der Tat. Ich gehe dann wohl richtig in der Annahme, dass Sie Adriana de Sousa sind?“ „Ja, das stimmt.“

„Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?“, wollte Jelena wissen. „Ihr jüngster Erfolg war tagelang das Gesprächsthema Nr. 1 bei uns in Portimao.“ „Uns wurmt, dass sich dieser Drecksack dem Gesetz entzogen hat.“, sagte Jelena bitter. „Da steckt man nicht drin. Aber Sie beide haben dieses perfide Komplott aufgedeckt.“ „Das ist durchaus richtig. Aber was können meine Partnerin und ich für Sie tun, Miss de Sousa?“, fragte ich. „Ich werde seit letztem Jahr psychisch unter Druck gesetzt. Obwohl, terrorisiert trifft es eigentlich besser.“ „Was genau ist passiert?“ „Einer meiner Patienten, ein Jugendlicher im Alter von 15 Jahren, Miguel heißt er, hat sich im November 2018 aus bisher unerklärlichen Gründen erhängt. Er hat keinen Abschiedsbrief oder so was hinterlassen.“ „Was ist nach Miguels Suizid passiert?“, wollte ich wissen. „Sein Vater Pedro hat sich mit einer Pistole erschossen.“ „Verstehe. Und Miguels Mutter macht Sie für diese Tragödie verantwortlich.“ „So ist es, Miss Romanova.“ „Wie äußert sich dieser Psychoterror?“, hakte ich nach. Adriana de Sousa griff in ihre Handtasche und holte ein Bündel Briefumschläge heraus.

Ich nahm einen und zog ein Blatt Papier heraus. Mir fiel auf, dass der 152

Text aus Fragmenten verschiedener Tageszeitungen zusammengesetzt war. So erkannte ich unter anderem die New York Times, die Frankfurter Rundschau, Le Monde aus Frankreich, die italienische Corriere della Serra und die spanische El Mundo. „Gestehen Sie, dass Sie für den Tod meines Sohnes und meines geliebten Mannes verantwortlich sind. Wenn nicht, werden die Konsequenzen für Sie grausam sein.“, war der Text der Nachricht. Eine andere Nachricht hatte folgenden Text: „Ich werde erst Frieden finden, wenn Sie tot sind.“ Eine dritte Nachricht lautete: „Sie können mir nicht entkommen. Ich werde Sie töten.“ „Das ist der aktuellste Drohbrief, den ich erhalten habe.“, sagte Adriana de Sousa. „Wann kam er?“ „Letzte Woche Mittwoch.“ „Sie sagen, die Mutter des Jungen gibt Ihnen die Schuld an ihrem Unglück. Würden Sie uns den Namen der Dame verraten?“ „Alessia Correia.“ „Wir wären bereit den Fall zu übernehmen. Vorausgesetzt, wir werden uns bezüglich der Höhe des Honorars einig.“ „Sind 50.000 für jeden von Ihnen genug?“ „Wir nehmen an. Können Sie uns ein Hotel in Portimao empfehlen?“

„Das „Santa Catarina“. Es hat zwar nur 3 Sterne, kann aber vom Essen und vom Komfort der Betten mit jedem 4- oder 5-Sterne-Hotel konkurrieren.“ „Danke für den Tipp.“ „Auf eines möchte ich Sie beide noch aufmerksam machen. Sämtliche Hotels sind in Praia da Rocha angesiedelt. Man könnte sagen, das ist der touristische Vorort von Portimao.“ „Sonst noch etwas, das wir wissen müssten?“, fragte Jelena. „Ein bisschen Portugiesisch sollten Sie schon drauf haben. Wenn Sie einkaufen gehen und sich bedanken wollen, sagen Sie „Obrigada“. Sagen Sie niemals „Gracias“, die spanische Vokabel für Danke. Wir Portugiesen mögen das nicht besonders. Wenn Sie guten Morgen sagen wollen, sagen Sie „Bom Dia“. Guten Tag bzw. guten Abend heißt „Boa Tarde“. Zumindest diese drei Begriffe sollten Sie drauf haben.“

Am Freitag den 08.03.2019, brachte uns meine Schwester Samantha zum Flughafen. An der Sicherheitsschleuse verabschiedete sie sich. „Kommt gesund nach Hause.“, sagte sie. „Worauf du deinen süßen Arsch verwetten kannst, Schwesterherz.“ „Wie ordinär.“

