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Zwischen den Welten

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Training der Dämonen

5. Training der Dämonen
 

Sesshomarus Vorstellung entsprach nicht ganz meinem Geschmack. Er wollte nichts dem Zufall überlassen. Bedeutete, dass mein Gedanke zu trainieren, damit die Geschichte realistischer für die anderen Herrscher rüber kam, als erstes in die Tat umgesetzt wurde. Unter der Leitung von Ryura, Sesshomarus Stellvertretender Gewalthaber der westlichen Streitkräfte, wurden junge Dämonen für den Kampf ausgebildet. Seit Sesshomarus und meinem Gespräch befand auch ich mich unter den Rekruten. Ganz zur Freude meinerseits.
 

Serena war zunächst nicht wirklich von diesem Plan überzeugt, war sogar wutentbrannt, da ihr Sohn ihren Befehl missachtete, mich zu töten. Dann faselte sie davon, dass so etwas Mickriges wie ich, mich niemals für ihre Zwecke beweisen könnte und ich wahrscheinlich nach einem Tag Training bereits das zeitliche segnen würde. Allerdings erschien ihr dieser Gedanke nicht verkehrt, daher ließ sie uns gewähren.
 

Also begann mein Training bei Ryura – früh morgens. Keine Ahnung wie früh am Morgen es war, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen als ich mich schlaftrunken neben die Anderen auf dem Schlossgelände einreihte. Im Gegensatz zu mir sahen sie frischer und motivierter aus.
 

Rin hatte mich an diesem Morgen geweckt und mir Trainingskleidung mitgebracht. Sie war von der Idee nicht angetan. „Willst du das wirklich Amelia? Wenn die Geschichte auffliegt, dann könnte das dein Tod bedeuten“, versuchte sie mich noch umzustimmen. „Wenn ich es gar nicht erst versuche, würde das meinen Tod bedeuten. Sollte Sesshomaru keinen Zweck mehr in mir sehen, wird er sich meiner Entledigen und das möchte ich versuchen zu vermeiden.“ Ich nahm die Trainingsklamotten von ihr entgegen und zog mich um. Die Kleidung war elastisch, lag leicht und enganliegend auf meiner Haut und wirkte sehr robust. Meine Haare hatte ich mir noch zu einem kurzen Zopf nach hinten gebunden, damit sie mich beim Training nicht störten. In der eiskalten Morgenluft fror ich durch den Anzug nicht, im Gegenteil, er wärmte mich sogar.
 

„Ihr werdet hier zu den stärksten Kriegern des Landes ausgebildet. Neben der körperlichen Stärke werden auch die Ausdauer und die mentale Stärke trainiert. Hierbei ist die mentale Stärke ebenso wichtig, wie die körperliche. Wir sind überzeugt davon, dass man Ängste durch Training überwinden und verschwinden lassen kann. Ängste hindern euch in Gefahrensituationen zu handeln und das würde nicht nur euren Tod bedeuten, sondern auch den eurer Kameraden.“ Ich schaute links und nach rechts von mir. Die jungen Dämonen sahen alle verbissen, hoch konzentriert und voller Vorfreude auf den Kampf aus.
 

Wie alt sie wohl waren?
 

Sie mussten noch sehr jung sein. Aber wenn ich an Sesshomaru und seine Mutter dachte, war mir bewusst, dass man nicht ausschließlich durch das Aussehen der Dämonen auf ihr wirkliches Alter schließen konnte.
 

Während Ryuras Ansprache stand Sesshomaru im Hintergrund und begutachtete mit finsterer Miene und verschränkten Armen seine Rekruten. Wir standen in einer Art Arena, in der verschiedene Hindernisse und Trainingsmöglichkeiten aufgebaut waren. Um die Arena herum war eine Holztribüne errichtet, die zu diesem Zeitpunkt, bis auf Einzelne, leer war. Unter den wenigen Zuschauern erkannte ich Rin, die ganz unten auf der Tribüne saß, um nah an dem Geschehen zu sein. Sie winkte mir besorgt zu als ich meinen Blick auf sie gerichtet hatte. Ich atmete einmal tief durch.
 

Das wird schon werden!
 

Als Ryura seine Ansprache beendet hatte und uns erst einmal zum Aufwärmen Runden laufen ließ, wendete sich Sesshomaru wieder ab und kam an Rin vorbei, als er die Arena verlassen wollte. Sie strahlte ihn freudestrahlend an und ich meinte erkennen zu können, dass er ihr als Begrüßung zunickte. Ich war überrascht, denn das war das erste Mal, dass ich ansatzweise etwas freundliches in seinem Wesen entdeckte.
 

„Amelia, beweg dich!“, schrie mich Ryura an und riss mich aus meinen Gedanken. Sofort lief ich los und versuchte an den Anderen Anschluss zu finden. Vergebene Mühe. Ich war noch nie wirklich sportlich gewesen und Ausdauersport zählte erst recht nicht zu meinen Stärken. Ich versuchte verzweifelt nicht am ersten Tag schon aufgrund Atemnot vorzeitig den Lauf abzubrechen. Leider gelang mir das nicht. Bereits nach 30 Minuten brach ich förmlich zusammen. Ryura, der uns bei dieser Trainingseinheit beobachtete, kam mit langsamen Schritten auf mich zu. „Habe ich gesagt, dass der Lauf für dich beendet ist?“, fragte er mich ironisch. „Nein“, hauchte ich, völlig außer Atem. „Nein, Herr!“, korrigierte er mich zynisch. Ich hatte meine Arme auf meinen Knien abgestützt und schaute verzweifelt auf hin hinauf. In seiner Miene war kein Erbarmen zu erkennen, also richtete ich mich wieder auf und lief schleppend weiter.
 

