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Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

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10. Fall - Der gefälschte Hammarskjöld

10. Fall – Der gefälschte Hammarskjöld

Unser letzter gemeinsamer Fall, den Jelena und ich im Jahr 2018 zu bearbeiten hatten führte uns nach Kristianstad in Schweden. Es war Anfang Dezember und Weihnachten kam in Riesenschritten näher. Jelena wollte über die Feiertage zu ihrer Familie nach Smolensk, während ich mich auf ein paar ruhige Tage mit Kelly Ling freute. Doch noch war es nicht soweit. Noch waren wir mit Arbeit beschäftigt. Anscheinend hatten unsere Erfolge in der jüngeren Vergangenheit den bösen Buben einen ordentlichen Schock versetzt, denn es kamen keine Klienten. Brit Olson war gefrustet, gab sich aber Mühe, dies zu verbergen.

An einem kalten Dezembermorgen kamen Jelena und ich ins Büro. „Guten Morgen Brit.“, sagte Jelena. „Guten Morgen.“ „Du klingst ja so mürrisch. Stimmt was nicht?“ „Hab auch allen Grund dazu. Im vergangenen Monat hab ich nur hier gesehen und Däumchen gedreht.“ In dem Moment kam der Postbote, durchnässt bis auf die Knochen. „Ah, Schwarze Wolke. Du hast wieder nicht genehmigte Regentänze gemacht.“, sagte er scherzhaft zu Brit. „Boah! Super Gag, ich lach mich kaputt.“ Der Bote nahm die Post die für uns bestimmt war und gab sie Brit Olson. Fachmännisch sortierte sie die Post und warf die Werbung gleich in den Müll. Als unsere neue Sekretärin eine Luftpolstertasche in der Hand hielt, wurde sie stutzig. „Was ist denn das?“, fragte sie. „Sieht aus, wie ein Luftpolsterumschlag. Aber so einen nimmt man nur, wenn CD´s oder DVD´s verschickt werden.“ Brit sah sich den Absender etwas genauer an. „Du Jelena, da steht „Sveriges Riksbank“.“ „Das ist die schwedische Notenbank!“, entfuhr es mir.

Nachdem der Postbote gegangen war, öffnete Brit den Umschlag. Ein Brief und zwei Geldbündel fielen heraus. Während ich den Brief las, sah sich Brit jeweils eine Banknote aus den beiden Geldbündeln an. Da ihr Vater bei einer Bank tätig war, erkannte sie sofort, bei welchem Schein es sich um das Original, und bei welchem um die Blüte handelte. „Es sieht so aus, als ob Ihr es dieses Mal mit einem Geldfälscherring zu tun bekommt.“, sagte Brit. „Immer vorausgesetzt, dass wir den Auftrag annehmen.“ „Was ist mit dem Brief Paul?“, wollte Jelena wissen. „Aus dem werde ich nicht schlau. Da steht nur „Welcher Schein ist die Blüte?“ Ich finde das gar nicht komisch.“ „Ich weiß, welcher Schein der gefälschte ist.“ „Und welcher?“ Brit Olson legte beide Banknoten auf den Schreibtisch und deutete mit ihrem linken Zeigefinger auf den linken Geldschein. „Der hier. Es gibt einige markante Punkte, die sofort auffallen. Ich halte den Schein mal gegen das Licht. Und den anderen zum Vergleich daneben. Fällt euch irgend etwas an dem linken Schein auf?“ „Mir ehrlich gesagt nicht.“, sagte ich. „Ich seh auch nichts.“ „Jeder Geldschein muss ein Wasserzeichen tragen. Der rechte hat es.“, sagte Brit und deutete auf eine Stelle an dem Schein. „So und jetzt noch mal den linken Schein. Seht Ihr es jetzt? Das Wasserzeichen, dass ich euch gerade gezeigt habe, fehlt hier. Auch ist die Druckerfarbe von minderer Qualität.“ „Ich glaube, du hast den falschen Job, Brit.“ „Ich lach später, Paul. Aber mir ist noch eine dritte Besonderheit aufgefallen. Der Magnesiumstreifen, an der Blüte ist dermaßen schlecht gemacht, 120

dass das sogar einem Noob auffällt.“ „Was bitte schön ist denn ein Noob?“ „Ein blutiger Anfänger, der von Tüten und blasen keine Ahnung hat.“ „Ihr mit eurem jugendlichen Slang.“ „Na von mir aus. Aber wenn meine Vermutung stimmt, dann sind das keine professionellen Geldfälscher. Nur schwachköpfige Naivlinge gehen so dilettantisch vor.“, sagte Brit und sah mich aus ihren mandelförmigen Augen an. „Ich sag doch, du hast den falschen Job. Du würdest eine gute Privatermittlerin abgeben.“, sagte ich. „Vergiss es Paul. Ich mag es nicht, wenn die Luft bleihaltig wird, vor allem, weils unfotogen macht. Ich mach lieber Büroarbeit, da hab ich weniger Stress und muss keine Angst haben, dass mir einer ne Kugel verpasst.“

Das Telefon klingelte. Brit Olson nahm den Anruf entgegen. „Detektivbüro MacLain - Romanova, Sie sprechen mit Brit Olson.“, sagte sie. Dann hielt sie eine Hand vor das obere Ende des Hörers. „Ich habe die CEO der schwedischen Reichsbank in der Leitung. Ihr Name ist Magdalena Eckemyr.“ „Leg sie auf den Lautsprecher.“, sagte ich. Brit schaltete den Lautsprecher des Telefons ein. „Miss Eckemyr, Sie sprechen jetzt mit Paul MacLain. Was können meine Partnerin und ich für Sie tun?“ „Ich bin gerade in Frankfurt gelandet und könnte in 15 Minuten bei Ihnen sein. Ich habe einige Dokumente dabei, die Sie sich ansehen sollten.“ „In Ordnung. Wir erwarten Sie in 15 Minuten.“

