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Perfekt

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Kapitel 28

Kapitel 28
 

Der Morgen verlief ruhig aber angespannt, was vor allem an Severus lag denn dieser hatte nur wenige Stunden richtig geschlafen und war jetzt entsprechend gelaunt. Zudem ging es ihm an diesem Morgen sichtbar schlecht und Harry wusste, dass sie sich normalerweise einen ruhigen Tag auf der Couch gemacht hätten. Ruhig, friedlich und vor allem ohne unnötige Tränke aber solange sie hier in Malfoy-Manor waren, würde Severus viel zu viele Tränke nehmen. Das alles um den Schein zu wahren. Allerdings schienen auch die Malfoys einzusehen, dass heute kein guter Tag war denn das Frühstück war wesentlich schneller vorbei als normal übrig. Scorpius zog sich mit dem Vorwand etwas für die Schule machen zu wollen, in sein Zimmer zurück.Auch Draco deutete mehr oder weniger deutlich an, dass er noch mehr als genug Arbeit hätte. Aber das er sich natürlich freuen würde, wenn sie mal wieder zum Kaffee oder zum Abendessen kommen würden. Und so machten sie sich sehr schnell auf den Heimweg.
 

„Hast du etwas mit der plötzlichen Arbeitswillen der Zwei zu tun?“, knurrte Severus als sie den Kamin in Spinner's End verließen.

„Nein, ausnahmsweise mal nicht. Aber die Zwei sind nicht dumm, sie haben gesehen, dass es dir nicht gut geht“, gab Harry zurück, „soll ich dir einen Tee machen?“

Severus nickte nur, ihm war es immer noch unangenehm wenn sich Harry um ihn kümmerte und so hatten sie sich mehr oder weniger auf das wortlose Dulden geeinigt.

„Seit wann bekommst du den Tagespropheten?“, fragte Harry, dem die Pergamentrolle beim Durchqueren des Raumes aufgefallen war.

„Ich bekomme keinen. Fino.“

Der Hauselfe tauchte sofort auf und sah ihn fragend an.

„Wo kommt der Prophet her?“, fragte Severus.

„Braune Eule hat Pergament der Zauberer gebracht. Saß vor dem Fenster und wollte hinein. Fino hat das Fenster auf gemacht und braune Eule hinein gelassen. Braune Eule hat Pergament fallen gelassen und ist wieder weg geflogen“, erklärte Fino.

Sofort lag Severus' Zauberstab in seiner Hand und er sprach einen Diagnosezauber über den Propheten.

„Glaubst du wirklich, jemand will uns mit einem Tagespropheten angreifen?“, fragte Harry grinsend.

„Man kann nie sicher sein.“ Der Prophet leuchtete hell auf und Severus steckte den Zauberstab wieder weg, scheinbar war er mit der Untersuchung zufrieden denn er griff danach. Es dauerte nur ein paar Sekunden bevor er leise knurrte und sagte, „er ist von deiner Exfrau.“

„Woher willst du das wissen?“, fragte Harry jetzt.

Wortlos wurde ihm der Prophet gereicht und er musste nur die erste Schlagzeile lesen um zu wissen, dass Severus Recht hatte.
 

„Todesser verführt Kriegshelden.“
 

Er las die ersten zwei, drei Zeilen und warf den Propheten dann ins Feuer. „So ein Schwachsinn, was denkt sie sich nur dabei?“

„Kimmkorn oder deine Ex?“, fragte Severus trocken. Er hatte sich zwischenzeitlich aufs Sofa gesetzt und sah ihn jetzt abwartend an.

Harry zögerte einen Moment, schien nachzudenken und sagte schließlich, „eigentlich Beide, aber egal.“ Damit wandte er sich um und ging Richtung Küche.

„Ist das alles?“, fragte Severus in seinem Rücken.

Harry drehte sich um und fragte, „wenn du jetzt erwartest, dass ich zum Tagespropheten gehe und sie zwinge eine Gegendarstellung zu schreiben, muss ich dich enttäuschen. Seit meinem vierten Schuljahr ignoriere ich dieses Schundblatt einfach, egal was drin steht. Sollen sie doch schreiben, was sie wollen. Wir wissen, wie es wirklich ist. Mal ehrlich, glaubst du, sie würden uns glauben? Dass du dich von einem jüngeren Mann so nerven lässt, dass er sogar in deinem Bett schlafen darf?“

„Wohl eher nicht. Also willst du das einfach so stehen lassen?“

„Ja, will ich. Oder willst du etwas machen?“

Severus warf einen Blick zum Kamin und schüttelte dann den Kopf, „nein, belassen wir sie in ihren Lügengeschichten.“

„Eben. Tee?“

„Gerne.“

Jetzt drehte sich Harry um und ging wirklich in die Küche, er ließ Severus mit seinen Gedanken alleine.
 

