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Perfekt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

es geht weiter.... Komplett anzeigen

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Kapitel 15

Kapitel 15
 

Mit einem leisen Stöhnen und einem gewaltigen Brummschädel wachte Harry am nächsten Morgen auf. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal solche Kopfschmerzen hatte, selbst nach seinem Saufgelage mit George hatte sein Kopf nicht so gepocht. Unter Schmerzen öffnete er die Augen, das Licht war glücklicherweise gedämmt und stach nicht in den Augen aber dennoch brauchte er ein paar Minuten um seine Umgebung wirklich wahr zu nehmen. Das war nicht der Grimmauldplatz, weder sein Schlafzimmer, noch das Wohnzimmer. Also wo war er? Was hatte er zuletzt getan?

Langsam kamen die Erinnerungen wieder, er hatte Snape die Alraune gebracht und der hatte ihn zum Tee eingeladen. Aus dem Tee ist das Abendessen geworden und dann hatten sie den Abend mit Wein und Whisky ausklingen lassen. Aber so wirklich an den genauen Wortlaut konnte sich Harry nicht erinnern. Er sah sich nochmal um, ganz eindeutig ein Wohnzimmer, klein, dunkel und mit voll gestellten Regalen, die die Wände säumten. Zwei Türen und eine Treppe führten hinaus. Er kannte das Zimmer nicht und da er davon ausging, dass er viel zu besoffen war um noch irgendwo hinzugehen oder zu flohen, blieb nur der Verdacht, dass er in Snapes Wohnzimmer lag.

In einem Bett, wahrscheinlich hatte jemand das Sofa verwandelt und noch immer in seine Sachen von gestern gekleidet. Da sich Harry sicher war, dass er dazu nicht mehr in der Lage gewesen war, musste es wohl Snape gewesen sein. Was war gestern eigentlich geschehen? Er konnte sich zwar noch bruchstückhaft an den Abend erinnern aber die kompletten Gespräche bekam er nicht zusammen. Mit einem Murren ließ er sich zurück ins Kissen fallen, es war still im Haus und irgendwie fand er noch nicht die Ambition um aufzustehen. Zudem war er sich sicher, dass Snape nicht sehr begeistert wäre wenn er in seinem Haus herumgeisterte. Also würde er warten bis der Hausherr selber aufstand.
 

Es dauerte nicht lange bis Harry Geräusche hörte und kurz darauf erklang ein leises Knarzen, Harry kannte dieses Geräusch von einigen Treppen im Grimmauldplatz. Er setzte sich auf und kurz darauf kam Snape die Treppe runter, wie immer gekleidet in seine schweren Roben. Harry fragte sich abrupt ob dieser Mann immer Roben trug oder sie nur an hatte, weil er hier war. Snape zögerte am Fußende und schnarrte dann, „Guten Morgen, … Potter.“

Etwas verwirrt runzelte Harry die Stirn als eine Erinnerung durch sein Hirn schoss.
 

„Potter, Sie sind wirklich eine Landplage.“

„Ist mir bewusst. Aber besser als ein parteiischer, griesgrämiger Tränkeprofessor“, gab Harry grinsend und nicht ganz nüchtern zurück.

„Ich bin nur streng.“

„Von wegen, Sie haben mich zu jeder Zeit fertig gemacht. Völlig grundlos und nur weil Sie mich mit meinem Vater verglichen haben. Immer hieß es, Potter!“

Severus grinste und sagte, „Sie können das nicht. Das muss heißen Potter!“

Harry musste sich eingestehen, dass die Betonung völlig anders war und obwohl es das gleiche Wort war, klang es völlig anders. Er schnaubte, „Sie sind der Einzige, der meinen Nachnamen wie eine wirklich eklige Trankzutat aussprechen kann.“

„Ich hatte genug Übung“, gab Severus grinsend zurück.

„Das ist aber nicht fair. Mein Vater hat Sie tyrannisiert, ich habe nie etwas getan“, protestierte Harry.

„Außer sämtliche Regeln zu brechen, sich ständig in Lebensgefahr zu begeben und ständig zu widersprechen, stimmt, da haben Sie nichts getan.“

„So würde ich das jetzt nicht sehen.“

„Wie dann, Potter?“

„Hören Sie endlich auf meinen Namen so auszuspeien, da wird man ja verrückt“, fuhr Harry auf.

„Wie soll ich Sie dann nennen?“, fragte Severus.

„Harry.“

„Nicht Ihr Ernst.“

„Doch, mein voller Ernst. Merlin, wir sitzen hier und besaufen uns, da können Sie mich auch duzen und beim Vornamen nennen“, murrte Harry.