Um 11:00 Uhr klingelte es bei uns an der Tür. Brit Olson öffnete und ließ Magdalena Eckemyr ein. „Widerliches Wetter.“, sagte die Schwedin. „Man könnte glatt meinen, Petrus hat einen Wasserrohrbruch, aber kein Geld um den Klempner zu bezahlen.“ „Wirklich zu komisch.“ „Brauchen Sie mich noch, Mr. MacLain oder kann ich mich schon auf den Weg zur Post machen?“ „Sie können schon gehen, Miss Olson. Und nehmen Sie vorsichtshalber den Schlüssel von unserem Postfach mit. Sollte sich etwas darin befinden, bringen Sie die Post bitte mit.“ „Wird gemacht.“

Als wir mit der CEO der Sveriges Riksbank alleine waren zog diese erst mal ihren Mantel aus. Darunter kam eine 1,66 m große Frau im Alter von 24 Jahren mit einem schlanken, sexy Körper und prallen Brüsten zum Vorschein. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen wurde von langen schwarzen Haaren eingerahmt, die bis zur Oberkante der Brüste reichten. Die schmale Nase und die sinnlichen Lippen rundeten den ersten Eindruck ab. Bekleidet war unsere Besucherin mit einem sonnengelben Minikleid, schwarzen, halterlosen Nylonstrümpfen und schwarzen High Heels.

„Nun Miss Eckemyr, Sie baten uns um unsere Unterstützung. Wie können wir Ihnen helfen und bei was?“ „Sie haben doch sicherlich den Luftpolsterumschlag mit den beiden Geldbündeln erhalten.“ „Das haben wir in der Tat. Aber weder ich noch mein Partner Mr. MacLain kennen uns mit so was aus.“ „Bevor ich näher darauf eingehe und ihnen erläutere, worauf man zu achten hat, würde ich ihnen gerne eine Frage stellen.“ „Bitte.“ „Wer war eigentlich die junge Dame, die gerade zur Tür raus ist?“ „Das war unsere Sekretärin Brit Olson.“ „Ist sie nicht die Tochter von Magnus Olson?“ „Doch. Und sie hat sofort erkannt, welcher Schein die Blüte ist und uns einige Merkmale gezeigt.“ „Kein Wunder. Ihr Papa ist Banker.“ 121

„Sie haben einige Dokumente mitgebracht, die Sie uns zeigen wollten, wenn ich mich recht erinnere.“, sagte ich. „Das stimmt. Hier sind sie.“ Magdalena Eckemyr übergab uns einige Schnellhefter. „Was haben diese Zahlen zu bedeuten?“, wollte Jelena wissen. „Sie dokumentieren die Anzahl der Blüten, die seit der Einführung des neuen 1.000-Kronen-Scheins in Umlauf gebracht wurden. Unsere Bank geht davon aus, dass seit Beginn der Fälschungsoffensive ein Gesamtschaden von mehr als 5 Millionen schwedischen Kronen entstanden ist. Und es könnte noch mehr werden, wenn die Fälscher nicht gefunden und aus dem Verkehr gezogen werden.“ „Gibt es einen Anhaltspunkt, wo sich die Bande befindet?“ „Vieles deutet auf Kristianstad hin. Denn zum einen haben wir dort eine Notendruckerei und zum anderen, stammen die meisten der in Umlauf gebrachten Blüten von dort.“

„Das hat noch nicht viel zu bedeuten. Vor allem müssen die Geldfälscher ja das Design des neuen Scheins kennen.“ „Sie vermuten einen Insider?“, fragte Magdalena Eckemyr. „Das Design findet man zwar heutzutage im Internet. Aber damals dürfte das noch ein streng gehütetes Geheimnis gewesen sein.“ „Das war leider vor meiner Zeit.“ „Nun gut. Jetzt da wir wissen, wie der Hase läuft, wären wir bereit, den Fall zu übernehmen. Wenn wir uns über die Höhe des Honorars einig werden.“, sagte ich. „Die Sveriges Riksbank wäre bereit, Ihnen 630.000 Euro zu zahlen und auch die Kosten für Unterkunft, Anreise und Mietwagen zu übernehmen.“ „Einverstanden.“

Noch am selben Tag buchten wir in einem Reisebüro eine 14tägige Reise nach Kristianstad. Unser Hotel war das First Hotel Christian IV. Dabei handelte es sich um ein Jugendstilgebäude mit großzügigen Fensterflächen und einem Dach, das dem eines alten Schlosses nachempfunden war. Magdalena Eckemyr bekam die Rechnung und leistete eine Anzahlung in Höhe von 550 Euro. Zurück im Büro erwartete uns Brit Olson. „Du kannst Feierabend machen. Wir fahren nach Hause und packen unsere Koffer.“ „Heißt das, Ihr übernehmt den Fall in Schweden?“ „Ja, Brit, das tun wir. Wäre doch gelacht, wenn wir den Fall nicht auch noch gelöst bekämen.“ „Waid Manns heil.“ „Waid Manns Dank.“

Zwei Tage später brachte uns Brit Olson zum Flughafen. Meine Schwester Samantha hatte einen Fall vor Gericht zu verhandeln, also war Brit eingesprungen. Sie kümmerte sich auch um Camille, wenn Sam später nach Hause kam. Wir gaben unsere Koffer auf und gingen dann zur Sicherheitsschleuse, wo sich Brit von uns verabschiedete. „Also, Brit. Wenn Klienten kommen, oder anrufen, dann sag ihnen, dass wir gerade an einem Fall arbeiten. Und sag ihnen, dass wir uns melden, wenn wir wieder zurück sind.“, sagte Jelena. „Mach ich Jelena. Ansonsten Post sortieren und die Post aus dem Postfach holen?“ „Genau das. Und in solchen Fällen kannst du auch schon um 12:00 Uhr Feierabend machen, sollten keine Klienten kommen.“ „Ich bleibe lieber die vollen 6 Stunden. Besser ist das.“

Wir passierten die Sicherheitsschleuse ohne nennenswerte Probleme. Wir gingen zum Gate und warteten dort. Um 10:45 Uhr wurde unser Flug dann aufgerufen. „Alle Passagiere des Fluges SK 747 nach Stockholm werden gebeten sich an 122

Bord der Maschine zu begeben.“, kam die Durchsage aus dem Lautsprecher. Wir gingen an Bord des Flugzeugs und zeigten unsere Boardingpässe. Um 11:40 Uhr startete unser Flieger zu seinem Flug nach Stockholm, wo wir nach einer Flugzeit von zwei Stunden auf dem Flughafen Stockholm-Arlanda landeten. Von dort aus sollten wir mit einem Regionalflug nach Landskrona weiterfliegen. Nach einer Flugzeit von 1 h 5 min landeten wir um 16:35 Uhr auf dem Flughafen von Landskrona.

