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Ich glaube nicht an Schicksal

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu.
Endlich ist das 20. Kapitel meiner Geschichte fertig geworden. Hat auch lange genug gedauert. Zur Hälfte war es schon eine ganze Weile lang geschrieben aber nun endlich habe ich es beenden können.
Das Kapitel war anfangs ganz anders geplant, aber so wie Satra in der Geschichte, habe auch ich meinen Plan einfach über den Haufen geworfen. :)
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen

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20

Völlig erschöpft betrat Satra ihr Apartment, der Tag hatte seine Spuren hinterlassen, seelisch und körperlich.

Im Spiegel an der Garderobe neben der Eingangstür sah sie die ungeschönte Wahrheit, ihre Haare waren nicht mehr perfekt im Zopf, sie wirkten sogar etwas zerzaust. Wahrscheinlich hatte sie heute unterbewusst immer wieder in ihre Haare gegriffen. Auch ihr Make-Up war nicht mehr frisch und ihr Teint war sehr fahl, mal abgesehen von ihren Dunkeln Augenringen. Wie genau sie die Stunden auf Arbeit hinter sich gebracht hatte, wusste sie gar nicht mehr wirklich.

Nur das sie, nach dem Anruf von der amerikanischen Polizei, sämtliche Meetings abgesagt hatte und sich mehr oder weniger in ihrem Büro verbarrikadiert hatte. Ihr Kopf dröhnte vor Überlastung, sie hatte mit ihrer Anwältin, ihren Eltern, Schwestern, sowie deren Ehemännern, und ihren besten Freunden telefoniert. Fast alle hatte genau das gleiche zu ihr gesagt und am Ende hatte sie es kaum noch hören können. „Mach dir keine Sorgen um uns... Den haben sie bald geschnappt... Du bist in Japan gerade am sichersten… Zerbreche dir bitte nicht den Kopf… Konzentriere dich auf deine Arbeit… Es wird schon alles gut werden…“

Verdammt, nichts auch wirklich gar nichts war gut. Alle ihre Lieben schwebten in potenzieller Gefahr durch ihren Ex-Freund und sie war in einem andern Land, ja sogar auf einem anderen Kontinent. Es stimmte schon, sie war hier in Sicherheit aber Andrew war mittlerweile unberechenbar, keiner konnte sagen, was er tat, wenn er nicht an Satra herankam. Das machte ihr am meisten Angst, schließlich hatte Satra nie gedacht, dass er sie an einem öffentlichen Ort angreifen wird. Im Moment hatte sie gar kein Problem damit, diesen Job hinzuschmeißen und einfach wieder in die USA zu fliegen. Lieber brachte sie sich in Gefahr als ihre Familie dieser auszusetzen. Frustriert schmiss Satra ihre Handtasche und ihre Jacke einfach an die Garderobe, anstatt wie sonst alles ordentlich zu verstauen. Eigentlich hatte sie sich mit Wein an die Theke setzten wollen und dort auf Seto warten wollen, aber nun schmiss sie diesen Plan komplett über den Haufen. Lieber ging sie duschen und hoffte so die aufkommenden Kopfschmerzen zu vertreiben.
 

Nach der Dusche fühlte sich Satra ein wenig erfrischt, mehr aber auch nicht. Es ging ihr immer noch nicht besser und die Gedanken kreisten immer noch durch ihren Kopf.

Sie hatte sich ein großes hellblaues Handtuch um die Brust gebunden und ihre nassen Haare in ein weiteres Handtuch gewickelt. So schlürfte sie in ihren Frottee-Badeschuhe, wie man sie aus einem Hotel kennt, einfach durch ihr Apartment, denn sie wollte endlich einen Schluck Wein trinken. Eine geöffnete Flasche fand sie in ihrem Kühlschrank, mit dieser ging sie zur Theke der offenen Küche. Statt eines Weinglases nahm sie einfach einer der Kaffeetassen von der Theke und goss sich den Wein ein. Nach einem großen Schluck des kühlen Weins suchte Satra nun ihre Zigaretten. Diese fand sie unter leisem fluchen schließlich in ihrer Handtasche. Sie schmiss wieder leicht ihre Handtasche achtlos an die Garderobe, doch ein leises klappern ließ sie innehalten.

