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Perfekt

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Kapitel 21

Kapitel 21
 

Wirklich überrascht wurde er allerdings als er das Restaurant verließ und Severus etwas entfernt von der Tür stand, er wartete scheinbar auf ihn. Etwas unsicher näherte er sich ihm, er würde es Severus durchaus zutrauen ihn auch in dieser Muggelgegend zu verfluchen.

„Severus?“

„Warum hast du mich in dieses Restaurant eingeladen wenn es nicht dein Geschmack ist?“, fragte Severus.

„Hat man das so sehr gesehen?“

„Natürlich. Deine Krawatte ist im übrigen falsch gebunden.“

Harry grinste schief, nahm die Krawatte dann aber ab und seufzte erleichtert, „ich habe kaum Luft bekommen.“

„Wenn man sie richtig bindet, bekommt man auch Luft.“

„Hmpf.“

„Meine Antwort“, forderte Severus plötzlich.

„Hippocrates hat erwähnt, dass du gerne hierher gehst und ich dachte, ich mach dir eine Freude“, murmelte Harry.

Severus sah ihn einen Moment an, schüttelte dann den Kopf und hielt ihm einen Arm hin, „komm, wir gehen woanders hin. Du bist nicht der Typ für gehobenen Restaurants, das ist eine Verschwendung von Essen.“

„Danke“, murrte Harry, ergriff aber seinen Arm und hatte noch ein paar Sekundenbruchteile um sich aufs Apparieren vorzubereiten.
 

„Wo sind wir?“, fragte Harry erstaunt. Er kam sich vor als wären sie ziemlich weit appariert und die nächsten Worte von Severus bestätigten das.

„Liverpool.“

„Das ist im Nordwesten von England, oder?“

„Ja.“

„Was wollen wir hier? Wo ist hier überhaupt?“, fragte Harry während er sich umsah.

Sie standen am Hafen und jetzt erst fiel ihm auf, dass sie von Menschen umgeben waren und keiner hatte auch nur aufgesehen als sie erschienen waren. Severus zog unterdessen seinen Zauberstab und richtete ihn erst auf Harry und dann auf sich, die Anzüge machten ihrer normalen Kleidung Platz. Ein Wärmezauber legte sich zusätzlich auf ihn.

„Wir sind im magischen Viertel des historischen Hafenviertels von Liverpool“, erklärte er schließlich.

„Es ist wunderschön hier.“

„Ist mir bewusst. Hast du Hunger?“

„Nicht wirklich, du?“

„Nein.“

Damit setzte sich Severus langsam in Bewegung, Harry wollte ihn erst fragen wo er hin wollte als ihm auffiel, dass es eher wie ein Spaziergang aussah. Und dem war er nicht abgeneigt, auch wenn sie es immer noch Dezember hatten. Also schloss er sich Severus schnell an und die Umgebung machte das verpatzte Essen mehr als gut.
 

„Es ist wunderschön hier, woher kennst du den Ort? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du einfach mal so nach Liverpool gehst“, sagte Harry als sie gegen Mitternacht in einem kleinen Café saßen.

„Ein Bekannter von mir wohnt in Liverpool, durch ihn habe ich diese Stadt kennengelernt“, gab Severus bereitwillig Auskunft.

„Lebt er noch hier?“

„Wieso?“

„Du könntest ihn besuchen.“

„Nein Danke, wir sind im Streit auseinander gegangen“, sagte Severus ausweichend.

„Was ist passiert?“, fragte Harry. Er griff nach seinem Kaffee um einen Schluck zu trinken, er rechnete nicht wirklich mit einer Antwort.

„Wir hatten unterschiedliche Auffassungen von Treue.“

„Ihr wart zusammen?“

„Was dagegen?“, knurrte Severus sofort.