Um 12:00 startete unser Flieger, um nach einer Flugzeit vom 3 h 15 Minuten auf dem Aeroporto de Faro zu landen. Da Portugal von der Zeitzone eine Stunde hinter Europa zurück war, landeten wir statt um 15:15 Uhr, um 14:15 Uhr. Bei einer Autovermietung am Flughafen von Faro mieteten wir uns, nachdem wir unsere Koffer abgeholt hatten, einen Seat Alhambra Reference mit dem 2,0 TDI Ecomotive Motor mit 150 PS. Lackiert war der Van in Romance Rot und war im Innenraum mit grauen Sitzbezügen aus Stoff Modell „Sada“ ausgestattet. Auch das Lifestyle-Paket war mit enthalten. Die Außenspiegel waren elektrisch anklappbar und hatten Umfeldbeleuchtung. Die hinteren Seitenscheiben und die Heckscheibe waren getönt und zu 65% Licht abweisend. In der Dachkonsole am Dachhimmel war noch ein Komfort-Ablagekorb montiert. Die Autovermietung hatte noch zusätzlich die Klimaanlage „Climatronic“ mit drei Klimazonen sowie getrennter Temperaturregelung für vorne und hinten bestellt. In der ebenfalls enthaltenen Mittelarmlehne vorne war noch eine Ablagebox angebracht und dazu kam noch der digitale Radioempfang DAB+. Außerdem verfügte unser Mietwagen über die 153

Diebstahlwarnanlage und Innenraumüberwachung und das Back-up-Horn. Auch der Abschleppschutz war vorhanden. Als weitere Extras waren noch die Geschwindigkeitsregelanlage sowie die Seitenairbags hinten und die Ultraschall-Einparkhilfe vorne und hinten mit eingebaut worden. Auf den Rädern waren die als Ganzjahresreifen ausgeführten Mobilitätsreifen 205 / 60 R16 aufgezogen. Die Autovermietung hatte noch zusätzlich die Herstellergarantie um 3 Jahre bzw. 150.000 Km verlängert. Als Zubehör hatte der Autovermieter noch den Einstiegsleisten-Satz aus Edelstahl mit dem „Alhambra“-Schriftzug sowie Schmutzfänger vorn und hinten. Außerdem hatte man die Laderaumschale für 5-Sitzer, sowie einen Satz Winter-Kompletträder auf 17-Zoll-Leichtmetallfelgen noch mitbestellt.

Über die Autobahn A22 fuhren wir in 52 Minuten nach Portimao, wo wir um 16:15 Uhr am Hotel Santa Catarina vorfuhren. Während ich unsere Koffer aus dem Auto holte, erledigte Jelena den Check-In. Dann parkte ich unseren Seat auf dem uns zugewiesenen Parkplatz. Danach bezogen wir unsere Zimmer, die dieses Mal auf unterschiedlichen Etagen lagen. Während Jelenas Zimmer im vierten Stock lag, befand sich meins im sechsten. Ich hatte ein Zimmer mit Meerblick. Als ich es betrat, bemerkte ich einen auberginefarbenen Trolli. Ich wusste, wem er gehörte. Und selbst wenn ich den Trolli übersehen hätte, spätestens bei der dezenten Parfümnote, die durch den Raum wehte, wären alle Zweifel ausgeräumt gewesen. Diesen Duft würde ich überall wiedererkennen. Denn „By Night“ aus der Kollektion von Christina Aguilera konnte sich nicht jeder leisten.

Die Tür zum Badezimmer öffnete sich und eine Frau kam heraus. Und diese Beauty war niemand anderes als meine Verlobte Kelly Ling.

Nach einer innigen Umarmung und einem langen Kuss sagte ich: „Sag mal Kelly, was um alles in der Welt machst du hier?“ „Ich habe mein Patenkind besucht. Eigentlich wollte ich ja gestern schon wieder nach Hause fliegen. Aber als ich hörte, dass du kommst, und dieses Zimmer reserviert hast, habe ich spontan verlängert. Und wer weiß, vielleicht hilft das, was ich dir zu erzählen habe, bei euren Ermittlungen.“ „Dann lass mal hören.“, sagte ich. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Ich öffnete. Jelena stand draußen. „Bist du allein?“, fragte sie. „Kelly ist bei mir. Sie hat Ihr Patenkind besucht und wollte gestern schon abgereist sein. Aber als sie gehört hat, dass wir kommen, hat sie verlängert.“ „Das passt mir gar nicht, Paul.“ „Möglicherweise hat sie ein paar wertvolle Informationen für uns.“

„Wusstet Ihr, dass Dr. de Sousa Kinder und Jugendliche psychologisch betreut, die von ihren Eltern oder Verwandten sexuell missbraucht wurden?“, fragte Kelly. „Nein.“ „Dann wisst Ihr es jetzt. Mein Patenkind Elena ist ebenfalls bei ihr in Behandlung. Miguel war ebenfalls in ihrer Gruppe.“ „Das heißt Elena und Miguel haben sich gekannt.“, sagte Jelena. „Richtig. Miguel stand kurz vor dem Ende seiner Therapie, als es passiert ist. Elena war die einzige, der er es erzählt hat.“ „Was genau hat sich zugetragen?“ „Miguels Tante mütterlicherseits war zu Besuch. Sie war es auch, die ihn missbraucht hat.“ „Miststück.“, fauchte Jelena. 154

„Sie hat ihren Neffen in der Küche an Händen und Füßen an einen Stuhl gefesselt und ihm die Hose und die Unterhose runter gezogen.“ „Wie gemein.“ „Dann hat sich die Tante auf seinen Schoß gesetzt, und ihn gezwungen es auf griechisch mit ihr zu machen. Ihr wisst, was ich meine.“ „Das ganze hat ihn wohl völlig aus der Bahn geworfen.“ „Genau so ist es. Denn nachdem sich Miguel Elena anvertraut hatte, hat er sich erhängt.“, sagte Kelly.