Er wurde abschätzend angesehen bevor sein Gegenüber fragte, „gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie dasselbe Recht für sich einfordern?“

„So schrecklich ist Ihr Vorname jetzt nun auch nicht“, gab Harry grinsend zurück, „ich könnte mich daran gewöhnen.“

„Aha. Nun dann.“

Die Whiskygläser verschwanden und machten Platz für zwei volle Sektgläser, Severus reichte Harry eins und hielt sein Eigenes zum Anstoßen hoch. „Severus, sehr erfreut“, schnarrte er.

Etwas verblüfft starrte Harry ihn einen Moment an bevor er grinste und mit einem erfreuten, „Harry, die Freude ist ganz meinerseits“, anstieß.

Zwar verzog Severus kurz das Gesicht, grinste aber dann und trank einen Schluck.
 


 

„Guten Morgen, Severus, wir waren doch beim Du, oder irre ich mich da?“, fragte Harry mit einem leichten Lächeln.

„Du kannst dich daran erinnern?“

„Grob und bruchstückhaft aber das habe ich mir gemerkt. So oft bekommt man ja nicht das Du von Severus Snape angeboten.“

„Sehr witzig. Frühstück?“, fragte Severus mit einem schiefen Grinsen.

„Gerne.“

Severus nickte und deutete auf die Türen. „Rechts die Küche, Fino wird schon alles anrichten. Links der Flur und das Gästebad, es ist eigentlich alles da um sich frisch zu machen“, erklärte er.

„Danke.“

Wieder ein kurzes Nicken und dann verschwand Severus in der Küche. Harry streckte sich erst mal ausgiebig bevor er aufstand und das Bad suchen ging. Er fand es erstaunlich schnell und Severus hatte Recht gehabt, es lagen genug Sachen bereit damit er sich wieder wie ein Mensch fühlen konnte. Etwas verwirrt inspizierte er allerdings einen Kleiderhaufen, war das für ihn? Wenn ja, woher hatte Fino das?

„Fino?“

Es dauerte einen Moment und dann ploppte der Hauself vor ihm auf. „Ja?“

„Guten Morgen, Fino. Sind die Sachen für mich?“, fragte Harry während er schon das Shirt anhob und es ihm verdächtig bekannt vorkam, „und wo hast du die her?“

„Fino ist zu Master Potter nach Hause gegangen und hat Hauself von Master Potter nach Kleidung gefragt. Kreacher war sehr nett, hat Fino Kleidung für Master Potter gegeben und Fino hat sie hergebracht“, erklärte Fino mit einem Strahlen.

„Danke schön“, war alles, was Harry raus brachte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Kreacher nett war.

„Braucht Master Potter noch etwas? Fino muss das Frühstück machen.“

„Nein, danke. Alles perfekt.“

Fino nickte nochmal und ploppte dann weg, Harry stand noch einen Moment fassungslos da, zuckte aber dann mit den Schultern und zog sich aus. Wenn er schon frische Sachen hatte, könnte er auch gleich duschen gehen.
 

Wenig später betrat Harry frisch geduscht die Küche, das Frühstück stand bereits auf dem Tisch und Severus versteckte sich hinter einem Tagespropheten. Er sah auch nicht auf als Harry sich setzte und sich einschenkte.

„Es ist unhöflich seinen Gast zu ignorieren“, murrte er nach ein paar Minuten.

Der Tagesprophet wurde gesenkt, ein vernichtender Blick traf ihn.

Harry ignorierte den Blick und fragte, „bleiben wir beim Du oder kommen wir wieder auf Potter zurück?“

„Kommt auf meine Laune an“, gab Severus mit einem schwachen Grinsen zurück.

„Dann heiß ich ja ständig Potter, das ist nicht fair.“

„Ich muss nicht fair sein, hier, dass dürfte dich interessieren“, sagte Severus. Er schob ihm den Propheten zu, Harry runzelte fragend die Stirn, schlug aber die Zeitung auf und musste nicht lange suchen um den Artikel zu finden, den Severus meinte.

„Diese verdammte Klatschtante“, murrte er. Nach wenigen Worten schnaubte er und schob den Propheten weg. „So einen Schwachsinn muss ich mir nicht antun. Ich weiß, dass ich geschieden werde.“

„Wäre es in der jetzigen Situation nicht das Beste wenn die Familie zusammen hält?“, fragte Severus zwischen zwei Bissen Toast.

„Wäre es wohl aber wird es nicht“, gab Harry ausweichend zurück.

„Also ist die Scheidung beschlossene Sache?“

„Was interessiert dich das?“

„Verzeih wenn ich versuche eine Unterhaltung zu führen, wir können uns natürlich auch das ganze Frühstück über anschweigen“, knurrte Severus.

