Zum Inhalt der Seite

№ 120

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der erste Praktikumstag


 

*
 

Wie auch am ersten Tag meldete sich Sakura an der Rezeption, und fünf Minuten später betrat Izuna den Warteraum, um sie abzuholen.
 

„Schön, dass Sie da sind, und auch noch sehr pünktlich. Manche versagen bereits bei diesem Punkt.“
 

Sakuras erster Praktikumstag begann damit, dass Izuna sie durch den gesamten, grell erleuchteten Gebäudekomplex führte, den es kennenzulernen galt. Die wichtigsten Stationen waren die saubere Damentoilette und die große Küche, in der sie sich in der Pause etwas zu essen machen konnte. Jedes Stockwerk verfügte über eine eigene Toilette und eine eigene Küche.
 

Sakura irritierte es ungemein, dass Izuna Sasuke so ähnlich sah – sie hatte sich bereits gestern Abend viele Gedanken darum gemacht –, weswegen sie sich bemühte, so wenig Blickkontakt wie möglich mit ihm zu haben. Das war nicht besonders schwer, da auch Izuna sie nur selten ansah, und meistens nur kurz, wie um sich zu vergewissern, dass sie ihm noch auf Schritt und Tritt folgte und seinen erklärenden Worten auch wirklich lauschte.
 

Es war knapp einen Monat her, dass Sakura sich von Sasuke getrennt hatte – ausgerechnet Tage vor Weihnachten, dem Fest der Liebe. Wie unfassbar ironisch. Sakuras Abwehrmechanismus hatte sich erst kürzlich aktiviert, weswegen man sie gelegentlich sarkastisch oder gar zynisch über romantische zwischenmenschliche Beziehungen sprechen hörte. Manchmal dachte sie aber immer noch an die gemeinsame Zeit mit Sasuke und fragte sich, wie es ihm ging, was er tat, obwohl er ihr sowohl Weihnachten als auch Silvester ruiniert hatte.
 

Weihnachten hatte sie leblos wie eine Puppe zwischen ihren Familienmitgliedern am Tisch gesessen und sich zum Lächeln und Essen zwingen müssen, um anderen nicht die Stimmung zu vermiesen. Ein Glück hatte sie Geschenke für ihre Freunde und Familie rechtzeitig geholt, sodass sie sich nicht auch noch in die Stadt hatte schleppen müssen. Silvester hatte sie alleine in ihrem Zimmer am Laptop verbracht, die Vorhänge zugezogen, während draußen geknallt und geböllert worden war. Eigentlich hatten sie Silvester zusammen verbringen wollen. Er hatte das sicher mit dieser Fremden gemacht.
 

Sasuke hatte die Dreistigkeit besessen, sie zu einem klärenden Gespräch einzuladen. Bei einem Kaffee in einem Café, in dem sie sich oft getroffen hatten, wollte er ihr alles erklären. Sakura lehnte ab und schrieb ihm ellenlange Texte, die nur so vor Wut und Traurigkeit trieften. Letztendlich, nach einigem Hin und Her, blockte sie ihn, damit er sie nicht weiterhin verletzen konnte. Sie benötigte seine Erklärungen nicht. Wie weit die beiden gegangen waren, das wusste sie nicht. Er hatte sie betrogen und sie hatte hinreichend Beweise dafür gehabt, mehr brauchte sie nicht zu wissen.
 

Izuna zeigte Sakura das Sekretariat und stellte sie allen Anwesenden vor. Es waren alles Frauen, mit schwarzen Hosen und weißen oder blauen Blusen bekleidet. Sakuras Aufzug unterschied sich farblich nicht von der Kleidung der anderen; dafür war ihre Bluse mit Rüschen ausgestattet und anstatt einer Hose trug sie einen knielangen, strengen Rock. „Guten Morgen“, grüßte Sakura freundlich. „Mein Name ist Sakura Haruno, ich bin Praktikantin.“
 

Nach einer guten Viertelstunde, in der sie Bilanzbuchhalter und Steuerfachwirte kennenlernte, landeten sie schließlich vor dem Chefbüro im höchsten Stockwerk. Izuna klopfte gegen die Tür, sah durch den durchsichtigen, bohnenförmigen Teil der Tür und drückte dann die Klinke herunter.
 