Ihre kleine rote Box mit ihrem Deck war aus der Handtasche gefallen. Anstatt die Box wieder in der Handtasche zu verstauen nahm sie diese auch mit zur Theke. Die Zigarettenpackung landete achtlos auf der Theke, ihre volle Konzentration galt der kleinen roten Box. Satra nahm das Handtuch von ihren Haaren und legte es auf die Lederpolsterung des Barhockers, dann setzte sie sich auf das Handtuch, damit ihre nackte Haut nicht an dem Leder des Barhockers klebte. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber manchmal zogen die Karten sie regelrecht in ihren Bann, allen voran ihr Lieblingsmonster. Ganz vorsichtig öffnete sie den Verschluss und ganz oben auf lag sie gleich, ihre Lieblingskarte >Tochter des Ra<. Ganz behutsam nahm sie ihr Deck heraus und ging ganz gemächlich ihre Karten durch. Ihr Gehirn fing an auf Hochtouren zu arbeiten, es startete automatisch eine Analyse ihres letzten Duells, dies war eine willkommene Ablenkung.

Ihr letztes Duell… Ihr war damals schon vor dem Flug nach New York City klar gewesen, dass ein Duell gegen Kaiba der Höhepunkt ihrer Duell-Laufbahn war und somit auch am besten ihr letztes Duell. Das sie es verloren hatte störte sie überhaupt nicht, schließlich hatte sie Kaiba ordentlich eins ausgewischt, den Ultradrachen zu vernichten schafften nur wenige. Ein schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen, sie hatte damals tatsächlich ihre beste Kombination ausgespielt. Darauf gönnte sich einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Damit war dieser kurze helle Moment vorüber, ihr trauriger Blick verlor sich komplett in der obersten Karte, mit der >Tochter des Ra< waren für sie vielen Erinnerungen verknüpft. Tief in ihre Gedanken versunken vergaß Satra alles um sich herum.

Und erschrak umso mehr, als ein lautes klingeln die Stille Durchschnitt. Verwirrt ließ sie die Karten sinken, dann viel ihr ein, dass sie ja noch verabredet war. Um schneller bei der Tür zu sein, ließ Satra die Frottee-Badeschuhe am Hocker stehen und ging nun barfuß zur Tür. Völlig verwirrt starrte sie einen Moment in den leeren Flur, es war niemand an der Tür. Erst da fiel ihr auf, dass das Klingeln der Standardkingelton an ihrem Smartphone war. Ihre Verwirrung legte sich auch auf der Suche nach ihrem Smartphone nicht, es dauerte eine Weile bis sie es aus ihrer Handtasche fischte. Das Smartphone war ganz unten in ihrer Handtasche vergraben und bei ihren hektischen Bewegungen fing auch noch das Handtuch an sich zu lösen.

Bevor sie das Gespräch annehmen konnte hörte Satra plötzlich ein „Hallo.“ Erschrocken drehte sie sich um sah auf einmal Seto in ihrem Apartment. In dem Moment fielen ihr zwei Unachtsamkeiten ihrerseits auf, erstens hatte sie in der Hektik vergessen die Tür des Apartments zu schließen und zweitens hatte sie das Gespräch einfach angenommen ohne die Nummer zu überprüfen. Beides bereute sie augenblicklich.

„Hallo Satra, endlich bist du ans Telefon gegangen. Ich habe dir schon ein paar Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen. Ich wollte fragen…“

Satra konnte es nicht glauben, jetzt hatte sie tatsächlich gleichzeitig zwei Menschen an der Backe mit denen sie heute eigentlich nicht sprechen wollte. Seto Kaiba, der nun vor ihr in ihrem Apartment stand und ihren Ex-Freund Paul, der sie hatte sitzen lassen. Wütend unterbrach Satra einfach ihren Gesprächspartner.

„Und dir ist vielleicht nicht in den Sinn gekommen, dass ich dich heute nicht sprechen will. Ich kann dich heute echt nicht noch gebrauchen.“

Damit brachte sie nicht nur Paul am anderen Ende ins Stocken, auch Seto sah sie fragend an.

