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Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

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Epilog


 

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An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Epilog

 

Teil 32

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:

 

An Unexpected Addition
 

Anmerkung:

 

Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^
 

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Bilbo Beutlin hatte ein langes Leben gelebt.
 

Nur wenige Hobbits konnten behaupten, auch nur ein paar Meilen über Bree hinaus gereist zu sein, ganz zu schweigen davon, einen großen Teil von Mittelerde bereist zu haben. Der Düsterwald jagte ihm keine Angst mehr ein, die Wasserfälle von Bruchtal raubten ihm nicht länger den Atem und die unendlich tiefen Abgründe des Erebor schienen ihn nicht mehr verschlucken zu wollen, sobald er auch nur den winzigsten Schritt nach links oder rechts machte. Acht Jahrzehnte lang mit einem Haufen verrückter Zwerge zusammenzuleben, konnte einen Hobbit wirklich verändern. Doch zum Besseren verändern, wie Bilbo aufrichtig hoffte.
 

In den Jahren, seit Bilbo der Gemahl unter dem Berge geworden war, hatte ein Schatten begonnen, sich über Mittelerde auszubreiten. Im Nebelgebirge waren die Orks, Goblins und Warge immer zahlreicher geworden. Spinnen überrannten große Teile des einst schönen Düsterwaldes und zwangen Thranduil und sein Volk innerhalb als auch direkt außerhalb des Waldes in einen ständigen Kriegszustand. Die Spannungen zwischen den Ostlingen und den Einwohnern von Thal und Esgaroth nahmen zu und mit jedem Jahr, das verging, brachen immer öfter kleinere Gefechte aus. Geschichten von Mordor und seiner heraufziehenden Bedrohung kamen den Anduin und den Carnen herauf aus den Königreichen der Menschen wie Gondor, Rohan und Dorwinion.
 

Bilbos Reisen ins Auenland, die während der ersten vier Jahrzehnte, die er im Erebor gelebt hatte, alle fünf Jahre stattgefunden hatten, kamen für einige Zeit zum Erliegen.
 

Während seiner gesamten Herrschaft über den Einsamen Berg blieben die Eisenfäuste für Thorin weiterhin ein großes Problem. Die Zwerge waren den Elben nicht unähnlich, wenn es um Unstimmigkeiten, Fehden und eine angeborene Neigung zu langer, ausgedehnter Kriegsführung ging. Bilbo war während der ersten Jahre, die er im Erebor gelebt hatte, ständig auf der Hut gewesen, hatte gewartet und Ausschau nach dem nächsten Schlag gehalten, den die Eisenfäuste gegen seine Familie und ihn selbst führen würden. Sie hatten Frodo bereits entführt und versucht, Erebors Hauptquelle des Wohlstandes zu sprengen. Warum also sollten sie nicht angreifen, solange die Gelegenheit günstig war? Wie sich herausstellte, war es keine Seltenheit, dass wenn Zwerge gegen andere zwergische Sippen Krieg führten, dieser Streit Jahrhunderte andauerte. Obwohl Zwerge für gewöhnlich nicht sonderlich gut darin waren, selbst bei den vernünftigsten Dingen ihre Zeit abzuwarten, waren der Krieg zwischen zwei Sippen und innenpolitische Unstimmigkeiten deshalb eine Ausnahme von der Regel.
 

In ganz Mittelerde verbarrikadierten sich die Zwerge zum größten Teil in ihren Bergfestungen und  schenkten dem Treiben der Menschen und Elben in der Welt über Tage keine Beachtung. Die unmittelbare Nähe von Thal zum Einsamen Berg ermöglichte regen Handel und eine offenere Beziehung zwischen den Menschen des Nordens und den Zwergen, als normalerweise üblich war, doch selbst Thorin wahrte einen sorgsamen und zugleich friedlichen Abstand zwischen seinem Volk und ihren über Tage lebenden Nachbarn. Dennoch gab es während Thorins gesamter Herrschaft einen stabilen Frieden zwischen den Zwergen, Elben, Hautwechslern und Menschen des Nordens, den die Gemeinden in unmittelbarer Nähe des Erebor dringend brauchten, nachdem sie soviele Jahre in Smaugs Schatten gelebt hatten. Beziehungen zwischen den einzelnen Sippen hingegen, wie jene zwischen den Langbärten und den Eisenfäusten…das war eine vollkommen andere Geschichte. Und diese bedeutete außerdem eine gigantische Migräne.
 

Die Zwerge mussten wirklich das sturste, dickköpfigste und streitlustigste Volk in Mittelerde sein, dessen war sich Bilbo sicher.
 

