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Vergissmeinnicht

von

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Glücksmomente


 

♥ Taichi ♥
 

Ein schrilles Klingeln bohrte sich hämmernd durch seinen Kopf. Knurrend blinzelte er leicht, konnte aber nichts weiter erkennen. Durch die Jalousien schien kein Licht, was ihm signalisierte, dass es noch früh am Morgen sein musste.

Widerwillig versuchte er sich aufzusetzen und bemerkte prompt einen Widerstand, der gegen deine Brust drückte.

Ein leises Grummeln war zu hören, während sie langsam ihren Kopf bewegte.

„Was ist denn los?“, fragte sie verschlafen.

Tai drehte sich etwas umständlich zur Seite und tastete nach seinem Mobiltelefon, dass er auf Mimis Nachttisch platziert hatte.

„Ich weiß es nicht“, murmelte er mit heiserer Stimme und schaute auf sein Display, dass ihm nicht nur den unbekannten Anrufer, sondern auch die Uhrzeit anzeigte.

„Verdammt nochmal es ist vier Uhr morgens“, murrte er bösartig, nahm aber trotzdem ab.

Er begrüßte den Anrufer grimmig und brachte nur ein knappes „Hallo“ hervor, dass brummig über seine Lippen glitt.

„Wer ist das denn?“, fragte Mimi neugierig und hielt sich die Bettdecke schützend vor ihre nackte Brust. „Ist ja unverschämt um diese Uhrzeit anzurufen.“

Doch Taichi reagierte nicht auf ihre Worte. Angespannt hörte er der Stimme zu, die sich am anderen Ende befand und ihm vollkommen euphorisch die Neuigkeiten unterbreitete.

„Was? Ernsthaft? Bist du alleine da? Wie lange sind sie denn schon dort?“

Tai blickte unweigerlich zu Mimi, die jedoch verwirrt die Stirn gekräuselt hatte.

„Was ist denn los?“, hakte sie erneut nach, doch Taichi nickte nur während des Zuhörens immer wieder, ohne auf sie einzugehen.

„Okay gut, dann kommen wir am besten gleich! Du bist sicher nervös“, er grinste, bevor er sich verabschiedete und auflegte.

Danach sprang er sofort aus dem Bett und schlüpfte in seine Boxershorts, während Mimi immer noch wie versteinert auf dem Bett saß.

„Hallo? Redest du auch mal mit mir? Wo willst du ihn?“

„Ins Krankenhaus. Takeru war am Telefon! Das Baby kommt!“

„Was?“, quietschte Mimi schrill und schien auf einmal hell wach zu sein. „Sora liegt in den Wehen?!“

„Ja, Takeru ist mit seiner Mutter vorhin hingefahren! Anscheinend ging es schon kurz nach zwölf los. Yamatos Vater hat sie ins Krankenhaus gefahren!“, informierte er sie knapp.

Mehr hatte Takeru ihm auch nicht erzählt. Er klang sehr nervös und hatte ihm lediglich berichtet, dass von Yamato persönlich der Auftrag kam, ihn zu benachrichtigen.

Anscheinend brauchte sein bester Freund jemanden an seiner Seite!

Jemandem, dem er blind vertrauen konnte.

Auch Mimi war hektisch in ihre Sachen gestiegen und stand bereits mit zerzausten Haaren vor ihm.

„Na los! Wir sollten fahren! Yamato und Sora brauchen uns“, sagte sie voller Elan.

Er musste schmunzeln als er ihr energiegeladenes Selbst sah, dass sich vor wenigen Minuten noch im Land der Träume befand.

„Ich rufe uns ein Taxi“, erwiderte er ruhig, aber bestimmt, bevor sie sich ihre Jacken anzogen und auf den Weg machten.
 

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Hand in Hand liefen sie den langen Krankenhausflur entlang, der in ihm ein wirres Kribbeln auslöste. Sein Magen zog sich zusammen und Erinnerungen an seinen Vater zeigten sich vor seinem inneren Auge.

Auch wenn er nicht daran denken wollte, brachte der sterile Geruch von Desinfektionsmittel vergangene Momente zurück und ließen sie erneut lebendig werden.

