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DIARY

Liebes Tagebuch...
von

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Tagebuch auf

Ich habe noch nie Tagebuch geschrieben und hatte es auch noch nie vor. Zwar ist das Aufschreiben der Gefühle, Ereignisse und Geheimnisse eine immense Genugtuung für die geschändete, aufgewühlte Seele, jedoch ist das Aufschreiben an sich mühsam und ich war bisher einfach immer der Meinung, dass ich besseres zu tun hätte. Wie verdammt ironisch.

Denn tatsächlich merke ich jetzt, wo ich in den Scherben meines Daseins sitze, dass dieser ganze Schlamassel davon herrührt, wie drastisch sich all diese Gefühle in mir zusammenbauschten und schlussendlich wie eine Flutwelle alles unter sich begruben. Und gerade jetzt, jetzt wo es bereits zu spät ist, entscheide ich mich spontan dazu, mitten in der Nacht, ein Tagebuch anzufangen. Bin ich nicht unglaublich blöd?

Mein Herz will alles raus schreien. Die Gefühle.

Den Hass.

Die Tränen, die nie dagewesen waren.

Oh nein, Sin ist stark. Sin weint nie.

Auch einer der letzten Worte Dave's an mich waren: ,,Du bist stark, du wirst das verkraften.

Wie sehr ich ihn in diesem Moment am liebsten geschlagen hätte. Ich soll stark sein? Werden starke Menschen etwa jeden Abend von Albträumen geplagt, von denen sie wieder und wieder aufwachen nur um nochmal erneut in eine Woge von Panik, Schmerz und Qual herein gerissen zu werden? Sehen starke Menschen sich unzählige Male beim Laufen um, wegen der Angst, etwas könnte hinter ihrem Rücken lauern, in den Schatten der Nacht verborgen? Ich lache bitter auf.

Niemand weiß, wie schwach ich bin. "Die starke, unantastbare Sin" sitzt gefangen, wie ein erbarmungswürdiges Tier, in einem Käfig aus eisenharten Stolz und zynischem Misstrauen, der sie daran hindert ihre Angst, ihre Trauer, ihre Verzweiflung irgendwem preis zugeben.

Mein Herz will schreien: ,,Seht her! Ich brauche Hilfe! Ich mache Fehler! Ich bin am Ende!"

Doch dies wird niemals geschehen. Und wenn ich daran denke, wie aussichtslos meine Lage ist, könnte ich mich einfach just in diesem Moment aus dem Fenster werfen. Alles wäre vorbei.

Doch das kann ich nicht. Denn wie ich gerade eben schon beschrieben habe: Ich bin schwach. Über all die Jahre hab ich mir eingeredet, dass ich noch eine Mission habe, bevor ich endlich allem ein Ende setzen kann. Dies stimmt auch gewissermaßen. Da gibt es noch eine Person, die mir etwas bedeutet und welcher ich noch helfen muss, auf den richtigen Weg zu kommen. Klar, das wäre echt super, wenn ich das noch hinbekommen könnte. Doch mittlerweile habe ich schon eingesehen, dass diese Mission nicht ich ausführen muss. Und ich habe eingesehen, dass diese Mission sowieso von irgendwem ausgeführt werden wird, wenn ich nicht mehr da bin.

Sprich, was tue ich hier noch? Ich liebe niemanden, ich hasse jeden, inklusive mir selbst, ich verabscheue dieses Daseins. Was hielt mich vorhin auf, die Glasscheibe durch meine verfluchten Halsschlagadern gleiten zu lassen? Nicht nur meine Schwäche, nein, dieser verdammte Stolz schon wieder. Mir ging es wirklich schon immer nicht wirklich gut, doch bis vor kurzem wäre Suizid nie eine Alternative, ja nicht mal den Gedanken wert, gewesen.

Ich hielt mich nie für den Arsch von Mensch, der alle anderen enttäuschte und in Qual stieß, nur damit er die seine nicht mehr ertragen musste. Wie naiv ich doch war. Selbstmord soll egoistisch sein? Der Schmerz, den meine Freunde ertragen werden müssten, wenn ich den Mumm gehabt hätte, mit dieser Scherbe zu tun, weshalb ich sie überhaupt erst aus dem Spiegel geschlagen habe, lässt sich mit meinem täglichen Schmerz dieses unerträglichen Daseins überhaupt nicht vergleichen!

Ich leide, jeden Tag.

Also habe ich einen Entschluss gefasst. Ich erzähle meine Geschichte. Alle 5 Stützpfeiler meines vermeintlichen Glücks und meines endgültigen Absturzes. Dann werde ich beobachten, wie die, die davon erfahren sollten, es nicht tun. Denn sagen kann ich es ihnen nicht.

Ich kann mich nicht umbringen, ich kann nicht um Hilfe bitten, ich kann nur meinen anonymen Hilfeschrei vollziehen.

Ins Dunkel kreischen, mit der lächerlichen Hoffnung, irgendwer würde meine verzerrte Stimme erkennen und mir helfen.
 

Dann fangen wir mal an.
 

Liebes Tagebuch...



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