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Snake Charmer in Training

Momoshiro/Kaidoh
von

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Es war zum Verzweifeln, dachte sich Momoshiro nicht das erste Mal in den letzten Tagen, aber tun konnte er gegen seine momentane Situation auch nichts.
 

Unter gewissen Umständen hätte er sich sogar gefreut, dass er während der Schulzeit eine Art Auszeit genießen konnte, aber nicht wenn er Pflichten nachzukommen hatte. Und nicht wenn er eine ganz bestimmte Person damit nur noch wütender auf ihn machte.
 

Nachdem kleinen Unfall den seine Nase betraf, kam am selben Tag noch hinzu, dass sich der Schmerz in seiner angeschlagenen Schulter weiter verstärkt hatte und er sich am Abend schließlich im Krankenhaus wiederfand, weil ihn seine Mutter trotz aller Versicherung, dass es nicht so schlimm sei, dorthin gezerrt hatte. Das Ergebnis war, das er sich eine Entzündung im Gelenk zugezogen hatte, was bedeutete das sich der Heilungsprozess damit unterbrochen sah und ihm erneut strengste Ruhe verordnet wurde was seinen Arm anbelangte.
 

Seine Nase war somit das kleinste Problem, aber es reicht dennoch aus, das seine Mutter kurzum beschlossen hatte, ihn erst dann wieder in die Schule zu lassen, wenn er soweit genesen wäre, dass es nichts mehr zu befürchten gab.
 

Und nun lag er hier, gelangweilt und fern seines sonst üblichen Umfeldes, auf dem Bett das sich im Gästezimmer seiner Tante befand.
 

Es war nicht so, dass er sie nicht mochte. Sie war eine überaus freundliche Person und hatte ihn mit Freuden aufgenommen. Außerdem kümmerte sie sich gut um ihn, damit es ihm so schnell wie möglich wieder besser ging.
 

Sein Aufbruch war aber derart eilig beschlossen worden, dass ihm keine Zeit gegeben war seine Abwesenheit seinen Freunden zu erklären.
 

Auch Kaidoh nicht.
 

Seine Mutter hatte ihm versichert, dass sie ihn in der Schule entschuldigen würde, aber das war ihm einfach zu oberflächlich. Er hatte Echizen noch eine SMS geschrieben auf dem Weg hier her, als ihm sein Handy auf eine geringe Akkuleistung verwiesen hatte und ihm daraufhin bewusst wurde, das er sein Ladekabel nicht mit eingepackt hatte.
 

Er konnte nur hoffen, dass die Nachricht ihr Ziel noch erreicht hatte, bevor sein Telefon den Geist aufgab.
 

Und auch wenn er sonst das Faulsein begrüßte, so war es ihm momentan einfach zu ungelegen, ob all der Dinge in seinem Kopf die er gern bereinigen wollte.
 

Doch so wie es aussah hatte er noch eine Weile auszuharren. Der Gedanke was er dann alles an Schulstoff nachzuholen hatte, brachte ihm jetzt schon Kopfschmerzen.
 

Und da er gerade wirklich nichts zu tun hatte, weil er auch kaum etwas tun durfte, griff er schließlich zu einem Buch, das seine Aufmerksamkeit erregte, als er es bei seiner Tante im Regal hatte stehen sehen. Dass er es heimlich mitgenommen hatte, weil es ihm schon etwas peinlich war damit erwischt zu werden, musste ja niemand wissen.
 

Frauenromane waren eindeutig unmännlich.
 


 

***
 


 

Gut zwei Wochen waren vergangen, und seine Verletzung schien soweit abgeklungen, dass er seinen Arm nicht mehr in einer Schlaufe tragen musste. Dennoch riet man ihm in der ersten Zeit weiter zu Vorsicht.
 

Nur um ganz sicher zu gehen.
 

