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Something Worth Fighting For

»[AcexOC]«
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel hat ganze 5.763 Wörter. Ich wünsch auch viel Spaß mit jedem einzelnen ;) Komplett anzeigen

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Not Supposed To Be

Eisige Kälte umgab Nikira. Die Schmerzen in ihrem Kopf waren unerträglich, als sie schwerfällig die Augen aufschlug. Sie blinzelte ein paar Mal und hob anschließend vorsichtig den Kopf. Bei jedem neuen Augenaufschlag gewöhnte sie sich mehr an die Umgebung, dennoch nahm sie sie erst langsam wahr. Allmählich wurde ihr bewusst, wo sie sich befand.

 

„Was zum…?“, krächzte sie leise und wollte ihre müden Glieder bewegen. Ihre anfängliche Ungewissheit schlug jedoch rasant in Panik um, als ihr klar wurde, dass sie dies nicht konnte. Energisch zog sie an ihren Armen, aber außer dem Rasseln von Ketten passierte nichts. Ihre Beine und Arme waren in Fesseln verankert. Schutzlos hing sie an der Wand. In einer Zelle.

 

„Wieso so verzweifelt, Süße?“

 

Die Stimme kam so plötzlich, dass Nikira zusammenzuckte. Sie riss ihren Kopf nach rechts und prompt verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck. „Du!“, zischte sie verärgert. Wenn sie könnte, würde sie ihm eine verpassen. Für das, was er ihr angetan hatte.

 

„Ich und niemand anderes.“ Er kam grinsend auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen. „Bedauerlicherweise habe ich nicht lange für dich Zeit. Die Versteigerung wartet, weißt du?“

 

Die 18-Jährige schnaubte. Sie interessierte sich nicht für seine Worte. „Mach mich sofort los oder du wirst es bitter bereuen.“ Sie war wütend. Verdammt wütend.

 

„Ach! Amüsante Drohung in deiner Position.“ Er legte seinen Kopf schief und lächelte plötzlich beunruhigend zufrieden. „Weißt du was ich sehe, wenn ich in dein Gesicht blicke? Geld. Jede Menge Geld.“ Zum Schluss hin wurde seine Stimme immer leiser. Der Unterweltkönig klang fanatisch und verrückt. Ein unangenehmer Schauer lief ihr über den Rücken und es wurde schlimmer, als seine Augen gierig über ihren Körper wanderten. Nikira biss ihre Zähne zusammen. Es war schrecklich, seine Blicke zu spüren und nichts dagegen tun zu können.

 

„Wie vielen Frauen hast du das schon angetan? Sie an irgendwelche alten Männern verkauft?“ Der Gedanke daran machte sie krank. Dieses Geschäft war abartig und einfach nur unmenschlich. Zu wissen, dass er dasselbe mit ihr vorhatte, machte sie umso rasender.

 

„Oh. Diese Frage ist schwer zu beantworten.“ Er klang abwesend, als müsste er ernsthaft darüber nachdenken.

„Wieso?“, fragte sie leise und hatte eine gewisse Vorahnung.

 

Wie als würde es ihn absolut nicht interessieren, zuckte er mit den Schultern. „Es waren einfach zu viele bisher.“

 

Verbissen starrte sie ihm in die Augen und rüttelte wütend an den Ketten. „Du verdammter Mistkerl“, zischte sie.

Statt angemessen auf ihre Worte zu reagieren, lächelte er milde. Er hob seinen Arm und strich Nikira über die Wange.

 

Angeekelt drehte sie ihren Kopf weg, in der Hoffnung, er würde seine Finger von ihr nehmen. „Die Art und Weise wie du mit mir redest, gefällt mir. Ich spiele mittlerweile mit dem Gedanken, dich zu behalten. Du wärst ein tolles, neues…Spielzeug.“ Ein widerliches Grinsen hatte sich auf sein Gesicht geschlichen, bei dessen Anblick Nikira übel wurde.

 

In ihrem Kopf herrschte Chaos. Immer wieder ging sie Szenarien durch. Sie versuchte einen Ausweg aus dieser perfiden Lage zu finden, doch ohne Hilfe würde sie es nicht schaffen. Dennoch dachte sie nicht einen Moment daran einzuknicken. Deshalb knurrte sie: „Ich bin nicht dein verdammtes Spielzeug, Arschloch!“

 

„Sag das nochmal! Nenn mich nochmal so!“, forderte er plötzlich energisch, aber keineswegs verärgert. Vielmehr schien er erregt. Seine Finger, die bis jetzt an ihrer Wange geruht hatten, fuhren ihren Hals hinunter und stoppten schließlich bei ihrer Brust. Nikiras Herz raste und doch blieb sie nach außen hin ruhig. Sie starrte ihn ausdruckslos an. Ruhig zu bleiben, obwohl er sie auf diese Art und Weise berührte, fiel ihr schwerer als alles andere.

 

Sie wollte das nicht. Zittrig holte sie tief Luft und gerade, als sie etwas sagen wollte, wurde sie unterbrochen.

 

„Fass sie weiter an und ich breche dir alle Knochen!“ Ace‘ Stimme hallte durch den kalten Gang und ließ Nikira erleichtert aufseufzten. Sie sah zu ihm. Er hatte vor Wut sein Gesicht verzogen. Die rechte Hälfte seines Körpers bestand vollkommen aus Flammen und verliehen ihm ein bedrohliches Äußeres. Selten hatte sie ihn so aufgebracht gesehen und doch freute sie sich unheimlich, ihn zu sehen.

 

„Ace!“, entkam es ihr hoffnungsvoll und ein kleines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie war noch nie so froh gewesen ihn zu sehen.

 

Der Mann vor ihr ließ von ihr ab und drehte sich zu dem Piraten. Ein beinahe erfreuliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Sieh mal einer an! Portgas D. Ace, Mitglied der Whitebeards und Kommandant der zweiten Division. Ich habe nicht mit einem so hohen Besuch gerechnet.“ Er vergrub seine rechte Hand in seiner Anzugtasche und strotzte mit Leichtigkeit dem einschüchternden Auftreten von Ace.