„Nein, nur überrascht. Du sprichst nicht oft über solche Dinge.“

„Warum sollte ich auch?“

„Wir sind Freunde, da kann man auch über verflossene Beziehungen reden“, erklärte Harry lächelnd, „wie lange wart ihr zusammen? Und wann?“

Severus musterte ihn einen Moment, suchte nach Anzeichen von Abscheu oder Argwohn doch Harry sah ihn einfach nur interessiert an. Kurz war er versucht in alte Verhaltensweisen zu verfallen doch dann erinnerte er sich an das Gespräch mit Hippocrates, der ihm gehörig den Kopf gewaschen hatte. Er hatte ihn auf seine unwiederbringliche Art und Weise daran erinnert, dass er nicht sein ganzes restliches Leben lang alleine leben konnte und sollte. Dass er die Leute mit seiner aggressiven Art zwar täuschen und von sich fern halten konnte aber es würde die Suche nach einem potenziellen Freund oder Partner nicht gerade leichter machen. Hippocrates hatte ihm geraten an Harry zu üben etwas höflicher zu sein, warum sollte er das nicht mal probieren?

„Etwa zwei Jahre nach meiner Entlassung aus dem St. Mungo habe ich ihn kennengelernt, wir waren achtzehn Monate zusammen“, gab er daher Auskunft.

„Schöne Zeit?“

„Mehr oder weniger. Wir hatten mehr Tiefs als Hochs und es war nur eine Frage der Zeit bis es auseinander bricht.“

„Warum? Mal von eurer Auffassung von Treue abgesehen“, sagte Harry mit einem Grinsen.

„Wir waren zu unterschiedlich und der Reiz des bösen Todessers war schnell verflogen. Es war abzusehen und gut, dass es irgendwann vorbei war“, sagte Severus.

„Warum hast du nicht einfach Schluss gemacht?“

„Weil ich auch nicht gerne allein bin.“

„Oh.“

Severus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, Harry schwieg peinlich berührt und rührte seinen Kaffee sinnlos rum. „Willst du was essen?“, unterbrach Severus das Schweigen.

„Ich denke, ja.“

Severus winkte die Kellnerin zu sich und bestellte für sie Beide einen Mitternachtssnack.

Harry hörte gar nicht so genau zu. Er schämte sich für seine Frage, er war immer davon ausgegangen, dass Severus gerne alleine war. Natürlich war das, bei genauerer Betrachtung, Schwachsinn denn welcher Mensch lebte gerne alleine? „Tut mir leid“, murmelte er leise.

„Schon gut, ich kenne die Geschichten über mich. Die alte Fledermaus, die einsam und alleine durch die Kerker flattert“, grinste Severus, „dabei mag ich die Tiere nicht mal.“

„Nicht?“, fragte Harry überrascht.

„Nein. Zu hektisch, zu nervös, da wird man ja wahnsinnig wenn man ihnen zu sieht.“

„Das hätte ich jetzt nicht erwartet.“

„Ach, was hast du denn erwartet? Ich bin im übrigen auch kein Vampir und schlafe, wie du ja bereits weißt, nicht in einem Sarg“, sagte Severus sichtlich amüsiert, „ich habe auch keinen Folterkeller für arme Schüler oder wahlweise Sexpartner.“

Harry lief etwas rot an aber eher vor Scham denn ja, er hatte diese Gerüchte auch gehört und als Kind auch geglaubt.

„Du tust nicht wirklich was dafür um deinen Ruf zu verbessern“, maulte er.

„Natürlich nicht. Ich bin Lehrer und nicht der Freund der Schüler. Sie sollen bei mir etwas lernen und wer aufgepasst hat, der hat auch etwas gelernt“, sagte Severus, „außer dir. Bei dir war jede Mühe umsonst.“

„Weil du mich nur runter gemacht hast.“

„Stimmt.“

„Wir könnten also sagen, wir sind quitt und fangen einfach nochmal neu an“, schlug Harry vor.

„Haben wir das nicht schon?“, fragte Severus misstrauisch.