Es war nicht der letzte Prophet, der ihnen zugestellt wurde. Den Zweiten verbrannte Severus sofort und beim Dritten wollte Harry dann doch wissen, was sie so schrieben. Also saß er zwei Tage später am Frühstückstisch und schmökerte in der magischen Zeitung. Severus beobachtete fasziniert wie das Grinsen immer stärker wurde und auch das Kopfschütteln wurde immer mehr. „Tu mir einen Gefallen und erleuchte mich, was ist so lustig?“, fragte er schließlich.

„Wusstest du, dass du ein Faible für Ketten und Peitschen hast?“, fragte Harry grinsend.

„Ist mir neu.“

„Mir auch aber nach Kimmkorn ist es so. Genau wie die Tatsache, dass du mir den gleichen Trank untergeschoben hast, den Albus dir gegeben hat.“

„Wann tauchen die Auroren hier auf?“, fragte Severus trocken.

„Wenn sie das gelesen haben, müsste sich Kingsley eigentlich bald melden. Auch wenn er wahrscheinlich nur nachfragt weil er es muss“, sagte Harry, „ach, und im übrigen möchte ich kein dunkles Mal, welches du mir natürlich einbrennen willst.“

„Will ich?“

„Steht hier. Also ja, willst du“, grinste Harry und jetzt schüttelte Severus auch den Kopf.

„Diese Frau schreibt nur Mist.“

„Du sollst auch ein neuer dunkler Lord werden, mit dem Kriegshelden als Lustsklaven“, sagte Harry ernst und mit bestätigendem Nicken. Jetzt sah ihn Severus wirklich fassungslos an bevor er anfing zu lachen. Harry stimmte sehr schnell mit ein.

Irgendwann beruhigten sie sich wieder, Harry warf nochmal einen Blick auf den Propheten und runzelte dann fragend die Stirn.

„Was ist?“

„Hast du das dunkle Mal eigentlich noch?“, fragte Harry unvermittelt, „du hast immer lange Klamotten an, sogar zum schlafen. Hast du eigentlich kurze Sachen?“

„Habe ich, trage ich aber selten und ja, ich habe das Mal noch. Riddle war sehr gründlich mit seinen Flüchen“, erklärte Severus.

„Merkst du es noch?“, fragte Harry weiter. Ihm war der Gedanke an sein viertes Schuljahr gekommen, als er Severus und Karkaroff in der Vorratskammer überrascht hatte. Wenn er sich nicht ganz irrte, hatte Karkaroff angedeutet, dass er Schmerzen von dem Mal hatte.

„Nein, tu ich nicht. Es ist nur noch eine einfache, hässliche Tätowierung.“

„Hast du mal über eine Entfernung nachgedacht?“

„Funktioniert nicht, genau sowenig wie ein Muggeltattoo. Wie schon gesagt, Riddle war sehr gründlich. Ich habe mich daran gewöhnt, meistens bemerke ich es gar nicht“, gestand Severus, „wie kommst du darauf?“

„Nur so, reines Interesse, wenn du mich schon brandmarken willst, will ich doch schon wissen, wie es sich anfühlt“, grinste Harry.

„Dann werde ich dich gar nicht mehr los, vergiss es.“

„Du wirst mich auch so nicht mehr los.“

„Abwarten.“ Harry grinste ihn nur breit an und Severus blieb nichts anderes übrig als bodentief zu seufzen, er hatte so etwas schon befürchtet.
 

Wie Harry es gesagt hatte, tauchte Kingsley wirklich noch am selben Tag auf. Zumindest versuchte er es aber sein erster Versuch, nämlich das Flohnetzwerk zu benutzen, scheiterte noch bevor er wirklich los konnte. Die Flammen färbten sich gar nicht erst grün, was bedeutete, dass Severus seinen Kamin entweder komplett vom Netz genommen hatte oder dass er nur diese Adresse gesperrt hatte.

„Und nun?“, fragte der Auror, der hinter ihm stand.

Kingsley seufzte leise, er war verpflichtet den Anschuldigungen, die mittlerweile sogar als Anklage auf seinem Tisch lagen, nachzugehen. Er war außerdem verpflichtet zwei Auroren mitzunehmen. „Wir apparieren“, sagte er und verschwand schon.
 

Sie tauchten vor dem Haus auf, außerhalb des Zaunes und Kingsley spürte jetzt schon die Abwehrzauber, die auf dem Zaun und dem Garten lagen.

„Das wird keine leichte Sache, oder?“, fragte einer der Auroren.