 

„Dein Gerede interessiert mich nicht. Lass uns das hier lieber zu Ende bringen.“ Er entfachte seine Teufelskraft und verstärkte die Flammen.

 

Zweifelnd verzog er das Gesicht. „Das würde ich eher nicht tun. Flammen können ganz schön weh tun und wir wollen ja nicht, dass unsere Hübsche hier sich verletzt. Nicht wahr?“ Unbewusst hatte er mit seinen Worten einen wunden Punkt getroffen.

 

Daran hatte der Pirat auch schon gedacht. Der Platz hier war nur beschränkt. Würde er seine Teufelskraft einsetzen, könnte es passieren, dass er Nikira traf. Doch das minderte nicht sein Selbstbewusstsein. „Kein Problem, dann regeln wir das eben auf die altmodische Art und Weise.“ Das lodernde Feuer verschwand, stattdessen ballte er seine Hand zu einer Faust und grinste dem selbsternannten Unterweltkönig ins Gesicht.

 

Nikira, die zu ihrem Bedauern nicht eingreifen konnte, machte den Schwarzhaarigen auf ein wichtiges Detail aufmerksam. „Warte! Vergiss nicht, dass er auch eine Teufelskraft besitzt.“

 

Als wäre es die ultimative Erkenntnis, hob der Mann vor ihr wissend seinen Arm und zeigte mit dem Finger auf sie. „Ha! Da war doch noch etwas. Danke, dass du uns darauf aufmerksam gemacht hast, Süße“

 

Die 18-Jährige schnaubte nur abfällig über seine übertriebene Reaktion inklusive dem idiotischen Kosenamen und hoffte inständig, dass Ace einmal in seinem Leben nicht voreilig handeln würde.

 

„Mal sehen, wie du zurecht kommst, wenn du nichts mehr siehst.“ Er grinse freudig und schnippte mit den Fingern. Verbissen sah die Rothaarige zu dem Piraten, dessen Gesicht einer ausdruckslosen Miene glich. Für einen Moment dachte sie sich, dass er nur geblufft hatte, denn irgendwie passierte nichts. Eindringlich beobachtete sie beide Männer. Erst als sie Ace fluchen hörte, wusste sie, dass sie sich in einer verdammt schlechten Position befanden.

 

„Das ist übel“, flüsterte sie, nachdem die kleinsten Bewegungen des Kommandanten zaghaft wurden.

 

Dennoch straffte er die Schultern. „Alles klar. Ich brauche weder Sehkraft, noch meine Flammen, um einen Idioten wie dich fertig zu machen.“ Er grinste, obwohl die Situation alles andere als leicht genommen werden sollte. Bei soviel Selbstbewusstsein verzog Nikira zweifelnd das Gesicht. Wie konnte jemand in dieser Lage noch grinsen? Manchmal war er wirklich bewundernswert und idiotisch zugleich...

 

„Ich bin gespannt, wie lange deine Arroganz anhalten wird.“ Der Unterweltkönig zog sein Sakko aus und schmiss es achtlos zur Seite. Anschließend schob er seine Ärmel nach oben. Während er dies tat, beobachtete Nikira ihn genau. Dabei stach ihr etwas Auffälliges ins Gesicht.

 

„Haki“, murmelte sie überrascht und Panik machte sich in ihr breit. Das war alles andere als gut. Wieso beherrschte er das?

„Richtig erkannt, Kleine. Ich bin nicht umsonst der Unterweltkönig.“ Sie konnte sehen, wie ein trockenes Lächeln auf seinem Gesicht erschien. Das verhieß nichts Gutes.

 

„Ace? Er benutzt Haki. Du solltest dich also unter keinen Umständen treffen lassen“, meinte sie schwach. Welch weiser Ratschlag ihrerseits...

 

Der Angesprochene verdrehte deshalb die Augen. „Danke für den hilfreichen Tipp. Ich werde es versuchen.“

Nikira zuckte nur halbherzig mit Schultern, bereute es jedoch sofort, da es stechende Schmerzen verursachte. Sie befand sich bereits viel zu lange in dieser ungemütlichen Position. Doch das war nicht das, was sie am meisten störte. Es war die Tatsache, dass sie nur tatenlos zusehen konnte. Sie würde viel lieber dem Piraten helfen, der mittlerweile in Bedrängnis geraten war.

 

Er versuchte angestrengt auf Geräusche zu achten. Sich auf die anderen Sinne zu konzentrieren, denen er noch mächtig war. Leichter gesagt als getan. In dem mit Steinen gebauten Gang hallte jeder Schritt von den Wänden wider und führte ihn in die Irre. Er versuchte auf Abstand zu gehen, damit er beim Einsätzen seiner Kräfte Nikira nicht verletzen würde. Das gefiel ihm nicht. Er war niemand, der sich gerne in der Defensive befand.

 

Der plötzliche Schmerz, der folgte, war heftig. Er stolperte aufgrund des Schlages nach hinten und griff sich prompt an die getroffene Stelle.

 

Die Rothaarige verzog indes das Gesicht. Das hatte schmerzhaft ausgesehen und nach Ace‘ Reaktion zufolge, war es das auch. Er blutete aus der Nase. Sie biss sich auf die Lippen und sah sich um. Nicht, dass sie das nicht bereits getan hätte, aber so fühlte sie sich weniger nutzlos.

 

Während die 18-Jährige fieberhaft nach etwas suchte, dass sie aus der aussichtslosen Lage befreite, wehrte sich der Kommandant mit Händen und Füßen gegen die überraschenden Schläge. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so viele Treffer kassieren musste. Normalerweise war er es, der austeilte.

 

„Das macht so viel Spaß!“, rief der Unterweltkönig, holte wieder aus und schlug dem Piraten dieses Mal in den Bauch.

