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Der Schwarze Weg des Shinobi

von

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Vorbereitung

„Wo gehst du hin?“
 

Sasuke sah seinen ältesten Sohn vor Schreck zucken.

Zuko hatte, nachdem Kushina Gott sei Dank in Sicherheit gewogen wurde, merkwürdig gewirkt und jetzt wusste der Uchiha, dass er sich nicht geirrt hatte.

Sayaka und Kouji übernachteten bei Naruto und Sakura, da sie bei Rayo bleiben wollten, um Kushina zu überwachen. Inoya lag im Krankenhaus und wurde von Ino wieder auf Vordermann gebracht und auch Obito und Rin hatten sich vom Kampf erholt.
 

Und jetzt, wo sich das Feuer anscheinend wieder gelegt hatte, versuchte Zuko sich rauszuschleichen.
 

Der ultimative Bändiger drehte sich um und blickte in die schwarzen Augen des Uchihas, der ihn berechnend und fordernd anblickte, dabei allerdings nicht misstrauisch wirkte.

Innerlich musste Zuko darüber schmunzeln, denn egal was passierte, sein Vater dachte wirklich nie schlecht über ihn, was auch immer er tat.

Es war, als würde er ihm wirklich bedingungslos vertrauen.
 

„Ich schleiche mich nicht raus.“, stellte er dennoch klar.

„Aber der heutige Tag war merkwürdig, Papa. Irgendwelche Typen wollten nicht nur Kushina mitnehmen, sondern außerdem Kouji töten. Und so langsam habe ich Angst, dass unser Leben völlig aus den Fugen gerät.“

Sasuke schluckte, zeigte nicht die bittere Unsicherheit in seinem Inneren pulsieren, denn auch wenn er lange Zeit die Augen schließen konnte, so schien es tatsächlich nun an der Zeit zu sein.
 

„Papa… Du und Mama, ihr scheint beide eine heftige Vergangenheit zu haben. Das weiß ich und ich werde euch nicht dazu zwingen oder überreden, es mir zu verraten. Aber ich brauche Zeit mit meinem Team, um Strategien zu entwickeln, denn das, was mit Kushina geschehen ist, wird nie wieder passieren.“

Zuko meinte es absolut ernst und wollte nie wieder ertragen müssen, jemanden zu verlieren, noch weniger die jüngeren Ninjas.

„Du hast Recht.“, gab der Uchiha zu.

„Es gibt viele Dinge, die ihr nicht wisst. Und ich finde, wir sollten uns alle mal unterhalten. Deine Geschwister, du und ich. Allein.“

Über diese Worte blinzelte der Bändiger verwirrt und legte den Kopf leicht schräg.

„Was ist mit Mama?“, fragte er forschend, worauf der Ältere nur eine Hand in die Hosentasche vergrub und kurz hoch in die Leere schaute, als wäre er in Gedanken.

Sasuke musste sich eingestehen, dass die Zeit nun gekommen war.

Zuko musste es erfahren, bevor andere es ihm erzählen würden und er wäre derjenige, der ihm die Wahrheit sagt.
 

„Ich würde gern allein mit euch dreien reden.“, meinte er schließlich.
 

„Aber erst in zwei oder drei Wochen. Die letzten Ereignisse müssen erst abklingen und was auch immer geschieht, mein Sohn, lass dich nicht täuschen. Nie. Von niemandem.“

Zuko blinzelte einige Male über diese wirklich ernst klingenden Worte und fragte sich…

Wieso?

Wie kam sein Vater darauf, ihm genau das genau jetzt zu sagen?

„Auch von dir selbst nicht, Zuko.“, beendete er seinen Satz, ohne dass Zuko wissen konnte, wie groß die innere Panik in seinem Vater war.
 

„Keine Sorge, Papa. Zwar besitze ich wegen meiner Bändigerkräfte kein Sharingan, aber ich trage dennoch das Uchiha Blut in mir. Mich kann man nicht so einfach täuschen.“

Ein Donner schmetterte einen drückenden Schmerz gegen Sasukes Herz und beinahe wäre Sasuke zusammengezuckt, als Zuko ihn mit seinen Worten eigentlich beruhigen wollte.

„Bis später, Papa. Ich bring dir auch Tomaten mit, wenn ich komme.“, lächelte der 18 Jährige, wissend, dass der ältere Uchiha Tomaten vergötterte.
 

Nein, wollte Sasuke eigentlich sagen.

Bleib. Bleib zu Hause, es ist zu gefährlich da draußen!
 