Kingsley musste sich eingestehen, dass er sich ihre Namen nicht gemerkt hatte. Er hatte einfach die zwei Auroren mitgenommen, die gerade da waren und leider war einer der Beiden ein totaler Anfänger. Er war nur froh, dass der ältere Kollege scheinbar Snapes' Ruf schon kannte. „Nein, wenn er uns überhaupt auf macht. Los, die Herren“, sagte Kingsley und schritt voran, mit wesentlich mehr Zuversicht als er verspürte.
 

Entgegen Kingsleys Vermutung wurden sie nicht zerrissen als sie Grundstücksgrenze überquerten, er fühlte sich aber sofort wesentlich unwohler. Das leise Gemurmel hinter ihm sagte ihm, dass es zumindest dem jüngeren Auroren genauso ging. Kingsley klopfte an, rechnete aber nicht wirklich damit, dass Snape reagierte. Zu seiner Überraschung erklang fast sofort eine Stimme, „Moment.“ Er kannte diese Stimme und hatte so sehr gehofft, dass sich der Sprecher nicht hier befand.

Die Tür wurde aufgemacht und Kingsleys schlimmste Befürchtungen bestätigten sich als ihn Harry angrinste.

„Ich habe mich schon gefragt wann ihr hier auftaucht. Kommt doch rein.“

„Ich hatte gehofft dich nicht hier zu finden“, gestand Kingsley.

„Warum sollte ich nicht hier sein? Ich wohne hier, naja, nicht offiziell aber so inoffiziell wohne ich hier“, erklärte Harry, „kommt ihr jetzt rein oder wollt ihr hier draußen stehen bleiben?“

„Werden wir verflucht wenn wir reinkommen?“

„Nur wenn ihr nicht höflich seit. Seit ihr unhöflich, helfe ich Severus sogar dabei euch zu verfluchen also kommt jetzt rein“, sagte Harry ernst.

Kingsley nickte und trat dann ein, die Auroren folgten ihm sichtlich unwillig.
 

„Was wollen Sie hier?“, knurrte Severus statt einer Begrüßung.

„Ihnen auch einen guten Tag, Professor Snape. Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht freiwillig hier bin. Auf meinem Tisch lag heute morgen eine Anklage gegen Sie, Verabreichung eines illegalen Trankes, Freiheitsberaubung und Vergewaltigung“, sagte Kingsley ernst.

„Guter Witz.“

„Ich scherze nicht, Professor Snape.“

„Aber er hat Recht, es ist ein guter Witz“, mischte sich Harry ein, „Kingsley, du kannst das nicht wirklich glauben.“

„Was ich glaube, ist egal. Ich bin vom Gesetz her verpflichtet dieser Anklage nachzugehen. Du kannst die Sache ganz einfach auflösen wenn du einer Blutentnahme zustimmst“, sagte Kingsley.

„Wenn ich mich weigere?“

„Willst du das? Dann müssen wir die Sache vor das Gamot bringen und da ich ihn sehr gut kenne, wird er auf Veritaserum bestehen“, sagte Kingsley mit einem Deut auf Severus, der zu seiner Überraschung mit dem Kopf schüttelte. „nein, würden Sie nicht?“

„Nein, weil ich mich weigere vor dem Gamot auszusagen. Ich habe nichts gemacht und werde mich nicht vor Gericht ziehen lassen nur weil die Exfrau meines Freundes einen hysterischen Anfall hat“, erklärte Severus.

Kingsley sah sofort sehr fragend aus, die Auroren sahen abwechselnd zwischen Harry und Severus hin und her und man brauchte nicht viel Fantasie um zu erkennen, was sie dachten.

„Freund?“, fragte Kingsley nach.

Es war Harry, der antwortete denn ihm war der Blick von Severus aufgefallen. Er hatte mehr oder weniger offiziell ein Statement abgegeben und wollte jetzt wissen, wie Harry reagierte. „Ja, Freund. Wir sind seit einigen Wochen zusammen und haben es Ginny am ersten Weihnachtsfeiertag gesagt, genau einen Tag bevor diese Verleumdungen gegen Severus angefangen haben“, sagte Harry, „wir sind schon am überlegen ob wir rechtliche Schritte dagegen einleiten.“

Kingsley wirkte unentschlossen, er befand sich in einer sehr undankbaren Situation. „Ihr könntet die Sache mit einer Blutabnahme schnell aus der Welt schaffen“, sagte er schließlich zögernd.

„Nein, Kingsley, tut mir leid. Ich sehe es wie Severus, ich habe nicht vor mich ständig nach den Launen meiner Exfrau zu richten. Ich kenne das Vorgehen und ich weiß, dass du der Anklage nachgehen musst aber unsere Aussagen müssen dir reichen. Jetzt wäre es an Ginny zu beweisen, dass ich unter einem Trank stehe. Oder wollen wir uns in eine tolle Schlammschlacht begeben? Gut, dann klage ich meine Exfrau an, dass sie unsere jüngste Tochter schlägt“, sagte Harry.

