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Vergissmeinnicht

von

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Im Zeichen der Liebe


 

♥ Taichi ♥
 

In einer Sekunde konnte sich das Leben für immer verändern. Man traf Entscheidungen. Die einen beeinflussten das Leben kaum, während die anderen es völlig auf den Kopf stellten.

In manchen Momenten war man jedoch völlig hilflos und stand vor den Scherben seiner vermeintlichen Zukunft, die zerbrochen war.

Auch Taichi erkannte diese Hilflosigkeit in den Augen seines besten Freundes, der vor einer halben Stunde bei ihm aufgetaucht war.

Er war ganz blass, hatte kaum ein Wort mit ihm gewechselt, sondern saß einfach nur teilnahmslos auf seinem Schreibtischstuhl und blickte ins Leere, während Taichi mit zwei Gläsern Wasser sein Zimmer betrat. Er stellte sie auf seinem Schreibtisch ab und schloss die Tür hinter sich, um ihnen etwas Privatsphäre zu schaffen.

Besorgt ließ er sich auf seinem Bett nieder, während Yamato angespannt auf seiner Unterlippe knabberte. Er fuhr sich unruhig durch seine blonden, kurzen Haare, als sich ein Seufzer von seinen Lippen löste.

„Du weißt es schon, oder?“, hinterfragte er mit brüchiger Stimme und betrachtete das Glas Wasser, das Taichi ihm hingestellt hatte.

„Ähm…,weil ich dir ein Glas Wasser hingestellt habe?“, hakte er etwas dümmlich nach und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.

„Nein, aber dein Blick war eindeutig gewesen, als ich hier aufgeschlagen bin. Wie lange weißt du es schon und warum hast du es mir nicht gesagt?“, wollte er wissen, blieb aber weitestgehend ruhig.

Taichi presste beschämt die Lippen aufeinander und senkte den Kopf.

Warum hatte er nichts gesagt?

Weil er Sora es versprochen hatte? Weil er wollte, dass sie es untereinander klärten und ihn nicht ständig in ihre Beziehungskiste hineinzogen? Er war es so unsagbar satt, dass er bei seinen Freunden immer das fünfte Rad am Wagen sein würde. Das Ersatzrad, dass man brauchte, wenn man einen Platten hatte.

Doch es war nicht seine Beziehung! Sie musste es selbst in den Griff bekommen.

„Spielt das denn eine Rolle? Es ist doch jetzt vielmehr die Frage, was ihr tun wollt! Du kannst Sora damit jetzt nicht alleine lassen, aber dein Gesicht sagt mir, dass das Ganze wohl nicht sonderlich gut zwischen euch gelaufen ist“, stellte er nüchtern fest.

Ertappt richtete Yamato den Blick zu Boden und knibbelte auffällig an seine Fingerkuppen – ein Indiz dafür, dass etwas nicht in Ordnung war.

Taichi lehnte sich zurück und musterte seinen besten Freund argwöhnisch.

„Oh Gott, was hast du zu ihr gesagt?“

Yamato schnaufte nur.

„Gar nichts...“

„Matt!“

„Naja, ich war halt völlig geschockt gewesen. Wir haben immer aufgepasst und jetzt bekommen wir ein Kind. Wir sind doch selbst noch halbe Kinder“, erwiderte er hysterisch. „Weißt du, was das für ihre Zukunft bedeutet?“

Überrascht sah er den Blondschopf an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was ist mit deiner Zukunft? Ich meine, es betrifft euch doch beide.“

„Ja, aber, wenn wir mal ehrlich sind, hat sich Sora schon seit der Mittelstufe Gedanken um ihre gemacht. Ich wollte einfach nur berühmt werden, mit dem Wissen, dass es die wenigstens schaffen werden und jetzt ruiniere ich ihr damit alles.“

„Du ruinierst ihr damit alles? Sag mal hörst du dir überhaupt zu? Hier geht es doch nicht um Schuld. Ihr bekommt ein Kind und du solltest ihr das Gefühl geben für sie da zu sein. Außer du willst das nicht…“

Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, beobachtete Taichi die Reaktion seines Freundes genau. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er ihn somit aus der Reserve locken konnte.

Yamato liebte seine Familie, auch wenn sie sehr zerrüttet war und er als Kind oftmals seine tiefen Gefühle vor der Außenwelt verstecken wollte. Sora schaffte es ein Teil seiner Familie zu werden, indem sie ihm die Liebe schenkte, die er brauchte, um sich geborgen zu fühlen. Taichi wusste, dass er diese Liebe nicht aufgeben wollte.

