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Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

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Kapitel 25


 

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An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Teil 25

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:

 

An Unexpected Addition

 

Anmerkung:

 

Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

„Das wird eine Wiederholung der Ereignisse in Beutelsend. Ich sehe es jetzt schon.“
 

Die gesamte Gemeinschaft, lehnte an den Türen zum Speisesaal und an jenen Abschnitten der Wand, in die Gucklöcher eingebaut worden waren. Bilbo, Thorin und die Frauen aus ihrer seltsamen Patchworkfamilie saßen auf den freien Sofas und Sesseln und sahen belustigt zu, wie alle ihre Gefährten versuchten, das Abendessen zu belauschen, mit dem Bombur um Hania warb. Die Kinder waren zu sehr damit beschäftigt, Muffins zu verspeisen und mit einem Puzzle zu spielen, um sich um dem sonderbaren Abendessen im angrenzenden Raum zu kümmern. Beinah eine Stunde war seit Hanias vergangen und die Unruhe der Gemeinschaft stieg inzwischen mit jeder Minute.
 

„Wenigstens wird Bombur dieses Mal niemanden zerquetschen“, meinte Thorin grinsend. Er betrachtete nach wie vor die Entwürfe der östlichen Minen. „Und bislang waren auch noch keine Schreie und kein Krachen zu hören. Das ist immer ein gutes Zeichen.“
 

„Thorin hat versucht, meinen Gemahl von einem Ohr zum anderen aufzuschlitzen“, seufzte Dís. „Das war wirklich furchtbar, wenn man die Umstände bedenkt. Er hätte beinah mein Kleid ruiniert. Überaus ärgerlich.“
 

„Was hat er angestellt, um so etwas zu verdienen?“
 

„Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern“, gestand die Prinzessin und warf ihrem Bruder, der halb belustig und halb verärgert war, einen zornigen Blick zu. „Zu diesem Zeitpunkt hatte es ihn bereits monatelang gereizt, Víli windelweich zu prügeln. Thorin hat nicht geglaubt, dass es irgendjemanden gab, der gut genug für mich ist.“
 

Schamlos zuckte Thorin mit den Schultern. „Keiner von ihnen war es, so einfach ist das.“
 

„Nun, ohne diesen riesigen Brocken blonder Dummheit, als den du Víli an seinen besseren Tagen gerne bezeichnet hast, hättest du Fíli und Kíli nicht“, entgegnete Dís. „Wenn ich nur daran denke, dass zwei erwachsene Zwerge sich dem jeweils anderen gegenüber derart unreif benehmen konnten. Oh, sieh mich nicht so an. Bis Fíli geboren wurde, hast du nicht einmal versucht, deine Abneigung zu verbergen und dann konnte ich dich nicht mehr dazu bewegen, mir meinen eigenen Sohn zurückzugeben!“
 

„Es ist für einen König vollkommen annehmbar, stolz seinen Erben zu zeigen“, schnaubte Thorin. „Und er war ein sehr kräftiges Baby, wenn du dich erinnerst.“
 

„Oh, ich erinnere mich äußerst lebhaft daran“, knurrte die Prinzessin. „Immerhin war ich es, die den großen Kopf unseres lieben Fíli aus ihrem überdehnten Körper gepresst hat und nicht du. Wirklich, Männer sind selbst zu ihren besten Zeiten nur ein Haufen Jammerlappen.“
 

Glóins Gemahlin nickte voller Mitgefühl. „Ja, ja. Ich habe beinah zwei ganze Tage gebraucht, um Gimli herauszupressen und dann hatte sein verdammter Vater die Nerven, einfach mit ihm davonzulaufen. Einer ist mir mehr als genug und wenn Glóin noch mehr Kinder will, wird er einen Weg finden müssen, das alles selbst zu machen. Vielleicht kann ihm dieser Zauberer dabei irgendwie helfen.“
 

„Kein Mann, der bei Verstand ist, würde das jemals tun“, meinte Bilbo, während er an sich hinuntersah. Der bloße Gedanke an eine Geburt genügte, um ihm Übelkeit zu verursachen und Bilbo war überaus erleichtert, dass er mit dem männlichen Geschlecht geboren worden war. „Ich habe meine Tanten und Cousinen niemals verstanden. Einige von ihnen haben mehr als zehn Kinder!“
 