„Hn. Du weißt, dass ich Obito, Rin und dir vertraue. Aber verlasst unter keinen Umständen Konoha-gakure, nähert euch am besten der Grenze gar nicht.“

„Klar doch.“, verstand Zuko ihn natürlich und winkte zum Abschied, ließ den Jonin allein zurück, ohne zu wissen, was für ein Durcheinander in ihm herrschte.
 

Die Tür war längst geschlossen, doch Sasuke stand noch immer da, schaute starr zum dunklen Holz, als würde der Bändiger noch immer vor ihm stehen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit lief Sasuke zurück, taumelte mehrere Schritte, bevor er sich auf der weißen Couch niederließ.

Sasuke atmete tief aus, fühlte sich auf gewisse Weise ausgelaugt, als er dann das Gesicht in seinen Händen vergrub und still seinen Ängsten freien Lauf ließ.

Ängste, die ihn nur selten so sehr mitnahmen wie heute.
 

„Wenn ich doch nur dein leiblicher Vater wäre...“, flüsterte er.

Sasuke hatte Zuko von Anfang an als leibliches Kind akzeptiert. Er war sein ältester Sohn und würde für immer etwas besonderes sein, es war kein Blut nötig, um eine Bindung zwischen ihnen zu schaffen.

Aber für Zuko…

Nur, um ihm diese Offenbarung zu ersparen, wünschte sich der Uchiha, sogar mit dieser Schlampe Karin eine Nacht verbracht zu haben, wenn es bedeutete, dass Zuko geboren wird.

Alles, er würde alles tun, wenn es bedeutete, seinem Sohn das zu ersparen.
 

Etwas nasses brannte in Sasukes Augen, als er von seinen Ängsten konfrontiert wurde.

Das Leben seiner Familie war über so viele Jahre problemlos verlaufen, es gab keine gravierenden Schwierigkeiten oder Gefahren, die ihm Angst einflößten-

Zwar wusste er immer, dass es irgendwann so weit kommen würde, doch jetzt, wo der Zeitpunkt zum Greifen nah war, fühlte er wahre Verzweiflung.

Bittere, kalte Verzweiflung aus Angst, dass Zuko ihn für alles hassen würde…
 

Denn schließlich hatte er mit seinen eigenen Händen seinen… Erzeuger getötet.

Sicher, er hatte jedes Recht dazu gehabt und vielleicht würde Zuko ihn auch dafür verstehen, wenn er erfahren würde, was seinen Eltern alles angetan wurde.

Aber das war Sasukes größte Sorge.

Niemals könnte er seinem Sohn diese Last zumuten und ihm erzählen, dass sein Erzeuger alles getan hat, um Team 7 zu zerstören.

Dass dieser Mann seine Mutter verraten, gejagt, geschlagen und vergewaltigt hat.

Sasuke wusste, dass Zuko ihm verzeihen würde, dessen Erzeuger getötet zu haben, aber zu welchem Preis?

Der Bändiger würde sich schrecklich fühlen und ein großer Teil in ihm würde wahrscheinlich sterben, wenn er diese grausame Wahrheit erfahren würde.

Und zu dem Preis, nur um den Mord zu entschuldigen, wollte Sasuke keine Vergebung von dem 18 Jährigen.
 

Sasuke bemerkte nicht seine Frau, die die Treppen runter gestiegen war, als sie bemerkt hatte, dass die linke Bettseite leer war und seine Wärme fehlte. Aus dem Grund hatte sie sich ihren weißen Morgenmantel übergezogen und das Wohnzimmer angesteuert, wo sie auch schnell ihren Mann auffinden konnte.
 

Ihre Augen weiteten sich leicht, als sie sah, wie er einsam und verlassen vor sich dasaß, das Gesicht in den Händen vergraben und seine gesamte Haltung fast schon besiegt.

Augenblicklich machte sich Sorge bei ihr breit und die Bändigerin lief zu ihm, konnte sich nicht vorstellen, was ihn zu mitnehmen könnte.

„Sasuke..?“
 

Als er ihre Stimme vernahm, schaute er auf und Onyx kollidierte mit Eis. Sera erkannte hunderte Emotionen in seinen Augen, sah durch die Art, wie einsam und verlassen er dasaß, wie verzweifelt und verbittert er war.

Zwar vergoss der Shinobi keine Tränen, doch in seinem schwarzen Blick schien es kalt zu regnen und Sera legte sofort ihre Hände an seine Wangen, schaute voller Sorge zu ihm.

Die Bändigerin kniete vor seiner sitzenden Gestalt und musterte ihn ruhig, wollte ihn erst nicht drängen und wartete geduldig darauf, dass er zu sprechen begann.