Nachdem wir unser Gepäck geholt hatten, gingen wir zu einer Autovermietung. Bei Budget mieteten wir einen Volvo S90. Bei unserem Wagen handelte es sich um ein Exemplar des Modells Inscription. Unser Mietwagen hatte den T8 Twin-Engine Motor mit 390 PS, wobei 303 auf den Verbrennungsmotor und 87 auf den Hybridmotor entfielen und das 8-Gang-Geartronic Automatikgetriebe. Lackiert war unser Volvo in Magic Blue Metallic. Eines der Extras dieses Fahrzeugs waren die 20-Zoll-Leichtmetallräder im 10-Speichen-Design in Diamantschnitt-Optik. Die Sitze waren mit Leder in Amber Braun bezogen, während Dachhimmel, Seitenverkleidung und die Teppiche in Anthrazit ausgeführt waren. Ein weiteres Extra waren die abgedunkelten Seitenfenster und das abgedunkelte Heckfenster. Die Zierelemente im Inneren waren mit einer Echtholzeinlage versehen, die Volvo als Dark Flame Birch auswies. Budget hatte für diesen S90 noch das Xenium-Paket als Ausstattungsvariante bei Schwedens einzig verbliebenem PKW-Hersteller geordert.

Von Landskrona aus fuhren wir eine Stunde und 38 Minuten über die E22 101 Km nach Kristianstad. Um 18:25 Uhr kamen wir an unserem Hotel an. Als wir mit unseren Koffern die Lobby betraten, sah der Concierge von seinem Monitor auf. „Guten Abend. Ich nehme an, Sie sind Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „Das ist richtig. Wir haben reserviert.“ „Ich sehe es gerade. Zimmer 508. Bitte sehr, Ihr Schlüssel. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.“ „Vielen Dank.“ Nachdem wir unsere Koffer ausgepackt und unsere Kleidung in den Schränken verstaut hatten, gingen wir unter die Dusche und machten uns frisch. Um 19:00 Uhr gingen Jelena und ich ins Restaurant essen.

Nach dem Abendessen saßen meine Partnerin und ich in der Cocktailbar unseres Hotels und tranken eine Kleinigkeit. Diesen Aufenthalt nutzten wir, um unser Vorgehen zu besprechen. „Wo sollen wir anfangen?“, fragte Jelena. „Wir sollten uns in der Notenbankdruckerei umhören.“ „Da rein kommen Sie aber nur in Begleitung einer autorisierten Person.“, sagte eine uns wohl bekannte Frauenstimme. Magdalena Eckemyr stand an unserem Tisch. „Was machen Sie hier?“, fragte ich. „Ich wohne hier.“ „Setzen Sie sich erst Mal. Es kann ja nicht angehen, dass Sie die ganze Zeit stehen.“ Nachdem sich die CEO der schwedischen Notenbank gesetzt hatte, kam sie gleich zur Sache. „Sie wollen also in unsere Druckerei hier in Kristianstad. Was erhoffen Sie sich davon?“, fragte sie. „Ganz einfach. Eine Spur die man verfolgen kann. Denn ich denke, dass man Die Tinte, die für den Druck der Banknoten benötigt wird, nicht gerade im Baumarkt zu kaufen kriegt.“ „Da haben Sie Recht, Mr. MacLain.“ „Also müssen wir zuerst herausfinden, woher die Geldfälscher die benötigten Utensilien beziehen.“ „Das leuchtet ein. Ich erwarte Sie beide 123

morgen früh um 10:00 Uhr an der Druckerei. Die Adresse habe ich Ihnen aufgeschrieben.“

Am nächsten Morgen trafen wir uns um 10:00 Uhr vor dem Haupteingang der Druckerei mit Magdalena Eckemyr. Diese händigte uns zwei Besucherausweise aus, die wir sichtbar tragen mussten. „Wissen alle Mitarbeiter Bescheid, dass wir kommen?“ „Ich habe alle unterrichtet.“ „Dann sollten wir uns an die Arbeit machen.“ Als wir das Gebäude betraten wurden wir von einem Wachmann erwartet. „Hier entlang bitte.“, sagte er und ging voraus. Unsere erste Station war die Gravurwerkstatt, hier wurden die Druckstöcke für die Banknoten hergestellt. Sofort stellte ich fest, das ein ganzer Satz fehlte. „Dieser Satz wurde entwendet, als die neue 1.000-Kronen Banknote vorgestellt wurde.“, erläuterte uns der Werkstatt-Leiter. „Also haben die neuen Banknoten gleich die Bösen auf den Plan gerufen.“ „Leider. Wir haben einen Mitarbeiter in Verdacht, der bei der Vorbereitung für den Druck hilft. Als solcher hat er überall Zugang.“, sagte der Wachmann. „Wie heißt der Mann?“ „Einar Ericsson.“ „Was meinen Sie, was hätte der Mann für ein Motiv, für eine Bande von Geldfälschern die benötigten Materialien für die Kopie der Scheine zu beschaffen?“ „Das wissen wir nicht. Wir haben zwar einen Verdacht, der gegen ihn spricht, aber es fehlen die Beweise, um diesen Verdacht zu untermauern.“

Nach unserer Besichtigungstour durch die Druckerei und den Gesprächen mit den dortigen Arbeitskräften hatten wir in Erfahrung gebracht, dass neben dem Satz Druckstöcke auch Druckertinte abhanden gekommen war. Allerdings war es nicht die für den eigentlichen Druck verwendete, sondern die für die Muster. Auch einige Stapel Banknotenpapier war verschwunden. Doch es war wieder nur für Musterscheine genutzt worden. Denn wie sich herausgestellt hatte, wurden Papier und Tinte für den Druck der offiziellen Geldscheine unter Verschluss gehalten. Auch die echten Magnesiumstreifen wurden unter Verschluss gehalten. Doch offenbar hinderte es die Geldfälscher nicht daran haufenweise schlechte Blüten in Umlauf zu bringen.