Seto hatte sich gewundert, als er die angelehnte Tür vorgefunden hatte und war vorsichtig eingetreten. Nun sah er Satra, nur in ein Handtuch gewickelt und mit feuchtem Haar, an der Garderobe stehen und bemerkte erst jetzt das Smartphone in ihrer linken Hand. Mit der rechten Hand versuchte sie krampfhaft das Abrutschen ihres Handtuches zu verhindern. Seto hätte über diesen Anblick schmunzeln können, wenn da nicht dieser traurige und gleichzeitig wütende Blick von Satra gewesen wäre. Ohne Make-Up konnte er ganz deutlich im künstlichen Licht die Blässe ihres Gesichtes und die geröteten Augen erkennen. Satras Augen fixierten ihn und in ihrem Blick flammte immer mehr Wut auf, anscheinend hatte ihr Gesprächspartner seine Stimme wieder gefunden.

„Was ich eigentlich sagen wollte… Ich habe gehört, dass Andrew untergetaucht ist. Ich wollte dir meine Unterstützung anbieten, egal in welcher Form…“

Satra konnte es einfach nicht glauben, zum einen woher Paul schon wusste dass Andrew nicht auffindbar war und zum anderen warum er nicht kapierte, dass sie nicht mit ihm sprechen wollte. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme immer lauter und auch ein klein wenig zittriger wurde, als sie Paul wieder das Wort abschnitt.

„Jetzt höre mir mal zu Paul, du kannst dir deinen Atem sparen. Du hast dich nicht für mich interessiert, als ich dich am meisten gebraucht habe und nun will ich deine Unterstützung auch nicht mehr. Ich werde jetzt das Gespräch beend…“

Paul fiel ihr schnell ins Wort und versuchte vergebens beruhigend auf sie zu wirken.

„Ich habe meinen Fehler doch schon eingesehen und mich mehrmals bei dir entschuldigt. Warum nimmst du das nicht einfach an und wir…“

Nun konnte Satra ihre Stimme kaum noch zügeln.

„Es ist schon lange Schluss mit uns und ich habe es dir auch schon einmal gesagt, ich will auch keine Freundschaft mit dir, ich bin fertig mit dir. Was geht nur in deinem Kopf vor?“ I

hre Stimme brach ab, sie verstand nicht wieso kein Mann ihr ‚Nein‘ akzeptierte. Vor lauter Wut und auch vor Traurigkeit stiegen ihr nun doch die Tränen in die Augen. Damit Seto diese nicht sah, drehte sie sich schnell zur Seite. In diesem Moment fühlte sie sich so hilflos wie schon lange nicht mehr. Paul redete immer weiter auf sie ein, aber Satra hörte ihm schon gar nicht mehr zu, sie hatte gerade genug mit sich zu kämpfen. Ihre rechte Hand umklammerte immer mehr ihr Handtuch und ihre Lippe fing an zu zittern. Sie fühlte sich unfähig das Gespräch einfach so zu beenden, ohne vorher Paul klar gemacht zu haben, dass er sie nie wieder anrufen sollte. Mürbe geworden wandte sie doch schließlich ein.

„Sag mal Paul, warum können wir nicht einfach ein andermal…“

Weiter kam sie aber nicht. Plötzlich stand Seto direkt vor ihr und nahm ihr Smartphone aus der Hand. Mit eiskalter Stimme übernahm Seto einfach ihr Gespräch.

„So, jetzt pass mal auf Sunnyboy. Du schnappst dir mal dein Surfbrett und schlägst es dir schön gegen deinen Schädel. Und wenn dann alles wieder geordnet ist in deinem Hohlkopf, dann kommt es auch bei dir endlich mal an. Satra will nichts mehr von dir wissen oder hören. Und wenn du es jetzt immer noch nicht kapiert hast, dann bekommst du es mit mir zu tun.“

Satras Augen weiteten sich vor Überraschung, dass Seto so für sie einsprang konnte sie kaum glauben. Sie konnte Pauls Antwort nicht hören, konnte sie sich aber gut vorstellen als Seto weitersprach.

