Zum Inhalt der Seite

Leave [him]

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verhandlungen?

Die ganze Situation erschien so unwirklich. Erst recht, als sich die Türen des Helikopters öffneten und es sich so anfühlte, als würden sie einen Superheldenfilm betrachten, in dem gerade ihre allerletzte Rettung seinen großen Auftritt hatte.

Der alleinige Gedanke überzog Bruce' Arme mit einer Gänsehaut und er fragte sich unweigerlich, was nun diese Rettung sein sollte, bis er es mit seinen eigenen Augen sah.
 

Mit schweren Schritten trat Nick Fury aus dem Helikopter und überquerte den halben Landeplatz in ihre Richtung.

Sein schwarzer Mantel wölbte sich um seine Beine bei dem starken Wind, seine Haltung strahlte pure Autorität aus. Bei diesem Anblick runzelte Bruce die Stirn, nicht etwa, weil er statt der Augenklappe eine Sonnenbrille trug und das mitten in der Nacht, sondern weil es einfach nicht möglich sein konnte.
 

Mit fragendem Blick wandte er sich an Tony und holte bereits Luft, um zu fragen, wie ein Toter nun doch wieder unter den Lebenden zu weilen schien und dann auch noch genau hier auftauchte.

Was wollte Fury hier?

Aber Tony sah ihn nur mit einem Kopfschütteln an und er konnte spüren, wie er vorsichtig nach seiner Hand griff.

Bruce ließ es zu und umfasste sie, so fest er konnte, damit er immerhin ein bisschen Halt in dieser skurrilen Situation hatte.
 

Seine Augen wanderten vorbei an Tony und hin zu General Ross, der versuchte eine steinerne Miene zu bewahren, aber man konnte ihm ansehen, dass er nicht nur überrascht war, sondern geradezu verwirrt, den Anblick von Nick Fury ertragen zu müssen und vermutlich wusste er viel besser, was nun auf sie zukommen musste, als Bruce.

Jegliche Farbe schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein.
 

„Einen schönen guten Abend, General“, Fury hatte die letzten Meter zu ihnen hinter sich gebracht und nickte Captain Rogers kurz zu, ehe sein Blick scheinbar auf Ross fiel, „Sie sehen aus, als wären Sie einem Geist begegnet.“

Bei diesem Witz blitzten kurz seine weißen Zähne auf, dann wurde seine Miene wieder ernst und er trat näher an den General heran, die Hände, die er zuvor auf dem Rücken verschränkt hatte, lösten sich voneinander und eine davon legte sich schmerzhaft fest auf die Schulter von Ross.

„Lasst uns doch hinein gehen, ich denke, wir haben hier etwas Wichtiges zu besprechen.“
 

Kraftvoll und bestimmt drehte er Ross wieder in Richtung Eingang, schubste ihn jedoch nicht, denn was auch immer hier passiert war, oder noch passieren würde, Nick Fury behandelte ihn mit Respekt.

Dieses Mal führte Ross ihren kleinen Trupp an und Fury folgte ihm auf Schritt und Tritt, der Rest des Teams folgte ihnen nach, wie ein kleiner Rattenschwanz.

Bruce merkte, dass Natasha noch immer die Waffe in der Hand hielt, doch was ihm viel wichtiger war und ihn auch viel mehr beruhigte war, dass Tony seine Hand nicht ein einziges Mal losließ.
 

Sie stiegen die Treppe wieder hinab, aber dieses Mal nicht bis in die Tiefe, aus der sie zuvor gekommen waren, stattdessen führte der General sie unter Furys wachsamen Augen durch die erste Tür, die ihnen entgegenkam und dann einen langen Gang hinunter, der genauso aussah, wie die, die Bruce bereits gesehen hatte.

Er vermutete, dass die Zellen so tief lagen, dass sie selbst, wenn der obere Teil die Oberfläche des Wassers durchbrochen hatte, sie immer noch unter Wasser lagen, sodass es kein Entkommen gab.