„Ich bin vorhin völlig ausgeflippt“, gab er leise zu. „Sie hat so geweint und sagte mir, dass es auch noch andere Lösungen gäbe und wir das Kind nicht behalten müssten. Sie hätte sich im Internet bereits informiert und ich hatte das Gefühl, dass sie uns als Eltern komplett ausgeschlossen hat. Sie hat immer wieder davon gesprochen, dass ich doch auf Tour gehen wollte und ein Kind sowieso nicht reinpassen würde…aber es hat mich so wütend gemacht…ich wollte, dass sie mir zuhört, aber ich konnte mich dann irgendwann nicht mehr beherrschen. Ich habe zu ihr gesagt, wenn sie das alles über meinen Kopf hinweg entscheiden will, soll sie es tun und dann bin ich gegangen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe…“

Er beendete seinen Monolog und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen, als Taichi erkannte, was Yamato wirklich wollte. Er wollte dieses Kind behalten.

„Du hast gleich gewusst, dass du das Baby mit ihr bekommen willst, oder?“, hakte er behutsam nach.

„Ja, das war merkwürdig. Ich mein‘ es passt wirklich Null in unseren Lebensplan rein, aber ich würde niemals von ihr verlangen, dass sie es weggibt, oder es abtreibt. Meine Mutter war selbst erst zwanzig als ich auf die Welt kam und sie hat es auch geschafft. Mehr oder weniger“, erklärte er, während sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen legte, dass jedoch in kürzeres Zeit wieder einer ernsten Miene wich.

„Was soll ich denn jetzt nur machen?“, fragte er hilflos und richtete einen mitleidigen Blick zu Taichi, der bereits überlegte, wie man Soras Herz wieder erweichen konnte.

Yamato hatte es schließlich ja nicht böse gemeint. Er hatte sich lediglich unglücklich ausgedrückt.

„Du solltest ihr zeigen, dass du für sie da bist. Lass ihr irgendetwas Kreatives einfallen, um ihr Herz zurückzuerobern“, schlug Taichi wage vor.

„Ihr Herz zurückzuerobern? Und wie soll ich das machen? Sie ist stocksauer und wird mir sicherlich nicht zuhören, wenn ich bei ihr wieder antanze“, stöhnte er resigniert und fuhr sich mit der flachen Hand über die Stirn.

Doch Taichi wäre nicht Taichi, wenn er nicht schon längst einen Plan ausgearbeitete hätte. Er grinste, als er sich leicht zu ihm vorbeugte und ihn näher zu sich heranwinkte.

„Ich glaube, ich habe da eine Idee“, murmelte er geheimnisvoll, während Yamato skeptisch die Stirn in Falten legte.
 

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„Auf gar keinen Fall. Sora ist am Boden zerstört, weil dein Freund so unsensibel reagiert hat, wie ein sturer alter Gaul, der nicht weiß, was er will“, murrte sie angesäuert und stemmte die Hände in die Hüfte. „Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, um sie zu beruhigen? Der soll mir bloß nicht über den Weg laufen.“

Erzürnt stampfte sie auf dem Boden auf und richtete ihren sturen Blick zu Taichi, der es prompt mit der Angst bekam, wenn er dieses unlöschbare Feuer in ihren Augen erkannte.

Ja, sie war definitiv sauer und Yamato wollte diesen Zorn sicher nicht zu spüren bekommen, weshalb er sie besänftigen musste.

Deswegen hatte er sie nach dem Mittagessen hinter die Toiletten im Außenbereich gelotst, um in Ruhe und ungestört mit ihr reden zu können.

„Komm schon Mimi, ich habe dir doch gerade erklärt, dass er das nicht so gemeint hat und sich bei ihr entschuldigen möchte“, untermauerte Taichi verzweifelt und versuchte zu vermitteln.

Er musste es irgendwie schaffen, Mimi von seinem Plan zu überzeugen. Er brauchte sie, alleine würde er es nicht schaffen, den Rest zu mobilisieren.

Yamato konnte er bereits ohne weiteres von seinem Plan begeistern, wahrscheinlich aber auch, weil er verzweifelt war und ihm sonst nichts Besseres einfiel.

Vielleicht war es auch die beste Möglichkeit, Sora seine aufrichtigen Gefühle mitzuteilen, auch wenn Taichi wohl noch ein bisschen von seiner Überredungskunst spielen lassen musste.