„Weiß Dr. de Sousa davon?“, fragte ich. „Elena wollte es ihr berichten. Aber zuerst wollte sie sich mir anvertrauen.“ „Gut, dass sie es getan hat. Du hast Licht in einen Umstand gebracht, der für unsere Ermittlungen entscheidend sein könnte.“ „Mich würde vor allem eines interessieren.“, sagte Jelena. „Was?“ „Weiß Miguels Tante von dem Gespräch zwischen ihrem Neffen und deinem Patenkind?“ „Keine Ahnung. Aber Elena hat mir noch etwas erzählt.“ „Was?“, fragte ich. „Das Miguels Tante ihrem Neffen gedroht hat. Sie wollte ihn in eine geschlossene Irrenanstalt einliefern lassen, sollte er mit irgend jemandem darüber reden.“ „Er sollte also schweigen.“ „Richtig. Und an der Angst, den Rest seines Lebens in einer Klapse verbringen zu müssen, eingesperrt in eine Gummizelle mit einer Zwangsjacke gesichert, ist Miguel zerbrochen. Er sah keinen anderen Ausweg mehr, als Selbstmord.“

„Jetzt wird mir so einiges klar. Die Tante versucht alles, um ihr Verbrechen zu vertuschen.“, sagte ich. „Was ich aber nicht ganz verstehe ist, wieso Miguels Mutter Dr. de Sousa die Schuld am Freitod ihres Sohnes und ihres Mannes in die Schuhe schiebt.“ „Es ist leicht, einem Menschen, der voller Trauer ist, einzureden, das die eigene Sicht der Dinge die richtige ist, auch wenn es in Wirklichkeit anders war.“ „Das würde bedeuten, dass Alessia Correia von ihrer Schwester manipuliert wird. Aber wieso?“ „Ganz einfach. Die Tante von Miguel kann keine Mitwisser gebrauchen. Und deshalb zögert sie nicht, ihre eigene Schwester zu ihrem Werkzeug zu machen.“, sagte ich.

Nach dem Abendessen, das gehalten hatte, was unsere Klientin versprochen hatte, gingen Jelena und ich am Strand spazieren. In einer der vielen Bars trafen wir auf eine Frau Anfang der 40er Jahre. Sie war vielleicht 1,66 m groß, besaß einen schlanken Körper und eine üppige Oberweite. Ihre dunkelbraunen Haare trug sie offen, sodass sie bis zu ihren Brüsten reichten. Eine Sonnenbrille verdeckte ihre Augen. Das ovale Gesicht mit der schmalen Nase und den sinnlichen Lippen hätte man durchaus als hübsch bezeichnen können, wenn dieser verbitterte Gesichtsausdruck nicht gewesen wäre. Bekleidet war die Frau mit einem Schwarzen Bikini und schwarzen Sandaletten. Offenbar hatte uns die Dame bemerkt, denn sie gab Jelena und mir ein Zeichen.

„Sind Sie Paul MacLain und Jelena Romanova?“, fragte die Frau, als wir näher getreten waren. „Wer will das wissen?“ „Ich bin Alessia Correia. Die Mutter von Miguel, dem Jungen, der sich letztes Jahr erhängt hat.“ „Was wollen Sie von uns?“, fragte Jelena. „Ich weiß, dass Sie für Dr. de Sousa arbeiten. Ich war heute bei ihr in der Praxis um sie noch weiter unter Druck zu setzen. Ich habe an der Tür gelauscht und so erfahren, dass sich mein Sohn doch jemandem anvertraut hat. 155

Es ist seine Freundin Elena, die er bei Dr. De Sousa kennengelernt hat. Sie war ein paar Mal bei uns zu Hause. Ein sehr nettes Mädchen.“ „Meine Verlobte Kelly Ling ist Elenas Patentante. Sie hat uns erzählt, was Elena ihr anvertraut hat.“ „Dann wissen Sie also dasselbe wie ich.“, sagte Alessia Correia und nahm ihre Sonnenbrille ab. Zwei rotgeweinte blaue Augen kamen zum Vorschein. „Sie trauern offenbar immer noch um ihren Sohn und um ihren Mann.“ „Nein. Meine Tränen sind Tränen der Scham. Denn ich schäme mich dafür, dass ich mich von meiner eigenen Schwester habe manipulieren lassen. Sie hat mir eingeredet, dass es Dr. de Sousa war, die sich an meinem Sohn vergangen hat. Dabei war es Esmeralda selbst. Ich hasse sie für das, was sie meinem Sohn angetan hat. Aber für Elena wird es jetzt sehr gefährlich. Bringen Sie das Mädchen außer Landes. Wenn meine Schwester erfährt, dass mein Sohn sich dem Mädchen anvertraut hat, bringt sie Elena um.“