Harry seufzte tief und erklärte dann, „naja, wir haben uns zusammen betrunken und von den Gesprächen weiß ich nur noch die Hälfte, das zählt also nicht. Zudem ich einige sehr hässliche Vorurteile gegen dich hatte. Ich meine einen richtigen Neuanfang, alles auf null, den Anderen nochmal richtig kennenlernen. Ohne Vergleiche mit meinem Vater oder Fledermäusen. Ohne irgendwelche Befürchtungen um dunkle Ecken oder andere Peinlichkeiten. Ohne Vorwürfe für meine nicht vorhandene Braukunst. Einfach zwei Männer, die sich neu kennenlernen. Ohne feste Vorstellungen, was dabei raus kommt, das muss man einfach sehen. Man weiß ja nie wie sich die eigene Vorstellung entwickelt. Alles ist möglich, nichts muss. Wie klingt das?“

Diesmal ging das Schweigen von Severus aus, er hatte den Unterton in Harrys Stimme wohl richtig gedeutet. Das Essen wurde ebenfalls in Schweigen eingenommen, Harry weil er Severus nicht mehr bedrängen wollte und Severus weil er die Worte erst einmal verarbeiten musste.

Doch schließlich fragte er leise, „ist das dein Ernst?“

„Ja, mein voller Ernst.“

„Welche Vorstellungen sollen sich denn ändern?“, fragte Severus weiter.

„Keine Ahnung, man weiß nie in welche Richtung man sich entwickelt“, murmelte Harry, „ich weiß nur, dass Kreacher sich mittlerweile beschwert, dass ich wohl ständig schlafwandle und überall, nur nicht in meinem Bett, schlafe.“

„Armer Kreacher“, kam von Severus.

„Hey, was ist mit mir? Ich habe schon Rückenschmerzen weil ich ständig irgendwo auf dem Boden penne.“

„Du könntest Schlaftränke nehmen“, schlug Severus vor.

„Nein, die machen abhängig. Ich muss eine andere Möglichkeit finden.“

„Festfluchen?“

„Du würdest mir auch noch dabei helfen“, murrte Harry.

„Aber natürlich. Ich kenne einige hervorragende Fesselflüche.“

„Würdest du sie auch jeden Morgen wieder aufheben?“

„Tut mir leid, für solche Nichtigkeiten habe ich keine Zeit“, grinste Severus.

„Dann schlafe ich in Zukunft einfach bei dir und schon hat sich mein Problem mit dem Schlafwandeln erledigt“, gab Harry mit einem ebenso breiten Grinsen zurück.

„Da gibt es zwei Probleme“, sagte Severus.

Etwas überrascht sah Harry ihn an und fragte, „welche?“

„Erstens, du schlafwandelst auch bei mir und das extrem zielsicher. Zweitens, du bist hetero und es war dir bis jetzt extrem peinlich in meinem Bett aufzuwachen.“

„Hey, versetz dich mal in meine Situation. Ich schlafe bei dir auf der Couch ein und wache, beim zweiten Mal trotz Verriegelungszauber, in deinem Bett auf“, sagte Harry, „und das in meiner damaligen Lage. Ich war wegen meiner Familie völlig aufgelöst und wir kannten uns kaum, das war einfach peinlich. Egal wie du das fandest, ich finde es nicht schön wenn ich mich jemanden so aufdränge.“

„Warum hast du mir das damals nicht so gesagt?“

„Weil es mir unendlich peinlich war“, gestand Harry.

„Und jetzt?“

„Peinlich ist es mir immer noch aber ich hatte genug Zeit um nachzudenken, und einige sehr große Schläge auf den Hinterkopf“, murrte Harry.

„Hippocrates?“

„Auch.“

„Wer noch? So viele Menschen dürften kein großes Interesse daran haben, dass du dich mit mir verstehst“, sagte Severus.

