Zum Inhalt der Seite

Chroniken der Ewigkeit - 零~月蝕 (Tsukihami)

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kyuu

Ihre Gedanken beschäftigten sich nur mit einer Sache, drehten sich nur um eine Person. Jin Kazama. Sein Verhalten war, vorsichtig ausgedrückt, seltsam. Er hatte sie all die Jahre mit Absicht auf Abstand gehalten, wie alle, die ihm irgendwie nahe standen. Es hat Zeiten gegeben in denen sie sich fragte, ob er sich vielleicht wirklich verändert hatte und mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte, aber sie konnte und wollte dies nicht glauben und hat immer an Jin und ihre Freundschaft zueinander geglaubt. Es musste also einen anderen Grund für all das geben. Erst jetzt, nach so langer Zeit und durch die Nähe zu ihm in den letzten Tagen, konnte sie verstehen was wirklich sein Grund war, warum er sie auf Abstand hielt und warum er sich von allem so zurückgezogen hatte. Das Teufels-Gen war nicht allein der Grund, denn mittlerweile konnte er es sehr gut kontrollieren auch wenn es ab und zu noch die Oberhand erlangte, so gelang es ihm immer den Weg zurück zu finden.

Jin wollte sie nicht in diesen Familienkrieg hineinziehen, aus Angst ihr könnte etwas zustoßen. Aus Angst vor noch mehr Verlusten. Kein Blutvergießen mehr, es sollte endlich ein Ende haben und er wollte allein dafür Sorgen. Die junge Chinesin lag die letzten Stunden lange wach und hatte über all das bereits geschehene nachgedacht, über Jins Verhalten, seine Worte und ohne das alles würde sie ihn jetzt nicht so viel besser verstehen können. Auf einmal ergab alles viel mehr Sinn! Alles, außer… außer eine Sache.

 

Wie sollte sie das deuten, was in den letzten Stunden passiert ist? Er wollte dass sie über ihre Gefühle Bescheid wusste als würde er sie kennen! Wusste er wirklich was sie für ihn empfand? Sie würde alles für ihn tun um ihn wieder glücklich zu erleben. Sie würde ihm helfen einen Weg zu finden, das Teufels-Gen aufzuhalten, Seite an Seite würde sie mit ihm kämpfen und für ihn da sein. Bedingungslos. Sie vertraute ihm und doch kannte sie seine Fehler, seinen Irrglauben Kazuya töten zu müssen um den allen ein Ende zu bereiten. Es war falsch und es war ihre Aufgabe ihn daran zu hindern und ihm den richtigen Weg zu zeigen. Ihre Gefühle für ihn waren stark und unabänderlich egal was er war oder sein würde, es würde nichts daran ändern. Wusste er das?

 

Verstand er wirklich was er für sie bedeutete? Kurz schweifte ihr Blick herüber zu dem schlafenden Jin, der neben ihr lag und sein Fieber auskurierte. Sachte hob und senkte sich seine Brust, ein paar Strähnen klebten an seiner Stirn, die vom ganzen kühlen immer noch etwas feucht war. Doch seit Jin sich auf die Seite gedreht hatte, machte es keinen Sinn mehr das kühle Tuch auf seine Stirn legen zu wollen, es würde ja doch wieder hinunterrutschen und er schien endlich halbwegs ruhig zu schlafen auch wenn sein Gesicht ein wenig angespannt war. Vielleicht träumte er? Als sie ihn länger so betrachtete, musste sie jedoch mit einem leisen Seufzen den Kopf schütteln. Er denkt sicher ich sei in ihn verliebt, verschossen, wie es sicher schon viele andere Mädchen waren die ihn heimlich anhimmelten. Wieder blickte sie zu dem jungen Japaner. Nein. Es ist so viel mehr als das. Ich wünschte ich könnte es dir zeigen. Ich wünschte du würdest es verstehen. Ich wünsche mir nicht mal, dass du für mich das gleiche fühlst... Mir reicht es bei dir sein zu dürfen. Ein melancholisches leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ihn noch eine Weile so ansah um dann mit einem leisen Seufzen ihren Blick wieder abzuwenden. Nun wieder gegen die weiße Decke Blickend, die ihm Dunkeln ebenso auch Schwarz hätte sein können, wurde der Ausdruck in ihrem Gesicht finsterer und ernster zugleich, wie es nur selten der Fall war.

 

Egal wie lange ich über deine Worte nachdenke, egal wie sehr ich mir auch meinen Kopf darüber zerbreche... alles, alle Möglichkeiten die ich in Betracht gezogen habe, sind völlig unlogisch. Es ergibt einfach keinen Sinn! Wieso... wieso solltest du sagen, es sei besser so? Ich kenne dich und ich kenne deine Art Dinge indirekt und mit nur wenigen Worten zu sagen! Es würde nur Sinn machen, wenn...