„Da gäbe es weit unverfänglichere Themen.“

„Die weder dich noch mich interessieren und da ich sinnlose Konversation auf den Tod nicht leiden kann, werde ich jetzt nicht damit anfangen.“

„Gutes Argument“, sagte Harry, „ja, die Scheidung ist beschlossene Sache. Sie will sogar das alleinige Sorgerecht für die Kinder beantragen.“

„Mit welcher Begründung?“

„Ich wäre ein schlechter Vater, der seine Kinder im Stich lässt und sich nicht für sie einsetzt.“

„Weil du Shacklebolt nicht dazu überredet hast, die Sache unter den Tisch fallen zu lassen? Das hätte er nicht geschafft und damit kommt sie nicht durch“, gab Severus zurück.

„Wieso hätte er das nicht geschafft?“

„Weil weder Hippocrates noch deine Freundin Hermine sich so einfach hätten ruhig stellen lassen.“

„Aber du warst der Hauptkläger und, nichts gegen dich, aber wer hätte dir geglaubt?“, fragte Harry, „du bist nicht gerade der vertrauenerweckende Typ von nebenan.“

„Stimmt, der böse, böse Todesser. Aber Hippocrates nicht. Ihm hätte man geglaubt, vor allem weil er die Unterstützung des Leiters des St. Mungo hat. Wir hätten kurzerhand alles veröffentlicht. Das Band, die Aussage von Fino, meine Krankenakte, die Aussagen von Hermine und Hippocrates und mein Angebot einer Aussage unter Veritaserum. Spätestens dann hätte Shacklebolt reagieren müssen und er kann uns nicht alle drei verschwinden lassen“, erklärte Severus.

„Du hättest wirklich deine eigene Krankenakte veröffentlicht nur um meiner Familie eine auszuwischen?“, fragte Harry fassungslos.

„Nein, um der Wahrheit ans Licht zu verhelfen. Ich mag ein Todesser sein aber was glaubst du, hätte die Gesellschaft gemacht wenn wir das alles veröffentlicht hätten?“

„Die hätten das Ministerium unter Druck gesetzt, es wäre also so oder so zur Verhandlung gekommen“, flüsterte Harry, „man hätte Albus also immer verurteilt.“

„Ja, nur mit einem Unterschied.“

„Welcher?“

„Hätte ich die Verhandlung erzwingen müssen, hätte ich meine Anklagepunkte nicht fallen gelassen. Dein Sohn wäre nach seiner Heilung für sehr lange Zeit nach Askaban gegangen“, sagte Severus.

Harry starrte ihn einen Moment an, trank dann einen Schluck Kaffee und sagte, „dann habe ich richtig gehandelt.“

„Hast du. Auch wenn ich das nicht geglaubt habe.“

„Danke.“

„Bitte.“

Fast gegen seinen Willen musste Harry grinsen, wieso war ihm dieser schwarze Humor nicht schon früher aufgefallen?

„Was hast du heute noch vor?“, fragte Severus plötzlich. Völlig verwirrt sah Harry ihn an, was zu einem Schnauben führte. Severus deutete auf den Propheten und sagte, „im Gegensatz zu dir bin ich in der Lage uninteressante Themen auszublenden und nur Dinge zu lesen, die mich interessieren. Hättest du weiter gelesen, wüsstest du, dass deine Noch-Ehefrau heute ein Freundschaftsspiel gegen die Appleby Arrows hat. Die Redaktion des Tagespropheten wünscht ihr viel Kraft in dieser schwierigen Lage aber für uns heißt das, dass sie keinesfalls im St. Mungo sein kann. Muss ich noch weiter ausführen oder reicht die Restkapazität deines Gehirns aus, um das Offensichtliche zu erkennen?“

Harry warf ihm einen bösen Blick zu, der völlig erfolglos an Severus abprallte und sagte dann niedergeschlagen, „wenn wir heute ins St. Mungo gehen, besteht nicht die Gefahr, dass wir Ginny treffen.“

„Gratuliere, Potter.“

„Harry.“

„Momentan nicht, erst wenn du dein Gehirn wieder einsetzt“, schnarrte Severus.

„Also heiße ich jetzt immer Potter wenn ich was falsch mache?“

„Dann brauche ich deinen Vornamen nie.“

„Danke, Severus.“

Diesmal grinste Severus nur und sparte sich seine Antwort, sie wäre eh sehr zynisch gewesen.

