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№ 120

von

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Sasuke


 

*
 

„Mein Name ist Sasuke Uchiha. Ich will, dass du mit mir nach draußen kommst.“
 

Madaras Gesichtsausdruck beherrschten Unglaube und Zorn. Er hatte vor sich jenen jungen Mann stehen, mit dem Nobuko ihn betrogen hatte. Trotz der Situation, die jeden anderen jegliche Rationalität genommen hätte, kombinierte Madara rasch: Sasuke musste seine Adresse von Nobuko haben. Irgendwie hatte er es aus ihr herausbekommen und Nobuko hatte wahrscheinlich versucht, Madara vorzuwarnen.
 

Madara betrachtete sein Gegenüber. Sasuke sah seinem Bruder nicht nur auf Fotos, sondern auch in Echt ähnlich. Zu all dem, was er verspürte, kam nun auch Bitterkeit hinzu, und Madaras Griff um die Türklinke wurde fester. „Weshalb bist du hier?“ Schneidender und kälter hätte Stimme nicht sein können.
 

Sasuke befeuchtete seine Lippen und antwortete: „Um mich für das, was ich gemacht habe, zu verantworten. Lass uns rausgehen. Du wirst schon erfahren, was ich meine.“
 

Madara war skeptisch. Trotzdem nahm er die Schlüssel zu seiner Wohnung vom Beistelltisch im Flur, trat über die Türschwelle, was Sasuke dazu bewegte, einen Schritt zurückzumachen, und schloss die Tür hinter sich. Er hatte letztens erst, im Archivraum, darüber nachgedacht, was passieren könnte, wenn er auf Sasuke träfe. Und nun kam er, ganz von allein, zu ihm.
 

Er folgte Sasuke zum Aufzug und trug den Wunsch in sich, ihm seine Faust ins Gesicht zu drücken. Madara wollte aber zuerst wissen, was Sasuke ihm zu sagen hatte und wohin er ihn führen wollte. Er war auf alles gefasst. Dem jungen Mann so nahe, roch er das Parfüm, das Nobuko den einen Tag auf ihrer Haut getragen hatte, und rümpfte verächtlich die Nase.
 

Sie verließen das Gebäude, überquerten die Straße und kamen auf einem menschenleeren, von einer einzigen großen Lampe in der Mitte erleuchteten Parkplatz zum Stehen. Sasuke wandte sich sofort um. „Ich will, dass du mich schlägst“, verkündete er.
 

Madaras Augenbrauen wanderten in die Höhe. Hatte der Kerl nicht mehr alle beisammen? Natürlich hatte er nichts dagegen, Sasuke eine zu verpassen. Er verwunderte ihn aber, dass Sasuke ihn dazu ernsthaft aufforderte. „Was erhoffst du dir davon?“
 

Sasuke senkte den Blick. „Genauso wie Nobuko dir fremdgegangen ist, bin ich meiner Ex-Freundin fremdgegangen“, erklärte er. „Ich bereue es. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Deshalb will ich, dass du mich richtest. Ich habe deine Adresse von Nobuko. Bis zum gestrigen Tag hatte ich keine Ahnung, wer du bist. Jetzt weiß ich es.“
 

„Ich verstehe.“ Genau wie er es vermutet hatte.
 

Sasuke hob die Arme. „Ich werde mich nicht wehren. Schlag zu. Halt dich nicht zurück. Ich habe es verdient.“ 
 

Er brauchte das. Sasuke war fest davon überzeugt, dass er eine Abreibung von Madara brauchte und es ihm im Leben weiterhelfen konnte.
 

„Daran denke ich überhaupt nicht“, antwortete Madara kühl. Er hob seine Hand und formte sie zur Faust. Madara dacht an Nobuko, dachte an den Tag, an dem er sie konfrontiert hatte.
 

Er holte aus und schlug zu.
 

Sasuke taumelte zurück und keuchte auf vor Schmerz. Madara hatte auf seine linke Gesichtshälfte gezielt und die Nase verfehlt. „Noch einmal“, knurrte Sasuke wild. „Schlag fester zu!“
 

Ein zweites Mal krachte Madaras Faust in Sasukes Gesicht. Auch dieses Mal verfehlte er die Nase, bescherte Sasuke aber das Gefühl, sein Kiefer würde gleich bersten.
 