Er spürte wie seine Hand zu schwitzen begann, was ihm unangenehm war, dennoch wollte er den Griff um Mimis Hand nicht lösen. Er brauchte jemanden an seiner Seite.

Jemanden, der ihn führte.

„Oh mein Gott, ob das Baby schon da ist?“, fragte Mimi nervös nachdem sie in den Aufzug gestiegen waren, um zur Entbindungsstation hochzufahren.

Die Fahrt fühlte sich wie unzählige Minuten an, obwohl sie nur wenige Sekunden bis in den zweiten Stock brauchten.

Taichis Herz begann aufgeregt zu klopfen, da er nach und nach realisierte, welche große Veränderung auf alle zukommen würde.

Seine besten Freunde waren im Begriff Eltern zu werden. Vielleicht waren sie es sogar schon!

Etwas, dass sich Tai zurzeit gar nicht vorstellen konnte, auch wenn er in seiner Zukunft durchaus Kinder sehen konnte.

Doch zurzeit war alles sehr unsicher geworden.

Heimlich hatte er sich tatsächlich für einige Stipendien beworben, ohne seiner Familie oder seinen Freunden von seinen Plänen zu erzählen.

Er wollte keine unnötigen Hoffnungen schüren, die sich möglicherweise sowieso in Rauch auflösen konnten. Er stand quasi in der Luft, ohne zu wissen, was ihn tatsächlich erwarten würde.

Tai hatte auf Hideyoshis Rat gehört und sich bei mehreren Universitäten für ein Stipendium im Politikbereich beworben. Der Haken an der Sache war allerdings, dass sich viele der Unis außerhalb von Tokio befanden, was ein Umzug in den meisten Fällen unausweichlich werden ließ.

Natürlich hatte er sich auch innerhalb von Tokio beworben, aber Hideyoshi machte ihm nicht allzu große Hoffnungen genommen zu werden, da die zahlreichen Bewerber nicht zu unterschätzen waren. Deswegen hatte er auch den Umkreis erweitert. Eine der Universitäten lag sogar zehn Stunden von seinem jetzigen Wohnort entfernt, was ihm etwas Angst bereitete.

Was wenn er dort genommen werden würde?

Was sollte er nur tun? Sollte er den Platz annehmen, obwohl er wusste, dass seine Familie eine schwere Zeit durchmachte? Er konnte seine Mutter und seine Schwester doch damit nicht alleine lassen und was sollte aus ihm und Mimi werden? Sie hatten doch erst zusammengefunden und sollten dann eine Fernbeziehung führen? Wie sollte er das nur aushalten, seine Freundin, Freunde und Familie nur alle paar Wochen an den Wochenenden sehen zu können?

Seufzend presste er die Luft zwischen seine Lippen und versuchte seine wirren Gedanken zu ordnen.

Heute sollte es doch gar nicht um ihn gehen!

Und trotzdem versank er im Sumpf seiner ewig anhaltenden Gedankenspirale, die ihm nicht nur ein schlechtes Gewissen bereitete, sondern auch seine Laune enorm trübte.

„Ist alles in Ordnung? Du bist so blass“, stellte Mimi besorgt fest, während sie den Flur zum Wartebereich entlang schritten.

Ertappt presste er die Lippen aufeinander und verlangsamte seine Schritte.

Es brannte ihm regelrecht auf der Zunge mit ihr über diese verzwickte Situation zu sprechen, aber er hatte Angst, dass Mimi sauer werden könnte, da er sie in seine Entscheidung, sich für die Stipendien zu bewerben, nicht miteinbezogen hatte.

Er wusste, was sie sich vom Leben vorstellte und welche Wege sie sich bereits in ihrem Kopf ausgemalt hatte.

Nach langem hin und her, war sie zum Entschluss gekommen, nach der Schule doch BWL zu studieren. Aber nicht um den Fußspüren ihrer Familie zu folgen.

Nein, sie hatte ihr einiges Ziel vor Augen, was Taichi immer noch unglaublich bewunderte.

Sie wusste genau, was sie wollte und wie sie es erreichen konnte.

Mimi träumte eigentlich schon, seit er sie kannte, von einem eigenen Restaurant, dass sie mithilfe eines BWL-Studium eröffnen wollte.

Sie träumte nicht nur, sondern machte auch Nägel mit Köpfen, indem sie ihre Vorstellungen lebendig werden ließ.