 

Ihr Herz schlug auf einmal stark gegen ihre Brust, so laut, das sie es in der Stille der Nacht überdeutlich hören konnte, so dass sie schon Angst hatte ihn wohlmöglich aufzuwecken, was natürlich nicht möglich war, aber Logik machte die Sache gerade nicht besser. Erneut drehte sie ihren Kopf zur Seite und blickte direkt in das schlafende Gesicht von Jin. Ist es möglich? Ihr kam das Bild in den Kopf, als er mit seiner Hand zärtlich ihre Wange gestreichelt hatte und ihr dabei tief in die Augen geblickt hatte. Es war zwar das Fieber gewesen, welches ihm den Mut dazu gegeben hatte und vielleicht war er auch nicht ganz klar im Kopf gewesen... aber seine Gefühle waren echt, das hatte sie in seinen Augen deutlich gesehen. Es ist mehr als Freundschaft, hab ich Recht? Du weißt es, willst es aber nicht zulassen. Du drängst deine eigenen Gefühle zurück um niemanden zu verletzen, doch dabei vergisst du eine wichtige Sache. Dich. Xiao schloss für einen kleinen Moment ihre Augen. Was fühlst du wirklich... Jin?

 

Die junge Chinesin wusste selbst, wenn sie ihn fragen würde, würde er ihr darauf niemals eine Antwort geben. Vielleicht früher, als er noch nichts von dem Teufels-Gen in sich wusste, vielleicht hätte er ihr da geantwortet. So wie sie ihn kannte, hätte er ihr nicht direkt geantwortet, aber sie hätte eine bekommen im Gegensatz zu dem Jin aus der Gegenwart, von dem würde sie keine einzige Silbe zu hören bekommen. Wieso musste das auch so kompliziert sein? Wer weiß was passiert wäre, wenn es das Teufels-Gen niemals gegeben hätte... wäre dann alles besser? Oder hätten sie und Jin sich wohlmöglich gar nicht erst kennen gelernt? Mit einem genervten Seufzen, fast schon Schnaubend, drehte sie sich mit dem Rücken zu Jin und zog die Decke ein gutes Stück höher. Es macht keinen Sinn über ein was, hätte, wenn, nachzudenken! Jin hat das Teufels-Gen und sie befinden sich genau im hier und jetzt, in dieser Lage und daran konnte sie auch nichts ändern, egal wie sehr sie es auch wollte. Sie musste also mit dieser Situation klar kommen und durfte sich selbst nicht zu sehr runter machen. Ich werde noch einen Weg finden, dir zu helfen, Jin. Du wirst sehen, es gibt einen Weg, da bin ich mir ganz sicher!

Ohne es wirklich zu bemerken, übermannte die Müdigkeit auf einmal die junge Chinesin und zog sie in das Land der Träume. Alle Probleme vergessend, gab sie sich dem Sog hin, schloss ihre Augen, die immer schwerer wurden und versank sofort in einen festen aber unruhigen Schlaf.

 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

Nebel. Überall dichter weißer Nebel. Stille. Dunkelheit. Nur ein kleiner Schimmer am Himmel, ließ den Mond erahnen. Leise wehte der Wind durch die Bäume, Blätter raschelten. Zögernd bewegte sie sich, ging einen Schritt. Nackte Füße berührten kalte Erde. Sie spürte wie sich kleine Äste und Steine in ihr Fleisch drückten. Das dünne Nachthemd wehte, berührte geschmeidig ihre Beine. Ihr Atem kam regelmäßig und sichtbar durch die Kälte, doch sie fror nicht. Der Wind strich ihr liebevoll durch ihre langen schwarzen Haare, spielte mit einzelnen Strähnen.

 

Schritte. langsam. Weiter... immer weiter durch den ihr unbekannten Wald.

 

Ein Dorf. Ein altes japanisches Dorf. Kein Licht brannte. Immer noch diese bedrückende Stille. War es verlassen? Es fühlte sich an, als würde sie aus den Häusern aus beobachtet werden, doch war niemand zu sehen. Langsam schritt sie durch das Dorf. Schritt für Schritt. Ganz langsam.

 

Am Ende des Weges befand sich eine Treppe aus Steinen mit einem Torii, das den Weg zum Tempel symbolisierte. Xiao blieb stehen, blickte die Stufen einen längeren Moment an. Zu lange. Ohne zu wissen warum, bewegten sich ihre Füße von alleine auf diese Treppe zu. Ein Schritt. Nackte Haut, trifft auf kalten, harten Stein. Weitere Schritte. Immer weiter...

Mit der letzten Stufe, trat sie aus dem Nebel, als wäre allein das Dorf in ihm eingehüllt. Stille. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihr breit. Langsam bewegte sie sich auf den Eingang zu. Etwas sagte ihr, sie solle besser umdrehen.

Es ist nicht gut hier... dreh um!

 

Doch ihre Füße wollten nicht auf sie hören, gingen immer weiter.

 

Das ist kein guter Ort!

 

Und weiter.

 

Geh weg!

 

Weiter.

 

Stopp!

 

Weiter.

 

Nein, öffne nicht die Tür!

 

Zu spät...

 

Ihre Hand öffnete die Schiebetür und mit weiteren wenigen Schritten betrat sie den Boden des inneren des Tempels. Glocken erklangen. Sofort drehte sie ihren Kopf in die Richtung aus der sie das Geräusch vernommen hatte. Es klang wie die kleinen Glocken an einem Priesterstab. Leises Reim artiges Gemurmel war zu hören, als würde jemand beten oder... ein Ritual durchführen?