„Nein, wieso zieht er dich überhaupt damit hinein? Er sollte selbst den Hintern hochbekommen und nicht dich vorschicken. Das ist nicht fair“, wiedersprach sie direkt.

„Ich will den beiden nur helfen, aber wenn du dich so quer stellst wird der Plan nicht funktionieren“, versuchte er ihr vor Augen zu führen, als er ihre Wut jedoch damit nur noch mehr ins Unermessliche trieb.

„Willst du mir jetzt ernsthaft ein schlechtes Gewissen einreden? Ich fass’ es nicht.“

Sie machte einen Auswahlschritt und ließ ihre Arme locker neben ihrem Körper baumeln, während sie ihn mit bösen Blicken strafte.

Natürlich hatte sie es mal wieder in den falschen Hals bekommen.

Er musste jetzt ruhig bleiben. Das letzte was er wollte, war sie noch wütender zu machen, als sie es ohnehin schon war.

Behutsam ging er ein paar Schritte auf sie zu und streichelte ihr sanft über ihre zarten Wangen, was sie mürrisch über sich ergehen ließ. Sie schielte zu ihm hoch und zog schmollend die Unterlippe nach vorne.

„Guck mich nicht so an...“, grummelte sie genervt, hielt aber seinem Blick weiterhin stand.

„Ach, wie gucke ich denn? Bekommst du etwa schon weiche Knie?“, witzelte er kess, ehe Mimi direkt die Augen verdrehte.

„Du bist unmöglich. Wir haben hier eine ernste Krise und du…du…ahh!“

Sie wandte sich aus seinem Griff und raufte sich die Haare.

„Hör auf, so verdammt charmant zu sein, um mich auf deine Seite zu ziehen. Das ist jetzt wirklich unfair“, warf sie ihm vor und blieb mit verschränkten Armen vor ihm stehen.

Taichi lächelte nur zufrieden und freute sich insgeheim darüber sie so aus dem Konzept gebracht zu haben.

„Ich will doch nur unseren Freunden ein wenig auf die Sprünge helfen. So wie du. Ich glaube, Yamato weiß, dass er etwas falsch gemacht hat und der Plan funktioniert nur, wenn du mit an Bord bist“, antwortete er vertrauensvoll und legte zärtlich seine Hände auf ihren Schultern ab.

Sie schien einen kurzen Moment zu überlegen, als sie plötzlich nachgab und widerwillig nickte.

„Aber glaub ja nicht, dass ich das für Yamato mache. Er muss sich jetzt ganz schön beweisen“, warf sie nachdrücklich ein.

„Das wird er schon“, versprach Taichi zuversichtlich, während Mimi sehr nachdenklich auf ihn wirkte.

„Das hoffe ich. Dein Plan klingt auf jeden Fall nicht schlecht“, gab sie zu.

Grinsend wanderte Taichi mit den Händen von ihren Schultern zu ihrer Taille hinunter und zog sie automatisch näher an sich heran.

„Ein Kompliment aus deinem Mund, ist wie Musik in meinen Ohren“, trällerte er erfreut und trieb Mimi ein Lächeln ins Gesicht.

„Wer sagt, dass es ein Kompliment war? War nur eine simple Feststellung.“

„Eine Feststellung? Also du könntest mir ruhig mehr Zuspruch geben, schließlich sind wir…“, er stoppte abrupt und konnte nicht fassen, was er beinahe unbedacht ausgesprochen hätte.

Wollte er ernsthaft behaupten, dass sie zusammen wären? Konnte man das, was sie zurzeit erlebten überhaupt schon als Beziehung beschreiben?

Sie verbrachten lediglich nur mehr Zeit miteinander. Ein wirkliches Date hatten sie noch nicht gehabt, auch wenn sie in Sachen Zurückhaltung deutliche Grenzen überschritten.

Wie oft hatten sie sich in dieser Woche bereits geküsst gehabt? Wie oft sind sie Hand in Hand irgendwo entlanggelaufen, ohne sich Gedanken darüber zu machen? Und auch jetzt im Moment standen sie Arm in Arm, ganz dicht beieinander, ohne diese Situation in Frage zu stellen.

„Schließlich sind wir was?“, hakte Mimi neugierig nach.

Taichi rang nach seinen Worten und wurde sichtlich nervös, was ihm seine weichen Knie deutlich vermittelten. Sollte er es einfach aussprechen? Sollte er sie hier und jetzt einfach fragen, ob sie gemeinsam einen Schritt weitergehen sollten?