Später am Abend sprach ich mit Kelly. „Ich rede morgen mit ihr.“ „Mach das. Aber beeil dich. Ich habe das Gefühl, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt.“ Und mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Denn als Jelena und ich uns am nächsten Morgen am Hafen umsahen, sahen wir ein junges Mädchen, das auf dem Boden kniete. Hinter ihm stand eine Frau mit einer gezogenen Waffe. Ich erkannte eine Pistole aus dem Hause Browning. Jelena und ich pirschten näher heran, um mehr mitzubekommen. „Miguel hat mein Verbot missachtet und dir alles erzählt. Wer weiß sonst noch davon?“, sagte die Frau. „Meine Patentante und Dr. de Sousa.“ „Dann werden sie auch sterben müssen. Aber jetzt bist Du dran. SAG DER WELT AUF WIEDERSEHEN!“

In dem Moment krachte ein Schuss. Jelena hatte ihn abgegeben. Ich zog meine Walther und feuerte ebenfalls. Die unbekannte Frau erwiderte das Feuer. Zuerst schoss sie auf Jelena, dann auf mich. Ich feuerte zwei weitere Schüsse ab. Eines der Projektile scheuchte eine Möwe auf, die sich auf ihre Art und Weise an unserer Gegnerin rächte. Diesen glücklichen Umstand nutzten Jelena und ich, um mit dem Mädchen abzuhauen.

Später im Hotel sprachen Jelena und ich mit Kelly. „Du musst sofort abreisen, Schatz. Für dich und Elena wird es jetzt zu gefährlich. Die Tante hat von dem Gespräch zwischen ihrem Neffen und deinem Patenkind erfahren. Wir haben sie überrascht, als sie Elena töten wollte. Aber dieses Miststück, will nicht nur dein Patenkind umbringen, sondern auch dich und unsere Klientin.“, sagte ich. „Ich werde abreisen. Dir und Jelena viel Glück.“

Noch am selben Tag hatte Jelena Kelly und Elena nach Faro zum Flughafen gebracht. Ich war in Portimao geblieben und hatte mich noch mal am Hafen umgesehen. Dort hatte ich zwei Streifenwagen gesehen. Einer der Beamten hatte mich offenbar bemerkt, denn er kam zielstrebig auf mich zu. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie anspreche, aber waren Sie an der Schießerei hier beteiligt?“, fragte er. „Wollen Sie mich und meine Partnerin etwa verhaften?“ „Aus Ihrer Gegenfrage schließe ich, dass zumindest Sie beteiligt waren. Und was Ihre Frage angeht, so kann ich Sie beruhigen. Es liegt kein Haftbefehl gegen Sie vor, Senhor.” 156

„Gut das zu wissen. Fragen Sie mich, was Sie wissen wollen.“ „Zunächst bräuchte ich Ihre Personalien.“ „Reicht mein Dienstausweis?“ „Fürs Erste.“ Ich gab ihm den Ausweis. „Paul MacLain. Detektivbüro MacLain – Romanova. Das heißt Sie und Mr. Romanova sind Privatdetektive, wenn ich das richtig verstehe, Mr. MacLain.“ „Im großen und ganzen haben Sie Recht. Jelena Romanova und meine Wenigkeit sind Privatermittler.“ „Also haben Sie eine Partnerin statt eines Partners.“ „Das sagte ich vorhin.“ „Würden Sie mir schildern, was sich zugetragen hat?“

Ich schilderte dem Polizeibeamten meine und Jelenas Beobachtungen. Außerdem beschrieb ich ihm die Frau, die Elena töten wollte. „In dem Fall haben Sie und Ihre Partnerin richtig gehandelt. Aber Dr. de Sousa wird jetzt stärker in den Fokus dieser Frau rücken.“ „Warum denn dieses?“ „Sie und Miss Romanova haben zwei Zielpersonen dem Zugriff dieser Frau entzogen.“ „Ich werde nicht zulassen, dass dieses Flintenweib, meiner Verlobten den Atem nimmt. Eher verpass ich ihr eine Kugel.“

Jelena kam dazu. Auch sie zeigte dem Polizisten in Uniform ihren Dienstausweis. „Wer ist diese Frau eigentlich?“ „Ihr Name ist Esmeralda Texeira. Eine ganz linke Bazille, wenn Sie mich fragen.“ „Wie dürfen wir das verstehen?“ „Nun ja. Diese Frau geht über Leichen. Ihren Schwager Pedro Correia konnte Esmeralda Texeira auch nie leiden. Sie war sogar gegen die Hochzeit ihrer Schwester mit Pedro Correia.“ „Warum das denn?“, wollte Jelena wissen. „Die beiden Familien sind seit Generationen miteinander verfeindet. Alessia wollte dem ganzen ein Ende bereiten. Aber Esmeralda war nicht gewillt, das zuzulassen. Eine Aussöhnung mit den Correias kam für sie nicht infrage.“ „Und deswegen hat sie ihren Neffen auch sexuell missbraucht.“, sagte ich. „Wir vermuten, dass es sich so zugetragen hat. Esmeralda Texeira wollte sogar die Therapie bei Dr. de Sousa verhindern. Das Dumme ist aber, wir können ihr nichts nachweisen.“ „Und wenn Dr. de Sousa Ihnen sämtliche Akten über Miguel Correia aushändigen würde?“ „Dann hätten wir dieses miese Stück Scheiße am Haken. Aber die Krux ist, dass Dr. de Sousa an die ärztliche Schweigepflicht gebunden ist.“ „Wir wären bereit, unsere Klientin schriftlich davon zu entbinden.“ „Das wäre zu freundlich von Ihnen.“