 

Etwas Warmes umhüllte ihre Füße. Eine Flüssigkeit. Es roch metallisch. So stark, das ihr übel wurde. Zögernd blickte sie an sich herunter. Eine dunkle Substanz, die sich durch den ganzen Raum über den Boden erstreckte. Blut. Überall war Blut. Sie Schritt vorsichtig weiter durch das Meer von Blut. So viel Blut.

 

Ihre Füße nahmen die Farbe des Blutes an während sie sich langsam durch den Tempel fortbewegte. Ein paar wenige Kerzen brannten. Das Gemurmel und das Geräusch der Glocken wurden lauter, sie näherte sich dem Zentrum des Tempels, der durch eine große Schiebewand von den anderen Bereichen des Tempels unterteilt wurde. Mit zittriger Hand schob sie ganz langsam und leise einen Spalt die Tür auf. Der Schein vieler Kerzen blendete sie kurz, aber ihre Augen gewöhnten sich schnell daran, so dass sie überrascht feststellte, dass sich mehrere Personen in dem Raum befanden.

 

Es befanden sich insgesamt 11 Personen in dem Raum. Davon waren 4 Priester anwesend, 2 auf der rechten Seite und die anderen genau gegenüber am anderen Ende des Raumes, als würden sie nur zusehen, aber das was hier geschah bewachen? Die junge Chinesin war sich nicht sicher, welche Funktion die Priester hatten, sie sahen für sie nicht wie normale Japanische Priester aus wie man sie in einem Tempel zu Gesicht bekommt. Die Kleidung sah ebenfalls anders aus, auch wenn man deutlich sie als Priester erkennen konnte, so sahen sie irgendwie besonderer aus. Ihre Gesichter waren durch eine Art weißen Schleier verdeckt, der an ihrer Kopfbedeckung befestigt war, so dass der Schleier direkt über ihr Gesicht hing. Man konnte nur ein wenig die Seite ihres Gesichtes erkennen. Schwarze Schriftzeichen auf viel zu blasser Haut, ließen vermuten, dass ihre Gesichter vollkommen mit diesen Symbolen bedeckt waren und auch ihre Hände wiesen diese Zeichen auf. Merkwürdig war auch, das alle schwarze Gewänder mit einer roten Schärpe trugen und jeder von ihnen in ihrer rechten Hand einen Stab hielt an dem diese Glocken befestigt waren, die sie vorhin schon einmal gehört hatte.

 

Etwas weiter zur Mitte hin, standen 6 Mädchen, ebenfalls in traditionellen Gewändern, doch jede von ihnen trug eine hölzerne Maske. Sie standen in einem großen Kreis und in der Mitte von ihnen befand sich eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, ihr Kimono war Dunkelrot und auch ihr Gesicht war von einer Maske bedeckt. Die Mönche fingen erneut an leises, Reim ähnliches Gemurmel von sich zu geben und stießen alle gleichzeitig das untere Ende ihrer Stäbe mit viel Kraft auf den Boden. Die Glocken erklangen und die junge Frau in der Mitte fing an sich zu Bewegen. Leise Trommeln erklangen, sie konnte aber nicht sehen woher das Geräusch kam. Die Priester ließen ihre Glocken immer wieder in kurzen Abständen erklingen während die junge Frau in der Mitte sich rhythmisch zu der Musik bewegte, es sah aus wie ein alter Tanz. Die Mädchen hingegen standen nur da und sahen ihr nur zu. Was war ihre Aufgabe? Wieso trugen sie Masken?

 

Der Klang der Glocken kam immer häufiger, die Trommeln wurden von Mal zu Mal schneller und auch der Tanz der jungen Frau wurde stürmischer, schneller, als würde sie sich zum Höhepunkt tanzen. Xiao spürte wie ihr Herz schlag schneller wurde, sich schon fast der Musik anpasste und doch spürte sie nichts Gutes. Was auch immer hier geschah, es bedeutete nichts Gutes.

Schneller. Immer schneller.

 

Glocken. Trommeln.

 

Ein letzter Klang. Stille.

 

...

 

Die junge Frau hielt auf einmal inne, bewegte sich kein Stück mehr und starrte mit ihrem Kopf gerichtet, nach oben zum Himmel. Der Tempel war in der Mitte offen, wir befanden uns unter freiem Himmel und doch noch im Tempel. Ihre Hände führte sie zitternd und langsam in die Richtung ihrer Maske... Ein Knacken war zu hören, Xiao versuchte genauer hinzusehen und öffnete noch ein kleines Stück mehr die Tür. Es hatte sich ein Riss in der Maske gebildet! Noch einer... und noch einer, es wurden immer mehr! Bis die Maske plötzlich auseinander sprang und ein helles Licht den ganzen Raum erhellte. Es war so hell, das die junge Chinesin die Augen zukneifen musste, doch als sie ihre Augen wieder öffnete, glaubte sie nicht was sie vor sich sah.

 

Ein schreckliches Geräusch das eher einem hellen Schreien ähnelte und doch so fremd klang, als käme es nicht von dieser Welt, erfüllte den ganzen Tempel. Die Masken der Mädchen, lagen genau wie die der jungen Frau, zerbrochen in kleinen Teilen auf dem Boden.