Das Chefbüro war ein einziger großer Raum, den drei gigantische und breite Bücherregale in Zwei teilten. Die eine Hälfte besetzte Madara Uchiha, der sein Headset herunternahm, als Izuna eintrat. Der zweite war Hikaku Uchiha, der, am Fenster stehend, telefonierte. Es war noch dunkel und das Fenster ging auf den Parkplatz.
 

Izuna nickte Madara zu und führte Sakura zu Madara, der ihr die Hand drückte und sie lautlos mit wenigen Bewegungen seiner Lippen grüßte.
 

Hikaku wollte man nicht weiter stören; Izuna meinte, es werde sich die Tage sicher eine Gelegenheit ergeben, ihm Guten Tag zu sagen und sich vorzustellen, weswegen er Sakura in sein Büro führte. Der Raum war zwar nicht annähernd so groß wie das Chefbüro, aber doch recht groß. Zwei Tische standen nebeneinander, beide mit Drehstühlen und PC-Systemen ausgestattet; auf einem lag ein beschriebener Zettel. An den Wänden standen Regale, deren Böden sich unter zahlreichen Ordnern beugten.
 

„Nehmen Sie hier Platz“, sagte Izuna und wies Sakura ihren Platz zu, ehe er aus dem Regal einen Ordner nahm. „Bevor wir anfangen können, brauche ich von Ihnen noch eine Unterschrift. Das, was Sie die nächsten fünf Tage zu Gesicht bekommen werden, sind vertrauliche Informationen und Daten.“
 

Er begann, sie über ihre Schweigepflicht aufzuklären, und als er endete, unterschrieb Sakura den Zettel, auf welchem alles, was Izuna ihr soeben vermittelt hatte, zusammengefasst wurde. Danach erklärte er sehr lange, begann bei Haben und Soll und beschrieb zwei blanke Blätter, zeichnete Grafiken, um Dinge zu veranschaulichen, und öffnete schließlich den Ordner.
 

„Ich weiß, dass das jetzt viel auf einmal war, aber Sie brauchen sich nicht alles zu merken, das werden Sie noch in der Schule und hier lernen, ich wollte nur einen Überblick schaffen. Das ist einer unserer Kunden“, erklärte er und tippte auf die Kontoauszüge, „und das sind alle Kontoauszüge, die er uns hat zukommen lassen. Jede Einnahme und Ausgabe wird ins System eingetragen. Für jede Art der Einnahme oder Ausgabe gibt es eine Zahl, wie sie dieser Tabelle hier entnehmen können.“
 

Sakura betrachtete die Tabelle, die Izuna für sie ausgedruckt hatte.
 

„Am Ende muss man den gleichen Betrag erhalten wie auf dem letzten Kontoauszug. Wenn die Beträge unterschiedlich sind, dann haben Sie einen Fehler gemacht. Ich werde Ihnen jetzt zeigen, wie Sie das alles machen, dann werde ich Ihnen eine Weile zusehen und dann werden Sie selbstständig arbeiten.“
 

Kurze Zeit später saß Izuna an seinem Platz und ging seinen eigenen Erledigungen nach. Gelegentlich telefonierte er und leitete Anrufe weiter, größtenteils berechnete er etwas. Einmal sah er zu Sakura auf und sagte: „Wenn Sie Hilfe brauchen, scheuen Sie sich nicht zu fragen. Ich bin da, um zu helfen. Sie stören mich nicht.“ Er wunderte sich nämlich, dass es bei Sakura sehr gut zu laufen schien und sie alles auf Anhieb begriffen hatte. Das kurze Praktikum bei Mikoto war inoffizieller Natur gewesen und sie hatte bei ihrem Vorstellungsgespräch nicht erwähnt, dass sie Mikoto hatte zuschauen dürfen und bereits einiges wusste.
 