Ace zischte auf und krümmte sich vor Schmerzen. Verärgert spuckte er das Blut auf den Boden, welches sich in seinem Mund gesammelt hatte. Er hob seinen Arm und versuchte zum zweiten Mal mit Hilfe seiner Teufelskräfte den Mann zu treffen. Dem Lachen zufolge, hatte er nicht getroffen. Wie auch, wenn er nichts sah und er seine Flammen nur begrenzt einsetzen durfte? Wütend darüber holte er mit seinem Arm aus, streifte den Körper aber nur.

 

Unzählige Male musste er einstecken und er hoffte inständig, dass seine rothaarige Freundin auf eine Lösung kam. Ohne Sehkraft war es ihm einfach nicht möglich, zu kämpfen. Langsam aber sicher wurde es mühsam und vor allem schmerzhaft. Er war niemand, der schnell anfing zu jammern, aber mittlerweile spürte er jeden einzelnen Muskel schmerzen.

 

Während Ace mit aller Kraft versuchte sich gegen den König zu wehren, durchforstete Nikira ihr Gehirn nach Möglichkeiten, diesen Wahnsinn zu stoppen. „Komm schon. Denk nach. Jeder hat eine Schwachstelle.“ Sie wandte den Blick vom Kampf ab und sah nach rechts. „Schwachstelle, Schwachstelle“, murmelte sie vor sich hin, als ihr Blick bei etwas hängen blieb.

„Wasser.“ Sie runzelte die Stirn und folgte dem Riss in der Wand, aus dem die Flüssigkeit floss. Am Boden hatte sich eine große Pfütze angesammelt. Der Sprung in der Steinmauer erstreckte sich bis zu ihrer Gefängniszelle. „Wieso fließt hier soviel Wasser?“ Sie stellte sich selbst leise diese Frage und da hatte sie einen Gedankenblitz. Das war die Lösung und Schwachstelle.

 

„Ace!“, rief sie und erlangte sofort seine Aufmerksamkeit. „Direkt zu deiner Linken befinden sich die Gitterstäbe einer Zelle. Hol dir einen Stab und schlag so fest du kannst gegen die Wand zwei Meter weiter!“

 

„Was? Wieso?“ Er sah verwirrt aus und kassierte prompt einen Schlag ins Gesicht. Er war so heftig, dass er taumelte und nach hinten fiel.

 

„Tu es einfach!“, meinte sie ungeduldig und zog aus Reflex an den Ketten.

 

Jetzt schaltete sich auch der Unterweltkönig ein: „Gebt auf! Ihr habt keine Chance gegen mich. Auch nicht mit irgendwelchen Tricks.“

 

Während er sich zu Nikira wandte, griff der Pirat halb aufgerichtet nach den Eisenstangen und schmolz das Material, sodass er den Stab problemlos abreisen konnte. Schwerfällig erhob er sich. Er spürte das Ausmaß der Treffer deutlich, doch das würde ihn nicht aufhalten. Er tastete sich nach vorne und spürte das Wasser, welches aus dem Spalt rann.

 

„Hier muss es sein“, sagte er mehr zu sich selbst und wollte ausholen, als ihn jemand davon abhielt.

 

„Was soll das denn werden? Hm?“ Der Unterweltkönig hatte sich die Stange gegriffen, doch zu seiner Überraschung grinste Ace.

 

„Das war gerade ein Fehler.“ Noch bevor er schauen konnte, drehte sich der Schwarzhaarige um und schlug ihm mit dem Eisen gekonnt ins Gesicht. Er vernahm ein Keuchen und einen dumpfen Aufprall. Es stimmte ihn schadenfroh, doch lange hatte er nicht Zeit den Triumph zu genießen.

 

„Jetzt, Ace!“, kam es wieder von Nikira. Er holte aus und schlug gegen die Wand. Zuerst tat sich gar nichts, doch plötzlich hörte er ein Rauschen, sowie das Bröckeln von Stein. Bevor er sich fragen konnte, um was es sich dabei handelte, trafen seine Haut viele kleine Wassertropfen.

 

Er verzog das Gesicht. „Wasser? Du weißt schon, dass das nicht mein Lieblingselement ist, oder?“ Was brachte ihm das?

„Gerade deshalb.“ Nikira grinste und forderte ihn auf, nochmal dagegen zuschlagen. Sie mussten die Zeit nutzen, solange der Unterweltkönig sich aufrappelte.

 

Ace‘ Kraft und seine zwei Treffer reichten aus, damit das Getöse lauter und der Riss größer wurden. Durch den Druck schoss immer mehr Wasser aus dem Spalt und traf beide Männer. Der Pirat ging ein paar Schritte zurück. Es dauerte nicht lange und er stand in einer größer werdenden Pfütze.

 

„Was habt ihr getan?“, zischte der König, nachdem er wieder fest auf den Beinen stand. Er sah wütend zu der Steinmauer, die bestimmt nicht mehr lange hielt.

 

„Das, was nötig war, um deine Kräfte auszuschalten.“ Nikiras Stimme klang eisig und selbstgefällig. Der Schwarzhaarige musste grinsen. Nicht nur, weil sie genial war, sondern auch, weil seine Sehkraft wieder zurückkam. Je stärker ihn das Wasser traf, desto schwächer wurden die Kräfte des Unterweltkönigs. Natürlich beeinflusste es auch ihn, aber körperlich gesehen war er besser als der Namenlose. Er verließ sich nicht auf seine Teufelskraft und deshalb hatten sie gewonnen, noch bevor der Kampf zu Ende war. Haki half zwar gut gegen einen Logiafruchtnutzer, aber war nutzlos, wenn der andere im Nahkampf um Welten besser war.

 

Mit großen und schnellen Schritten war er bei dem Mann und hatte dessen Hand um seinen Hals gelegt. Dieser warf dem Piraten einen verängstigten Blick zu. Viel war nicht mehr von dem arroganten Schnösel übrig. Dennoch versuchte er sich zu wehren. Erfolglos.