„Och, es sind wahrscheinlich mehr als du denkst. George und Blaise haben auf mich eingeredet und Draco und Scorpius haben mich auch mit Worten an die Wand gestellt. Dann kam noch ein gut gemeinter Brief von Hermine“, erklärte Harry grinsend.

„Ich gestehe, ich bin überrascht.“

„Sieht man.“

Severus verzog das Gesicht etwas, konnte aber das Grinsen nicht unterdrücken doch ihm drängte sich auch die Frage auf, was diese Personen davon hatten wenn sich Harry mit ihm vertrug. Diese Frage stellte er auch.

Harry zuckte mit den Schultern und sagte, „Blaise ist der Meinung, dass du anders bist als ich dich kannte. Er kannte dich ja als seinen Hauslehrer und er hat einige Dinge erzählt, die mich zum überlegen gebracht haben. Hermine mag dich sowieso und hat mir unverblümt gesagt, dass ich meine Vorurteile überdenken muss. George fand dich schon immer interessant, irgendwie hat es ihm dein düsteres Auftreten angetan.“

„Bleiben die Malfoys“, murmelte Severus, der etwas erschlagen war.

„Nun, das müsstest du dir selber beantworten können. Severus, darf ich dir eine Frage stellen?“

„Darfst du aber auf diese Frage bekommst du keine Antwort.“

Harry seufzte und stellte die Frage trotzdem, „warum stößt du Draco so von dir? Scorpius versteh ich noch aber Draco? Du bist sein Pate, du hast für ihn dein Leben riskiert und du hast für ihn getötet. Wieso diese Abwehr?“

Er hatte nicht mit einer Antwort gerechnet und er bekam auch keine, Severus starrte in seine Tasse.

„Darf ich raten? Du musst einfach nur nicken oder den Kopf schütteln aber ich glaube, ich kann mir den Grund fast denken“, sagte Harry.

Sein Gegenüber sah auf, zögerte einen Moment und nickte dann kurz.

Harry überlegte einen Moment, versuchte sich seine Worte zurecht zu legen und begann dann einfach, „so, wie ich dich bis jetzt kennengelernt habe, bist du ein unglaublich stolzer Mensch. Auch wenn du es nicht gerne zugibst aber du gibst sehr viel auf die Meinung von Anderen, sie ist dir sogar so viel wert, dass du dich mit deinen eigenen Tränken beinah umgebracht hättest. Du standest zwar unter dem Einfluss eines Trankes aber der Trank ändert nichts an deiner Persönlichkeit, du wolltest vor Albus den Schein wahren und das um jeden Preis. Ich glaube, das ist auch der Grund warum du Draco so von dir stößt. Er kennt dich als starken, unnahbaren Mann, der immer alles im Griff hat und den nichts erschüttern kann. Du willst nicht, dass er dich jetzt so sieht wie du dich selber siehst. Schwach, krank, teilweise auf Hilfe angewiesen, das alles willst du ihm nicht zeigen. Du denkst, dass er seinen Respekt vor dir verlieren wird wenn er wüsste, wie es dir wirklich geht und auf welche Tränke zu angewiesen bist. Habe ich Recht?“

Harry hatte Severus nur sehr selten fassungslos erlebt aber mit genau diesem Gesichtsausdruck sah er ihn gerade an.

„Spar dir die Antwort. Dein Gesicht sagt alles“, sagte Harry schnell.

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“

„Leicht? Nein. Aber ich bin nicht so dämlich, wie du mich gerne hinstellst. Deine Aussagen vor Gericht, dein Verhalten, einfach alles lässt diesen Schluss zu.“

„Scheinbar bist du doch schlauer als ich dachte“, murmelte Severus.