Mikoto. Ob Sasukes Mutter wusste, was der Grund für die Trennung gewesen war? Stand Sakura vielleicht als die Böse da? Nach Inos Offenbarungen traute Sakura ihm alles zu. Mikoto hatte Sakura ins Herz geschlossen, und auch Sakura hatte sich mit Mikoto gut verstanden. Sie wäre mit Sicherheit enttäuscht, wenn sie wüsste, was ihr Sohn trieb.
 

Obwohl Izuna sie optisch sehr an Sasuke erinnerte, fühlte sie sich in dem Raum nicht unwohl. Es war wirklich nur das Äußere, das die beiden gemein hatten, und so konnte Sakura sich in Ruhe auf die Aufgabe konzentrieren, die man ihr gegeben hatte. Sie würde ein Jahr lang Buchführung machen. Gerade machte es ihr tatsächlich irgendwie Spaß, auch wenn es nach einigen Monaten anders aussehen könnte.
 

Von 11:30 bis 13:30 Uhr war Pause. Sakura und Izuna suchten gemeinsam die Küche auf, die Izunas Büro am nächsten war. Sakura erhitzte Wasser, um sich schnell Instant-Haferbrei zu machen, den sie mit mitgenommenen Nüssen und getrockneten Früchten veredelte. Gemeinsam mit Izuna ließ sie sich an einen der insgesamt drei Tische nieder, den bereits drei andere besetzten, und ließ sich Dinge über die Ausbildung erzählen, für die sie sich entschieden hatte.
 

Sie erfuhr, dass Uchiha&Co. dieses Jahr drei Auszubildende übernehmen würde. Wenn das Unternehmen sie übernehmen würde, dann wäre es Izunas Ansicht nach gut, einige Gleichaltrige um sich zu haben, die wie sie von Null anfingen und sich gegenseitig stützen könnten.
 

Eine halbe Stunde später saß Sakura alleine im Büro und schrieb mit Ino. Als Madara vorbeiging und sie registrierte, hielt er inne. Er klopfte, um Sakuras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Wie geht es voran?“, erkundigte er sich.
 

Er wirkte anders als die zwei anderen Male. Beim Bewerbungsgespräch und dem zufälligen Treffen war wenigstens Leben in seinen Zügen gewesen und er hatte den Eindruck eins lebendigen Menschen suggeriert. Heute wirkte er abiotisch und seine Miene war hart wie Stein, was sie ein wenig erschreckte.
 

Während Sakura zu einem Sarkast und Zyniker wurde, was Männer und die Liebe anging, verwandelte sich Madara Stück für Stück in einen Eisklotz, der insbesondere Frauen gegenüber sehr distanziert war. Er hatte zu Nobuko seit dem Tag, an dem sie gegangen war, keinen Kontakt gehabt, und genau wie Izuna es prophezeit hatte, war er alles aus seiner Wohnung losgeworden, das mit Nobuko zu tun gehabt hatte. Bücher, die sie ihm ausgeliehen hatte, die er aber aus Zeitmangel nie gelesen hatte, hatte er in einen Karton gepackt und ihn vor ihrer Haustür abgeliefert. Sie hatte einiges von ihm ausgeliehen, aber es handelte sich um Kleinigkeiten, die er nicht brauchte, weshalb er keinerlei Anstalten gemacht hatte, das Ausgeliehene zurückzuholen. Er hoffte, dass sie es weggeworfen oder verbrannt hatte.
 

„Ganz gut“, erwiderte Sakura zaghaft, das Mobiltelefon aus den Händen legend. „Ich bin froh, hier zu sein.“
 

Madara nickte und ging.
 

Als Izuna zurückkehrte, fuhr sie damit fort, die Einnahmen und Ausgaben des Kunden weiter konzentriert und sorgfältig ins System einzutragen.
 