 

Ace kümmerte sich mit Freude um ihn, bis er kaum mehr stehen konnte. „Das ist dafür, dass du Nikira angefasst hast.“ Wütend holte er nochmal aus und schlug ihm mitten ins Gesicht. Im Gegensatz zu dem Schwarzhaarigen hielt er nicht viel aus und nach dem heftigen Treffer bewusstlos. Dafür musste Ace noch nicht mal seine Flammen einsetzen. Achtlos schmiss er den Mann in das mittlerweile knöchelhohe Wasser, nachdem er den Schlüssel für die Fesseln aus seiner Tasche genommen hatte.

Er schenkte ihm keine weitere Aufmerksamkeit mehr, sondern ging auf Nikira zu. „Alles klar bei dir?“, fragte er ernst.

Sie nickte. „Ja. Alles klar. Ich will hier einfach nur noch raus.“

 

Er entfernte zuerst die Ketten an ihren Füßen und öffnete anschließend das Schloss an ihren Handgelenken. Ace umfasste mit einem Arm ihre Hüfte, damit sie nicht fiel. Vorsichtig setzte er sie ab.

 

Die Rothaarige dehnte ihre Glieder, die in den letzten zwei Stunden ziemlich strapaziert worden waren. Dabei verzog sie das Gesicht.

 

„Wir sollten gehen. Die Mauern halten nicht mehr lange.“ Er sah zu dem Riss, der mittlerweile gefährliche Ausmaße angenommen hatte und Unmengen an Wasser freiließ.

 

„Gute Idee.“ Sie wollte nach oben gehen, doch zu ihrer Verwunderung hielt Ace bei dem Mann am Boden an, hob ihn hoch und warf ihn über die Schulter. „Was tust du?“

 

„Ich gehe hier nicht ohne Thatch‘ Teufelsfrucht hinaus und er wird mir dabei behilflich sein.“ Entschlossen ging er auf die Abzweigung zu, von der er gekommen war.

 

„Wie willst du ihn dazu bringen, dass er sie dir gibt?“ Skeptisch sah sie ihn von der Seite an.

„Lass das mal meine Sorge sein. Schaffe du lieber alle Leute aus dem Gebäude. Wer weiß, wie lange die Wände und Decken noch halten.“ Er schenkte ihr ein halbherziges Lächeln, welches ihr nicht ganz geheuer war. Doch sie wollte nicht weiter darüber nachdenken.

 

Oben angekommen trennten sich ihre Wege. Nikira machte sich daran, alle herauszuschaffen, indem sie ihnen einfach die Sachlage erklärte. Viele von den Gästen waren natürlich sofort in Panik geraten und so war die Aufgabe schnell erledigt.

Ungeduldig wartete sie schließlich vor dem Gebäude auf Ace. Sie ging eine gefühlte Ewigkeit einfach nur auf und ab.

„Geht es dir gut? Du wirkst nervös.“ Die Stimme überraschte sie, sodass die Rothaarige erschrocken zusammenzuckte. Sie drehte sich herum und seufzte erleichtert auf.

 

„Verdammt, Ace! Du-“, regte sie sich auf, stoppte allerdings abrupt, als sie das runde Ding in seiner Hand bemerkte. „Ist das etwas das, wofür ich es halte?“ Perplex deutete sie auf die violette Frucht.

 

„Jap. Das ist die Finsterfrucht.“ Er drehte sie in seinen Händen hin und her und grinste dabei übers ganze Gesicht.

 

„Das wird Thatch umhauen.“ Nikira schüttelte fassungslos den Kopf. Vergessen war der Gedanke daran, wie er an diese Frucht gekommen sein musste.

 

„Na dann gehen wir mal und überbringen ihm die frohe Botschaft.“

 

Nikira hatte ein riesiges Lächeln im Gesicht, als sie das Deck der Moby Dick betraten. Stolz betrachtete sie die Teufelsfrucht, die Ace noch immer in seiner Hand hielt. Sie hatten es geschafft. Thatch würde Augen machen, wenn er sie sah.

Sie blickte sich um. Trotz der Tatsache, dass es bereits nach Mitternacht war, tummelten sich viele Piraten an Deck. Sie warteten alle nur auf eines.

 

Beide gingen erleichtert auf die Gruppe zu, die vor dem Thron von Whitebeard saß. Neben dem Großteil an Kommandanten, waren auch andere Mitglieder der Divisionen anwesend.

 

„Hey, Leute. Was schaut ihr denn so betrübt?“, fragte Ace belustigt und erhielt sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit aller.

„Ace! Nikira! Ihr seid zurück!“ Jozu hielt seinen Krug nach oben und nickte ihnen begeistert zu. Zustimmung folgte.

„Und ihr seht ziemlich fertig aus.“ Fossa lachte dunkel. Nikiras schöne Frisur war komplett zerstört und Ace klebte noch immer Blut an seiner Lippe.

„Wie ich sehe wart ihr erfolgreich.“ Whitebeard selbst hatte gesprochen.

 

„In der Tat. Thatch? Ich glaube das gehört dir.“ Grinsend warf Ace die Frucht dem Kommandanten der vierten Division zu, der sie mühelos auffing. Bis jetzt hatte er nichts gesagt, doch man konnte ihm ansehen, dass er erleichtert war. Für einen Moment betrachtete er sie ehrfürchtig, ehe er sie triumphierend in die Höhe hielt. Die Schar an Piraten jubelte und auch Nikira konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das waren die Hände, in die sie gehörten.

 

„Ich danke euch beiden. Vor allem dir, Nikira. Du hättest auch einfach Nein sagen können, aber das hast du nicht. Deshalb bin ich dir unheimlich dankbar.“ Thatch war auf die beiden zugekommen. Er schenkte ihnen ein breites Lächeln.

 

Die Rothaarige zuckte mit den Schultern. „Kein Ding. Ich habe es gern getan.“ Das stimmte. Wenn man die Komplikationen wegließ, dann war die Mission wirklich aufregend und eine neue Erfahrung für sie gewesen.