„Du weißt, dass das nicht wahr ist“, sagte Kingsley sofort.

„Du weißt, dass die Anklage von Ginny nicht wahr ist“, konterte Harry, „wo liegt der Unterschied? Wieso müssen wir mit Taten beweisen, dass die Anklage nicht wahr ist? Gilt nicht mehr der Grundsatz, unschuldig bis die Schuld bewiesen ist?“

„Nicht bei dir“, schnarrte Severus, „beziehungsweise bei uns.“

Er wurde fragend angesehen, nur Kingsley schaffte es nicht ganz ihn anzusehen.

„Habe ich nicht Recht, Minister? Sie wären nie hierher gekommen wenn Harry ein Anderer wäre oder wenn ich ein Anderer wäre. Aber wenn natürlich im Raum steht, dass der böse Todesser sich an den Liebling der Nation ran macht, dann sieht die Sache natürlich anders aus“, knurrte Severus während er sich langsam erhob und sich ihm langsam, schleichend und unendlich gefährlich näherte.

Nur Harry wusste, wie viele Tränke und Zaubersprüche es gekostet hatte damit er sich für ein paar Stunden wieder so geschmeidig wie früher bewegen konnte. Nur Harry wusste mit welchen Nachwirkungen er in den nächsten Tagen kämpfen würde. Aber sein Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht, die Auroren wichen ein Stück zurück, ihre Hände schlossen sich um die Zauberstäbe und auch Kingsley konnte es nicht verhindern, dass er einen halben Schritt zurück trat. Er griff allerdings nicht nach seinem Zauberstab.

„Professor Snape, ich bin nicht freiwillig hier, ich muss dieser Anklage nachgehen“, sagte er nochmal, „und...“

„Ich kenne das Prozedere. Die Anklage wurde eingereicht, Sie haben sie überprüft und sowohl meine wie auch Harrys Aussage bekommen, dass es Schwachsinn ist. Der weitere Verlauf wäre, dass Sie den Ankläger aufsuchen und dort die Beweise holen, die die Anklage unterstützen. Mit diesen Informationen gehen Sie vor das interne Zaubergamot und dort wird entschieden ob die Anklage wirklich erhoben wird und ob weitere Nachforschungen stattfinden“, schnarrte Severus in bester Lehrermanier.

Harry fragte sich abrupt ob er der Einzige war, der sich wieder wie ein elfjähriger Schüler fühlte und Severus fuhr fort, „da Sie diese Beweise nicht bekommen werden, muss das Gamot die Anklage im Normalfall abweisen. Und das ungeachtet der Tatsache, wer die Beklagten sind. Minister, ich würde vorschlagen, Sie schlagen den normalen Weg ein und begeben sich zu Mrs. Potter um dort die nicht vorhandenen Beweise zu holen. Denn die sollten Sie haben wenn Sie sich nochmal hierher wagen. Sie sollten bedenken, dass das Gamot nach Tatsachen entscheiden sollte und nicht nach dem gesellschaftlichen Stand der Beklagten. Denn sonst müsste man über eine Verfassungsklage nachdenken.“

„Das ist nicht Ihr Ernst, eine Verfassungsklage gegen das Zaubergamot?“, keuchte Kingsley.

„Och, ich bin mir sicher unser Anwalt wird uns da sehr behilflich sein. Ein paar Nachrichten an die Zauberergesellschaft auf dem Festland und in Amerika sollten auch sehr hilfreich sein“, sagte Harry, der sich jetzt auf die Lehne des Sessels setzte, wo eben noch Severus saß. Er wirkte lässig aber zusammen mit Severus' aggressiven Auftreten vermittelten sie ein sehr bedrohliches Bild.

Das schien auch Kingsley einzusehen denn er nickte und sagte, „gut, ich möchte euch bitten, dass ihr noch einen Termin im Ministerium macht damit eure Aussagen aufgenommen werden können.“

„Machen wir“, kam von Harry während Severus ihn einfach nur ansah. Harry war froh, dass er hinter ihm saß denn er kannte diesen Blick von früher, damit musste Severus nichts sagen, sein Blick reichte völlig aus.

„Dann gehen wir jetzt“, sagte Kingsley zögernd.

Severus nickte und die Tür öffnete sich hinter ihnen, Kingsley und die Auroren verstanden den Wink und gingen wirklich.
 

„Die hatten echt Schiss“, sagte Harry lachend.