 

Ihre Gesichter...

 

alle...

 

Die Frau in Rot...

 

Die Mädchen...

 

Die Priester...

 

Alle... starrten sie an.

 

Ihre Gesichter... waren anders... nicht menschlich... fremd... verzogen... und doch normal? Sie konnte nicht fassen was sie da sah. Als wären ihre Gesichter... verschwommen!

 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

 

Erschrocken erwachte sie aus ihrem Traum und fand sich aufrecht in ihrem Bett sitzend wieder. Schwer atmend fasste sie sich an ihre Brust, Schweiß rannte an ihrer Stirn entlang. Verwirrt sah sie sich um, war sie wirklich schon wach? Sie fühlte sich nicht als hätte sie geträumt, sondern als wäre sie wirklich dort gewesen, wo auch immer dort war. Es fühlte sich so echt an! Seufzend ausatmend legte sie ihr Gesicht in ihre Hände und versuchte ihren beschleunigten Herzschlag zu beruhigen. Ein wenig half es, einfach so da zu sitzen und zu wissen, dass sie sich immer noch in der Wohnung in China befand und Jin sogar neben ihr lag. Etwas was ihr kurz ein sanftes angedeutetes Lächeln verschaffte, denn hätte man ihr erzählt, sie würde mal mit Jin zusammen in einem Zimmer schlafen, wäre sie nicht nur bei dem Gedanken rot angelaufen, sondern hätte ihn eindeutig für verrückt gehalten. Xiao's Blick wanderte zu dem noch schlafenden Japaner, der neben ihr lag. "Na wenigstens einer von uns, der gut schläft.", sagte sie leise und blickte auf die Uhr an der Wand, die 8 Uhr morgens anzeigte. Normalerweise wäre Jin schon längst aufgestanden, aber das Fieber sorgte anscheinend dafür, dass auch er einmal sich richtig aus schlief. Zum Glück. Sie fand, dass er sowieso schon viel zu wenig schlief, dauernd kümmerte er sich um sie, passte auf sie auf und vergaß dabei völlig seine Gesundheit.

 

Die junge Chinesin raffte sich auf und begab sich in das Badezimmer um sich frisch zu machen. Das heiße Wasser unter der Dusche tat ungemein gut und sorgte dafür, dass sich nicht nur ihre Muskeln entspannten, sie fühlte sich für diesen Moment geborgen und so, als wäre das alles nur ein schlimmer Albtraum gewesen. Natürlich wusste sie, wenn sie die Dusche verlies, würde alles wieder beim alten sein, aber zumindest für diesen Moment tat es gut an nichts anderes außer Entspannung zu denken. Wie es wohl Panda und Miharu ging? Die Bärin vermisste sie bestimmt schon, aber sie hatte wenigstens Miharu vor ihrer Abreise noch darum gebeten sich um ihre Leibwächterin zu kümmern, dann war sie wenigstens nicht ganz alleine. Xiao vermisste Panda und ihre beste Freundin, jetzt wo sie endlich mal einen ruhigen Moment hatte und ihre Gedanken nicht nur um das Medaillon und irgendwelche Geister sich drehte, kam ihre Sehnsucht nach ihnen durch. Sie sollte nachher Miharu mal eine Nachricht schreiben, sie machte sich sicher schon Sorgen, weil sie sich seit Tagen nicht mehr gemeldet hatte.

 

Xiao duschte länger als üblich, genoss das heiße Wasser, wie es über ihren zierlichen Körper floss und wusch sich anschließend noch die Haare. Als sie aus der Dusche trat, trocknete sie sich mit einem Handtuch ab und legte es schließlich so um sich, dass sie es fest an der Seite ineinander befestigte, so dass es nicht runter rutschen konnte. Ihre Haare trocknete sie mit einem kleineren Handtuch ab und bürstete sich daraufhin ihre langen schwarzen Haare. Am Ende blickte sie prüfend in den Spiegel, verengte jedoch die Augen, als sie fühlte, dass etwas nicht stimmte. Sie sah ihrem Spiegelbild entgegen, das Spiegelbild sah ihr entgegen. Es war ihr Gesicht... oder? Wieso fühlt es sich dann so fremd an? Als würde jemand anderes sie ansehen... Angst stieg in ihr auf, den Blick wandte sie jedoch nicht ab, gebannt blickte sie die Fremde Person in den Spiegel an. Xiao sah genauer hin, auf ihren Mund, ihre Nase und dann ihre Augen, alles wirkte so anders, so fremd und auf einmal sah sie wie ihr Gesicht verschwamm, ihre Gesichtszüge sich veränderten und genauso wie bei den Mädchen im Traum aussahen.