So sehr sich Momoshiro auch freute, das er nun keine allzu großen Probleme mehr mit seiner Schulter hatte, so war der Drang endlich wieder zurück zu fahren doch um einiges stärker, als seine Freude. So dass es ihm gar nicht schnell genug damit gehen konnte. Zu seinem Ärgernis dauerte es dennoch einen weiteren Tag, bis man ihn abholte.
 

Alles Zeit die er schon hätte sinnvoller nutzen können.
 

Er konnte nicht abstreiten das er nervöser wurde, je näher sie ihrem zu Hause wieder kamen.
 

Und es ließ das Vorhaben Kaidoh sehen zu wollen immer schwerer erscheinen.
 

Er hatte keine Ahnung wie Kaidoh auf ihn reagieren würde, würden sie sich erst einmal wieder gegenüberstehen. Er hatte viel über ihn nachgedacht in der letzten Zeit, was stets von diesem aufgewühlten Gefühl begleitet wurde. Auch jetzt hatte sich nichts daran geändert.
 

Eher im Gegenteil.
 

Momoshiro hatte sich so viele Worte zurechtgelegt, von denen er hoffte sie würde Kaidoh alles erklären und ihren Zwiespalt wenigstens etwas aufheben können. Er war so viele Szenarien in seinem Kopf durchgegangen, um irgendwie auf alles gefasst sein zu können, aber sicherer fühlte er sich trotzdem nicht.
 

Das Einbiegen in eine Seitenstraße die nicht weit von seinem Haus entfernt lag, ließ ihn erneut an dem Kloß in seinem Hals schlucken. Er hatte sich schon lange nicht mehr so aufgeregt gefühlt. Nicht mal vor einem großen Match war dieses flaue Empfinden derart prägnant.
 


 

Das erste was Momoshiro tat als er sein Zimmer betrat war sein Handy an das Ladekabel anzuschließen und nachzusehen, was sich über die letzten Tage darauf angesammelt haben könnte.
 

Er dauerte einen Moment, bis er das erste Signal vernahm, das ihn auf eine Nachricht hinwies, gefolgt von ein paar dutzend weiteren.
 

Man schien ihn ja wirklich vermisst zu haben.
 

Die erste SMS war die Antwort von Echizen auf seine kurze Erklärung, warum er erst einmal nicht mehr in der Schule würde erscheinen können.
 

Ein knappes „OK“ war zu lesen.
 

Momoshiro ging nun nach und nach die restlichen Meldungen durch, welche auch von anderen Mitgliedern aus des Tennisclubs stammten. Wie zum Beispiel Arai oder Horio.
 

Und alle samt ergaben keinen so rechten Sinn für ihn, dass er letztendlich einfach dazu überging Echizen anzurufen und ihn nach weiteren Details zu fragen. Was Momoshiro aber mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte war, dass sich das unwohle Gefühl in den letzten Minuten immens verstärkt hatte.
 


 

Fassungslos blickte Momoshiro auf Echizen, der vor ihm saß und trotz der Situation keine rechte Gefühlsregung auf seinem Gesicht wiedergab. Etwas das Momoshiro auch leicht verärgerte, war das was ihm Echizen gerade alles erzählt hatte doch einfach nur unfassbar gewesen.
 

Wie hatte die Situation in den letzten zwei Wochen nur solche Ausmaße annehmen können?
 

„Was willst du nun tun Momo-bucho?“, hörte er Echizen schließlich fragen, was ihn gleich noch etwas wütender machte.
 

„Nenn mich nicht so! Es gibt nur einen Captain verstanden?!“ Ungehalten ließ Momoshiro eine Faust auf die Tischplatte vor ihm aufkommen, was die zwei Gläser Orangensaft, die sich darauf befanden, kurz zum Vibrieren brachte.
 

Echizen zeigte sich jedoch weiter ungerührt und ging dazu über Karupin hinter den Ohren zu graulen, welcher dadurch in ein genüssliches Schnurren verfiel.
 