„Schließlich…sind wir…wir sind Freunde“, offenbarte er ihr und wollte sich jeden Augenblick selbst dafür Ohrfeigen.

Irritiert machte sich Mimi von ihm los und rang kurz um ihre Fassung, die sie vor ihm wahren wollte.

„Freunde?“, fragte sie in einem verletzten Unterton und Taichi bemerkte sofort, dass er sich missverständlich ausgedrückt hatte.

„Ähm…also so war das…“

„Nein, schon gut“, unterbrach sie ihn schroff, während ihr Gesicht völlig versteinert wirkte. „Ich werde jetzt mal Kaori suchen gehen. Wir brauchen sie ja schließlich auch noch für unseren Plan.“

Kaum hatte sie diesen Satz beendet, setzte sie sich auch schon in Bewegung, bevor Taichi überhaupt etwas erwidern konnte.

„Shit…“, murmelte er, während er ihr hinterher sah.

Er war sauer. Sauer auf sich selbst.

Wieso hatte er sie nur wieder so vor den Kopf gestoßen? War er von allen guten Geistern verlassen?

Warum konnte es nicht einmal in seinem Leben glatt laufen? Wieso stellte er sich immer selbst ein Bein? Hatte er Angst? Wollte er sich selbst vor einer weiteren Enttäuschung bewahren?

Er wusste es nicht.

Das einzige, was er wusste war, dass er sie so verlieren würde.

Und genau das musste er verhindern.
 

_
 

Der kalte Wind blies ihm entgegen und das salzig riechende Meer durchflutete seine Sinne. Er sank in dem kühlen Sand etwas ein, während ein wildes Gewusel vor seinen Augen stattfand.

„Hier, die müssen wir noch befestigen! Dann können wir sie anstecken“, sagte Ryota und reichte Taichi eine der Fackeln weiter, die sein Bruder und er besorgt hatten.

„Wo habt ihr das Zeug denn alles her?“, fragte Taichi irritiert, auch wenn er sich insgeheim freute, dass sich die beiden so für Yamato einsetzten.

„Ach unsere Mutter ist Eventplanerin und eine hoffnungslose Romantikerin. Also Ryota ihr von dem Plan erzählt hatte, war sie Feuer und Flamme uns zu unterstützen. Sie hat uns sogar hergefahren“, meinte Juro tonlos, als er eine Fackel in den sandigen Boden rammte.

„Du hast es deiner Mutter erzählt?“, hakte Taichi verwundert nach und runzelte die Stirn.

„Na und? Wir haben eben ein inniges Verhältnis zueinander. Ich bin eben nicht so ein Eisblock wie Mister Cool hier“, Ryota rümpfte die Nase und schenkte seinem Bruder einen abschätzigen Blick, den er jedoch nicht erwiderte.

„Ach hör doch auf! Du bist sogar noch schlimmer als Mama. Wenn ich daran denke, was du für Akane schon alles getan hast. Sogar einen eigenen Song hast du für sie geschrieben“, zog Juro ihn auf, während Ryota nur die Augen verdrehte

Taichi lachte leise vor sich hin, als sein Blick kurz bei Kaori hängen blieb, die ihre Violine stimmte. Sie wirkte hochkonzentriert und schien ihre Umgebung gar nicht bewusst wahrzunehmen, während sein bester Freund nervös auf und abwanderte.

In seinen Händen knautschte er einen kleinen Bären zusammen, den er selbst einmal zur Geburt

geschenkt bekommen hatte.

„Hey, du läuft noch ein Loch in den Sand“, witzelte Taichi und näherte sich ihm behutsam, ehe er abrupt stehen blieb.

Mit einem angespannten Gesicht wandte er sich Taichi zu und kniff voller Anspannung die Augen zusammen. „Ich hoffe, das geht alles gut. Ich glaube, ich war noch nie so nervös in meinem Leben gewesen“, antwortete er hibbelig und schluckte schwerfällig.

„Das wird schon. Mimi hat mir schon eine SMS geschrieben. Sie sind auf dem Weg und wir müssen noch ein bisschen was aufbauen, damit es auch wirklich perfekt wird“, führte er ihm vor Augen.

Ein mildes Lächeln legte sich über Yamatos Gesicht, als er sachte nickte und gemeinsam mit Taichi zu den anderen ging, um ihr Werk zu vollenden.