Harry beschloss das Thema auf sich beruhen zu lassen und fragte stattdessen, „bekommen wir so schnell einen Termin bei Yoxall?“

„Zur Not müsste auch Hippocrates reichen um uns rein zu lassen aber ich denke mal, Yoxall freut sich wenn wir so schnell wie möglich auftauchen.“

„Wollen wir gleich los?“, fragte Harry, „ich bin fertig mit frühstücken.“

„Ich auch. Ich muss noch etwas aus dem Labor holen, du kannst im Wohnzimmer warten, wir flohen ins St. Mungo“, erklärte Severus während er sich schon erhob.

„Mach ich“, war alles, was Harry sagte. Er konnte sich denken, was Severus noch holen wollte und da das Thema ihm meistens sehr unangenehm war, versuchte es Harry gar nicht erst anzuschneiden. Auch wenn er nicht ganz verstand was so schlimm daran war wenn er auf Tränke angewiesen war.
 

„Was willst du hier?“

„Wie immer freue ich mich auch über deine freudige Begrüßung“, knurrte Severus.

Hippocrates sah erst ihn und dann Harry skeptisch an doch dann erhellte sich sein Gesicht und er wandte sich direkt an Harry, „du hast den alten Griesgram also rum gekriegt.“

„Ja, ich bin sehr überzeugend“, grinste Harry.

„Der alte Griesgram flucht euch Beide gleich durch die nächste Wand“, kam trocken von Severus.

„Spar dir deinen Atem für den jungen Potter.“

„Was soll ich ihm eigentlich sagen?“, fragte Severus, „der hat bis jetzt auch nicht auf mich gehört.“

Hippocrates winkte sie zum Mitkommen und erklärte während des Laufens, „du musst sehr direkt sein, wirklich direkt. Er darf keines deiner Worte falsch interpretieren können, kein kleines Schlupfloch, keine zweideutigen Bemerkungen, nichts. Du musst ernst und entschlossen auftreten, kein Zögern, kein Äh oder Ähm. Du darfst ihn gerne beleidigen aber ich glaube, dass du mit Ernsthaftigkeit besser voran kommst.“

„Was ist mit Körperkontakt?“, fragte Severus dazwischen.

„Bitte?“, kam von Harry während Hippocrates stehen blieb und ihn fragend ansah.

Severus seufzte theatralisch und knurrte, „nein, ich will den Bengel nicht anfassen, nicht mal mit der Kneifzange. Aber ich gehe davon aus, dass er nicht festgebunden ist und ich ihn auch nicht festfluchen darf. Er wird nicht nur still da stehen und sich meine Predigt anhören, er wird alles versuchen um mich zu überzeugen und ich persönlich denke, dass er auch versuchen wird mich anzufassen. Daher frage ich, wie ich in dieser Situation handeln soll? Wegstoßen? Wegfluchen? Ignorieren?“

Harry senkte den Blick und fühlte sich extrem schuldig während Hippocrates den Kopf schief legte und meinte, „die letzte Variante, wenn du das schaffst.“

„Kein Problem.“

„Was ist, wenn er versucht ihn zu küssen?“, fragte Harry.

„Albus ist kleiner als Severus“, sagte Hippocrates bevor er sich an Besagten wandte, „wenn du den Kopf hoch hältst, dürfte er eigentlich keinen Erfolg haben.“

„Ich darf mich nicht verteidigen?“

„Ich glaube, das wäre kontraproduktiv. Wenn du seine Annäherungsversuche einfach ignorierst, hast du wahrscheinlich mehr Erfolg aber sollte er wirklich extrem zudringlich werden, kannst du dich natürlich wehren“, sagte Hippocrates.

„Ihr redet hier von einem Sechzehnjährigen“, warf Harry etwas verzweifelt ein.

Er erntete von Hippocrates einen mitleidigen und von Severus einen genervten Blick.

„Ich verfluche deinen Sohn schon nicht.“

„Ich hoffe es, er ist sechzehn.“

„Und hat genug kriminelle Energie für drei aufgebracht“, warf Hippocrates ein. Er setzte sich wieder in Bewegung, Severus und Harry folgten ihm. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
 

„Noch Ratschläge?“, fragte Severus. Er stand vor der Tür, hinter der Albus auf seinen Besuch wartete. Die Wand neben ihm war verzaubert, man konnte hinein sehen aber von Innen war es eine ganz normale Wand, mit Bildern und sogar einem Regal mit Büchern. Sämtliche Räume hier auf der Station besaßen solch eine Wand, dadurch konnten die Heiler die Patienten im Auge behalten ohne, dass die etwas davon mitbekamen. Denn viele Patienten benahmen sich in Anwesenheit eines Heilers völlig anders als wenn sie sich unbeobachtet fühlten.