Nach dem Gespräch mit dem Polizisten suchten wir unsere Klientin in ihrer Praxis auf. Der Eingangsbereich war mit einem Teppich in königsblau mit goldenen Kronen darauf ausgelegt. An den Wänden hingen Bilder bekannter Impressionisten. So konnte ich unter anderem das Bild „Das Mädchen mit der Taube“ von Pablo Picasso oder ein Bild von Claude Monet „Bahnhof Saint Lazare in Paris Ankunft eines Zuges“ erkennen. Hinter dem Empfangstresen der aus weißem Marmor gefertigt war, hing noch das Bild „Diana als Jägerin“, von Auguste Renoir an der Wand. Im Wartezimmer, das mit bequemen Veloursstühlen bestückt war hing ein Regal aus edlem Mahagoniholz an der Wand. Auch der Teppich war derselbe wie im Vorzimmer. Hinter dem Tresen stand die Sprechstundenhilfe, eine 23jährige Blondine mit grünen Augen, einem schlanken Körper und kleinen Brüsten. Sie war 1,68 m groß und hatte ein ovales Gesicht mit einer breiten Nase und sinnlichen Lippen. 157

Die blonden Haare trug sie offen, sodass sie bis zu ihren Brüsten reichten.

Bekleidet war die junge Dame mit einem blauen Babydollkleid und Schuhen mit flachen Absätzen in derselben Farbe wie das Kleid. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte sie mit einer sanften und Vertrauen erweckenden Stimme. Wir zeigten ihr unsere Dienstausweise. „Ihre Chefin ist unsere Klientin. Wären Sie so freundlich und würden Dr. de Sousa benachrichtigen?“, sagte Jelena. „Bitte warten Sie einen Augenblick.“

Nur kurze Zeit später kam Adriana de Sousa aus dem Gruppenzimmer. „Sie kommen sehr ungelegen. Ich habe gerade meine Sitzung.“ „Es dauert nicht lange. Wir haben für Sie dieses Dokument aufgesetzt, in dem wir Sie von ihrer Schweigepflicht entbinden. Denn nur wenn Sie der Polizei sämtliche Akten aushändigen, die den Fall Miguel Correia betreffen, kann die Polizei Esmeralda Texeira etwas nachweisen und sie verhaften.“ „Verstehe. Bitte kommen Sie.“, sagte Dr. de Sousa und ging in ihr privates Sprechzimmer. Dort holte sie einen Stehsammler mit der Aufschrift „Miguel Correia“ aus dem Regal und gab ihn uns. „Hier sind die Unterlagen. Es ist alles aufgezeichnet. Das sollte reichen um seine Tante hinter Gitter zu bringen.“ „Danke. Nur eines sollten sie noch wissen. Esmeralda Texeira ist zu allem entschlossen um ihr Verbrechen zu vertuschen. Gehen Sie, wenn möglich, nie alleine aus dem Haus. Wenn nötig rufen Sie uns an. Wir holen Sie dann ab. Hier sind unsere Handynummern.“, sagte ich und gab unserer Klientin unsere Visitenkarten.

Nach unserem Abstecher in der Praxis von Adriana de Sousa fuhren Jelena und ich zur nächsten Polizeiwache, wo wir dem Polizisten, mit dem wir am Hafen gesprochen hatten, den Ordner mit den Sitzungsprotokollen von Miguel Correia übergaben. Die Auswertung dauerte einige Tage, doch zu guter Letzt kam man bei der Polizei von Portimao zu dem Schluss, dass das Material ausreichte, um ein Ermittlungsverfahren gegen Miguels Tante Esmeralda Texeira einzuleiten. Dr. Ricardo Calapaz der für Portimao zuständige Staatsanwalt hatte persönlich die Ermittlungen an sich gezogen. In der Zwischenzeit hatten wir unsere Klientin von zu Hause abgeholt und zu ihrer Praxis gebracht. Auch auf dem Rückweg hatten wir sie begleitet.