Am nächsten Tag legten wir uns auf die Lauer. Wir wollten versuchen ein Bild von Einar Ericsson zu bekommen. Also fotografierten wir jeden, der das Gebäude betrat. Schließlich fiel uns ein groß gewachsener Mann mit blondem Vollbart und blonden Haaren auf, die er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Den ganzen Tag blieben wir auf unserem Posten und warteten ab. Als Feierabend war, gingen die Mitarbeiter nach Hause. Der Bärtige mit dem Pferdeschwanz ging als letzter. Jelena und ich beschlossen ihm zu folgen. In einem der Vororte von Kristianstad beobachteten wir, wie unser Verdächtiger einen Mann traf. Jelena stieg aus und schlich sich auf Hörweite an die beiden heran. „Also Einar, jetzt hör gut zu. Wir brauchen das hochwertige Papier. Du weißt, welches ich meine. Du hast bis übermorgen Abend Zeit, es zu beschaffen. Wenn nicht, dann darfst du mit ansehen, wie deine Freundin vor deinen Augen bei lebendigem Leib verbrannt wird.“ „Es ist unmöglich. Das offizielle Papier wird unter Verschluss gehalten. Ich habe zu dieser Abteilung keinen Zugang. Das wisst Ihr.“ „Lass dir was einfallen, Einar. Oder du kannst Katja als lebendige Fackel bestaunen. 124

Übermorgen Abend wollen wir das Banknotenpapier haben. Das ist unser letztes Wort.“ „Ich werds versuchen. Aber ich garantiere nichts.“ „Hör mal, Einar. Der Boss ist stinksauer, weil unsere Blüten zu leicht erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden. Wir haben viel Geld in dich investiert. Jetzt wollen wir die Resultate.“

Als der andere Mann sich verzogen hatte, wollte ich die Gunst der Stunde nutzen, um mit Einar Ericsson einen Deal auszuhandeln. Dass dies ein schweres Unterfangen sein würde, war mir klar. Dennoch musste ich es versuchen. „Einar Ericsson? Ich würde gerne mit Ihnen reden.“ „Ach ja? Worüber?“ „Meine Partnerin und ich haben mitgehört, wie Ihnen gedroht wurde. Wenn Sie wollen, dann helfen wir Ihnen, indem wir Ihre Freundin aus der Schusslinie nehmen.“ „Wer sind Sie überhaupt?“ „Mein Name ist Paul MacLain. Ich denke, Sie haben schon von mir und meiner Partnerin Jelena Romanova gehört.“ „Wer hat das nicht? Und Sie können mir wirklich helfen?“ „Wenn Sie uns vertrauen, dann ja.“ „Was haben Sie vor?“ „Wir können unseren Plan nicht hier auf offener Straße mit ihnen besprechen. Kommen Sie heute Abend um 20:30 Uhr in die Cocktailbar im First Hotel Christian IV.“ „Einverstanden.“

Als wir an unserem Hotel ankamen, liefen wir Magdalena Eckemyr in die Arme. „Suchen Sie uns?“, fragte ich. „Ja. Haben Sie kurz Zeit?“ „Bis 20:30 Uhr stehen wir Ihnen zur Verfügung. Ab dann wollen wir Einar Ericsson auf den Zahn fühlen.“ „Verstehe. Also hängt er mit drin?“ „Gezwungenermaßen.“ Beim Abendessen leistete uns die CEO der Sveriges Riksbank Gesellschaft. „Sie sagten vor hin, dass Einar Ericsson gezwungenermaßen, mit involviert ist. Was haben Sie damit gemeint?“ „Die Geldfälscher setzen ihn massiv unter Druck. Wir haben vorhin ein Gespräch zwischen Mr. Ericsson und einem Mitglied der Fälscherbande belauscht. Die Bande verlangt von ihm bis übermorgen Abend die Beschaffung des offiziellen Banknotenpapiers. Ansonsten wird Mr. Ericssons Freundin vor dessen Augen bei lebendigem Leib verbrannt.“ „Ach du meine Güte! Und Sie haben sich garantiert nicht verhört?“ „Jeglicher Zweifel ist ausgeschlossen. Wir haben Einar Ericsson unsere Hilfe angeboten und wollen versuchen, seine Freundin, Katja heißt sie übrigens, aus der Schusslinie zu nehmen.“ „Haben Sie schon einen Plan?“ „Wir haben vor, Katja nach Frankfurt am Main zu schicken. Es muss in einer Nacht- und Nebelaktion geschehen.“

Später trafen wir uns wie verabredet mit Einar Ericsson in der Cocktailbar unseres Hotels. Seine Freundin Katja Nilson hatte er mitgebracht. Katja war eine zierliche Blondine mit blauen Augen und einem ovalen Gesicht mit einer hübschen Nase und sinnlichen Lippen. Einar Ericssons Freundin war 1,65 m groß und brachte 45 Kilo auf die Waage. Auch ihre kleinen Brüste verliehen der Freundin des Druckereimitarbeiters das gewisse Etwas. Bekleidet war Katja Nilson mit einem schwarzen Minikleid und schwarzen High Heels. „Einar hat mir alles erzählt. Ich danke Ihnen beiden, dass Sie mir helfen wollen.“,sagte Katja. „Was genau haben Sie vor?“ „Wir werden Ihre Freundin in ein Flugzeug nach Frankfurt am Main setzen. Meine jüngere Schwester Samantha wird sich hoffentlich um Katja kümmern.“ „Und wenn nicht?“ „Dann müssen wir uns was anderes einfallen lassen.“, sagte 125

Jelena. „Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden, ich bin gleich zurück.“, sagte ich und verließ die Cocktailbar. Vor dem Eingang aktivierte ich mein Smartphone und rief meine Schwester an.