Sein Blick hielt und für mehrere Minuten sagte keiner der Ninjas keinen Ton und Sera versuchte, ihn zu lesen und herauszufinden, was geschehen war.
 

Es war nicht der Selbsthass, der ihn nach all den Jahren, wenn er von Alpträumen verfolgt wurde, plagte, noch war es der Rächer, der sich manchmal in seine Persönlichkeit schleichen konnte-

Zuko…

Ob etwas mit dem jungen Bändiger vorgefallen war?
 

„Er ist mein Sohn...“

Vier Worte verließen seinen Mund mit einer Stimme, die so besitzergreifend, aber gleichzeitig bittend, verzweifelt, ja fast schon flehend klang, dass es Seras Herz zum Hämmern brachte. Er schaute ihr intensiv in die Augen, ergriff ihre kleinen Hände an seiner Wange mit seinen großen, wirkte unschuldig, kindlich, als er mit brüchiger Stimme fortfuhr.

„Er ist mein Sohn.“, wiederholte er brüchig und kaputt, festigte seinen Griff um ihre Hände. Kurz schloss er seinen schwarzen Blick und sammelte sich, kämpfte gegen die kalten Tränen an, die sich in seine Augen brannten, bevor er sie wieder öffnete und sie anschaute.
 

„Ich liebe ihn, Sera.“
 

Seine Worte tränten vor Ehrlichkeit und Seras Blick wurde weicher, als sie ihm dann ein kleines Lächeln schenkte.

„Ich weiß.“, hauchte sie liebevoll.

„Ich weiß, Sasuke. Er liebt dich auch über alles.“

Sasukes Blick zuckte bei ihren Worten, wirkte allerdings nach wie vor kaputt, was die Bändigerin unzählbare Emotionen empfinden ließ.

Im nächsten Moment spürte er schlanke Arme seinen Nacken umschlingen und bevor er sich versah, hatte auch er ihre Mitte umschlungen und seine Frau in eine feste Umarmung an sich gezogen. Sera umarmte ihn fest, gab ihm Halt und Sicherheit, was er nach den letzten Tagen dringend gebraucht hatte.
 

Sie setzte sich neben ihn , drückte ihn an sich und strich mit ihren Fingen über sein Haar, massierte beruhigend seine Kopfhaut, ohne viele Worte sprechen zu müssen.
 

„Hab keine Angst. Er ist unser Sohn und liebt dich sehr, Sasuke. Es wird alles gut.“, wisperte ihre sanfte Stimme durch die Dunkelheit, die durch sanfte Mondstrahlen angebrochen wurde.

Nach einiger Zeit lag er auf ihren Schoß, die dunklen Augen geschlossen, während sie mit ihren Fingern über Gesicht und Haar des Uchihas strich, ihn damit beruhigte, während sie sanft und beruhigend auf ihn einsprach.

„Es wird alles gut. Wir haben alles unter Kontrolle, wir werden nicht wieder unglücklich. Sasuke, wir lieben dich alle, mach dir keine Sorgen...“
 

Sera wiederholte diese Worte immer und immer wieder, streichelte ihren Mann, bis sie seinen gleichmäßigen, tiefen Atem hören konnte. Der Uchiha war nach mehreren Minuten in den Schlaf abgedriftet und Sera wartete für längere Zeit, um sicherzugehen, dass er nicht schlecht träumte. Sie weckte ihn auch nicht, um sich mit ihr in ihr gemeinsames Bett zu legen, sondern blieb sitzen und lehnte sich zurück, wollte seinen Schlaf auf keinen Fall unterbrechen.

Ihr Blick schaute in die Leere und sie dachte an ihre Kindheit, als sie mit Gyatsu und Zuko sich jeden Sonntag verabredeten, um entweder Essen zu gehen oder ein Picknick zu haben.
 

Sie dachte daran, dass es nichts gab, das böse geboren wurde.

Sie dachte daran, dass jeder kämpfen musste, um sein Glück wiederzufinden.
 

Und jetzt, nach so vielen Jahren, müsste Team 7 wieder blutige Kämpfe führen, um ihre Familien zu beschützen. Sera müsste töten, Blut vergießen.

Und so ungern Sera das Leben eines Menschen nahm, so konnte sie keine Rücksicht auf solche Luxusgedanken nehmen.
 

Jeder, der ihrer Familie mit bösen Absichten zu nahe kommen würde, würde sein Leben verlieren.
 

Sera Masumi würde jeden töten, der Gefahr bedeutete.