Doch wir hatten Esmeralda Texeira gewaltig unterschätzt. Sie war wie eine Spinne, die am Rande ihres Netzes auf Beute lauert. Zwei mal war ihr die sicher geglaubte Beute entkommen. Es geschah am Freitag, den 22.03.2019. Um 8:00 Uhr hatte uns Adriana de Sousa angerufen und uns wissen lassen, dass wir sie abholen sollten, um sie in ihre Praxis zu bringen. Doch als wir am Haus unserer Klientin vorfuhren, stand die Tür offen. Das bedeutete ganz sicher nichts gutes. Mit gezogenen Waffen betraten wir das Haus. Das Bild das sich uns bot, war entsetzlich. Überall im Haus waren Möbelstücke umgeworfen worden, als ob jemand die Psychotherapeutin gejagt hätte. Wir ahnten schlimmes. Im Ankleidezimmer fanden wir nur den weißen Morgenmantel aus feinster Seide, den Dr. de Sousa oft getragen hatte, wenn wir sie nach Hause gebracht hatten.

Während ich mich im Ankleide- und im angrenzenden Schlafzimmer umsah, 158

inspizierte Jelena das Badezimmer. Ich sah mir gerade einige Dokumente an, die ich in der obersten Schublade der Kommode, die neben dem Bett stand, gefunden hatte, als ich Jelenas Schreckensschrei aus dem Badezimmer hörte. „Paul! Komm schnell!“, rief sie. Ich eilte sofort ins Badezimmer. Ich erwartete unsere Klientin dort tot vorzufinden. Jedoch fanden wir die Haushälterin Consuelo Lopez dort vor. Die Spanierin war durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzt worden, doch noch war Leben in ihr. „Soll ich den Notarzt rufen Paul?“, fragte Jelena. „Das wird nicht nötig sein. Ruf lieber einen Leichenbestatter. Wir können für Consuelo nichts mehr tun.“

Offenbar hatte Adriana de Sousas Haushälterin noch genug Kraft, dass sie einige Worte sprechen konnte. „Sie war da … Esmeralda Texeira. Sie hat Dr. de Sousa durch das ganze … Haus gejagt. Auf der Terrasse hat … sie sie dann eingeholt.“ Ein Hustenkrampf schüttelte sie durch, ehe sie weitersprach. „Sie … hat meine Chefin an den Händen gefesselt und sie dann … betäubt.“ Consuelo Lopez atmete ein letztes Mal aus, dann kippte ihr Kopf nach links weg.

Während die Polizei am Tatort die Spuren sicherte, befragten wir die Nachbarn unserer Klientin. Ein Rechtsanwalt, der direkt neben Adriana de Sousa wohnte konnte sich erinnern. „Es war 8:36 Uhr als ich diesen Wagen habe vorfahren sehen. Es war ein schwarzer VW Phaeton, aus der ersten Bauserie. Das Kennzeichen lautete BP-78-79. Um 8:50 Uhr habe ich dann gesehen, wie diese Frau Dr. de Sousa wie ein Kartoffelsack über der Schulter getragen hat und sie dann in den Fonds des VW befördert hat. Dann ist sie eingestiegen und ist weggefahren.“ „Wohin?“, fragte Jelena. „Es gibt eine Baustelle am Kreuzfahrthafen. Das Terminal soll um einen neuen Anbau vergrößert werden, da der Hafen von Portimao auch für die großen Kreuzfahrtschiffe ertüchtigt werden soll.“ „Wie sah die Frau aus?“ „1,60 m groß, korpulent. Graue Haare zu einem Dutt gebunden und ein rundes Gesicht mit braunen Augen“ „Vielen Dank.“

Wir fuhren so schnell wie es ging zur der besagten Baustelle. Als wir dort eintrafen, sahen wir den VW Phaeton auf dem Vorplatz des Hafens stehen. Jelena und ich stiegen aus und zückten unsere Waffen. Wir luden sie und entsicherten anschließend. Dann pirschten wir uns auf das Hafengelände. Zuerst waren wir etwas orientierungslos. Doch dann hörten wir das Lachen einer Frau, die dem Wahnsinn fast verfallen war. Wir schlichen näher heran. Jelena hörte als erste Esmeralda Texeiras Stimme. „Hast du wirklich geglaubt, dass du meinen Neffen vor mir beschützen kannst? Das hast du nie gekonnt, weil ich alle deine Bemühungen ihn zu retten bei jeder Gelegenheit torpediert habe.“ „Bitte. Lassen Sie mich gehen. Ich habe Ihnen nichts getan.“, hörte ich die flehende Stimme unserer Klientin. „Du dumme Nuss. Du weißt zu viel. Kelly Ling und Elena Perreira sind mir entkommen. Aber du entkommst mir garantiert nicht. Siehst du die Grube unter dir? Sie gefüllt mit frischem Zement. Ich lass dich verschwinden. Und zwar für immer.“ Und wieder ertönte dieses krankhafte Lachen. „Weißt du, ich will mal nicht so sein. Ich werde dir, großzügig wie ich bin, die Fesseln abnehmen, bevor du schon mal im Zement baden darfst. 159

Genieße es, solange du noch kannst.“ „Dafür werden Sie büßen.“ „Das glaube ich kaum. Vergiss nicht, das Tote nicht reden.“, sagte Esmeralda Texeira.