„Was hast du auf dem Herzen, dass du mich aus dem Schlaf reißt?“ „Jelena und ich brauchen deine Hilfe.“ „Kommt auch mal der Zeitpunkt, an dem Ihr zwei Hübschen auch mal ohne mich auskommt?“ „Sam! Willst du in Kauf nehmen, dass eine junge Frau vor den Augen ihres Liebsten bei lebendigem Leib verbrannt wird?“ „WIE BITTE?? Das war jetzt hoffentlich ein Scherz von dir, Paul.“ „Kein Scherz. Die Geldfälscher setzen mit dieser Drohung einen Mitarbeiter der Notenbankdruckerei unter Druck. Wenn er nicht spurt und tut was sie sagen, stirbt die Kleine. Jelena und ich haben ein Gespräch mit dem Freund des Mädchens und einem Mitglied der Fälscherbande mitgehört. Und ich sage dir: Die Brüder fackeln nicht lange.“ „In Ordnung, Paul. Was soll ich machen?“, fragte mich Samantha genervt. „Kannst du Katja Nilson bei dir unterbringen? Dann hätte auch Brit Olson ein wenig Entlastung, was die Betreuung von Camille angeht.“ „Also schön. Aber dafür schuldest du mir was.“ „Und was?“ „Dass erfährst du früh genug. Schick mir ein Foto von der Dame, damit ich weiß wie sie aussieht.“ „Kein Ding.“

Zurück in der Bar erstattete ich kurz Bericht. „Sie können bei meiner Schwester unterkommen, Miss Nilson. Vorausgesetzt eine frühreife 6jährige macht Ihnen nichts aus.“ „Ich mag Kinder. Denn sonst würde ich nicht als Erzieherin in einem Kindergarten arbeiten.“ „Wir müssen so schnell wie möglich handeln. Wenn Sie wollen, können Sie heute Nacht bei mir im Zimmer schlafen. Das Bett ist groß genug für uns zwei.“ „Vielen Dank.“ „Ich werde versuchen für morgen früh einen Flug nach Frankfurt für Sie zu ergattern.“, sagte ich. „Sie sind so gut zu uns beiden. Wie können wir Ihnen je dafür danken?“ „Danken Sie uns, wenn die Sache vorüber ist.“

Als sich Jelena und Katja auf Jelenas Zimmer verabschiedet hatten, buchte ich schnell über das Internet einen Last-Minute Flug nach Frankfurt, der um 8:15 Uhr in Landskrona starten sollte. Ankunft in Stockholm sollte um 9:20 Uhr sein. Der Anschlussflug nach Frankfurt am Main sollte um 10:30 Uhr starten und um 12:30 Uhr in Frankfurt am Main landen. Ich wandte mich an Einar Ericsson. „Wann haben Sie morgen Dienst?“, fragte ich ihn. „Ich habe morgen frei. Warum fragen Sie?“ „Meine Partnerin und ich werden Sie und Katja nach Landskrona bringen. Ich habe für Sie einen Flug nach Stockholm und wieder zurück gebucht. Katja wird von Stockholm aus nach Frankfurt weiter fliegen. Benachrichtigen Sie Jelena oder mich, per SMS, wenn der Flieger gestartet ist.“ „Mach ich.“

Am nächsten Morgen hatten wir uns schon sehr früh getroffen und gefrühstückt, bevor wir mit Einar Ericsson und Katja Nilson nach Landskrona zum Flughafen gefahren waren. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass die Geldfälscher Einar Ericsson beschatten würden, doch zu meiner Überraschung hielten sie sich zurück. Am Flughafen begleiteten wir Einar und Katja bis zur Sicherheitsschleuse, wo wir uns verabschiedeten. „Passen Sie auf sich auf. Mit den Geldfälschern ist nicht zu spaßen.“, warnte uns Katja.

Wir waren gerade auf dem Weg zurück nach Kristianstad, als uns eine SMS von Katja Nilson erreichte. „Sind in planmäßig um 9:20 Uhr in Stockholm gelandet. Habe noch bis 10:00 Uhr Aufenthalt.“ Wir waren gerade an unserem Hotel vorgefahren, als uns die zweite SMS erreichte. „Katja ist an Bord des Fliegers nach Frankfurt. Die Maschine ist soeben gestartet. Fliege nach Landskrona zurück und werde um 13:30 Uhr wieder in Kristianstad ankommen.“

Wir waren gerade ausgestiegen, als ein schwarzer Lexus LS460 neben uns abbremste. Die Tür auf der Beifahrerseite öffnete sich und ich erkannte den Mann wieder, der ausstieg. Es war derselbe Typ, der auch Einar Ericsson gestern unter Druck gesetzt hatte. Er blieb vor mir stehen und lieferte sich mit mir einen Staredown. Dann schlug er mir mit dem Handrücken ins Gesicht. „WO IST DAS MÄDCHEN??“, brüllte er mich an. „Glaubst du wirklich, ich verrat dir das, du hinterhältiger, krimineller Schleimbeutel? Fakt ist, das Mädchen ist in Sicherheit.“ „Was heißt das?“ „Katja Nilson ist nicht mehr in Schweden.“ „Wo habt Ihr beide sie hingebracht? Los machs Maul auf!“ Statt einer Antwort rammte ich dem Kerl meine rechte Faust in die Magengrube. Jelena war hinter unserem Volvo in Deckung gegangen und hatte ihre Makarow aus der Handtasche geholt, geladen und entsichert.

