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~Eternal Night~

von

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Kapitel 1

 

 

Der silberhaarige junge Mann schreckte aus dem Schlaf auf. Schweißperlen rannten über die makellose, weiße Haut und seine eisblauen Augen zuckten nervös.

Er hatte einen Albtraum gehabt. Allein bei der Erinnerung daran krallten sich seine feingliedrigen Hände in den kalten, feuchten Dreck des Kerkerbodens.

 

Ein junger Krieger hatte es durch all die Fallen und Monster zu ihm geschafft. Sein blondes, kurzes Haar umspielte leicht gelockt sein entschlossenes Gesicht. Klare, blaue Augen hatten ihn angestarrt, wie die eines Wolfes.

Sein weißes Rittergewand war mit feurig rotem Leder verziert gewesen, in seiner Hand hielt er jedoch kein Schwert. Es war eine Peitsche. Der Anblick des gewobenen Leders hatte Joachim einen Schauer über den Rücken gejagt.

Doch anstatt anzugreifen, versuchte der junge Krieger mit ihm zu reden. Fragte, ob er ein Gefangener war. Sagte, dass sein Name Leon sei. Spürte, dass sein Gegenüber ein Vampir war...

 

Doch die Frage, warum ein Vampir hier unten eingesperrt sei, lies in Joachim das Blut hochkochen. Er schrie den jungen Mann an, verfluchte Walter und dessen Ebenholzstein! Nur durch ihn war er so mächtig! Er würde diesen Jüngling niederstrecken. Er würde ihn aussaugen und endlich mächtig genug sein um von hier zu entkommen. Die Fragen, die der Blonde ihm noch stellte, drangen gar nicht mehr zu ihm durch. Der Blutdurst und das scheinbar greifbare Ende seiner Gefangenschaft rissen ihn aus seiner Melancholie. Er riss seine Schwerter aus dem Boden und stürzte sich auf den jungen Krieger. Und er unterlag ihm.

 

Das Rauschen des Wassers war das einzige Geräusch, dass sich in den Tiefen der dunklen Kanäle seinen Weg bahnte. 'Palast des dunklen Wassers' voller Sarkasmus verzog Joachim sein feingliedriges Gesicht. Walter verstand es wirklich, ihn zu verspotten. Eingesperrt in den tiefsten Kerkerzellen des Kanallabyrinths, das unter dem Schloss der ewigen Nacht lag. In seinem mehr als geschwächten Zustand wäre allein die Berührung mit Wasser für ihn mehr als unangenehm. Geradezu tödlich.

 

Und dann… spürte er immer wieder die befremdliche Macht des grünen Orbs, das Walter in ihm versiegelt hatte. Einer der Schlüssel in dessen Heiligtum.

Oh, wie gerne würde er den Herrn des Schlosses niederstrecken und genüsslich ihm die blasse Vampirhaut von seinem Körper ziehen.

 

Er würde leiden, dafür dass er ihn betrogen hatte. Benutzt hatte. Gedemütigt hatte. Weggeworfen hatte. Vergessen hatte.

 

Der junge Vampir saß auf dem klammen Kerkerboden, als sein Körper zu zittern begann. Doch es war nicht die Kälte, sondern er begann zu lachen. Erst leise, doch dann hallte ein schrilles, manisches Lachen in der Zelle – das jedoch bald schon wieder verstummte. Fransig hing Joachim sein silbernes Haar ins Gesicht als er sich an der steinigen Wand zu Boden rutschen lies.

 

Es war viele Jahre her, dass zuletzt ein unglücklicher Abenteurer seinen Weg bis zu ihm fand. Ihn zu töten versuchgte, da er das Orb aus seinem Innersten wollte. Und er hatte ihnen jeden Tropfen des kostbaren Blutes aus dem Körper gesaugt. Sie waren zu schwach – diese armen Seelen wären ohnehin keine Gefahr für Walter gewesen. Dafür war der Herr des Schlosses der ewigen Nacht viel zu mächtig.

 

Er hatte keine Hoffnung mehr. Selbst wenn er es schaffen würde seine Gefängnistür zu öffnen – er war zu hungrig, zu geschwächt und das Wasser würde seine Flucht von diesem widerlichen Ort verhindern. Zudem wären zu viele Kreaturen, zu viele von Walters Dienern zwischen ihm und der Oberfläche. Ein paar der Monster könnte er vielleicht noch niederstrecken. Aber nicht alle.

 

Gedankenverloren blickte Joachim umher. Auch wenn es nur einen einzigen, schwachen Lichtstrahl gab, der in seine Zelle reichte konnte er perfekt sehen. Seine fünf Schwerter steckten nach wie vor fest im Boden. Hier und da lagen halb verrottete Knochen seiner Opfer verstreut. Und schließlich lag sein Blick auf der Kerkertür, die sich quietschend öffnete.

 

Es dauerte einen Moment bis Joachim realisierte was geschah – und schon eine junge Männerstimme die Stille zerriss. Wie in seinem Traum. Doch es musste nicht so enden. Er wollte… nicht sterben. Nicht hier, nicht jetzt und vor allem nicht so. Aber er hatte auf einmal eine Idee.

 

„Ist jemand hier? Seid ihr… ein Gefangener?“

Eine ruhige, junge Männerstimme durchdrang die Stille, während sich Joachim geräuschlos erhob.



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