Die beiden Frauen stöhnten auf, denn sie wussten, was das bedeutete. „Diese tapferen, tapferen Seelen. Gimli hat monatelang auf meiner Wirbelsäule gelegen. Und  dann erst seinen dicken Kopf herauszupressen…“
 

„Amad!“
 

„Was? Das war eine äußerst schwere Aufgabe“, erklärte Dala. „Und außerdem war nur ein wenig kleiner und leichter als ein Menschenbaby. Natürlich war er überaus gesund, aber ihn auf die Welt zu bringen, war eine Qual.“
 

„Und darum bin ich sehr erleichtert darüber, dass ich mit einem Glied geboren wurde“, meinte Fíli, der auf dem anderen Sofa saß. „Wir sind ein schlichter und offener Haufen, wir Männer. Weitaus weniger…schmerzgepeinigt, wenn ihr mich fragt.“
 

Thorin brummte nachdenklich. „Ich hätte nichts gegen eine Nichte einzuwenden gehabt…“
 

„Dann solltest du besser eine mysteriöse, lange verlorene Schwester finden, die diese ganze Arbeit für dich übernimmt“, erwiderte Dís und rümpfte würdevoll die Nase. „Oder einen anderen Halbling in Bilbos Familie, den du adoptieren kannst. Drei Jungen sollten mehr als genug für dich sein, teurer Bruder.“
 

„Ähm, nein, Frodo ist mehr als genug“, erwiderte Bilbo ohne zu zögern. „Und im Auenland kommt es nur sehr selten vor, dass kleine Hobbits zu Waisenkindern werden. Nein, Frodo wird sich wohl mit Fíli, Kíli und Gimli begnügen müssen. Und wie mir scheint, wird es ihm an Spielkameraden ohnehin nicht fehlen, bis die nächste Ladung Zwerglinge hinzukommt.“
 

„Onkel, sieh nur! Sieh nur! Donel hat mich tätowiert!“
 

Die Erwachsenen warfen einen Blick hinter das Sofa und ihre Augen weiteten sich, als sie sahen, dass alle drei Kinder mit schwarzer Holzkohle beschmiert waren. Jedes Stück entblößter Haut auf ihren Armen, Wangen, Händen und Füßen war mit Zeichnungen bedeckt, doch meisten dieser Skizzen waren zu verworren und kindlich, um in den Augen der Erwachsenen einen Sinn zu ergeben. Sie hatten die drei kaum eine Minute aus den Augen gelassen, doch das war offensichtlich mehr als genug Zeit für den Haufen kleiner Bengel gewesen, um die Holzkohle zu stehlen und sich selbst in kleine Dwalins zu verwandeln und dieselben Tätowierungen, die er auf dem Kopf trug, hatten sie nun auch alle auf der Stirn.
 

„Jetzt sind wir wie Herr Dwalin“, verkündete Dwina mit einem stolzen Lächeln. „Aber ich glaube, die Tätowierung an Donels Finger ist falsch. Die Runen sehen irgendwie seltsam aus.“
 

„Immerhin habe ich es versucht“, verteidigte sich der Zwergling. „Deine waren sogar noch falscher. Und siehst du, sie sind genau wie die von Herrn Dwalin, nur die hier sind kleiner.“
 

Der kleine Junge lief zu der Stelle, an der die anderen Zwerge das Abendessen belauschten, mit dem Bombur um Hania warb, ergriff Dwalins Hände, die viel größer als seine eigenen waren und verglich die Finger des tätowierten Kriegers mit seinen eigenen, mit Holzkohle beschmierten Fingern. Von dem plötzlichen Auftauchen des winzigen Zwerges überrascht hob Dwalin den Jungen am Kragen seiner Tunika hoch und ließ ihn vor seinem Gesicht baumeln, um ihn näher betrachten zu können. Donel grinste ihn nur an, wobei er alle seine Zähne zeigte und streckte eifrig seine Arme aus, damit das Mitglied der königlichen Wache sie begutachten konnte.
 