Langsam aber sicher machte sich ein klaustrophobisches Gefühl in ihm breit. Nicht nur, weil er wieder in dieses Loch musste, sondern auch weil diese verquere Situation nur noch mehr Druck verursachte.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb General Ross vor einer Tür stehen, die im Grunde genau so aussah, wie alle anderen auch. Noch immer mit vor Stolz erhobenem Haupt sah er Fury entgegen, der mit einem stummen Seufzer die Sonnenbrille von der Nase nahm und sie schließlich am Kragen seines ebenfalls schwarzen Pullis befestigte.

Schweigend öffnete er die Tür, den Arm noch immer erhoben um zu verdeutlichen, dass er Ross den Vortritt ließ.
 

Nach und nach betraten sie alle den Raum, in dem sich automatisch das Licht einschaltete. Es sah aus wie ein ganz normaler Büroraum und Bruce fragte sich, ob Ross hier heimlich immer seine Pläne schmiedete.

Aber vermutlich hatte er sein eigenes Büro, in dem seine Auszeichnungen hingen und das Bild seiner Tochter auf dem Schreibtisch stand.
 

Fury stand mit auf dem Rücken verschränkten Armen mittem im Raum und beobachtete den General, wie er langsam zu einem der Tische ging und allen Anwesenden bedeutete sich zu setzten.

Doch Fury verneinte direkt: „Ich denke, ich werde nicht lange brauchen, weil meine Absichten klar sein werden. Aber setzten Sie sich doch, ich bin mir nämlich nicht sicher, ob Sie die Neuigkeiten in Ihrem Alter noch ertragen können.“

Bruce warf einen Blick zu seinem Freund, der nur unsicher mit den Schultern zuckte, aber auf den Lippen ein freches Grinsen trug, als würde er diesem kleinen Seitenhieb voll und ganz zustimmen.
 

„Sie sind, oder waren, vielleicht Direktor ihrer netten Organisation, aber das gibt Ihnen noch immer nicht das Recht so mit mir zu reden“, einkriegen ließ der General sich auf jeden Fall nicht, dafür war er viel zu stolz und als er erkannt hatte, dass alle anderen sich nicht auf seine geheuchelte Freundlichkeit einließen, wagte er es auch nicht, sich die Blöße zu geben und sich selbst zu setzen.

Stattdessen postierte er sich wie Fury und sah ihn erwartungsvoll an.
 

„Vielleicht habe ich das Recht, vielleicht aber auch nicht“, vollkommen ruhig und gelassen begann der Direktor mit seiner Rede, „Wozu Sie auf jeden Fall kein Recht haben ist, ein Mitglied meines Teams zu entführen und für Ihre Machenschaften zu missbrauchen. Im Grunde ist es nicht nur ein Verstoß gegen die Menschenrechte, sondern Sie sollten auch wissen, dass Doktor Banner unter dem Schutz von SHIELD steht, noch immer, auch wenn meine nette Organisation zur Zeit ein wenig verhindert ist. Aber nun ist es persönlich.“
 

„Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie sich über mein militärisches Eigentum stellen?“

Bruce knibbelte nervös an den Fingern und blickte zwischen Fury und Ross hin und her. Es war sicherlich kein gutes Gefühl, wenn zwei erwachsene Männer sich darum stritten, wessen Eigentum er nun war.

Er wagte es nicht ein mal, den Blick von den beiden loszureißen, in der Panik, dass man ihn mit einem Mal wieder einsacken würde. Aber vorzugsweise würde er wesentlich lieber mit Fury zurück gehen.
 

Er wagte es zwar nicht, zu seinem Freund zu sehen, oder zu einem seiner Teamkollegen, aber er wusste, dass sie da waren und zumindest gab es ihm ein wenig Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wenden würde.

Auch wenn man gerade auf ihn bot, wie auf Vieh.

„Doktor Banner ist weder das Eigentum vom Militär, noch das Eigentum von Ihnen, er ist ein Menschen, der unter meinem Schutz steht und damit ist er frei, um zu gehen, wohin er möchte.“
 

Da machte er aber einen großzügigen Bogen um sein Alter Ego, wie Bruce feststellen musste, aber er sagte lieber nichts dazu, denn im Grunde hatte Fury recht und wenn er das hier wieder gerade biegen konnte, dann wollte er lieber nicht dagegen sprechen.