„Das fasse ich jetzt einfach mal als Kompliment auf, daher danke. Severus, darf ich dir einen Rat geben?“ Severus nickte nur und Harry fuhr fort, „es verletzt Draco, dass du ihn so von dir stößt. Er versteht es nicht und da du es ihm auch nie auch nur ansatzweise erklärt hast, grübelt er seit Jahren darüber nach was er falsch gemacht hat. Rede doch einfach mit ihm. Er weiß ja mittlerweile, dass du krank bist und dass du auf Tränke angewiesen bist. Warum also immer noch dieser Heimlichtuerei? Warum machst du das bei mir nicht?“

„Wie darf ich die letzte Frage verstehen?“, fragte Severus ohne auf die Sache mit Draco einzugehen.

„Naja, so wie ich es sagte. Warum darf ich sehen, wie du die Tränke nimmst? Warum habe ich dich gesehen als es dir schlecht ging? Als du nicht mal richtig laufen konntest. Warum habe ich dich schwach und krank gesehen und dein eigener Patensohn nicht?“, fragte Harry. Als Severus ihn nur anschwieg, seufzte Harry und murmelte, „ich glaube, ich kenne den Grund.“

„Bitte, erleuchte mich.“

„Ich bin nicht wichtig genug. Vor Albus wolltest du dir keine Blöße geben und auch Draco ist dir zu wichtig als dass er dich schwach sehen soll. Macht eigentlich Sinn“, seufzte Harry.

„Ich nehme die Aussage mit dem schlau zurück, du bist ein Vollidiot“, knurrte Severus während er ein paar Münzen auf den Tisch legte und aufstand, „los, komm mit, du Depp.“

Leicht beleidigt folgte Harry der Aufforderung, er war sich sicher gewesen, dass das der Grund ist. „Wenn ich so ein Vollidiot bin, sag mir doch den Grund“, maulte er, neben Severus her gehend.

„Nein, wenn du den Grund nicht selber raus findest, bist du doch so dumm wie ich angenommen habe. Ich muss nach Hause, soll ich dich im Grimmauldplatz absetzen oder apparierst du selber?“, fragte Severus.

„Ich bin noch nie so weit appariert“, gestand Harry, fügte dann aber leise hinzu, „und ich habe so gar keine Lust heim zu gehen.“

Severus hielt ihm schweigend einen Arm hin und kaum hatte er ihn ergriffen, waren sie auch schon verschwunden.
 

Harry hatte die Augen zugekniffen, wie jedes Mal wenn er apparierte und als er sie öffnete, blinzelte er verwundert in die Dunkelheit. Warum war es vor dem Grimmauldplatz so dunkel? Normal brannten hier immer die Muggellaternen aber es war fast stockdunkel.

„Kommst du oder willst du da stehen bleiben?“, fragte Severus.

„Wieso ist es hier so dunkel?“, fragte Harry ohne sich zu bewegen.

„Hier war es schon immer dunkel. Lumos.“

Hellblaues Licht erhellte plötzlich die Umgebung und Harry erkannte den Grund, warum es vorher so dunkel war.

„Das ist Spinner's End“, sagte er leise.

„Ist mir durchaus bewusst. Du kannst jederzeit weiter apparieren wenn es dir nicht zusagt. Wenn nicht, kommst du jetzt mit rein, ich muss wirklich heim“, sagte Severus, der sich in Bewegung setzte ohne auf eine Antwort zu warten. Der hellblaue Ball blieb über Harry hängen und als er sich in Bewegung setzte, folgte er ihm.

„Severus, warum hast du mich mit her genommen?“, fragte er vorsichtig.

„Du hast doch selber gesagt, dass du nicht heim willst.“

Harry stockte einen Moment, lächelte aber dann und folgte Severus ins Haus. Ob er ihn irgendwie überreden konnte, dass er im Wohnzimmer schlafen konnte? Er wollte wirklich nicht nach Hause.
 