„Oh, du meine Güte, was hat er nun wieder angestellt?“
 

Donels Mutter stand in der Tür zum Zeichensaal und hatte die Hände in die Hüften gestemmt, während sie ihr ältestes Kind betrachtete, das nach wie vor in der Luft baumelte. Da sie eine scharfe Zunge hatte und außerordentlich vernünftig war, war Thana Im Laufe der vergangenen Wochen eine wertvolle Verbündete und offene Unterstützerin der Hobbits geworden und das besonders seit die Karawane aus den Blauen Bergen eingetroffen war. Obwohl sie den größten Teil ihres Lebens in Armut gelebt hatte, hatte Bilbo, als sich ihre Kinder eines Tages zum Spielen getroffen hatten, bemerkt, dass Thana eine fähige und sehr begabte Sprachgelehrte war. Anscheinend hatte sie sich als fahrende Händlerin und Handwerkerin auf den Ebenen im Osten  mit zahlreichen Sprachen vertraut gemacht, darunter Sindarin, Tyran, Ulgathig und Ioradja. Aufgrund ihrer obendrein makellosen Kenntnisse in Westron und Khuzdul hatte Bilbo nicht lange gebraucht, um den Zwergenkönig zu überzeugen, dass Thana sich als eine äußerst nützliche Beraterin erweisen würde.
 

„Wie es scheint, habe sich unsere Kleinen im Tätowieren versucht“, meinte Bilbo und rieb mit seinen Fingern über das heillose Durcheinander auf Frodos Gesicht. „Glücklicherweise war es dieses Mal nur Oris Holzkohle, die ihre Haut abbekommen hat. Ugh, sie wird ganz rußig…“
 

„Donel, du weißt, dass du so etwas nicht tun solltest“, stöhnte die Mutter des Zwerglings. „Du wirst jetzt ein Bad nehmen müssen, bevor du zu Bett gehst. Und das Zeug ist sogar in deinen Ohren!“
 

„Nein, ich brauche kein Bad!“
 

„Nun, du bekommst eines, ob es dir gefällt oder nicht“, entgegnete Thana, nahm Dwina an die Hand und legte einen Stapel Papiere auf den Tisch. „Oh, hier sind sie, Eure Majestät. Ich bin heute Nachmittag mit der Übersetzung dieser Briefe fertiggeworden. Der Dialekt von Linerin ist sehr übersichtlich und einfach und deshalb würde ich ihn der Region Daldunair von Endor. Selbstverständlich sagt dieses Schreiben dasselbe.“
 

„Was steht sonst noch darin?“ fragte Thorin.
 

„Ich selbst bin noch nie in Daldunair gewesen, aber ich weiß, dass der See dieser Region an einer sehr wichtigen Stelle liegt. Er befindet sich an einer der am meisten bereisten Handelsrouten Endors, östlich von Rycolis und meine Gemahl und ich sind bereits geschäftlich dorthin gereist. Das Schreiben scheint ein Interesse daran zu äußern, mit dem Erebor eine Handelsroute über Land zu gründen, aber es ist mir noch nicht gelungen, eine der genaueren Bedingungen herauszufinden. Doch wenn ich einige Morgen die Archive durchsuche, sollte ich bis zum Ende der Woche einige Resultate zutage fördern. Leider ist mein Linerin nicht mehr das, was es einmal war.“
 

„Du warst eine erstaunlich große Hilfe, Thana“, erwiderte der König, der vollauf damit beschäftigt war, einen aufgedrehten Frodo davon abzuhalten, seine eigenen Tätowierungen eingehend zu untersuchen. „Diese Briefe waren monatelang nichts als Staubfänger, da mir niemand einfiel, der in der Lage war, sie zu lesen. Balin war sehr erfreut darüber, dass wir endlichen einen Sprachgelehrten unter uns haben.“
 

Der älteste Zwerg, der nach wie vor an seinem Guckloch stand, hielt zustimmend seinen Daumen hoch. Sogar Dwalin war an seinen Platz zurückgekehrt, während Donel, mit einem resignierten Schmollen auf seinem mit Sommersprossen übersäten Gesicht, noch immer in seinem Griff baumelte. Alle Zwerge der Gemeinschaft hatten sich inzwischen an die drei winzigen Wesen gewöhnt, die ihnen in den vergangenen Tagen um die Füße gelaufen waren, deshalb war es zu einer allabendlichen Übung für sie geworden, den umherflitzenden kleinen Körpern auszuweichen.
 