Auch Kaori legte die Violine vorsichtig beiseite und half die Fackeln aufzustellen. Sie sollten ein Herz ergeben – das gängigste Symbol der Liebe.

Taichi und Kaori waren gerade dabei die letzte Fackel im Stand zu befestigen, als auch der Rest von ihnen die jeweiligen Musikinstrumente hervorholte und stimmte.

Juro hatte eine seltsame Kiste mitgebracht, auf die er sich daraufgesetzt hatte und einen Rhythmus anstimmte. Neugierig beobachtete Taichi ihn dabei, wie er mit gleichmäßigen Handbewegungen den Kasten schlug und einen ebenmäßigen Beat entstehen ließ.

„Das ist ein Kachon. Eine Kiste, auf der man trommeln kann“, klärte Kaori ihn auf, da sie seinen neugierigen Blick durchaus mitbekommen hatte. „Ist immer eine gute Alternative zu einem Schlagzeug. Das hätten wir hier sicher nicht aufbauen können.“

„Nein, allein schon das Transportieren wäre eine Herausforderung geworden“, stimmte Taichi mit ein, als sein Handy vibrierte.

Hektisch kramte er es aus seiner Jackentasche, öffnete den Posteingang und las die Kurznachricht, die von Mimi stammte.

„Sie sind in zehn Minuten da“, rief er aufgeregt und ließ sein Handy wieder in die Hosentasche verschwinden, als plötzlich alles ganz schnell ging. Gemeinsam mit Ryota steckte er die Fackeln an, während sich die anderen schon auf Position begaben. Ryota schnappte sich als Letzter seiner Gitarre.

Taichi ging schnurstracks einige Schritte nach vorne, um die Mädchen abzupassen und somit sicher zu stellen, dass Sora auch mit ihnen mitkommen würde.

Er stellte sich an den Straßenrand und wartete. Nervös vergrub er seine Finger in den Taschen seines Kapuzenpullis, während die Sterne lautlos über ihm funkelten.

Er richtete seine Aufmerksamkeit auf den Gehweg, der zum Strand führte. Die tosenden Wellen waren im Hintergrund zu hören, während sich das Meer in seiner Schwärze vor ihnen erstreckte.

Im gedämmten Licht der Straßenlaterne sah Taichi, wie Mimi und Sora auf ihn zukamen.

Sora blieb sofort stehen, als sie ihren besten Freund erkannt hatte.

„Mimi, was soll das? Warum ist Taichi hier?“, fragte sie gereizt, da Mimi sie sicherlich mit einer ganz anderen Begründung aus dem Haus gelockt hatte.

„Ähm…naja…“

„Mimi“, zischte sie aufgebracht, als Taichi auf die beiden Mädchen zuging.

„Ich habe sie überredet dich hierher zu locken“, gab er kleinlaut zu und blickte in das zornige Gesicht seiner Freundin.

„Was? Das ist jetzt nicht euer Ernst? Ich gehe keinen Schritt weiter“, meinte sie stur.

„Solltest du aber. Da wartet jemand auf dich, der dringend mit dir sprechen möchte“, erwiderte Mimi sachte, doch Sora verzog nur das Gesicht.

„Du meinst wohl Matt…ich fasse es nicht, dass ihr zwei euch auf seine Seite ziehen lasst“, antwortete sie weinerlich und Tränen glitzerten in ihren Augen.

„Sora hier geht es nicht um Seiten. Es geht um euer Baby“, führte Taichi ihr vor Augen, als eine einzelne Träne ihre Wange hinunterrann.

„Das Baby...“

„Ja, das Baby! Du solltest mitkommen und ihn anhören. Er will mit dir reden und er hat dir etwas Wichtiges zu sagen.“

Taichi streckte ihr seine Hand entgegen, die sie einen Moment schweigsam betrachtete, bevor sie sie zaghaft ergriff und sich von ihm führen ließ.

Mimi folgte ihnen schweigsam, während Taichi immer wieder versuchte zu ihr Blickkontakt aufzunehmen. Doch sie zeigte ihm immer noch die kalte Schulter…

„Oh mein Gott…“, hauchte Sora fassungslos und sah ungläubig zwischen ihren beiden Freunden hin und her. Taichi lächelte zufrieden, während Mimi völlig beeindruckt die Fackellandschaft vor ihnen betrachtete.

Nervös schritt Yamato auf sie zu, als der zärtliche Ton der Violine sich mit dem Einklang der Trommel und der Gitarre vermischte.
 