 

„Die Kleine hier hat echt gute Arbeit geleistet.“ Ace legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich. „Sie war so gut, dass der Unterwelttyp sie verkaufen wollte.“ Bei dem ungläubigen Blick von Thatch musste der Schwarzhaarige lachen. Nikira hingegen wurde leicht rot bei dem Kompliment und aufgrund seiner körperlichen Nähe.

 

„Nicht dein Ernst? Damit habe ich nicht gerechnet. Ihr müsst mir unbedingt erzählen, wie es war. Am besten bei einem Krug Sake. Den habt ihr euch nämlich redlich verdient.“ Feierlich hob er die Frucht an und warf einen eindeutigen Blick darauf.

„Später. Zuerst möchte ich unbedingt eine Dusche nehmen und aus diesem Kleid raus.“ Sie deutete auf den schwarzen Stofffetzen. „Wir sehen uns nachher.“ Sie lächelte und machte sich anschließen auf dem Weg zu ihrer Kajüte.

 

 

Die Prozedur dauerte nicht lange und so stand sie in Shorts und einem schlichten Top wieder an Deck. Sie war froh über die warmen Temperaturen. So konnte man problemlos noch die Nacht genießen, ohne sich den Arsch abzufrieren. Sich streckend und gähnend bewegte sie sich langsam auf die Gruppe zu, die gerade lauthals irgendeines der unzähligen Piratenlieder trällerte.

 

Sie gestand es sich nur ungern ein, aber den ersten, den sie in der Meute suchte, war Ace. Leider war er noch nicht hier, deshalb setzte sie sich zwischen Jozu und Atomos. Sie fühlte sich ein wenig winzig zwischen den beiden Hünen.

 

„Jo! Nikira! Hier, damit du nicht verdurstest.“ Atomos lachte schallend und drückte ihr einen Krug in die Hand.

 

„Danke.“ Sie lächelte leicht. Mit dem Kommandanten der 13. Division hatte sie bis jetzt noch nicht viel geredet, aber er war ein ziemlich fröhlicher Mensch, weshalb sie ganz gern in seiner Nähe war.

 

Nippend sah sie in die Runde. Alle schienen ausgelassen zu sein. Am meisten jedoch Thatch. Dieser lachte beinahe durchwegs. Was sie allerdings wunderte, war, dass die Teufelsfrucht nach wie vor unberührt vor ihm lag. Sie hätte gedacht, dass er sie sofort verschlingen würde. Aber es war seine Sache, weshalb sie sich weiter umsah.

 

Als ihr Blick auf Whitebeard traf, runzelte sie fragend die Stirn. Er sah sie an. Oder besser gesagt durch sie hindurch. Prompt fühlte sie sich an den Tag zurückversetzt, als sie ihren Vater getroffen hatte. Der Kaiser hatte zu ihr gesagt, dass er keine Geheimnisse akzeptierte. Seither hatte er diesbezüglich nichts mehr erwähnt und auch hatte sie nicht mehr daran gedacht. Jetzt, als sie es tat, wurde ihr urplötzlich heiß. Sie schluckte und wandte den Blick ab. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Was hätte sie auch tun sollen? Aufstehen und verkünden, dass sie eigentlich ein verdammtes Marinemitglied war? Auch wenn sie sich seit längerem nicht mehr als eines sah…

 

Wenn sie die Piraten um sie herum beobachtete, dann wurde ihr schwer ums Herz. Sie würde nicht mehr lange hier sein. Vielleicht noch zwei Tage, dann würde sie Ace und allen anderen die Wahrheit sagen und von hier verschwinden. Was anderes blieb ihr auch nicht übrig. Wer würde sie schon an Bord haben wollen, wenn sie erstmals die erschreckende Neuigkeit verkündet hatte? Niemand. Ausnahmslos alle würden sie hassen. Ace würde sie hassen…

 

Nikira seufzte und erlange dadurch Jozus Aufmerksamkeit. „Alles klar bei dir, Kleine?“

 

Bei seiner Frage nickte sie halbherzig. „Ja. Ich denke schon.“ Nein. Gar nichts war okay.

 

Für einen Moment musterte der Hüne sie nachdenklich. Plötzlich beugte er sich nach unten und raunte: „Falls du Ace suchst, der ist in diese Richtung verschwunden.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und widmete sich anschließend wieder seinem Sake, als wäre nichts gewesen.

 

Die Rothaarige runzelte für einen Moment die Stirn über sein Verhalten, murmelte aber ein schnelles „Danke“ und stand umständlich auf. Sie holte sich einen zweiten Krug und machte sich auf den Weg zu einem bestimmten Piraten. Es dauerte nicht lange und sie fand ihn an der Längsseite des Schiffes an der Reling stehend. Hier war es angenehm ruhig. Nur das Meer war zu hören, welches kleine Wellen gegen das Holz der Moby Dick schlug. Bei dem Anblick hielt kurz inne und überlegte, ob sie nicht doch wieder umkehren sollte. Er sah nachdenklich aus und sie wollte ihn nicht stören. Doch schlussendlich entschied sie sich anders.

 

„Warum bist du nicht bei den anderen?“, fragte sie ehrlich neugierig und reichte ihm das mitgebrachte Getränk, als er sich zu ihr drehte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und erwärmte ihr Inneres.

 

„Die letzten Tage waren ziemlich ereignisreich. Ich wollte ein wenig Ruhe.“

 

Augenblicklich kam sie sich blöd vor. „Oh, dann ist es wohl besser, wenn ich wieder gehe.“ Sie deutete nach hinten und wollte sich schon umdrehen, als Ace sie bei ihrem Handgelenk zurückhielt.

 

„Nein, bleib. Bitte.“ Er schenkte ihr ein beinahe zaghaftes Lächeln und Nikira konnte nicht anders, als es zu erwidern. Der Pirat löste einfach so unheimlich viele Gefühle in ihr aus. Es war merkwürdig, wie einfach es war in seiner Nähe glücklich zu sein.