„Zeig dich von deiner kältesten Seite, so unnahbar wie möglich und über allem erhaben“, sagte Hippocrates.

„Stell dir vor, ich bin es“, kam von Harry, „vor allem zu meiner Schulzeit, das müsste perfekt passen.“

„Dann verfluche ich ihn.“

„Du hast mich nie verflucht.“

„Weil du mein Schüler warst, er ist es nicht mehr.“

„Severus, du wirst niemanden verfluchen, ganz einfach. Mach ihn einfach mit Worten fertig, das sollte dir nicht schwer fallen und jetzt los“, sagte Hippocrates, „wir werden auch nicht mithören aber wir warten hier. Wenn es eskaliert, greife ich ein.“

Severus nickte, atmete nochmal tief durch und betrat dann den Raum. Harry und Hippocrates blieben vor der Wand stehen um das Schauspiel zu verfolgen.
 

Sie mussten nichts hören um das Gespräch zu verfolgen. Albus freute sich sichtlich Severus zu sehen, er war aufgesprungen und auf ihn zugeeilt, hatte enthusiastisch auf ihn eingeredet, sich sogar an seiner Robe festgekrallt. Und Severus? Nun, der hatte einfach da gestanden, die Arme vor der Brust verschränkt und mit diesem Blick, den Harry nur zu gut kannte. Dieser Blick, der einem klar machte, dass man weniger wert ist als der Dreck unter seinen Schuhen, weit weniger. Und er schwieg. Nicht ein Wort, kein einziges Wort verließ seine Lippen während er da stand und Albus in Grund und Boden starrte.

Irgendwann schien Albus einzusehen, dass da etwas nicht stimmte, er zögerte und trat einen Schritt zurück, unsicher. Harry hätte wirklich alles dafür gegeben zu erfahren was genau Severus sagte denn seine Lippen bewegten sich jetzt. Wenn er allerdings von seinem Gesichtsausdruck ausging, war es nichts Nettes. Severus hatte diesen Gesichtsausdruck, diese arrogante Hochnäsigkeit, die Harry immer schon an ihm gehasst hatte. Albus wurde jetzt sehr blass, schüttelte aber vehement den Kopf, was zu einer langsam nach oben wandernden Augenbraue bei Severus führte und Harry war sich sicher, dass sein Tonfall jetzt nochmal schärfer, arroganter wurde.

„Ich würde meinen Zauberstab dafür geben um zu erfahren was er ihm jetzt an den Kopf wirft“, sagte Hippocrates gerade.

„Ich auch. Kann man da keinen Zauber sprechen?“, fragte Harry.

Ihm wurde ein skeptischer Blick zugeworfen und dann die Frage, „würdest du wirklich ruhig und gelassen daneben stehen wenn dein Sohn in Grund und Boden geredet wird?“

„Nein.“

„Eben und deswegen lassen wir schön den Stillezauber auf der Wand. Außerdem habe ich es Severus zugesagt, dass wir nicht mithören“, sagte Hippocrates, „ganz ehrlich, so wie Albus gerade aussieht, möchte ich nicht mit ihm tauschen. Egal, was Severus sagt aber es ist scheinbar das Richtige.“

Harry wandte sich wieder der Wand zu und bekam sofort Mitleid mit seinem Sohn.

Albus weinte mittlerweile und krallte sich völlig verzweifelt an Severus' Arm. Doch der blieb wie ein Stein stehen und redete einfach weiter. Scheinbar schlug jedes Wort ein wie ein Blitz denn die Tränen wurden mehr und schließlich wurde es zu viel. Er bracht direkt vor Severus zusammen.

„Wir müssen ihm helfen“, sagte Harry sofort. Als er sich allerdings bewegen wollte, musste er feststellen, dass seine Füße am Boden fest geflucht waren. „Was soll das?“

„Du bleibst hier. Jetzt da rein zu gehen, wäre das Falscheste, was du tun kannst“, sagte Hippocrates.

„Aber mein Sohn...“

„Muss da jetzt durch. Da, sieh genau hin, da ist viel Schauspiel dabei. Ich mag kein Geistheiler sein aber ich erkenne einen Schauspieler, wenn ich einen sehe.“

„Du denkst, er schauspielert?“, fragte Harry.

„Sieh hin.“

Harry folgte der Aufforderung und sah wieder in den Raum, dort klammerte sich Albus gerade an Severus' Bein und redete weiter auf ihn ein.