Madaras Hand tat weh und seine Knöchel schienen unter der Haut zu pulsieren und anzuschwellen. Er löste mit einem leisen Zischen die Faust und betrachtete Sasuke, der sich auf seine Oberschenkel gestützt hatte. Madara hatte dafür gesorgt, dass Sasukes Lippen an den Rändern aufgeplatzt waren.
 

Auch wenn Sasuke ihn aufgefordert hatte, sich nicht zurückzuhalten; auch wenn Madara sich nicht zurückhalten hatte wollen – er hatte sich zurückgehalten. Schlicht und ergreifend deshalb, weil dieser junge Mann seinem Bruder ähnlich sah. Er hätte Sasuke liebend gerne die Nase aufs Äußerste lädiert.
 

Sasuke richtete sich auf und berührte sein Kiefer. Es schien nichts gebrochen zu sein, und alle Zähne waren noch an ihren Plätzen, soweit er das beurteilen konnte. Sasuke schmeckte sein eigenes Blut und nahm den Schmerz hin wie eine Heldenfigur.
 

„Lass dich bald verarzten“, riet Madara Sasuke und wandte sich zum Gehen. Sie hatten einander nichts mehr zu sagen.
 

Zu Hause angekommen, kühlte Madara seine Knöchel, bearbeitete sie mit Salbe und verband die schmerzenden Stellen. Dann setzte Madara sich an seinen Laptop. Seltsamerweise war er nicht nur von Zufriedenheit, sondern auch von Determination erfüllt, stellte mental eine E-Mail zusammen, tippte sie mit glühenden Knöcheln ab und schickte sie, ohne weitere Überlegungen, an Sakura. Es war gut, dass Sasuke aufgetaucht war. Die Hemmungen waren verschwunden und Madara wusste nun, was er wollte.
 

Als Sakura noch am gleichen Abend Madaras E-Mail las, durchfuhr sie eine schöne, einnehmende Empfindung. Es war eine lange Mail, an deren Ende er sie um ein Treffen bat.
 

Sie hatte Mikoto ihre Gefühle Madara gegenüber offenbart und sie nach ihrer Meinung gefragt. Alles, alles hatte Sakura ihr gesagt, was sie beschäftigt hatte und es teilweise auch jetzt noch immer tat. Aber Madara nahm sich all dieser Punkte in der E-Mail an und elaborierte jeden einzelnen davon, so als ginge er direkt auf ihre Gedankengänge ein.
 

Natürlich waren all ihre Zweifel nicht auf einmal wie weggeblasen. Doch Madaras Text an sie und die Erinnerung an die Konversation mit Mikoto, in welcher es um das Zusammenkommen von ihr und Fugaku gegangen war, glätteten ein wenig die Wogen der Unsicherheit.
 

Sakura seufzte, erleichtert und glücklich gleichermaßen. Sie beschloss, erst morgen auf die E-Mail zu antworten. Bis dahin hatte sie genug Zeit, über Formulierungen nachzudenken. Sich entschieden hatte sie bereits.
 

*
 

„Was zum Teufel ist mit deiner Hand?“ Izuna starrte auf Madaras Hand, während Madara mehrere Schreiben unterschrieb.
 

„Nichts Besonderes“, antwortete Madara, schloss das Postmäppchen und reichte es Izuna mit der heilen Hand. Am liebsten hätte er Izuna gleich gesagt, dass er Frau Haruno in ein Restaurant eingeladen und sie zugestimmt hatte. Da sie aber in der Kanzlei waren und Madara keine persönlichen Dinge in einer solchen Umgebung besprechen wollte – auch nicht hinter verschlossenen Türen –, schwieg er.
 

„Hn“, machte Izuna zweiflerisch. Es sah so aus, als hätte Madara gegen irgendetwas geschlagen. Wenn nicht gegen irgendjemanden. Izuna wusste, dass er aus Madara nichts hrausbekommen würde, nicht jetzt, nicht heute. „Gut, dann gehe ich wieder nach unten und vergammele in meinem Büro, während mein Bruder Geheimnisse vor mir hat.“
 

„Wir sind erwachsene Menschen, keine Kleinkinder, Izuna“, rügte Madara Izuna in einem ruhigen Tonfall und widmete sich seinem Bildschirm.
 

Izunas Lippen wurden zu einem dünnen Strich. Dann prustete er kurz, schüttelte den Kopf und ging. Etwas Gutes war passiert, dessen war Izuna sich sicher. Er würde die Wahrheit noch erfahren.
 