„Ich bin nur glücklich, dass ich mich nützlich machen kann, Eure Majestät“, antwortete Thana. „Nun muss ich mich um zwei schmutzige Zwerglinge kümmern und draußen wartet Dwinas Mutter auf uns. Donel! Hör auf, dort herumzubaumeln und lass Herrn Dwalin in Frieden. Überhaupt keine Manieren.“
 

„Warte nur noch einen kurzen Moment, Thana. Ich habe noch etwas für dich.“
 

Ein paar Minuten später beobachtete Bilbo, wie die rothaarige Zwergenfrau Dwina und Donel aus dem Saal führte und in ihren Armen zwei Apfelpasteten trug, die er früher an diesem Tag für die beiden Familien gebacken hatte. Dann wandte er sich wieder seiner eigenen Familie zu und lächelte beim Anblick von Frodo, der unaufhörlich auf den Zwergenkönig einredete.
 

„Tut es weh, sich so etwas machen zu lassen?“ fragte der kleine Hobbit. „Donel hat nämlich gesagt, dass sein Papa letzte Woche eine neue Tätowierung bekommen hat, die ein paar Tage lang sehr rot und entzündet aussah. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich nicht wollen, dass es wehtut.“
 

„Das wird kein Problem werden“, entgegnete Bilbo, „weil dieses kleine Hobbitkind niemals irgendeine Tätowierung oder irgendein Piercing bekommen wird. Bei uns wird so etwas einfach nicht gemacht. Überhaupt nicht.“
 

Einige Tage zuvor hatte Frodo einen ganzen Nachmittag und einen ganzen Abend mit dem König verbracht, während Bilbo unten in der Bibliothek gemeinsam mit Dhola und Ori an ihren neuesten Landkartenprojekten gearbeitet hatte. Einen Teil dieses Abends hatte ein Bad eingenommen, in dessen Verlauf Frodo sämtliche Piercings und Tätowierungen zu sehen bekommen hatte, die für die Zwerge ein Teil ihrer Kultur waren. Als normales Hobbitkind aus dem Auenland hatte Frodo niemals zuvor in seinem Leben einen derartigen Körperschmuck gesehen und die unmittelbare Folge war gewesen, dass der Halbling von den kompliziert aussehenden Kunstwerken und Metallgebilden fasziniert gewesen war, die die Körper der Zwerge schmückten und hatte jedes einzelne Mitglied der Gemeinschaft gebeten, ihm ihren Körperschmuck zu zeigen und ihm dessen Bedeutung zu erklären. Natürlich waren einige dieser …Dinge nicht für die Augen eines Hobbitkindes bestimmt, weshalb Bilbo ein Machtwort gesprochen und seinem Neffen gesagt hatte, dass er die älteren Zwerge mit diesem Thema in Ruhe lassen sollte.
 

„Das kommt darauf an“, erwiderte der König. Bislang hatte er Bilbos hobbittypische Entrüstung in dieser Angelegenheit ignoriert und jede Frage, die Frodo ihm stellte, eingehend beantwortet. „Bei einigen vergeht der Schmerz schnell, aber bei anderen kann er wochenlang andauern. Diejenigen, die sich am weitesten unten befinden, neigen dazu, sich am schlimmsten anzufühlen. Nicht wahr, Dwalin?“
 

„König oder nicht, ich werde dich von der Mauer stoßen, wenn du…“
 

Doch Thorin grinste seinen ältesten Freund nur an. „Siehst du, er grämt sich noch immer darüber. Er hat gewimmert wie ein Baby und noch wochenlang, nachdem er sein…“
 

„Thorin!“
 

In dem Blick, den sein Auserwählter ihm zuwarf, war nicht das geringste Bedauern zu erkennen und Bilbo wusste, dass er mit seinem haarigen Fuß noch kräftiger würde auftreten müssen, um Thorin in dieser Angelegenheit zur Vernunft zu bringen. Bilbo hatte nichts dagegen, dass Frodo in viele Aspekte der zwergischen Kultur mit eingebunden wurde, doch ihre Vorliebe für Tätowierungen und Piercings war eine Sache, an der Bilbo Frodo unter keinen Umständen erlauben würde, teilzunehmen. Thorin und seine Gefährten konnten mit ihren tätowierten Körpern und gepiercten…Körperteilen herumstolzieren, aber Hobbits taten so etwas einfach nicht. Zwar ließen sich einige der Hobbitdamen aus guter Familie in den Zwiensjahren ihre Ohrläppchen piercen, doch alles, das über zwei schlichte Ohrstecker hinausging, war im Auenland sehr, sehr skandalös.
 