Fast zehn Minuten redete Albus noch auf Severus ein, klammerte sich an ihn und weinte fast die ganze Zeit aber auch Harry musste sich eingestehen, dass sein Sohn einen großen Teil dieser Szenerie schauspielerte. Immer wieder sah er berechnende Blicke, seltsame Lächeln und vor allem kamen die Tränen immer genau im richtigen Moment. Harry bewunderte Severus in diesem Moment, er wusste nicht ob er das so gekonnt hätte. Auch wenn er wusste, dass Albus nur schauspielerte, tat es ihm in der Seele weh und er hätte wahrscheinlich alles getan damit es ihm wieder besser ging. Nun, Severus schien das anders zu sehen denn er redete einfach weiter.

„Jetzt sagt er das Richtige“, sagte Hippocrates gerade.

„Wieso?“

Statt einer Antwort deutete der Heiler in den Raum, wo Albus gerade wie geschlagen zurückzuckte. Er rappelte sich hoch, gestikulierte wild doch Severus schüttelte nur immer wieder den Kopf. Albus wollte wieder einen Schritt auf ihn zu gehen allerdings schien es Severus zu reichen. Schneller als Harry oder Hippocrates gucken konnten, hatte er den Jungen gegen die Wand gedrängt, die Hände in seinem Kragen gekrallt. Harry sah seinen Gesichtsausdruck nicht, konnte ihn sich aber sehr gut vorstellen denn wie oft hatte er ihn mit diesem Blick angesehen. Ihm hatte er immer Angst gemacht, egal ob er elf oder vierzig war und er war sich sicher, dass es Albus genauso ging. Denn sein Sohn wurde gerade sehr blass, nickte zitternd und rutschte einfach an der Wand hinunter als Severus ihn los ließ. Dann sagte er noch etwas, wieder ein extrem zittriges Nicken von Albus und schließlich wandte sich Severus um und verließ den Raum.
 

Mit einem Seufzen lehnte sich Severus an die Tür, er schloss kurz die Augen und atmete mehrmals tief durch. Die Schritte neben ihm ließen ihn sehr schnell seine Fassung wieder gewinnen, er öffnete die Augen und wandte sich Harry und Hippocrates zu. „Reicht das?“, fragte er.

Hippocrates warf einen Blick in den Raum, Albus saß noch immer an derselben Stelle, die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen, das Gesicht versteckt.

„Ich weiß es nicht. Wir geben ihm jetzt etwas Zeit um darüber nachzudenken und dann wird Oliver mit ihm reden. Aber es kann sein, dass du nochmal kommen musst“, sagte er.

„Nur wenn jemand Mrs. Potter von hier fern hält.“

„So viel Angst vor einer Frau?“, fragte Hippocrates grinsend.

Severus blieb ruhig und sagte, „nein, nur keine Lust nach Askaban zu gehen. Ich werde mich nicht von einer hysterischen Frau sinnlos anschreien lassen sondern meinen Zauberstab nutzen. Das will niemand.“

„Ginny hat öfters mal Training oder Spiele und wenn keiner etwas sagt, wird sie es nie erfahren“, warf Harry ein.

„Einverstanden. Hippocrates, du kannst mir eine Eule schicken und Harry?“

„Ja?“

„Du brauchst dich nicht mehr bei mir blicken zu lassen, ich helfe deinem Sohn und damit hat es sich. Ich brauche keine kindische Nervensäge, die mir meine Ruhe stört also halte dich von mir fern“, knurrte Severus. Er wartete bis Beide genickt hatten und ging dann.
 

„So ein Griesgram. Aber Harry? Seit wann denn das?“, fragte Hippocrates grinsend.

„Seit gestern, irgendwann zwischen der dritten und sechsten Flasche Feuerwhisky“, gab Harry genauso grinsend zurück, „aber scheinbar hat sich das schon wieder erledigt.“

„Severus ist ein sehr schwieriger Mensch, bei dem man sehr viel Ausdauer braucht.“

„Soll das heißen, ich soll mich nicht so abspeisen lassen?“, fragte Harry.

„Mir persönlich ist es egal aber ich glaube, ihr könnt beide einen Freund gebrauchen, der einem die Wahrheit ins Gesicht sagt. Harry, ich kann dir nicht sagen ob der Besuch etwas bei Albus gebracht hat. Ich werde dich kontaktieren wenn Oliver mit ihm geredet hat und versuche bitte deine Frau da raus zuhalten, die wird uns sonst die Hölle heiß machen.“

„Ich versuch es.“

„Mach es.“

Harry nickte nur, sie wussten Beide, dass es fast unmöglich war Ginny aufzuhalten wenn sie von der Sache Wind bekam. „Ich werde mein Bestes gebe. Hippocrates, ich gehe, es war sehr viel für einen Tag.“

„Tu das.“

Harry warf noch einen Blick in das Zimmer, sein Sohn saß noch immer in derselben Stellung da. Er seufzte leise und ging dann, er musste in aller Ruhe darüber nachdenken.
 