Als aus dem Fonds des Lexus ein zweiter Mann auftauchte und eine Pistole auf mich richtete erschien meine Partnerin hinter unserem Mietwagen und feuerte auf den Angreifer. Die Kugel durchschlug seinen Schädel und er stürzte tot zu Boden. „So, und jetzt? Ist bei dir schon die Luft raus?“ Der Handlanger der Fälscherbande stieg wieder in den Lexus. Bevor er die Tür zuschlug, sah er mich an und sagte: „Das werden Sie und ihre Partnerin noch bitter bereuen, dass Sie uns so dazwischen gefunkt haben.“ „An deiner Stelle würde ich ganz schnell verduften. Ach ja und noch etwas: Sag deinem Boss, dass er es mit Paul MacLain und Jelena Romanova zu tun hat.“

Im Hauptquartier der Geldfälscher musste der Chefhandlanger gleich zum Rapport. Als er das Büro betrat, war ihm seine Nervosität anzumerken. Sein Boss, ein 48jähriger schwergewichtiger Mann mit stechenden braunen Augen saß hinter seinem Schreibtisch aus edlem Mahagoniholz. Das runde Gesicht mit der Durchschnittsnase und den schmalen, kurzen Lippen musterte den Mann sehr aufmerksam. Die braunen, gegelten Haare besaßen schon einige graue Strähnen. Der Bandenchef trug einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd mit einer schwarzen Fliege, schwarze Herrensocken und schwarze Lackschuhe. Im Knopfloch seines Anzugs trug er eine rote Rose. In der linken Hand hielt der Chef der Bande eine Zigarre. Mit einer knappen Geste bedeutete der „Pate“, wie der Mann in der Unterwelt Kristianstads genannt wurde, seinem besten Handlanger Platz zu nehmen.

„Du bist so nervös, Björn. Was ist los?“, fragte der Pate mit einer tiefen Bassstimme. „Ich habe schlechte Nachrichten. Verdammt schlechte sogar.“ „Das Mädchen?“ „Richtig. Offenbar hat man bei der Sveriges Riksbank beschlossen, zwei Privatermittler einzuschalten. Paul MacLain und Jelena Romanova. Wir wollten Katja Nilson heute morgen abholen, aber sie war nicht zu Hause.“ 126

„Vielleicht war sie auf der Arbeit.“ „Das glaube ich nicht. Einer unserer Spione ist ihr und Einar Ericsson gefolgt. Er hat gesehen, wie die beiden das Hotel Christian IV betreten haben.“ „Mit seinem schmalen Gehalt kann sich Einar das Hotel nicht leisten.“ „Das ist noch nicht alles. Nur er hat das Hotel wieder verlassen. Seine Freundin hat er dort gelassen.“ „Sehr merkwürdig. Sonst noch was?“ „Ja. Heute morgen, hat eines unserer Außenteams beobachtet, wie sich Einar Ericsson und Katja Nilson mit Paul MacLain und Jelena Romanova getroffen haben und dann weggefahren sind.“

„Hast du eine Ahnung, wohin?“ „Sie sind auf die E22 abgebogen. Richtung Landskrona.“ „Ahnst Du, was die beiden Privatschnüffler getan haben, Björn?“ „Ehrlich gesagt nein.“ „SIE HABEN KATJA NILSON AUßER LANDES GESCHAFFT!“ „Heißt im Klartext?“ „Einar Ericsson ist abgebrannt. Und das kommt mir sehr ungelegen. Denn jetzt müssen wir einen neuen Mitarbeiter in der Druckerei kaufen, um unsere Versorgung sicherzustellen. Einar Ericsson ist zu einer Gefahr für uns geworden. Wenn er auspackt, sind wir geliefert. Da aber Paul MacLain und Jelena Romanova den Fall übernommen haben, wird es verdammt schwer an ihn ran zu kommen.“ „Paul MacLain ist ein verdammt harter Brocken. Ich durfte es am eigenen Leib erfahren.“ „Wann bist du ihm begegnet?“, fragte der Pate. „Vor 15 Minuten. Ich habe versucht, mir Respekt zu verschaffen, und den Versuch unternommen, den Aufenthaltsort von Katja Nilson aus ihm herauszuprügeln.“ „Hat es was genutzt?“ „Nein. Statt mir den Aufenthaltsort des Mädchens zu verraten, hat mir Paul MacLain mit einer knallharten Rechten einen Schlag in die Magengrube verpasst. Leif wollte mir zu Hilfe kommen, aber Jelena Romanova ist urplötzlich hinter dem Volvo aufgetaucht, aus dem die beiden ausgestiegen waren, und hat ihm die Lichter ausgepustet.“ „Dann ist das Ding gelaufen.“

Am späten Nachmittag kam Einar Ericsson zu uns ins Hotel. Wir trafen uns mit ihm in der Lobby. „Katja ist wohlbehalten in Frankfurt gelandet. Sie hat mir eine SMS geschickt.“, sagte er und zeigte uns die Nachricht seiner Freundin. „Bin in Frankfurt gelandet. Samantha MacLain ist sehr nett. Ich freue mich schon auf dich.“ „Dann sollten wir die Bande so schnell wie möglich hoch gehen lassen.“, sagte ich. „Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen dabei. Sie haben mir und Katja geholfen, jetzt kann ich wenigstens einen Teil wieder gut machen.“ Und dann erzählte uns Einar Ericsson, wie die Bande an ihn herangetreten war. Wir hörten bis zum Ende zu, ehe wir ihm Fragen stellten. „Eins verstehe ich nicht. Wieso ausgerechnet Sie?“ „Es geht um Katja. Einer aus der Druckerei hat ein Auge auf sie geworfen.“ „Und wer, wenn man fragen darf?“, wollte Jelena wissen. „Ein Kollege aus meiner Abteilung. Sein Name ist Ole Asmussen. Der Kerl geht über Leichen, wenn es darum geht, anderen die Frau auszuspannen.“ „Was hat er davon?“ „Er liebt es sich am Leid der anderen zu ergötzen. Und um alles noch schlimmer zu machen gießt Ole noch einmal so richtig Öl ins Feuer. Dann kommen Kommentare wie: „Tja, ich hab jetzt deine Frau und du darfst in die Röhre kucken. ÄTSCH BÄTSCH!“ Ich hab selten soviel Niedertracht und Missgunst in einer Person vereint gesehen.“ „Dem werden wir den Rachen stopfen. Aber irgendwoher müssen die Fälscher doch ihre Informationen erhalten, 127

wann welche Banknoten in Umlauf gebracht werden.“ „Die bekommen sie von Ole Asmussen.“ „Dann sollten wir die Leitung der Bank informieren.“