Ich spähte vorsichtig um die Ecke. Und was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Adriana de Sousa stand splitternackt auf einer Arbeiterplattform, deren Boden sich über einen Hebel aufklappen ließ. An genau diesem Hebel zog Esmeralda Texeira nun und der Boden klappte unter den Füßen unserer Klientin weg. Mit einem lauten Angstschrei fiel Adriana de Sousa in die Baugrube und sank sofort bis zur Hälfte im flüssigen Zement ein. Nun gab Esmeralda Texeira den Fahrern der umstehenden Zementmischer ein Zeichen und diese fuhren rückwärts an die Grube heran. Dann hob sie ein Walkie Talkie an den Mund. „Wartet noch einen Augenblick. Ich will meinen Triumph noch ein wenig auskosten. Wenn ich „ABLADEN“ sage, dann lasst Ihr den Zement in die Grube ab.“, sagte die Verrückte in ihr Gerät. „Verstanden, Boss.“

Ich entdeckte die Hydraulik und ging darauf zu. Ich wollte gerade danach greifen, als sich Esmeralda Texeira zu mir umdrehte. „Nehmen Sie ihre Hände da weg!“, befahl sie. Doch ich ging nicht darauf ein. Stattdessen betätigte ich die Kontrollhebel und senkte die Plattform nach unten. „ICH SAGTE HÄNDE WEG!!!“, schrie mich Miguels Tante an. Doch ich reagierte nicht. „ZUM LETZTEN MAL: HÄNDE WEG!!!“ Doch ich ignorierte den Befehl dieser Wahnsinnigen. „Na schön, ganz wie Sie wollen. Dann krepieren Sie eben als erster.“ Esmeralda Texeira zielte mit ihrer Browning auf mich, als ein Schuss fiel, der dieses Miststück in die Schulter traf. Die Frau drehte sich um und sah sich Jelena gegenüber, die nun ihrerseits ihre Makarow auf sie richtete. „Das Spiel ist aus, Fettbacke.“ „Oh nein! Es ist erst vorbei, wenn Adriana de Sousa tot und begraben ist.“ Die Wahnsinnige zielte nun mit ihrer Pistole auf unsere hilflose Klientin, die im noch flüssigen Zement in der Falle saß.

Ich stürmte von hinten heran und riss diese verrückte Person von den Beinen. Sie versuchte nach mir zu treten, doch ich rammte ihr eine Links-Rechts-Kombination direkt in die Magengrube und schickte sie dann mit einem Schlag ins Gesicht ins Reich der Träume. „Ich dachte du schlägst keine Frauen, Paul.“, sagte Jelena. „Bei dieser hinterhältigen Fotze mach ich eine Ausnahme.“ In diesem Moment ging das Walkie Talkie und einer der LKW-Fahrer meldete sich zu Wort. „Was ist jetzt? Sollen wir den Zement jetzt abladen oder nicht?“ „Das lassen Sie schön bleiben. Es sei denn, Sie wollen sich zusammen mit Ihrer Auftraggeberin wegen vorsätzlichen Mordes vor Gericht verantworten.“, sagte Jelena kalt.

Eine Woche nach dem wir Esmeralda Texeira hatten hoch gehen lassen, machte man der alten Dame den Prozess. Die Verteidigung hatte versucht, einen Wechsel des Richters durch einen Befangenheitsantrag zu erzwingen, doch es brachte nichts. Man versuchte sogar, Elena Perreira für verrückt erklären zu lassen und sie in eine geschlossene Irrenanstalt einzuliefern zu lassen, und sie gesichert mit einer Zwangsjacke in einer Gummizelle einzusperren. Doch auch dieser Antrag scheiterte. Esmeralda Texeira bot unserer Klientin sogar ein Schweigegeld in Höhe von 1,2 Millionen Euro, sollte sie auf ihre Aussage verzichten. 160

Doch Adriana de Sousa lehnte ab. Die Verteidigung versuchte alles um einen Freispruch zu erreichen. Doch der Richter hatte kein Einsehen mit der Angeklagten. Am Ende erhielt Esmeralda Texeira die gerechte Strafe. Zuerst sollte sie für 3 Jahre ohne Bewährung ins Gefängnis. Danach ordnete der Richter einen dauerhaften Aufenthalt in einer geschlossenen Irrenanstalt an, eingesperrt in eine Gummizelle und gesichert mit einer Zwangsjacke.