Ohne mit der Wimper zu zucken…

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„Hey...“

Als Kushina ihre Augen öffnete, spürte sie ein schweres, brechendes Gefühl, das ganz besonders gegen ihren Bauch drückte. Orientierungslos und verwirrt blinzelte sie, ihre Lider schwerer als Blei und ihre Gedanken ein taubes Wirrwarr, das gerade so Rayos Stimme erkennen konnte.

„Shina, endlich bist du wach..!“
 

Augenblicklich hastete Rayo zu ihr, legte seine Hand an ihre Stirn und untersuchte sie, atmete erleichtert aus, als er erkannte, dass Temperatur, Puls und Sauerstoff stabil zu sein schien.

Über ihre Stirn sendete er sein heilendes Chakra in ihren Körper, woraufhin Kushina ihre lilafarbenen Augen schloss, dabei sein warmes, prickelndes Chakra und die Nähe ihres älteren Bruders aufsaugte und genoss.

Gott, was war nur mit ihrem Bauch los? Kushina hatte das Gefühl, als würde sie eine Tonne wiegen, echt jetzt!
 

„Was ist… passiert?“

Ja, sie erinnerte sich ganz genau an die Geschehnisse und hatte nicht vergessen, dass einer der Angreifer Kouji mit dieser komischen Granate bewerfen wollte…

„Hat Kouji den Angreifer besiegt? Was ist mit den anderen-“

„Du hast dich vor ihm gestellt, um ihn zu beschützen, erinnerst du dich?“

Kushina nickte, ihre lila Augen schwer mit Müdigkeit und Verwirrung.

„Kushina… Als die Chakrabombe dich getroffen hat, hat dein gesamter Organismus… gestoppt.“
 

Die Uzumaki blinzelte und runzelte die Stirn, musste diese Worte erst einmal realisieren.

Ja, sie erinnerte sich daran, von diesem runden Teil getroffen worden zu sein. Kushina war so voller Sorge um ihren Freund gewesen, dass sie gar nicht nachgedacht hatte, hatte sich einfach vor ihm gestellt und dann, als die Waffe gegen ihre Brust kollidiert war, wurde alles anders.

Es war, als wäre ein gigantischer Donner in ihrem Körper eingeschlagen, ein Knall, der ihre komplette Welt eingefroren hatte.

Und dann… nichts. Es kam nichts.

Kushina erinnerte sich an gar nichts.
 

„Du meinst… i-ich bin… ge-“

„Dein Herz hat aufgehört zu schlagen, ja.“, beendete er ihren Satz und hielt ihre Hand ganz fest, gab ihr augenblicklich die Sicherheit, die sie jetzt brauchte.

Sie war also… tot gewesen. Ihr Herz war tatsächlich bewegungslos…

Sicher, sie würde für ihre Kameraden sterben, sie würde alles tun, um ihre Familie zu beschützen, doch mit ihren nun 16 Jahren hätte sie nicht gedacht, dass der Tod einen so urplötzlich, ja wie aus dem Nichts mit einem lauten und doch lautlosen Knall treffen konnte.

Dieser Gedanke war lähmend, jagte ihr Angst ein, denn Kushina wusste, was ihre Mutter tun würde, sollte ihnen jemals etwas geschehen.
 

„Oh Gott… Was ist mit Mama?!-“

„Es war Papa, der dich gerettet hat, keine Sorge.“, beruhigte er sie sanft.

„Er hat die Hälfte des Fuchsgeistes in dir versiegelt, Shina. Du bist jetzt wie er die Trägerin des Kyuubi. Du bist eine Jinchuuriki...“

Schock. Mehr konnte sie in dem Moment nicht empfinden, für weitere Emotionen war sie nicht im Stande, denn Kushina hätte nie, nie im Leben damit gerechnet, dass es so weit kommen würde.
 

„Den anderen geht es sehr gut. Sayaka hat sich von ihren Verletzungen erholt und Inoya ist im Krankenhaus. Aber keine Sorge, sie ist auf dem Wege der Besserung.“

Wahrscheinlich machte die schöne Blondine den Heil-nins gerade das Leben zur absoluten Hölle. Sie konnte sehr ätzend sein, wenn sie verletzt oder krank war, Shannaro…

„Mama und Papa klären jetzt mit Tante Sissi und Onkel Sasuke, was zu tun ist. Sie meinen, wie müssten uns seine Sorgen machen sollen, weil sie alles klären könnten… Nenn mich verrückt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie uns eine sehr große Sache verheimlichen.“

Es war einfach die Tatsache, dass das erste Team 7 zwar voller Sorge und Leid gewesen war, als sie dachten, Kushina wäre nicht mehr zu retten… aber…

Der Angriff selbst hatte sie irgendwie nicht wirklich überrascht. Auch nicht Kouichi Sensei.
 