Er verstummte allerdings als sich Severus schweigend zu ihm umdrehte. Als er langsam und schleichend auf ihn zu kam, fühlte er sich kurz in sein sechstes Schuljahr zurück versetzt. Mit diesem Severus hatte er sich nach Dumbledores Sturz vom Astronomieturm duelliert und kläglich verloren. Doch es war etwas anders denn dieses seltsame Funkeln hatte er damals nicht in den Augen gehabt. Unsicher stand Harry auf, er war sich nicht sicher was Severus gerade dachte aber irgendwie kam er sich wie ein Maus vor, die vor einer Schlange stand. Severus stand schließlich direkt vor ihm, zog ihn in eine feste Umarmung und sah ihn einfach nur an. Harry spürte die Anspannung in ihm, er musste sich gerade extrem zusammen reißen und Harry wusste nicht mal wieso.

Als die schwarzen Augen allerdings musternd über sein Gesicht glitten, wusste er zumindest, was er gerade dachte. Mit einem Lächeln überbrückte er den kurzen Abstand zwischen ihren Gesichtern und küsste Severus. So wie er es in den letzten Tagen immer öfters gemacht hatte. Doch fast sofort merkte er, dass diesmal etwas anders war denn Severus erwiderte den Kuss nur sehr zögerlich. Er drückte ihn bestätigend an sich, wollte ihn ermutigen aber mit der Reaktion hätte er nicht gerechnet. Severus zögerte noch einen Moment bevor ihm ein leises Knurren entwich und er Harry fast schon schmerzhaft eng an sich drückte. Dieser keuchte erschrocken auf und genau diese Gelegenheit ließ Severus nicht ungenutzt verstreichen.

Das nächste Keuchen von Harry kam aus Überraschung als sich plötzlich eine fremde Zunge in seinen Mund schlängelte. Das war definitiv nicht so ein Kuss wie sie ihn schon öfters getauscht haben. Dieser Kuss war, von Severus' Seite aus, voller Gefühl, Hitze und nur schwer unterdrückten Leidenschaft. Dieser Kuss zeigte Harry, dass Severus in einer Beziehung nur zu zwei Dingen fähig war, entweder ganz oder gar nicht. Langsam begann er zu verstehen und genauso langsam begann er den leidenschaftlichen Zungenkuss zu erwidern.
 

Harry war etwas atemlos als Severus sich wieder von ihm löste und ihn mit brennenden Blick ansah. Dennoch machte er nichts weiter, er sah ihn nur an. „Das kam jetzt überraschend“, gestand Harry mit einem schiefen Grinsen, „aber kann man durchaus wiederholen“

„Kann man?“, fragte Severus dunkel.

Harry spürte eine Hand über seinen Rücken streichen, kurz über seinem Hintern verharrte sie allerdings. „Nein, muss man“, sagte er.

Severus legte den Kopf schief, ein feines Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus bevor er sich wieder zu ihm beugte und seine Lippen erneut verschloss. Kurz versank Harry in diesen schwarzen Augen doch dann schloss er die Augen und genoss einfach nur. Dieses neue, ungewohnte Gefühl musste man einfach genießen.
 

Die Knutscherei, die sie schließlich aufs Sofa verlegt hatten, wurde sehr unromantisch von einem starken Hustenanfall von Severus beendet. Harry musste hilflos mit ansehen wie sein Freund, denn jetzt stand für ihn fest, dass sie zusammen waren, sich vor Husten und Keuchen kaum noch auf dem Sofa halten konnte. Schließlich gab Severus scheinbar auf. Er rutschte vom Sofa, kam auf den Knien auf und beugte sich hustend darüber.

„FINO!“, rief Harry panisch, „mach was. Bring mir irgendetwas. Los, mach schon.“

Der Hauself tauchte sofort auf, mit leeren Händen und sagte traurig, „Fino kann nichts machen. Bei bösem Husten kann Fino nicht helfen. Master Potter muss leider warten.“

„Kann man da gar nichts tun?“, fragte Harry.

Fino schüttelte nur den Kopf, ihre Blicke lagen auf Severus, der sich scheinbar die Seele aus dem Leib hustete. Harry ging schließlich um ihn herum, kniete sich auf seine rechte Seite und strich Severus einfach nur über den Rücken. Er wollte ihm unbedingt helfen aber er war zur Tatenlosigkeit verdammt.
 

Für Harry schienen Stunden zu vergehen bevor der Husten langsam weniger wurde, das krampfhafte Schütteln ab ebnete bis Severus schließlich, völlig durchgeschwitzt, zur Ruhe kam. Ein rascher Blick auf die Standuhr zeigte Harry, dass es gerade mal fünfzehn Minuten gewesen waren doch es war ihm so viel länger vorgekommen. „Kann ich dir was bringen?“, fragte er leise.