„Das geht dich nichts mehr an. Satra lebt ihr Leben ohne eine Rechenschaft dir gegenüber. Und dieses Gespräch ist jetzt beendet.“

Damit legte Seto auf und legte das Smartphone in die Garderobe hinter Satra. Satra war immer noch erstarrt und umklammerte nun ihr Handtuch mit beiden Händen vor der Brust. Sie fragte sich, warum sie nicht diese Durchsetzungskraft besaß, diese autoritäre Ausstrahlung, die Seto umgab. Vielleicht würden die Männer dann endlich mal auf sie hören und nicht nur ein hilflosen Mädchen sehen.

Sanft legte sich eine Hand auf Satras linke Schulter, die Berührung ließ sie Aufsehen. Aufsehen in diese eisblauen Augen, die nun nicht mehr eiskalt waren. Sein Blick war nicht fürsorglich oder gar voller Mitleid aber dennoch erkannte sie eine gewisse Wärme darin. Satra konnte seinen Blick nicht deuten, sie war immer noch zu verwirrt von allem. Er stand schon die ganze Zeit sehr dicht vor ihr, sie konnte noch ganz schwach ein Aftershave an ihm riechen. Und sie spürte seine Körperwärme, ihr war vorher gar nicht aufgefallen wie ausgekühlt sie mittlerweile war. Es dauerte einen Moment bis Satra merkte, dass er mit ihr sprach.

„Hey, alles okay? Ich musste mich da jetzt doch einmischen, bevor du diesen blöden Surfertyp gar nicht mehr loswirst. Ich denke es ist endlich bei ihm angekommen.“

Satra konnte ihm gerade darauf nichts antworten, in ihrem Kopf kam nur ein Wunsch hoch. Sie wollte gerade nur ihre ganze Scheiß Situation vergessen, nur einen Moment lang. Sie hatte es eigentlich so nicht geplant aber wie von selbst stellte sie sich auf die Zehenspitzen, schloss sie ihre Augen und gab Seto einen Kuss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SuperCraig
2020-04-07T17:58:26+00:00 07.04.2020 19:58
Hey!

Schön, dass es weitergeht. Darauf habe ich mich ehrlich gesagt ein wenig gefreut.

Also so prickelnd ist das mit dem Ex nicht, eigentlich mit keinem der Beiden. Der Eine ist ein Psycho, während der Andere irgendwie nicht ganz raffen will, dass es vorbei ist. Da macht Kaiba dann natürlich eine blendende Figur, wenn er so ist, wie er eigentlich immer ist: Eiskalt und erdrückend. :D

So wie Kaiba zu sein ist unmöglich. Die gute Satra schafft es schon auf ihre eigene Art, hoffe ich zumindest. Im Meeting damals hat sie sich ja gut bewiesen. ;)

War ein nettes Kapitel das, trotz ernstem Hintergrund, für ein gewisses Maß an Auflockerung gesorgt hat.

Was du vielleicht ein wenig überdenken könntest wäre, ein wenig mutiger bei den wirklichen Absätzen zu sein, also nicht nur einen kleinen Umbruch sondern echt, eine ganze Zeile auszulassen. Das würde, in meinen Augen, dem Lesefluss ganz gut tun. Ist aber persönliche Geschmackssache, denke ich.

Freue mich bereits auf das nächste Kapitel!

LG
SuperCraig
Antwort von:  Satra0107
07.04.2020 20:34
Vielen dank für deinen lieben Kommi.

Ich hatte auch echt viel spaß beim schreiben und finde es auch echt schade, dass ich so lange keine Möglichkeit hatte zu schreiben.

Ja, die liebe Satra hat es nicht so leicht mit ihren Ex-Freunden, dagegen kann Kaiba tatsächlich mal wie ein Prinz mit weißer Rüstung erstrahlen. :D
Eigentlich war ja ein Gespräch zwischen den beiden geplant aber das verschiebt sich leider noch etwas ;)

Ich wollte die ganze FF auch mal nach deinen Vorschlägen überarbeiten, finde die immer sehr hilfreich.

Ich muss mich da jetzt erstmal wieder vortasten und vielleicht bin ich dann auch mutiger :)

LG Satra


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