 

Ein lauter Schrei durch fuhr die Wohnung, ihr Schrei. Pure Angst packte sie und ließ sie vor Schock ihre Hände schützend vor ihr Gesicht legen. Xiao taumelte mit dem Rücken gegen die Wand und ein Jammerndes Geräusch entwich ihr, ehe sie hörte wie die Tür zum Badezimmer sich öffnete und sie Jins vertraute Stimme wahrnahm. "Xiao!", sprach er ihren Namen mit besorgtem Unterton aus, doch erhielt er nur ein Schluchzen während ihre Hände immer noch ihr Gesicht verdeckten. "Was ist passiert?", fragte er weiter, erhielt aber keine Antwort. Jin spürte es musste etwas ernstes sein, ansonsten würde sie ihm antworten und sich nicht so merkwürdig verhalten. Etwas, das so schlimm war, dass sogar die Chinesin so sehr aus der Fassung brachte, dass sie nicht mehr mit ihm sprach, war eine Sache, die er niemals für möglich gehalten hatte. Wütend ballte er seine Hand zu einer Faust. Sie sollte so etwas nicht durchleben, egal was es war, genau vor solchen Erfahrungen wollte er sie immer beschützen. "Ich kann nicht mehr...", kam es verzweifelt von ihr. Jins Augenbrauen zogen sich ernst zusammen, jedoch sagte er kein Wort, sah sie lediglich nachdenklich an, wie sie da mit dem Rücken an der Wand stand und ihr Gesicht mit ihren Händen vor ihm vergab.

 

"Ich halte das nicht mehr aus!", schrie sie gedämpft durch ihre Hände. "Hey!", kam es laut protestierend von Jin, der sich ihr nun näherte. Xiao hörte das er näher kam und wich den letzten, ihr noch möglichen, Schritt nach hinten aus. "Komm nicht näher!", warnte sie ihn worauf Jin stehen blieb und sie einen Moment nachdenklich betrachtete, ehe er seine Arme verschränkte und mit ernsten Ton meinte, "Zeig mir dein Gesicht.". Schockiert schüttelte die junge Chinesin schnell mit dem Kopf, bedacht darauf ihre Hände nicht von ihrem Gesicht zu entfernen. "Ich bin das nicht...", murmelte sie leise. "Xiao...", sagte er genauso leise und senkte seine Arme. "Ich bin am Ende, das ist zu viel...", murmelte sie weiter. "Xiao.", kam es nun ernster von ihm, fast schon warnend. Sie drohte sich zu verlieren, niemals würde er dies zu lassen. Er wusste genau wie sie sich fühlen musste, auch wenn er den genauen Grund nicht kannte, sie so zu erleben, reichte ihm vollkommen aus um die Lage einzuschätzen. "Ich will nicht mehr, es soll aufhören!", sprach sie verzweifelt und flehend weiter. "Xiao!", schrie Jin sie an und zog sie an ihrem Unterarm zu sich, so dass sie ihren Schutz aufheben musste und sie ihm direkt anblickte mit vor Schreck geöffneten Augen. Verletzbar, Ängstlich, Erschöpft... all diese Emotionen konnte er in ihren Augen erkennen.

 

"Reiß dich zusammen!", entwich es ihm immer noch ernst und irgendwie wütend. Wütend auf sie? Hatte er gar keine Angst? Angst vor ihr? Er sah ihr mit festen Blick entgegen, seine Hand hielt ihren Unterarm noch immer fest im Griff. Sie hingegen sah ihn unsicher und fast schon ängstlich an. "Ich sehe gruselig aus...", kam es leise von ihr, worauf Jin sie irritiert ansah und seine Augenbrauen ein wenig zusammen zog. "Du siehst müde aus.", antwortete er ihr und ließ darauf ihren Arm wieder frei. Xiao sah ihn ungläubig an, glaubte nicht was sie gerade aus seinem Mund gehört hatte und ging schnell zum Spiegel rüber um sich selbst zu überzeugen. Verwundert sah sie ihrem Spiegelbild entgegen. "Gruselig...", wiederholte er schnaubend. "Die Beschreibung trifft eher auf mich zu...", murmelte er, so dass sie es noch hören konnte während sie weiterhin ihr Spiegelbild betrachtete. Sie sah aus wie immer, nichts Ungewöhnliches war zu erkennen, kein bisschen wirkte anders auf sie, nein, einfach alles sah aus wie die junge 18 jährige Chinesin. Erleichtert atmete sie aus und drehte sich wieder zu Jin um, ohne weitere Worte ging sie die wenigen Schritte auf ihn zu, legte ihre Stirn gegen seine Brust und ihre Hände an seine Oberarme, es war eine angedeutete Umarmung von ihr. Eine kurze Zeit standen sie einfach nur so da, niemand sagte etwas, bis Xiao ein leises, "Jin?", von sich gab. "Mhm?", entwich es ihm fragend. "Es tut mir Leid... und... Danke.", kam es von der jungen Chinesin ehrlich, erhielt ihm ersten Moment jedoch keine Reaktion von Jin und sie fragte sich ob er wohlmöglich wirklich sauer auf sie war, immerhin hatte sie sich ziemlich mies verhalten, hat sich gehen lassen und das in eine Richtung die nicht gut war. Wieder hatte er sie gerettet. Ihre Sorge war allerdings völlig unbegründet gewesen, denn kaum das sie sich diese Gedanken gemacht hatte, spürte sie auf einmal seine Hand auf ihren Kopf, worauf sie überrascht zu ihm auf sah.