Viel mehr noch, Rayo hatte das Gefühl, als hätten sie fast schon mit so einem Hitnerhalt… gerechnet.

Aber wer? Wer könnte Team 7 so sehr hassen, dass sie nicht nur die Mitglieder, sondern auch dessen Kinder tot sehen wollten?

Bei Ninjas gab es Dinge wie Ehrenmord oder Rache nicht, also machte es eigentlich wirklich keinen Sinn...
 

„Kushina, ich verstehe, dass du ihn beschützen wolltest. Ich werde dich für nichts anschreien oder belehren, was ich in dem Moment niemals anders gemacht hätte. So ein dummer Heuchler bin ich nicht.“, lächelte er bitter, strich mit erschöpften grünen Augen ihre rosa Strähnen von ihrem hübschen Gesicht.

„Aber unser Leben hat sich jetzt verändert. Ich weiß nicht, wer diese Kerle waren, aber wir sind keine einfachen Genins mehr. Irgendwelche Mistkerle haben es richtig auf uns abgesehen und zu sterben ist nicht mehr ein einfacher Alptraum… Es kann wirklich passieren.“

Kushina sah traurig aus, als Rayos Augen sich mit Tränen füllten.
 

Niemals würde er diesen grausamen Tag vergessen.

Nie würde er das Bild seiner toten Schwester in seinen Armen vergessen, das Gefühl ihres reglosen Herzens in seinen Händen, das er voller Verzweiflung zum Schlagen bringen wollte.

Rayo, und das wusste er, wäre an jenem Tag mit ihr gestorben.

Er wäre mit Kushina in den Tod gestürzt, kein Bruder der Welt könnte ein Leben ohne die eigene Schwester verbringen. So stark war er einfach nicht.
 

„Wir müssen richtig aufpassen. So etwas kannst du mir kein weiteres Mal antun, Kushina. Ich habe mir sehr, sehr große Sorgen um dich gemacht...“

„Es tut mir Leid.“, flüsterte sie, schluckte, als sie die Tränen in ihren Augen spürte.

„Ich wollte dir das nicht antun… I-Ich wollte ihn einfach nur retten und konnte nicht denken-“

Seine warme Hand berührte ihre Wange und versicherte ihr, dass er kein bisschen böse oder verärgert war. Er war ihr Bruder und wenn es jemanden gab, der die temperamentvolle Uzumaki verstand, denn war es Rayo selbst.

„Sei von nun an einfach nur vorsichtiger. Ich will nie wieder deinen toten Körper in meinen Armen halten, Kushina. Wir vier sind ein Team und als solches Kämpfen wir.“

Rayo zeigte es nicht oft, dass er der ältere Bruder war, da Kushina und er wie beste Freunde aufwuchsen, die unzertrennlich waren. Heute aber war alles anders und er machte damit seinen Standpunkt mehr als klar.
 

„Versprochen.“, wisperte die schöne Rosahaarige.

„Ich liebe dich auch über alles, Ni-san.“

Rayo lachte und küsste ihre Wange und freute sich, dass alles gerade noch gut ausgegangen war. Sie lebte und nur das zählte für den Uzumaki.
 

„Hey. Darf euer alter Sensei reinkommen?“

Es war der schwarzhaarige Jonin Kouichi Uchiha, der das Zimmer der Genin betrat und sich zu seinen Schülerin gesellte. Seine Lippen formten das gewohnte, liebe Lächeln, das er von seinem Vater hatte und Kouichi musste schlucken, als er seine geliebte Schülerin so schwach daliegen sah.
 

„Du siehst gut aus, Kushina. Offenbar brauch ich mir keine Sorgen zu machen.“, lächelte der Schwarzhaarige, als er seine Hand an ihre Wange legte und voller Erleichterung ihr konstantes Chakra feststellte. Ihr Körper reagierte sehr gut auf das Chakra des Kyuubi.

Heh. Durch und durch die Tochter von Sakura und Naruto.
 

Kakashi Sensei…

Wie nur hast du es geschafft, mit deinen Schülern umzugehen, ohne verrückt zu werden?
 

Als Sensei war man so etwas wie ein Elternteil. Sollte es jemals so weit kommen, dass den Eltern der vier Genins etwas passieren sollte, wäre es Kouichi selbst, der für sie verantwortlich sein würde. Er war sozusagen ihr Ersatzelternteil und allein der Gedanke, dass Kushina hätte tot sein können, machte ihn wahnsinnig.