 

You had your maps drawn

You had other plans

To hang your hopes on

Every road they let you down felt so wrong

So you found another way
 


 

Er drückte den Bären gegen seine Brust, während Sora wie hypnotisiert wirkte. Sie war gefangen, in herzergreifenden Melodie, die tief ins Yamatos Herzen wohnte und machtvoll nach außen drang.

Die Instrumente hielten sich im Hintergrund und unterstützten Yamatos kräftige Stimme, die mit Herzblut seine wahren Gefühle offenbarte.
 


 

You've got a big heart

The way you see the world

It got you this far

You might have some bruises

And a few of scars

But you know you're gonna be okay
 


 

Sora stand völlig baff neben Taichi und ließ seine Hand augenblicklich los, als sie zaghaft auf Matt zugesteuert kam und ergriffen seinen Worten lauschte. Die Tränen standen ihr in den Augen und quollen ihr die rosigen Wangen hinunter, sodass sie sich hektisch über ihr Gesicht fuhr.

Damit schien sie nicht gerechnet zu haben.
 


 

Even though you're scared

You're stronger than you know
 


 

Er ergriff zärtlich ihre Hand und zog sie näher an sich heran, während sie unaufhörlich weinte. Sie presste sich gegen seine starke Brust, als er sich etwas zu ihr hinunterbeugte, sanft lächelte und den Bären vor ihrem Gesicht tanzen ließ. Sora nahm ihn entgegen und drückte ihn sachte an ihre Brust.

Langsam geleitete Yamato sie zu dem Herz aus Flammen, dass sie mühevoll zusammengesetzt hatten.
 


 

If you're lost out where the lights are blinding

Caught in all, the stars are hiding

That's when something wild calls you home, home

If you face the fear that keeps you frozen

Chase the sky into the ocean

That's when something wild calls you home, home
 


 

Der Refrain setzte ein, als Yamato ihre Hand nahm und sie einmal um ihre eigene Achse drehte. Sie lächelte dabei und hielt den Teddybären immer noch fest gegen ihre Brust gedrückt.

Kaoris Violine stimmte den höchsten Ton an, während ihr Bogen mit Leichtigkeit über die Saiten glitt. Juro trommelte im Takt der Violine, als auch Ryota seine Gitarre zum Singen brachte.

Vor Taichis Augen ersteckte sich ein Meer aus Farben, auch wenn man sie nicht sehen konnte. Man spürte die Fülle des Lebens, die durch sämtliche Fasern seines Körpers zog und ihn förmlich mitriss.
 


 

Sometimes the past can

Make the ground benneath you feel like a quicksand

You don't have to worry

You reach for my hand

And i know you're gonna be okay

You're gonna be okay
 


 

Yamato stimmte den letzten Ton an, als dieser langsam im Schall der Nacht verhallte. Die Instrumente verstummten und hinterließen eine angenehme Stille, die eine besondere Form der Magie darstellte.

Es fühlte sich plötzlich alles so leicht an. Wie eine Feder, die durch einen sanften Windzug durch die Lüfte schwebte.

Gerührt stand Sora Yamato gegenüber, der ihr Gesicht zärtlich berührte und die aufkommenden Tränen mit seinem Daumen vorsichtig abfing.

„Heißt das etwa, dass du das Baby…“, ihre Stimme brach abrupt ab, doch sie brauchte nicht mehr zu sagen, als Yamato bereits nickte.

„Ja, wir bekommen das schon hin. Es ist unser Kind und ich möchte, dass wir das gemeinsam schaffen. Ich werde mir nach dem Abschluss einen Job suchen, Geld verdienen, ganz egal…ich will dich nicht verlieren“, sagte er ergriffen und berührte ihren Bauch, der noch sehr flach war und keine Schwangerschaft vermuten ließ.

„Ich will dich auch nicht verlieren…“, schluchzte sie herzergreifend und flüchtete sich in seine starken Arme, die ihr den nötigen Halt schenkten, die sie in diesem Moment brauchte.

Gerührt beobachtete Taichi die beiden, als ihn plötzlich eine Welle der Gefühle erfasste, die er selbst kaum noch kontrollieren konnte.

Er richtete den Blick zu Mimi, die voller Rührung ebenfalls weinte. Sie hatte ihre Hände vor dem Mund zusammengefaltet, während ihre Augen voller Hingabe die beiden Liebenden betrachteten.

Behutsam berührte Taichi ihre Schulter, was Mimi kurz zusammenfahren ließ.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er vorsichtig nach, als sie sich einige Tränen aus dem Gesicht strich und sachte nickte.