Im Haus fiel Harry allerdings noch etwas ein und er fragte, „wieso musst du eigentlich so schnell heim? Hast du einen Trank auf dem Feuer?“

Severus stand vor der Treppe, die nach unten führte als er antwortete, „nein, es ist nicht sehr ratsam einen Trank auf dem Feuer zu lassen wenn man das Haus verlässt. Es...“

Er wurde unterbrochen als sein Bein unter ihm nach gab und er einfach weg knickte. Noch bevor Harry reagieren konnte, saß Severus auf dem Boden.

„Deswegen, mein Trank hatte nicht so eine lange Wirkungsdauer“, erklärte Severus während er den Stab zog und ein paar Zauber auf sein Bein sprach.

Harry war unfähig sich zu bewegen, das hatte er nicht erwartet und noch weniger hatte er erwartet, dass Severus das Ganze so ruhig hinnahm. „Brauchst du Hilfe?“, brachte er dann doch noch heraus.

„Nein“, war die klare Antwort während sich Severus mit Hilfe der Wand nach oben stemmte.

„Soll ich dir irgendetwas holen? Einen Trank?“

„Nein, es ist spät und ich habe genug Tränke für heute genommen. Willst du im Wohnzimmer schlafen und dann später nachkommen oder willst du gleich mit ins Bett kommen?“, fragte Severus trocken.

Selbst im Halbdunkeln des Flurs konnte er sehen wie Harry feuerrot anlief und nur leise etwas murmelte.

„Tut mir leid aber so gute Ohren habe ich dann doch nicht. Ich gehe schon hoch, ich brauche etwa eine Viertelstunde. Fino hat dir bestimmt Sachen ins untere Bad gelegt, du kannst dich bettfertig machen und dann selber entscheiden wo du schläfst. Ansonsten, gute Nacht“, sagte Severus, der ihn nicht noch mehr in Verlegenheit bringen wollte. Er wusste, dass es für Harry eine extrem peinliche Situation war aber er war sich auch sicher, dass er wieder schlafwandeln würde.

„Ich schlafe auf der Couch“, rief ihm Harry gerade nach.

„Tu das“, gab Severus als Antwort bevor er in seinem Schlafzimmer verschwand. Sie wussten Beide, dass er wahrscheinlich nicht auf der Couch bleiben würde.
 

Das war so peinlich. Harry musste nicht in den Spiegel sehen um zu wissen, dass er knallrot war, sein Gesicht brannte förmlich vor Scham. Wieso musste dieser Kerl auch immer den Punkt auf den Kopf treffen? Es war so peinlich. Harry seufzte leise während er sich auszog, er wollte schnell duschen gehen und dann ins Bett, naja, auf die Couch. Severus hatte im übrigen Recht gehabt, auf einem kleinen Hocker lag ein ordentlicher Haufen Anziehsachen und auf den ersten Blick erkannte er ein T-Shirt von sich. Fino musste sich ja wirklich gut mit Kreacher verstehen. Auch wenn er es sich nicht vorstellen konnte aber gut, vielleicht war sein griesgrämiger, verschrobener Hauself zu anderen Hauselfen freundlicher als zu ihm? Er schob den Gedanken beiseite und trat unter die Dusche, das heiße Wasser war eine Wohltat.
 

Wenig später stand Harry im Wohnzimmer und sah nachdenklich auf die Stelle, wo eigentlich seine Schlafcouch stehen sollte. Doch irgendjemand hatte sie schon in ein Bett verwandelt, die Decke war einladend aufgeschlagen und das Kissen war aufgeschüttelt. Er seufzte leise, er hatte eigentlich nicht wirklich Lust hier zu schlafen. Langsam drehte er den Kopf und schielte zur Treppe, ob Severus dieses Angebot ernst gemeint hatte? Oder hatte er es nur ausgesprochen weil er genau wusste, dass Harry ablehnen würde? Er seufzte nochmal, legte sich aber dann ins Bett. Hoffentlich blieb er diese Nacht hier liegen und wanderte nicht wieder durchs Haus. Auch wenn er zugeben musste, dass Severus' Bett sehr bequem war. Grummelnd rollte er sich auf den Rücken und starrte die Decke an, seine Gedanken waren völlig aufgewühlt, so würde er nie einschlafen können.
 