„Warum habt ihr ihn nicht abgehalten?“ Echizen unterbrach seine Streicheleinheiten. Nicht auf Grund von Momoshiros Frage, aber er machte sich dennoch die Mühe sie zu beantworten.
 

„Es war seine Entscheidung, und Kaidoh-senpai ist niemand der sich so einfach in etwas hineinreden lässt. Wenn er seine Entscheidung als richtig angesehen hat, dann sollte man es auch respektieren.“
 

Ein abfälliges Knurren von Momoshiro zeigte, dass dieser damit aber ganz und gar nicht einverstanden war.
 

„Diese Entscheidung beruht doch einzig und allein auf einem unglaublichen Missverständnis und nicht zu Letzt der völligen Ignoranz der Leute die doch keine Ahnung von Kaidoh haben!“
 

Wie konnten sie sich nur solch ein Urteil über ihn bilden, und ihn in solch eine ungerechte Lage zwingen?
 

Momoshiro fühlte den Ärger immer weiter in sich aufsteigen.
 

Er hätte einfach nicht in der Schule fehlen dürfen, dann wäre es nie so weit gekommen. Aber das Schlimmste war, das es erneut seine Schuld war, das man Kaidoh derart unfair zugesetzt hatte.
 

Er wusste das Kaidoh seine Position als Captain verdient hatte. Tetsuka hatte ihn selbst ausgewählt und das auch mit Recht. Und er wusste, dass Kaidoh nicht weniger stolz und bestrebt gewesen war den Namen und die Errungenschaften ihres Tennisclub auch in Zukunft in den Köpfen der Leute präsent zu halten.
 

Und nun das!
 

Er hatte sich schon selbst einige Gedanken gemacht gehabt, als er den Weg zu Echizen Haus zurückgelegt hatte. Und zuerst dachte er auch wirklich, das sich dieser mit ihm einen Scherz erlaubte, als er meinte das Kaidoh von seinem Amt als Captain zurück getreten sei und dazu auch noch das Team verlassen habe.
 

Warum sollte Kaidoh so etwas tun?
 

Und auch wenn er Echizens störrischen Gesichtsausdruck als normal empfand, als er über dessen Worte zu lachen begann, merkte er kurz darauf das wirklich etwas nicht stimmte.
 

„Du meinst das wirklich ernst, oder?“, hatte er ihn daraufhin unsicher gefragt und dessen Schweigen reichte aus das Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen.
 

Auf sein perplexes „Warum?“, hatte Echizen ihn darüber informiert, das sein plötzliches Fehlen in der Schule zu ein paar wilden Gerüchten geführt hatte, was den Grund für sein Fernbleiben betraf.
 

Anscheinend hatten sich ein paar Schüler ihre eigne kleine Gesichte zusammengeflickt, welche dann das ganze Chaos ins Rollen gebracht hatte.
 

Man hatte sich erzählt das Kaidoh der Grund sein musste, warum Momoshiro nicht mehr zur Schule kommen konnte. Und zwar deshalb, weil Kaidoh ihn in seinem eh schon verletzten Zustand trotzdem noch verprügelt hatte. Schließlich hatte man ihn mit blutiger Nase auf dem Boden des Clubhauses vorgefunden, kurz nachdem Kaidoh diesen verlassen hatte. Es gab dafür einige angebliche Augenzeugen, so hieß es. Doch damit nicht genug des dummen Geschwätzes. Auf einmal wurden Stimmen laut die zu wissen glaubten, das Momoshiros verletzter Arm auch Kaidoh zuzuschreiben sei, da dieser ihn ja schon immer in diverse Raufereien verwickelte, und das nur weil er Momoshiro einfach nicht leiden konnte. Es hieß das er seine Aggressionen wohl nicht mehr recht unter Kontrolle hatte halten können und ihm vorsätzlich den Arm gebrochen habe.
 