„Ja, alles bestens“, sagte sie unterkühlt und schüttelte seine Hand von ihrer Schulter ab, indem sie sich mit großen Schritten von ihm entfernte und sich zu den anderen gesellte.

Verloren blieb Taichi etwas weiter abseitsstehen und beobachtete Mimi dabei, wie sie Kaori ein aufmunterndes Lächeln schenkte und die Jungs für das sagenumwobene Spiel lobte. Ryota tätschelte sich verlegen den Hinterkopf, während Juro nur ein knappes Nicken zu Stande brachte.

Taichi hingegen fühlte sich einfach nur mies.

Während sein bester Freund der Liebe seines Lebens öffentlich seine Gefühle gestand, schaffte es Taichi immer noch nicht zu seinen zu stehen und entfernte sich immer mehr von ihr.

Deswegen musste er sich etwas einfallen lassen. Nur so konnte er ihr zeigen, was sie ihm wirklich bedeutete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
nach ungefähr einem Monat geht es hier endlich weiter!
Ich hoffe, dass ich bald wieder regelmäßigere Updates einführen kann, da ich die Geschichte dieses Jahr gerne noch beenden möchte :)
Das nächste Kapitel wird das „Date“ von Mimi und Tai darstellen, dass sehr ungewöhnlich abläuft.
Des Weiteren möchte auch ich nochmal das neue Projekt von dattelpalme94 und Khaleesi26 ankündigen.
Da es im Digimon Fandom sehr ruhig geworden ist, dachten wir, dass wir ein kleines Drabble-Mitmach-Projekt starten. Die Idee dahinter ist, die Aktivität wieder etwas zu steigern und die Lust am Schreiben neu zu entfachen. Viele Autoren haben im Moment nur wenig Zeit, um sich einer ganzen Geschichte zu widmen, weshalb wir uns wieder für Drabbles entschieden haben (wahrscheinlich Double-oder Tripledrabble), da man sowas immer ziemlich schnell runtertippen kann.
Es soll eine Art Reaktionsgeschichte werden. Ein Grundszenario wird vorgegeben und von dem jeweiligen Autor, der gerade dran ist weitergeführt. Damit es kein Durcheinander gibt, werden wir uns ein paar Regeln überlegen, die das Mitmachen erleichtern sollen.
Eine weitere Sache, die ich erwähnen möchte, ist das die Geschichte nicht zwangsläufig eine Michi werden muss, auch wenn wir drei und auch viele andere dafür bekannt sind. Ich weiß, dass einige von dem Paar mittlerweile sehr genervt sind und sich mehr Vielfalt wünschen, die bei diesem Projekt definitiv gegeben ist.
Wer Interesse hat oder mehr Informationen möchte, kann uns gerne anschreiben oder sich auch direkt an unseren Account Tarima wenden ;)
Ich hoffe, dass sich einige Freiwillige finden werden und wir gemeinsam ein tolles Projekt auf die Beine stellen können :>

P.S.: Den heutige Song findet ihr hier: https://www.youtube.com/watch?v=ytMqO-WQpQ4

Liebe Grüße
dattelpalme11 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Jea1995
2018-06-12T17:48:17+00:00 12.06.2018 19:48
Tolles Kapitel 🙃
Matt tat mir irgendwie Leid :(
Es war halt für beide Unerwartet deswegen kann ich schon verstehen das beide so reagiert haben:)
Und ich finde es super das Tai sich so für sein besten Freund einsetzt und auch alle dazu bringt bei seinem Plan mitzumachen :D
Aber ich muss Tai schon recht geben auch wenn es Mimi verletzt hat. Sie haben es ja noch nicht wirklich geklärt was sie Sind zusammen nur das sie es langsam angehen aber Freunde das passt dann auch irgendwie
Nicht . Ich hoffe das die beiden das Klären :D
Das Song ist toll und passt einfach zu Matts band;))
Liebe Grüße <3
Antwort von:  dattelpalme11
17.06.2018 11:44
Vielen Dank für dein liebes Kommentar :)
Mir auch, vorallem weil er wirklich in dem Moment einfach nur überfordert war >_<
Haha Tai wäre nicht Tai, wenn er sich nicht einmischen würde :D
Ich denke Mimi hat sich einfach etwas anderes erhofft. Mehr als Freunde sind sie auf jeden Fall, aber wie du sagst, sie wollen es auch langsam angehen lassen >_< Echt kompliziert >_<
Ich mag den Song auch unglaublich gerne :>

Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag! <3
Von:  Suben-Uchiha
2018-06-12T16:55:00+00:00 12.06.2018 18:55
Moin meine liebe Tami.:)

Wieder mal ein fabelhaftes Kapitel und es endet mit einem schönen Happy End.
Es freut mich das Matt und Sora wieder zusammen gefunden haben.
Auch wenn ich bezweifelt habe das Pläne, in Sachen Romantik, von Taichi wirklich funktionieren können. Aber gut das er Unterstützung von Mimi,Kaori und Co.bekommen hat.Da war ich dann wieder zuversichtlich.

Aber leider ist der gute Taichi zu blöd um seine eigene Liebesbeziehung auf die Richtige Spur zu bringen. Wie kann er nur das F-Wort sagen wenn man sich schon mal geküsst und Händchen gehalten hat. Da ist das Mädchen doch 100% verletzt danach.
Als ich das gelesen habe konnte ich mir nur an die Stirn fassen und den Kopf schütteln und sagen."Taichi du bist so ein Trottel." xD

Aber ich freue mich schon riesig auf das nächste Kapitel und bin gespannt wie das Date verlauft.

P.S. Das Lied ist wirklich schön. Den Film dazu hab ich auch schon gesehen :)

LG
Sven
Antwort von:  dattelpalme11
17.06.2018 11:42
Vielen Dank für dein liebes Kommentar :)

Freut mich, dass es dir gefallen hat :D
Also man muss ja schon sagen, dass ALLES Taichis Idee war ;) Aber ohne Mimi und die anderen hätte er es nicht durchführen können :P
Ich glaube Matt ist seinem besten Freund deswegen auch sehr dankbar :>

Tai tritt gerne in Fettnäpfchen >_< Ich glaube, er ist teilweise so verunsichert, dass er manchmal einfach nur Blödsinn sagt, den er so gar nicht meint xD
Mimi ist verständlicherweise verletzt, zumal sie sich ja erhofft hätte, dass er endlich Nägel mit Köpfen macht, aber dem war leoder nicht so.

Mal schauen, ob Tai für das Date einen besseren Einfall auf Lager hat :D

Ich mag das Lied auch echt gerne :D Ich glaube den Film habe ich noch nicht gesehen :O Muss ich mal demnächst nachholen ;)

Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag :)
Von:  Hallostern2014
2018-06-12T15:20:32+00:00 12.06.2018 17:20
Huhu😘

Nun komme endlich dazu das Kapitel zu kommentieren.

Tai ist wirklich ein sehr guter Freund. Nicht nur das er sofort merkt worum es Matt wirklich ging. Denn er war damit eher überfordert, dass Sora schon alles möglich erforscht hatte. Er freut sich auf ihr gemeinsames Kind. Und aus der Überforderung hatte er das was gesagt was ihn sofort leid tat.

Die keine Michi Szene fand ich wieder super. Schade nur das Tai nicht endlich den Schritt weiter geht. Und beide endlich ihre Beziehung öffentlich macht. Vielleicht wartet Mimi ja darauf. Das er sagt sie seien Zusammen. Ich kann Mimi verstehen ich wäre auch sauer auf ihn nach so einen Satz.

Aber schon Komisch bei seine Freunde fällt ihn immer so schöne Sachen ein. Geht es um ihn selber macht er alles Falsch. Ich bin gespannt wie er es wieder gerade biegen. Vielleicht helfen da Sora und Matt.🙈

Ich bin sehr gespannt aufs nächste Kap. Freue mich sehr drauf.😍

Ganz liebe grüße und eine schöne rest Woche 😘😘.
Antwort von:  dattelpalme11
17.06.2018 11:29
Vielen Dank für dein liebes Kommentar :)
Tai hat Matt wirklich durchschaut. Leider ist es oft so, dass ein Wort das andere jagt und dadurch Missverständnisse entstehen können :/

Leider tritt Tai gerne in Fettnäpfchen >_> Ich denke, er ist auch einfach nur verunsichert und will eigentlich nichts Falsches sagen, sagt es aber dann trotzdem >_< An Mimis Stelle wäre ich auch enttäuscht :/

Vielleicht überrascht Taichi dich im nächsten Kapitel ja ;) Ich denke schon, dass ihm für Mimi auch was Schönes einfallen würde :>
Er muss sich nur trauen :D

Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag! :**


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