Sie stellte sich ebenfalls an die Reling und betrachtete fasziniert die Weite des Meeres. „Du wirkst bedrückt. Alles okay?“

Ace seufzte schwer. „Ich kann einfach nicht aufhören an diese eine Sache zu denken.“ Die 18-Jährige wartete geduldig darauf, dass er weitersprach. Sie wollte wissen, um was es sich bei dieser einen Sache handelte. Sie hatte eine Vermutung, aber vielleicht hörte sie das besser von ihm. „Ich weiß nicht mal wieso ich so oft daran denke und wieso dieser Hass in mir existiert. Er ist einfach da und verschwindet nicht.“ Seine Miene war ausdruckslos.

 

„Was ist diese Sache, an die du so oft denkst?“, hakte sie nach.

 

„Du hast damals gesagt, man kann sich seinen Vater nicht aussuchen. Wenn ich das gekonnt hätte, dann hätte ich meinen nie gewählt. Ich habe ihn nie kennengelernt, aber…das war gut so. Er war Abschaum. Ein Monster und ich trage sein Blut in mir, also…bin ich wohl auch eines.“ Er lachte freudlos auf.

 

Obwohl Nikira wusste über wen er sprach, wollte sie es von ihm hören. Er sollte es von sich aus erzählen. „Wer ist dein Vater?“

 

Für einen Moment schwieg er und schien zu überlegen, ob er ihr dies erzählen sollte. Schlussendlich entschied er sich dafür es zu wagen. „Der Piratenkönig. Gol D. Roger.“ Es lag so viel Verachtung in seiner Stimme, als er den Namen aussprach. Es war purer Hass und unweigerlich fragte sie sich, wie man einen Teil der Familie so sehr hassen konnte. Klar empfand sie ihrem Vater gegenüber auch Abneigung, aber er war noch immer ihre Familie. Sie würde ihn nie hassen können, auch wenn sie wollte.

 

Mit diesem Gedanken starrte sie kurz auf das weite Meer hinaus. „Hm. Du bist manchmal echt ein Idiot, Ace“, meinte sie schlussendlich trocken und nahm einen Schluck von ihrem Sake.

 

Der Pirat drehte sich bei ihrer Aussage irritiert um und sah sie mit großen, ungläubigen Augen an. „Warte! Hast du gerade gesagt ich bin ein Idiot?“

 

„Manchmal und ja, das habe ich.“ Sie wandte sich ebenfalls zu ihm, sodass sie von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden konnte.

 

„Wieso?“ Er war sichtlich verwirrt über ihre Worte.

 

„Du hast es selbst gesagt, Ace“, meinte sie eindringlich und seufzte „Man kann sich seinen Vater nicht aussuchen und nur weil er so war wie er eben war, heißt das nicht, dass du auch so sein musst. Das Leben wird nicht ausschließlich von unseren Vorfahren bestimmt, denn wir selbst sind dafür verantwortlich und auch dafür, was wir daraus machen.“

 

Während sie sprach, war sein Gesicht nachdenklich geworden. So hatte er es noch nie gesehen. Dennoch konnte er seine Ansichten nicht einfach so ablegen. „Du hast Recht, aber so einfach ist das nicht.“ Seine Stimme wurde von einer enormen Bitterkeit dominiert und Nikira konnte nur erahnen, wie sehr in diese Sache tatsächlich mitnahm.

 

Wenn sie länger darüber nachdachte, dann war ihre Antwort verflucht heuchlerisch. Sie befand sich in einer ähnlichen Situation wie er. Hielt hier eine große Rede über das Leben, dessen Verlauf von einem selbst abhängig war. Und doch würde sie bald wieder zur Marine zurückkehren, um sich von anderen sagen zu lassen, was sie zu tun hatte und was nicht. Es war wahrlich eine Ironie des Schicksals. Dennoch gab es da etwas Entscheidendes, wodurch sich Ace von ihr unterschied.

 

„Stimmt. Es ist nicht einfach, aber das ist auch egal und weißt du, warum? Weil du stark bist und damit meine ich nicht nur physisch.“ Ace war das, was sie nicht war. Auch wenn sie oft so tat, als könnte ihr nichts auf der Welt etwas anhaben, so war sie eigentlich furchtbar schwach. In all den Jahren war sie die Marionette der Marine gewesen. Sie war wie eine leere Hülle, die jedes einzelne Wort ihres Vaters für das einzig Wahre gehalten hatte. Hatte nie an seinen Entscheidungen gezweifelt. Jahrelang hatte sie nicht gesehen, zu was ihr Erzeuger imstande war. Also wie sollte jemand wie sie stark genug sein, um sich gegen ihn zu stellen?

 

„Wow. Ich wusste nicht, dass du so motivierend sein kannst.“ Ace‘ anfängliche, leidende Miene verschwand mehr und mehr. Er schenkte ihr sogar ein kleines Lächeln.

 

Nikira holte tief Luft. So richtig konnte es die Rothaarige nicht erwidern, dennoch versuchte sie es. „Ich auch nicht“, murmelte sie leise und sah auf den Holzboden. Ihre Gedanken kreisten noch immer um das Thema von vorhin und wogen schwer. Die Stille, die für einen kurzen Moment einkehrte, nahm sie gar nicht richtig wahr.

 

„Habe ich dir jemals gesagt, dass ich dich mag?“ Seine Worte kamen wie aus dem Nichts und es dauerte ein wenig, bis Nikira sie realisierte. Sie sah langsam auf und starrte den Schwarzhaarigen vor sich perplex an.

 

„Nein.“ Sie schluckte und schüttelte leicht den Kopf. „Ich glaube nicht.“ Sein belustigtes Grinsen brachte sie aus dem Konzept. Wie seine Worte.