„Wusstest du, dass auch wir Zwergendamen tätowiert sind, Frodo?“ fragte Dís. „Wenn auch nicht auf dieselbe Art, wie unsere Männer. Wir bekommen unsere Tätowierungen an einer bestimmten Stelle unseres Körpers, um die Bedeutsamkeit unserer Familien zu symbolisieren.“
 

„Wirklich?“ fragte Frodo, der inzwischen auf Thorins linker Schulter saß und die auf dem oberen Rücken des Königs eintätowierten Runen mit dem Finger nachfuhr. „Und wo sind sie?“
 

„Wir bekommen sie an unserer Wirbelsäule entlang“, erklärte Dís und zog den kleinen Hobbit unter Thorins Hemd hervor, in das er sich einmal mehr halb verkrochen hatte. „Eine komplizierte Rune, die alle Namen unserer engsten Verwandten darstellt. Das ist viel schöner, als die Tätowierungen, die ein männlicher Zwerg im Laufe seines Lebens bekommt. Qualität geht über Quantität, könnte man sagen. Außerdem haben wir weniger Haare auf dem Rücken und deshalb kann man sie auch wirklich sehen.“
 

Diese Erklärung faszinierte Bilbo ein wenig. „Das wusste ich überhaupt nicht, aber ich vermute, es ergibt Sinn, dass ihr ebenfalls Tätowierungen bekommt. Sind es nur eure Familiennamen?“
 

Dís nickte. „Immer. Es ist ein Ausdruck unserer Liebe zu ihnen.“
 

„Darf ich sie sehen?“ fragte Frodo, der im Laufe der vergangenen Wochen in der Nähe von Thorins Schwester sehr viel entspannter geworden war, was vor allem daran lag, dass sich Dís all nur erdenkliche Mühe gegeben hatte,  sich dem kleinen Hobbit nach dem furchtbaren Schrecken, den sie ihm eingejagt hatte, anzunähern. „Sind sie auch schwarz, so wie die anderen?“
 

„Wenn du die Tätowierungen meines Bruders und die von Dwalin meinst, dann sind sie schwarz mit ein wenig roter Farbe darin“, erklärte Dís. Sie gab Bilbo durch ein Zeichen zu verstehen, dass er ihr folgen sollte, bevor sie zur Tür des Zeichensaales hinüberging und auf den Gang verschwand. „Ich glaube, nun brauche ich wirklich ein Bad. Möchtest du sie jetzt sehen?“
 

Frodo nickte und fuhr fort, weiterhin eifrig über alles zu reden, was ihm in den Sinn kam Es war sehr lustig anzusehen, wie einfach der kleine Junge zu manipulieren war, wenn seine Neugier erst einmal geweckt war und Bilbo hatte dies zu seinem Vorteil ausgenutzt, wenn um das Baden, um Mahlzeiten und Schlafenszeiten ging. Und wie es schien, war die Prinzessin ebenfalls recht erfahren in der Kunst, Kinder auf diese Weise zu führen. Immerhin war es die Mutter von Fíli und Kíli, über die er hier sprach.
 

„Würdest du die Schlafbekleidung für ihn bereitlegen?“ fragte Dís, als sie Bilbos Gemächer erreichten. „Um alles andere kümmere ich mich, damit du zu den anderen zurückkehren und dich für den Rest des Abends ausruhen kannst. Erfreue dich an den Geschichten über Bomburs Werbeabendessen.“
 

„Danke“, erwiderte der Hobbit mit einem erleichterten Lächeln. Er gab Frodo einen kurzen Kuss auf jede seiner verschmierten Wangen und begleitete Dís anschließend in den Waschraum. „Sein gesamtes Badespielzeug und der Badeschaum stehen am linken Rand der Wanne. Im Laufe der letzten Wochen haben wir auch an seinem Hundepaddeln gearbeitet, weil wir einen Fluss in der Nähe haben und so weiter.“
 

„Eine sehr kluge Idee“, stimmte ihm die Prinzessin zu. „Nun, mein Kleiner, wollen wir doch einmal sehen, welche Fortschritte du bei deinen Lehrstunden in Khuzdul gemacht hast. Alle meine Tätowierungen sind darin geschrieben…“
 