Kouichi war kein Mensch, der schnell wütend wurde oder gar Rachegedanken und Blutdurst hegte…

Aber wer auch immer es gewagt hatte, Hand an seine Schüler zu legen, würde bezahlen.

Und zwar sehr teuer.
 

„Rayo, ich muss dich leider für einen Gefallen bemühen. Ino-san und Tante Sakura operieren gerade ein sehr krankes Kind und Inoya möchte von keinem Heil-nin behandelt werden. Shikadai und Chocho sind kurz davor, in den Wahnsinn zu verfallen und der einzige, dem sie traut, bist du. Würdest du also..?“

Kushina und Rayo lachten, denn Inoya hatte wirklich die lustigsten Eigenschaften von ihrem Vater vererbt bekommen. Misstrauen…

„Klar doch. Ich glaube, Kouji wollte sich Shina sowieso nochmal zur Brust nehmen.“, meinte Rayo, der sich nichts anderes von dem 16 Jährigen Uchiha vorstellen konnte.

Der Kerl war so stur und rechthaberisch, da könnten keine zehn Pferde auf Steroide ihn von seinem Vorhaben abhalten, Shannaro...

„Ah, ja das kann sein. Ich habe ihn eben noch gesehen und glücklich sah er nicht aus.“
 

Ein dramatisches Seufzten verließ Kushinas Kehle, die nur mit der Hand gegen die Stirn schlug.

„Gott, verschont mich mit diesem Emo!“, rief sie genervt.

„Ich bitte euch, lasst mich nicht allein mit ihm, echt jetzt! Der wird mich fertig machen und ich habe wirklich keine Lust darauf..!“
 

Kouichi grinste seine Schülerin spitzbübisch an, war sogar ein wenig schadenfroh, denn auch wenn er ihre Handlungen nicht verurteilte und sie verstand, fand er, dass sie eine kleine Abreibung verdient hatte.

„Tut mir Leid, aber da musst du jetzt durch. Am besten siehst du das als deine Strafe an, so waghalsig und irrational gehandelt zu haben.“, meinte der Jonin nur, der empathisch ihren Kopf tätschelte.

„Das schaffst du schon, Kushina.“
 

„Viel Glück, Schwesterherz!“
 

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein.

Jetzt musste sie sich dafür rechtfertigen, dass sie für ihn sterben würde.

Und er würde so tun, als wäre sie bescheuert, obwohl er genauso reagieren würde.

Na ganz toll…
 

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„Na, wo soll‘s denn hingehen?“
 

Sayaka, die abends zu den Uzumakis lief und Kushina besuchen wollte, drehte sich erschrocken zu einer bekannten Stimme und weitete die Augen, als sie den Bändiger sofort erkannte.

Ihr Mund öffnete sich, wollte etwas sagen, doch die Überraschung war dem Jungen wirklich mehr als gelungen, denn die Bändigerin war völlig vor dem Kopf gestoßen.

Und natürlich erkannte er ihren kleinen Schock und fand diese Tatsache sogar irgendwie… reizend, ehrlich.

„Freust du dich so sehr, mich wiederzusehen, Masumi?“
 

Verdammt sei seine Arroganz…
 

„Rentaro...“

Zugegeben, sein plötzliches Auftauchen machte sie tatsächlich sprachlos, denn der Igarashi war der letzte, mit dem sie jetzt in dem Moment gerechnet hätte.

Er trug ein schwarzes, langärmliges Shirt und eine dunkelgraue Hose. Ein rotes Band war um seine Mitte gebunden, das sein Oberteil gut fixierte, passend zu dem roten Feuerzeichen auf seinen Oberärmeln. Seine Augen harmonierten merkwürdigerweise mit seiner Kleidung und Sayaka musste wieder einmal zugeben, dass der Bändiger wirklich sehr gutaussehend war, dabei irgendwie eine mysteriöse Aura versprühte.
 

„Wie… ich meine, du...-“

„Wie ich es geschafft habe, genau dann aufzutauchen, nachdem du dich nach mir gesehnt hast?“, zwinkerte er flirtend, woraufhin sie mit den Augen rollte.

„Nein. Ich meine, wann bist du hierher gekommen und warum bist du überhaupt in Konoha?“

„Ich habe mich nach dir gesehnt und ich glaube, du hast es kaum erwarten können.“

„Ich bin so kurz davor, diese Freundschaft zu beenden-“

„Das war kein Scherz, Sayaka.“, unterbrach Rentaro sie, klang fast schon beleidigt.

„Wir wollten uns doch treffen, schon vergessen? Und bevor du mich vollkommen vergisst, dachte ich mir, ich nehme das mal selbst in die Hand und überrasche dich, was mir, nebenbei bemerkt, sehr gut gelungen ist.“
 

Tche. Verdammt sei sein Selbstbewusstsein.
 