Man hätte es selbst von Momoshiro gehört das die Schlange Grund für diese Verletzung gewesen sei. Und irgendwie schien auf einmal jeder eine eigne Story über Kaidoh zu erzählen zu haben, selbst wenn man nur seinen Namen kannte oder ihn mal aus der Distanz zu Gesicht bekommen hatte. Jeder hatte eine Böswilligkeit parat die Kaidoh angeblich angestellt hatte.
 

Diese ganze Geschichte an sich war schon mehr als schwachsinnig, aber der wahre Grund warum Kaidoh schließlich den Club verlassen hatte war der, das sich durch diese Gerüchte auch niemand der neuen Unterschüler mehr traute der Tennismannschaft beitreten zu wollen, aus Angst vor Kaidoh und seinen Gewaltattacken.
 

Wer wollte sich schon freiwillig einen Arm brechen lassen?
 

Selbst Mitglieder aus dem jetzigen zweiten Jahr blieben dem Training fern, da sie sich nicht trauten unter Kaidohs Führung trainieren zu müssen.
 

Und ja, es mochte stimmen das er und Kaidoh sich öfter in den Kragen gingen, aber nie war es zwischen ihnen wirklich eskaliert.
 

Es waren einfach nur Raufereien unter Rivalen, nichts weiter.
 

Und nur weil Kaidoh der eher unsoziale Typ war hieß das noch lange nicht, dass er einzig und allein aus Aggressionen bestand.
 

Es hatte auch nichts gebracht das die, die Kaidoh wirklich kannten versucht hatte etwas zu retten, wurde ihr Einsatz doch nur damit begründet, das sie entweder Angst vor ihm hatten oder eben nur an ihren eh schon so arroganten Club dachten.
 

Und nun war das Unheil angerichtet und Momoshiro fühlte sich so ungemein schlecht und schuldig.
 

Ein in letzter Zeit recht bekanntes Gefühl musste er sich zugestehen.
 

Über die letzten Wochen hatte er Kaidoh mehr Kummer bereitet, als über die Zeit die sie sich nun schon kannten und es schmerzte daran zu denken, wie Kaidoh sich nach all dem nun fühlen musste.
 

Das dieser nicht der Typ war auf das Wohlwollen anderer Wert zu legen, das stand außer Frage. So verwunderte es auch nicht, dass dieser selbst kein Wort zu all dem verloren hatte und am Ende das tat, was er für das einzig Richtige gehalten hatte.
 

Kaidoh wollte dem Club nicht weiter Schaden und war deshalb zurück getreten. Dem war sich Momoshiro sicher.
 

„Verdammt!“ Momoshiro wusste sich und seine momentane Gefühlslage nicht anders auszudrücken. Was sollte nun werden? Irgendetwas musste getan werden, soviel war klar.
 


 

***
 


 

Der nächste Tag startete für Momoshiro mit dem Erwachen aus einen ungemein aufwühlenden Traum, der ihn sich auch jetzt noch reichlich mitgenommen fühlen ließ. Es hatte lange gedauert, bis er erst einmal eingeschlafen war, doch war seine Nachtruhe alles andere als erholsam gewesen. Die Schuldgefühle wogen vor diesen zwei Wochen an Abwesenheit schon schwer, aber nun schienen sie ihn geradezu zu erdrücken.
 

Momoshiro wusste das seine Rückkehr in die Schule kein Leichtes für ihn werden würde. Allein schon wegen dem Gedanken Kaidoh dort begegnen zu können. Dabei wollte er nichts anderes als ihn sehn, und ihm sagen, endlich sagen, das es ihm leid tat. Dass er nichts davon gewollte hatte und das er nicht wollte, das sie einander einfach nicht mehr kennen sollten. Er wollte ihm sagen, dass er diese Gerüchte wieder aus der Welt schaffen würde, und dass er als Captain des Tennisteams wieder zurückkehren sollte. Und das es ohne ihn…
 

Er wollte ihn einfach nicht verlieren, egal ob als Feind oder Rivalen. Ob als Teamkamerad oder Captain.
 