Zwanzig vor vier sah Izuna flüchtig über das, was sie vollbracht hatte. Auf den ersten Blick sah alles wunderbar aus und Sakura versicherte ihm, dass die Endbeträge einander glichen.
 

„Gut, dann war es das für heute“, verkündete Izuna und lächelte, als Sakura verwundert zu der Uhr über dem Türrahmen blickte, deren Zeiger sich leise fortbewegten. „Ich werde mich daran machen, Ihre Arbeit durchzugucken. Da Sie fast siebzig Seiten haben, wird das etwas dauern. Sie müssen nicht anwesend sein, während ich das tue.“
 

Sakura nickte und begann, sich anzuziehen.
 

Izuna begleitete Sakura zum Eingang, wo er sich von ihr verabschiedete.
 

„Auf Wiedersehen und bis morgen“, antwortete Sakura und trat an die kalte Luft hinaus.
 

Izuna kehrte in sein Büro zurück und prüfte die Zahlen. Sobald er das getan hatte, suchte er Madara auf, der mit gerunzelter Stirn in einem Ordner blätterte.
 

„Sakura Haruno hat heute keinen einzigen Fehler gemacht“, berichtete er. „Sie macht alles andere als einen begriffsstutzigen Eindruck. Daneben kleidet und benimmt sie sich sehr adäquat. Ich bin jetzt schon dafür, dass wir sie übernehmen.“ Izuna machte eine Pause und erwartete offensichtlich eine Reaktion seitens Madara. Aber er erhielt sie nicht. „Hast du vor, wieder Überstunden einzulegen? Du hast das letzte Woche schon täglich gemacht“, sagte Izuna daraufhin genervt und schob die Hände in die Hosentaschen.
 

Madara sah auf und ließ den Ordner sinken. „Es freut mich, dass Frau Haruno ihre Sache gut macht. Ich werde heute nur eine Stunde länger bleiben“, antwortete er mechanisch und widmete sich dann wieder dem Blättern des Ordners.
 

Izuna seufzte. Da er ebenfalls ein Privatleben hatte, das nicht ausschließlich mit Madaras Person verwoben war, würde er gleich nach Hause fahren.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rinnava
2017-06-14T20:37:56+00:00 14.06.2017 22:37
Hi
Sakura ist eine fleissige und ordentliche Perso (was ich gut finde)

sonst war es wieder ein sehr gutes kapi (was ich regelrecht verschlungen haben weil ich richtig in die story und stituation mich reinversetzen kann)
sonst freue ich mich auf das nächste kapi und auch daruf es zu verschlingen xD
GGGGGVLG Rin

Antwort von: abgemeldet
16.06.2017 00:26
Hey!

Danke vielmals für deinen Kommentar. Freut mich sehr, dass die die FF so gut gefällt! Hoffentlich sagt dir auch das neue Kapitel zu.

Liebe Grüße

C.
Von:  BijouOMG
2017-06-14T14:25:30+00:00 14.06.2017 16:25
Tja. Sakura ist halt eine fleißige und schlaue Biene. Thihi ♥ Freut mich dass sie sich so gut gemacht hat, auch wenn ich nichts anderes erwartet habe.
Mal sehen wie die Beiden sich wohl Näher kommen *schmunzel* xD
Freue mich sehr auf das nächste Kapitel! :)
Antwort von: abgemeldet
16.06.2017 00:26
Sie ist in der Tat eine sehr fleißige und schlaue Biene!
Im nächsten Kapitel geht's dann auch los.

Liebe Grüße

C.
Von:  SenseiSasuNaru
2017-06-14T09:34:50+00:00 14.06.2017 11:34
Hallo interessant das Kapitel wie immer. Ich freue mich auf das nächste Kapitel bis denn. Lg
Antwort von: abgemeldet
16.06.2017 00:25
Danke für deinen Kommentar!

Liebe Grüße

C.


Zurück