„I-Ich…“, stammelte er, bevor er abrupt den Satz abbrach und stehen blieb. Niedergeschlagen blickte er zu Boden und ärgerte sich über sich selbst, da die Worte einfach nicht seine Lippen verließen.

Er schluckte und versuchte erneut den Satz zu beginnen, als Mimi behutsam über seine Wange streichelte.

Überrascht blickte er ihr in ihre warmen braunen Augen.

„Das ist bestimmt nicht leicht für dich. Das letzte Mal als wir hier waren...dein Vater…“, murmelte sie bedacht. „Aber heute sind wir wegen einem sehr freudigen Moment hier! Unsere Freunde werden Eltern und wir wollen die Kleine in unserem Kreis willkommen heißen.“

Sanft setzte sie ihre zärtlichen Streicheleinheiten fort und schenkte ihm ein mildes Lächeln, dass seine Knie ganz weich werden ließ.

Sachte zog sie ihn in eine innige Umarmung und stellte sich auf die Zehenspitzen, um seinen Nacken zu erfassen und ihn dichter an sich heranzuziehen.

„Du bist nicht allein, vergiss das nicht“, murmelte sie ihm entgegen und näherte sich seinen Lippen.

Eine zarte Gänsehaut legte sich über seinen Körper und ein Lächeln zog sich über seine Lippen, dass jedoch sofort wieder verblasste, nachdem ihre Worte sein Ohr erreichten.

„Wir sind ein Team und wir schaffen das zusammen.“

Er schaffte es gerade so ein Nicken zustande zu bringen, bevor sie ihm einen kurzen süßen Kuss auf die Lippen hauchte, der im Angang jedoch sehr bitter schmeckte.

Ein Team. Zusammen.

Sein schlechtes Gewissen überrannte ihn unvermittelt und brachte ihn endgültig zum Schweigen.

Er wollte ihr alles erzählen, doch er wusste, dass hier und jetzt der falsche Moment dazu war.
 

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„Oh Gott, wie lange dauert das denn?“, fragte Takeru aufgeregt und bewegte sein Bein auf und ab, was Taichi allmählich in den Wahnsinn trieb.

Kurz nachdem sie im Wartebereich platzt genommen hatten, hatte ein kreidebleicher Yamato für fünf Minuten den Kreissaal verlassen, um zu Atem zu kommen.

So hatte Taichi seinen besten Freund noch nie erlebt gehabt. Er wirkte vollkommen neben der Spur und blickte angsterfüllt zum Kreissaal, indem Sora versuchte die gemeinsame Tochter auf die Welt zu bringen. Anscheinend wurde ihm alles zu viel, weshalb Mimi ihre Hilfe anbot und gemeinsam mit Yamato in den Kreissaal zurückkehrte.

Taichi wusste, dass sich Sora gewünscht hatte Mimi bei der Geburt dabei zu haben – einen Wunsch, den er nach Yamatos erschreckendem Gesicht ziemlich gut verstehen konnte.

Schon seit eineinhalb Stunden war niemand mehr vor die Tür getreten und Taichi machte sich langsam Sorgen, da er ab und an tatsächlich Schmerzensschreie durch die Tür vernehmen konnte.

Soras Mutter sah das ganze recht entspannt und erklärte, dass eine Geburt schon mal mehrere Stunden dauern konnte, was Yamatos Mutter munter bestätigte.

Yamatos Vater verzog daraufhin nur das Gesicht, da scheinbar alte Erinnerungen geweckt wurden.

Kurz danach verließ er auch die kleine Runde, um eine Beruhigungszigarette zu rauchen.

„Das ist mal wieder typisch“, erwiderte Natsuko Takashi augenverdrehend. „Bestimmt kommt er erst wieder, wenn er die Schachtel leer geraucht hat.“

„Mama…“, knurrte Takeru peinlich berührt.

„Was denn? Du kennst doch deinen Vater. In brenzligen Situationen sucht er gerne das Weite.“

Takeru verstummte und schluckte schwerfällig, was Taichi sofort auffiel.

Auch wenn Takeru ein sehr offener und fröhlicher Junge war, war die Scheidung seiner Eltern etwas, das ihn nach all den Jahren immer noch beschäftigte.