Er wollte ebenso die Illusion nicht verlieren, das sie beide vielleicht irgendwann auch so etwas wie Freunde hätten sein können.
 

Er hatte sich schon öfter mit diesem Gedanken befasst, und seit dem Tag als sie beide ihr Amt von Tetsuka und Oishi übergeben bekommen hatten, war dieser Gedanke nicht mehr ganz so unwirklich erschien. Es hatte in seinem Kopf durchaus etwas, das ihn in eine heitere Stimmung versetzen konnte. Deshalb hatte er sich auch dazu entschlossen gehabt Kaidoh auf seinem Ausflug zu begleiten. Was letztendlich aber den wohl größten Fehler seines derzeitigen Lebens darstellte.
 

Mit dieser einen eigennützigen Entscheidung hatte er Kaidoh kontinuierlich Schaden zugefügt und sich selbst sämtliche Hoffnungen, sich mit Kaidoh richtig anfreunden zu können zerstört.
 

Erneut knurrte Momoshiro über seine Gedankengänge, als ihm der egoistische Teil seines Nachdenkens bewusst wurde.
 

Er sollte nicht darüber jammern was er nun für sich verloren hatte, sondern was er tun konnte um Kaidohs Namen wieder von all dem unberechtigten Schmutz zu befreien, den er über ihn gebracht hatte.
 

Das Klopfen an seiner Zimmertür und die Stimme seiner Mutter die ihn darauf verwies, dass er sich beeilen sollte, um nicht zu spät zu kommen, ließen Momoshiro sich aufrichten und mit trägen Schritten das Badezimmer anstreben.
 

Wie konnte er das alles nur wieder gut machen? Die Option, dass es schon längst zu spät war, wollte er einfach nicht zulassen. Was er aber mit Genauigkeit sagen konnte war, dass er Kaidoh sehen wollte. Unbedingt.
 


 

Nun wo sein Arm wieder vollkommen in Ordnung war, konnte Momoshiro seinen Schulweg wieder mit dem Rad zurücklegen und er war froh das Echizen ihn wie üblich begleitete. Es gab ihm eine gewisse Art von Sicherheit, dass er nicht allein in der Schule auftauchen musste. War er sich sicher, dass man ihn ein ausreichendes Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen würde.
 

„Sag Echizen, hast du die Gerüchte auch nur für einen Moment geglaubt die man über Kaidohs Verhalten mir gegenüber erzählt hat?“ Diese Frage kam Momoshiro plötzlich in den Sinn und wie so oft sprach er auch einfach aus was ihm einfiel. Nichts desto trotz, interessierte ihn Echizens Antwort darauf, sollte sich dieser dazu herablassen.
 

„Sag Momo-Bucho, kennst du die Geschichte von der Frau die sich einreden ließ man könnte durch das Baden im Meer von einem Fisch schwanger werden?“
 

„Huh?“
 

„Verrückt, oder?“
 

Nicht wirklich sicher wie er Echizens Worte zu deuten hatte, blieb es erst einmal still zwischen ihnen, während sie ihrem Ziel immer näher kamen.
 

Das mulmige Empfinden das Momoshiro schon seit dem Erwachen zu schaffen machte, verstärkte sich abrupt sobald sie auf dem Schulgelände angelangten und sich die ersten neugierigen Blicke und leises Getuschel bemerkbar machten, als man Kenntnis von ihm genommen hatte.
 

Versucht ungerührt legte er mit Echizen den Weg zum Clubhaus zurück welches, wie zu erwarten, verschlossen war. Auch sonst war keiner in der Nähe der Trainingsplätze zu sehen.
 

Noch immer schweigend schloss Momoshiro die Tür auf und betrat den leicht dämmrigen Raum.
 