Bilbo suchte einen warmen Schlafanzug für den Winter heraus, den Ori einige Tage zuvor für Frodo angefertigt hatte, als sich das Hobbitkind über die kalte Luft im königlichen Flügel beklagt hatte. Seitdem hatte jeden Morgen neue Winterkleidung auf Bilbos Bett gelegen und jedes einzelne Stück war eigens für den winzigen Körper des Hobbits entworfen worden. Er legte das mit Stickereien verzierte Nachthemd zusammen mit der Hose auf einen Tisch vor der Tür des Waschraumes und kehrte anschließend in den Zeichensaal zurück, wo alle Freunde ungeduldig auf Neuigkeiten von Bombur warteten. Anscheinend war das Abendessen während Bilbos kurzer Abwesenheit zu Ende gegangen, denn Bofur prahlte bereits laut mit einer großen Zukunft voller Nichten und Neffen, die vor ihm lag.
 

„Demnach ist das Abendessen gut verlaufen?“ fragte Bilbo und setzte sich neben Thorin und Fíli auf das gegenüberliegende Sofa. „Wo ist Bombur?“
 

„Dem Klang von Bofurs und Bifurs Prahlerei nach zu urteilen, ist es ehr gut verlaufen“, antwortete Thorin und legte einen Arm um seinen Hobbit. „Ihre Familie ist von Bombur und seinem Rang innerhalb der Gemeinschaft sehr beeindruckt. Natürlich war der persönliche Segen des Königs unter dem Bergen und seiner Erben wahrscheinlich ebenfalls hilfreich.“
 

„Ah, deswegen siehst du also so selbstzufrieden aus“, meinte Bilbo und als Thorin seine Nase sanft mit der seinen anstupste, erwiderte er die Geste glücklich. Neben ihnen gab Fíli ein würgendes Geräusch von sich. „Ohhh, hör auf damit, kleiner Löwe. Immerhin hast du deinen Teil hierzu beigetragen.“
 

Inzwischen hatte der Hobbit gelernt, dass es in der Kultur der Zwerge weitaus üblicher war, in der Öffentlichkeit Zuneigung zu bekunden, indem man die Nasen aneinander rieb, als dass man einander auf den Mund küsste. Wie es schien, wurden Küsse beinah ausschließlich für intime Momente aufbewahrt, was vor allem an den Spangen und den Verzierungen lag, die in sie eingearbeitet waren. Laut Thorin war es bereits vielen Zwergenpaaren passiert, dass sich ihre Spangen ineinander verhakt hatten, was für jeden erwachsenen Zwerg eine äußerst unangenehme Situation war. Doch der König hatte ebenso schnell beteuert, dass so etwas für sie kein Problem darstellte.
 

„Ich weiß“, stöhnte der älteste Prinz. Nach wie vor schläfrig und träge durch die Wirkung des Schmerztonikums lehnte sich Fíli an seinen Onkel. „Aber es wirklich mit eigenen Augen zu sehen ist trotzdem angsteinflößend. Immerhin bin ich ein leicht zu verstörender Zwerg.“
 

Bilbo lachte. „Bist du dir sicher, dass er und Kíli keine Zwillinge sind?“
 

„Ganz sicher sogar“, versicherte ihm der König. „Ich habe äußerst lebhafte Erinnerungen daran, wie meine Schwester bei zwei vollkommen unterschiedlichen Gelegenheiten versucht hat, mir die Finger zu brechen.“
 

„Das ist sehr oft.“
 

„Die jeweilige Situation hat es erforderlich gemacht“, entgegnete Thorin mit einem entschlossenen Nicken. „Und dieser Dummkopf hier unten hat mich bei seiner Geburt fast das Leben gekostet. Meine arme Hand war…“
 

„Eure Majestät!“
 

Alle Anwesenden verstummten, als einer von Noris Männern in den Saal eilte, ohne auch nur anzuklopfen und dicht gefolgt von mehreren königlichen Wachen. Er verbeugte sich tief und erklärte sich gleich darauf schnell dem gerade noch überglücklichen Haufen Zwerge.
 

„Die Hautwechsler stehen vor dem Haupttor. Ich fürchte, es ist dringend.“

 

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