 

"Du musst dich nicht entschuldigen...", meinte er und strich ihr sanft über den Kopf, ehe er seine Hand wieder senkte. "Erzähl mir einfach was passiert ist sobald du angezogen bist.", sprach er weiter und deutete auf ihr Handtuch das ihre einzige Bekleidung war. Wie kam sie darauf sich bei ihm zu entschuldigen? Es gab für ihn überhaupt keinen Grund, sie hatte nichts falsch gemacht, aber er wusste warum sie dies tat und konnte ihre Gefühle nur zu gut nachempfinden. Wie oft hatte er sich schon so gefühlt? Wie oft hatte er schon gedacht in den Wahnsinn getrieben zu werden? Und wie oft fühlte er sich Schuldig? Immer. So lange dieses Blut in ihm floss würde er sich wohl immer schuldig fühlen. Das schockierte und errötete Gesicht der jungen Chinesin, ließen ihn jedoch die dunklen Gedanken vergessen und sorgten sogar für ein Schmunzeln auf seinen Lippen. Xiao schien erst durch seine Worte aufgefallen zu sein, dass sie noch immer nur mit einem Handtuch bekleidet vor ihm stand. Sie verschwand mit einem quietschenden Geräusch durch die Badezimmertür, kam innerhalb weniger Sekunden mit frischer Kleidung in den Händen wieder und schob ihren alten Schulfreund aus dem Bad. Jin beobachtete ihr tun, ließ sich sogar von ihr raus schieben und ging somit Stück für Stück rückwärts aus dem Badezimmer, bis sie schließlich die Tür mit einem lauten Knall zu machte. Jin sah die geschlossene Tür mit hochgezogener Augenbraue an und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

Ein melodisches Lachen, leise, aber sie hatte es deutlich gehört, so dass sie sofort mit ihrem Tun inne hielt und zur Tür blickte woher das Lachen gekommen war. Normalerweise sollte sie sauer sein oder so etwas in der Art, denn er machte sich doch Lustig über sie, oder? Aber der Klang war zu schön, als das sie solche Gefühle entwickeln konnte. Sanft lächelnd zog sie sich weiter an um sich anschließend ihren Haaren zu widmen, die sie wie gewohnt zu zwei Zöpfen frisierte, die jeweils von einem Blumen artigen Haarschmuck gehalten wurden. Während sie dafür sorgte, dass ihre Haare leicht wellig fielen und ihr Pony richtig saß, erklang immer wieder Jins Lachen in ihrem Kopf. Es war so lange her, dass sie diese Melodie gehört hatte, es fühlte sich nach einer Ewigkeit an. Wusste er wie glücklich er sie damit machte? Mit seinem Lachen? Sie hatte fast ihre Sorgen und die schlimmen Erlebnisse von vorhin vergessen! Dieser Mann war wahrhaftig gefährlich...

 

Zurück im Wohn- und Schlafzimmer, fand sie Jin bereits im Schneidersitz an dem kleinen Tisch sitzend vor. Er hatte noch seine Trainingshose von letzter Nacht an, aber sein T-Shirt hatte er mit einem Tank-Top getauscht, so dass sie einen guten Blick auf seine Oberarme hatte und dadurch sein Tattoo auf seinem linken Arm betrachten konnte. Ein seltener Anblick, auch wenn sie ihn ab und zu früher sogar ganz Oben ohne gesehen hatte und das Symbol an seinem Arm für sie nichts neues war, so sorgte dieser Anblick bei ihr für gemischte Gefühle. Jin war ein sehr attraktiver Mann, das konnte sie kaum abstreiten und auch ihr gefiel natürlich was sie sah, aber ebenso kannte sie die Geschichte dieses Symbols, eine Geschichte die er ihr bei ihrem letzten gemeinsamen Treffen erzählt hatte bevor er für eine lange Zeit verschwunden war. Sie mochte es, es gehörte zu ihm, aber es erinnerte sie auch an die Zeit in der sich alles veränderte.

 

Schweigend setzte Xiao sich ihm gegenüber an den Tisch, ebenfalls im Schneidersitz und nahm dankbar eine Tasse heißen Tee von Jin entgegen. Er musste welchen gemacht haben, als sie noch im Bad gewesen war. Sie nippte vorsichtig und beobachtete ihn wie er es ihr gleich tat, dabei fiel ihr auf, dass er wesentlich besser aussah als gestern Nacht. Er wirkte frisch und ausgeschlafen, ja sogar richtig ausgeruht, ganz das Gegenteil von ihr, denn sie fühlte sich ziemlich erschöpft und als hätte sie Tage lang nicht richtig geschlafen, was wahrscheinlich sogar der Wahrheit entsprach, wenn sie an ihre lebhaften Träume dachte. "Fühlst du dich besser? Du scheinst kein Fieber mehr zu haben...", sprach sie ihre Gedanken laut aus und sah ihn dabei an. "Nein, ich hab kein Fieber mehr. Deine Behandlung und der Schlaf waren der beste Weg um das Fieber zu bekämpfen.", antwortete er ihr, schien aber das Thema meiden zu wollen, denn er ließ der jungen Chinesin gar keine Möglichkeit weitere Fragen zu stellen, stellte stattdessen eine eigene und blickte ihr ernst entgegen. "Was ist vorhin passiert?", erklang seine dunkle und besorgte Stimme, die ihr eine kleine Gänsehaut verschaffte. Wusste er was seine Stimme für eine Reaktion auf andere hatte? Oder war sie die einzige die sich so fühlte?