Es hatte sich nicht verändert, außer…
 

Kaidohs Fach war leer.
 

Kein Anzeichen das es je von jemanden benutz worden war. Selbst das Namensschild war verschwunden. Momoshiro konnte sich dem wehmütigen Gefühl, das er bei diesem Anblick in sich aufkommen spürte nicht widersetzen, und ohne das es ihm bewusst war kam ihm Kaidohs Namen in einem leichten Flüstern über die Lippen.
 

Jedoch hielt dieser sinnierende Moment nicht lange, vernahm er plötzlich die überraschte aber auch erfreute morgendliche Begrüßung einiger älterer Mitglieder, die ihn gleich Umrundeten und sich nach seinem Befinden erkundigten. Auch Arai gesellte sich nun zu der Truppe hinzu, welcher über die letzten beiden Wochen der vorübergehende Captain sein durfte.
 

„Momoshiro-Bucho.“ Arais Stimme war etwas unsicher als er Momoshiro ansprach, was auch an den anderen Mitgliedern nicht vorüberging und das Geraune von Stimmen verebbte.
 

„Ich bin nicht der Captain, sondern der Stellvertreter.“, merkte Momoshiro ernst an, was die anderen etwas betrübt in die Runde blicken ließ.
 

„Ich habe nicht vor Kaidoh einfach so abzulösen. Mir ist bekannt, was in meiner Abwesenheit passiert ist, aber um eines richtig zu stellen, nichts davon entspricht auch nur annähernd der Wahrheit! Ich hoffe ihr habt euch nicht durch solche schwachsinnigen Gerüchte ebenso aufwiegeln lassen. Jeder von euch sollte Kaidoh gut genug kennen um zu wissen, dass er trotz seiner mürrischen Art, so etwas nicht tun würde. Deshalb möchte ich euch eindringlich bitten mich bei meinem Vorhaben, diese Sache wieder zu richten, zu unterstützen.
 

Natürlich steht es jedem frei es anders zu sehen, aber ich werde ihn nicht so einfach aufgeben.
 

Unser Team braucht Kaidoh einfach.“
 

Es verging ein kurzer Moment in dem es aussah als würde niemand etwas dazu sagen wollen, bis sich Arais Gesichtszüge aufhellten und er Momoshiro versicherte, dass er auf ihn zählen könne. Und es zeigte sich das Arai nicht der einzige war der ihm beipflichtete und damit Momoshiro schon einmal eine gewisse Last von den Schultern fiel.
 


 

Seine Rückkehr zog wie zu erwarten einige neugierige fremde, wie auch bekannte Mitschüler an. Momoshiro war klar, dass die Frage nach seinem Befinden von den Meisten nur oberflächlicher Höflichkeit zuzuschreiben war und es die wenigsten tatsächlich interessierte, wie es ihm wirklich ging.
 

Obwohl er um die ausschweifenden Gerüchte wusste, so hatte niemand auch nur ein Wort über Kaidoh an ihn verloren. Dennoch ging das Gewisper im Hintergrund nicht an ihm vorbei, wenn man sich darüber austauschte, das er derjenige sei der von Kaidoh Kaoru so übel zugerichtet worden war, das er sogar der Schule fern bleiben musste.
 

Momoshiro spürte wie die Wut über diese Lügen ein merkliches Pulsieren in seinem Kopf verursachte. Und gerade als er sich darüber Luft machen wollte, das dieses ganze Gerede über Kaidoh purer Schwachsinn sei, läutete die Schulklingel und der Schwarm an Schülern löste sich augenblicklich auf und verschwand in den Gängen und Zimmern.
 

Jedoch flammte das Flüstern sofort wieder auf, als er seinen Klassenraum betrat und man ihn mit interessierten Blicken verfolgte, als er seinen Platz aufsuchte.
 

Es widerte ihn wirklich an.
 