Obwohl Madaras Tag stressig wurde und voller Telefonate, freute er sich auf das Treffen mit Sakura. Sie hatten sich um 18:00 Uhr verabredet, an einem Ort, von Madara sich sehr sicher war, dass sie niemand aus dieser Kanzlei sehen könnte. Zumindest war die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering.
 

Gegen siebzehn Uhr kam Izuna zu ihm hoch, um ihn darüber zu unterrichten, dass er Feierabend hatte. Madara reagierte mit einer Kopfbewegung.
 

„Geht es Frau Haruno gut? Hast du was von ihr gehört?“
 

Madara blinzelte in Izunas Richtung, was seinen Bruder lächeln ließ. Das Gute hatte etwas mit Frau Haruno zu tun. Das wusste er auf Anhieb. Er hatte es die ganze Zeit über vermutet und nun erhielt er den Beweis.
 

Izuna verabschiedete sich und ging, während Madara sich an die Arbeit machte. So richtig konzentrieren konnte er sich allerdings nicht mehr, denn er begann, häufiger auf die Uhrzeit zu schauen. Um 17:30 schaltete er den PC aus und verließ sein Büro.
 

Das Restaurant lag etwa eine Viertelstunde Autofahrt von der Kanzlei entfernt.
 

Sakura wartete bereits auf ihn, als er am Treffpunkt, dem Eingang ins Restaurant, ankam, und wirkte aufgeregt. Sie wirkte nicht nur so, sie war es auch. „Hallo, Herr Uchiha!“, begrüßte sie ihn, als er an sie herantrat. Ihr fielen augenblicklich die verbundenen Knöchel auf. „Ist etwas passiert?“
 

„Ich erzähle es Ihnen drinnen“, sagte Madara. „Lassen Sie uns rein.“
 

Sakura nickte und trat durch die Tür, die ihr von Madara geöffnet wurde. Sie spazierten gemeinsam über einen roten Teppich zum Empfang und wurden an ihren Tisch geführt. Alles schien antik, und die anwesenden Gäste mit ihren funkelnden Armbändern, Ohrringen und Ketten hätten Millionäre sein können.
 

Sakura hatte sich zurechtgemacht. Ihre Stirn glänzte zwar arg, aber das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.
 

Sakura hatte sich nicht über das Restaurant informiert und fühlte sich von den Preisen auf der Speisekarte erschlagen. Madara hatte das Geld. Sie aber nicht. Bereits als sie angekommen war und einen Blick in das Innere des Restaurant gespäht hatte, war ihr klageworden, dass es hier nicht billig werden würde. Dass die Preise aber so hoch sein würden, das hätte sie nicht gedacht.
 

„Schauen Sie bitte nicht auf die Preise“, bat Madara, ohne von der Speisekarte aufzusehen. „Ich bin hier selbst nicht so oft und will Sie dieses Mal einladen.“ Er hatte mit sich gekämpft, ob er sie hierher einladen sollte. Letztendlich hatte er sich aber nicht mehr von den Assoziationen mit Nobuko beherrschen lassen wollen. Sakura war anders.
 

Sakuras Kopf versank zwischen ihren Schultern. Er wollte für beide bezahlen? Oh, nicht, dass sie es ablehnen wollte, dass er für sie bezahlte. Nicht, dass sie das nicht wollte. Es war einfach verdammt teuer.
 

„Nächstes Mal gehen wir an einen bescheideneren Ort“, sagte er, um ihr Unwohlsein zu mildern.
 

Sakura blinzelte, ließ die Speisekarte sinken und begegnete Madaras schwarzen Augen, in denen sich das Licht des Kronleuchters über ihren Köpfen reflektierte. Sie lächelte schief. „Okay.“
 

Man nahm ihre Bestellung auf, und Sakura sprach Madara erneut auf seine Knöchel an.
 

„Eine witzige Geschichte“, meinte Madara und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Hier konnte er sich mit Sakura ausschweifend unterhalten; die Tische waren weit genug voneinander entfernt und er kannte keinen. „Gestern erschien der Mann, mit dem mich meine Ex-Partnerin betrogen hat, vor meiner Haustür.“ Madara ließ nichts aus und konstatierte bei sich, dass der Junge tatsächlich Mumm in den Knochen hatte, um bei ihm aufzutauchen. Das hätten nicht viele gemacht, vollkommen egal aus welchen Gründen.
 