„Also. Begrüße mich wie ein Bändiger und lass die Unhöflichkeit.“

Er näherte sich ihr plötzlich und beugte sich zu ihr, berührte mit seiner Wange erst ihre linke und dann ihre rechte, legte seine Hand dabei beiläufig auf ihre Hüfte, die dieses Mal nicht angespannt war.

Sayaka schluckte, tat nichts dagegen, als sie den höflichen Wangenkuss austauschten, als wären sie ganz normale Bekannte, Freunde, die sich nach längerer Zeit wiedersehen konnten.

Sie ignorierte, wie seine Wange etwas zu lange an dem Ort verharrte, ignorierte, wie seine Lippen scheinbar beiläufig über ihre Haut streiften und sich ihren Lippen gefährlich näherten.

Seine unschuldige Annäherung wirkte sowohl beiläufig als auch… beabsichtigt, sodass es ihr schwerfiel, ihm irgendwelche Vorwürfe zu machen.
 

„Du wirkst aufgebracht. Ist etwas passiert?“, fragte er und holte die hellhaarige von ihren Gedankengängen zurück. Er erkannte ihre leicht glasigen Augen und ihre etwas blassere Haut und die leichten Schatten über ihren Wangen. Es war, als wäre sie erschöpft.

„Um ehrlich zu sein, ja.“, meinte sie dann doch tatsächlich.

„Vor drei Tagen gab es einen Hinterhalt. Mein Team wurde angegriffen und meine Kameradin hat dabei ihr Leben verloren.“

„WAS?“
 

Sayaka blinzelte verwundert über seinen Ausruf, denn Rentaro klang nicht nur erschrocken oder besorgt… sondern geschockt.

„Du meinst, deine rosahaarige Freundin hat...-“

„Keine Sorge, sie lebt.“, fügte sie schnell hinzu.

„Einer dieser… Kreaturen hat sie leider mit einem Energiestopper oder so getroffen und ihr gesamtes System lahmgelegt. Aber wie gesagt, wir haben uns alle erholt und so etwas wird NIE wieder passieren.“

Ihre Worte waren ein kaltes Versprechen und die Bändigerin versprühte eine Aura, die von kühler Wut geprägt war, wenn auch ihre Fassade aufrecht bleiben sollte.

„Das… wusste ich nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr angegriffen wurdet...“

„Woher denn auch?“, fragte sie schlicht. „Du warst ja Gott sei Dank nicht dabei.“
 

Rentaro schluckte, spürte leise Nervosität in seinem Bauch, die er allerdings gut zu verbergen wusste.

„Wieso ‚Gott sei Dank‘?“, fragte er also.

Wusste sie etwa von seiner Missionn sie zu..?

„Man hätte dich verletzen können.“, antwortete die Bändigerin entgegen seiner Erwartungen, wirkte sogar, als sei es doch ganz offensichtlich.

„Diese Angreifer waren sehr, sehr stark, Rentaro. Wir wurden letztendlich doch gerettet, da bin ich froh, dass du nicht da warst und verletzt wurdest. Und gerade als Bändiger hätten sie es auf dich ganz besonders abgesehen und ich würde nur ungern sehen, dass man versucht, dir das Leben zu nehmen.“
 

Rentaro blinzelte, war für einige Sekunden absolut und vollkommen… sprachlos.

Der Feuerbändiger hatte nicht damit gerechnet, dass die kühle Uchiha je auch nur einen Funken Sorge zeigen würde, noch weniger für ihn persönlich.
 

Immerhin waren sie keine Freunde.
 

„Hast du heute Abend Zeit?“, fragte Rentaro sie dann, sah die Verwunderung in ihren Augen.

„Wofür?“

Ihre eisblauen Augen blickten ihn direkt an, gaben ihm das Gefühl, als… wäre er gerade alles, was sie sah. Sayaka hatte diese merkwürdige Eigenschaft, dass sie jemanden mit ihren leuchtenden Augen merkwürdigerweise ablenken konnte, ja der Feuerbändiger hatte manchmal sogar ein wenig Schwierigkeiten, ihrem durchschauenden Blick standzuhalten.

„Naja, ich bin nur für dich nach Konoha gekommen. Und ich würde gerne etwas Zeit mit dir verbringen.“

Sayakas Augenbrauen waren erhoben, als die 16 Jährige zwar ein wenig überrascht war, aber sich innerlich dennoch irgendwie darüber freute, dass er wirklich nur für sie gekommen war.