Ein gemurmelter Tempus und Harry wusste, dass er sich seit zwei Stunden hin und her wälzte und einfach keinen Schlaf fand. Super. Und er wusste auch genau warum. Es war ihm peinlich. Es war ihm schlicht und einfach peinlich. Denn er war sich hundert prozentig sicher, dass er schlafwandeln würde und sein Weg würde ihn zielsicher ins obere Schlafzimmer führen. Ob Severus schon schlief? Höchstwahrscheinlich und er würde ihn dann nur wecken. Das wollte Harry nicht aber er konnte ja auch nicht die ganze Nacht wach liegen. Es war mittlerweile drei durch. Seufzend rollte er sich auf die andere Seite als plötzlich Geräusche von oben ertönten. Überrascht setzte er sich auf, er hörte wie die Tür aufging und schon drang schwacher Lichtschein zu ihm hinunter. Kurz darauf ertönte das Knarzen der Treppe und schon tauchte Severus aus und irgendwie sah er sehr genervt aus.

„Kannst du nicht schlafen?“, fragte Harry besorgt.

Severus zog den Zauberstab und schrieb, „wie soll ich denn einschlafen wenn du hier unten so einen Krach veranstaltest?“

„Krach? Ich mache doch gar nichts.“

„Außer dich seit zwei Stunden im Bett hin und her zu rollen, ständig aufzustehen und hoch und runter zu laufen und dich dann wie ein Mehlsack aufs Bett fallen zu lassen. Von deinem Geseufze und Gemurmel ganz zu schweigen.“

„Das hast du alles gehört?“

„Das ist ein altes Muggelhaus mit dünnen Wänden und kein altes Herrenhaus einer alten Zaubererfamilie. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ich fluche dich am Bett fest damit du schläfst und glaube mir, dass würde ich sehr gerne machen. Oder du schluckst deine sinnlosen Schamgefühle runter und bewegst deinen Arsch nach oben ins Bett. Also, wähle.“

„Du würdest mich wirklich festfluchen“, stellte Harry leise fest, Severus nickte nur und hob auffordernd eine Augenbraue. Harry seufzte erneut, sein Gesicht brannte schon wieder aber dennoch erhob er sich und schlich langsam auf Severus zu.

Vor ihm erschien Schrift, „dir ist freigestellt jederzeit zu gehen. Der Kamin ist ans Flohnetzwerk angeschlossen.“

Doch Harry schüttelte den Kopf und murmelte, „ich will wirklich nicht nach Hause.“

Diesmal war es Severus, der leise seufzte, er schrieb allerdings nichts sondern steckte den Stab weg und deutete auf die Treppe.

Das war nicht nur peinlich, das war super peinlich, zumindest empfand Harry das so. Und so blieb er auch mitten in der Tür stehen. Hinter ihm erklang ein sehr genervtes Schnauben, dann spürte er eine Hand zwischen den Schulterblättern und wurde einfach vorwärts geschoben. Normal hätte er wahrscheinlich noch einen passenden Spruch gedrückt bekommen aber da Severus ja nicht reden wollte, blieb es bei dem Schieben.

„Vielleicht sollte ich doch lieber nach Hause flohen“, murmelte Harry leise.

Er stand mittlerweile direkt vor dem Bett und rechnete damit, dass gleich wieder Schrift auftauchen würde. Womit er nicht rechnete, war der Stoß, der ihn mit Schwung aufs Bett beförderte. Verwundert und wahrscheinlich knallrot rappelte er sich auf und suchte Severus, der gerade ums Bett rum ging und währenddessen den Morgenmantel auszog.