Unser Auftrag war erledigt. Bevor wir auscheckten kam Adriana de Sousa noch mal vorbei. „Das war Rettung in letzter Minute. Und das hier hat ein Mitarbeiter der Telefongesellschaft in meinem Telefon entdeckt.“, sagte sie und hielt Jelena und mir ein kleines Gerät unter die Nase. „Das ist eine Wanze. Das bedeutet, dass Esmeralda Texeira die ganze Zeit über jeden Ihrer Schritte Bescheid gewusst hat.“ „Was werden Sie jetzt machen, Dr. de Sousa?“ „Reisen. Ich will mal raus, aus Portimao.“ „Und wohin?“ „In die USA. Ich wollte schon immer nach Las Vegas.“ „Dann wünschen wir Ihnen eine erholsame Zeit.“, sagte Jelena. „Danke. Vielleicht sehen wir uns noch mal, bevor ich fliege, denn ich bin vorher noch einmal in Frankfurt am Main, auf einem Kongress.“

Nach dem Treffen bezahlten wir die Rechnung und fuhren mit unserem Mietwagen zurück zum Flughafen von Faro, wo wir den Seat bei der Autovermietung zurückgaben. Wir gaben unsere Koffer auf und gingen dann zur Sicherheitsschleuse. Wie immer schlug der Scanner bei uns nicht an. Die Maschine der portugiesischen Fluggesellschaft TAP startete um 11:20 Uhr und landete um 15:35 Uhr auf dem Flughafen in Frankfurt am Main. Wir holten unsere Koffer und gingen dann zum Ausgang, wo meine Verlobte und ihr Patenkind auf uns warteten. „Willkommen zu Hause.“, sagte Kelly. „Tut gut, wieder zu Hause zu sein.“ „Habt Ihr diese Wahnsinnige wenigstens ihrer gerechten Strafe zugeführt?“, wollte Elena wissen. „Ja, das haben wir.“ „Sehr gut. Diese Frau darf nie wieder auf freien Fuß gesetzt werden.“

Später am Abend, saßen wir im Wohnzimmer meiner Wohnung und aßen zu Abend. „Wie kann eine Frau nur so wahnsinnig und krank im Kopf sein?“, fragte Camille. „Ich bin kein Psychologe. Ich bin Privatermittler.“ „Was ich nicht ganz verstehe, ist, was überhaupt zu dieser Generationen übergreifenden Fehde geführt hat.“, sagte Kelly. „Das kann nur Alessia Correia beantworten.“ Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür. Ich stand auf und ging zur Tür. Und als ich durch den Türspion blickte, sah ich draußen im Flur Alessia Correia stehen. Ich öffnete die Tür. „Guten Abend Miss Correia. Was führt Sie zu mir?“, fragte ich. „Ich wollte mich bei Ihnen und ihrer Partnerin bedanken. Und ich denke, ich schulde Ihnen beiden noch eine Erklärung.“ „Kommen Sie rein.“

Nachdem ich Alessia Correia meine Verlobte, meine Schwester sowie Camille als auch Kelly Patenkind vorgestellt hatte zog ich einen Stuhl heran und bat sie, sich zu setzen. „Jetzt bin ich aber mal auf Ihre Erklärung gespannt.“, sagte Jelena.„Die sollen Sie auch bekommen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie gerne die 161

Hintergründe kennen würden, die zu dieser Fehde geführt haben, die über Generationen angedauert hat.“ „ Bitte.“ „Dazu muss ich aber etwas in der Zeit zurückgehen. Besser gesagt bis ins Jahr 1521. Es war auf Magellans letzter Reise. Es war am Strand der Insel Mactan im Kampf der Spanier unter Magellans Führung gegen Lapu Lapu den Häuptling der Nachbarinsel. Bei der Deckung des Rückzugs hat sich ein Schuss aus der Muskete von Enrico Correia gelöst und Ricardo Texeira getötet. Unsere Familie hat den Correias daraufhin ewige Rache geschworen.“ „Genau wie die MacLains den Doohans ewige Feindschaft geschworen haben. Aber mit dem Tod von Mick Doohan ist diese Angelegenheit beigelegt.“ „Ich wollte dieser Fehde ein Ende setzen. Ich habe gedacht, wenn ich mich gegen meine Schwester stelle und meinem Herzen folge, würde dieser unsinnige Streit für immer beigelegt.“ „Aber Ihre Schwester wollte auf die Feindschaft mit den Correias nicht verzichten.“ „Sie hat nur dafür gelebt.“

„Und deswegen hat Ihre Schwester alles kaputt gemacht, was Sie und Ihr Mann sich aufgebaut haben.“ „Ja. Aber versagt hat Esmeralda dennoch.“ „Wie jetzt?“ „Pedro und ich hatten noch ein Kind. Eine Tochter. Ihr Name ist Catarina. Sie hat einen Mann aus der Familie Correia geheiratet. Durch diese Hochzeit wurde der Jahrhunderte alte Streit ein für allemal beigelegt. Esmeralda wollte die alte Feindschaft um jeden Preis aufrecht erhalten und hat am Ende doch eine bittere Niederlage einstecken müssen. Ich habe meine Schwester vor drei Tagen im Gefängnis besucht und ihr von diesem freudigen Ereignis berichtet.“ „Wie hat Esmeralda darauf reagiert?“ „Sie ist ausgerastet. Und das hat dazu geführt, dass man sie gleich in einer Zwangsjacke in eine geschlossene Irrenanstalt eingeliefert und in einer Gummizelle eingesperrt hat.“ „Wie sagt man so schön? Wer anderen eine Grube gräbt fällt selbst hinein.“, sagte Camille. 162



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