 

„Schön, dann sage ich es jetzt. Ich mag dich. Sehr sogar.“ Aufmerksam studierte sie sein Gesicht. Es wirkte ernst, trotz des Lächelns. Dieses Lächeln stimmte sie wehmütig und weckte das schlechte Gewissen in ihr. Immer wieder flüsterte eine Stimme ‚Lügner‘ in ihrem Kopf und erinnerte sie daran, dass sie allen hier nur etwas vorspielte.

 

„Ace…“, fing sie langsam an, „Ich…Ich mag dich auch, aber ich…“ Sie stoppte und umklammerte das Holz der Reling mit ihren Fingern. Wie sollte sie ihren Satz beenden? Sie mochte ihn, aber das mit ihnen würde nie funktionieren, weil sie eigentlich Mitglied der Marine war? Sie mochte ihn, aber sie war zu feige sich gegen ihren Vater zu stellen? Sie mochte ihn, aber ihre Anwesenheit basierte auf einer riesigen Lüge? Ja. All das wollte sie ihm sagen und doch konnte sie es nicht. Nicht, wenn sie sein Lächeln sah, welches er ihr schenkte.

 

„Ich akzeptiere kein Aber.“ Ace sah sie plötzlich todernst an und machte einen Schritt auf sie zu. Die Rothaarige starrte stur auf die Holzdielen und biss sich unbewusst auf die Lippen. Sie wollte nicht, dass er ihr so nahe war. Sie konnte bei so viel Nähe nicht klar denken und das sollte sie.

 

Seine nächsten Worte trafen Nikira jedoch mitten ins Herz. „Sieh‘ mich an und sag mir, dass du nicht das Kribbeln spürst, wenn wir uns berühren. Sag mir, dass dein Herz nicht schneller schlägt, wenn wir im selben Raum sind. Sag mir, dass du nicht dasselbe fühlst.“

 

Sie holte zum zweiten Mal zittrig Luft. So sehr hatte sie gehofft, dass sie mit all diesen Kleinigkeiten nicht alleine war. Dass er ebenfalls diese Besonderheiten wahrnahm. Und jetzt, wo er ihr dies bestätigte, stimmte es sie glücklich und zugleich unheimlich traurig, denn ihre Gefühle hatten keine Zukunft. Auch wenn sie es noch so sehr wollte, sie konnte das nicht zulassen. Es ging bereits zu tief. Je mehr sie für ihn empfand, desto schlimmer würde es werden. Für beide.

 

Deshalb sah sie auf. Ihr Blick traf den von Ace, der erwartungsvoll schien. Sie schluckte ihre Zweifel hinunter. „Ich spüre keine Stromschläge, mein Herz schlägt nicht schneller und ich fühle nicht dasselbe wie du“, antwortete sie schwer und ignorierte die unzähligen Nadeln, die ihr Herz in Angriff nahmen. Immer wieder redete sie sich ein, dass es sein musste. Sie konnte nicht anders...

 

Nikira beobachtete, wie Ace‘ Ausdruck sich verhärtete. Er fuhr sich durch die Haare und lachte freudlos auf. „Ich kann nicht glauben, dass du nicht nur mich belügst, sondern auch dich selbst.“

 

Die Rothaarige biss sich fest auf die Zunge und versuchte ihre harte Miene beizubehalten. „Ich...habe nicht gelogen.“ Lange hielt sie nicht durch, denn sie musste die Augen schließen, als sie die Enttäuschung in seinem Gesicht sah. Es war so schwer, dass hier durchzuziehen. Mit vielen anderen Lügen kam sie klar, aber nicht damit, wenn sie dadurch Ace verletzte.

 

Plötzlich spürte sie, wie er sachte ihre Hand ergriff, mit der sie vehement die Reling umklammerte. Die andere legte er auf ihre Wange. Sie schlug die Lider auf und öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, doch sie konnte nicht. Kein Wort kam über ihre Lippen. Nikira legte ihren Kopf in den Nacken und sah den Piraten an, der so dicht vor ihr stand, dass sie seine überdurchschnittliche Körperwärme spüren konnte. Seine Haut erhitzte ihr ohnehin schon warmes Gesicht und doch genoss sie seine sanfte Berührung. Sie genoss sie so sehr…

 

„Hör auf damit. Bitte.“ Er klang dabei so ungewohnt verletzlich, dass es ihr das Herz brach. Seit ihrer Zeit auf der Moby Dick hatte sie ihn noch nie so gesehen.

 

Ehrlich gab sie zu: „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Ihre Worte waren leise und doch klar und deutlich.

 

„Versuch es“, murmelte er bestimmt und schon beinahe flehend.

 

Nikira hatte das Gefühl, als könnte sie ihren Herzschlag hören. Als würde es aus ihrer Brust springen. Noch nie war er ihr so nahe und das machte sie verrückt. Er machte sie verrückt und ihr wurde bewusst, dass sie das hier wollte. Jede Faser ihres Körpers wollte das.

 

Langsam hob sie ihren linken Arm und legte ihre Hand an die Stelle, an der sich sein lebenswichtiges Organ befand und für einen Moment dachte Ace, dass sie ihn wegschieben würde. Weg von ihr und ihren echten Gefühlen, doch stattdessen stellte sie sich auf Zehenspitzen. Sie standen so dicht zusammen, dass sich beinahe ihre Lippen berührten. Nikira sah in Ace‘ dunkle Augen, die jenes Feuer in sich hatten, welches sie so sehr mochte.

 

Sie schluckte ihre Zweifel hinunter. Zumindest für einen Moment und als sie die nächsten Worte flüsterte, klang sie verloren. Verloren und zerbrechlich. „Hilf mir dabei.“

 

Er wagte es nicht sich zu bewegen und suchte in ihrem Gesicht nach Anzeichen, ob es ihr ernst war. Doch alles was er sah, war Entschlossenheit. Er konnte weder Sorge, noch Unbehagen entdecken. Sie wollte es so sehr wie er.