Und während all dieser Ereignisse blieb der Ring in Bilbos Westentasche eingebettet oder in einem kleinen Umschlag auf dem Kaminsims in seinem Schlafgemach verborgen. Im Laufe der Jahre dachte Bilbo nicht allzu oft an seinen hübschen kleinen Ring und benutzte ihn nur, wenn die Zeiten dunkler wurden und Nori die Unterstützung eines richtigen Meisterdiebes brauchte, um mit Attentätern oder aufständischen Betrügern im Berg fertigzuwerden. Eine schlichte kleine Kugel, auch wenn sie magische Kräfte besaß, hatte in Bilbos Kopf kein einziges Mal die Alarmglocken schrillen lassen. Immerhin lebte er im reichsten Zwergenkönigreich von Mittelerde. Warum also sollte ein schmuckloser goldener Ring irgendeinen Verdacht oder zusätzliche Aufmerksamkeit von seiner Seite erregen?
 

Die Ankunft der Ringgeister hatte alles verändert.
 

Bilbo hatte sich zu dieser Zeit in Bruchtal aufgehalten, denn er hatte sich auf den langen Weg gemacht, um zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt sein Heimatland zu besuchen. Wie sich herausstellte, waren Reisen über große Entfernungen für einen Hobbit viel beschwerlicher, sobald sie das erste Jahrhundert ihres Lebens vollendet hatten. Nachdem er das Nebelgebirge überquert hatte. drängte Bilbo müde und erschöpft Frodo und die Karawane von Zwergen, die sie begleitet hatten, zu ihrem Ziel weiterzureisen und versicherte den besorgten Wachen, dass er in den nächsten Wochen eine Elbeneskorte finden würde, die ihn den Rest des Weges nach Beutelsend begleiten würde. Fünf seiner persönlichen Wachen waren zurückgeblieben, während der Rest in die Ered Luin weitergezogen war und Frodo mit ihnen ins Auenland weitergereist war. Bilbo hatte bedacht, dass ein paar Monate bei den Gamdschies, Tuks und Brandybocks würden dem sanften jungen Hobbit guttun würden.
 

Bei Mahâl, wenn Bilbo nun daran zurückdachte, wurde ihm bewusst, wie sehr er sich getäuscht hatte.
 

Bilbo hatte sich bereits fünf Monate in Bruchtal aufgehalten und mehrere Dutzend Seiten in seinem neusten Buch über die Reise zum Erebor geschrieben, als ein Rabe vom Einsamen Berg eingetroffen war. Im Gegensatz zu allen anderen Botschaften, die Thorin während Bilbos und Frodos Reise ins Auenland geschickt hatte, hatte diese das Dringlichkeitssiegel des Hohen Rates des Erebor getragen und das war etwas, das Thorin für einen persönlichen Brief an seine Familie niemals benutzte. Der Inhalt dieses Briefes führte dazu, dass Bilbos Beine unter ihm nachgaben und nur Glóins schnelle Reflexe ihn davor bewahrten, mit dem Kopf auf dem Tisch im Speisesaal aufzuschlagen. Danach hatte Bilbo fieberhaft nach diesem verfluchten Ring gesucht und seine Hände hatten angefangen zu zittern, als ihm schließlich bewusst wurde, dass er in eine der Kisten oder Taschen gepackt worden sein musste, die Frodo nach Beutelsend mitgenommen hatte.
 

Bilbo hatte noch nie zuvor solche Angst gehabt, wie in diesem Augenblick. Sein Frodo, sein lieber, süßer Frodo würde von jenen Abscheulichkeiten gejagt werden, die Thorin in seinem Brief beschrieben hatte. Nicht einmal ein Schwertstreich von Orkrist direkt ins Gesicht oder ein brutaler Hieb von Greifer und Halter hatte den Boten aus Mordor getötet. Ein halbes Dutzend weitere Raben trafen in ebenso vielen Tagen ein und Thorins Sorge und wachsende Angst um seine Hobbits waren in jedem Wort, das er schrieb, deutlich zu spüren. Die Briefe von Fíli, Kíli, Dís, Frodos Freunden und dem Rest der Gemeinschaft klangen nicht besser, denn sie alle waren außer sich vor Sorge um die reisenden Hobbits.
 