„Oh… Eh, sicher doch. Ich wollte eigentlich nur nach Kushina sehen, bevor sie mit meinem Onkel Zeit verbringt.“

Onkel Naruto wollte ihrer Kameradin langsam beibringen, wie man mit dem Kyuubi in sich umgeht und als Jinchuuriki mit sich im Reinen kommen konnte.

Vorher aber wollte Sayaka sie sehen und sicher gehen, dass sie wieder in Ordnung war.

Die letzten Tage waren wirklich der Horror gewesen…
 

„Wenn du willst, kannst du mich begleiten und wir unternehmen direkt danach etwas.“

Rentaro verschränkte die Arme bei ihren Worten, seine gräulichen Augen funkelten vor Selbstvertrauen und sein Mundwinkel zuckte hoch, sodass er durch und durch überlegen wirkte.

„Was ist?“

„Zugegeben, ich fühle mich geschmeichelt, Masumi. Du scheinst dich ja richtig zu freuen, mich wiederzusehen.“, grinste er, da sie ihm nicht mehr die kalte Schulter zeigte.

„Wir sind Freunde, vergessen? Natürlich freue ich mich.“, meinte sie mit den Augen rollend.

„Na dann, freue ich mich doch, dich begleiten zu dürfen.“

„Klar doch. Danach können wir ein wenig allein die Zeit totschlagen.“, meinte sie und brachte Rentaro zum lachen, dessen Grinsen noch breiter wurde.
 

„Na das klingt doch verlockend. Zu dir oder zu mir?“, raunte er dann tief mit funkelnden Augen, verbarg die Zweideutigkeit kein bisschen vor ihr.

„Okay, weißt du was? Ich rede nicht mehr mit dir.“, meinte sie nur und drehte sich um, verschränkte die Arme und lief vor, worauf der Bändiger ihr nachlief.

„Hey, komm schon, das war ein Witz. Du kennst mich doch schon inzwischen, mein Humor ist nun mal so. Sayaka?“

Die Uchiha antwortete nicht und ignorierte ihn, ihre blauen Augen geradewegs nach Vorn gerichtet.

„Sayaka? Hallo?“

Immer noch keine Antwort.

„Ist das jetzt dein Ernst? Du ignorierst mich?“, fragte er fassungslos, da er niemals damit gerechnet hätte, jemals ignoriert zu werden.

Noch weniger von ihr.

„Echt jetzt? Sag mal, wie alt bist du, fünf? Oder sechs?“

Sayaka ignorierte ihn weiter und lief schlicht geradeaus, schenkte ihm keinerlei Aufmerksamkeit, was den Dunkelhaarigen offensichtlich nervte.
 

„Hey!“

Plötzlich wurde ihr Handgelenk gepackt und ihr Körper hielt Inne, wurde zum Anhalten gezwungen von niemand anderem als Rentaro Igarashi, der offensichtlich ein ungeduldiger Mensch zu sein schien.

Und dann drehte sie ihr Gesicht zu ihm, schaute ihm in die Augen und tat wieder etwas, womit er nicht gerechnet hatte.

Sie lächelte ihn an.

Ihre Lippen formten ein weiches, ehrliches Lächeln, das ihre Augen berührte, die mit einem Mal noch blauer, noch leuchtender wirkten, als sie ohnehin schon waren.

Sayaka wirkte offen, ja fast schon verspielt, als sie ihn ohne Scheu anlächelte und wirklich entspannt dabei wirkte und für einen Moment hatte es ihm die Sprache verschlagen.
 

Rentaro hatte nicht mit dieser Offenheit gerechnet und konnte, auch wenn er sich dagegen wehrte, nicht fassen, wie unglaublich hübsch dieses Mädchen war.

Nein, hübsch konnte es nicht richtig beschreiben.

Ihr helles Haar reichte bis zur Mitte ihres Rückens, das einen schönen Kontrast zu ihrer gebräunten Haut herstellten. Sie trug ein caramellfarbenes, langes Oberteil, das etwas locker an ihrem Körper saß zusammen mit einer blauen Hose. Um ihre Taille trug sie einen breiten, blauen Gürtel, der zur Hose passte und ihre Augen merkwürdigerweise betonte.

Ihre Augen…

Sayakas Augen waren unglaublich blau, strahlten über ihr ganzes Gesicht und ließen sie, ganz besonders und wie einen… Engel wirken.

Nein, hübsch beschrieb nicht ansatzweise das Aussehen der Uchiha.
 

Sayaka Masumi war atemberaubend schön.

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„Wirklich… Ich freue mich sehr, dass du gekommen bist, Rentaro.“

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