Das Eintreten des Klassenlehrers brachte vorerst Ruhe, doch fühlte sich Momoshiro alles andere als ruhig. „Momoshiro-kun, es freut mich das du wieder zu uns gefunden hast. Ich hoffe du bist soweit wieder in Ordnung?“, hörte er Nowaki-sensei fragen, der ihn mit einem, für Momoshiro etwas zu mitleidigen Lächeln bedachte.
 

Glaubte hier eigentlich jeder, was über Kaidoh und ihn erzählt wurde?
 

„Sensei, ich habe etwas zu sagen.“ Momoshiro wusste das er einen ersten Schritt zu machen hatte, um gegen diese Gerüchte zu steuern, und dies schien ihm ein passender Moment.
 

„Uhm…bitte Momoshiro-kun, wenn es dir wichtig ist.“
 

Damit erhob sich Momoshiro und trat an das Pult neben Nowaki-sensei der, wie auch alle anderen der Klasse, gespannt auf ihn schaute.
 

Kurz atmete Momoshiro noch einmal durch, um sich etwas von seinem anhaltenden Ärger zu distanzieren, bevor er sein Anliegen vorbrachte.
 

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass nach meiner Abwesenheit einige Dinge aufgekommen sind, die mich und meinen gesundheitlichen Zustand betrafen, beziehungsweise was den Grund dafür darstellte.
 

Ich stehe hier um endlich Eines klar zu stellen, Kaidoh Kaoru war weder die Ursache für meine Verletzungen noch hat er es verdient so niedrig von euch eingestuft zu werden. Niemand von euch könnte ihm das Wasser reichen, wenn es darum geht Disziplin und Ausdauer zu beweisen.
 

Es ist eine Schande, das er von Leuten verurteilt wird die ihn nicht einmal richtig kennen, nur weil man irgendeinen Schuldigen sucht, um solch einem Gehetzte auch ein Ziel zu geben.
 

Das ich verletzt war, war einzig und allein meine Schuld und vor allem meiner eigenen Dummheit zu verdanken. Ich hatte es zu verantworten, dass ein harmloser Ausflug darin endete, dass ich und auch Kaidoh selbst im Krankenhaus landeten. Das Gefühl als man mir sagte, was mit ihm hätte passieren können, nur weil er mich mit gebrochenen Rippen mit sich geschleppt hatte, war eines der Schlimmsten die ich je verspürt habe.
 

Es steht also niemanden zu ihn für irgendetwas zu verurteilen, nur weil man ihn nicht kennt. Oder weil seine grantige Art angeblich alles beweisen würde.
 

Also sollte ich noch irgendjemanden von euch schlecht über ihn reden hören, dann hat diese Person mit Konsequenzen zu rechnen! Ich hoffe ich habe mich klar genug ausgedrückt?!“
 

Momoshiro wartete auf keine Reaktion als er sich auch schon wieder zu seinen Platz begab und sich hinsetzte.
 

Die Stille im Raum lag noch einen Augenblick über den Personen die sich darin befanden, als Nowaki-sensei sich seinen Schülern wieder zuwandte und diesmal ein ehrliches Lächeln zu Momoshiro schickte.
 

„Ich denke Momoshiro hat seinen Standpunkt deutlich gemacht und ich hoffe ebenso, dass seine Worte die, die es betrifft zum Nachdenken gebracht hat. Es ist schön zu sehen, wenn jemand für einen Freund so einsteht. Trotzdem möchte ich dich bitten deine erwähnten Konsequenzen gewaltfrei zu verteilen Momoshiro.“
 

Momoshiro war etwas überrascht über Nowaki-senseis Worte, hatte er viel mehr damit gerechnet, das man ihn zurechtweisen würde den Unterricht nicht für seine privaten Anliegen zu unterbrechen. Auf der anderen Seite war er jedoch dankbar für die Unterstützung und den Zuspruch seines Lehrers, auch wenn die Tatsache das er und Kaidoh keine Freunde waren erneut zu schmerzen wusste.
 