„Ich habe einen Waldläufer aus dem Norden geschickt, um ihn zu holen“, hatte Elrond versichert. „Estel wird ihn beschützen und führen.“
 

Wie sich jedoch herausstellte, hatte Aragorns Schutz nicht ausgereicht. Bilbo hatte mitansehen müssen, wie sich sein Neffe gewunden und vor Schmerzen geschrien hatte und wie der Schatten des Ringgeistes durch die schreckliche Wunde in seiner Brust ständig an Frodo gezehrt hatte. Sogar Glóril war bei diesem Anblick tief erschüttert gewesen. Während die Nächte vergangen waren, hatte Frodos langsam fortschreitende Genesung Bilbo wahrscheinlich noch mehr erschöpft und noch misstrauischer gemacht, als er zuvor gewesen war und die schmerzlich spürbare Abwesenheit von Thorin hatte diese Gefühle nur noch verzehnfacht. Bilbo wurde sich der unangenehmen Wahrheit bewusst, dass er nicht mehr der junge, abenteuerlustige Hobbit von einst war.
 

Frodos von Albträumen beherrschtes Flehen nach Onkel Thorin hatte dem betagten Hobbit das Herz gebrochen und seine Schrei nach Fíli und Kíli und allen anderen Mitgliedern ihrer seltsamen Patchworkfamilie hatten es schließlich in kleine Bruchstücke zersplittern lassen.
 

Die Ankunft von Glóin, Gimli, Thorin III. und einigen anderen Zwergen hatte Bilbo ungeheuer erleichtert und das umso mehr, als sich alle Gerüchte der Elben und der sich versammelnden Menschen als wahr herausstellten. Bilbo hatte sein halbes Leben damit verbracht, Saurons Einen Ring in seiner Westentasche mit sich herumzutragen. Der arme Glóin war beinah explodiert, als er es herausgefunden hatte und sein Gesicht war feuerrot gewesen, als er jede Gelegenheit verflucht hatte bei sie dieses verderbte Ding während der letzten Jahrzehnte benutzt hatten. Alle waren überaus froh darüber, dass Nori nicht dabei war.
 

„Wache über ihn und beschütze ihn, mein Sohn“, hatte Glóin in jener Nacht gesagt, nachdem die Gemeinschaft des Ringes ins Leben gerufen worden war. „Mache Fíli und Kíli stolz, Gimli. Und wenn du schon dabei bist, zeige es auch der Brut dieses spitzohrigen Mistkerls.“
 

Bei diesen Worten hatte Bilbo gelächelt, wie immer belustigt von den Beleidigungen, die Zwerge und Elben so gerne untereinander austauschten. Legolas war eine intelligente und freundliche Seele, doch Bilbo wusste aus Erfahrung, dass Gimli bei jeder Gelegenheit versuchen würde, den Elbenprinzen zu reizen. Und aus diesem Grund hatte Bilbo vor dem Aufbruch der Gefährten ein langes Gespräch mit dem Zwerg geführt. Bilbos eigener Beinah-Angriff auf seinen Neffen wegen dieses verdammten Ringes hatte den betagten Hobbit sogar noch mehr um Frodos Sicherheit fürchten lassen und Gimli hatte dies ohne jede Schwierigkeit bemerkt.
 

„Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihn zu dir zurückzubringen, Onkel Bilbo. Ich verspreche dir beim Grab meines Großvaters, dass ich Frodo zum Einsamen Berg zurückbringen werde. Nur der Tod könnte mich davon abhalten.“ Gimli hatte die Arme ausgestreckt und mit seiner Stirn sanft die des Hobbits angestupst, der nun seit vielen Jahren ein ständiger Begleiter in seinem Leben gewesen war. „Du hast mein Wort.“
 

Und Gimli hatte Frodo zu ihm zurückgebracht, doch der Ringkrieg hatte beinah alles zerstört, das Bilbo in Mittelerde einst gekannt und geliebt hatte. Kurz nachdem Bilbo mit Glóin und einer großen Gruppe Waldelben zum Erebor zurückgekehrt war, waren die Ostlinge aus Rhûn mit einer Horde von Soldaten über den Fluss Carnen ausgeschwärmt und  hatten eine zweite Front gegründet, die den nördliche Arm des Ringkrieges bildete. Die reine Stärke der Ostlinge hatte die Menschen von Thal innerhalb weniger Tage zerschlagen und sie gezwungen, sich in den Schutz des Einsamen Berges zurückzuziehen.
 

Die Zwerge und Menschen hatten lange gegen die Eindringlinge gekämpft und die unbezwingbaren Tore des Einsamen Berges hatten den technisch weiter fortgeschrittenen Belagerungsmaschinen der Ostlinge mit Leichtigkeit widerstanden. Der Einsame Berg war seinen Verteidigern von großem taktischem Nutzen gegen die Ostlinge, denn Kílis Einheit von Bogenschützen ließ einen Pfeilhagel die Mauern hinunterregnen und warf zur Vergeltung große Steine hinunter. Alle Jahrzehnte, die Thorin investiert hatte, um die Verteidigung des Einsamen Berges gegen die Eisenfäuste zu verbessern, hatten sich als  nützlich erwiesen und die Verteidiger hatten die Belagerung der Ostlinge überdauert. Am Ende waren die Ostlinge gezwungen gewesen, sich zurückzuziehen und hatten im Vergleich zu den Zwergen und den Menschen des Nordens eine ungleich größere Zahl an Opfern zu beklagen.
 