Seine Schwester hatte ihm einmal erzählt, dass er sogar immer noch hoffte, dass seine Eltern nach all den Jahren wieder zusammenfinden würden.

Doch die Mimik von Takerus Mutter sprach wahrhaftig Bände und auch die Tatsache, dass Yamato ihm erzählt hatte, dass sein Vater sich seit einigen Monaten mit einer unbekannten Frau traf, ließ nur wenig Hoffnungen auf eine Versöhnung der Eltern zu.

Allerdings konnte Taichi Takeru dies nicht unter die Nase binden, zumal Yamato ihn darum gebeten hatte vorerst den Mund zu halten, da sein Vater des Öfteren nicht nennenswerte Liebschaften hatte.

„Vielleicht sollten wir uns einfach mal einen Kaffee holen“, schlug Soras Mutter wohlwollend vor. „Da hinten gibt es einen Getränkeautomaten. Möchtet ihr auch etwas?“

„Ich glaube ich bekomme nichts runter“, erwiderte Takeru starr.

„Ich möchte im Moment auch nichts, danke“, antwortete Taichi höflich.

„Okay, dann werden wir uns mal kurz die Beine vertreten und uns einen leckeren Kaffee gönnen“, erwiderte sie und zog Takerus Mutter bestimmend mit sich, um sie auf andere Gedanken zu bringen.

Eine Idee, die Taichi befürwortete.

Es wäre sicher nicht in Yamatos oder Soras Interesse, wenn ihre Eltern einen Streit vom Zaun brechen würden. Soras Vater war noch nicht mal hier, da er über die Golden Week trotzdem arbeiten musste und sich zurzeit in Kyoto befand. Wahrscheinlich war er schon auf dem Weg, aber es dauerte sicher noch ein paar Stunden bis er tatsächlich hier eintreffen würde.

„Und wie geht’s dir? Nervös? Bald bist du Onkel“, stellte Taichi fest, um das Eis zwischen ihnen zu brechen.

Doch Takeru blickte nur ins Leere, während sein angestrengtes Gesicht stur zu Boden gerichtet war.

„Hast du denn schon Hikari angerufen?“, fragte er, da er sich denken konnte, dass die beiden sicherlich Stunden lang miteinander schrieben oder telefonierten, gerade in solchen einzigartigen Momenten.

„Ich habe ihr eine SMS geschrieben“, antwortete er knapp. „Sie hat sie wohl noch nicht gelesen, aber sie schläft sicher noch.“

„Das kann gut sein, aber irgendwie hatte ich erwartet, dass sie hier ist. Ihr steht euch ja immer sehr nah“, sagte Taichi unbedacht, obwohl er die Beziehung der beiden schon immer hinterfragt hatte.

Sie wirken sehr innig zusammen, was ihn manchmal stutzig werden ließ. Hikari hatte immer behauptet, dass nicht mehr als Freundschaft zwischen ihnen sei, doch manchmal war er sich da nicht so sicher – dass sagte ihm sein Instinkt als Bruder, der in vielen Fällen allerdings schon überreagiert hatte.

Jedoch gab ihm Takerus verbittertes Gesicht zu denken.

„Was soll denn diese Aussage bedeuten? Willst du uns wieder eine Beziehung andichten?“, hakte er gereizt nach. „Nur zu deiner Info, da läuft nichts und wird nichts laufen.“

„Ach wirklich? Du reagierst aber ganz schön gereizt darauf und Yamato hat mir erzählt, wie sehr du von meiner Schwester schwärmst.“

„Was? Man…kann der nicht einmal die Klappe halten“, murrte er angesäuert und fuhr sich durch die kurzen blonden Haare.

Taichi grinste und beugte sich zu ihm rüber. „Also hat er recht?“

Takeru verzog das Gesicht und runzelte angestrengt die Stirn. „Und wenn schon. Ist doch sowieso egal.“

„Ach wirklich? Hört sich aber nicht so an“, stichelte er weiter, in der Hoffnung ihn aus der Reserve zu locken.

„Hör bitte auf zu fragen“, erwiderte er gereizt.