Am nächsten Morgen trafen wir uns mit Magdalena Eckemyr. „Wir hatten gestern noch ein längeres Gespräch mit Einar Ericsson. Dabei haben wir so einiges in Erfahrung bringen können. Ein Mitarbeiter namens Ole Asmussen hat die Informationen an die Geldfälscher weitergegeben und Mr. Ericsson an die Geldfälscher „verkauft“, wie wir in unserem Genre sagen. Es ging ihm um Einar Ericssons Freundin.“ „Wie gemein. Ich werde eine Nachricht an unseren Präsidenten schicken. Er wird wissen, was zu tun ist.“

Und es kam, wie es kommen musste. Ole Asmussen wurde fristlos entlassen. Dieser Umstand ließ uns um Einar Ericssons Leben fürchten. Aus diesem Grund waren wir immer in seiner Nähe. Doch eines morgens erschien Ole Asmussen vor der Druckerei. Ich sah sofort, dass er bewaffnet war. Er trug eine Smith & Wesson Model 3913. Ich ahnte, was er vorhatte. Er wollte Einar Ericsson umbringen, weil der ihn ans Messer geliefert hatte. Als Einar ausstieg zog sein ehemaliger Kollege die Waffe. „DU VERRÄTER! DIR WERD ICH ZEIGEN, WAS ICH MIT LEUTEN MACHE, DIE MEINE SPIELREGELN NICHT BEFOLGEN!“, sagte er und wollte abdrücken. Doch stattdessen sah Ole Asmussen zu seinem Entsetzen in den Lauf meiner Walther. „Tut mir leid für dich, du mieser kleiner Schleimscheißer. Aber ich werde nicht zulassen, dass du unseren wichtigsten Zeugen umlegst.“

„Geh mir aus dem Weg, du halbe Portion, oder ich drück ab.“, sagte Ole Asmussen.“ Ich grinste hämisch. „Du drückst bestimmt nicht ab, Kleiner. Schau mal unauffällig da rüber.“ Mit einem Kopfnicken deutete ich auf meine Partnerin, die mit ihrer Makarow auf Ole Asmussen zielte. „Jelena hat einen labilen Abzugsfinger. Bevor du auch nur einen Schuss abfeuern kannst, bist du auch schon tot.“ „So, so. Deine Partnerin heißt mit Vornamen also Jelena. Darf ich nach dem Familiennamen fragen. Damit ich dem Bestatter sagen kann, was er auf Jelenas Grabstein meißeln soll?“ „Ihr vollständiger Name ist Jelena Romanova.“ „Sagtest du eben Jelena Romanova?“ „Das habe ich gesagt.“ „Dann bist du...“ „Paul MacLain. Sehr richtig Bürschchen.“

Mit einem kräftigen Schlag ans Kinn, den ich aus der Aufwärtsbewegung ausführte schickte ich Ole Asmussen ins Reich der Träume. Jelena hatte inzwischen die Polizei alarmiert. Die Beamten legten Ole Asmussen Handschellen an und brachten ihn ins Polizeipräsidium von Kristianstad. Jelena und ich fuhren mit Einar Ericsson hinterher. Und während Katja Nilsons Freund seine Aussage machte, zeigten wir dem Polizeipräsidenten einige Fotos von dem Mann, mit dem sich Mr. Ericsson getroffen hatte. „Das ist Björn Lindquist. Er ist der Chefhandlanger und die rechte Hand des Paten.“ „Des Paten?“ „Robert Holm. Geboren am 06.05.1970 Landskrona. In der Unterwelt kennt man ihn als „Der Pate“. Wahrscheinlich wegen seiner Ähnlichkeit mit Marlon Brando, als dieser in den gleichnamigen Filmen mitgespielt hat.“ „Es dürfte nicht leicht sein, dem Paten das Handwerk zu legen.“, sagte Jelena. „Der Pate ist zu gerissen. Außerdem ist er für seine Skrupellosigkeit berüchtigt.“ „Irgendwann findet auch der gerissenste Unterweltboss sein seinen Meister.“ 128

Wir entwickelten einen Plan. Dieser sah vor, dass ein Kurier der Notenbank eine neue Charge des offiziellen Banknotenpapiers an die Druckerei liefern sollte. Jelena und ich waren uns sicher, dass der Pate sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. Wenn wir Glück hatten, konnten wir seinen Handlanger bis zum Versteck des Paten verfolgen. Doch es konnte auch sein, dass uns der Pate austrickste und sich das Papier schnappte, ohne dass wir ihn zu Gesicht bekommen würden.