„Tut es Ihnen noch weh?“
 

„Nein, es ist nur unangenehm. Der Bursche dürfte gerade mehr Schmerzen haben.“
 

Sakura fühlte sie stark an Sasuke erinnert, hatte den Eindruck, dass er zu einer solchen Sache fähig gewesen wäre, schob es aber darauf, dass sie beide neuerdings wieder miteinander interagierten. Sie tauschten täglich Nachrichten aus. Nicht besonders viele, aber Sasuke schien damit absolut zufrieden zu sein. Er ließ ihr Zeit zum Antworten und drängte sie nicht.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Sakura, dass es gut und gerne Sasuke hätte sein können, mit dem Madaras Freundin ihn betrogen hatte. Sie stempelte das allerdings schnell als Unsinn ab und widmete sich gemeinsam mit Madara dem Essen, das sie bestellt hatten.
 

„Jetzt, wo wir einander treffen“, sagte Madara, „können wir uns gerne duzen, Sakura.“ Es war das erste Mal, dass er nur ihren Vornamen aussprach und seine Zunge kribbelte dabei. Es war ungewöhnlich, aber er wollte fort von dem Chef-Angestellter-Verhältnis.
 

Treffen. Sakura. Gott, das klang so surreal. Und schön. Sakuras Lippen und Kehle wurden auf einmal trocken, weshalb sie nach ihrem Glas Wasser griff. Sie wollte sich an seinem Namen Probieren. „Ist gut“, sagte sie und fügte nach kurzer Pause hinzu: „Madara.“
 

Auf seinem Gesicht lag die Andeutung eines Lächelns.
 

Nach der Bezahlung schlug Madara einen kurzen Spaziergang vor und Sakura willigte ein. Der Abend heute war angenehm und wie dafür geschaffen.
 

„Ich wollte es vorhin nicht sagen“, begann Sakura, „aber ich habe mich mit meiner Ex-Freund getroffen.“
 

Verwundert sah Madara sie von der Seite an und wehrte sich gegen falsche Annahmen. Er ließ Sakura ausreden und nickte langsam, nachdem sie geendet hatte. Zugegeben war er überhaupt nicht begeistert darüber, dass Sakura sich mit ihrem Ex-Freund traf. Insbesondere, wenn er sie betrogen hatte. Er hatte die Sorge, dass…
 

„Ich habe ihm klar zu verstehen gegeben, dass aus uns beiden nichts wird und wir keine Freunde sein können“, unterbrach Sakura seinen Gedankenlauf. „Und ich habe ihm gesagt, dass es jemanden gibt, den ich mag. Ich denke nicht, dass er etwas versuchen wird.“
 

Und ich habe ihm gesagt, dass es jemanden gibt, den ich mag. Madara fühlte sich geschmeichelt und glaubte nicht, dass Sakura ihm ein Bein stellen könnte. Er machte sich dennoch Sorgen wegen ihres ehemaligen Freundes. Er entschied schließlich, Sakura gegenüber ehrlich zu sein und formulierte aus, was ihm durch den Kopf ging.
 

Sie bogen um die Ecke ab. Ein wenig schade fand sie es schon, dass Madara so misstrauisch war, konnte es ihm aber auch nicht verübeln. Sie würde die Dinge nicht anders sehen. Dennoch sagte sie: „Mach dir keine Sorgen. Sasuke wird wirklich nichts versuchen.“
 

Sie bekam nicht mit, wie Madara abrupt anhielt. Erst als sie zwei Schritte weiter war, bemerkte sie seine Abwesenheit an ihrer Seite und wandte sich nach ihm um.

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Sein Mund stand leicht offen, seine Brauen hatte er zusammengezogen und seine Brust war sichtlich angeschwollen. „Was hast du gerade gesagt?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2018-02-26T18:32:01+00:00 26.02.2018 19:32
Super Geschichte, sie hat mich wirklich sehr gut unnterhalten.
Mir gefällt es wie sie geschrieben ist, und auch vom Inhalt her.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von: abgemeldet
27.02.2018 11:40
Hallo!

Vielen Dank. Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt. Das nächste Kapitel ist bereits in Arbeit.

Liebe Grüße

C.
Von:  SenseiSasuNaru
2018-02-25T09:13:10+00:00 25.02.2018 10:13
Hallo Klasse Kapitel. War interessant. Klasse das Madara und Sasuke 🤗. Bin gespannt wie es weitergeht. LG
Von:  Rinnava
2018-02-25T00:11:27+00:00 25.02.2018 01:11
Hi
wieder ein super kapi :)
ich wünsche dir auch eine gute Nacht :)
GGGGGVLG Rin


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