Severus wollte etwas antworten als schon ein großes Glas Milch vor ihm auftauchte. Wortlos griff er danach und trank es in einem Zug leer. Auch als es sich zum zweiten und zum dritten Mal füllte, trank er, nur das vierte Glas ließ er stehen.

„Kann ich dir helfen?“, fragte Harry nochmal.

Er war sich sicher, dass Severus nicht mit ihm reden würde aber ihm wurde der rechte Arm entgegen gehalten. Sofort griff er zu und half ihm hoch, Severus ließ sich schwer aufs Sofa fallen und schloss die Augen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass die Tränke nur so kurz wirken“, sagte Harry während er den Zauberstab zog und Severus kurzerhand trocken zauberte. Er wurde überrascht angesehen und grinste schief, „du warst völlig durchgeschwitzt, das kann nicht gesund sein. Hätten die Tränke nicht mehrere Stunden wirken müssen?“

Severus zog den Zauberstab und schrieb, „das lag an der Menge der Tränke. Einzeln oder zu zweit hätten sie mehrere Stunden gewirkt aber nicht in der Menge.“

„Das sagst du mir jetzt? Verdammt, Severus, was soll das? Hätte ich das gewusst, hätte ich dich daran gehindert so viele Tränke zu nehmen nur um Kingsley und die Auroren einzuschüchtern“, fauchte Harry, was zu einem leichten Grinsen von Severus führte.

„Deswegen habe ich es dir nicht gesagt. Hättest du im Unterricht besser aufgepasst, hättest du gewusst, dass sich die Wirkungsdauer von Tränke verringert wenn man mehrere zusammen nimmt. Es hat sich gelohnt.“

„Waren ihre erschrockenen Gesichter wirklich solche Schmerzen wert?“, fragte Harry bitter.

„Ich sprach nicht von den Auroren oder Shacklebolt.“

Harry starrte ihn fassungslos an und murrte dann, „nur um mich zu küssen, hättest du nicht so viele Tränke nehmen müssen.“ Severus wich seinem Blick aus, es ging scheinbar nicht nur um diesen ersten Kuss aber worum dann? Er überlegte, kam aber nicht wirklich darauf also fragte er, „Erleuchte mich, ich komm einfach nicht darauf.“

Doch Severus schwieg sich aus.

„Hey, ich rede mit dir“, murrte Harry.

„Ich aber nicht mit dir.“

„Ach, spielen wir jetzt wieder bockiges Kind, oder was? Verdammt, Severus, rede mit mir“, knurrte Harry.

Doch statt einer Antwort erhob sich Severus und ging langsam und schwankend Richtung Küche.

„Nicht nur bockiges Kleinkind sondern auch noch feige. Diesmal nicht“, fauchte Harry während er schon aufsprang und ihn am Arm griff. Mit Schwung drehte er Severus wieder zu sich um und knurrte, „Ich will eine Antwort und zwar sofort.“

Kopfschütteln.

„Doch, sofort.“

Wieder Kopfschütteln.

„Och Mensch, Severus, stell dich doch nicht so an“, sagte Harry jetzt etwas versöhnlicher. Die Art und Weise wie Severus seinen Blick abwandte, ließ einen Gedanken in Harry erwachen. Er seufzte leise, schlang die Arme um Severus und sagte auf dessen erstaunten Gesichtsausdruck hin, „ich dachte, wir hätten das Thema mit deinen Schwächen langsam durch. Ich habe dich schon schwach erlebt und es ist mir egal. Ich küsse dich auch wenn du mir nicht vorher eine Scheißangst einjagst oder du den armen Zaubereiminister verängstigst. Du musst mir nicht beweisen, dass du stark bist. Vor allem nicht wenn es so auf deine Gesundheit geht.“

Er spürte wie Severus zögerte doch schließlich erwiderte er die Umarmung und seufzte leise, es klang sehr kratzig.

„Ich habe also Recht“, seufzte Harry, er spürte wie Severus nickte und seufzte gleich nochmal. Das war doch zum verrückt werden. „Wie kann ich dir beweisen, dass mich diese Schwächen nicht stören?“, fragte Harry leise.

Er bekam keine Antwort und hatte eigentlich auch keine erwartet.
 

Bis zum Abend hatte er keine Antwort von Severus erhalten denn der wusste selbst nicht weiter. Er war verzweifelt denn dieser kurze Zeitraum, wo er sich wieder so fühlte und sich so bewegen konnte wie früher, hatten ihn schwer getroffen. Er war kein Mensch, der sich gehen ließ aber heute fiel es ihm extrem schwer die Fassung zu wahren. Es war eigentlich nur Harrys Anwesenheit zu verdanken, dass er nicht heulend unter seiner Bettdecke lag. Denn zum heulen war ihm zumute. Heute war ihm wieder richtig bewusst geworden, dass er nie wieder so sein würde wie früher. Sein Blick ging zu Harry, der im Sessel gegenüber saß und in einem der Bücher von Hippocrates las. Er hatte bald den Aufnahmetest aber Severus war sich sicher, dass er es schaffen würde, er lernte ja fast ununterbrochen. Er musterte den Mann und fragte sich wieder einmal, was er an ihm fand und von ihm wollte.