„Aber ich bin sehr neugierig, besonders wenn es um meine Schwester geht!“

„Vielleicht solltest du das mal ein bisschen zurückschrauben. Sowas kann einem dezent auf den Wecker gehen. Besonders wenn es eben nicht so ist, wie du es darstellst.“

Takerus Blick verschärfte sich, doch das beeindruckte Taichi reichlich wenig.

„Wie stelle ich es denn da? Ihr schlaft zusammen in einem Zimmer und du kannst mir nicht erzählen, dass du noch nie daran gedacht hast, wie sie nackt aussehen könnte“, unterstellte er ihm vorsätzlich, was die Schamesröte in Takerus Gesicht trieb. „Ich war auch mal vierzehn und weiß wie die Jungs in diesem Alter ticken.“

„Ich bin fünfzehn“, korrigierte er ihn sofort.

„Noch schlimmer. Da spielen die Hormone noch mehr verrückt und irgendwann kannst du diesem Drang nicht mehr widerstehen und tust Dinge, die mit Freundschaft nichts mehr zu tun haben.“

„Oh Gott, bitte hör auf!“, kreischte er und versuchte sich die Ohren zuzuhalten, doch Taichi packte ihm am Arm.

„Aber über sowas sollte man sprechen, besonders wenn man noch jung und unerfahren ist. Kondome können Leben retten.“

„Boah Taichi!“, knurrte Takeru und riss sich los. „Du brauchst dir wirklich keine Gedanken darüber zu machen!“

„Ach wirklich? Da bin ich mir aber nicht so sicher“, murmelte er und schielte zum Kreissaal. Bei der Familie war ungeplanter Nachwuchs wohl wahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto.

„Man Tai, deine Schwester hat mich gefriendzoned! Da wird nie was passieren!“

„Ge-was?“, Taichi zog die Augenbraun zusammen. Was hatte das nur wieder zu bedeuten?

„Das ich nur ein Freund für sie bin. Mehr nicht. Und wenn du mir nicht glaubst, solltest du mal mit auf ein Basketballspiel von mir kommen. Kari ist nämlich ganz sicher nicht wegen mir da“, raunzte er und ließ sich auf den Stuhl sinken. „Sie findet Kazu aus der Mannschaft wohl ziemlich klasse, also halt lieber mit ihm dein Aufklärungsgespräch!“

Kazu? Diesen Namen hatte er ja noch gar nicht gehört! Warum hatte Kari ihm nie etwas von ihm erzählt?

Okay, diese Frage konnte er sich wohl selbst beantworten.

„Ähm, okay. Und warum bist du dir da so sicher? Also das sie dich gefrienddingst hat?“

Takeru schnaufte auf und verschränkte wütend die Arme vor der Brust, bevor er den Kopf wütend zu Taichi wandte.

„Erstens bin ich nicht blöd und habe Augen im Kopf. Sie guckt ihn immer so verliebt an und redet bei mir ohne Punkt und Komma von ihm, obwohl die beiden kaum ein Wort miteinander gewechselt haben und sie sich ohne mich noch nicht mal kennen würden.“

Seine Stimme klang noch immer sehr angespannt, aber dennoch konnte Taichi die Traurigkeit aus ihr heraushören.

Anscheinend hatte Takeru wirklich etwas für seine Schwester übrig und befand sich nun in der gleichen Situation, wie er vor einigen Monaten.

„Und zweitens“, begann er nach einer kurzen Pause. „hat sie gesagt, dass wenn wir uns küssen, es sich so anfühlt, als würde sie ihrem Bruder einen Schmatzer geben.“

Aua. Das tat sicher weh. Sowas wollte man doch nicht hören, wenn man in denjenigen verliebt war. Ein Schmatzer…besser hätte man es nicht beschreiben…Moment mal!

„Du hast meine Schwester geküsst?“, platzte aus Taichi hervor, nachdem er die Worte von Takeru verarbeitet hatte.

Auch Takeru wurde auf einmal sehr wohl bewusst, was er Taichi hier anvertraut hatte.

Mit geweiteten Augen wandte er den Blick von ihm, während sich in Taichis Magengegend die Wut mit dem Unverständnis vermischte.

„Ich kann das erklären…“, murmelte er kleinlaut, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Takeru erleichtert in die Augen seines Bruders blickte.

Taichi wandte sich ebenfalls Yamato zu, dessen Augen freudig strahlend.