Aber auch der Erebor war nicht ohne Opfer geblieben. Dáin II. Eisenfuß, der Herr der Eisenberge und geliebter Vetter von Thorin, war gefallen, als er den Leichnam von König Brand von Thal vor den Toren des Einsamen Berges verteidigt hatte. Thorin hatte mit eigenen Augen gesehen, wie er erschlagen worden war und seine von Trauer und Zorn erfüllten Schreie hatten die Hallen des Erebor erfüllt, als er, unmittelbar bevor die Tore endgültig geschlossen wurden, einen Verteidigungsangriff gegen die Ostlinge angeführt hatte. Dieser letzte Angriff hatte Thorin sein linkes Auge und eine Menge Blut gekostet, darunter Fílis rechten Arm und das Leben von Bifur, Glóril, Donels Vater und zahlreichen weiteren Zwergen und Hautwechslern. Einer dieser Hautwechsler war Mutter Nymeria gewesen, die betagte Großmutter von Currin und treueste Verbündete in der jüngsten Geschichte des Erebor. Auch zwei wohlbekannte weibliche Dachse waren unter den Gefallenen. Nicht einmal Kíli, der seit fünf Jahrzehnten mit Currin verheiratet war, hatte die todunglückliche Wölfin trösten können.
 

„Unsere Zeit in dieser Welt nähert sich ihrem Ende, âzyungel“, hatte Thorin am letzten Abend der Belagerung gesagt. „Und ich glaube nicht, dass meine Wunden dieses Mal ebenso leicht heilen werden.“
 

„Sag so etwas nicht“, hatte Bilbo weinend entgegnet. „Du bist zu stur und dickköpfig, um etwas so Furchtbares zu sagen.“
 

Thorin hatte seinen Gemahl nur traurig angelächelt. „Warum liest du mir nicht ein paar Seiten aus deinem neusten Buch vor? Der Teil mit den Fässern klingt besonders interessant.“
 

„Ich dachte, du magst das Buch mit den Bildern darin?“
 

Thorin hatte genickt und die Tränen in seinem verbliebenen Auge fortgeblinzelt. „Das würde ich auch sehr gerne sehen. Oris Zeichnungen von den Jungs und dir zu betrachten, ist immer eine Freude.“
 

„Wenigstens gibt es hier noch etwas, dass es Freude macht, anzusehen.“
 

„Sag so etwas nicht“, hatte Thorin seine Worte mit einem liebevollen Lächeln wiederholt. Er hatte mit seinen Fingern sanft Bilbos dünner werdendes Haar gekämmt und sein schnell alterndes Gesicht gestreichelt. „Du siehst immer noch genauso gut und atemberaubend aus, wie in jener ersten Sommernacht, als ich dich in Beutelsend kennengelernt habe. Ein Schatz, der alle anderen Schätze überstrahlt, âzyungel. Mein eigener lebender und atmender Arkenstein.“
 

„Heute Abend fühlt sich jemand rührselig.“
 

„Und da ist wieder diese wundervolle Keckheit, in die ich mich verliebt habe“, hatte Thorin lächelnd erwidert. „Nun würde ich es zu schätzen wissen, ein wenig weiterzulesen, sanghivasha. Dís wird bei Sonnenuntergang kommen, um mich mit ihrem fürchterlichen Tonikum einzuschläfern.“
 

Sieben Tage nach dem Ende der Belagerung war Thorin II. Eichenschild, König unter dem Berge, an den Wunden gestorben, die er bei der Verteidigung seiner Stadt, seines Volkes und seiner geliebten Familie erlitten hatte. In dem Augenblick, in dem Thorin seinen letzten Atemzug getan hatte, hatte Bilbo gewusst, dass auch seine Seele nicht mehr viel länger für diese Welt bestimmt war. Nachdem Gimli mehrere Wochen später mit den offiziellen Nachrichten von Saurons Untergang und dem Tod von Balin, Ori und Óin in Moria zurückgekehrt war, hatte dies Bilbo in seiner endgültigen Entscheidung nur noch bestärkt.
 