Schrift erschien, „das Bett ist groß genug für zwei Leute, auch ohne, dass sie sich berühren. Also tu uns Beiden einen Gefallen, leg dich hin und schlaf.“

„Sicher?“, fragte Harry. Er krabbelte aber schon auf die Seite des Bettes, die Severus scheinbar für ihn vorgesehen hatte.

„Du legst dich jetzt hin und schläfst oder ich greife zu drastischen Mitteln. Ein Stupor sollte dich lange genug ruhig stellen damit ich ausschlafen kann.“

„Das wäre mehr als fies.“

„SCHLAF!!!“

Damit war das Gespräch für Severus beendet denn er legte den Zauberstab auf den Nachttisch und löschte das Licht mit einem Handwink. Harry schlüpfte jetzt wirklich unter die Decke und stellte fest, dass Severus' Bett wirklich sehr bequem war. Mit einem leisen Seufzen kuschelte er sich tiefer in die Kissen, Severus hatte Recht gehabt, er berührte ihn nicht und hatte dennoch genug Platz um bequem zu liegen. „Gute Nacht“, murmelte er leise. Ein Schnauben erklang, allerdings klang es sehr amüsiert. Harry schloss die Augen und dämmerte fast sofort weg, wenig später schlief er tief und fest.
 

Severus seufzte leise, endlich war Ruhe und er konnte vielleicht auch endlich schlafen. Dieses Rumoren im Untergeschoss hatte ihn ja lange genug wach gehalten. Er musste nicht nach rechts sehen um zu wissen, dass Harry fast sofort eingeschlafen war. So ein elender Sturkopf. Warum war er nicht einfach hoch gekommen? Schämte er sich so extrem? Nun, die Sache hatte sich ja jetzt hoffentlich erledigt. Er wollte sich gerade rum drehen, er konnte auf der rechten Seite einfach besser einschlafen, als sich Harry neben ihm bewegte. Kurz darauf war sein Plan vom rum drehen sehr elegant vereitelt denn Harry hatte sich an seine Seite gekuschelt, Arm und Bein schlangen sich um ihn und schon war er bewegungsunfähig.

„Super“, knurrte Severus leise, schlang aber dennoch einen Arm um ihn. Ja, er genoss das hier, warum auch nicht? Harry war, in seinen Augen, ein attraktiver Mann und wenn er ab und zu mal nachdenken würde bevor er redete, besaß er sogar eine ansprechende Intelligenz. Wenn er sich etwas erwachsener benehmen würde, wäre er eine sehr angenehme Gesellschaft. Severus seufzte leise, egal wie viele Gründe er gegen Harry fand, er war sich sicher, die Liste auf der anderen Seite war wesentlich länger.

Schließlich hatte er mehr als genug Macken, Ecken und Kanten, die einen potenziellen Freund abschrecken könnten und auch würden. Noch nie hatte es jemand länger mit ihm ausgehalten. Die achtzehn Monate damals waren die längste Beziehung gewesen und wenn er ehrlich war, hatten sie die letzten sechs Monate mehr nebeneinander her gelebt. Wenn er noch ehrlicher war, dann war jede Beziehung an ihm zerbrochen, oder besser an seiner Art. Ja, es war nicht leicht mit ihm zu leben, wenn er so darüber nachdachte, war es wahrscheinlich fast unmöglich länger mit ihm zusammen zu leben.

Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als das hier so lange zu genießen wie möglich, wenn es für sein Gefühlsleben zu eng wurde, könnte er Harry immer noch auf Abstand halten. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass er gegen seine eigenen Gefühle arbeitete und damals hatte er es auch überlebt, er würde es auch dieses Mal überleben. Auch wenn es sich wirklich wunderbar anfühlte. Ohne groß darüber nachzudenken, verstärkte er die Umarmung. Harry seufzte im Schlaf und kuschelte sich freiwillig enger an ihn, ja, das hier würde ihm sehr gefallen. Er beschloss einfach es so lange zu genießen, wie es für Beide vertretbar war.



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