„Sie ist da! Meine Tochter ist endlich da!“, sagte er atemlos und ein glückliches Lächeln zog sich über sein ganzes Gesicht.
 

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Bedächtig folgte er Yamato, dessen Hände vor Aufregung immer noch zitterten. Takeru wartete draußen auf die Rückkehr seiner Eltern und wollte in wenigen Minuten nachkommen.

Das Gespräch von vorhin war in den Hintergrund gerückt und die Vorfreude dominierte die aktuelle Lage.

Sein bester Freund war Vater! Er konnte es immer noch nicht glauben! Yamato und Sora waren tatsächlich Eltern.

Es dauerte nicht lang, bis sie bei der frischgebackenen Mutter ankamen.

Sie lag erschöpft im Bett und hielt dieses kleine Bündel Glück in ihren Armen, so als würde es schon ihr ganzes Leben zu ihr gehören.

Mimi stand neben Soras Bett und lächelte müde, bevor Yamato das Wort ergriff.

„Da ist sie“, sagte er sanft und schritt zu Soras Bett.

Auch Taichi näherte sich behutsam und blickte seinem besten Freund über die Schultern, während dieser zärtlich über den zarten rotblonden Haarflaum seiner Tochter strich.

Sie war bereits fertig angezogen und trug einen grünen Strampler, auf dem sich kleine Elefanten abgebildet waren.

Sora hatte sie in eine gelbe Decke gewickelt und blickte erwartungsvoll zu ihm, doch er war ganz fasziniert von diesem kleinen rosigen Gesicht und dieser Stupsnase, die sie definitiv von Sora hatte.

Sie war so klein, aber ihre großen blauen Augen fixierten ihn aufgeweckt an und wickelten ihn prompt um den Finger.

„Oh mein Gott…s-sie ist wunderschön“, stammelte Taichi und konnte in ihrem Gesicht so viel von ihren beiden Elternteilen erkennen, dass es fast schon ein wenig beängstigend war.

Seine besten Freunde hatten ein Kind…er konnte es immer noch nicht fassen.

Es fühlte sich seltsam an, sie plötzlich als Eltern eines kleinen hilflosen Wesens zu betrachten, da sie selbst noch so jung waren, aber dennoch gleich viel erwachsener auf ihn wirkten.

„Wie heißt sie denn jetzt? Ihr habt gesagt, dass ihr den Namen verratet, wenn Taichi da ist“, meldete sich nun auch Mimi zu Wort, die ebenfalls sehr erschöpft aussah.

Yamato streichelte immer noch über das Köpfchen seiner Tochter, als er und Sora einen kurzen Blick miteinander tauschte.

„Wir möchten sie Haruko nennen. Sie ist im Frühling geboren und ein wahrhaftiger Sonnenschein“, antwortete Sora entzückt.

„Oh, das ist aber ein wunderschöner Name, nicht wahr Haruko?“, sagte Mimi begeistert und streichelte über ihr kleines Händchen.

Plötzlich spürte Taichi, wie Yamato den Arm um ihn legte. Überrascht sah er ihn an.

„Na möchtest du sie mal halten?“

„Was ich?“, hakte Taichi nach und versuchte sich die innerliche Panik nicht anmerken zu lassen.

Sie war doch noch so klein…was, wenn er irgendetwas falsch machte?

„Ich weiß nicht so recht…“, murmelte er verunsichert.

„Ach komm schon, sie muss doch Onkel Tai ein bisschen näher kennen lernen“, erwiderte er euphorisch und hob Haruko ganz vorsichtig aus Soras Arm.

„Du musst nur ein bisschen auf das Köpfchen Acht geben“, sagte Sora, um ihn zu beruhigen, doch bei Taichi verkrampfte sich auf einmal alles.

Er hielt seine Arme hin und sah wie Yamato Haruko langsam hineingleiten ließ.

„So und jetzt schön das Köpfchen halten“, erinnerte ihn Yamato, während sich Taichi zu einem unsicheren Lächeln abrang. „Mhm, steht ihm gut oder?“

Vorsichtig schaukelte er Haruko in seinem Armen, was sie sich auch ohne weiteres gefallen ließ.

Er hingegen war starr vor Angst, bis er in Mimis Gesicht sah.

Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und blickte ihn mit diesem besonderen Strahlen an, dass er zuvor noch nie bei ihr gesehen hatte.

Zugern hätte er gewusst, was sie in diesem Moment gedacht hatte.

Er mit einem Baby.

Ob sie sich bereits ihre Zukunft ausgemalt hatte? Dass auch sie irgendwann eine Familie wären?

Taichi schluckte und wurde augenblicklich rot.

Allein dieser Gedankengang fühlte sich merkwürdig an, da für ihn alles noch so unendlich weit entfernt war, aber er dennoch das Baby seine besten Freunde in den Armen hielt, die wie er noch nicht mal volljährig waren.

Vielleicht war es immer Situationsabhängig. Wenn man sich nicht in dieser Lage befand, konnte man es sich auch schwer vorstellen. Doch manchmal brauchte es eben auch nur einen kurzen Blickwechsel, der das ganze Leben veränderte. Der Dinge möglich machte, die man sich vor einem Jahr noch gar nicht vorgestellt konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Baby ist da und Tai steht vor vielen Fragezeichen seiner beruflichen Zukunft.
Vielleicht kommt morgen noch ein Kapitel online. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Suben-Uchiha
2022-08-10T13:54:47+00:00 10.08.2022 15:54
Moin Tami,

Wirklich ein wundervolles Kap.
Endlich ist die kleine Haruko da. :) Ich kann mich noch gut daran erinnern als meine Patentochter geboren wurde. Da hatte ich auch so schieß wie Tai als ich Sie auf einmal halten soll. Da dachte ich mir auch nur so - Oh gott was wenn ich Sie mit einen großen Händen verletzte- ach das waren Zeiten.

Zu dem Gespräch von Takeru und Tai kann ich nur sagen was für eine unangenehme Situation xDDD
Aber ich kann Takeru´s Gefühle verstehen. Sowas von seiner großen Liebe zu hören wie es fühlt sich an als wenn man seinen Bruder einen Schmatzer gibt, ist als würde die Person einem das herz direkt aus der Brust reißen und in die nächste Ecke werfen. :/

Ich freue mich schon aufs nächste.

LG
Sven
Von:  Hallostern2014
2022-08-01T19:49:35+00:00 01.08.2022 21:49
Huhu meine Liebe ❤

Na, bei sowas wird man gerne geweckt..ich kann verstehen das T.K Tai angerufen hat. Matt hat die Person angerufen die er neben T.K gerade noch am meisten braucht seinen besten Freund.

Erstmal finde ich es klasse das Tai den Rat angenommen hat und sich überall beworben hat wo es geht. Dennoch hoffe ich das er später darüber mit Mimi reden tut. Denn nur so wird er sich besser fühlen und muss es nicht länger mit sich ausmachen. Mimi und ihn wird da bestimmt dann was einfallen. Und er weiß vielleicht wird er doch in Tokio angenommen. Aber Mimi hat recht beide sind ein Team und würde es schaffen. Ich fand es toll das Mimi Tai mut zu gesprochen hat. Auch wenn sie nur Teilweise richtig lag.

Matts Mutter geht echt gar nicht. Muss man sich im Krankenhaus so benehmen ? Nein!. Ich meine ihr Sohn wird gerade selber Vater das ist schon aufregend genug, da muss man keinen Streit anzetteln. Aber zum Glück war ja Soras Mutter da.
T.K tut mir so leid. Kari wird hoffentlich bald merken wer der Richtige für ihr ist. Tja, Tai nun muss du doch nochmal mit deiner Schwester reden..dann lernst du diesen Typen kennen. Ich kann mir aber gut vorstellen das Tai den Typen richtig einschätzen tut. Und ihn dann die passende Meinung gibt. Er wird T.K bestimmt nochmal auf die Sache mit dem Kuss ansprechen tut. Er hatte ja auch auf eine andere Antwort gehofft als er ihn ausgefragt hatte bzw genervt.

Endlich das Baby ist da. Und was für ein schöner Name. Ich kann mir Tai und Mimi auch sehr gut als Eltern vorstellen 😍. Vielleicht wird es ja eines Tages was. Die Zeit wird es zeigen 😍

So gleich zum nächsten Kapitel



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