Harry war ein gut aussehender Mann, hatte durch seine Eltern und die Siegzahlung vom Ministerium ein gut gefülltes Verlies und wenn er die Sache mit dem Heiler wirklich durchziehen würde, einen soliden Job. Dazu kam noch der Prominentenbonus wegen dem Sieg über den dunklen Lord, er war alles in allem eine sehr gute Partie. Was also wollte er bei Severus?

„Worüber grübelst du jetzt schon wieder nach?“

Severus blinzelte kurz, er hatte nicht gemerkt, dass Harry aufgesehen hatte. Er schüttelte den Kopf, ihm war nicht nach reden oder schreiben.

„Das ist eine ganz miese Ausrede, also, was ist los?“, fragte Harry wieder.

Severus zögerte einen Moment, griff aber dann zum Zauberstab und schrieb, „warum bist du hier?“

„Ich wohne so gut wie hier.“

„Das meine ich nicht, warum bist du bei mir?“

„Ach, dieses Gespräch wieder. Ich weiß es nicht.“

„Das ist deine Antwort?“

Harry zuckte mit den Schultern und sagte, „ja, ist es. Severus, ich mag dich, sehr sogar, von Liebe kann ich nicht reden, vielleicht noch nicht, vielleicht auch nie. Warum mag man jemanden? Man mag ihn einfach. Du hast, auch wenn du sie extrem gut versteckst, auch deine guten Seiten und die mag ich.“

„Das ist nicht wirklich aufschlussreich.“

„Ach, was willst du denn hören?“

Severus setzte an etwas zu schreiben, ließ es aber dann und zuckte etwas unglücklich mit den Schultern.

Harry legte den Kopf schief, legte dann das Buch weg und erhob sich. Mit wenigen Schritten stand er vor Severus und kniete sich kurzerhand vor ihn. „Wo liegt dein Problem?“

„Was willst du mit einem Krüppel?“

„Nur weil du deine Schwächen hast, bist du kein Krüppel“, fuhr Harry ihn sofort an doch Severus schüttelte den Kopf.

„Ich bin ein Krüppel, egal wie man es dreht und wendet.“

„Nur weil du ein schwaches Bein hast und eine etwas kratzige Stimme, bist du nicht gleich ein Krüppel. Da gehört schon mehr dazu.“

„Zu einer Beziehung gehört auch mehr als ich dir bieten kann.“

Die Schrift kam scheinbar schneller als Severus denken konnte denn kaum standen sie vor ihm, weiteten sich seine Augen und er wandte den Blick schnell ab. Zum ersten Mal sah Harry wie Severus rot wurde und er brauchte nicht viel Fantasie um sich zu denken, um was es ging.
 

Er schwieg eine Zeitlang, er musste diese Information erst mal verdauen. Er konnte sich im Moment selbst noch nicht vorstellen mit Severus zu schlafen aber irgendwann? Ja, irgendwann bestimmt, das gehörte doch irgendwie dazu, oder nicht? Wusste Severus schon länger von diesem Problem? Oder gab es das Problem erst seit kurzem? Er sah ihn an, versuchte es zumindest doch Severus sah starr zur Seite.

„Darf ich dich etwas fragen?“, fragte Harry vorsichtig.

Kopfschütteln, was er auch erwartet hatte.

„Du musst auch nur nicken oder den Kopf schütteln, du musst mich auch nicht ansehen“, schlug Harry weiter vor.

Erst wollte Severus den Kopf schütteln aber dann nickte er ergeben.

Harry atmete tief durch, er wollte die Fragen nicht stellen aber er wollte sicher sein, dass sie von derselben Sache redeten. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass das, was du mir nicht bieten kannst, sich auf Sex bezieht?“, fragte er.

Zögerliches Nicken und der Rotton wurde noch dunkler. Die Situation war Severus so unendlich peinlich aber Harry war der Meinung, wenn sie das hier jetzt überstanden, konnten sie eine neue Ebene ihrer Beziehung einführen. Aber dazu mussten sie diese Situation irgendwie durchstehen.

„Hast du dieses Problem schon länger?“

Nicken.

„Du bist ein Meister der Zaubertränke, ich gehe davon aus, dass du in diese Richtung schon alles ausprobiert hast, oder?“

Nicken.

„Hast du es mal mit den Methoden der Muggel versucht?“

Nicken.

„Du hast alles ausprobiert, oder?“

Nicken.