Selbst Ross schien nun zu überlegen, was er dagegen erwidern konnte, aber Fakt war, dass Bruce ein Mitglied der Avengers war und somit ebenso unter der Regierung arbeitete, wie das Militär und sie damit nur in zwei gegenseitige Lager gespalten waren.

Vielleicht hätte er quasi eine Geisel für Ross sein können, aber wie Fury beharrte, stand er unter dem Schutz von SHIELD und gehörte damit ebenso einer Organisation an, die gegen das Böse kämpfte.

Sofern man bei den militärischen Gegnern wirklich von den Bösen reden konnte.
 

„Und ich kann Ihnen versichern, dass es für Sie übel enden kann, wenn Sie sich nicht an die Spielregeln halten“, Fury holte etwas aus der Innentasche seines Mantels und reichte es weiter an den General.

Man konnte das Rascheln von Papier in dem stillen Raum vernehmen, als Ross den Stapel durchblätterte und die Stirn runzelte.

„Aber das ist-“

„Genau das, was es ist“, unterbrach ihn Fury und ließ keine Widerworte zu. Dann fügte er so gelassen hinzu, als würde er über das Wetter reden: „Gefällt mir, dieses Gebäude. Es gefällt mir wirklich sehr.“
 

Aus dem Augenwinkel bemerkte Bruce, wie Steve und Tony einen Blick austauschten, während Natasha an die Seite von Fury trat und einen Stift zückte, als hätte sie nur darauf gewartet.

Was auch immer auf diesen Papieren stand musste unheimlich wichtig sein und am liebsten hätte er einen Blick darauf geworfen, um zu wissen, um was genau es sich dort handelte.

Mit einem Mal breitete sich wieder das unheimlich mulmige Gefühl in seinem Magen aus und er wäre liebend gerne so schnell von hier geflohen, wie es nur ging.

Was die beiden dort auszuhandeln schienen, erschien ihm nicht ganz koscher.
 

„Die Sache hat sich hier erledigt“, sagte Fury mit gedämpfter Stimme zum Captain und befahl ihm, dass er sie alle wieder zum Helikopter bringen sollte.

Ross las noch immer in den Unterlagen und scheinbar machte sich auch in den Anderen ein mulmiges Gefühl breit, denn Steve zögerte einen Moment, doch als Natasha ihn nun ebenfalls dazu anhielt zu verschwinden, knickte er ein und gemeinsam verließen sie den Raum, um zurück an die Oberfläche zu gelangen.

Fury und Ross blieben zurück.
 

Auf dem ganzen Weg zurück, den dunklen Gang entlang und die glitschigen, Stahltreppen hinauf, sagte keiner von ihnen ein Wort. Dieses Mal führte Natasha ihre kleine Gruppe an und jeder von ihnen schien in Gedanken versunken, grübelte darüber nach, was da gerade passiert war.

Vielleicht wussten Steve, Natasha und der Neue auch mehr, als Bruce selbst, irgendwas schien vorgefallen zu sein bei seinen Freunden, etwas, was auch mit Furys vorgetäuschten Tod zu tun haben musste.
 

Es war sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt sie nun danach zu fragen, erst recht nicht, als sie den Helikopter erreicht hatten und es nur wenige Minuten dauerte, bis Fury wieder zu ihnen kam und den Abflug initiierte.

Scheinbar spürten sie alle, dass etwas hinter ihren Rücken ablief, dass nicht sonderlich gut für sie verlaufen könnte.

Aber so gesehen hatten sie auch immerhin eine Sorge weniger, denn gemeinsam betraten sie den Helikopter und setzten sich schweigend auf ihre zugewiesenen Sitze.
 

Bruce tauschte einen Blick mit Tony aus und das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wagte er es vor Erleichterung, Hoffnung und Glück zu lächeln, als die Rotoren des Helikopters schwermütig anfingen sich zu drehen und sie langsam aber sicher dieses Hochsicherheitsgefängnis hinter sich ließen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück