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Fliegende Schmetterlinge

von

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Zu dritt

Am nächsten Morgen kann ich trotz des Wochenendes kaum länger schlafen, da sich Amane für zehn Uhr angekündigt hat. Das einzig gute an dieser Uhrzeit ist wohl, dass wir dann auch dementsprechend früh fertig sein werden und unseren eigentlichen Erledigungen nachgehen können.

Nach einer ausgiebigen Dusche und einem nicht ganz so ausgiebigen Frühstück klingelt es auch schon an der Tür, wo mich Amane und Miho freudig begrüßen. Zwar glaube ich, in Mihos Blick so etwas wie Sorge erkennen zu können, worauf ich jedoch nicht weiter eingehe, immerhin kenne ich die Ursache.

"Bist du schon fertig?", fragt Amane, nachdem wir uns kurz geküsst haben.

"Natürlich." Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Mädchen mit einer anderen Antwort gerechnet hat.

Wir machen uns sogleich auf den Weg zu Ryujis Haus. Es ist gerade mal zehn Uhr am Vormittag, doch die Temperatur ist bereits unerträglich schwül.

"Ist euch auch so heiß?" Wir sind gerade mal an der Bushaltestelle angekommen und ich wünsche mir bereits wieder zuhause zu sein. Ich bin wirklich gerne draußen und mag es auch warm, doch diese feuchte Luft macht selbst mir zu schaffen.

"Dir ist mal heiß?" Amane grinst mich schief an, doch ich sehe ihr deutlich an, dass sie ebenso mit der Temperatur zu kämpfen hat.

"Wie soll ich mich denn so auf so etwas wie die Findung einer Geschenkidee konzentrieren?", jammere ich weiter.

"Ich bin nur froh, dass wir heute keine Schule haben." Da kann ich Miho wirklich nur zustimmen.

Die Busfahrt wird nicht viel angenehmer, so dass ich erleichtert bin, als wir endlich bei Ryuji ankommen. Entgegen meiner Hoffnung, dass wir uns in dem Haus erst einmal abkühlen können, schleppt uns der Junge nach einer kurzen Begrüßung jedoch gleich in den Garten. So ist es zwar irgendwie geplant gewesen, dass er es nun aber wirklich durchzieht, überrascht mich allerdings doch. Viel interessanter finde ich aber, dass Ryuji scheinbar kein bisschen zu schwitzen scheint.
 

"Sag mal, ist dir gar nicht heiß?", frage ich an den Schwarzhaarigen gewandt, kaum dass ich mich auf den Rasen habe sinken lassen. Sehr viel Schatten gibt es in dem Garten nicht, so dass wir alle vorlieb mit den wärmenden Sonnenstrahlen nehmen müssen. Besser wir haben uns bis zum Mittag auf ein Geschenk geeinigt.

"Das Wetter ist doch jedes Jahr so", entgegnet Ryuji wenig beeindruckt. "Soll ich euch einen Sonnenschirm aufstellen? Oder Eis holen?"

"Oh ja, Eis wäre klasse", bejaht Amane seinen zweiten Vorschlag.

"Ihr beiden auch?", wendet Ryuji sich nun an Miho und mich. Wir nicken beide, worauf der Junge im Haus verschwindet. Ich nutze die Zeit um meine Augen zu schließen und die Sonne einfach auf mich wirken zu lassen. Wenn die Luft nur nicht so drückend wäre.

Nach einer kurzen Weile kommt Ryuji nicht nur mit drei Eis, die sofort von uns in Beschlag genommen werden, sondern auch einem Kasten Orangensaft zurück. Während wir unser fruchtiges Eis am Stiel schlecken, beginnt Amane mit dem eigentlichen Anlass unseres Zusammenfindens.

"In einer Woche hat Rishid Geburtstag und als Danke, dass er uns so oft hilft, sollten wir ihm etwas Besonderes schenken. Also, hat sich schon jemand Gedanken gemacht?" Sofort wandert ihr Blick zu mir, was mich willkürlich mit den Schultern zucken lässt.
 

"Rishid ist schwierig in der Hinsicht. Er hat keine wirklichen Hobbys oder so." Sonst schenken wir ihm zu Weihnachten oder Geburtstag meist Gutscheine oder CD's. Ich bezweifle jedoch, dass wir so viel Geld zusammenbekommen, dass wir ihm einen besonderen Gutschein schenken können.

„Dann besorgen wir ihm eben ein Hobby.“ Ryuji scheint sehr zuversichtlich ob dieses Unterfangens zu sein.

„Könnte er vielleicht gerne tanzen?“, schlägt Miho vor.

„Wie willst du daraus denn ein tolles Geschenk machen?“ Zweifelnd schaut Amane zu dem Mädchen.

„Na ja...“

„Ich glaube nicht, dass ihm das gefallen würde“, mische ich mich ein, nachdem ich den amüsanten Gedanken eines tanzenden Rishids aus meinem Kopf verbannt habe und ehe sich Miho den Kopf darüber zerbricht.

„Wie viel Geld haben wir überhaupt zur Verfügung?“ Ryujis Frage ist durchaus angebracht und macht uns sogleich das nächste Problem deutlich.

Sowohl Amane als auch Bakura haben für diesen Monat kein Geld mehr für solcherlei Dinge übrig. Doch auch sonst steht ihnen pro Monat kaum Geld zur Verfügung. Bei Miho sieht es nicht viel besser aus. Lediglich Ryuji und ich könnten mehr Geld zusteuern, was bei mir nach dem Kurzurlaub auch nicht mehr allzu viel ist.

„Vielleicht sollten wir uns auf ein selbstgemachtes Geschenk konzentrieren. Das ist dann auch gleich spezieller, als was Gekauftes“, schlägt Amane vor, was an sich eine gute Idee ist.

„Es sollte nur kein Bild sein“, lenke ich ein, bevor unsere Künstler auf irgendwelche Ideen kommen. Es hinterfragt auch niemand den Grund für diese Aussage, immerhin war jeder von ihnen schon oft genug bei mir zuhause, um die unzähligen Bilder die überall im Haus hängen gesehen zu haben.
 

„Also etwas kreatives, das kein Bild und etwas Besonderes ist“, fasst Ryuji zusammen und grübelt nicht als einziger über etwas Passendes nach.

„Und wenn wir so ein Album machen, wie ihr mir eins geschenkt habt?“ Fragend schaut Miho in die Runde.

„Das ist eigentlich eine gute Idee.“ Allerdings teilt nicht jeder meine Zustimmung.

„Wir haben aber kaum Fotos, die wir dafür verwenden können.“ Amane scheint nicht sonderlich überzeugt von dieser Idee zu sein.

„Es müssen doch keine Fotos sein, wir können ja auch zeichnen.“ Ryujis Blick nach zu urteilen, hat er schon einige Ideen, was diese Bilder anbelangt.

„Du meinst eine Art SketchBook?“ Kurz denkt das Mädchen über diese Idee nach.

„Wir können ja auch Texte und so reinschreiben“, unterstütze ich den Schwarzhaarigen bei der Überzeugung meiner Freundin. Anscheinend haben wir ziemlich schnell eine ganz annehmbare Geschenkidee gefunden.

„Das wäre ein besonderes Geschenk, das nicht viel kostet und in dem von jedem von uns ein Teil drinsteckt.“ Miho scheint besonders begeistert über diese Idee zu sein, immerhin durfte sie bereits selbst in den Genuss eines solchen Geschenks kommen.

„Sehr schön.“ Amane scheint nach wie vor etwas zu stören. „Dann haben wir eine Woche Zeit so ein Album mit allen Zeichnungen zu erstellen.“ Da spricht sie etwas an. Sind wir immerhin alle froh, wenn wir zurzeit gerade so mit der Schule hinterher kommen.
 

„Ach was, wir werden die Woche schon Zeit finden drei bis vier Seiten mit irgendetwas zu füllen. Es müssen ja nicht nur Zeichnungen sein.“ Ryujis unangenehme Eigenschaft, seine Gedanken nur selten seinem Umfeld vollständig mitzuteilen, kommt gerade wieder zum Tragen.

„Einzelne Blätter? Und was machen wir dann mit denen?“, spricht Amane genau meinen Gedanken aus.

„Ich habe mal gesehen, wie jemand ein Buch gebunden hat. Gebt mir nächstes Wochenende einfach die Blätter, dann müsste ich das schon hinbekommen.“ Der Junge ist so sehr von sich selbst überzeugt, dass ich ihm tatsächlich glaube, dass er das hinbekommt. „Dann macht wirklich jeder Rishid ein eigenes Geschenk, dass am Ende einheitlich mit den anderen zusammengefasst wird.“

„Genau“, stimme ich meinem Kumpel zu. „Und jeder kann selbst entscheiden, was genau er macht.“

„Da wird Bakura sich sicherlich freuen“, merkt Amane an, worauf wir alle nur zustimmen können.

„Ach was, der wird das schon hinbekommen. Ganz so unfähig ist er auch nicht“, verteidigt Ryuji seinen Freund, womit er wahrscheinlich auch Recht hat. Trotzdem wird das für Bakura keine einfache Aufgabe werden.

„Da sind wir doch schnell fertig geworden, können wir dann wieder gehen?“ Ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber je früher ich wieder nach Hause komme, desto weiter komme ich heute voran.

„Du willst schon wieder abhauen?“ Ryuji setzt seinen besten Schmollmund auf, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen. „Bei dieser Hitze solltest du nichts machen, außer dich auszuruhen.“

„Hier in der prallen Sonne?“

„Ich kann dir sofort einen Sonnenschirm holen“, grinst mich der Schwarzhaarige an.
 

„Komm schon Malik“, mischt sich nun auch Amane ein. „Wir haben heute Abend noch genug Zeit. Etwas Entspannung kann nur gut sein.“ Kaum zu glauben, dass sie eben noch zu wenig Zeit gehabt hat um Rishids Geschenk anzufertigen, sich nun aber eine Auszeit nehmen möchte.

„Ich fände es auch toll, wenn du dableiben würdest.“ Mihos Worte überreden mich letztendlich, doch noch etwas hierzubleiben. Glücklicherweise bin ich momentan nicht derart beschäftigt, dass mir der Nachmittag und Abend nicht dazu ausreicht.

„Na gut“, ergebe ich mich. Kaum habe ich zugestimmt, verschwindet der Junge auch schon im Haus und kommt kurz darauf nicht nur mit einem recht kleinen Sonnenschirm, sondern auch mit einem CD-Player zurück.

Während Amane und Miho mir dabei helfen den Schirm aufzustellen, geht Ryuji der schweren Aufgabe nach, die richtige Musik auszuwählen.

Nachdem wir endlich zumindest etwas Schatten haben und aus dem CD-Player irgendeine Popmusik läuft, machen wir es uns noch etwas bequemer. Ich lasse mich komplett in die Wiese sinken und mustere den orange-gelb gemusterten Sonnenschirm über mir. Ryuji beginnt sogleich uns zu erzählen, was genau er für Rishid machen will. Dafür, dass er meinen Bruder am kürzesten kennt, hat er bereits ziemlich gute Einfälle. Nachdem wir eine Weile über unsere Einfälle reden, gehen wir schließlich dazu über, Pläne für nach der Prüfungszeit zu schmieden.

"Wir könnten irgendwo hinfahren?", schlägt Amane sogleich vor.

"Für einen Tag? Ich wäre eher dafür, dass wir dann in der Nähe bleiben und eine kleine Party machen. Ich habe nach der Prüfungsphase genauso wenig Zeit, wie jetzt", erklärt Ryuji, was in meinen Ohren verdammt nach Ferienjob klingt.

"Ich wäre auch eher für was kürzeres", schließt sich Miho dem Schwarzhaarigen an. Obwohl ich mir sicher bin, dass meine Freundin mit ihren Worten eher auf einen Kurzurlaub abgezielt hat, sagt sie nun nichts weiter dazu. Es würde sowieso keinen Nutzen haben jemanden zu überzeugen, der einfach keine Zeit hat.
 

"Wollen wir eigentlich etwas an Rishids Geburtstag machen?", komme ich auf das eigentlich abgehackte Thema zurück. Bis jetzt haben wir gar nicht darüber gesprochen, ob wir ihm nur das Geschenk geben, oder auch eine richtige Feier machen wollen.

"Eine kleine Feier können wir doch vorbereiten. Kuchen, Getränke und etwas Musik." Amane erhält zustimmendes Nicken, auch von mir.

"So warm wie es momentan ist könnten wir auch grillen", schlägt Ryuji vor.

"Oh ja, das gefällt ihm bestimmt", grinse ich den Schwarzhaarigen für seinen Vorschlag an.

"Die Vorbereitung wird nicht so lange dauern, das können wir auch noch nächstes Wochenende machen." Erneut erhält Amane eine einheitliche Zustimmung. Die Idee ist vorhanden und Gedanken können wir uns immer noch machen, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist. Jetzt gerade ist es jedoch am besten über gar nichts nachzudenken.
 

So entspannend dieser Tag bisher auch gewesen ist, spätestens am späten Nachmittag bereuen wir es, nicht doch schon eher nach Hause gegangen zu sein. Bis auf die Tatsache, dass mir etwas schwindelig ist, geht es mir eigentlich ganz gut. Anders sieht es da bei meinen Freunden aus.

"Solche Kopfschmerzen hatte ich schon lange nicht mehr", beklagt sich Amane, während sie ihre Schläfen massiert.

"Zum Glück ist es Wochenende und wir können uns morgen auch noch erholen." Miho scheint die gleichen Leiden wie Amane zu haben, versucht aber dennoch positiv zu bleiben.

„Ich muss noch ein Bild fertig bekommen.“

„Bis morgen bist du den Sonnenstich bestimmt wieder los“, versuche ich meine Freundin etwas aufzumuntern.

„Solange will ich nicht warten, ich werde gleich versuchen noch etwas weiterzumalen.“

„Es tut mir leid. Für nächstes Mal werde ich einen größeren Schirm besorgen“, entschuldigt sich Ryuji, auch wenn es ihm keiner von uns wirklich übel nimmt.

"Besorg dir lieber nen Pool", ziehe ich ihn breit grinsend auf.

"Wenn ich das Geld hätte, dann hätte ich den schon längst." Er verzieht sein Gesicht und ich bin mir nicht sicher, ob es nun wegen des fehlenden Geldes oder doch seiner Kopfschmerzen ist.

Nachdem wir uns von Ryuji verabschiedet haben, fahren wir mit dem nächsten Bus, auf den wir nicht allzu lange warten müssen, nach Hause. Im Bus verabschieden wir uns noch von Miho, die einige Haltestellen weiter fahren muss als wir. Bei mir zuhause macht sich Amane wirklich daran, an ihrem Bild weiterzuarbeiten.
 

Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Zu gerne würde ich noch länger liegen bleiben, was ich auch machen würde, müsste ich nicht gleich zu Bakura. Diese Nacht hat Amane tatsächlich bei mir geschlafen, auch wenn sie das nur gemacht hat, weil es ihr gestern zu schlecht gegangen ist, um extra für eine Nacht nach Hause zu fahren. Noch einmal kuschle ich mich eng an das schlafende Mädchen, gebe ihr schließlich einen Kuss auf die Stirn und stehe dann auf, um mich fertig zu machen. Zum Frühstück wecke ich Amane dann doch noch und verabschiede mich danach von ihr, was ihr nur allzu recht zu sein scheint, da sie sich sogleich wieder an ihr Bild machen will.

Bei Bakura angekommen muss ich tatsächlich etwas warten, bis mir die Tür geöffnet wird. Ich habe vollkommen vergessen, dass wir keine Zeit ausgemacht haben und Bakura ein totaler Langschläfer ist. Ein wenig ärgere ich mich über mich selbst, immerhin hätte ich dann doch noch mit Amane kuscheln können.

"Du bist aber früh." Murrend öffnet der Junge mir die Tür und lässt mich in die Wohnung, währen er ausgiebig gähnt.

"Ich dachte je früher wir anfangen, desto mehr kannst du heute lernen." Schnell entledige ich mich meiner Schuhe und folge Bakura dann ins Wohnzimmer, wo auf dem kleinen Tisch bereits zwei aufgeschlagene Bücher liegen. Ich weiß genau, dass er heute noch nicht in diese geschaut hat und sie nur so dort liegen, weil er gestern scheinbar hier gelernt hat.
 

"Ich dachte ja, du würdest gerade heute länger brauchen." Es dauert nicht lange, um zu verstehen, dass er damit auf Amane andeutet, die heute Nacht bei mir geschlafen hat. Etwas ertappt fühle ich mich schon, immerhin war es gerade eben erst mein Gedanke, dass ich heute Morgen ruhig etwas länger hätte bei ihr liegen bleiben können.

"Die war froh, als ich endlich gegangen bin", scherze ich sogleich. "Gestern ist sie nicht mehr zu allzu viel gekommen, weswegen sie es heute noch etwas eiliger hat."

"Etwa wegen eures Treffen bei Ryuji?" Als Antwort nicke ich lediglich. Anhand seiner Frage gehe ich davon aus, dass er gestern nicht mehr mit Ryuji oder Miho geredet hat.

"Es war nicht so lang, aber die Hitze hat uns fertig gemacht." Auch wenn ich von allen noch am besten davongekommen bin. "Deswegen hat Amane dann auch bei mir geschlafen", erkläre ich noch einmal, immerhin hat das Mädchen ihm das gestern bereits gesagt, als sie um bescheid zu geben, angerufen hat.

"Was kam nun eigentlich dabei raus?", fragt er nach einer kurzen Pause, in der er sich auf das Sofa gesetzt hat.