 

Sachte, als hätte er Angst sie würde dadurch zerbrechen, überbrückte er den kleinen Abstand und legte schließlich seine Lippen auf ihre. Nikira schloss überwältigt die Augen. Die Berührung war sanft, zaghaft und all das, was sie sich erhofft hatte. Unzählige Stromstöße schossen durch ihren Körper und entfachten Emotionen, die sie so nicht kannte. Dieser Kuss war so unschuldig und doch bedeutete er alles. Selbst die enorme Last auf ihren Schultern verschwand für einen Augenblick zur Gänze. Ihre gesamte Haltung verlor die übliche Anspannung und sie fühlte sich losgelöst. Spürte diese besondere Freiheit, nach der sie sich so sehr sehnte und alles, was dafür nötig war, war dieser kleine Kuss. Alles, was nötig war, war Ace.

 

Ace, den sie belog. Ace, den sie bald nie wiedersehen würde. Ace, der sie hassen würde. Immer mehr dunkle Gedanken krochen langsam in ihren Kopf und verursachten die altbekannten Zweifel. Sie zogen sie hinunter und zwangen sie rational zu denken. Zu denken, als wären ihre Gefühle nicht wichtig. Ihr Vater tauchte in ihren Gedanken auf und strafte sie mit einem verächtlichen Blick. Ihr Herz begann zu schmerzen und die Schuldgefühle übernahm die Kontrolle über sie.

 

Panisch schlug sie die Augen auf und nahezu zeitgleich drückte sie energisch den Piraten von sich. Außer Atem stolperte sie ein paar Schritte zurück. Beinahe verzweifelt fuhr sie sich durch die Haare. „Ich...das ist nicht richtig. Es...Es tut mir leid“, stammelte sie apathisch und vermied es, ihn anzusehen. Hektisch drehte sie sich um und verschwand umgehend unter Deck. Den Weg zu ihrer Kajüte legte sie teilnahmslos zurück. Fest schlug sie hinter sich die Tür zu und rutschte verzweifelt mit dem Rücken an dieser auf den Boden.

 

Sie krallte ihre Finger in ihre Haare. „Was habe ich getan?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Also ehrlich Leute! Wenn ich dafür jetzt nicht eine Menge Rückmeldung erhalte, dann weiß ich auch nicht hahah 
Mich würde es total interessieren, wie ihr vor allem den Schluss gefunden habt. Ich hab ihn drei Mal umgeschrieben. Ohne Spaß :p
Das nächste Kapitel ist übrigens bereits in Arbeit. Nahezu die Hälfte ist geschafft ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Hypsilon
2017-11-14T14:57:08+00:00 14.11.2017 15:57
ich muss schon sagen, ich bin sehr froh, dass ich nicht von Anfang an bei deiner FF dabei gewesen bin, sonst hätte mir der Cliffhänger des letzten Kapitels richtig krass zugesetzt.
Allerdings wird irgendwann (wahrscheinlich bald) der Punkt kommen, wo ich geduldig warten muss, geschweige denn, dass irgendwann ein Ende kommt =O aber daran denke ich mal nicht, lieber schreibe ich dir mal wieder, was ich hiervon halte und muss dabei mal wieder deinen echt tollen Schreibstil loben!
Acht echt jetzt... erst so "hach, gleich ist es so weit" dann wieder "oh mann, Nikira, mach nicht alles kauptt", dann doch "na endlich" und dann rennt sie weg... Himmel Herrgotts Zeiten xD Das ist eine wahre Achterbahnfahrt gewesen.

Der Kampf zwischen Ace und dem Unterweltkönig war übrigens auch ganz toll geschrieben. Im Anime hätte das ewig lange gedauert haha.
Hach.... hoffentlich kann ich morgen weiterlesen

Liebe Grüße
Chii

Antwort von:  SocialDistortion
14.11.2017 18:04
Ohhhhh danke für das Lob :3
Ich befürchte auch, dass du bald warten musst, aber ich hoffen, dass ich die Geschichte noch dieses Jahr fertig bekomme. Sie geht ja mittlerweile recht lange und dabei hat sie nicht mal viele Kapitel haha
Sorry für dieses Hin und Her xD So einfach will ich es Nikira und Ace und natürlich den Lesern nicht machen :P

Stimmt. Vermutlich hätte er sich über 5 Mangakapitel gezogen oder 15 Animefolgen. Aaaaaber da ich das Schreiben von Kämpfen nicht mag, fällt es bei mir immer kürzer und auch unspektakulärer aus ^.^
Antwort von:  Hypsilon
15.11.2017 09:42
Gerne doch =)
Wow, dieses Jahr noch? Dann toi toi toi ^^
Ach, das gehört dazu und macht die Story richtig mitreißend, FF-technisch hab ich sowas schon lange nicht mehr gelesen.
Von:  lala1314
2017-09-18T08:11:07+00:00 18.09.2017 10:11
Hey ho.
Naja du weist das du gut schreibst und das ende ist sehr gut. Der perfekte abschluss für ein nächstes kapitel.
Also bis bald.
Lala
Antwort von:  SocialDistortion
18.09.2017 19:47
Hey!
Auch wenn ich weiß, dass ich nicht soooo mies schreibe, höre ich es trotzdem gerne :3
Danke also für dein Kommentar :D
LG
Von:  Miana
2017-09-17T16:57:57+00:00 17.09.2017 18:57
Juhuuuuuu! Es geht weiter und gleich so viel und es ist so schööööööön... ich muss fast weinen :'(
Ace' Auftritt war mega cool. Und dann diese herzzerreißende Szene an der Reling... ich hab wirklich fast geweint ^^"
Antwort von:  SocialDistortion
18.09.2017 19:47
Ohhh ich will niemanden zum Weinen bringen. Gut, dass es nur fast so war. :P
Danke für dein Kommentar. :D
Das neue Kapitel ist bereits zur Hälfte fertig ;)
LG
Antwort von:  Miana
23.09.2017 23:46
Ist doch toll, wenn du mit deiner Story solche Emotionen auslösen kannst ^^


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