Zwei Wochen und drei Besuche von Severus im St. Mungo später stand Harry wieder vor der schwarzen Holztür und klopfte an. Es dauerte nicht lange bis ihm geöffnet wurde, eine schwarze Augenbraue ruckte nach oben doch dann seufzte Severus und trat beiseite, bedeutete ihm einzutreten. Stirnrunzelnd trat Harry ein, folgte seinem unfreiwilligen Gastgeber ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch, auf die Severus deutete.

„Ähm, da du mich noch nicht zynisch zurechtgewiesen hast, dass ich hier nichts zu suchen habe, gehe ich davon aus, dass du diesen Sprachtrank noch nicht genommen hast. Da du ihn auch nicht nimmst, hast du entweder keinen mehr oder kannst ihn nicht nehmen“, begann Harry während er in seiner Tasche kramte und ein Pergament zum Vorschein brachte, „da du deinen Zauberstab auch noch nicht gezogen hast, gehe ich ebenfalls davon aus, dass du zumindest hören willst, warum ich hier bin. Wenn es dich nicht interessiert, wirst du mich wahrscheinlich aus dem Haus fluchen.“

Zu seiner Überraschung nickte Severus und deutete fragend auf das Pergament.

„Hast du die Berichte von Yoxall bekommen?“, fragte Harry. Der Blick seines Gegenübers wurde höhnisch und Harry verbesserte sich schnell, „stimmt, die offiziellen Berichte gehen natürlich nur an die Angehörigen. Hast du ganz zufällig mit Hippocrates geredet?“

Nicken.

„Dann weißt du, dass deine Besuche etwas bringen?“

Wieder Nicken.

„Gut. Yoxall wusste leider nicht, dass Ginny davon nichts wissen darf und hat ihr in seinem letzten Bericht geschrieben warum sich Albus langsam verändert. Nun, das Ergebnis ist dieses hier“, sagte Harry niedergeschlagen während er das Pergament über den Tisch schob.

Severus nahm es und schon nach den ersten Worten ließ er es fassungslos wieder sinken.

„Ja, es ist, was da steht. Eine Unterlassungsklage, weder du noch ich dürfen uns Albus mehr nähern. Ich habe schon Widerspruch eingelegt, genau wie Hippocrates und Yoxall aber das wird dauern. Zudem wirft es kein gutes Licht auf die Sorgerechtsklagen.“ Der Blick wurde fragend und Harry seufzte, „Ginny stellt es jetzt so hin, dass ich Albus' Gesundheitszustand absichtlich gefährde weil ich dich zu ihm lasse. Er wäre jetzt labiler als vorher und überhaupt, bin ich ja ein ganz furchtbarer Vater.“

Jetzt zog Severus doch seinen Zauberstab, Harry dachte im ersten Moment, dass er ihn raus fluchen wollte aber er schrieb nur etwas vor sich in die Luft, mit einem Schwenk drehte er es zu ihm um.

„Beide Heiler können bestätigen, dass der Zustand von Albus sich verbessert hat also ist dieser Punkt vom Tisch. Zudem dieser Wisch das Papier nicht wert ist, auf dem er geschrieben ist, er ist nicht mal von Shacklebolt unterzeichnet.“

„Muss er das? Die Unterschrift ist doch von einem Richter des Zaubergamot, oder?“

„Ja, ist sie aber nur ein kleiner, unbedeutender Wicht. Geh mit dem Wisch zu Shacklebolt, er wird die Klage sofort zurücknehmen. Dann nimm Kontakt zu Hermine auf, auch wenn ich Weasleys nicht mag aber Bill Weasley hat einen sehr guten Ruf als Anwalt.“

„Ich kann doch nicht meine Frau verklagen“, fuhr Harry auf, „vor allem kann ich nicht ihren Bruder auf sie hetzen.“

„Harry, werd erwachsen. Das ist nicht mehr das kleine Mädchen von früher. Die Frau will dir deine Kinder weg nehmen und wenn du dich nicht dagegen wehrst, wird ihr das bei den zwei Jüngsten auch gelingen. James ist zu alt, er kann sich selber entscheiden. Willst du das?“

„Nein, aber ich kann sie doch nicht verklagen.“

„Willst du warten bis sie dir die Kinder weggenommen hat? Du hast die Berichte von Yoxall und Hippocrates gelesen, Albus' Zustand verändert sich zu seinem Besten und was glaubst du, was passiert wenn wir die Besuche jetzt einstellen? Willst du ihn sein Leben lang im St. Mungo sehen? Sieh es endlich ein, du musst endlich deinen Arsch hoch kriegen.“

Harry seufzte leise, genau dasselbe hatte ihm George auch schon gesagt, und Blaise auch.