"Wir werden Rishid etwas Ähnliches wie Miho zu Weihnachten schenken." Sofort verzieht sich Bakuras Gesicht. Etwas Schadenfreude breitet sich in mir aus, immerhin wird es dieses Mal, wo er die Seiten vollkommen selbst gestalten muss, noch schlimmer für ihn. "Jeder soll drei oder vier Blätter mit irgendetwas für ihn füllen. Zum Beispiel Zeichnungen, oder Texte an ihn... Du verstehst schon, sei einfach kreativ." Wie erwartet springt ihm seine Freude geradezu aus dem Gesicht.
 

"Ich versteh schon, warum ich nicht mitgedurft habe. Mit mir wäre es sicherlich nicht zu so einem Geschenk gekommen", grummelt Bakura schlechtgelaunt vor sich hin, so dass ich mir letztendlich ein Grinsen nicht mehr verkneifen kann.

"Das bekommst du schon hin, wir glauben alle an dich. Außerdem können wir dir alle unter die Arme greifen, wenn du Hilfe brauchst. Du solltest nur bis zum nächsten Wochenende fertig werden." Mir ist klar, dass meine Wortwahl seine Laune nur noch verschlechtert, doch gerade ärgere ich den Jungen einfach viel zu gerne.

"Ist das euer Ernst? Was soll ich deinem Bruder denn schon machen?"

"Mach dir keine Sorgen, darüber können wir uns noch nach deiner Arbeit morgen Gedanken machen. Jetzt solltest du dich erst mal auf Geschichte konzentrieren. Um welches Thema geht es denn?", wechsle ich das Thema geschickt, was Bakura tatsächlich von der Geschenkfrage abzulenken scheint.

"Alles", ist seine kurze, ungenaue Antwort. In der Arbeit wird sicher der Stoff vom ganzen Jahr abgefragt. Prompt schnappe ich mir das eine Geschichtsbuch, das recht weit vorne aufgeschlagen ist, wo es um japanische Geschichte geht. Nicht gerade mein Fachgebiet, helfen werde ich meinem Kumpel trotzdem können.
 

"Ich kann nicht mehr." Entnervt lässt Bakura seinen Kopf auf die Tischplatte fallen, was sich ziemlich schmerzhaft anhört.

"Wir sind aber noch nicht ganz durch", versuche ich ihn zum weitermachen anzuregen. Tatsächlich fehlt nur noch ein großes Thema.

"Das hatten wir gerade erst in der Schule, da weiß ich bestimmt noch genug." Es ist deutlich, dass er heute nichts mehr lernen will.

"Na gut", gebe ich schnell nach. Sein Wissen über die ganzen Themen ist nicht perfekt, aber zumindest hat er nun eine Auffrischung. Zum Bestehen des Schuljahres wird die aus der Arbeit resultierende Note schon genügen.

Als hätte sie die ganze Zeit vor der Tür gewartet, bis wir mit dem lernen fertig sind, kündigt sich in diesem Augenblick mit dem Aufschließen der Wohnungstür Amane an. Kaum betritt sie die Wohnung, wo sie uns sogleich im Wohnzimmer erblickt, breitet sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen aus.

„Ihr seid immer noch am Lernen?“ Sie klingt fast ein wenig unglaubwürdig.

„Gerade fertig geworden“, erkläre ich.

„Dann seid ihr doch sicher hungrig, soll ich eben was kochen?“ Wie ich Amane kenne, wird sie das sowieso tun, da sie vermutlich selbst Hunger hat.

„Wenn’s nicht zu lange dauert, gerne.“ Es ist schon spät und ich will nicht den letzten Bus verpassen.

„Du kannst doch hier schlafen“, schlägt Amane vor. Sofort spüre ich, wie sich Bakura neben mir versteift.

„Ich weiß nicht. Bakura, was hältst du davon, mit mir heute Nacht das Bett zu teilen?“, wende ich mich an den Jungen, der mich mindestens so verdutzt wie seine Schwester anschaut. Natürlich könnte ich ebenso gut bei Amane oder eben auf dem Sofa schlafen, allerdings habe ich mir vorgenommen, mich langsam wieder meinem Kumpel anzunähern, um unsere Beziehung wieder zu verbessern.

Vielleicht hätte ich Amane vorher jedoch über meine Pläne aufklären sollen. Das Mädchen schaut mich gerade derart durchdringend an, dass ich fast befürchte es könnte jeden Augenblick meine Gedanken lesen.



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