„Wie ich euch heute Morgen bereits erklärt habe, werdet ihr im Kämpfen trainiert“, verkündet Ryura, als wir uns nach weiteren qualvollen 30 Minuten wieder versammelten. Ich keuchte, hatte Seitenstechen und mir war furchtbar schwindelig. Vielleicht hatte Serena Recht, ich würde bereits nach dem ersten Trainingstag jämmerlich eingehen. Meine Mitstreiter belächelten mich. Sie selbst sahen von dem Lauf unbeeindruckt aus und steckten noch voller Energie.

Wie konnte man körperlich nur so schwach sein?
 

„Es ist wichtig, dass ihr so trainiert seid, dass ihr im entscheidenden Moment handeln könnt und, dass euer Körper fit für jegliche Bedrohungen und für den Kampf bereit ist“, erklärt er weiter. Für mich war es zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne überhaupt daran zu denken irgendwann mal einen Kampf zu bestreiten, geschweige denn zu überleben. „Heute werden wir verschiedene Kampftechniken trainieren und morgen werdet ihr gegen einander antreten. Wer also nicht schnell genug lernt, wird es spätestens morgen büßen.“
 

Natürlich.
 

Ich hatte mich von dem Lauf immer noch nicht erholt, versuchte jedoch angestrengt zu verfolgen was Ryura gemeinsam mit einem anderen ausgebildeten Dämon an Kampftechniken demonstrierte. Dies sollten wir ihm dann an Sandsäcken gleichtun. Ich brauchte einige Anläufe, bis ich verstand, wie die verschiedenen Techniken anzuwenden waren, wie ich am besten zu stehen und ich mich zu bewegen hatte. Nach einer Weile waren meine Handknöchel bereits wund und meine Beine waren von den Tritten gegen die Sandsäcke schwer wie Blei. Um mich herum hörte ich, wie die Anderen ihre Fäuste gegen den unnachgiebigen Stoff knallten – sie waren so viel effektiver in ihren Schlägen. Ryura trat zwischen uns hin und her, um zu beobachten wie wir seine Übungen ausführten.
 

Dann kam er auf mich zu, musterte mich von Kopf bis Fuß. Er sah mir kritisch zu, wie ich kraftlos gegen den Sandsack vor mir einschlug. „Du hast keinerlei Muskelatur“, stellt er fest. Ich hielt in meinen Ausführungen inne und schaute ihn an. Ryura war ein großer, breitschultriger Dämon mir kurzen schwarzen Haaren und tiefschwarzen Augen. Er war überaus muskulös und hatte eine attraktive Erscheinung. Aber auch er war, wie Sesshomaru, Angst einflößend. Seine Miene war meist finster und sein Umgangston war herrisch. In diesem Moment aber entdeckte ich noch etwas anderes an ihm. „Es ist effektiver, wenn du mehr deine Ellenbogen und Knie einsetzt, dahinter steckt dann mehr Kraft.“ Ich war verwundert über seinen Ratschlag. Ryura kam näher an mich heran und legte eine Hand auf meinen Bauch. „Du benötigt hier mehr Spannung. Die Kraft muss von hier raus kommen.“ Ohne ein weiteres Wort ließ er wieder von mir ab und ging weiter. Mit aufgerissenen Augen schaute ich ihm nach. Er versuchte mir tatsächlich zu helfen.
 

So trainierten wir den ganzen Tag. Lediglich für das Mittagessen durften wir für eine Stunde pausieren. Alle verließen munter und gut gelaunt das Schlossgelände, wohin sie gingen wusste ich nicht. Rin wartete mit meinem Essen auf der Tribüne auf mich. „Du machst dich nicht schlecht“, versuchte sie mich aufzubauen. Wenn ich nicht bereits schon überall Muskelkater gehabt hätte, wäre ich in fürchterliches Gelächter ausgebrochen, aber selbst das Atmen tat schon höllisch weh. Ich legte mich vor Erschöpfung auf die Sitzbank. „Das werde ich niemals überleben. Was sind das nur für Unmenschen, die so mir nichts dir nichts solch ein Training wegstecken?“, jammerte ich. „Das sind Dämonen und die sind echt stark“, betonte Rin. „Iss was, du musst zu Kräften kommen.“ Vorsichtig richtete ich mich wieder auf. Sie reichte mir den Eintopf, den sie mir aus der Küche mitgebracht hatte. Das Essen fiel mir unsagbar schwer. Ich hatte das Gefühl, dass ich keinen einzigen Muskel mehr bewegen konnte. Trotz alledem schaffte ich es trotzdem irgendwie das Training den restlichen Tag noch durchzuhalten.

Sesshomaru selbst hatte sich den ganzen Tag über nicht mehr blicken lassen. Wahrscheinlich auch besser so, dann hatte er das Elend wenigstens nicht mitbekommen. Wobei Ryura ihm sicherlich Bericht erstatten musste.
 

Ohne Umwege schleppte ich mich auf mein Zimmer, ich wollte niemanden mehr sehen oder sprechen, ich wollte einfach nur schlafen. Und das tat ich auch, bis ich wieder, viel zu früh, am nächsten Morgen unsanft geweckt wurde.



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