Im Versteck der Fälscherbande schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. „Das wäre eine günstige Gelegenheit, um sich mit Papier einzudecken.“, sagte Björn Lindquist. Der Pate schüttelte den Kopf. „An der Sache ist was faul.“ „Wie kommst du darauf, Boss?“ „Weil es eine Falle sein könnte.“ „Was macht dich da so sicher?“, fragte Björn. „Ich habe Erkundigungen über dieses Ermittler-Duo eingeholt. Du hast gesagt, Paul MacLain wäre ein harter Knochen. Wusstest du, dass er mal beim SAS war?“ „Du machst Witze, Boss.“ „Absolut nicht, Björn. Und seine Partnerin ist auch nicht ohne. Jelena Romanova war vor ihrer Detektivlaufbahn bei den Speznas.“ „Speznas? Noch nie gehört, Boss. Was ist denn das für ein Verein?“ „Die Speznas sind die Eliteeinheit des GRU, oder, um es altmodisch auszudrücken, des KGB.“ „Na das kann ja heiter werden. Aber auf der anderen Seite muss ich nochmals sagen, das ist eine Gelegenheit, die wir so schnell nicht wieder kriegen. Und ohne Risiko ist nichts zu holen. Das weißt du genauso gut wie ich, Boss.“ „Du hast Recht. Versuchen wir es.“

Zwei Tage nach Bekanntwerden des Transports passierte es dann. Frühmorgens ging es los. Wir fuhren hinter dem gepanzerten Transporter her. In einer Seitenstraße wurde der Wagen dann gestoppt. Ein bewaffneter Mann öffnete die Tür auf der Beifahrerseite und sprang ins Wageninnere. Sein Gesicht hatte er unter einer Skimütze verborgen. Das Kurierfahrzeug setzte zurück und fuhr aus dem Stadtzentrum in Richtung der Vororte. Auf einem ehemaligen Fabrikgelände, dessen Gebäude zum Teil verfallen waren, hielt der Transporter. Der Mann mit der Skimütze stieg aus und öffnete das Tor. Der gepanzerte Transporter fuhr weiter, gefolgt von einem schwarzen Mercedes Benz 560 SEC.

Der Mann wollte das Tor wieder schließen, als ich die Scheinwerfer des Volvo aufblendete. Ich sprang aus unserem Mietwagen und rammte dem verblüfften Verbrecher die Schulter an den Brustkorb. Jelena hatte unseren gemieteten Volvo inzwischen direkt neben dem Mercedes geparkt. Keine 10 Minuten später erreichte ein halbes Dutzend Streifenwagen der schwedischen Polizei das Gelände. Beamten schwärmten aus und verhafteten jeden , der ihnen über den Weg lief. Die Beifahrertür des Mercedes öffnete sich und der Pate stieg aus. Aus der Innentasche seiner Jacke zog er eine Beretta 92. Ich richtete meine Walther auf ihn. „Werfen Sie die Waffe weg und nehmen Sie die Hände hinter den Kopf!“, befahl ich. Der Pate hielt sich seine Pistole an den Kopf. „NEIN! MICH KRIEGEN SIE NICHT!“ Dann drückte er ab. Der Schuss hallte über das ganze Areal. Danach war es still. Es war sogar so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Das ist das Ende des Paten.“, sagte ich. 129

„Der hat genug Unheil angerichtet.“

Am nächsten Tag erschien die Nachricht vom Tod des Paten in allen Medien. „Berühmter Mafiaboss entzieht sich dem Gesetz durch Selbstmord.“ So lautete eine Schlagzeile. „Der Pate ist Geschichte.“, lautete der Titel einer anderen. Den restlichen Mitgliedern der Bande wurde der Prozess gemacht. Björn Lindquist wurde zu 10 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.

Unser Auftrag war beendet. Die schwedische Notenbank hatte unser Honorar überwiesen und wir konnten nach Hause fliegen. Wir packten unsere Koffer und checkten aus. Danach fuhren wir nach Landskrona wo wir am Flughafen den Volvo zurückgaben, um dann in der Schalterhalle unsere Koffer beim angezeigten Schalter von Scandinavian Airlines aufzugeben. Danach machten wir uns auf den Weg in Richtung Sicherheitsschleuse, die wir ohne große Schwierigkeiten hinter uns brachten.

Um 12:00 Uhr landete unsere Maschine auf dem Flughafen von Frankfurt am Main. Katja Nilson holte uns ab, was Jelena und mich überraschte. „Ich hab das mit dem Paten gehört. Ein Jammer, dass er sich eurem Zugriff entzogen hat.“, sagte sie. „So was passiert.“

Die Tage danach verbrachte jeder von uns unterschiedlich. Jelena flog zu ihrer Familie nach Smolensk, während Brit zu ihrem Vater nach Hause flog. Kelly kam mich besuchen und wir verbrachten eine glückliche Zeit miteinander. An Silvester nahm ich dann meinen ganzen Mut zusammen und dekorierte die Wohnung mit lauter Herzen. Ich wollte Kelly einen Heiratsantrag machen, den sie nicht ablehnen konnte. Um 19:30 Uhr kam Kelly nach Hause. Ich hatte mich extra in die Küche gestellt, und versucht, ein diesem besonderen Anlass gerechtes Essen zu zaubern. Ich hatte Ente a L´Orange gemacht und dazu Rotkraut und Klöße. Um ein Haar wäre etwas schief gegangen, wenn Samantha mir nicht unter die Arme gegriffen hätte. Ich bin halt nun mal Privatdetektiv von Beruf und kein Koch.

Als wir beim Abendessen saßen, sah mich Kelly aus ihren mandelförmigen Augen an und meinte: „Gibt es einen besonderen Anlass, oder warum dieses Festessen?“ „Warum fragst du?“ „Na ja. Du gibst dir soviel Mühe, stellst dich persönlich in die Küche. Du stürzt dich meinetwegen in Unkosten. Für was?“ Ich atmete tief durch, zog die Ringdose aus meiner Jackentasche, öffnete sie und stellte sie vor Kelly auf den Tisch. Vor lauter Staunen bekam sie den Mund nicht mehr zu. „Kelly, diese Frage liegt mir schon lange auf dem Herzen. Ich hatte leider nie die Gelegenheit dich zu fragen. Willst du meine Frau werden?“ Ich sah, wie Kelly die Tränen in die Augen traten. Damit hatte sie definitiv nicht gerechnet. „Ja, Paul. Ich will deine Frau werden. Aber wir heiraten erst, wenn du deinen letzten Fall erfolgreich gelöst hast.“130



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