 

Mit einem sanften Kopfschütteln, vertrieb sie diese Art von Gedanken und versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Xiao erzählte ihm von ihrem Traum, jedes noch so kleine Detail, Eindrücke und Gefühle und natürlich von ihrem Erlebnis im Badezimmer. Jin schwieg wie immer, selbst nach ihrer Erzählung, herrschte noch eine ganze Weile Stille zwischen ihnen. Nach Jins Gesichtsausdruck zu urteilen, gefiel ihm diese Geschichte kein bisschen, er wirkte sehr nachdenklich und in sich gekehrt, als würde er intensiv über ihre Worte nachdenken. "Was denkst du sollten wir jetzt tun?", fragte sie nach einer weiteren stillen Ewigkeit. Langsam öffnete er seine Augen und sah sie mit einem ernsten Blick an, den sie nur selten zu Gesicht bekam. "Wir sollten deinem Traum nachgehen... und besser so schnell wie möglich. Es ist sehr gefährlich wenn Träume so real sind... Wenn so etwas wie dir vorhin im Badezimmer passiert... dann ist dies meistens kein gutes Zeichen. Traum und Realität sind näher beieinander als du denkst und das macht es so gefährlich. Es scheint alles mit dem Medaillon zu tun zu haben...", sprach er seine Überlegungen laut aus, hielt jedoch kurz inne und schien erneut über etwas nachzudenken, ehe er weiter sprach. "Dennoch sollten wir zuerst den Ort aus deiner Erinnerung aus Wangs Haus aufsuchen. Wir müssen einen kühlen Kopf behalten und dürfen uns nicht zu falschen Entscheidungen verleiten lassen.", meinte er. "Aber sagtest du nicht, es sei sehr gefährlich? Was wenn wir zu lange warten?", gab Xiao ihre Bedenken preis und sah besorgt ihren alten Schulfreund an. "Ja, es ist gefährlich. Aber ich denke wir haben noch mehr Zeit als man dir weiß machen will... du hast Angst und aus Angst entsteht Panik, dadurch wirst du die falschen Entscheidungen treffen und das kann Fatal sein. Du musst ruhig bleiben, so schwer das dir auch erscheinen mag.", kam es kühl und ruhig aus seinem Mund.

 

Xiao wusste er hatte mit seinen Worten Recht, seufzend nickte sie leicht und trank anschließend nachdenklich einen Schluck von ihrem Tee. In Gedanken ging sie die Erlebnisse in Wangs Haus noch einmal Stück für Stück durch. Sie kannte diesen Ort an dem ihre Eltern gestorben waren, diesen Tempel der ihr irgendwie vertraut vorkam. Es musste lange her sein, aber sie war sich sicher, schon einmal dort gewesen zu sein, vielleicht als sie noch ein Kind war? Es gab nicht viele Tempel in denen sie gewesen war und der Tempel in dem sie immer mit Wang trainiert hatte gehörte zu einem großen Tempel Komplex, der ein Haupttempel und ein paar kleinere Nebentempel besaß, die alle auf dem Grundstück verteilt waren und wie ein Riesen großes Anwesen auf einen wirkten. Ihr kam ein Lichtblitz, wieso war sie nicht schon gestern auf die Idee gekommen? "Das muss es sein!", entwich es ihr auf einmal worauf Jin sie aufmerksam anblickte. "Es muss einer der Tempel gewesen sein...", sprach sie zusammenhanglos weiter und sah in Jins Blick, wie er eine Erklärung von ihr erwartete. "Der Tempel in dem ich von Wang trainiert wurde, war nur einer von fünf. Abgesehen von dem Haupttempel gab es noch vier kleinere, die alle um das Hauptgebäude herum verteilt sind. Ich habe mich erinnert, weil mir die Art des Tempels irgendwie bekannt vorgekommen war, aber es muss sehr lange her sein, das ich genau in diesem Bereich des Tempels gewesen bin...", erklärte sie Jin und auf einmal viel ihr das fehlende Puzzle Teil ein. "Ich glaube ich weiß wie das damals war... nach dem Tod meiner Eltern, hatte Wang mir verboten den Tempel zu betreten, ich hatte damals nicht verstanden warum... aber jetzt wird mir einiges klar.", meinte sie leise mit einer aufkommenden Sehnsucht und Traurigkeit in ihrer Stimme, die dem jungen Japaner nicht entgangen war.

"Dann sollten wir uns sofort auf dem Weg dorthin machen.", kam es nach einer Weile von Jin, der nun einer erst überraschten, dann aber ernst drein blickenden Xiao entgegen blickte. Sie nickte und meinte daraufhin, "Ich packe am besten etwas Proviant ein bevor wir gehen.". "Und ich bin eben Duschen... in 10 Minuten gehen wir los.", wies Jin an, bevor er mit frischer Kleidung in den Händen im Badezimmer verschwand. Auf die Minute genau waren beide mit ihren Vorbereitungen fertig und bereit zum Gehen. Ein langer Fußmarsch erwartete sie, aber diesmal war die junge Chinesin wenigstens nicht alleine und auch wenn Jin nicht gerade der Gesprächigste Begleiter war, so fühlte sie sich trotzdem in seiner Nähe ungemein wohl, allein seine Anwesenheit reichte dafür aus. Es war schon verrückt, da gingen sie beide schweigend und jeder seinen Gedanken nach durch die Wälder auf dem Weg zu dem Tempel in denen ihre Eltern gestorben waren und sie fühlte sich geborgen und wohl in seiner Nähe.