„Ich werde ins Auenland zurückkehren“, hatte Bilbo den Familienmitgliedern verkündet, die ihm geblieben waren. „Ich möchte die letzten Tage meines Lebens mit Frodo und in den wogenden Hügeln meiner Heimat verbringen. Ich habe vor dem Ende kurz mit Thorin darüber gesprochen und er hat mir in dieser Angelegenheit zugestimmt.“
 

Fíli und Kíli hatten am lautesten protestiert, denn sie waren bereits untröstlich über Thorins Tod und ihre Trennung von Frodo und deshalb war die Aussicht, plötzlich auch noch Bilbo zu verlieren, einfach zuviel für sie. Doch Bilbo war bei seiner letztendlichen Entscheidung geblieben, denn er wusste tief im Innersten, dass ihm in dieser Welt nicht mehr viel Zeit blieb. Die Jungs im Erebor zurückzulassen, war herzzerreißend, doch letztendlich notwendig gewesen. Sie waren nun erwachsene, verantwortungsbewusste Zwerge, Ehemänner, Väter und sie waren beide Könige und alle vier dieser Stellungen waren weitaus wichtiger, als einen verwitweten Gemahl zurück in sein Heimatland zu begleiten. Doch in der für einen Durin typischen Sturheit hatten seine beiden Jungs beschlossen, Thorin III. Steinhelm und Dís während ihrer vorübergehenden Abwesenheit zu ihren Stellvertretern zu ernennen.
 

„Wir wollen Frodo sehen“, hatten beide gesagt. „Und du kannst uns nicht aufhalten.“
 

Wie hätte ein Hobbit da widersprechen können? Und selbst Bilbo musste zugeben, dass ihm Fílis und Kílis Gesellschaft auf dem Weg zurück ins Auenland ein ungeheurer Trost war. Die beiden waren zu gutaussehenden und fürsorglichen Zwergen herangewachsen und ihre Ähnlichkeit mit Thorin war an Kílis Haarfarbe und an Fílis ausgeprägten Gesichtszügen am deutlichsten zu erkennen. Nicht einmal der Verlust von Fílis rechtem Arm schien ihre Lebensfreude zu mindern. Bilbo war unglaublich stolz auf sie.
 

„Ihr seid alle gekommen“, hatte Frodo gerufen, sobald  er sie gesehen hatte. „Es ist so lange her und…“
 

„Natürlich sind wir gekommen, Junge“, hatte Dwalin erwidert und seine starken Arme fest um den Hobbit geschlungen, der für ihn wie ein Sohn geworden war. Er hatte Thorin auf dem Sterbebett versprochen, auf den Jungen aufzupassen. „Immerhin hat es uns überhaupt erst in diesen Schlamassel gebracht, deinen Onkel allein in ein Abenteuer ziehen zu lassen.“
 

„Ihr wisst noch nicht einmal die Hälfte“, hatte Frodo mit heiserer Stimme gesagt, bevor er einfach nur mehrere Momente fest in Dwalins Schulter gekuschelt stand. „Onkel Thorin?“
 

Dwalin hatte nur den Kopf geschüttelt und Frodo noch fester umarmt, als der junge Hobbit ernsthaft zu schluchzen angefangen hatte. Auf dem Hügel ein kleines Stück entfernt hatte Bilbo drei vertraute Gestalten erkennen können, die unter einem Baum standen und die Vorgänge während des Wiedersehens mit skeptischen, wachsamen Blicken beobachteten. Donel und Dwina hatten sie alle ins Auenland begleitet, aber es war trotzdem sehr schön zu wissen, dass Frodos Hobbitfreunde ebenfalls für ihn da waren.
 

Bilbo hatte einen Blick nach Westen geworfen, in Richtung des Meeres und gewusst, dass seine Zeit mit jedem Tag, der verging, immer kürzer und kürzer wurde. Da der Ring nun vernichtet war, war es nur eine Frage von Monaten oder ein paar sehr kurzen Jahren, bis der Tod ihn holen würde. Und Bilbo würde ihn begrüßen. Thorin hatte ihn bereits angenommen und so gab es wirklich nichts, das Bilbo nun noch an Mittelerde band.
 

Und ein Jahr später, am 29. September 3021 segelte Bilbo Beutlin von den Grauen Anfurten aus in die Unsterblichen Lande von Valinor, mit Gandalf, Elrond, Galadriel und seinem geliebten Neffen an seiner Seite. Unter dem Sternenhimmel des Meeres träumte Bilbo von dunkelblauen Augen, schwarzem Haar und einem tiefen, kehligen Lachen, das sein Herz jedes Mal schneller schlagen ließ. Es war ein wunderschöner Traum.
 

Bilbo lächelte. Er war bereit für ein letztes Abenteuer.

 

Ende

 

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