Vor ihm erschien erneut Schrift, „ich bin nicht der Erste, der dir das sagt.“

„Nein. George und Blaise haben mir auch schon die Hölle heiß gemacht.“

„Warum kommst du dann zu mir? Hör auf deine Freunde.“

„Ich wollte einen neutrale Meinung.“

„Ich und neutral? Hast du einen falschen Trank genommen? Ich bin ja alles aber nicht neutral.“

Harry lächelte traurig und sagte, „Früher hätte ich viel dafür gegeben, dass du das zugibst.“

„Jetzt bringt es dir nichts mehr. Harry, geh zu Shacklebolt und klär die Sache und geh mir nicht auf die Nerven.“

„Ist das ein Rauswurf?“

Nicken.

„Du weißt, dass ich wieder komme?“, fragte Harry während er das Pergament einpackte und aufstand.

„Ich habe es befürchtet.“

„Dann bis die Tage, Severus.“ Diesmal kam keine Schrift sondern ein Schnauben, was Harry mit einem Grinsen beantwortete. Dann machte er sich wirklich auf den Weg.
 

„Solche Vollidioten, wie können sie es wagen? Solche inkompetenten Schwachköpfe“, zeterte Oliver während er aufgebracht auf und ab ging. Die übrigen Anwesenden sahen sich kurz an aber keiner sagte etwas. Sie dachten zwar dasselbe aber für sie war es nicht so eine bodenlose Beleidigung wie für Oliver.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Harry in eine Pause des Gezeters hinein.

Noch bevor Oliver etwas sagen konnte, fuhr ihm Hippocrates dazwischen, „wir können nicht viel machen. Wir haben Beschwerde eingelegt aber sie hat sich direkt an die Klinikleitung und an die Ethikkommission gewandt. Wir müssen jetzt die Beurteilung durch diesen Deppen abwarten und müssen dann irgendwie mit dem Ergebnis arbeiten. Solange darf sich Severus dem St. Mungo nur im eigenen Krankheitsfall nähern und der Janus Thickey-Station gar nicht.“

„Ist mir bewusst“, kam von Severus. Ihm war nicht anzusehen, was er von dieser Situation hielt.

„Kann sie das so einfach? Spricht das nicht irgendwie gegen deine Bedingungen?“, fragte Harry an Severus gewandt.

„Nein, leider nicht. Meine Bedingungen bezogen sich nur auf seine Entlassung, nicht aber auf seine Behandlung oder Beurteilung. Daher ist es das gute Recht von Mrs. Potter nach einem eigenen Heiler zu rufen“, erklärte Severus.

„Und wenn der Kerl sagt, dass du schädlich für ihn bist?“, knurrte Harry.

„Dann legen wir Widerspruch ein. Harry, sowohl Hippocrates wie auch ich sind der felsenfesten Überzeugung, dass Severus' Besuche gut für die geistige Gesundung deines Sohnes sind und das haben wir auch schriftlich abgegeben. Wir können nicht mehr viel machen als zu warten“, seufzte Oliver.

Harry warf dem Mann einen hilflosen Blick zu, seufzte aber dann und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Können wir gar nichts tun?“, fragte er.

„Wir haben unsere Berichte sowohl bei der Klinikleitung wie auch bei der Ethikkommission abgegeben. Wir haben Widerspruch gegen die Unterlassungsklage eingereicht. Du hast Widerspruch gegen die Sorgerechtsklagen eingereicht. Du warst bei Shacklebolt um ihm die Sache klar dar zulegen“, zählte Hippocrates auf, „wir können nicht mehr viel tun außer zu warten. Jetzt müssen die Behörden aktiv werden.“

„Wie lange kann das dauern?“, fragte Severus.

„Keine Ahnung.“

Severus nickte als Antwort und erhob sich.

„Du willst gehen?“, fragte Harry überrascht.

„Natürlich. Was soll ich noch hier? Sobald ihr die Therapie wieder aufnehmt, meldet euch bei mir. Ansonsten will ich damit nichts zu tun haben, schließlich fängt die Schule in einer Woche wieder an und ich habe einer Arbeit nachzugehen“, sagte Severus.

Während Harry und Oliver ihn nur fragend ansahen, nickte Hippocrates und noch bevor jemand was sagen konnte, war Severus verschwunden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein Schritt vor, drei Schritte zurück, so wird Albus für immer im St. Mungo bleiben. Hoffentlich hat der Einspruch Erfolg und Ginny muss das Handwerk gelegt werden.

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