Harry seufzte leise und fragte, „ist das Problem wirklich so schlimm?“

Ein sehr resignierendes Nicken.

Harry ließ den Kopf hängen, überlegte kurz und sagte dann schließlich, „zu einer Beziehung gehört mehr als nur Sex. Ich habe die letzten Jahre fast gar nicht mehr mit meiner Ex geschlafen und es hat mir nie was gefehlt. Auch davor hatten wir wenig Sex, irgendwie hat es nie wirklich gepasst. Mich hat schon immer verwundert wie wir gleich drei Kinder bekommen konnten. Meinst du nicht, wir kriegen das hin, zur Not auch ohne Sex.“

Er sah auf und diesmal sah ihn Severus sogar an, sehr musternd.

„Severus, ich meine es ernst. Ich weiß nicht ob ich jemals mit einem Mann schlafen will oder kann. Vielleicht kann ich es nie, momentan ist der Gedanke für mich noch sehr abwegig. Zu einer Beziehung gehört wirklich mehr als nur Sex“, sagte Harry ernst.

Kopfschütteln.

„Zu was?“

Severus grinste schwach und hob den Zauberstab, „du bist ein Idiot.“

„Du kannst mich wieder beleidigen also geht es dir gut. Also, zu was das Nein?“

„Zu allem.“

„Severus, wenn ich Sex mit einem Mann will, kann ich den garantiert woanders haben, ganz ohne Beziehung und einen mürrischen Griesgram. Aber ich möchte diesen mürrischen Griesgram, mit all seinen Launen und Eigenarten und hey, davon hast du wirklich genug. Ich möchte eine Beziehung mit dir, mit allen Hochs und Tiefs, die da kommen werden. Du wirst dich mit meiner Exfrau, den Reportern und allgemein der Zaubererwelt rumschlagen müssen. Ich stehe leider mit allem, was ich tue in der Öffentlichkeit und damit wirst du leben müssen. Genauso wie ich mit deinen Macken rumschlagen muss. Du hast in der Öffentlichkeit mit unserer Beziehung zu kämpfen, ich im privaten, ich würde sagen, wir sind damit quitt“, erklärte Harry.

Er wurde absolut fassungslos angesehen.

„Außer du willst gar keine Beziehung.“

„Eigentlich schon.“

„Eigentlich ist ein ganz doofes Wort. Willst du oder willst du nicht? Willst du es nicht wenigstens versuchen? Willst du einfach kampflos aufgeben? Du magst körperliche Schwächen haben aber dein Charakter hat sich doch nicht geändert und seit wann gibst du kampflos auf? Wenn du diesen Panzer aus Selbstmitleid und sinnlosen Selbstvorwürfen ablegen würdest, wäre da drunter immer noch der Severus Snape, den ich damals kennengelernt habe. Glaubst du wirklich, dass dein Gang oder deine Stimme dich selbst ausmachen?“

Zögerliches Nicken.

„Dann bist du der Idiot. Soll ich ganz ehrlich sein, mir hat dieser Blick früher viel mehr Angst gemacht als jedes Wort, was du sagen konntest“, gestand Harry.

Der Blick seines Gegenübers wurde fragend bevor er sich verändert und Harry sich wieder wie ein Kind fühlte.

„Genau dieser Blick.“

„Ein Blick macht keinen Mann aus.“

„Eine Stimme auch nicht. Ein Gangbild auch nicht. Severus, du könntest auch heute noch für Angst und Schrecken in der Schule sorgen wenn du nur wolltest. Aber du hast dich im Schulleiterbüro verkrochen. Gut, die Beweglichkeit im Unterricht wäre wohl ne Sache über die man nachdenken müsste aber wenn du einen Stock nehmen würdest, könntest du dich damit gut bewegen“, erklärte Harry, „du könntest damit zur Not auch nach Schülern werfen.“

Jetzt musste Severus fast gegen seinen Willen grinsen doch dann wollte er den Kopf schütteln, er ließ es aber und sah Harry nur nachdenklich an.

„Was denkst du dir jetzt schon wieder aus?“, fragte dieser misstrauisch.

„Ich frage mich ob du weißt, worauf du dich einlässt.“

„In Bezug auf dich? Ja, ich denke, ich weiß genau worauf ich mich einlasse. Ich kenne dich ja mittlerweile gut genug.“

Severus sah ihn skeptisch an und schnaubte leise.

„Ist das ein Ja zu einer Beziehung?“

„Du wirst es bereuen.“

„Nein, ich denke nicht. Also?“

„Ja, es war ein Ja, du elende Nervensäge.“

Harry strahlte ihn an und beugte sich kurzerhand vor um ihn zu küssen. Der Kuss blieb nicht unerwidert.



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