Dennoch hoffte er, dass er schon einmal bei ein paar Leuten hier etwas bewirkt hatte und sie wieder davon abkommen würden sinnlose Anschuldigungen zu verbreiten und aufzuputschen.
 


 

Es waren noch gut 10 Minuten bis zur Mittagspause, in welcher Momoshiro sich vorgenommen hatte Kaidoh aufzusuchen. Er hatte keine Ahnung was ihn erwarten würde, sollte er ihn finden.
 

Aber er musste unbedingt mit ihm sprechen.
 

Es war ihm egal, ob er vor der gesamten Schule um Entschuldigung bitten müsste, für das was vorgefallen war. Kaidoh sollte einfach wissen, dass er so etwas nicht gewollt hatte. Wie auch all die anderen Schwierigkeiten die er verursacht hatte.
 

Er musste es endlich loswerden.
 

Mit merklich erhöhtem Herzschlag nahm er die Pausenklingeln wahr und verschwendete keine Zeit, wollte er sein gefasstes Ziel ohne weitere Verzögerung in Angriff nehmen.
 

Kaidohs Klassenzimmer war nicht weit von dem seinen entfernt, doch als er seinen Blick über die darin befindlichen Schüler schweifen ließ, konnte er ihn nicht ausmachen. Momoshiro war sich der Blicke mit denen man ihn bedachte bewusst, aber er ignorierte sie. Stattdessen ging er auf eine Gruppe sich unterhaltender Schüler zu, die ihr Gespräch bei seinem Erscheinen zum Erliegen brachten.
 

„Wo ist Kaidoh?“, fragte er ohne Umschweife, worauf sich die Befragten schweigend Seitenblicke zuwarfen, was ungemein an Momoshiros Vorhaben zerrte, nicht sofort die Geduld zu verlieren, war er sich schon klar darüber was diese Geste mitteilen sollte.
 

„Keine Ahnung, vielleicht hat er uns allen endlich den Gefallen getan und hat das Weite gesucht. Oder besser noch; er hat mal eine nötige Abreibung von jemanden bekommen.“ Das hämische Lachen, das auf diese Aussage von dem Redner her folgte, und auch ein paar der anderen Befragten zum Grinsen animierte war alles was Momoshiro brauchte, um seiner Rage freien Lauf zu lassen. Ohne weiter darüber nachzudenken, traf seine Faust den Unterkiefer des Rädelsführers der haltlos nach hinten taumelte und schließlich zu Boden ging. Erschrocken über diesen Akt wischen die anderen der Gruppe etwas zurück, als Momoshiro dazu überging mitzuteilen jeden, der noch einmal etwas Schlechtes über Kaidoh erzählen würde, genau das gleiche anzutun.
 

Und bevor er das Zimmer wieder verließ, stellte er auch hier noch klar, das an all den schwachsinnigen Gerüchten, was ihn und Kaidoh anging nichts dran war. Und er musste es ja schließlich wissen.
 

Leider zog sein grobes Handeln mit sich, das er an der Tür schon von einem herzugeholten Lehrer empfangen wurde, der ihn ohne Zögern mit den Folgen seiner Tat konfrontierte und es Momoshiro somit nicht mehr möglich war seine Suche nach Kaidoh weiter fortzusetzen.
 

Somit verging ein Schultag, ohne dass er Kaidoh auch nur zu Gesicht bekommen hatte und dieses Resultat schlug sich deutlich auf seine Stimmung nieder. Als derzeitiger Captain des Tennisteams war es ihm auch nicht möglich nach der Schule abzuwarten, ob er Kaidoh beim nach Hause gehen würde abfangen können, hatte er sich doch gleich auf den Weg zum Clubhaus zu machen.
 

Aber vielleicht hatte er ja morgen Glück.



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