 

Stunden vergingen, zwischendurch machten sie kleine Pausen, tranken und aßen etwas und marschierten direkt weiter um so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. Wie erwartet erreichten sie den Tempel Komplex am späten Nachmittag. Xiao und Jin betraten mit der letzten Stufe die sie empor gestiegen waren, das Gelände und mit langsamen Schritten bewegten sich beide leise über den Hof. Merkwürdig war, das sie keine einzige Menschenseele sonst sah, wo waren die Mönche? Befanden sie sich alle drinnen? Möglich wäre es, aber sie hatte trotzdem ein Gefühl, als wäre hier etwas anders als sonst, nur konnte sie es nicht richtig einordnen woher dieses Gefühl kam. Sich weiter so leise wie möglich verhaltend, schlichen beide über das Gelände, wobei Xiao voraus ging. Sie entfernten sich immer weiter von dem Hauptgebäude, gingen an weiteren kleinen Gebäuden vorbei, bis das letzte und somit fünfte in ihrem Blickfeld auftauchte. Es war das weit entfernteste von allen und befand sich am Rande eines kleinen angrenzenden Waldes. Die junge Chinesin blieb abrupt stehen und legte ihre Hand um den schwarzen Stein der an ihrem Hals baumelte. Er war warm und pulsierte leicht. "Es muss dort sein.", meinte sie zu Jin und ging ohne weitere Worte auf den Tempel zu.

 

Ihre Schritte wurden immer langsamer umso näher sie dem Gebäude kam, ihr Medaillon signalisierte ihr nun stärker als zuvor, dass dies der richtige Ort sein musste, es sollte sie freuen doch sie fühlte alles andere als Freude. Sie war nervös, hatte sogar Angst auf das was sie dort finden würde und spürte wie die Bilder aus ihrer Erinnerung wieder vor ihrem geistigen Auge auftauchten und nicht gerade für weniger Angst sorgten. Xiao trat an die Tür und streckte ihre Hand aus um sie zu öffnen, hielt jedoch inne, als ihre Finger das raue Holz berührten. Sie zögerte, versuchte noch einmal Kraft zu sammeln, aber wieso fühlte sie sich nicht bereit? Fehlte ihr der Mut oder war ihre Angst größer als sie gedacht hatte? Eine große männliche Hand legte sich auf ihre Schulter und holte sie aus ihren Gedanken heraus. Überrascht blickte sie Jin an, der neben sie getreten war und seine linke Hand auf ihre rechte Schulter gelegt hatte. Er sagte kein Wort, blickte sie einfach nur an, aber mehr brauchte er auch nicht zu machen, seine Augen, sein Blick alleine sagte alles. Du bist nicht allein.

 

Ein leichtes Lächeln überkam sie und sie nickte ihm dankbar zu. Mit neuem Mut und neuer Kraft, öffnete sie nun die Tür und betrat mit Jin den fast dunklen Tempel, er wurde lediglich von den letzten Sonnenstrahlen des Tages in einem zwielichtigen Licht erhellt. Jin schloss kommentarlos hinter ihnen die Tür und sah sie wie Xiao im Raum um. Vorsichtig und nur wenige Schritte gehend, bewegten sie sich auf die Mitte des Raumes zu, als sie auf einmal eine Schemenhafte, wie aus weißem Rauch entstehende, Person vor sich sahen, als wäre sie dort gerade entstanden. Sofort stoppten beide in ihrer Bewegung und beobachteten wie sich der Nebel lichtete und sie schließlich einem alten ihnen sehr bekannten Mann gegenüber standen. "Großvater?", entwich es der jungen Chinesin ungläubig. Konnte es sein? War das wirklich Wang, ihr Großvater der hier vor ihr stand?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ling-Xiao
2018-01-29T20:32:30+00:00 29.01.2018 21:32
O_O Wow. Der Geist von Wang oder war er doch nie tod? Es wird jedenfalls immer interessanter und auch geheimnisvoller.
Mach weiter so mein Engelchen. Du kannst einen ziemlich auf die Folter spannen. Ich bin gespannt wie ein flitzebogen wie es wohl weiter geht. ^_~

Hab dir lieb. LG deine Xiao
Antwort von:  Ran_Angel
30.01.2018 10:32
Hehe, freut mich dass es dir gefällt und es immer noch spannend ist, so soll es auch sein *g*
Leider wird das nächste Kapitel wohl etwas länger brauchen... die Ideen sind schon alle notiert nur ist die Zeit gerade nicht auf meiner Seite ^^'

Aber ich freue mich immer über Kommentare xD Also vielen Dank nochmal für dein Kommi! *knuddel* ^^


Zurück